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Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch

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2<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Verbrauch</strong><br />

112<br />

Es gibt kaum etwas Besseres<br />

als Investitionen in die<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung auf dem<br />

Land, wenn man Gewinne <strong>für</strong><br />

die menschliche Entwicklung<br />

und Verbesserungen im<br />

Leben der Armen erzielen will<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006<br />

fehlen <strong>den</strong> meisten Entwicklungsländern die<br />

finanziellen Ressourcen, das Dilemma über staatliche<br />

Finanzierung zu lösen, selbst wenn sie <strong>den</strong><br />

politischen Willen haben, dies zu tun.<br />

Der vorherige Abschnitt hat vor allem die<br />

speziellen Probleme behandelt, mit <strong>den</strong>en arme<br />

Haushalte konfrontiert sind. Sie sind jedoch<br />

nicht der einzige Kun<strong>den</strong>kreis, der betroffen ist.<br />

In vielen Entwicklungsländern haben Haushalte,<br />

die an ein Versorgungsunternehmen angeschlossen<br />

sind, zwar nominell billiges <strong>Wasser</strong>,<br />

sie haben jedoch akute Probleme mit der Regelmäßigkeit<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung. Versorgungsengpässe<br />

haben dazu geführt, dass eine immer<br />

größere Zahl von Haushalten mit mittlerem<br />

Einkommen ebenfalls auf die informellen <strong>Wasser</strong>märkte<br />

und in die Selbstversorgung abgedrängt<br />

wird. Die <strong>Wasser</strong>versorgung ist ein Sektor,<br />

in dem vielleicht mehr als auf anderen Gebieten<br />

Arme und Nicht-Arme ein gemeinsames<br />

Interesse an Investitionen haben, damit das<br />

Netz erweitert, die Effizienz gesteigert und<br />

dadurch eine regelmäßige Versorgung gewährleistet<br />

wer<strong>den</strong> kann.<br />

Die Armen auf dem Land –<br />

am Ende der Versorgungskette<br />

Wie in städtischen Gebieten bringt auch auf<br />

dem Land sauberes, zugängliches und bezahlbares<br />

<strong>Wasser</strong> eine ganze Reihe von Vorteilen <strong>für</strong><br />

die Gesundheit, die Bildung und <strong>den</strong> Lebensunterhalt<br />

mit sich. Die Vorteile <strong>für</strong> die Gleichberechtigung<br />

der Geschlechter sind in ländlichen<br />

Gebieten noch stärker ausgeprägt, weil<br />

dort Frauen und junge Mädchen mehr Zeit mit<br />

<strong>Wasser</strong>holen verbringen, insbesondere während<br />

der Trockenzeit. Es gibt kaum etwas Besseres<br />

als Investitionen in die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

auf dem Land, wenn man Gewinne <strong>für</strong> die<br />

menschliche Entwicklung und Verbesserungen<br />

im Leben der Armen erzielen will. In <strong>den</strong> meisten<br />

Entwicklungsländern jedoch ist das <strong>Wasser</strong>versorgungsniveau<br />

auf dem Land wesentlich<br />

schlechter. Warum war es bisher so schwer, die<br />

Trennung zwischen Stadt und Land, die in <strong>Kapitel</strong><br />

1 näher beschrieben wird, zu überwin<strong>den</strong>?<br />

Die finanziellen Kosten sind nicht die offensichtlichste<br />

Barriere. Die Pro-Kopf-Kosten<br />

<strong>für</strong> die Versorgung mit sauberem <strong>Wasser</strong> sind<br />

in städtischen Gebieten und in schwach besiedelten<br />

ländlichen Gebieten am höchsten, aber<br />

im Durchschnitt kostet eine Ausweitung des<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsnetzes in ländlichen Gebieten<br />

weniger als in dicht besiedelten städtischen<br />

Gebieten. Drei charakteristische Merkmale der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung auf dem Land können zur<br />

Erklärung der niedrigen Versorgungsniveaus<br />

beitragen:<br />

• <strong>Wasser</strong>mangel vor Ort. Auf nationaler Ebene<br />

ist <strong>Wasser</strong>mangel selten ein Problem.<br />

Die Armen auf dem Land leben jedoch oft<br />

in trockenen Gebieten, in <strong>den</strong>en saisonbedingt<br />

<strong>Wasser</strong>mangel auftritt. Im Nor<strong>den</strong><br />

Kenias, in der Sahelzone und in dürreanfälligen<br />

Gebieten von Gujarat in Indien trocknen<br />

die Brunnen oft <strong>für</strong> einen langen Zeitraum<br />

aus. In <strong>den</strong> semi-ari<strong>den</strong> Gebieten von<br />

Westnigeria erhöhen sich die Zeiten <strong>für</strong> das<br />

<strong>Wasser</strong>holen in der Trockenzeit von vier<br />

auf sieben Stun<strong>den</strong>. Zeitarmut ist daher<br />

eine Folge des saisonalen <strong>Wasser</strong>mangels<br />

(Kasten 2.2).<br />

• Kommunen und Anbieter. In <strong>den</strong> meisten<br />

ländlichen Gebieten übernehmen die Kommunen<br />

die Versorgung, Instandhaltung und<br />

<strong>den</strong> Ausbau der <strong>Wasser</strong>versorgungssysteme.<br />

Insbesondere in ari<strong>den</strong> oder semi-ari<strong>den</strong><br />

Gebieten erfordert dies ein hohes Niveau<br />

von kommunaler Mobilisierung. Kommunalbehör<strong>den</strong><br />

und nicht große städtische<br />

<strong>Wasser</strong>werke sind oft die Schlüsselinstanzen<br />

<strong>für</strong> Bohrlöcher und Handpumpen. Die<br />

Rechenschaftspflicht dieser Gremien und<br />

die Stärke kommunaler <strong>Wasser</strong>nutzerverbände<br />

haben einen starken Einfluss auf die<br />

Versorgung.<br />

• Politik und Armut. Zusätzlich zu <strong>den</strong> Problemen<br />

von Finanzierung und Technik müssen<br />

ländliche Kommunen noch die doppelte Last<br />

einer hohen Armutsrate und eines geringen<br />

politischen Einflusses tragen. Weit verstreut<br />

siedelnde Bevölkerungsgruppen auf dem<br />

Land, insbesondere in marginalen Gebieten,<br />

haben wenig Einfluss auf die institutionellen<br />

Entscheidungsprozesse, in <strong>den</strong>en Beschlüsse<br />

gefasst und Prioritäten <strong>für</strong> die Verwendung<br />

von finanziellen Ressourcen gesetzt wer<strong>den</strong>.

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