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Kapitel 2 - Wasser für den menschlichen Verbrauch

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wer<strong>den</strong>, das über die <strong>Wasser</strong>leitung direkt in<br />

die Haushalte fließt. Eine Studie in Dakar kam<br />

zu dem Ergebnis, dass Nutzer eines Standrohrs<br />

das 3,5-fache der Sozialtarifrate zahlten, die von<br />

Familien mit niedrigem Einkommen bezahlt<br />

wurde, die an das <strong>Wasser</strong>leitungsnetz angeschlossen<br />

waren. 11 Das ist nicht ungewöhnlich.<br />

Erfahrungen in anderen Ländern – zum Beispiel<br />

in Benin, Kenia, Mali und Uganda – zeigen,<br />

dass Menschen, die ihr <strong>Wasser</strong> aus Standrohren<br />

kaufen, üblicherweise dieselben Preise<br />

zahlen müssen wie Großverbraucher. Diese<br />

Preise sind zweimal so hoch wie der einfache<br />

Haushaltstarif in Benin, dreimal so hoch in<br />

Mali und fünfmal so hoch in Côte d’Ivoire und<br />

Mauretanien. 12 Die Besorgnis darüber, dass<br />

<strong>Wasser</strong> zu einer Ware wird, war eine heftige Reaktion<br />

auf die Privatisierung, und allgemeiner<br />

betrachtet, auf die Kommerzialisierung der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsbetriebe. In einer Hinsicht<br />

ist diese Besorgnis gerechtfertigt. Als eine Quelle<br />

des Lebens sollte <strong>Wasser</strong> nicht als Ware behandelt<br />

wer<strong>den</strong>, und es sollte auch nicht auf<br />

Märkten gehandelt wer<strong>den</strong>, die von <strong>den</strong>selben<br />

Prinzipien beherrscht wer<strong>den</strong>, wie, sagen wir<br />

mal, Märkte <strong>für</strong> Luxusautos oder Spielwaren.<br />

Die harte Tatsache bleibt jedoch bestehen, dass<br />

Millionen der ärmsten und verwundbarsten<br />

Menschen der Welt bereits jetzt auf Märkten<br />

agieren müssen, auf <strong>den</strong>en <strong>Wasser</strong> als Ware gehandelt<br />

wird und auf <strong>den</strong>en sie besonders hohe<br />

Preise zahlen müssen.<br />

Warum die Tarifgestaltung wichtig ist<br />

Der Zugang zu <strong>Wasser</strong> wird <strong>für</strong> arme Haushalte<br />

über die <strong>Wasser</strong>tarife definiert. Die meisten<br />

Regierungen regulieren die Tarife, um einer<br />

Vielzahl von Gerechtigkeits- und Effizienzanforderungen<br />

gerecht zu wer<strong>den</strong>. Die Tarife wer<strong>den</strong><br />

festgesetzt, um Haushalte mit bezahlbarem<br />

<strong>Wasser</strong> zu versorgen, und um ausreichende Einnahmen<br />

zu erzielen, damit Teile der Lieferkosten<br />

oder sogar sämtliche Lieferkosten abgedeckt<br />

wer<strong>den</strong> können. Das Problem in vielen<br />

Fällen ist, dass Tarifstrukturen, die die Gleichheit<br />

fördern sollen, das Gegenteil bewirken.<br />

Bei der Tarifgestaltung gibt es wichtige<br />

Unterschiede zwischen einzelnen Ländern<br />

(Grafik 2.3). In einigen Fällen - zum Beispiel in<br />

Dhaka in Bangladesch – wird von allen Nutzern<br />

eine flat rate d.h., ein Pauschalpreis, verlangt,<br />

unabhängig davon, wie viel <strong>Wasser</strong> sie<br />

verbrauchen. Solche Strukturen, die keinerlei<br />

Anreize zum <strong>Wasser</strong>sparen bieten, wer<strong>den</strong> üblicherweise<br />

dort angewandt, wo die Versorgungsunternehmen<br />

wenige Kapazitäten haben,<br />

<strong>den</strong> <strong>Verbrauch</strong> über <strong>Wasser</strong>zähler zu kontrollieren.<br />

Weiter verbreitet ist das Blocktarifsystem,<br />

bei dem die Preise stufenweise je nach<br />

<strong>Wasser</strong>verbrauch ansteigen. Sowohl die Anzahl<br />

der Preisstufen als auch die Preissteigerungen<br />

von Block zu Block können dabei variieren.<br />

Ansteigende Blocktarife zielen darauf ab, einige<br />

Ziele der staatlichen Politik zu erreichen.<br />

Wenn im ersten Block ein geringer oder Nulltarif<br />

angewendet wird, kann dies dazu beitragen,<br />

Grafik 2.3 Die <strong>Wasser</strong>preise der Versor-<br />

gungsunternehmen steigen<br />

normalerweise mit der Menge<br />

Schrittweiser Preisanstieg bei Blockwassertarifen,<br />

2001–05 (in US-Dollar)<br />

1,30<br />

1,20<br />

1,10<br />

1,00<br />

0,90<br />

0,80<br />

0,70<br />

0,60<br />

0,50<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

Quelle: ADB 2004; Vircoulon 2003; WSP–AF 2005c.<br />

Dakar<br />

Durban<br />

Bangalore<br />

Nairobi<br />

Dhaka<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110<br />

Kubikmeter pro Monat<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2006 109<br />

2<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Verbrauch</strong>

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