Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch
Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch
Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch
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Erfolgversprechende politische Maßnahmen<br />
<strong>Wasser</strong> ist ein Menschenrecht. Menschenrechte<br />
gelten jedoch nicht viel, wenn sie nicht von<br />
praktischen politischen Maßnahmen flankiert<br />
wer<strong>den</strong>, durch die sie geschützt und erweitert<br />
wer<strong>den</strong> – oder wenn keine Mechanismen zur<br />
Rechenschaftslegung existieren, die die Armen<br />
mit mehr Macht ausstatten, ihre Rechte einzufordern.<br />
Wenn der Zugang zu sauberem, bezahlbarem<br />
<strong>Wasser</strong> ein Menschenrecht ist, wer<br />
ist dann verpflichtet, <strong>Wasser</strong>versorgungsdienstleistungen<br />
anzubieten? Und wie soll die Infrastruktur,<br />
von der die <strong>Wasser</strong>versorgung abhängt,<br />
finanziert wer<strong>den</strong>? <strong>Wasser</strong> wird immer<br />
als eine „Gabe Gottes“ bezeichnet – irgendwer<br />
muss jedoch <strong>für</strong> das Verlegen der <strong>Wasser</strong>leitungen,<br />
<strong>für</strong> die Instandhaltung der Pumpen und<br />
die <strong>Wasser</strong>aufbereitung bezahlen. Die Finanzierung<br />
und das Angebot von <strong>Wasser</strong>versorgungsdienstleistungen,<br />
die sich auch die Armen<br />
leisten können, durch Anbieter, die Transparenz<br />
und Rechenschaftslegung gewährleisten,<br />
stellen nach wie vor eine große Herausforderung<br />
<strong>für</strong> die staatliche Politik dar. Wie man in<br />
<strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahren mit diesen Herausforderungen<br />
umgeht, wird sich ganz entschei<strong>den</strong>d<br />
auf die Sicherheit der <strong>Wasser</strong>versorgung und<br />
die menschliche Entwicklung auswirken.<br />
Der Ausgangspunkt <strong>für</strong> schnellere Fortschritte<br />
im Bereich der <strong>Wasser</strong>versorgung lässt<br />
sich in zwei Worten zusammenfassen: nationale<br />
Strategie. Wie schon in <strong>Kapitel</strong> 1 vorgeschlagen,<br />
sollte jedes Land einen nationalen Plan zur<br />
<strong>Wasser</strong>- und Sanitärversorgung vorlegen. Diese<br />
nationalen Pläne wer<strong>den</strong> zwar verschie<strong>den</strong> sein,<br />
sie sollten jedoch vier Grundbestandteile enthalten,<br />
wenn sie erfolgreich sein wollen:<br />
• Klare Ziele und Eckdaten festlegen, anhand<br />
derer Fortschritte bei der nationalen <strong>Wasser</strong>politik<br />
gemessen wer<strong>den</strong> können.<br />
• Gewährleisten, dass politische Maßnahmen<br />
im Bereich der <strong>Wasser</strong>versorgung durch gesicherte<br />
Rückstellungen <strong>für</strong> die Finanzierung<br />
in <strong>den</strong> jährlichen Haushaltsplänen<br />
und der mittelfristigen Finanzplanung abgesichert<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
• Eindeutige Strategien entwickeln, mit <strong>den</strong>en<br />
strukturelle Ungleichheiten, basierend<br />
auf Vermögensverhältnissen, Wohngegend<br />
und anderen Charakteristika, die sich nachteilig<br />
auswirken, überwun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> können.<br />
• Managementsysteme schaffen, die da<strong>für</strong><br />
sorgen, dass die Regierungen und die <strong>Wasser</strong>anbieter<br />
im Hinblick auf die Umsetzung<br />
der von der nationalen Politik vorgegebenen<br />
Ziele Rechenschaft ablegen.<br />
In diesem weitgefassten Rahmen sollten<br />
Reformen der <strong>Wasser</strong>versorgungspolitik als integraler<br />
Bestandteil nationaler Strategien zur<br />
Armutsreduzierung betrachtet wer<strong>den</strong>. In <strong>Kapitel</strong><br />
1 wur<strong>den</strong> <strong>für</strong> diesen Rahmen einige Erfordernisse<br />
im institutionellen Bereich beschrieben.<br />
In diesem <strong>Kapitel</strong> widmen wir uns <strong>den</strong> speziellen<br />
politischen Maßnahmen im Bereich der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Öffentliche Finanzierung und<br />
Zugang <strong>für</strong> die Armen in <strong>den</strong> Städten<br />
Die Finanzierung der <strong>Wasser</strong>versorgung ist der<br />
Schlüssel zu einer Ausweitung des Zugangs zu<br />
<strong>Wasser</strong>. Vom kommerziellen Standpunkt aus<br />
betrachtet ist es das Ziel der <strong>Wasser</strong>anbieter,<br />
ausreichende Einnahmen zu erwirtschaften, um<br />
die Betriebskosten zu decken, wobei die Kapitalkosten<br />
<strong>für</strong> die Ausweitung der Infrastruktur<br />
durch eine Mischung aus öffentlichen Ausgaben<br />
und Investitionen des Dienstleistungsanbieters<br />
gedeckt wer<strong>den</strong> sollten. Vom Standpunkt<br />
der <strong>menschlichen</strong> Entwicklung aus betrachtet<br />
gibt es eine Obergrenze <strong>für</strong> die Kostendeckung<br />
über die Gebühren. Diese Obergrenze<br />
ist dann erreicht, wenn sich arme Haushalte<br />
kein <strong>Wasser</strong> mehr leisten können.<br />
Nachhaltige und gerecht<br />
verteilte Kostendeckung<br />
Wenn die volle Kostendeckung das Ziel ist,<br />
würde <strong>für</strong> Millionen von Menschen, die derzeit<br />
keinen Zugang zu <strong>Wasser</strong> haben, eine sichere<br />
Reformen der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungspolitik<br />
sollten als integraler<br />
Bestandteil nationaler<br />
Strategien zur<br />
Armutsreduzierung<br />
betrachtet wer<strong>den</strong><br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006 125<br />
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<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Verbrauch</strong>