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Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch

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2<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Verbrauch</strong><br />

128<br />

Nicht alle Subventionen<br />

führen zu positiven<br />

Resultaten <strong>für</strong> die Armen<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006<br />

verlegt, haben Gräben ausgehoben und haben<br />

<strong>für</strong> ihr gemeinsames Wohl zusammengearbeitet.<br />

Bemühungen seitens der Gemeinschaften<br />

vor Ort allein können das Problem jedoch nicht<br />

lösen. Die Versorgungsunternehmen sind bisher<br />

nicht gewillt, das Leitungsnetz auf Haushalte<br />

auszuweiten, die keine Eigentumsrechte vorweisen<br />

können, weil sie be<strong>für</strong>chten, dass dies<br />

das Kassieren von Gebühren gefähr<strong>den</strong> könnte.<br />

Neue Vorgehensweisen sind erforderlich. Die<br />

Behör<strong>den</strong> können <strong>für</strong> existierende informelle<br />

Siedlungen volle oder vorläufige Aufenthaltsrechte<br />

gewähren. Sie können auch verlangen,<br />

dass die Versorgungsunternehmen <strong>Wasser</strong> an<br />

alle Menschen liefern, unabhängig vom Wohnort.<br />

Wenn nötig, können sie Finanzbürgschaften<br />

übernehmen oder Investitionsanreize bieten.<br />

Auch die Versorgungsunternehmen können<br />

etwas unternehmen. Ein Unternehmen in<br />

Manila hat die unterirdischen <strong>Wasser</strong>leitungen<br />

bis an <strong>den</strong> Rand von Slums verlängert und <strong>den</strong><br />

Haushalten gestattet, überirdische Anschlüsse<br />

in Form von kleinen Plastikschläuchen einzurichten,<br />

die an <strong>Wasser</strong>zähler angeschlossen sind,<br />

und von Anwohnerverbän<strong>den</strong> und Nichtregierungsorganisationen<br />

betrieben wer<strong>den</strong>. Solche<br />

Maßnahmen können sich positiv auf die Zugangsgerechtigkeit<br />

auswirken (in Manila wur<strong>den</strong><br />

dadurch die <strong>Wasser</strong>kosten in <strong>den</strong> Slums, die<br />

nun mit <strong>Wasser</strong> beliefert wer<strong>den</strong>, um 25 Prozent<br />

gesenkt) und ebenso auf die Effizienz (die<br />

Einnahmeverluste, die durch illegale Anschlüsse<br />

entstehen, wer<strong>den</strong> dadurch reduziert).<br />

Quersubventionen durch <strong>Wasser</strong>nutzer mit<br />

höherem Einkommen sind eine weitere Möglichkeit,<br />

das <strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> arme Haushalte erschwinglicher<br />

zu machen. In Kolumbien wur<strong>den</strong><br />

Quersubventionen im Gesetz über Öffentliche<br />

Dienstleistungen <strong>für</strong> Wohngebiete von<br />

1994 festgeschrieben und geografisch gezielt<br />

vergeben. 40 Durch die Maßnahme konnte der<br />

Zugang zu <strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> die ärmsten 20 Prozent<br />

der Bevölkerung verbessert wer<strong>den</strong>, und das<br />

Land wurde in die Lage versetzt, die Zielvorgabe<br />

des Millenniums-Entwicklungsziels sogar zu<br />

übertreffen.<br />

Subventionen können große gesellschaftliche<br />

wie auch private Vorteile mit sich bringen.<br />

Davon abgesehen, dass sie Chancen <strong>für</strong> eine<br />

Verbesserung der Gesundheit und <strong>für</strong> mehr<br />

Wohlbefin<strong>den</strong> eröffnen, können sie die extremen<br />

Ungerechtigkeiten beim Zugang zu <strong>Wasser</strong><br />

reduzieren, die in <strong>Kapitel</strong> 1 beschrieben<br />

wur<strong>den</strong>. Jedoch sind nicht alle Subventionen in<br />

ihren Auswirkungen gleich – und einige dienen<br />

eher dazu, die Zugangsgerechtigkeit zu fördern<br />

als andere.<br />

Subventionen im Bereich der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

fußen auf einer einfachen Überlegung.<br />

Wenn ein großer Anteil der Bevölkerung die<br />

Kosten <strong>für</strong> die <strong>Wasser</strong>versorgung nicht bezahlen<br />

kann, es jedoch <strong>für</strong> die menschliche Entwicklung<br />

zwingend notwendig ist, die Versorgung<br />

zu gewährleisten, eröffnen Quersubventionen,<br />

Preisabstufungen und staatliche Transferleistungen<br />

die Möglichkeit, dies zu tun. In<br />

Wirklichkeit finanzieren diese Maßnahmen <strong>den</strong><br />

Bedarf der Haushalte, die sonst aufgrund ihrer<br />

Armut von der Versorgung ausgeschlossen wären.<br />

Nicht alle Subventionen führen jedoch zu<br />

positiven Resultaten <strong>für</strong> die Armen. Der <strong>Wasser</strong>entwicklungsfonds<br />

in Côte d’Ivoire sollte<br />

<strong>Wasser</strong>anschlüsse <strong>für</strong> arme Haushalte finanzieren,<br />

ließ jedoch die ärmsten Stadtgebiete aus,<br />

weil nicht offiziell genehmigte Siedlungen nicht<br />

förderungswürdig sind. Hinzu kommt, dass sich<br />

einige arme Haushalte einen Anschluss trotz<br />

Subventionierung nicht leisten konnten, da die<br />

Anschlussgebühren stark steigen je größer die<br />

Entfernung zum Hauptnetz ist.<br />

Subventionen mithilfe des <strong>Wasser</strong>tarifs<br />

können zu unterschiedlichen Resultaten führen<br />

(Grafik 2.4). Wenn die Anschlussraten niedrig<br />

sind und die meisten Haushalte, die keinen<br />

<strong>Wasser</strong>anschluss haben, arm sind, ist es unwahrscheinlich,<br />

dass der sozial gestaffelte Blocktarif<br />

zu progressiven Ergebnissen führt. In Bangalore,<br />

in Indien, und in Katmandu, in Nepal,<br />

beispielsweise kommt ein System ansteigender<br />

Blocktarife zur Anwendung, die Nicht-Armen<br />

profitieren davon jedoch mehr als die Armen. 41<br />

In Bangalore erhalten die reichsten 20 Prozent<br />

der Haushalte 30 Prozent der <strong>Wasser</strong>subventionen<br />

und die ärmsten 20 Prozent erhalten<br />

10,5 Prozent. 42 In Katmandu erhält der durchschnittliche<br />

nicht-arme Haushalt 44 Prozent<br />

mehr Subventionen als der durchschnittliche<br />

arme Haushalt. 43

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