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Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch

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Bewirtschaftungsverträge sind eine andere<br />

Form von öffentlich-privater Partnerschaft. Es<br />

handelt sich um Vereinbarungen, bei <strong>den</strong>en<br />

eine Kommune oder eine Kommunalbehörde<br />

Management-Dienstleistungen von einem Unternehmen<br />

kauft. In Ghana wurde 2005 ein<br />

neues <strong>Wasser</strong>gesetz verabschiedet, das die Regierung<br />

darauf verpflichtet, private Akteure im<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsbereich durch Bewirtschaftungsverträge<br />

stärker einzubin<strong>den</strong>. Im Rahmen<br />

dieser Politikreform wurde Ende 2005 ein privates<br />

Unternehmen <strong>für</strong> einen Fünf-Jahres-<br />

Bewirtschaftungsvertrag verpflichtet, der die<br />

Versorgung von Accra und anderen größeren<br />

Städten regelt. Durch eine Kombination aus<br />

Unterfinanzierung, Ineffizienz und ungerechter<br />

Preispolitik war es dem in öffentlichem<br />

Besitz befindlichen Versorgungsunternehmen<br />

Ghanesische <strong>Wasser</strong>gesellschaft nicht gelungen,<br />

die städtischen Gebiete landesweit mit<br />

<strong>Wasser</strong> zu versorgen, und Bewirtschaftungsverträge<br />

wer<strong>den</strong> jetzt als ein Teil der Problemlösung<br />

angesehen.<br />

Wird dieses neue Vorgehen sich auszahlen?<br />

Einige der gesetzten Ziele sind ermutigend. In<br />

Accra bedeutet dies unter anderem, dass 50.000<br />

neue <strong>Wasser</strong>anschlüsse in Haushalten eingerichtet<br />

wer<strong>den</strong> und die schon angeschlossenen<br />

Kun<strong>den</strong> wieder regelmäßig mit <strong>Wasser</strong> versorgt<br />

wer<strong>den</strong> sollen. In dem Programm ist auch die<br />

Errichtung von 350 öffentlichen Standrohren<br />

im Jahr <strong>für</strong> bisher nicht versorgte städtische Gebiete<br />

vorgesehen. 33 Die Resultate wer<strong>den</strong> davon<br />

abhängen, wie eindeutig die Verträge formuliert<br />

sind – und von der Regulierung. Anlass zur<br />

Besorgnis geben die unzureichen<strong>den</strong> Finanzierungs-<br />

und Versorgungsstrategien im Hinblick<br />

auf ein Erreichen der ärmsten Haushalte. Hinzu<br />

kommt, dass die Details hinsichtlich der<br />

Preisgestaltung bei Standrohren und der Versorgung<br />

armer Gebiete recht vage formuliert<br />

sind.<br />

Es ist klar, dass Bewirtschaftungsverträge<br />

keine einfache Lösung <strong>für</strong> tief verwurzelte Probleme<br />

bei der <strong>Wasser</strong>versorgung sein können.<br />

Seit 1998 hat beispielsweise Mauretanien eine<br />

Reihe mutiger Reformen durchgeführt. Allein<br />

im Jahr 2001 wur<strong>den</strong> vier neue Institutionen<br />

zur Bewirtschaftung der <strong>Wasser</strong>- und Sanitär-<br />

versorgung geschaffen. Die neue Strategie sieht<br />

vor, dass in ländlichen Gebieten und Kleinstädten<br />

der Privatsektor eine wesentlich wichtigere<br />

Rolle spielen soll. Über 350 Verträge über netzgebun<strong>den</strong>e<br />

Dienstleistungsangebote wur<strong>den</strong><br />

unterzeichnet. In zwei Dritteln davon sind private<br />

Anbieter miteingebun<strong>den</strong>. Erst 2005 wurde<br />

jedoch ein neues nationales Gremium geschaffen,<br />

das die Bewirtschaftung und Finanzierung<br />

der Einrichtungen überwachen und die<br />

Fortschritte überprüfen soll - die Nationale<br />

Agentur <strong>für</strong> Trinkwasser und Sanitärversorgung.<br />

Auch jetzt sind die Ziele und die Preisstrategien<br />

<strong>für</strong> Leasingvereinbarungen noch<br />

nicht wirklich gut definiert, und die Sektorpläne<br />

sind stark unterfinanziert. Schätzungen gehen<br />

davon aus, dass <strong>für</strong> ein Erreichen des Millenniums-Entwicklungsziels<br />

65 Millionen US-<br />

Dollar an öffentlichen Ausgaben erforderlich<br />

sind – die gegenwärtigen Ausgaben belaufen<br />

sich auf etwa fünf Millionen US-Dollar. Ohne<br />

angemessene Finanzierung und klar definierte<br />

Zielvorgaben können Bewirtschaftungsverträge<br />

nicht effektiv sein.<br />

Es ist schon an sich schwierig, die institutionellen<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> erfolgreiche<br />

<strong>Wasser</strong>bewirtschaftungsverträge zu schaffen.<br />

Bei Untersuchungen über Bewirtschaftungsverträge<br />

in Johannesburg, in Südafrika, und in<br />

Monagas, in Venezuela, wur<strong>den</strong> insbesondere<br />

zwei Schwierigkeiten festgestellt. Erstens kann<br />

eine doppelte Übertragung von Aufgaben –<br />

Übertragung der Verantwortung <strong>für</strong> <strong>den</strong> Betrieb<br />

von der Kommunalbehörde auf ein Versorgungsunternehmen<br />

und vom Versorgungsunternehmen<br />

auf dritte Unternehmen – die<br />

Rechenschaftslegung und die Versorgung verschleiern.<br />

Die <strong>Verbrauch</strong>er wer<strong>den</strong> dadurch<br />

entmachtet, <strong>den</strong>n es ist auf diese Weise schwierig,<br />

die institutionelle Anlaufstelle zu i<strong>den</strong>tifizieren,<br />

über die die Anbieter zur Rechenschaft<br />

gezogen wer<strong>den</strong> können. Zweitens sind die<br />

Kommunalbehör<strong>den</strong> oft sowohl Anteilseigner<br />

als auch Regulierungsinstanz. Es ist schwierig,<br />

diese doppelte I<strong>den</strong>tität miteinander zu vereinbaren,<br />

nicht zuletzt, weil dadurch das Versorgungsunternehmen<br />

in die Kommunalpolitik<br />

verstrickt wer<strong>den</strong> kann. Aus <strong>den</strong> Erfahrungen<br />

auf internationaler Ebene lässt sich ein starkes<br />

Ohne angemessene<br />

Finanzierung und klar<br />

definierte Zielvorgaben<br />

können Bewirtschaftungs-<br />

verträge nicht effektiv sein<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006 123<br />

2<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Verbrauch</strong>

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