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Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch

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2<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Verbrauch</strong><br />

130<br />

Kasten 2.7 Standrohre erreichen die Armen, aber der Preis ist oft zu hoch<br />

Über Standrohre können arme Haushalte Zugang zu bezahlbarem <strong>Wasser</strong> bekommen.<br />

Sie können auch dazu dienen, <strong>den</strong> Armen seitens der Regierung gezielte Unterstützung<br />

zukommen zu lassen, da sie in allererster Linie von <strong>den</strong> Armen benutzt<br />

wer<strong>den</strong> und nicht von <strong>den</strong> Wohlhaben<strong>den</strong>. Allerdings gibt es damit durchaus gemischte<br />

Erfahrungen.<br />

Im Senegal hat eine Partnerschaft zwischen einem privaten <strong>Wasser</strong>anbieter, der<br />

Nationalen <strong>Wasser</strong>behörde und einer nationalen Nichtregierungsorganisation da<strong>für</strong><br />

gesorgt, dass durch Standrohre 500.000 Menschen in Gebieten mit geringem<br />

Einkommen Zugang zur <strong>Wasser</strong>versorgung erhielten. Für <strong>den</strong> Bau der öffentlichen<br />

Zapfstellen und ihren Anschluss an das <strong>Wasser</strong>netz wer<strong>den</strong> Subventionen gezahlt.<br />

Diese Vereinbarung hat <strong>den</strong> Zugang zur <strong>Wasser</strong>versorgung ausgeweitet, da jedoch<br />

Standrohrnutzer höhere Tarife bezahlen müssen, liegen die Kosten <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong> immer<br />

noch dreimal höher als der niedrigste Haushaltstarif.<br />

In <strong>den</strong> Philippinen gibt es ähnliche Probleme. Private <strong>Wasser</strong>firmen in Manila<br />

haben <strong>Wasser</strong>anschlüsse <strong>für</strong> etwa 50.000 arme Haushalte in dichtbesiedelten Gebieten<br />

in Form von Standrohren gebaut, wobei Organisationen der lokalen Bevölkerung<br />

als Vermittler fungierten. Da die Haushalte nun <strong>Wasser</strong> aus einer Quelle mit <strong>Wasser</strong>zähler<br />

beziehen können, reduzieren diese Verträge <strong>den</strong> <strong>Wasser</strong>preis pro Einheit um<br />

etwa ein Viertel. Aber der Endpreis ist immer noch mehr als doppelt so hoch wie der<br />

niedrigste Preis, <strong>den</strong> <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen <strong>für</strong> Haushalte in Rechnung<br />

stellen.<br />

Wür<strong>den</strong> Subventionen stattdessen <strong>für</strong> Standrohre gezahlt, würde dies <strong>den</strong><br />

Zugang verbessern und die Zugangsgerechtigkeit fördern. Es hätte gleichzeitig eine<br />

Anstoßwirkung und würde andere private Anbieter zwingen, ebenfalls ihre Preise zu<br />

senken.<br />

Quelle: WUP 2003; McIntosh 2003.<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006<br />

Auf die Regulierung kommt es an<br />

Für die stufenweise Realisierung des Menschenrechts<br />

auf <strong>Wasser</strong> und <strong>den</strong> Schutz des öffentlichen<br />

Interesses bei der <strong>Wasser</strong>versorgung ist<br />

Regulierung von entschei<strong>den</strong>der Bedeutung.<br />

Auf einem Markt mit begrenztem Wettbewerb<br />

und <strong>für</strong> ein Produkt, das <strong>für</strong> das menschliche<br />

Wohlergehen von fundamentaler Bedeutung<br />

ist, müssen Regulierungsbehör<strong>den</strong> sicherstellen,<br />

dass mit <strong>den</strong> Anbietern ein Verfahren gefun<strong>den</strong><br />

wird, das sowohl Zugangsgerechtigkeit als auch<br />

Effizienz gewährleistet.<br />

Viele Länder haben darunter gelitten, dass<br />

es keine effektiven Regulierungsinstitutionen<br />

gab. In Buenos Aires wurde eine Regulierungsbehörde<br />

geschaffen, die die <strong>Wasser</strong>konzession<br />

überwachen sollte. In dem System waren jedoch<br />

Schwächen schon mit angelegt. Das Gremium<br />

war hoch politisiert, zu <strong>den</strong> Mitgliedern zählten<br />

unter anderem Vertreter des Präsidialamts, der<br />

Provinzregierung und der Kommune, wodurch<br />

konkurrierende politische Parteien ins Spiel kamen.<br />

Die Interessen der <strong>Verbrauch</strong>er waren jedoch<br />

nicht vertreten. Über viele Aspekte der<br />

Konzession wurde geheim verhandelt; daher<br />

hatte die Regulierungsbehörde nur eingeschränkt<br />

Zugang zu Informationen aus <strong>den</strong> Unternehmen<br />

und der Regierung.<br />

In dem System in Buenos Aires fehlten<br />

einige der zentralen Merkmale der erfolgreicheren<br />

Regulierungsgremien in Chile,<br />

Großbritannien, <strong>den</strong> Vereinigten Staaten und<br />

anderswo:<br />

• Politische Unabhängigkeit in Verbindung<br />

mit einer starken Tradition der Gemeinwohlorientierung.<br />

• Überprüfungsrechte und Sanktionsvollmacht,<br />

wobei das Regulierungsgremium das<br />

Recht erhält, von Unternehmen Informationen<br />

über eine ganze Reihe von Leistungsmerkmalen<br />

zu verlangen, Strafen <strong>für</strong> nicht<br />

erbrachte Leistungen zu verhängen, und<br />

Preiserhöhungen zu begrenzen. Vor kurzem<br />

verlangte die chilenische Regulierungsbehörde<br />

interne Unternehmensunterlagen<br />

über Steuerrückzahlungen, um konzerninterne<br />

Gewinnverschiebungen und zu gering<br />

angegebene Profite zu untersuchen.<br />

• Information der Öffentlichkeit über Preisgestaltung,<br />

<strong>Wasser</strong>qualität und Kostenstrukturen.<br />

• Partizipation der Öffentlichkeit, um zu gewährleisten,<br />

dass die Interessen der <strong>Verbrauch</strong>er<br />

berücksichtigt wer<strong>den</strong>. In <strong>den</strong><br />

Vereinigten Staaten bieten Bürgerbeiräte<br />

ein Forum <strong>für</strong> die <strong>Verbrauch</strong>er, um die Leistungen<br />

von Dienstleistungsanbietern zu<br />

überwachen. <strong>Verbrauch</strong>ergruppen in Großbritannien<br />

haben einen geregelten Zugang<br />

zur Regulierungsbehörde, dem Amt <strong>für</strong><br />

<strong>Wasser</strong>versorgung.<br />

Das Problem in vielen Entwicklungsländern<br />

ist, dass es <strong>für</strong> die Regulierungskompetenz<br />

der Regulierungsbehör<strong>den</strong> ganz eindeutige<br />

Grenzen gibt. Oft fehlen die Ressourcen <strong>für</strong><br />

eine wirkungsvolle Regulierung. Auch Gesetze,<br />

die <strong>für</strong> eine Gewaltenteilung zwischen Regierung<br />

und Regulierungsbehörde sorgen, fehlen<br />

oft. Allgemeiner formuliert, wird in Ländern,

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