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Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch

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sche Maßnahmen fungieren, die von aus der<br />

Ferne agieren<strong>den</strong>, nicht rechenschaftspflichtigen<br />

und undurchsichtigen Planungsgremien<br />

entworfen wor<strong>den</strong> sind. Die geballte Kraft<br />

lokaler Gemeinschaften kann als Katalysator<br />

<strong>für</strong> schnellere Fortschritte dienen – ein darauf<br />

zugeschnittenes <strong>Wasser</strong>bewirtschaftungskonzept<br />

ist jedoch erforderlich, damit überhaupt<br />

etwas passiert.<br />

Regierungen und Geberländer betonen inzwischen<br />

die Notwendigkeit eines bedarfsorientierten<br />

Ansatzes. Auf ganz grundsätzlicher<br />

Ebene heißt das einfach nur, dass beim <strong>Wasser</strong>versorgungsangebot<br />

vor allem davon ausgegangen<br />

wer<strong>den</strong> sollte, was die Nutzer wollen, welche<br />

Technologien sie bezahlen können und<br />

wollen und welche sie auch instandhalten können.<br />

Die lokale Bevölkerung kommt bereits<br />

ganz zu Anfang ins Spiel, wenn es um die Partizipation<br />

im Entwurfsprozess geht und sie ihre<br />

eigenen Pläne einbringen und kollektiv über<br />

<strong>den</strong> Typus und das Niveau der Versorgungsdienstleistungen<br />

beschließen kann, die sie benötigt.<br />

Dieser Prozess geht natürlich nicht ohne<br />

Probleme vonstatten. Lokale Gemeinschaften<br />

auf dem Land sind nicht homogen, und bei der<br />

Partizipation der Bevölkerung vor Ort kann<br />

verschleiert wer<strong>den</strong>, dass die Frauen und die<br />

arme Landbevölkerung von der Entscheidungsfindung<br />

ausgeschlossen sind. Dennoch bildet<br />

die Einbeziehung der lokalen Gemeinschaften<br />

eine Basis <strong>für</strong> Fortschritte.<br />

Es ist schwierig, Bedingungen <strong>für</strong> erfolgreiche<br />

bedarfsorientierte Verfahren zu schaffen.<br />

Dezentralisierung und Übertragung von Befugnissen<br />

auf lokale Behör<strong>den</strong> sind wichtig, jedoch<br />

nicht immer erfolgreich. In Äthiopien wur<strong>den</strong><br />

durch Dezentralisierung umfangreiche Befugnisse<br />

auf Distrikt- und Kommunalbehör<strong>den</strong><br />

übertragen. Die finanziellen and <strong>menschlichen</strong><br />

Kapazitäten sind jedoch immer noch schwach<br />

ausgeprägt, und in einigen Gebieten wird der<br />

rechtliche Status der Dorfkomitees <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>und<br />

Sanitärversorgung nicht anerkannt. 46 Lokale<br />

Gemeinschaften auf dem Land haben dadurch<br />

schlechte Chancen, Ansprüche bei <strong>den</strong><br />

Kommunalbehör<strong>den</strong> durchzusetzen. In anderen<br />

Fällen hat das <strong>Wasser</strong>management von einer<br />

Kombination aus Dezentralisierung und<br />

verbesserter politischer und finanzieller Prioritätensetzung<br />

profitiert, und es hat dadurch<br />

auch Fortschritte beim Versorgungsgrad gegeben.<br />

Die Dezentralisierung der ländlichen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung in Ghana ist ein Beispiel <strong>für</strong><br />

einen bedarfsorientierten Ansatz, der funktioniert<br />

(Kasten 2.9).<br />

Nationale Planungs- und<br />

Armutsbekämpfungsstrategien im<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsbereich haben zu<br />

unterschiedlichen Resultaten geführt<br />

Strategiepapiere zur Armutsbekämpfung<br />

(PRSPs) sind wichtige politische Absichtserklärungen<br />

und bil<strong>den</strong> einen Rahmen <strong>für</strong> die internationale<br />

Zusammenarbeit. Anhand von Ländern<br />

mit einer klar definierten Strategie zum<br />

Erreichen der Zielvorgaben im Bereich der<br />

<strong>Wasser</strong>- und Sanitärversorgung lässt sich nachweisen,<br />

dass mit politischem Engagement auf<br />

nationaler Ebene, unterstützt durch Entwicklungshilfe,<br />

eindrucksvolle Ergebnisse erzielt<br />

wer<strong>den</strong> können. 47 Die schlechte Nachricht ist,<br />

dass die meisten PRSPs im Bereich <strong>Wasser</strong>- und<br />

Sanitärversorgung keinerlei Vorgaben enthalten<br />

– Ausdruck dessen, dass diesem Bereich<br />

kaum Priorität gegeben wird.<br />

In einigen Ländern wur<strong>den</strong> der Rahmen der<br />

Millenniums-Entwicklungsziele und der PRSP-<br />

Prozess dazu genutzt, die <strong>Wasser</strong>versorgung auf<br />

dem Land zu einem zentralen Anliegen der nationalen<br />

Planungen zur Armutsbekämpfung zu<br />

machen. In Benin hat der Nationale <strong>Wasser</strong>rat,<br />

eine hochrangige Ministerialbehörde, ländliche<br />

Gebiete und Kleinstädte zum Schwerpunkt der<br />

nationalen Strategie zur Verwirklichung des<br />

Millenniums-Entwicklungsziels erklärt. Das<br />

<strong>Wasser</strong>haushaltsprogramm, mit dem im Jahr<br />

2001 begonnen wurde, stellt einen stabilen Finanzierungsrahmen<br />

dar und definiert landesweit<br />

eindeutig die finanziellen Rückstellungen<br />

<strong>für</strong> je<strong>den</strong> Distrikt. Auch der Senegal hat in seinem<br />

PRSP die <strong>Wasser</strong>- und Sanitärversorgung<br />

als eine Priorität i<strong>den</strong>tifiziert. Dort wurde im<br />

Jahr 2004 ein nationales Programm eingerichtet,<br />

mithilfe dessen die Aktivitäten der verschie<strong>den</strong>en<br />

Akteure unter Federführung eines hochrangigen<br />

nationalen Gremiums koordiniert<br />

wer<strong>den</strong> konnten. Ein erklärtes Ziel ist unter an-<br />

Die geballte Kraft lokaler<br />

Gemeinschaften kann als<br />

Katalysator <strong>für</strong> schnellere<br />

Fortschritte dienen – ein<br />

darauf zugeschnittenes<br />

<strong>Wasser</strong>bewirtschaftungskonz<br />

ept ist jedoch erforderlich,<br />

damit überhaupt etwas<br />

passiert<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006 133<br />

2<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Verbrauch</strong>

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