Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch
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<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Verbrauch</strong><br />
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In vielen Ländern wird ein<br />
niedriger Tarif <strong>für</strong> eine<br />
Grundmenge von <strong>Wasser</strong><br />
verlangt, wenige folgen<br />
jedoch dem politischen<br />
Beispiel Südafrikas und<br />
liefern dieses <strong>Wasser</strong><br />
umsonst<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006<br />
dass sich mehr Menschen das <strong>Wasser</strong> leisten<br />
können. In Durban in Südafrika wer<strong>den</strong> 25 Liter<br />
<strong>Wasser</strong> am Tag kostenlos zur Verfügung gestellt<br />
13 – in Form eines Sozialtarifs. Bei einem<br />
höheren <strong>Verbrauch</strong> steigt der Preis stark an.<br />
Hier handelt es sich um einen wichtigen Bestandteil<br />
des gesetzgeberischen Rahmens zur<br />
Umsetzung des Menschenrechts auf <strong>Wasser</strong>,<br />
der in <strong>Kapitel</strong> 1 behandelt wird. Höhere Preisstufen<br />
zielen darauf ab, eine Effizienzsteigerung<br />
bei Versorgungsunternehmen zu ermöglichen,<br />
indem negative Anreize <strong>für</strong> einen zu hohen<br />
<strong>Wasser</strong>verbrauch geschaffen und Einnahmen<br />
zur Deckung der Unkosten erzielt wer<strong>den</strong>.<br />
Blocktarife schaffen auf diese Weise das Potenzial,<br />
mit <strong>den</strong> Einnahmen die Kosten der Belieferung<br />
zu decken, dadurch ein nachhaltiges<br />
Finanzierungsmodell zu ermöglichen und gleichzeitig<br />
<strong>Wasser</strong> zur Befriedigung der Grundbedürfnisse<br />
zu liefern, ohne dass die Betriebskosten<br />
dabei gedeckt wer<strong>den</strong>.<br />
In vielen Ländern wird ein niedriger Tarif<br />
<strong>für</strong> eine Grundmenge von <strong>Wasser</strong> verlangt,<br />
wenige folgen jedoch dem politischen Beispiel<br />
Südafrikas und liefern dieses <strong>Wasser</strong> umsonst.<br />
Die Höhe des Grundtarifs und die Preissteigerungen<br />
zwischen <strong>den</strong> einzelnen Blöcken sind<br />
jedoch von Land zu Land verschie<strong>den</strong>. Besonders<br />
hoch sind die Preissteigerungen in Ländern<br />
wie Burkina Faso und Senegal, während in<br />
Bangalore in Indien bis zu einem hohen <strong>Verbrauch</strong>sniveau<br />
nur geringe Preissteigerungen zu<br />
verzeichnen sind.<br />
Unter günstigen Bedingungen können ansteigende<br />
Blocktarife <strong>den</strong> Zugang zu <strong>Wasser</strong><br />
und die Zugangsgerechtigkeit fördern. Die Resultate<br />
hängen jedoch von einer Reihe von Faktoren<br />
ab. In vielen Versorgungsunternehmen<br />
wer<strong>den</strong> die Tarife weit unter dem Niveau festgesetzt,<br />
das erforderlich wäre, um die Gesamtbetriebskosten<br />
zu decken. Dies bedeutet im<br />
Endeffekt eine Subventionierung aller Haushalte,<br />
die einen privaten <strong>Wasser</strong>anschluss haben.<br />
Auf der anderen Seite der Bilanz spiegelt<br />
sich die Diskrepanz zwischen Einnahmen und<br />
Kosten in Transferleistungen der Regierung,<br />
steigen<strong>den</strong> Schul<strong>den</strong> und reduzierten Ausgaben<br />
<strong>für</strong> die Instandhaltung oder einer Kombination<br />
aller drei Faktoren wider.<br />
Ob die Subventionen <strong>für</strong> ein Versorgungsunternehmen<br />
progressiv gestaltet wer<strong>den</strong>,<br />
hängt von dem Profil der Haushalte ab, die von<br />
dem Unternehmen beliefert wer<strong>den</strong>: Je geringer<br />
der Anteil armer Haushalte ist, die einen<br />
<strong>Wasser</strong>anschluss haben, desto niedriger ist die<br />
Subventionsprogression. Eine subventionierte<br />
soziale Preisabstufung ist nur dann eine wirkungsvolle<br />
Strategie, mit der arme Haushalte<br />
erreicht wer<strong>den</strong>, wenn sie auch einen <strong>Wasser</strong>anschluss<br />
haben. Und Quersubventionen von<br />
Haushalten mit hohem <strong>Verbrauch</strong> (und hohem<br />
Einkommen) <strong>für</strong> Haushalte mit niedrigem <strong>Verbrauch</strong><br />
(niedrigem Einkommen) sind nur dann<br />
effektiv, wenn eine ausreichende Anzahl von<br />
Kun<strong>den</strong> die höheren Blocktarife zahlt. Eine<br />
ganz offensichtliche Gefahr besteht darin, dass<br />
hohe Preise die Nutzer zu alternativen Versorgungsquellen<br />
treiben.<br />
Blocktarife können <strong>für</strong> die Armen strukturelle<br />
Nachteile mit sich bringen. Das liegt daran,<br />
dass die privaten Händler und Zwischenhändler,<br />
die Haushalte ohne privaten <strong>Wasser</strong>anschluss<br />
versorgen, normalerweise ihr <strong>Wasser</strong><br />
en gros und damit aus der höchsten Preisstufe<br />
beziehen. Die Betreiber von Standrohren bzw.<br />
Zapfstellen, <strong>Wasser</strong>verkäufer und Tankwagenfahrer<br />
verkaufen daher <strong>Wasser</strong> weiter, das von<br />
<strong>den</strong> Versorgungsunternehmen zu Höchstpreisen<br />
verkauft wird. Das gleiche gilt, wenn arme<br />
Haushalte sich zusammenschließen und sich einen<br />
<strong>Wasser</strong>anschluss mit Zähler teilen, ein ganz<br />
übliches Verfahren in vielen Ländern. Durch<br />
ihr gemeinsam erreichtes <strong>Verbrauch</strong>sniveau<br />
wer<strong>den</strong> sie in die höheren Preisstufen getrieben.<br />
Wenn die informellen <strong>Wasser</strong>märkte sich<br />
<strong>für</strong> die Armen als so unvorteilhaft erweisen, warum<br />
befriedigen sie ihre Nachfrage nicht über<br />
die formellen Netzbetreiber statt über Zwischenhändler?<br />
Ein Teil der Erklärung liegt in<br />
<strong>den</strong> Kosten <strong>für</strong> einen <strong>Wasser</strong>anschluss. Diese<br />
Kosten sind sehr unterschiedlich, liegen jedoch<br />
in Südasien bei durchschnittlich 41 US-Dollar<br />
und in Lateinamerika bei 128 US-Dollar. In<br />
Ländern in Afrika südlich der Sahara wie beispielsweise<br />
Benin, Kenia und Uganda liegen die<br />
<strong>Wasser</strong>anschlusskosten bei über 100 US-Dollar.<br />
14 Und die Kosten sind in der Regel höher, je<br />
größer die Distanz vom Netz ist. Für arme