Skript für Biochemie - FSRmed
Skript für Biochemie - FSRmed
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<strong>Biochemie</strong><br />
Lern- und Arbeitsskript<br />
von Studenten <strong>für</strong> Studenten<br />
der Fachschaft Medizin<br />
der Universität Greifswald<br />
4. Auflage 2004 www.fsrmed.de
Vorwort<br />
Dieses kostenlose Lern- und Arbeitsskript dient der Vor- und Nachbereitung der<br />
<strong>Biochemie</strong>vorlesungen und soll somit kein Lehrbuch der <strong>Biochemie</strong> ersetzen.<br />
Es wird ausdrücklich darauf hin gewiesen, dass das Lernskript Fehler enthalten kann. Wir<br />
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da<strong>für</strong> keine Verantwortung. Wir sind bemüht die Zahl der Fehler so gering wie<br />
möglich zu halten. Damit dieAktualität gewährleistet bleibt sind wir auf eure Mithilfe angewiesen.<br />
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skript@fsrmed.de<br />
Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klinischer<br />
Erfahrung. Es wird versucht die therapeutisch gemachten Angaben in diesem Werk so aktuell wie<br />
möglich zu gestalten. Das entbindet den Nutzer dieses <strong>Skript</strong>es aber nicht von der Verpflichtung,<br />
anhand der Beipackzettel zu verschreibender Präparate zu überprüfen, ob die dort gemachten<br />
Angaben von denen in diesem Buch abweichen und seine Verordnungen in eigener<br />
Verantwortung zu treffen.<br />
Wie allgemein üblich werden Warenzeichen bzw. geschützte Namen (z.B. Pharmapräparate)<br />
nicht besonders gekennzeichnet.<br />
Autoren<br />
Andreas Söhnel<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
1. Auflage 1995<br />
2. Auflage 1995<br />
3. Auflage 1997<br />
4. Auflage 2004<br />
© Fachschaftsrat Medizin der<br />
Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald<br />
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Übersetzen,<br />
vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Mikrofilm oder ein<br />
anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verfassers oder unter Verwendung<br />
elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
1. Allgemeine Einführung<br />
Eigenschaften lebender Materie 1<br />
Allgemeine organische Chemie 1<br />
Grundsätzliche Reaktionstypen 1<br />
Besonderheiten der Reaktionsabläufe im Körper 1<br />
Proteine 1<br />
Aufgaben von Proteinen 1<br />
Aminosäuren 1<br />
Einteilung der AS 2<br />
Proteinogene AS 2<br />
Aminosäurenachweis 2<br />
Proteinaufbau 3<br />
Schreibweise eines Peptids 3<br />
Bestimmung der AS-Sequenz 3<br />
Trennverfahren 3<br />
Struktur eines Proteins 3<br />
Sekundärstruktur 3<br />
Die alpha-Helix 3<br />
Die Superhelix am Beispiel der Kollagentripelhelix 4<br />
beta-Struktur 4<br />
Supersekundärstruktur 4<br />
Tertiärstruktur 4<br />
Disulfidbrücken 4<br />
Ionenbeziehungen 4<br />
Wasserstoffbrückenbindung 4<br />
Van-der-Waals-Kräfte 4<br />
Isopeptidbindungen 4<br />
Thioester 4<br />
Quartärstruktur 4<br />
Domäne 4<br />
Denaturierung von Proteinen 4<br />
Prinzipien der Polypeptidkettenfaltung 5<br />
Physikalische Eigenschaften der Proteine 5<br />
Verhalten bei der Elektrophorese 5<br />
Löslichkeit von Proteinen 5<br />
UV-Absorption von Proteinen 5<br />
Quantitative Bestimmung von Proteinen 5<br />
Einteilung der Proteine 5<br />
Gluthation 5<br />
2. Enzyme<br />
Definition 5<br />
Bioenergetik der Enzyme 5<br />
Energetische Kopplung 6<br />
Aktivierungsenergie 6<br />
Reaktionskinetik 6<br />
Biologische Katalyse 6<br />
Das aktive Zentrum 6<br />
Chemische Grundprozesse bei enzymatischer Katalyse 6<br />
Spezifität der Enzyme 7<br />
Enzymaktivität 7<br />
Aktivierung durch Assoziation oder Dissoziation 7<br />
Coenzyme und prosthetische Gruppen 7<br />
Enzymkinetik 7<br />
Die Michaelis-Menten-Konstante 7<br />
Herleitung der Michaelis-Menten-Gleichung 7<br />
Aktivitätsgrößen und Enzymeinheiten 7<br />
Umformung nach Lineweaver-Burk 8<br />
Enzymhemmung 8<br />
SH-Gruppenblockade 8<br />
Komplexbildner 8<br />
Reaktionstypen bei Enzymen mit mehr als einem Substrat 8<br />
Allosterie 8<br />
Allosterische Regulation 8<br />
Bedeutung allosterischer Enzyme 8<br />
Modelle allosterischer Enzyme 8<br />
Multiple Formen von Enzymen 9<br />
Nomenklatur und Klassifizierung von Enzymen<br />
Einteilung der Enzyme nach Wirkungsort 9<br />
Enzyme in ihrer Anwendung 9<br />
Enzyme in der Medizin 9<br />
Enzymausstattung 9<br />
Verteilung der Enzyme in der Zelle 10<br />
3. Hämoproteine<br />
Hämoglobin (Hb) 10<br />
Bohr-Effekt 10<br />
CO-Bindung 10<br />
Physiologische Isoproteine des Hb 10<br />
Warum benötigt das Ungeborene HbE und HbF? 10<br />
Pathologische Hb-Varianten 11<br />
Inhalt<br />
Myoglobin 11<br />
Hydroperoxidasen 11<br />
Cytochrome 11<br />
4. Nucleinsäuren<br />
1. Die DNA 11<br />
Benennung 11<br />
In der DNA gilt 11<br />
Aufbau der DNA 12<br />
Stabilität der DNA 12<br />
Masse und Anteile von Histonen 12<br />
Nicht-Histon-Proteine 12<br />
Merkmale eukaryotischer DNA 12<br />
Mitochondrielle DNA 12<br />
2. Die RNA 12<br />
RNA-Arten 12<br />
Vergleich DNA mit RNA 13<br />
Aufgaben in der tierischen Zelle 13<br />
Freie Nucleotide 13<br />
5. Bioenergetik<br />
Woher kommt die Energie? 13<br />
Thermodynamik 13<br />
Biologische Oxidation 13<br />
Wichtige Redoxreaktionen 13<br />
Atmungskette 14<br />
Energiebilanz der Atmung 14<br />
Hypothesen der ATP-Entstehung 14<br />
ATP-Synthese durch Komplex V 14<br />
Agentien, die die oxidative Phosphorylierung inhibieren 14<br />
Herkunft des Wasserstoff der Atmungskette 14<br />
Nebenwege der biologischen Oxidation 15<br />
Erkrank. durch Mutationen in mitochondrialen Genen 15<br />
Citratzyklus 15<br />
Pyruvat-Decarboxylase-Komplex 15<br />
Substratkettenphosphorylierung 15<br />
Aktivatoren und Inaktivatoren des Citratzyklus 15<br />
Der Citratzyklus im einzelnen 15<br />
Energiebilanz des Citratzyklus 15<br />
Malat-Enzym 16<br />
Stoffwechselwege, die Zwischenprodukte des Citratzyklus<br />
verwerten<br />
16<br />
6. Kohlenhydrate<br />
Allgemeines 16<br />
Einteilung 16<br />
Mutarotation 16<br />
Biologisch wichtige Monosaccharidderivate 16<br />
Disaccharide 17<br />
Oligosaccharide 17<br />
Polysaccharide 17<br />
Glucosestoffwechsel 17<br />
Vergleich zwischen Hexose und Glucokinase 17<br />
Glycolyse 17<br />
Emden-Meyerhof-Reaktion 17<br />
Cori-Zyklus 17<br />
Alkoholische Gärung 18<br />
Energiebilanz der Glycolyse 18<br />
Energiebilanz der Atmung 18<br />
Hilfs- und Nebenreaktionen der Glycolyse 18<br />
Enzymregulation durch Glucagon 18<br />
Gluconeogenese 18<br />
Glycolyse- und Gluconeogeneseregulation 19<br />
Energiebilanz der Gluconeogenese 19<br />
Glycolyse 19<br />
Gluconeogenese 19<br />
Verhalten einiger Enzyme des Kohlenhydratstoffwechsels 19<br />
Pentose-Phosphat-Weg 19<br />
Bedeutung des Pentose-Phosphat-Weges 19<br />
Glycogenstoffwechsel 19<br />
Glycogenolyse 19<br />
2-Boten-Theorie nach SUTHERLAND 19<br />
Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels 20<br />
Blutzucker 20<br />
Glucagon 20<br />
Kalorischer Wert des Sauerstoffes 20<br />
Glycogenosen 20<br />
Stoffwechsel der Glucuronsäure 20<br />
Galaktose 20<br />
D-Mannose 20<br />
L-Fructose 20<br />
I
Laevulose = Fruchtzucker 20<br />
Aminozucker 21<br />
Biosynthese der Aminozucker 21<br />
Neuraminsäuren 21<br />
Glucosaminoglycane 21<br />
Unterschiede zwischen Glycoproteinen und Proteoglycanen 21<br />
Murein 21<br />
Biosynthese des Mureins 21<br />
Carl Woese 21<br />
7. Lipide<br />
Aufgaben 22<br />
Einteilung nach Bloor 22<br />
Allgemeiner Aufbau von Triglyceriden 22<br />
Wachse 22<br />
Phospholipide 22<br />
Glycolipide 22<br />
Steroide 22<br />
Wichtige Steroide 22<br />
Carotinoide 22<br />
Lipoproteine 22<br />
Chylomikrone 23<br />
Krankheiten 23<br />
Fettsäuren 23<br />
Abbau der Fette 23<br />
Zellmembranaufbau und -funktion 23<br />
Lipidstoffwechsel 23<br />
Lipolyse 23<br />
beta-Oxidation 23<br />
Abbau (mehrfach) ungesättigter FS 23<br />
Abbau verzweigtkettiger FS 23<br />
FS-Biosynthese 23<br />
Regulation der De-novo-Fettsäuresynthese 23<br />
Ketogenese und Ketolyse 24<br />
Ketolyse 24<br />
Biogenese der Lipide 24<br />
Biogenese der Phosphatide 24<br />
Abbau von Phospholipiden 24<br />
Biogenese sphingosinhaltiger Lipide 24<br />
Abbaudefekte von Lipiden 24<br />
Cholesterol 24<br />
Synthese der Gallensäuren 24<br />
Aufbau der Lipoproteine 25<br />
LDL-Rezeptoren 25<br />
FFA (freie FS) 25<br />
Grundsätzliche Veränderungen bei Artheriosklerose 25<br />
Mögliche Mechanismen des Cholesterolsenkenden Effekts 25<br />
mehrfach ungesättigter FS<br />
Verdauung und Resorption der Lipide 25<br />
Prostaglandine und Eicosanoide 25<br />
Thromboxane und Leukotriene 25<br />
Prostaglandinwirkungen 25<br />
Potentielle medizinische Anwendung d. Prostaglandine 25<br />
Prostazyklin PGZ2 25<br />
Thromboxan A2 25<br />
8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />
Essentielle AS 26<br />
Semiessentielle AS 26<br />
Einteilung der Proteasen 26<br />
Orte der Proteolyse 26<br />
Extrazelluläre Proteolyse 26<br />
Sekretin, Pancreozymin 26<br />
Intrazelluläre Proteolyse 27<br />
Ubiquitinabhängige Proteolyse 27<br />
Ca2+(Calpain)-abhängige Proteolyse 27<br />
Lysosomale Proteinabbaumechanismen 27<br />
Determinanten, die die Lebensdauer von Proteinen bestimmen 27<br />
Mechanismen des intrazellulären Proteinabbau 27<br />
Schicksal der alpha-Aminogruppe 27<br />
Transaminierung 27<br />
Oxidative Desaminierung 27<br />
Eliminierende Desaminierung 27<br />
NH3-Entgiftung 27<br />
Harnstoffzyklus 27<br />
Enzymdefekte bei der Harnstoffsynthese 27<br />
Primäre Decarboxylierung 27<br />
Biogene Amine 27<br />
Reaktionsmechanismen der PALP-abhängigen Enzyme 28<br />
C1-Stoffwechsel 28<br />
CO2-Verwertung in Carboxylierungsreaktionen 28<br />
II<br />
Inhalt<br />
Coenzyme des C1-Stoffwechsels 28<br />
Beziehung des AS-Stoffwechsels zum Citratzyklus 28<br />
Bedeutung des Glycins im Stoffwechsel 28<br />
Kreatin-Stoffwechsel in der Muskulatur 28<br />
Glycin-Abbau 28<br />
Alanin-Abbau 28<br />
Serin-Abbau 28<br />
Biosynthese des Serins aus Metaboliten des Glucose-<br />
28<br />
Stoffwechsels<br />
Threonin-Abbau 28<br />
Aspartat-Abbau 29<br />
Prolin-, Histidin- und Arginin-Abbau 29<br />
Glutamat-Abbau 29<br />
Glutamin-Abbau 29<br />
Valin-, Leucin- und Isoleucin-Abbau 29<br />
Lysin-Abbau 29<br />
Methionin 29<br />
Cystein-Abbau 29<br />
Phenylalanin und Tyrosin 29<br />
Tryptophan 29<br />
Genetisch bedingte AS-Stoffwechselstörungen 29<br />
9. Nucleotidsynthese<br />
Metabolische Funktion der Nucleotide 30<br />
Purinsynthese 30<br />
Regulation der Purinnucleotidsynthese 30<br />
Pyrimidinsynthese 30<br />
Synthese der Desoxyribonukleotide 30<br />
Abbau von Nucleotiden und Nucleosiden 30<br />
Nucleotidabbau 30<br />
Abbau von Purinbasen 30<br />
Abbau von Pyrimidinbasen 30<br />
Bergungsstoffwechsel 30<br />
Bergungsstoffwechsel der Purinbasen 31<br />
Bergungsstoffwechsel der Pyrimidinbasen 31<br />
Bergungsstoffwechsel der Nucleoside und Nucleotide 31<br />
Zentrale Stellung von PRPP im Stoffwechsel der Nucleotide 31<br />
10. Replikation, Transkription, Translation<br />
Übersicht zur Entwicklung der Gentechnik 31<br />
Dimension der DNA 31<br />
Vergleich der DNA unterschiedlicher Arten 31<br />
DNA-Stoffwechsel 31<br />
Replikation 31<br />
Enzyme des Eukaryoten und deren Aufgabe 32<br />
Genexpression 32<br />
Transkription 32<br />
Ablauf der Transkription 32<br />
Medikamente und ihre Wirkung 33<br />
Translation 33<br />
Translation bei Eukaryoten 33<br />
Aktivierung von AS 33<br />
Ablauf der Translation 33<br />
Energie- und Zeitbedarf der Proteinbiosynthese 34<br />
Abbau fehlgebildeter Proteine 34<br />
Posttranslationale Modifikation 34<br />
Ribosomenunabhängige Peptidsynthese 34<br />
Hemmstoffe der Translation 34<br />
Synthese von Sekretproteinen 34<br />
Regulation der Genexpression 34<br />
Operon-Modell 34<br />
Regulation auf posttranskriptionale Ebene 35<br />
Viren 35<br />
11. Hormone<br />
Historie 36<br />
Einteilung der Hormone 36<br />
Regulation der Hormonwirkung auf das Organ 36<br />
Allgemeine Wirkungsmechanismen 36<br />
Second messenger 37<br />
Bestimmung von Hormonen 37<br />
1. Hypothalamus 37<br />
Liberine 37<br />
Statine 37<br />
2. Hypophyse 37<br />
Adenohypophyse (HVL) 38<br />
STH 38<br />
TSH 38<br />
ACTH 38<br />
Gonadotropine 39<br />
FSH 39
LH, ICSH 39<br />
Prolactin 39<br />
alpha-/beta-Lipotropin 39<br />
Pars intermedia 40<br />
CLIP 40<br />
MSH 40<br />
Neurohypophyse (HHL) 40<br />
Vasopressin 40<br />
Oxitocin 40<br />
3. Glandula pineale 41<br />
Melatonin 41<br />
4. Sexualhormone 41<br />
Männliche Sexualhormone 41<br />
Testosteron 41<br />
DHEA 41<br />
Weibliche Sexualhormone 41<br />
Follikelhormone 42<br />
Estron, Estriol, Estradiol 42<br />
Phytoestrogene 42<br />
synthetische Oestrogene 42<br />
Antioestrogene 42<br />
Gestagene 42<br />
Progesteron 42<br />
synthetische Gestagene 42<br />
Relaxin 42<br />
Plazentahormone 42<br />
HCG 42<br />
Chorionmammotropin 42<br />
Choriales Thyrotropin 42<br />
Oestrogene der Plazenta 42<br />
Progesterone der Plazenta 42<br />
5. Endokrines Pankreas 43<br />
Insulin 43<br />
Glucagon 44<br />
6. Gewebshormone 44<br />
Biogene Amin 44<br />
Serotonin 44<br />
Tryptamin 45<br />
Histamin 45<br />
Dopamin 45<br />
Oligo- und Polypeptide 45<br />
Kinine 45<br />
Renin-Angiotensin-System 45<br />
7. Hormone des Duodenums und Jejunums 45<br />
Gastrin 45<br />
Sekretin 45<br />
Cholezystokinin 45<br />
GIP 45<br />
VIP 45<br />
Motilin 46<br />
Enterogastron 46<br />
Enteroglucagon 46<br />
Substanz PP 46<br />
Substanz P 46<br />
Bombesin 46<br />
Endothelin 46<br />
EDRF 46<br />
8. Wachstumsfaktoren 46<br />
Lymphokine, Zytokine 46<br />
9. Thyroidea 46<br />
Mechanismus der Hormonsynthese 46<br />
Kontrolle der Jodid-Aufnahme 46<br />
Funktionen der Schilddrüsenhormone 46<br />
Thyroxin 47<br />
Schilddrüsendiagnostik 47<br />
Antithyreodane Substanzen 47<br />
Calcitonin 47<br />
10. Parathyroidea 48<br />
Parathormon 48<br />
11. Thymus 48<br />
12. Nebenniere 49<br />
Mark<br />
Bildung der Catecholamine 49<br />
Kontrolle der Catecholamine 49<br />
Abbau der Catecholamine 49<br />
Noradrenalin 49<br />
Adrenalin 49<br />
Sympathikomimetika 49<br />
Sympathikolytika 49<br />
Rinde 49<br />
Glucocorticoide 49<br />
Inhalt<br />
Cortisol 49<br />
Synthetische Glucocorticoide 50<br />
Mineralocorticoide 50<br />
Aldosteron 50<br />
Antagonisten des Aldosterons 50<br />
ANF (Atriales natriuretisches Hormon) 50<br />
Antialdosteron 50<br />
Sexocorticoide 50<br />
Krankheiten der NNR 50<br />
Funktionsdiagnosen der NNR 51<br />
Überblick über die Beteiligung der Hormone an verschiedenen<br />
Prozessen<br />
51<br />
12. Vitamine<br />
Lipophile Vitamine 51<br />
Vitamin A 52<br />
Vitamin D 1, 2, 3 52<br />
Vitamin E 53<br />
Vitamin K 1, 2, 3 53<br />
Wasserlösliche Vitamine<br />
Thiamin (Vitamin B1) 54<br />
Riboflavin (Vitamin B2) 54<br />
Nicotinamid (Vitamin B3) 54<br />
Pyridoxal (Vitamin B6) 54<br />
Pantothensäure (Vitamin B7) 55<br />
Biosynthese des CoA 55<br />
Thioctsäure (Vitamin B8) 55<br />
Biotin (Vitamin B9) 55<br />
Folsäure (Vitamin B11) 56<br />
Cobalamin(Vitamin B12) 56<br />
Vitamin C 57<br />
Vitaminähnliche Stoffe 57<br />
Cholin 57<br />
Carnitin 57<br />
Inositol 57<br />
Essentielle FS 57<br />
Flavinoide 57<br />
p-Aminobenzoesäure 57<br />
13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />
Wasser- und Elektrolythaushalt 58<br />
Verteilung in den Organen 58<br />
Verteilung im Körper 58<br />
Funktionen des Wassers im Körper 58<br />
Wasseraustausch im Körper 58<br />
Störungen des Wasserhaushaltes 58<br />
Elektrolythaushalt 58<br />
Ursachen der ungleichen Verteilung 58<br />
Säure-Base-Haushalt 59<br />
Hydrogencarbonatpuffer 59<br />
Proteinpuffer 59<br />
Phosphatpuffer 59<br />
Störungen des Säure-Base-Haushaltes 59<br />
Gesamtelektrolytbestand 59<br />
Natrium 59<br />
Kalium 59<br />
Chlorid 59<br />
Magnesium 59<br />
Calcium 60<br />
Phosphat 60<br />
Schwefel 60<br />
Spurenelemente 60<br />
Eisen 60<br />
Fe-bindende Proteine 61<br />
Fe-Speicher 61<br />
Fe-Ausscheidungen 61<br />
Eisenbestand und Stoffwechsel beim Menschen 61<br />
Kupfer 61<br />
Zink 62<br />
Zn-Mangel beim Menschen 62<br />
Mangan 62<br />
Kobalt 62<br />
Molybdän 62<br />
Selen 62<br />
Chrom 62<br />
Fluor<br />
Arsen 62<br />
Jod 62<br />
14. Regulation des Stoffwechsels<br />
Allgemeines 62<br />
III
Harnstoffzyklus 63<br />
Regelkreise 63<br />
Regulationsebenen 63<br />
Enzymmuster 63<br />
Fließgleichgewicht 63<br />
Kompartimentierung 63<br />
Metabolische Zonierung des Leberparenchyms nach<br />
64<br />
JUNGERMANN<br />
Phosphorylierunspotential 64<br />
Oxydoreduktionspotential 64<br />
Zusammenfassung von Hormonwirkungsweisen 64<br />
Second-Messenger-Bildung 64<br />
Überall vorkommende Schlüsselverbindungen 64<br />
Stoffwechsel im Tagesablauf 65<br />
Resorptionsphase (Mahlzeit) 65<br />
Postresorptionszeit (Fasten) 65<br />
15. Spezifischer Schutz<br />
Allgemeines 65<br />
Antikörper 66<br />
Aufbau 66<br />
Eigenschaften der Immunglobuline 66<br />
Komplementaktivierung 66<br />
Klassische Komplementaktivierung 66<br />
Alternative Komplementaktivierung 66<br />
16. Neurotransmitter<br />
Acetylcholin 66<br />
Serotonin 66<br />
Meskalin 66<br />
Weitere Neurotransmitter 66<br />
17. <strong>Biochemie</strong> der Gewebe und Organe<br />
1. Muskulatur 67<br />
Zusammensetzung 67<br />
Proteine der Muskulatur 67<br />
Aktin 67<br />
Myosin 67<br />
Tropomyosin 67<br />
Troponine 67<br />
Ablauf der Muskelkontraktion 67<br />
Zellmotilität 67<br />
2. Bindegewebe 67<br />
Kollagentypen 67<br />
Biosynthese des Kollagens 67<br />
Störungen des Kollagenstoffwechsels 67<br />
3. Knochen 67<br />
Bestandteile 67<br />
Mineralisation 67<br />
Knochenerkrankungen 68<br />
Kollagendefekte 68<br />
Proteoglycandefekte 68<br />
Mucopolysaccharidspeicherkrankheiten 68<br />
4. Niere 68<br />
Hormonelle Steuerung 68<br />
Medikamente der Diurese 68<br />
Nierenfunktionsstörungen 68<br />
Hormonwirkung der Niere 68<br />
5. Blut 68<br />
Funktionen 68<br />
Zusammensetzung 68<br />
Erythrozyten 68<br />
O2- und CO2-Transport des Erys 68<br />
RAPOPORT-LÜBERING-Weg 69<br />
Regulation 69<br />
Aufgaben der Glycolyse 69<br />
Reduktive Prozesse im Erythrozyten 69<br />
Überlebensdauer der Erys in verschiedenen<br />
69<br />
Konservierungslösungen<br />
Häm-Synthese und -Abbau 69<br />
Porphyrien = Störungen der Hb-Synthese 69<br />
Hyperbilirubinämie 69<br />
Plasma 69<br />
Proteine und ihre Funktionen 70<br />
Blutgerinnung 70<br />
Faktoren der Blutgerinnung 70<br />
6. Blutgerinnung 70<br />
Bedeutung des Thrombins 70<br />
Thrombozyten 71<br />
Funktionen der Thrombozyten 71<br />
Rolle des Endothels 71<br />
IV<br />
Inhalt<br />
Fibrinolyse = Plasminogen-Plasmin-System 71<br />
Plasminogen 71<br />
Störungen der Hämostase 71
1. Allgemeine Einführung<br />
Eigenschaften lebender Materie<br />
- Organisation in Zellen<br />
- kompliziert aufgebaute Strukturen durch Makromoleküle und<br />
organische Stoffe<br />
- erheblich höherer Ordnungsgrad biologischer Strukturen<br />
- Aufbau überwiegend aus organischen Kohlenstoffverbindungen<br />
- Selbstaufbau von Zellen<br />
- Stoff- und Energieaustausch<br />
- Stoffum- und abbau<br />
- Energiegewinnung und -verwertung<br />
Die chemischen Reaktionen werden von Biokatalysatoren<br />
gesteuert, die in der Zelle gebildet und abgebaut werden (da<br />
Druck und Temperatur konstant sind). Auch besitzen lebende<br />
Systeme die Fähigkeit zur Selbsterneuerung und besitzen dadurch<br />
eine höhere Ökonomie.<br />
Allgemeine organische Chemie<br />
Einfache Kohlenwasserstoffe haben nur begrenzte Möglichkeiten<br />
zu reagieren. Durch funktionelle Gruppen erhöhen sich<br />
diese aber um ein Vielfaches:<br />
-OH Hydroxylgruppe Alkohole, Phenole<br />
-SH Sulfhydrylgruppe Mercaptane<br />
-OR Alkoxygruppe Äther<br />
-SR Thioäther<br />
-C=O Carbonylgruppe Aldehyde, Ketone<br />
-COOH Carboxylgruppe Carbonsäuren<br />
-SO3H Sulfonsäuregruppe Sulfonsäure<br />
-NH2 Aminogruppe Amine<br />
-CONH2 Säureamidgruppe Amide<br />
=NH Iminogruppe Imine<br />
Weitere wichtige Bestandteile sind Ringsysteme der verschiedensten<br />
Art: Homo-/Heterozyklen, Steranringsysteme, usw.<br />
Grundsätzliche Reaktionstypen<br />
1) Oxidation:<br />
- Dehydrierung<br />
- O2 als Reaktionspartner selten<br />
2) Gruppenübertragung:<br />
- Transfer chemischer Gruppen von einem Molekül auf ein<br />
anderes<br />
3) Spaltungsreaktionen:<br />
- vorwiegend hydrolytisch (H2O wird verbraucht)<br />
- selten phosphorolytisch<br />
- bei Ausbildung einer Doppelbindung nicht hydrolytisch<br />
4) Additionsreaktionen:<br />
- häufig an Doppelbindungen<br />
5) Isomerisierung<br />
- z.B. Umwandlung von Glucose in Fructose<br />
6) Epimerisierung (Umlagerung von OH-Gruppen)<br />
7) Mutasen (Umlagerung von Resten)<br />
Besonderheit der Reaktionsabläufe im Körper<br />
Im Vergleich zur organischen Chemie sind die Reaktionsabläufe<br />
im Körper wesentlich limitierter und sie sind so gut wie immer<br />
katalysiert.<br />
Es herrscht ein:<br />
- wäßriges Milieu<br />
- konstante Temperatur von 37°C<br />
- konstanter Druck von 100 kPa<br />
Proteine<br />
Proteine erfüllen verschiedene Aufgaben:<br />
Definition:<br />
Proteine sind lineare, nicht verzweigte Polykondensationsprodukte<br />
von Aminosäuren.<br />
Von den rund 300 existierenden Aminosäuren sind nur 20 am<br />
Proteinaufbau beteiligt. Sie heißen proteinogene Aminosäuren.<br />
1. Allgemeine Einführung<br />
Aufgaben von Proteinen<br />
Proteinart Aufgabe Beispiel<br />
Enzyme Katalysatoren<br />
Hormone Regulatoren<br />
Transportproteine<br />
Hämoglobin O2-Transport im Blut<br />
Serumalbu- Metall- und Fettminsäuretransport<br />
im Blut<br />
β2-<br />
Lipoproteine<br />
Lipidtransport im Blut<br />
Fe-bindendes<br />
Globulin<br />
Fe-Transport im Blut<br />
Schutzproteine Antikörper,<br />
Komplement<br />
Immunantwort<br />
Fibrinogen,<br />
Thrombin<br />
Blutgerinnung<br />
Kontraktile Pro- Aktin, Myo- Muskelkontraktion<br />
teinesin<br />
Strukturproteine Kollagene fibrilläres Bindegewebe<br />
Elastin elastisches Bindegewebe<br />
α-Keratin Haar, Haut<br />
Mucoproteine Schleim, ZelloberflächenMembranproteine<br />
Membranaufbau<br />
Aminosäuren<br />
Bis auf Glycin sind alle Aminosäuren optisch aktiv (D-L-<br />
Enantiomerie), da das α-C-Atom asymmetrisch substituiert ist<br />
(Prolin hat keine alpha-Aminogruppe, da<strong>für</strong> aber einen heterozyklischen<br />
Ring). Die D-Aminosäuren werden in der Leber<br />
sofort abgebaut, so daß nur L-Aminosäuren <strong>für</strong> den Aufbau von<br />
Proteinen verwendet werden. Sie sind Ampholyte (Brönstedt),<br />
besitzen also einen Säure- (-COOH) und einen Basencharakter (-<br />
NH2).<br />
Die -NH2-Gruppe und die -COOH-Gruppe bedingen, daß<br />
Aminosäuren schwache Elektrolyte sind. Sie haben Puffereigenschaften.<br />
Darum gilt <strong>für</strong> AS die HENDERSON-<br />
HASSELBALCH-GLEICHUNG:<br />
pH = pK + lg [A]<br />
[HA]<br />
Dementsprechend haben AS 2 Pufferbereiche, die sich nicht<br />
überlappen. Der Isoelektrische Punkt liegt zwischen den beiden<br />
pK-Werten.<br />
Definition <strong>für</strong> den Isoelektrischer Punkt:<br />
Das ist der pH-Wert, bei dem ein Protein nach außen hin<br />
neutral ist, weil die Anzahl der negativen und positiven Ladungen<br />
des Proteins gleich ist und sich somit aufheben. Es<br />
kommt dadurch zu keiner weiteren Wanderung im elektrischen<br />
Feld.<br />
Bei zusätzlichen funktionellen Gruppen, die den pH-Wert<br />
beeinflussen können, muß daran gedacht werden, daß sich<br />
Ladungen auch aufheben können.<br />
MERKE:<br />
Saure Aminosäuren puffern am Isoelektrischen Punkt, der<br />
zwischen pKS 1 und pKS 2 liegt. Die beiden -COOH-Gruppen<br />
zeigen verschiedene Ionisationsverhalten und haben darum<br />
verschiedene pKS-Werte.<br />
Basische Aminosäuren puffern am Isoelektrischen Punkt, der<br />
zwischen pKB 1 und pKB 2 liegt.<br />
Die proteinogenen Aminosäuren sind alle α-L-Aminosäuren.<br />
Das bedeutet: Die -COOH-Gruppe und die -NH2-Gruppe stehen<br />
am α-C-Atom. Die -NH2-Gruppe wird links vom C-Atom geschrieben.<br />
1
2<br />
COOH<br />
NH2 C H<br />
L-α-AS<br />
Einteilungen der Aminosäuren<br />
Es gibt verschiedene Einteilungsprinzipien <strong>für</strong> die proteinogenen<br />
Aminosäuren:<br />
Prinzip 1:<br />
Nach Rest:<br />
- aliphatisch<br />
- cyclisch<br />
- schwefelhaltig<br />
Proteineogene AS<br />
Rest apolar:<br />
Glycin (Gly; G)<br />
H<br />
H C COOH<br />
NH2 Alanin (Ala; A)<br />
CH3 H<br />
C COOH<br />
NH2 Valin (Val; V)<br />
CH3 H<br />
CH C COOH<br />
CH3 NH2 Leucin (Leu; L)<br />
CH3 CH<br />
CH3 CH 2<br />
H<br />
C<br />
NH 2<br />
COOH<br />
Isoleucin (Ile; I)<br />
H<br />
CH3 CH2 CH C COOH<br />
CH3 NH2 Prolin (Pro; P)<br />
N<br />
H H<br />
COOH<br />
Phenylalanin (Phe F)<br />
CH2 H<br />
C COOH<br />
NH2 Tryptophan (Trp W)<br />
CH 2 C<br />
N<br />
H<br />
H<br />
NH 2<br />
COOH<br />
Phenylring<br />
Indolgruppe<br />
1. Allgemeine Einführung<br />
Methionin (Met M)<br />
CH 3<br />
S<br />
CH 2<br />
CH 2<br />
H<br />
C<br />
NH 2<br />
- hydroxylhaltig<br />
Prinzip 2:<br />
Nach Ladung des Rests:<br />
- polar = hydrophil<br />
- apolar = hydrophob<br />
Diese folgenden Aminosäuren müssen auswendig gelernt werden!<br />
Die Abkürzungen in Klammern sind international gebräuchlich.<br />
Die einzelnen Buchstaben kennzeichnen die AS in<br />
der neuen Nomenklatur.<br />
COOH<br />
-SH-Gruppe<br />
Rest polar:<br />
1.) ungeladene Seitenketten:<br />
Serin (Ser; S)<br />
H<br />
-OH-Gruppe<br />
HO CH2 C COOH<br />
NH 2<br />
Threonin (Thr; T)<br />
CH 3<br />
OH H<br />
C C COOH<br />
H<br />
NH 2<br />
Cystein (Cys; C)<br />
HS<br />
CH 2<br />
H<br />
C<br />
NH 2<br />
Tyrosin (Tyr; T)<br />
HO<br />
COOH<br />
CH 2<br />
Asparagin (Asn; N)<br />
NH2 C<br />
O<br />
CH 2<br />
H<br />
H<br />
C<br />
NH 2<br />
C COOH<br />
NH 2<br />
C<br />
-OH-Gruppe<br />
-SH-Gruppe<br />
Phenylrest<br />
-CONH2<br />
γ-Säureamid<br />
Glutamin (Gln; Q) -CONH2<br />
HO<br />
H δ-Säureamid<br />
C CH2 CH2 C CO<br />
O NH2 2.) geladene Seitenketten:<br />
Saure Aminosäuren:<br />
Asparaginsäure (Asp;<br />
D)<br />
HO<br />
H<br />
C CH2 C COOH<br />
O NH2 Im Bindegewebe kommen Aminosäuren vor, die keinen genetischen<br />
Code besitzen. Sie werden am Endoplasmatischen Retikulum<br />
hydroxyliert:<br />
Hydroxylysin (von Lysin)<br />
Hydroxyprolin (von Prolin)<br />
Außerdem kommen im Bindegewebe vor:<br />
Desmosin<br />
Isodesmosin<br />
Die Seitenketten unterliegen vielen Vorgängen. Sie können<br />
methyliert werden (Lysin, Histidin, Arginin), acetyliert werden<br />
(Lysin, Serin). Phosphorylierungen und Carboxylierungen<br />
finden ebenso statt.<br />
Methylenierung: Lys, His, Arg, Ala<br />
Acetylierung: Lys, Ser<br />
-COOH<br />
γ-Gruppe<br />
Glutaminsäure (Glu; -COOH<br />
E)<br />
δ-Gruppe<br />
HO<br />
H<br />
C CH2 CH2 C CO<br />
O NH2 Basische Aminosäuren:<br />
Lysin (Lys; K)<br />
NH 2<br />
(CH2) 4<br />
H<br />
C COOH<br />
NH 2<br />
Arginin (Arg; R)<br />
NH 2<br />
C<br />
NH<br />
NH<br />
H<br />
(CH 2) 3 C<br />
Histidin (His; H)<br />
N<br />
N<br />
H<br />
H<br />
NH<br />
CH2 C COOH<br />
NH2 -NH2-<br />
Gruppe<br />
Harnstoffrest<br />
Imidazolgruppe<br />
Phosphorylierung: Ser, Thr, Tyr<br />
Carboxylierung: Glu (gamma-Carboxy-Glutamat)<br />
Einige Aminosäuren treten im Stoffwechsel, aber nicht in der<br />
Proteinsynthese auf (sogenannte nichtproteinogene AS):<br />
Homocystein, Homoserin, Dihydroxyphenylalanin, 5-<br />
Hydroxytryptophan. Ornithin und Citrullin sind Stoffwechselprodukte<br />
des Harnstoffzyklus. Auch die Decarboxylierungsprodukte<br />
der AS, die biogenen Amine, spielen<br />
im Organismus eine wichtige Rolle, z.B. als Botenstoff im ZNS<br />
(GABA). Aber dazu später mehr.<br />
Aminosäurenachweis<br />
Ninhydrinreaktion: Ninhydrin reagiert mit einer Aminosäure zu<br />
reduziertem Ninhydrin. Dabei gibt die Aminosäure ihre stickstoffhaltige<br />
Gruppe an das Ninhydrin ab. Von der Aminosäure
leibt das nächst niedrige Aldehyd und CO2 übrig. Ein weiteres<br />
Ninhydrin bildet mit dem reduzierten Ninhydrin einen blauen<br />
Farbstoff.<br />
Proteinaufbau<br />
Die Aminosäuren der Proteine sind über Peptidbindungen<br />
miteinander verknüpft. Dies geschieht durch Kondensation:<br />
Aminosäure (AS) + Aminosäure = Peptid (Protein) + Wasser<br />
H2O R1 NH2 C C<br />
H<br />
O<br />
OH<br />
+ R2 NH2 C C<br />
H<br />
O<br />
OH<br />
R1 C<br />
H<br />
O<br />
C N<br />
H<br />
H<br />
C<br />
R2 C<br />
O<br />
OH<br />
Die Mesomerie bedingt, daß in der Säureamidebene keine freie<br />
Drehbarkeit herrscht. Mit Ausnahme von Prolin besteht meistens<br />
die trans-Konformation.<br />
Am alpha-C-Atom ist die Drehbarkeit prinzipiell gegeben, die<br />
Peptidebenen behindern sich aber gegenseitig so, daß keine<br />
Drehung stattfindet.<br />
Kondensieren zwei AS entsteht ein Dipeptid, kondensieren 3<br />
dementsprechend ein Tripeptid. Peptide aus 4 - 10 AS-Resten<br />
werden ganz allgemein als Oligopeptide, Verbindungen aus<br />
mehr als 10 AS-Resten Polypeptide genannt. Bei mehr als 100<br />
AS spricht man von Proteinen, obwohl hier der Übergang fließend<br />
ist.<br />
Schreibweise eines Peptids<br />
Es gilt: Nutzt man den vollen Namen der AS, so wird die Endung<br />
-yl an diejenige AS angehängt, der seine Carbonylgruppe<br />
zur Ausbildung der Peptidbindung beisteuert, z.B. Glycylalanin.<br />
Wird eine Kurzbezeichnung der AS genutzt, schreibt man in<br />
Richtung des Verlaufs der Peptidbindung von C=O nach NH.<br />
Die AS mit der freien Aminogruppe links und die mit der freien<br />
Carboxylgruppe rechts. Das N-terminale Ende steht links, das Cterminale<br />
rechts. Ein Pfeil gibt die Verlaufsrichtung an.<br />
Beispiel:<br />
Ala → Gly → Asp → Cys<br />
Der Pfeil ist besonders bei cyclischen Peptiden wichtig.<br />
Die Abfolge der Aminosäuren im Protein ist äußerst wichtig. Sie<br />
ist<br />
a) genetisch determiniert und<br />
b) konformationsbestimmend.<br />
Sie gibt einen Überblick über die Gesetzmäßigkeit zwischen<br />
Sequenz, Konformation und Funktion. Die Aminosäureabfolge<br />
hilft auch bei der Erstellung evolutionärer Stammbäume. Dabei<br />
werden variante (veränderbare) und invariante (nicht veränderbare)<br />
Aminosäuren bestimmt. Auch kann man über die<br />
molekulare Basis der biologischen Aktivität eines Proteins zu<br />
ermitteln.<br />
Im Vergleich eines Proteins (Cytochrom c) verschiedener Lebewesen<br />
hat man herausgefunden, daß nicht alle Aminosäuren eines<br />
Proteins austauschbar sind. Vielmehr gibt es <strong>für</strong> die Funktion<br />
eines Proteins essentielle = invariante Aminosäuren. Andere<br />
können beliebig ausgetauscht werden. Sie sind variant und<br />
bestimmen nicht die Funktion.<br />
Bestimmung der Aminosäuresequenz<br />
Die Bestimmung der Aminosäuresequenz erfolgt auf verschiedenen<br />
Wegen.<br />
1) Endgruppenbestimmung:<br />
Die N-terminale Aminosäure wird chemisch vom Protein abgetrennt.<br />
Dies geschieht mit 2,4-Dinitro-1-fluorobenzol oder<br />
Dansylchlorid.<br />
2) EDMAN-Abbau : Dies ist heute die Methode der Wahl. Auch<br />
hier wird mit Hilfe von Phenylthiocyanat (PTC; Phenylsenföl)<br />
die N-terminale Aminosäure markiert und danach hydrolytisch<br />
vom Protein abgespalten. Mit dieser Methode kann man bis zu<br />
50 Zyklen fahren. Größere Proteine müssen also zunächst in<br />
kleinere Bruchstücke zerlegt werden. Dies kann spezifisch auf<br />
zwei weisen erreicht werden:<br />
1) enzymatisch: Bestimmte Enzyme spalten nur ganz bestimmte<br />
Peptidbindungen:<br />
Trypsin spaltet nur die Bindung zwischen Lysin und Arginin,<br />
1. Allgemeine Einführung<br />
Chymotrypsin nur vor Valin und hinter Arginin (Reihenfolge<br />
beachten).<br />
Die Staphylokokkenprotease greift an der Carboxylseite der<br />
Asparaginsäure an.<br />
2) chemisch:<br />
Bromcyan greift an der Carboxylseite des Methionins an.<br />
Hydroxylamin trennt die Asparagin-Glycin-Bindung.<br />
Überlappende Peptidstücke liefern die Infromationen über die<br />
Reihung der Bruchstücke.<br />
z.B.: Nach einer tryptischen Peptidspaltung eines Proteins<br />
erhält man 2 neue Stücke:<br />
Ala-Ala-Trp-Gly-Lys und Thr-Asn-Val-Lys.<br />
Die Kenntnis, daß Trypsin nur zwischen Lys und Ala spaltet,<br />
versetzt uns in die Lage, das Protein zu rekonstruieren:<br />
Thr-Asn-Val-Lys-Ala-Ala-Try-Gly-Lys<br />
Eine chymotryptische Spaltung hätte diese Bruchstücke ergeben.<br />
Thr-Asn und Val-Lys-Ala-Ala-Trp und Gly-Lys<br />
Trennverfahren<br />
Meistens liegen Proteine in einem Gemisch vor. Bevor ein<br />
Protein bestimmt werden kann, muß es aus dem Gemisch herausgeholt<br />
werden.<br />
Dies gelingt mittels der Chromatographie.<br />
1) Verteilungschromatographie<br />
2) Adsorptionschromatographie<br />
3) Ionenaustauschchromatographie<br />
4) Gel- oder Molekularsieb<br />
Struktur eines Proteins<br />
Primärstruktur eines Proteins:<br />
Abfolge der Aminosäuren vom N-terminalen zum Cterminalen<br />
Ende.<br />
Sekundärstruktur:<br />
Anordnung der Peptidbindungen im Raum ohne Berücksichtigung<br />
der Seitenketten (dies geschieht durch die Ausbildung<br />
von Wasserstoffbrückenbindungen).<br />
Supersekundärstruktur:<br />
Bestimmte Sekundärstrukturen stabilisieren sich gegenseitig.<br />
Es entsteht die Supersekundärstruktur.<br />
Tertiärstruktur:<br />
Anordnung der Peptidbindungen und der Seitenketten im<br />
Raum.<br />
Domäne:<br />
Abschnitt der Peptidkette, der sich unabhängig von anderen zu<br />
einer stabilen Tertiärstruktur falten kann.<br />
Quartärstruktur:<br />
Durch nicht kovalente Bindungen verbundene Untereinheiten<br />
eines Proteins.<br />
Sekundärstruktur<br />
Innerhalb einer Proteinkonformation treten periodische Strukturelemente<br />
auf:<br />
1) Schraubenstruktur: α-Helix<br />
2) Faltblattstruktur: β-Helix<br />
3) Haarnadelbiegung: β-turns = β-Schleifen (n+3, d.h., daß in<br />
einer Kette eine AS und die dritte darauffolgende diese Struktur<br />
ausbilden. Meist ist Prolin daran beteiligt.)<br />
4) Ω-Schleifen: bestehend aus 5 AS in Polypeptidkette, die<br />
den Verlauf der Kette drastisch ändern<br />
5) Knäuel: Man findet keine beschreibbaren Eigenschaften,<br />
aber definierte Strukturen: „alles, was nicht unter Helix oder<br />
Faltblatt fällt“ !kein Zufallsknäul!<br />
6) coiled coils: superspiralisierte Helix<br />
Z.B.: Kollagentripel-Helix, Doppelhelix des Myosins, tripelhelikale<br />
Strukturen im Fibrinogen, Keratinhelix<br />
Die α-Helix<br />
Diese Helix ist eine auf eine Zylinderoberfläche gewickelte<br />
Kette. Sie ist meistens rechtsgängig (n+4 Wasserstoffbrückenbindung).<br />
Der Abstand zwischen zwei Windungen heißt Identitätsperiode<br />
(p). Bei der α-Helix beträgt p = 0,54 nm. Daraus<br />
folgt, daß pro Windung 3,6 Aminosäurereste aus der Ebene<br />
herausragen.<br />
3
Die Helix ist relativ spannungsfrei, weil die sich ausbildenden<br />
Wasserstoffbrücken parallel zur Zylinderoberfläche liegen,<br />
sogenannte intrachenare Wasserstoffbrückenbindungen.<br />
MERKE:<br />
Prolin unterbricht jede klassische Helix.<br />
Die Superhelix am Beispiel der Kollagentripelhelix<br />
Treten mehrere Polypeptide mit helicaler Struktur zusammen<br />
und verdrillen sich seilartig, kommt es zur Ausbildung sogenannter<br />
Superhelices. Ein Beispiel ist die Kollagentripelhelix.<br />
Das Grundmolekül Tropokollagen bildet linksgängig Einzelhelices<br />
mit p = 1 nm (keine klassische α-Helix). Die Einzelhelices<br />
bilden rechtsgängige Stränge aus 3 Einzelsträngen. Durch gestaffeltes<br />
Überlappen des Tropokollagens bilden sich Faserstrukturen.<br />
α-Keratintripelhelix: Sie besteht aus 3 α-Helices und ist linksgängig,<br />
p = 0,51 nm.<br />
- 2 Doppelwendeln bilden ein Protofilament.<br />
- 11 Protofilamente bilden eine Protofibrille ∅ 2 nm<br />
- 4 Protofibrillen bilden eine Mikrofibrille ∅ 8 nm<br />
- eine Makrofibrille hat einen Durchmesser von 200 nm<br />
Bei Dehnung in feuchter Wärme und Spaltung der Disulfidbrücken<br />
geht die α-Helix in β-Struktur über (Dauerwelle).<br />
β-Struktur = Faltblattstruktur<br />
Peptidketten lagern sich nebeneinander und bilden Wasserstoffbrücken<br />
untereinander aus (es bildet sich ein Rost).<br />
Diese „Blätter“ falten sich zick-zackförmig, wobei die Ebenen<br />
der Peptidbindungen Winkel bis zu 90° zueinander bilden können.<br />
Die Faltstellen liegen an den α-C-Atomen, nicht an den<br />
Peptidbindungsstellen, sondern liegen „in der Wand der Blätter“.<br />
Die Reste ragen nach oben und unten aus der Faltungsebene<br />
heraus.<br />
Darüber hinaus unterscheidet man noch ein paralleles von einem<br />
antiparallelen Faltblatt. Faltblattstrukturen werden durch Wechselwirkungen<br />
mit benachbarten Polypeptidketten, die ebenfalls<br />
als Faltblatt vorliegen, stabilisiert. Diese können parallel (die<br />
Richtung der Ausbildung der Peptidbindung ist <strong>für</strong> beide Ketten<br />
gleich) oder antiparallel ausgebildet sein. Im Gegensatz zur<br />
alpha-Helix bilden sich interchenare Wasserstoffbrücken aus.<br />
Merke:<br />
Die Wasserstoffbrücken liegen in der α-Helix innerhalb der<br />
Peptidkette = intrachenar und im Faltblatt zwischen zwei Ketten<br />
= interchenar.<br />
Supersekundärstruktur<br />
Man unterscheidet 4 verschiedene Typen: hauptsächlich alpha,<br />
alpha und beta, beta oder beta-alpha-beta-alpha-Struktur. Die<br />
Supersekundärstruktur stellt einen Übergang zur Tertiärstruktur<br />
dar.<br />
1) α-Proteine bestehen vorrangig aus antiparallelen α-Helices.<br />
2) β-Proteine bestehen hauptsächlich aus antiparallelen Faltblattstrukturen.<br />
3) α-β-Proteine enthalten häufig β-α-β-Motive.<br />
4) sonstige<br />
Tertiärstruktur<br />
Die Wechselwirkungen der Reste untereinander und deren<br />
räumlichen Auswirkungen werden als Tertiärstruktur zusammengefaßt.<br />
Dazu gehören:<br />
a) Disulfidbrücken<br />
b) Ionenbeziehungen<br />
c) Wasserstoffbrückenbindung<br />
d) van der Waals-Kräfte<br />
e) Isopeptidbindung<br />
f) Thioester<br />
g) hydrophobe Wechselwirkungen<br />
Disulfidbrücken<br />
Diese können nur entstehen, wenn sich zwei Cysteinreste<br />
treffen. Die Brücke ist auch gegenüber pH-Schwankungen sehr<br />
stabil.<br />
4<br />
1. Allgemeine Einführung<br />
Ionenbeziehungen<br />
Diese sind durch das Bestreben, eine Hydrathülle zu bilden,<br />
relativ unwirksam.<br />
Wasserstoffbrückenbindung<br />
Diese bildet sich immer dort aus, wo sich ein H-Atom zwischen<br />
zwei negativen Ionen befindet, meist Sauerstoff. Es treten elektrostatische<br />
Wechselwirkungen auf. Die Bindungsenergie der<br />
Wasserstoffbrücken ist kleiner als die einer kovalenten Bindung,<br />
aber durch die hohe Anzahl von Wasserstoffbrücken ist diese<br />
Bindung sehr stabil.<br />
Van-der-Waals-Kräfte<br />
Diese wirken zwischen hydrophoben Gruppen. Durch ständige<br />
Elektronenbewegung im Atom werden kleine Dipolmomente<br />
erzeugt, die sich anziehen. Durch diese hydrophoben Effekte<br />
wird das Wasser aus dem Inneren des Proteins verdrängt. Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> das Zustandekommen der Kräfte ist ein äußerst<br />
geringer Abstand zwischen den hydrophoben Gruppen.<br />
Isopeptidbindungen<br />
Diese sind äußerst selten an der Konformation beteiligt. Sie<br />
geben dem Protein besondere mechanische Festigkeit und<br />
proteolytische Resistenz (Fibrin). Die α-C-Atome sind nicht an<br />
der Peptidbindung beteiligt.<br />
Thioester<br />
Diese sind sehr selten. Sie kommen im α-2-Makroglobulin vor.<br />
O H<br />
R1 C S C<br />
H<br />
R2 Quartärstruktur<br />
Proteine mit M> 60.000 sind aus mehreren Polypeptidketten (=<br />
Untereinheiten) zusammengesetzt, die sich gegenseitig beeinflussen<br />
und so die Quartärstruktur ausbilden. Die Untereinheiten<br />
sind durch nicht-kovalente Bindungen verbunden und können<br />
identisch sein. Das zusammengesetzte Protein wird Oligomer<br />
genannt. Über Wasserstoffbrückenbindungen, hydrophobe<br />
Wechselwirkungen und Ionenbeziehungen werden die Untereinheiten<br />
verknüpft. Somit wird gewährleistet, daß kooperative<br />
Beziehungen zueinander treten können, z.B. wie im Hämoglobin.<br />
Die dreidimensionale Anordnung der Polypeptidkette wird<br />
durch das Zusammenwirken aller geordneten (alpha, beta,<br />
turns,...) und weniger geordneten Kettenabschnitten bestimmt.<br />
Abhängig ist die räumliche Struktur auch von den Wechselwirkungen<br />
mit dem umgebenden Milieu, wobei immer ein Zustand<br />
höchster Stabilität eingenommen wird.<br />
Domäne<br />
Sie sind funktionell autonome Strukturen einer Polypeptidkette.<br />
Strukturelle Domänen sind geometrisch getrennte globuläre Einheiten<br />
einer Polypeptidkette.<br />
Denaturierung von Proteinen<br />
Unter Denaturierung versteht man die Auflösung der konformationstabilisierenden<br />
Bindungen. Das hat zur Folge, daß das<br />
Protein seine natürliche Form und seine Funktion verliert.<br />
Eine Denaturierung ist prinzipiell reversibel. Dabei kommt es<br />
aber auf die Art der Denaturierung und des Proteins an.<br />
Die Denaturierung kann verschieden erreicht werden:<br />
1) physikalisch:<br />
- Temperatur > 40 °C<br />
- Licht verschiedener Wellenlängen (IR, UV)<br />
- Röntgen- und ionisierende Strahlung<br />
- hoher Druck > 1.000 kPa<br />
2) chemisch:<br />
- pH-Änderung<br />
- nicht-kovalente Bindungen unterbrechende Substanzen:<br />
a) Protonen<br />
b) Hydroxylgruppen (Harnstoff, Guanidin-HCl)<br />
- Reduktion/Oxidation von Disulfidbrücken<br />
- Zugabe von Metallsalzen
Prinzipien der Polypeptidkettenfaltung<br />
Die Aminosäuresequenz definiert die Proteinkonformation und -<br />
faltung.<br />
Die Stabilisierungsenergie <strong>für</strong> die native Konformation ist sehr<br />
gering (∆G = - 40 kJ/mol).<br />
Die Faltung kann über Intermediärzustände erfolgen, wobei die<br />
Struktur der Intermediären instabil ist. Bestimmte Proteine<br />
unterstützen bzw. katalysieren die Faltung (Chaperone).<br />
Physikalische Eigenschaften der Proteine<br />
Geladene Kolloide haben durch ihre verschiedenen Gruppen in<br />
den Seitenketten mehrere pH-Bereiche (pH-Werte können nicht<br />
formuliert werden, weil sich die funktionellen Gruppen überlappen).<br />
Verhalten bei der Elektrophorese<br />
Auftrennung geladener Partikel im elektrischen Gleichstromfeld.<br />
Liegt der pH-Wert am Isoelektrischen Punkt des Proteins, wandert<br />
es nicht im elektrischen Feld, weil am IP die positiven wie<br />
negativen Ladungen sich aufheben.<br />
Liegt der pH-Wert über dem Isoelektrischen Punkt, dann wandert<br />
das Protein zum positiven Pol (Kathode).<br />
Liegt der pH-Wert unter dem Isoelektrischen Punkt, dann wandert<br />
das Protein zum negativen Pol (Anode).<br />
Zur Reinheitsbestimmung eines Proteins wendet man die isoelektrische<br />
Fokussierung an. Durch synthetische Ampholyte wird<br />
ein pH-Gradient aufgebaut. Das Protein wandert zu dem Punkt,<br />
wo sein Isoelektrischer Punkt liegt.<br />
Proteine, die als Kolloid vorliegen, üben im wäßrigen Milieu<br />
einen Druck aus. Er wird „kolloid-osmotischer Druck“ genannt<br />
(bewirkt Reabsorption von Gewebsflüssigkeit).<br />
Kolloide können eine semipermeable Membran nicht überwinden.<br />
Es kommt zu einem Ungleichgewicht (Niere/Ultrafiltration)<br />
Nach DONNAN ist das Produkt der Anionen mit den Kationen<br />
auf beiden Seiten der Membran gleich groß. In lebenden Organismen<br />
sind reine Donnanverteilungen sehr selten, weil Pumpen,<br />
die in den Zellmembranen lokalisiert sind, Ionen aus der Zelle<br />
heraus oder in sie hinein transportieren. Über die so aufgebauten<br />
Gradienten kann Arbeit geleistet werden (ATP-Bildung).<br />
Löslichkeit von Proteinen<br />
ist abhängig von:<br />
- pH-Wert: Am Isoelektrischen Punkt ist ein Protein am schlechtesten<br />
löslich und am leichtesten denaturierbar.<br />
- Ionenkonzentration des Lösungsmittels:<br />
Wichtig ist die Ionenstärke m des Lösungsmittels, um ein<br />
Protein zu lösen.<br />
Einsalzeffekt: In einer salzarmen Lösung ist das Lp <strong>für</strong> Proteine<br />
sehr gering, da keine Hydrathüllen gebildet werden können. Das<br />
Protein fällt als Bodenkörper aus. Gibt man aber nun Neutralsalze<br />
hinzu, kann man die langsame Auflösung beobachten, da die<br />
Salze Hydrathüllen mit den Proteinen bilden.<br />
Aussalzeffekt: Bei einer bestimmten Ionenkonzentration fallen<br />
die Proteine aus. Diesen Effekt kann man zur Proteingemischtrennung<br />
nutzen (selektive Fällung).<br />
Dipolmoment: Proteine mit kleinem Dipolmoment werden leicht<br />
von Wasser abgeschirmt und werden so gelöst.<br />
2. Enzyme<br />
1. Allgemeine Einführung<br />
Proteine mit großem Dipolmoment können von Wasser nicht<br />
mehr abgeschirmt werden. Um diese zu lösen, müssen dem<br />
Wasser Ionen in Form von Salz zugefügt werden. Die Salze<br />
lagern sich an das Protein an und bringen dabei ihre eigene Hydrathülle<br />
mit.<br />
UV-Absorption von Proteinen<br />
1) Absorptionsmaximum durch die Peptidbindung liegt bei 220<br />
nm<br />
2) Absorptionsspektrum durch Tryptophan, Tyrosin liegt bei 280<br />
nm usw.<br />
Zur Proteinbestimmung wird das charakteristische Absorptionsspektrum<br />
genutzt.<br />
Quantitative Bestimmung von Proteinen<br />
BIURET-Reaktion<br />
Es werden Peptidbindungen dargestellt, indem sie mit Cu 2+ -Ionen<br />
einen Komplex bilden. Photometrisch wird dann die Anzahl<br />
der Bindungen ermittelt.<br />
Beispiel:<br />
Durch Erhitzen von Harnstoff entsteht Biuret und NH3. Die<br />
zwei Harnstoffmoleküle sind durch eine Peptidbindung verknüpft.<br />
Durch Zugabe von Cu 2+ -Ionen bildet sich ein violetter<br />
Farbkomplex.<br />
Einteilung der Proteine<br />
1) Löslichkeit<br />
a) fibrilläre Proteine<br />
wasserlöslich (z.B. Keratine, Kollagen, Elastine)<br />
b) globuläre Proteine<br />
wasserlöslich (z.B. Albumine, Globuline)<br />
c) Myosin-Fibrinogen<br />
- enthalten fibrilläre Strukturen<br />
- wasserlöslich<br />
2) Nichtproteinbestandteile in Proteinen<br />
- Kohlenhydrate: Glycoproteine, Proteoglycane<br />
- Lipide: Lipoproteine<br />
- Häm: Hämoglobin<br />
- Flavin: Flavoproteine<br />
- Metalle: Metalloproteine<br />
- Phosphat: Phosphoproteine<br />
Glutathion<br />
Wichtigstes ubiquitäres Tripeptid im Organismus:<br />
Glu - Cys - Gly<br />
(gamma-Glutamyl-Cysteyl-Glycin)<br />
Glutathion schützt essentielle SH-Gruppen von Enzymen und<br />
Membranproteinen. Es ist in ein Redoxsystem eingebunden. In<br />
den Erythrozyten hat es die Aufgabe, Enzyme vor Oxidation zu<br />
schützen.<br />
Dabei überträgt jeweils ein Glutathionmolekül ein Elektron auf<br />
den Sauerstoff und bildet mit einem zweiten Glutathionmolekül<br />
eine Disulfidbrücke aus. Es entsteht H2O2, das aber durch das<br />
Enzym Katalase sofort zu H2O + O2 umgewandelt wird.<br />
Ohne Glutathion greifen die Radikale die Erythrozytenenzyme<br />
und die Membran an, so daß es zur Hämolyse kommt.<br />
Außerdem stellt es einen Transporter <strong>für</strong> Aminosäuren, Peptide<br />
und Amine durch die Zellmembran dar.<br />
Definition:<br />
Enzyme sind Biokatalysatoren, die die Reaktionsgeschwindigkeit erhöhen, ohne jedoch das Gleichgewicht zu verschieben. Sie setzen die<br />
Aktivierungsenergie herab.<br />
Die meisten Enzyme sind Proteine, obwohl auch Ribozyme (RNA-Spezies) entdeckt wurden.<br />
Bioenergetik<br />
Für A + B ⇔ C + D gilt:<br />
1) freie Enthalpie = Gesamtenthalpie - Entropie * absolute<br />
Temperatur<br />
G = H - S * T<br />
5
2) Gesamtänderung an freier Enthalpie:<br />
∆G= ∆GC + ∆GD -∆GA - ∆GB<br />
Jeder an der Reaktion beteiligte Stoff hat seine eigene freie<br />
Enthalpie hier mit A - D gekennzeichnet. Wenn die Stoffe A bis<br />
D in Einheitskonzentrationen vorliegen, ist G = G0<br />
G0 : Standardenthalpie<br />
Unter allgemeinen gilt:<br />
∆G = ∆G0 + R*T*ln ([C] * [D]) / ([A] * [B])<br />
∆G = ∆G0 + R*T*ln*K<br />
Da ∆G im Reaktionsgleichgewicht gleich null ist, gilt dann:<br />
-∆G0 = R*T*ln*K<br />
-∆G0 ist die freie Standardenthalpie. Sie ist eine theoretische<br />
Größe, weil Zellen chemische Gleichgewichte vermeiden.<br />
Biologische Systeme sind offene Systeme, so daß die Gesetze<br />
der Thermodynamik deshalb nur annähernd gelten. Zur Energiebereitstellung<br />
muß ein chemisches Ungleichgewicht bestehen.<br />
Es entsteht ein Fließgleichgewicht. Nun besteht die Möglichkeit,<br />
Arbeit zu leisten. Eine Konzentrationsänderung eines Stoffes<br />
bewirkt Arbeit.<br />
Exergon - beim Stoffumsatz wird Energie frei<br />
Endergon - <strong>für</strong> einen Stoffumsatz wird Energie benötigt<br />
Eine Reaktion läuft spontan ab, wenn ∆G < 0.<br />
Abhängigkeit der Spontaneität einer Reaktion von dem Vorzeichen<br />
von ∆H und ∆S:<br />
∆H ∆S<br />
- + Die Reaktion ist seitens der Enthropie (exotherm)<br />
und der Enthropie (exergon) begünstigt<br />
- - Die Reaktion ist durch die Enthalpie begünstigt und<br />
durch die Entropie behindert. Die Reaktion läuft nur<br />
bei Temperaturen T< ∆H/∆S freiwillig ab<br />
+ + Die Enthalpie ist <strong>für</strong> die Reaktion ungünstig, die<br />
Entropie günstig. Die Reaktion läuft bei Temperaturen<br />
> ∆H/∆S spontan ab.<br />
+ - Enthalpie und Entropie sind <strong>für</strong> die Reaktion ungünstig.<br />
Die Reaktion läuft nie freiwillig ab. Sie ist<br />
endergon<br />
Energetische Kopplung<br />
Endergone Reaktionen laufen von sich aus nicht ab (s. Kasten).<br />
Koppelt man sie aber mit exergonen, so laufen sie auf deren Kosten<br />
ab.<br />
Beispiel:<br />
Um aus Glucose Glucose-6-Phosphat zu machen, wird<br />
energiereiches ATP abgebaut (siehe Glycolyse).<br />
Im Stoffwechsel werden energiereiche Verbindungen aufgebaut,<br />
bei deren Spaltung Energie > 20 kJ/mol frei wird. Dies sind:<br />
- Säureanhydride (ATP)<br />
- Thioester (Acetyl-Coenzym A)<br />
- saure Enolphosphate (Phosphoenolpyruvat)<br />
- Amidinphosphate (Keratinphosphat)<br />
- Sulfoniumverbindungen (S-Adenosylmethionin)<br />
Aktivierungsenergie<br />
Definition:<br />
1) Stoßtheorie<br />
Zwei Stoffe müssen sich mit bestimmter kinetischer Energie<br />
und in bestimmter Orientierung zueinander treffen, um miteinander<br />
reagieren zu können.<br />
2) Aktivierter Übergang<br />
Bei enzymatischen Prozessen sind beide Vorgänge wichtig.<br />
Reaktionskinetik<br />
Sie gilt <strong>für</strong> homogene Systeme:<br />
1) Reaktionen 0. Ordnung<br />
Die Konzentration eines Stoffes ist so hoch, daß eine Konzentrationsänderung<br />
nicht ins Gewicht fällt. Man spricht von<br />
Sättigungskinetik.<br />
d[A]/dt = k<br />
Beispiel: Ein Enzym hat so viel Substrat, daß der Substratabbau<br />
nicht ins Gewicht fällt.<br />
2) Reaktionen 1. Ordnung<br />
6<br />
2. Enzyme<br />
Die Reaktion 1. Ordnung ist eine Reaktion, bei der nur ein<br />
Ausgangsstoff reagiert. Man nennt sie monomolekular.<br />
A ⇔X + Y<br />
v = - d[A]/dt = k*[A]<br />
k= Geschwindigkeitskonstante<br />
Die Reaktionsgeschwindigkeit ist abhängig von k und [A]<br />
K * t = -ln [A0 ]/[A]<br />
[A0 ] - Ausgangskonzentration<br />
Berechnung der Halbwertszeit:<br />
k * t = -ln[A0 ]/[A]<br />
[A0 ] = 2<br />
[A] = 1<br />
k * t = -ln 2 = 2,3 log 2 = 0,693<br />
t = 0,693/k<br />
Wenn die Reaktion des Stoffes A in einem Medium, z.B.<br />
Wasser abläuft, wobei sich die Konzentration des Wassers nur<br />
unbedeutend ändert, spricht man von einer pseudomonomolekularen<br />
Reaktion.<br />
3) Reaktionen 2. Ordnung:<br />
Zwei Substrate reagieren miteinander. Man nennt die Reaktion<br />
bimolekular.<br />
A + B ⇔ C<br />
-d[A]/dt = -d[B]/dt = k * [A][B]<br />
Biologische Katalyse<br />
- Enzyme können Proteine sein<br />
oder<br />
- Ribozyme: RNA <strong>für</strong> Phosphordiester<br />
Enzyme setzen die Aktivierungsenergie, die <strong>für</strong> den Ablauf einer<br />
Reaktion nötig ist, herab. Sie beschleunigen die Einstellung<br />
eines chemischen Gleichgewichts. Die Lage des Gleichgewichts<br />
wird nicht beeinflußt. Enzyme sind Teilnehmer an Reaktionsprozessen,<br />
indem sie stöchiometrisch mit ihren Substraten<br />
reagieren. Dies verläuft über einen Enzym-Substrat-Komplex.<br />
E - Enzym<br />
S - Substrat<br />
P - Produkt<br />
EP - Enzym-Produkt-Komplex<br />
ES - Enzym-Substrat-Komplex<br />
ES*- aktivierter ES, der die Aktivierungsenergie<br />
herabsetzt<br />
E + S ⇔ ES ⇔ ES* ⇔ EP ⇔ E +P<br />
Im Unterschied zu einem technischen Katalysator, bei dem sich<br />
die Reaktion auf der Oberfläche abspielt, besitzt ein biologischer<br />
Katalysator (Enzym) ein aktives Zentrum. Hier wird das Substrat<br />
zum Produkt umgewandelt.<br />
Das aktive Zentrum<br />
- ist ein bestimmter Ort im Enzym, an dem das Substrat gebunden<br />
wird.<br />
- ist eine „Tasche/Höhle“ aus einer speziellen Faltung der Peptidkette.<br />
Die Aminosäuren können in der Abfolge weit auseinander<br />
liegen. Durch die räumliche Faltung formen sie trotzdem<br />
eine Tasche. Sie sind <strong>für</strong> die Katalyse verantwortlich.<br />
Die Aminosäurereste halten das Substrat in dem aktiven Zentrum<br />
und orientieren es über Ionenbeziehungen oder hydrophobe<br />
Wechselwirkungen; sie bilden die „Haftstellen“.<br />
In der „Tasche“ entsteht ein Mikromilieu, das meistens hydrophober<br />
ist als die Umgebung des Enzyms. Das aktive Zentrum<br />
stellt eine optimale Lagebeziehung zwischen Substrat und<br />
den katalytischen Aminosäureresten her. Es ist ein hoch konzentrierter<br />
Ort. Dadurch ist die Reaktion sehr effektiv.<br />
Um das Substrat zu binden, schmiegt sich das aktive Zentrum an<br />
das Substrat. Diesen Vorgang nennt man „induced fit“ (veraltet:<br />
Schlüssel-Schloß-Prinzip).<br />
Chemische Grundprozesse bei enzymatischer Katalyse<br />
1) kovalente Katalyse:<br />
Zwischen Enzym und Substrat/Produkt bildet sich eine kovalente<br />
Bindung aus<br />
a) elektrophilen<br />
b) nucleophilen Prozessen<br />
2) Säure-Base-Katalyse:
Den Substraten werden Protonen hinzuaddiert bzw. subtrahiert.<br />
H + -Ionen und OH - -Gruppen spielen eine Rolle.<br />
Spezifität der Enzyme<br />
1) optische Spezifität:<br />
- sterisch: Ein Enzym setzt nur einen optischen Antipoden<br />
um. Also nur L- oder nur D-Aminosäuren. Dies wird bei einer<br />
Racemattrennung ausgenutzt.<br />
2) Wirkspezifität:<br />
- ein Enzym kann das Substrat nur zu einem bestimmten Produkt<br />
umsetzen<br />
3) Substratspezifität:<br />
- absolut: Ein Enzym kann nur ein einziges Substrat umsetzen<br />
(Urease), kommt sehr selten vor.<br />
- relativ: Ein Enzym kann chemisch verwandte Substrate mit<br />
unterschiedlicher Geschwindigkeit um setzen.<br />
4) Reaktionsspezifität:<br />
- absolut: Ein Substrat wird nur in einer Reaktion umgesetzt.<br />
- relativ: Ein Substrat wird in verschiedenen Reaktionen umgesetzt.<br />
Beispiele:<br />
Absolute Substratspezifität:<br />
Harnstoff wird durch die Urease zu CO2 und NH3 gespalten.<br />
Relative Substratspezifität:<br />
Die Ethanoldehydrogenase hat als Hauptsubstrat Ethanol, es<br />
setzt aber auch Methanol, Propanol usw. um. Die Stoffwechselendprodukte<br />
des Methanolabbaus sind unter Umständen<br />
lebensgefährlich und schaden der Retina.<br />
Wenn jemand Methanol (billigen Fusel) trinkt, setzt die Ethanoldehydrogenase<br />
den Alkohol um und erblindet. Als Therapie<br />
gibt man nun eine Ethanolinfusion. Ethanol hat eine höhere<br />
Affinität zum Enzym und verdrängt das Methanol. Dieses<br />
wird nicht mehr umgesetzt und kann ausgeschieden werden.<br />
Der Patient kann bald darauf wieder sehen, also Achtung vor<br />
billigem Fusel!<br />
Enzymaktivität<br />
Es gilt die VANT HOFFSCHE REGEL: Eine Erhöhung der<br />
Temperatur um 10°C bewirkt eine Zunahme der Reaktionsgeschwindigkeit<br />
um das Doppelte.<br />
Die optimale Aktivität haben Enzyme bei einer Temperatur von<br />
ca. 45 °C. Bei T > 132 °C ist der Zellstoffwechsel vollständig<br />
inhibiert. Ein isoliertes Enzym verliert seine Aktivität bei T > 80<br />
°C. Die Enzymaktivität ist vom pH-Wert abhängig.<br />
Viele Enzyme benötigen bestimmte Faktoren, um aktiv sein zu<br />
können. Dies sind:<br />
1) Aktivierende Ionen (K + , Ca 2+ , Mg 2+ , Mn 2+ , Co 2+ , Zn 2+ , Cl - )<br />
2) Proenzym-Enzym-Umwandlung durch limitierte Proteolyse<br />
3) kovalente Modifikationen (auch Hemmung möglich)<br />
4) Coenzyme und prosthetische Gruppen<br />
5) Assoziation und Dissoziation<br />
6) allosterische Aktivierung<br />
Beispiele:<br />
zu 2) Trypsinogen ist ein Proenzym und inaktiv. Erst durch<br />
Abspaltung von den Aminosäuren, die das aktive Zentrum<br />
blockieren, wird es zum aktiven Trypsin. Die limitierte Proteolyse<br />
ist besonders bei der Blutgerinnung und Verdauung<br />
wichtig.<br />
zu 3) Hier ist vor allem die Phosphorylierung wichtig: Proteinkinasen<br />
übertragen einen Phosphatrest von ATP auf z.B.<br />
eine Phosphorylasekinase (Glykogenoly-se).<br />
Aktivierung durch Assoziation oder Dissoziation<br />
1) Ein Enzym ist erst im aggregierten Zustand wirksam<br />
Beispiel: Acetyl-CoA-Carboxylase ist nur in Anwesenheit von<br />
Citronensäure aktiv, weil erst dann aus dem inaktiven Monomer<br />
ein aktives Polymer wird.<br />
Acetyl-CoA + CO2 ⇒ Malonyl-CoA<br />
↑<br />
Acetyl-CoA-Carboxylase<br />
2) Ein Enzym dissoziiert in Untereinheiten und ist dann wirksam.<br />
2. Enzyme<br />
Beispiel: cAMP-abhängige Proteinkinasen<br />
zu 1) bestehen aus 4 Untereinheiten: CCRR<br />
CCRR + 2 cAMP ⇒ CC + RR(cAMP)2<br />
↑<br />
Dissoziation<br />
Coenzyme und prosthetische Gruppen<br />
Coenzyme sind nicht kovalent gebundene Substrate, ohne die<br />
ein Enzym nicht aktiv werden kann. Ein Coenzym wird auch als<br />
Cosubstrat bezeichnet. Prosthetische Gruppen sind kovalent an<br />
das Enzym gebunden. Diese verleihen dem Enzym die enzymatische<br />
Aktivität.<br />
Beispiel:<br />
ATP als Coenzym (Cosubstrat)<br />
Glucose + ATP ⇒ Glucose-6-Phosphat + ADP<br />
Coenzyme können sein:<br />
1) energiereiche Nucleosidtriphosphate (ATP, GTP, etc.)<br />
2) guppenübertragende Coenzyme<br />
3) H2-, e - -,O2- übertragende Coenzyme<br />
Diese Coenzyme (2 & 3) stehen in Verbindung mit Vitaminen<br />
und können vom Körper nicht produziert werden.<br />
Enzymkinetik<br />
Siehe Enzymaktivität:<br />
- d[S]/dt = + d[P]/dt = v<br />
Bei Substratumsetzung nimmt die Substratkonzentration ab und<br />
gleichzeitig die Produktkonzentration zu.<br />
Die Michaelis-Menten-Konstante (Km)<br />
Km ist die Substratkonzentration, bei der die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
halbmaximal ist (Angabe in Mol/l). Wenn k2<br />
(siehe unten) sehr klein ist, ist Km die Dissoziationskonstante<br />
des Enzym-Substrat-Komplexes. Ist k2 sehr groß, dann ist Km<br />
eine Geschwindigkeitskonstante.<br />
Km ist auch ein Maß <strong>für</strong> die Affinität eines Enzyms zu seinem<br />
Substrat. Je kleiner Km ist, desto größer ist die Affinität.<br />
Km ist unabhängig von der Enzymkonzentration.<br />
Km ist enzym- und substratspezifisch. Setzt ein Enzym mehrere<br />
Substrate um, dann hat jedes Substrat einen eigenen Km-Wert.<br />
Herleitung der Michaelis-Menten-Gleichung<br />
Es gilt die Reaktionsgleichung:<br />
k1<br />
E + S ⇔ ES ⇔ E + P<br />
k2 k3<br />
Vmax = maximale Reaktionsgeschwindigkeit<br />
Die maximale Reaktionsgeschwindigkeit wird erreicht, wenn<br />
das Enzym gesättigt ist. Ihre Größe hängt von der Enzymmenge<br />
ab und wird zur Bestimmung von Enzymmengen ausgenutzt.<br />
Die Enzymmenge ist in etwa proportional zur Enzymaktivität,<br />
die gemessen werden kann.<br />
Km ist die Dissoziationskonstante des Enzym-Substrat-<br />
Komplexes ES. Es besitzt die Dimension einer Substrat-<br />
Konzentration (mol/l). Sie entspricht der Substratkonzentration,<br />
bei der die halbmaximale Reaktionsgeschwindigkeit erreicht<br />
wird und ist ein Maß <strong>für</strong> die Affinität eines Enzyms zu seinem<br />
Substrat.<br />
Aktivitätsgrößen von Enzymen<br />
Es wurden verschiedene Einheiten eingeführt, um Enzymaktivitäten<br />
zu messen.<br />
1) Eine Einheit (international Unit, U)<br />
Diejenige Enzymmenge, die in einer Minute unter Standardbedingungen<br />
1 Mikromol Substrat umsetzt.<br />
1U = 1µMol Substratumsatz/min<br />
2) Katalytische Einheit (Katal)<br />
Diejenige Enzymmenge, die in einer Sekunde ein Mol Substrat<br />
umsetzt.<br />
1 Katal = 1 Mol Substratumsatz/sec<br />
3) spezifische Aktivität (spez. Aktivität)<br />
Direktes Maß <strong>für</strong> die Reinheit eines Enzyms<br />
spez. Aktivität = U/mg Protein<br />
4) Wechselzahl („turn over number“, molare Aktivität, W)<br />
7
8<br />
Gibt die Anzahl der Mol Substrat an, die pro Zeiteinheit (min<br />
oder sec) von einem Enzymmolekül umgesetzt wird.<br />
W= Mol Substratumsatz / (Mol Enzym * Zeiteinheit)<br />
Umformung nach Lineweaver-Burk<br />
Aus dem Michaelis-Menten-Diagramm kann man die maximale<br />
Reaktionsgeschwindigkeit (V) nicht exakt ablesen.<br />
LINEWEAVER und BURK haben die Michaelis-Menten-<br />
Gleichung in eine Geradengleichung umgeformt:<br />
1/v = Km/(V[S]) + 1/Vmax<br />
Aus dem entstehenden Graphen können Km und V abgelesen<br />
werden.<br />
Dimension x-Achse: 1/[S]<br />
Dimension y-Achse: 1/V<br />
Schnittpunkt mit der x-Achse : -1/Km<br />
Schnittpunkt mit der y-Achse : 1/V<br />
Enzymhemmung<br />
A) Reversible Hemmung<br />
1) Isosterische Hemmtypen sind mit der Michaelis-Menten-<br />
Gleichung beschreibbar.<br />
a) kompetitive Hemmung<br />
b) nicht kompetitive Hemmung<br />
c) gemischte Hemmtypen<br />
d) Substrathemmung<br />
2) Allosterische Hemmung ist nicht mit der Michaelis-<br />
Menten-Gleichung beschreibbar.<br />
B) Irreversible Hemmung<br />
1a) Kompetitive Hemmung:<br />
Inhibitor und Substrat sind sich chemisch sehr ähnlich. Sie<br />
konkurrieren um das aktive Zentrum. Km ↑, Vmax konst. Affinität<br />
zum Enzym ↓<br />
Beispiel:<br />
Succinatdehydrogenase setzt Succinat in Fumarat um. Malonsäure<br />
wirkt als Inhibitor.<br />
Succinat: HOOC-CH2-CH2-COOH<br />
Malonsäure HOOC-CH2-COOH<br />
Einen Sonderfall stellt die Produkthemmung dar. Das unmittelbare<br />
Produkt einer enzymatischen Reaktion wirkt direkt<br />
auf das Enzym und inhibiert es. Das Produkt ist dem Substrat<br />
chemisch sehr ähnlich.<br />
Beispiel: Glucose + ATP ⇒ Glucose-6-Phosphat + ADP und<br />
G6P inhibiert die Hinreaktion<br />
1b) Nicht kompetitive Hemmung:<br />
Der Inhibitor setzt sich außerhalb des aktiven Zentrums an das<br />
Enzym oder des ES-Komplex. Durch Konformationsänderung<br />
der Enzyms wird die Reaktion verlangsamt bis gehemmt.<br />
Vmax ↓, Aktivität des Enzyms ↓<br />
1c) Gemischte Hemmung:<br />
Der Inhibitor kann nur mit dem ES-Komplex in Wechselwirkung<br />
treten. Vmax ↓, Km ↑<br />
B) Irreversible Hemmung:<br />
Organische Phosphorsäureverbindungen reagieren mit Serin-<br />
Resten, die im aktiven Zentrum des Enzyms liegen. Das Enzym<br />
spaltet die azide Gruppe der Phosphorsäureverbindung ab, die<br />
am Serin gebunden ist. Die kovalente Bindung ist dann nur noch<br />
sehr schwer löslich. Diese Hemmung wird suizidale Hemmung<br />
genannt (das Enzym killt sich selbst).<br />
Solche Phosphorsäureverbindungen werden als Insektizide<br />
eingesetzt und sind somit eine Gefahr <strong>für</strong> die Umwelt (langsamer<br />
Abbau), den Anwender (einatmen, berühren, etc.) usw. Sie<br />
sind latente Gifte und können auch als chemische Kampfstoffe<br />
eingesetzt werden.<br />
SH-Gruppen-Blockade<br />
Schwermetalle blockieren SH-Gruppen im Enzym. Ag + -Ionen<br />
haben die höchste Affinität. Derivate der Iodessigsäure IH2C-<br />
COOH blockieren die SH-Gruppen ebenso. Man spricht von<br />
alkylierter Blockade.<br />
Komplexbildner<br />
Komplexbildner entziehen dem Enzym seine Ionen, so daß ein<br />
irreversibler Komplex entsteht, z.B. EDTA <strong>für</strong> Ca 2+ - und Mg 2+ -<br />
Ionen.<br />
2. Enzyme<br />
Die Inhibition hat große Bedeutung in der Medizin. Enzyminhibitoren<br />
können als Arznei angewandt werden.<br />
Reaktionstypen bei Enzymen mit mehr als einem Substrat<br />
1) sequentiell geordnet:<br />
A B C D<br />
↓ ↓ ↑ ↑<br />
E⇒EA ⇒EAB⇒ECD⇒ED⇒E<br />
Die Substrate werden in bestimmter Reihenfolge gebunden und<br />
wieder abgegeben.<br />
2) sequentiell ungeordnet<br />
Das Enzym kann sowohl erst Substrat A als auch zuerst Substrat<br />
B binden. Um die Reaktion ablaufen zu lassen, müssen aber<br />
beide Substrate am Enzym gebunden sein.<br />
3) nicht sequentiell<br />
Ping-Pong-Mechanismus<br />
A C B D<br />
↓ ↑ ↓ ↑<br />
E ⇒EA⇒E"C⇒E′E'B⇒ED⇒E<br />
Allosterie<br />
Kennzeichen:<br />
1) sigmoidale Reaktionskinetik<br />
2) Kooperation der aktiven Zentren<br />
3) aktive Zentren sind auf mehrere Untereinheiten verteilt<br />
4) allosterische/regulatorische Zentren<br />
Bindung von Molekülen, die an der enzymatischen Reaktion<br />
nicht beteiligt sind:<br />
a) Effektoren = positive Aktivatoren<br />
Aktivität des Enzyms zum Substrat steigt<br />
b) homotropher Effekt<br />
Substrat selbst bestimmt die Aktivierung des Enzyms<br />
c) heterotropher Effekt<br />
Stoffwechselmetaboliten erhöhen die Enzymaktivität. Allosterische<br />
Enzyme haben Quartärstruktur. Allosterische Reaktionen<br />
sind mit der Michaelis-Menten-Gleichung NICHT beschreibbar.<br />
Die Kurve ist fast immer s-förmig (sigmoidale Reaktionskinetik).<br />
Das Enzym hat mehr als ein aktives Zentrum. Die aktiven Zentren<br />
kooperieren miteinander, so daß die Bindung eines Substratmoleküls<br />
die Bindung weiterer Substrate erleichtert. Dabei<br />
findet eine Konformationsänderung am Enzym statt.<br />
Allosterische Regulation<br />
1) K-Typ:<br />
a) Ein allosterischer Aktivator erhöht die Affinität eines Enzyms<br />
zum Substrat. Km nimmt ab.<br />
b) allosterische Inhibitoren senken die Affinität des Enzyms<br />
zum Substrat. Km nimmt zu.<br />
Im Gegensatz zur Produkthemmung sind die Allosteren unmittelbares<br />
Substrat des Enzyme und wirken auf das aktive Zentrum.<br />
2) V-Typ:<br />
Ein Enzym ist in Gegenwart des Aktivators fähig, die Reaktion<br />
zu katalysieren.<br />
Bedeutung allosterischer Enzyme<br />
Sie sind regulatorische Enzyme, die intermediären<br />
Stoffwechselreaktionen die Fähigkeit geben, autoregulatorische<br />
Reaktionen durchzuführen. (feed-back-Mechanismus).<br />
Modelle allosterischer Enzyme<br />
1) Sequenzmodell (KOSHLAND): S - Substrat, A - Aktivator, I<br />
- Inhibitor<br />
S:<br />
a) S wird am σ-bindenden Zentrum gebunden. Es findet eine<br />
Konformationsänderung statt.<br />
b) Die Bindung <strong>für</strong> weiteres S wird erleichtert: sigmoidale<br />
Reaktion<br />
[S]↓: Enzym setzt wenig um<br />
[S]↑: Enzym erreicht die maximale Reaktionsgeschwindigkeit<br />
A:<br />
a) A wird im allosterischen Zentrum gebunden<br />
b) Es findet eine Induktion zur besseren S-Bindung statt. Je<br />
mehr A, desto bessere S-Bindung.
Wenn A und S verschiedene Stoffe sind, nennt man dies „heterotrophen<br />
Effekt“. Ist S gleichzeitig A, nennt man es homotrophen<br />
Effekt.<br />
I:<br />
Senkt die Affinität eines Enzyms zu seinem Substrat. Die Abfolge<br />
dieser Ereignisse gaben dem Modell seinen Namen.<br />
2) Symmetrie-Modell (MONOD):<br />
Ein Enzym hat eine inaktive T-Form und eine aktive R-Form.<br />
S und A induzieren den Übergang von der T- in die R-Form.<br />
Wenn S und A nicht vorliegen, ist das Enzym inaktiv.<br />
I induziert den Übergang von der R-Form in die T-Form und<br />
stabilisiert diese.<br />
Allosterische Reaktionen können mit der HILL-Gleichung<br />
beschrieben werden.<br />
N - Anzahl der Bindungsstellen <strong>für</strong> Substrat<br />
Km = (([E][S])/[ES]) n<br />
v = (V[S]/(Km + [S])) n<br />
ln(v/(V - v)) = ln(([S] n )/Km)<br />
= ln [S] n - ln Km<br />
=n * ln[S] -ln Km<br />
Dimension x-Achse: ln[S]<br />
Dimension y-Achse: ln(v/(V-v))<br />
n gibt die Steigung an. Ist n = 1 gilt die Michaelis-Menten-Gleichung.<br />
Das Enzym ist isosterisch.<br />
n > 1 ist die Kooperationsbedingung. Es handelt sich um<br />
eine sigmoidale Reaktion.<br />
Schnittpunkt mit der y-Achse: - ln Km<br />
Schnittpunkt mit der y-Achse: ln(v/(V - v))<br />
Zur Abschätzung des Kooperationsverhaltens eines Enzyms hat<br />
man den Rs-Wert eingeführt. Er sagt aus, um das wievielfache<br />
man die Substratkonzentration erhöhen muß, um die<br />
Reaktionsgeschwindigkeit von 0,1 * Vmax auf 0,9 * Vmax zu erhöhen.<br />
Rs = 0,9 * Vmax * [S]/0,1 * Vmax * [S]<br />
Für Rs = 81: es liegt eine isosterisches Enzym vor<br />
Rs< 81: sigmoidale Kinetik mit oppositiver Kooperation<br />
Rs> 81: sigmoidale Kinetik mit negativer Kooperation<br />
Multiple Formen von Enzymen<br />
Definition:<br />
Es gibt verschiedene Enzyme, die die gleiche Reaktion katalysieren,<br />
sich aber in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften<br />
unterscheiden.<br />
Ursachen hier<strong>für</strong> sind:<br />
- der genetisch Code<br />
- heteropolymere Enzyme aus 2 oder mehr nicht kovalent gebundenen<br />
Polypeptidketten (= Hybridenzyme)<br />
Beispiel:<br />
Lactatdehydrogenase besteht aus 4 Untereinheiten. HH-<br />
HH (LDH im Herz) oder MMMM (LDH im Muskel).<br />
Weitere Möglichkeiten: HHHM, HHMM, HMMM<br />
- genetische Variationen (Allele)<br />
- Variabilität im Nicht-Protein-Anteil, z.B. Phosphorylierung<br />
- Enzyme, die das gleich Proenzym (= gemeinsame Vorstufe)<br />
haben<br />
- Proteine, die in verschiedenen Aggregatszuständen vorkommen<br />
- Proteine mit unterschiedlicher Konformation<br />
- Enzyme, die in verschiedenen Raumstrukturen vorliegen<br />
(d.h. alle allosterischen Proteine)<br />
Nomenklatur und Klassifizierung von Enzymen<br />
1) Trivialnamen:<br />
Hauptsächlich schon lange bekannte Enzyme aus dem Blut und<br />
den Verdauungssäften, z.B. Pepsin.<br />
2) Der Wortstamm ist der des Substrats, die Endung lautet -ase,<br />
z.B. Malt-ase<br />
3) Der Umwandlungsprozeß ist im Namen beinhaltet, z.B.<br />
Lactat-dehydrogen-ase<br />
4) Die neueste Benennung ist ein Zahlencode. Die Enzyme sind<br />
nach Reaktionstyp geordnet und katalogisiert.<br />
EC = Enzym commission<br />
2. Enzyme<br />
Hauptklassen katalysieren<br />
EC 1<br />
Oxidation/Reduktion<br />
Oxidoreduktasen<br />
EC 2<br />
übertragen Gruppen<br />
Transferasen<br />
EC 3<br />
spalten Bindungen unter Wasserzugabe<br />
Hydrolasen<br />
EC 4<br />
Additions-/Eliminierungsreaktionen<br />
Lyasen<br />
EC 5<br />
Racemasen/Isomerasen/Epimerasen<br />
Isomerasen<br />
EC 6<br />
spalten/synthetisieren unter Verbrauch energiereiche<br />
Ligasen<br />
Verbindungen<br />
Auch die Unterklasse, Subunterklasse und die Stellung innerhalb<br />
der Subunterklasse sind einer Nummer zugeordnet, z.B. Glucokinase:<br />
EC 2.7.1.12.<br />
Einteilung der Enzyme nach Wirkungsort<br />
Endoenzyme: wirken intrazellulär in der Zelle, in der sie auch<br />
produziert wurden.<br />
Exoenzyme: wirken extrazellulär<br />
Ektoenzyme: sind in Zellmembranen eingebaut und wirken nach<br />
außen und nach innen. Die Substrate müssen an die Zellmembran<br />
heran diffundieren.<br />
Enzyme in ihrer Anwendung<br />
Brauerei-, Gärindustrie, Nahrungsmittelindustrie, Lederherstellung,<br />
Papier-, Textil-, Waschmittelindustrie (z.B. „stonewashed“-<br />
Jeans: Das Enzym Zellulase baut Mikrofasern an der<br />
Stoffoberfläche ab. Beim Färben bewirkt dies den „stonewashed“-Effekt),<br />
Arzneimittelherstellung (z.B. semisynthetische<br />
Penicilline), Feinchemikaliengewinnung, klinische Chemie,<br />
Lebensmittelanalytik.<br />
In der Industrie werden Enzyme zur Herstellung von bestimmten<br />
Substanzen (z.B. Medikamente) eingesetzt. Speziell gezüchtete<br />
Mikroorganismen produzieren rekombinante Enzyme. Diese<br />
Enzyme werden auf unlösliche Träger gebracht (kovalent oder<br />
nicht kovalent gebunden). Die Träger werden übereinander geschichtet<br />
und die Reaktionslösung wird aufgebracht. Die Enzyme<br />
katalysieren eine Reaktion, wobei das gewünschte Reaktionsprodukt<br />
entsteht.<br />
Eine weitere Möglichkeit ist, die Enzyme in Lösung zu bringen<br />
und das Substrat hinzuzugeben. Das Produkt wird über eine<br />
semipermeable Membran herausgefiltert. Die Enzyme sind durch<br />
Immobilität chemisch stabiler.<br />
Enzyme in der Medizin<br />
1) Enzymdeffekte als Ursache von Stoffwechselerkrankung<br />
2) Enzyme als Krankheitsindikatoren<br />
Jedes Enzym ist in ganz bestimmten Organen in ganz bestimmter<br />
Konzentration vorhanden. Diese Konzentrationen können<br />
bestimmt werden. Ändert sich die Konzentration eines Enzyms<br />
in dem Organ, läßt dies auf eine Erkrankung schließen, z.B.<br />
kommen im Blut nur ganz bestimmte Enzyme vor. Wenn auf<br />
einmal andere Enzyme dazu kommen, läßt dies erkennen, das<br />
ein Organ geschädigt ist. Der Enzymtyp läßt einen bedingten<br />
Rückschluß auf das geschädigte Organ zu.<br />
Bei einer Zellerkrankung nimmt die Membranpermeabilität zu,<br />
so daß mehr Enzyme austreten können.<br />
Succinatdehydrogenase hat seine größte Konzentration in der<br />
Leber, kommt in Muskelzellen aber nur in geringen Mengen vor.<br />
Wenn die SDH-Konzentration im Blut zunimmt, kann man also<br />
eher auf einen Leber- als einen Muslkelschaden schließen.<br />
Enzymausstattung<br />
Enzym Herz Leber Skelettmuskel<br />
ASAT (GOT)<br />
Glutamatoxalacetattransaminase<br />
⇔ ⇔ ⇓<br />
ALAT (GPT)<br />
Glutamatpyruvattransaminase<br />
⇓ ⇔ ⇓<br />
GLDH Glutamatdehydrogenase = ⇔ =<br />
SDH Sorbitdehydrogenase = ⇔ =<br />
CPK Creatinphosphokinase ⇓ = ⇔<br />
LDH Lactatdehydrogenase ⇔ ⇔ ⇔<br />
Legende : ⇔ viel, = sehr wenig, ⇓ wenig<br />
9
Bei einem Herzinfarkt sind im Blut höhere Konzentrationen von<br />
LDH, ASAT, ALAT, CPK vorhanden. Die Aussage, daß ein<br />
Herzinfarkt vorliegt, kann getroffen werden. Die Größe des<br />
Schadens läßt sich nicht einschätzen.<br />
Verteilung der Enzyme in der Zelle<br />
Unilokulär: kommen nur an einem bestimmten Zellorganell vor,<br />
z.B. Glutamatdehydrogenase am Mitochondrium und Hexokinase<br />
am Zytoplasma<br />
3. Hämoproteine<br />
1) Hämoglobine, Myoglobin: Transport bzw. Speicherung von<br />
O2<br />
2) Hydroperoxidasen: Abbau (Entgiftung) von Peroxiden<br />
3) Cytochrome: Elektronentransport, biologische Oxidation<br />
4) Sonstige Hämenzyme: Tryptophan-Pyrrolase, oxidative Ringspaltung<br />
Alle Hämoproteine haben als prosthetisch Gruppe das HÄM. Es<br />
ist ein Ringsystem aus 4 Pyrrolringen, die über Methinbrücken<br />
miteinander verknüpft sind. Sein Zentralatom ist ein Eisen-Ion,<br />
welches zwei- oder dreiwertig vorliegen kann.<br />
Benennung:<br />
zweiwertiges Eisen enthaltende Verbindungen: Hämodreiwertiges<br />
Eisen enthaltende Verbindungen: Hämi-<br />
Hämoglobin (Hb)<br />
- mehr als 30% des Erythrozyten<br />
- 68 000 MG<br />
- kompaktes, sphärisches Protein<br />
- 4 Untereinheiten mit nicht kovalenter Bindung → Quartärstruktur<br />
- HbA0: besteht aus 2 α- und 2 β-Ketten. Es hat 4 HÄM-<br />
Gruppen (aus jeder Untereinheit eine)<br />
- die Bindung am distalen Histidin ist fest<br />
- 75% helicale Polypeptidkette<br />
- die O2 Bindung ist am Fe 2+ des HÄMs reversibel. Der oxidative<br />
Zustand des Fe2+ wird nicht geändert.<br />
- NUR Fe 2+ kann O2 binden. Wenn O2 vorhanden ist, wird es<br />
sofort gebunden.<br />
- physiologisch kommt in den Erythrozyten auch Fe 3+ vor<br />
(Methämoglobin). Es findet keine O2-Bindung statt. Fe 3+ wird<br />
enzymatisch zu Fe 2+ .<br />
Hämoglobin wird als Enzym honoris causa bezeichnet, obwohl<br />
es keine katalytische Wirkung hat. Es bindet O2, ohne es zu<br />
verändern. Da Hämoglobin aus 4 Untereinheiten besteht, kann es<br />
maximal 4 O2-Moleküle binden. Die Untereinheiten haben<br />
verschiedene Affinität zum Sauerstoff. O2 bindet immer erst an<br />
die β-Ketten. Dies bewirkt eine Konformationsänderung, so daß<br />
auch an den α-Ketten O2 gebunden werden kann.<br />
Am desoxygenierten Hb ragt das Fe 2+ aus der Ebene heraus.<br />
Wenn das HÄM oxygenisiert wird, verlagert sich das Fe 2+ in die<br />
Ebene hinein. Dies hat eine Wirkung auf die Imidazolgruppe des<br />
Histidins am Hämoglobin. Durch Zug ändert sich die Konformation,<br />
die β-Ketten rücken zusammen, die α-Ketten rücken<br />
auseinander, das Hb wird kompakter. Desoxygeniertes Hämoglobin<br />
hat eine geringere O2-Affinität als oxygeniertes.<br />
Bohr-Effekt<br />
Bei der Oxygenierung gibt Hb Protonen frei, bei der O2-Abgabe<br />
nimmt es Protonen auf.<br />
Dies ist <strong>für</strong> den Säure-Base-Haushalt des Körpers sehr wichtig.<br />
LUNGE: Hb nimmt O2 auf und gibt Protonen ab.<br />
GEWEBE: Hb gibt O2 ab und nimmt Protonen auf, die im<br />
Gewebe produziert wurden.<br />
Der pH-Wert hat aber auch Einfluß auf die O2-Affinität des Hbs.<br />
Bei pH < 7,4 nimmt die O2-Affinität ab. Die Abgabe des O2 an<br />
das Gewebe wird begünstigt. Bei pH > 7,4 nimmt die O2-Affinität<br />
zu. Die Aufnahme von O2 aus der Atemluft wird begünstigt.<br />
10<br />
2. Enzyme<br />
Bilokulär: kommen an zwei Kompartimenten vor, z.B. ALAT im<br />
Mitochondrium und Zytoplasma.<br />
Im Erythrozyten wird aus Glucose 2,3-Bisphosphoglycerat<br />
gebildet. Dies ist wichtig, damit HbA0 den gebundenen Sauerstoff<br />
an das Gewebe abgeben kann.<br />
OHNE 2,3-Bisphosphoglycerat wäre Hämoglobin nur<br />
SAUERSTOFFSPEICHER statt Transporter. Außerdem wird<br />
das desoxygenierte Hb stabilisiert.<br />
Hämoglobin kommt in zwei Zuständen vor:<br />
R-Zustand: O2-affin<br />
T-Zustand: O2-nicht-affin<br />
Hämoglobin bindet auch CO2. 1/3 des CO2 wird am Nterminalen<br />
Ende von Aminosäuren kovalent, reversibel gebunden<br />
(Carbaminoreste). Die Bindung ist abhängig vom CO2-Partialdruck.<br />
Die CO2-Bindung stabilisiert das desoxygenierten Hb.<br />
Lunge:<br />
1) H-Hb + O2 ⇔ Hb-O2 +H +<br />
2) H + + HCO3 - ⇔ H2O + CO2 « Ausatemluft<br />
3) H-Hb-CO2 + O2 ⇔ Hb-O2 + CO2 « Ausatemluft<br />
Gewebe:<br />
1) Hb-O2 + H + ⇔ H-Hb + O2<br />
2) H2O + CO2⇔ CHO3 - + H +<br />
3) H-Hb + CO2 ⇔ H-Hb-CO2<br />
CO-Bindung<br />
Obwohl die Affinität des Hämoglobins zu CO geringer als zu O2<br />
ist, ist die Bindung des CO 300mal stärker als die des O2. CO<br />
bindet an der gleichen Stelle wie das O2. Damit ist ein mit CO<br />
besetztes Hb <strong>für</strong> den O2-Transport nicht mehr zu gebrauchen.<br />
Das Hb-CO hat keinen Einfluß auf O2. Dadurch, daß aber weniger<br />
freies Hb zu Verfügung steht, kommt es zur CO-Vergiftung<br />
(Rauchgas). Bei hohen O2-Konzentrationen ist die CO-Bindung<br />
reversibel.<br />
VORSICHT! Bei O2-Überdruck-Beatmung: Konzentrationen<br />
von maximal 80% O2 anwenden, da reiner Sauerstoff auf den<br />
menschlichen Organismus toxisch wirkt.<br />
Physiologische Isoproteine des Hämoglobins<br />
Hb im Erythrozyten besteht aus 90% HbA0, 2% HbA2 und<br />
weniger als 1% HbF (fetal). Die verschiedenen Hämoglobine<br />
bestehen aus verschiedenen Untereinheiten mit verschiedenen<br />
Eigenschaften.<br />
Es gibt :<br />
HbA0: α2β2, HbA2 : α2δ2, HbF:α2γ2, HbE: α2ε2<br />
Bis zur 10. Schwangerschaftswoche hat HbE die höchste Konzentration<br />
im Erythrozyten des Embryos. Danach nimmt HbF<br />
immer mehr zu. Ab der Mitte der Schwangerschaft setzt die<br />
Bildung von HbA0 ein. Bei Neugeborenen liegen 50% HbA0 und<br />
50% HbF vor. Nach 14 Tagen sind 90% HbA0.<br />
Warum benötigt das Ungeborene HbE und HbF?<br />
Im Embryo ist der O2-Partialdruck sehr gering (vergleichbar mit<br />
Hochgebirgsatmosphäre, z.B. Mount Everest, Himalaja). HbE<br />
und HbF sind an diesen O2-Druck angepaßt. Da sie keine β-<br />
Ketten besitzen, hat 2,3-Bisphosphoglycerat keinen Einfluß auf<br />
die O2-Bindung.<br />
Neben den Isoproteinen gibt es auch noch HbA1 . Es ist kein<br />
Isoprotein, weil es posttranslational glyciert wird. HbA1 gehört<br />
zu den „fast hemoglobines“ (wegen hoher Wanderungsge-
schwindigkeit bei Chromatographie). Physiologisch sind Konzentrationen<br />
von weniger als 6%. (Bei Diabetikern 12-18%) .<br />
Die Glycierung des Hämoglobins ist abhängig vom Glucosegehalt<br />
des Blutes. Wenn ein Diabetiker nicht richtig therapiert<br />
wird, ist zu viel Glucose im Blut und bis zu 20% des Hämoglobins<br />
sind glyciert.<br />
Über HbA1 kann man den Blutzuckerspiegel der 4 bis 6 vergangenen<br />
Wochen vor einer Blutentnahme bestimmen. Bei<br />
Diabetikern läßt sich so auch nach 4 - 6 Wochen feststellen, ob<br />
der Diabetiker sich an seine vorgeschriebene Diät hält. Ein<br />
Hungern vor der Blutabnahme wirkt nur auf die im Blut gelöste<br />
Glucose, aber nicht auf glyciertes Hb.<br />
Hält der Patient sich streng an die Diätvorschriften, so ist zu viel<br />
HbA1 ein eindeutiger Hinweis darauf, daß der Patient schlecht<br />
eingestellt ist.<br />
Pathologische Hb-Varianten<br />
1) Kettenanomalie<br />
2) Kettenmangelsyndrom<br />
zu 1) Kettenanomalie:<br />
- Punktmutation in Genen der Hb-Untereinheiten (α-Ketten<br />
seltener betroffen)<br />
- meistens autosomal rezessiv vererbt<br />
- jeder 600. betroffen<br />
- Aminosäureänderungen an der Proteinoberfläche beeinträchtigen<br />
selten die Funktion<br />
- Aminosäureänderungen im Inneren des Proteins (bes. Hämtasche)<br />
beeinträchtigen die Funktion<br />
Beispiel: Sichelzellanämie<br />
HbS: In die β-Kette wird statt Glutaminsäure Valin eingebaut.<br />
Der Erythrozyt verliert seine Verformbarkeit, so daß er Kapillaren<br />
nur noch schwer passieren kann. Es kommt zu Verstopfungen,<br />
die schmerzhaft sein können und Hirnschäden verursachen.<br />
Sichelzellanämie ist autosomal rezessiv vererbbar, so daß nur<br />
Homozygote erkranken. Sie haben eine Lebenserwartung von<br />
ca. 20 Jahren. Heterozygote bilden eine Resistenz gegen Malaria<br />
aus, da der Malariaerreger in Sichelzellen nicht überleben kann.<br />
Das liegt daran, daß der Ery durch das veränderte HbS eine<br />
verkürzte Lebenszeit hat, die <strong>für</strong> das heranreifen der Larve im<br />
Ery zu kurz ist.<br />
zu 2) Kettenmangelsyndrom<br />
Beispiel: Thalasämie<br />
a) β-Thalasämie: es treten vermehrt HbF und HbA2 auf<br />
4. Nucleinsäuren<br />
1) DNA<br />
DNA: 1% extranucleär in Mitochondrien<br />
99% nukleär im Chromatin<br />
Bausteine sind Purinbasen: Adenin (A) und Guanin (G)<br />
Pyrimidinbasen: Cytosin (C), Thymin (T) und Uracil (U)<br />
Nucleosid: Pentose + Base<br />
Nucleotid: Pentose + Base + Phosphorsäurerest<br />
Die Pentose ist über eine β-N-glycosidische Bindung mit dem<br />
N7 der Purin- oder dem N3 der Pyrimidinbase verbunden. Der<br />
Phosphatrest ist an das C5-Atom der Pentose gebunden. Die<br />
Pentose ist entweder Ribose (RNA) oder Desoxyribose (DNA).<br />
Benennung:<br />
Nucleoside der DNA Nucleoside der RNA<br />
dC-Desoxycytidin C - Cytidin<br />
dT-Desoxythmidin U - Uridin<br />
dG-Desoxyguanosin G - Guanosin<br />
dA-Desoxyabenosin A - Adenosin<br />
Nucleotide der DNA Nucleotide der RNA<br />
DCMP - Desoxycytidylsäure,<br />
Desoxycytidinmonophosphat<br />
CMP - Cytidylsäure,<br />
Cytidinmomophosphat<br />
3. Hämoproteine<br />
b) βδ-Thalasämie: es liegt fast nur HbF vor<br />
c) α-Thalasämie: schwere Anämie durch vermehrte α-Ketten.<br />
Diese bilden Aggregate, die das Hämoglobin ausfallen lassen.<br />
Die Erythrozyten verformen sich und werden abgebaut. Es<br />
kommt zur Anämie. Wenn zuviel HbF im Erythrozyten vorliegt,<br />
kommt es zum chronischen O2-Mangel, weil HbF eine zu hohe<br />
O2-Affinität hat, um O2 an das Gewebe abzugeben.<br />
Weitere Moleküle mit HÄM<br />
a) Myoglobin<br />
Myoglobin ist dem Hämoglobin außerordentlich ähnlich. Es ist<br />
jedoch ein einkettiges Protein ohne Untereinheiten, das der O2-<br />
Speicherung dient. Im Gegensatz zum Hämoglobin zeigt es<br />
keine allosterische Beeinflussung, besitzt aber eine starke Affinität<br />
zu CO2. Die O2-Bindungskurve läßt sich mit der Michaelis-<br />
Menten-Gleichung beschreiben. Bei an Land lebenden Säugern<br />
liegt relativ wenig Myoglobin vor, tauchende Säuger hingegen<br />
sind auf hohe Myoglobinkonzentrationen angewiesen, weil<br />
ihnen das Myoglobin beim Tauchen als O2-Speicher dient, so<br />
daß langes Tauchen möglich wird.<br />
Funktion:<br />
1) O2-Speicher der Muskulatur<br />
2) Im Herzmuskel wird die O2-Diffusion zum Mitochondrium<br />
erleichtert.<br />
b) Hydroperoxidasen<br />
sind Hämenzyme.<br />
a) Katalase liegt im Erythrozyt frei vor, in der Leber in Peroxisomen.<br />
Funktion: H2O2-Spaltung in H2O und O2<br />
2 H2O2 -> 2H2O + O2<br />
b) Peroxidasen sind ubiquitär.<br />
AH2: H + -Donator, oxidierbares Substrat<br />
H2O2 + AH2 -> 2H2O + A<br />
c) Cytochrome<br />
1) Mitochondriale Cytochrome: dienen als Katalysator bei der<br />
Zellatmung.<br />
Cytochrom c: Molekulargewicht = 12 000, 1 HÄM/Mol<br />
Cytochrom c1<br />
Cytochrom β<br />
Cytochrom αα3: Cytochromoxidase<br />
2) Mikrosomale Cytochrome<br />
Cytochrom bs<br />
Cytochrom p450<br />
DTM - Desoxythymidylsäure,<br />
Desoxythymidinmonophosphat<br />
DGMP - Desoxyguanosylsäure,<br />
Desoxyguanosinmonophosphat<br />
DAMP - Desoxyadenosylsäure,<br />
Desoxyadenosinmonophosphat<br />
UMP - Uridylsäure,<br />
Uridinmonophosphat<br />
GMP - Guaonosylsäure,<br />
Guanosinmonophosphat<br />
AMP - Adenosylsäure,<br />
Adenosinmonophosphat<br />
In der DNA gilt:<br />
1) Das Verhältnis der Summe aller Adeninbasen zur Summe<br />
aller Thyminbasen ist gleich 1. Das Verhältnis der Summe aller<br />
Guaninbasen zur Summe aller Cytosinbasen ist gleich 1.<br />
∑A / ∑T = 1<br />
∑G / ∑C = 1<br />
2) Die Summe aller Purinbasen ist gleich der Summe aller<br />
Pyrimidinbasen.<br />
∑A + ∑T = ∑G + ∑C<br />
3) Das Verhältnis von C6-aminosubstituierten Basen zu den am<br />
C6 eine Carbonylfunktion besitzenden Base ist gleich 1.<br />
(∑A + ∑C ) /(∑G + ∑T) = 1<br />
4) Für tierische DNA gilt:<br />
(∑A + ∑T) / (∑G + ∑A) > 1<br />
11
Für DNA von Mikroorganismen gilt:<br />
(∑A +∑T) / (∑G + ∑A) < 1<br />
Aufbau der DNA<br />
DNA ist eine Doppelhelix aus 2 Polynukleotidketten, die antiparallel<br />
aneinander gelagert sind. Die komplementären Basen A<br />
und T bilden zwei Wasserstoffbrückenbindungen aus. Die komplementären<br />
Basen C und G bilden 3 Wasserstoffbrücken aus.<br />
Die α-Helix wird durch die Wasserstoffbrücken stabilisiert. G-<br />
C-reiche DNA ist stabiler als A-T-reiche. Die Existenz komplementärer<br />
Basen ist die Grundlage <strong>für</strong> alle DNA-umsetzenden<br />
Prozesse. Durch Ausbildung hydrophober Wechselwirkungen<br />
der Pentosen untereinander kommt es zur hydrophore Stapelung.<br />
Stabilität der DNA<br />
Bei Denaturierung kommt es zu<br />
a) Strangbrüchen (sehr leicht)<br />
b) Strangtrennung (leicht bei DNA-Erwärmung): Die Strangtrennung<br />
ist häufig zu beobachten. Die Einzelstränge haben ein<br />
anderes Absorptionsspektrum als der Doppelstrang. Bei Strangtrennung<br />
nimmt die Lichtabsorption zu (hyperchromer Effekt).<br />
Bei einer bestimmten Temperatur (Tm) trennt der Doppelstrang<br />
sich, so daß die DNA bei T > Tm in zwei Einzelsträngen vorliegt.<br />
Die Trennung ist wegen der Komplementarität der Basen<br />
reversibel. Bei Doppelstrangbildung nimmt die Lichtabsorption<br />
ab (hypochromer Effekt). Komplementäre Stränge können auch<br />
aus einem DNA-Strang und einem RNA-Strang gebildet werden,<br />
dies nennt man Hybridisierung.<br />
Die DNA kann in verschiedenen Formen vorkommen:<br />
1) A-DNA: Bei einer Feuchtigkeit < 60 %<br />
2) B-DNA: Normalfall<br />
3) Z-DNA: wird nur in synthetisch hergestellter DNA gefunden<br />
und hat einen hohen G-C-Anteil<br />
A-DNA B-DNA Z-DNA<br />
Helikaler Drehsinn<br />
rechts rechts links<br />
Durchmesser 2,6 nm 2,0 nm 1,8 nm<br />
Basenpaare/Windung<br />
11 10 12<br />
Helikale Ganghöhe<br />
2,8 nm 3,4 nm 4,5 nm<br />
Große Furche eng und tief breit und tief flach<br />
Kleine Furche breit und flach eng und tief eng und tief<br />
DNA kommt prinzipiell NIE in freier Form vor. Sie tritt immer<br />
in Verbindung mit Proteinen auf.<br />
a) Histonproteine<br />
b) Nicht-Histonproteine<br />
Masse und Anteile von Histonen<br />
Masse<br />
[kDa]<br />
H1<br />
H2A<br />
23<br />
14<br />
Lysin<br />
[%]<br />
28<br />
11<br />
1<br />
9<br />
H2B 13,8 16 6<br />
H3<br />
H4<br />
15,3<br />
11,3<br />
10<br />
11<br />
13<br />
14<br />
12<br />
Arginin<br />
[%]<br />
Lysin und Arginin stehen als basische Proteinanteile in Wechselwirkung<br />
mit der DNA.<br />
Die DNA-Kette windet sich in ganz bestimmter Weise um die<br />
Histone: Ein Core-Protein besteht aus je zwei H2A, H2B, H3 und<br />
H4-Histonen. Sie bilden eine Art Zylinder, um den sich die DNA<br />
2) RNA<br />
RNA-Arten<br />
Nucleolus-RNA liegt im Kern<br />
m-RNA m = messenger = Bote im Zytoplasma<br />
t-RNA t = Transport im Zytoplasma<br />
r-RNA r = ribosomal im Zytoplasma<br />
Die Nucleolus-RNA ist das unmittelbare Transkriptionsprodukt<br />
der DNA. Sie wird mit hohem Basenüberschuß produziert. Aus<br />
4. Nucleinsäuren<br />
1,3 mal herumschlingt. Dies entspricht ca. 140 Basenpaaren. Das<br />
Core-Protein und dieser DNA-Anteil bilden zusammen ein<br />
Nucleosom. Die Nucleosome sind der genetisch aktive Anteil.<br />
Zwischen zwei Nucleosomen liegt ein nicht aufgewickelter<br />
DNA-Anteil, die linker DNA (engl.: to link = verbinden). Sie<br />
besteht aus ca. 60 Basenpaaren.<br />
Die H1-Proteine sind nicht am Core-Protein beteiligt. Sie können<br />
posttranskriptionär vielen Prozessen unterworfen sein (z.B.<br />
Phosphorylierung). Dadurch verlieren sie ihre Basizität und treten<br />
mit der linker DNA in Wechselwirkung. Es wird vermutet,<br />
daß die genetische Aktivität der DNA gesteuert wird.<br />
Die DNA hat einen Durchmesser von 2 nm. Ein Nucleosom<br />
einen von 10 nm. Die DNA verdrillt sich zu einer Superhelix mit<br />
einem Durchmesser von 20 bis 30 nm. Die Superhelix ist genetisch<br />
inaktiv = stumm.<br />
Nicht-Histon-Proteine<br />
Eine besondere Gruppe sind die HMG-Proteine (high mobility<br />
group, Benennung aufgrund der hohen Beweglichkeit bei der<br />
Elektrophorese). Dies ist eine heterogene Gruppe kleinmolekularer,<br />
saurer Proteine des Chromatins (MG < 30.000). Sie bestehen<br />
aus 25% basischer Aminosäuren und 30% saurer Aminosäuren.<br />
HMG 14 und HMG 17 verleihen der DNA eine erhöhte Nucleaseempfindlichkeit.<br />
Sie binden an das Chromatin, in dem sie H1<br />
aus seiner Verbindung zur linker DNA verdrängen und so die<br />
chromosomalen Strukturen organisieren, damit sie eine Architektur<br />
erhalten, die die korrekte Bindung von Transkriptionsfaktoren<br />
ermöglicht. Auf diese Weise werden basale Transkriptionsprozesse<br />
eingeleitet. Sie sind nicht gewebsspezifisch.<br />
Merkmale eukaryotischer DNA<br />
Die eukaryotische DNA zeigt im Vergleich zur prokaryotischen<br />
eine höhere Redundanz. Man unterscheidet<br />
a) hochrepititive DNA, bei der sich sehr einfache Basensequenzen<br />
Millionenfach wiederholen<br />
b) mittelrepititive DNA, einige 100 bis 1000 identische Elemente<br />
(kleine Gene) wiederholen sich 1000 bis 100 000fach<br />
c) einmalige DNA, im haploiden Chromosomensatz nur einmal<br />
oder in sehr wenigen Kopien vorhanden, meist sind es Strukturgene<br />
<strong>für</strong> Proteine.<br />
Weiterhin bestehen die Strukturgene aus zwei Anteilen: aus<br />
Extrons und Introns. Extrons sind Abschnitte, die den codierenden<br />
Basenanteil besitzen. Introns hingegen sind nicht codogen.<br />
Beide werden zusammen transkribiert, aber die Introns werden<br />
durch Splicing aus der prae-mRNA eliminiert. Die Anzahl und<br />
Größe von Extrons und Introns sind in verschiedenen Genen<br />
sehr unterschiedlich.<br />
Mitochondrielle DNA<br />
- ähnlich bakterieller DNA<br />
- zirkulärer Doppelstrang 16 569 Kilobasenpaare<br />
- codiert 13 Proteine (2 mRNA und 22 mtRNA)<br />
- 1% der DNA einer Zelle<br />
- Besonderheiten: sie besitzt nur sehr wenige Introns, wird nur<br />
durch die Mutter vererbt, da die mitochondrielle DNA des<br />
Spermiums nicht in die Eizelle eindringt (sie liegt im Spermienhals).<br />
- genetischer Code zeigt Abweichungen von der nukleären<br />
DNA.<br />
- unterliegt häufig Mutationen.<br />
- es finden keine Reparaturprozesse statt.<br />
In der Zelle liegt die nukleäre DNA einmal vor. Die mitochondrielle<br />
DNA liegt mehr als 1 000 mal vor.<br />
ihr entstehen die Vorläufermoleküle <strong>für</strong> die zytoplasmatisch<br />
RNA.<br />
prä-mRNA = mRNA im Nucleus<br />
prä-rRNA im Nucleolus<br />
prä-tRNA im Nucleolus
Durch Processing werden diese zu mRNA, rRNA, tRNA. Dabei<br />
spielt snRNA (small nuclear) eine wichtige Rolle. Diese RNA<br />
verläßt den Zellkern nie.<br />
Vergleich DNA mit RNA<br />
Merkmale RNA DNA<br />
Kohlenhydrat Ribose Desoxyribose<br />
spez. Basen Uracil (in t-RNA auch<br />
Thymin)<br />
Thymin<br />
biol. Funktion Proteinbiosynthese Vererbung<br />
Vorkommen Cytoplasma, Nucleo- 99% Nucleus, 1%<br />
lus<br />
Mitochondrien<br />
Form<br />
Molekulargew.<br />
meist Einzelstränge<br />
2*10<br />
Doppelhelix<br />
4 bis 10 6 10 10<br />
Aufgaben in der tierischen Zelle<br />
Informationspro- Anteil der Funktion<br />
zeß ges. RNA<br />
mRNA Transkription 2% Bote<br />
rRNA Translation 82% Proteinbiosynthese<br />
tRNA Translation 16% Proteinbiosynthese<br />
Die Größe der mRNA ist abhängig von der Größe der zu übermittelnden<br />
Information. Sie besteht immer aus cap-Region,<br />
Startcodon, codierenden Nucleotiden, einem Stoppcodon und<br />
einem Poly-A-Segment. (Gelesen von 5' zu 3'), cap-Region: Methyl-GTP;<br />
Startcodon: AUG; Poly-A-Segment: bis zu 200<br />
Adeninbasen. Nur die mRNA <strong>für</strong> Histone hat keine Poly-A-<br />
Kette.)<br />
mRNA kommt in lebenden Zellen nie frei vor. ENTWEDER<br />
wird sie sofort nach der Zellkernausschleusung an Ribosomen<br />
gebunden ODER sie ist an ein Protein assoziiert. In diesem<br />
Falle ist die mRNA schweigend, d.h. die Informationen sind<br />
nicht ablesbar.<br />
Ribosomen bestehen aus einer großen (60 S) und einer kleinen<br />
(20 S) Untereinheit. Die große Untereinheit besteht aus 49, die<br />
kleine aus 33 Proteinen. Der Komplex aus Ribosom und mRNA<br />
heißt Polysom. Freie Polysome produzieren Proteine <strong>für</strong> die<br />
Zelle. An das rauhe Endoplasmatische Retikulum gebundene<br />
Ribosome produzieren Proteine <strong>für</strong> den Zellexport.<br />
Die tRNA hat als Sekundärstruktur die Form eines Kleeblatts.<br />
Am 3'-Ende hat sie eine CCA-Sequenz. An die Ribose des<br />
5. Bioenergetik<br />
1) Thermodynamik<br />
2) Energietransformation, -gewinnung in der Zelle<br />
3) Substratdehydrierung und Energiegewinnung im Mitochondrium<br />
biologische Oxidation<br />
2 H2 + O2 ⇒ 2 H2O + Energie 57 kJ/mol<br />
- Kopplung von Elektronentransport und ATP-Bildung<br />
- Transportfunktion durch Mitochondrienmembran<br />
- oxidativer Streß bei Krankheiten<br />
Ammoniak<br />
ATP<br />
Gro§e<br />
Molek le<br />
Bruchst cke<br />
Acetyl-CoA<br />
Citratzyklus<br />
H2 CO2 H2O<br />
5. Bioenergetik<br />
Adenosinmonophosphats ist eine der 20 Aminosäuren gebunden.<br />
Ein anderer Teil der Kleeblattschleife ist der Anticodon-Bereich.<br />
Er assoziiert mit dem Codon-Bereich der mRNA. So kann jedem<br />
Triplett eine Aminosäure zugeordnet werden. An der tRNA befinden<br />
sich außerdem eine Dihydrouracilschleife und eine TYC-<br />
Schleife. Beide sind zur Regulierung der Schlepperfunktion<br />
nötig. Nur so wird gewährleistet, daß die richtige Aminosäure an<br />
die tRNA gebunden wird, die sich an die entsprechende mRNA<br />
koppelt.<br />
Freie Nucleotide<br />
Sind im Stoffwechsel sehr wichtig.<br />
1) Adenosinmonophosphat (AMP); Adenosindiphosphat (ADP),<br />
Adenosintriphosphat (ATP) sind im Energiestoffwechsel sehr<br />
wichtig.<br />
ATP: Alle Energieprozesse laufen über ATP als spezielle Gruppenübertragung<br />
von Phosphat ab.<br />
cAMP: ist als second messenger bei Vermittlung von Hormonwirkungen<br />
wichtig<br />
2) Cytosintriphosphat (CTP) ist am Fettstoffwechsel beteiligt<br />
3) Uridintriphosphat (UTP) ist am Kohlenhydratstoffwechsel<br />
beteiligt.<br />
4) Guanosintriphosphat (GTP) ist an der Proteinbiosynthese<br />
beteiligt.<br />
5) PAPS „aktives Sulfat“<br />
6) spezielle Nucleotide<br />
NAD + + H + bzw. NADH2 (Nicotinsäureamid-adenindinucleotid)<br />
NADP + + H + bzw. NADPH2 (Nicotinsäureamind-adenindinucleotid-phosphat)<br />
sind als Coenzyme bei Dehydrierungsreaktionen<br />
anwesend. Sie nehmen das entstehende H2 auf.<br />
7) Flavin-System<br />
FAD (Flavin-adenin-dinucleotid) als Coenzym bei Dehydrierungen,<br />
H2-Transport innerhalb einer Zelle besteht aus AMP, Flavin<br />
und Ribitol<br />
FMN (Flavin-mono-nucleotid) besteht aus Riboflavin und<br />
Phosphat.<br />
Riboflavin ist nucleosid-ähnlich und besteht aus Isoalloxazin<br />
und Ribotol. Riboflavin ist ein essentielles Vitamin.<br />
8) Coenzym-A<br />
9) „aktiviertes Methyl“ = S-Adenosylmethionin<br />
Woher kommt die Energie?<br />
Nahrung: Fette, Proteine, Kohlenhydrate<br />
Die Nahrung wird zu CO2, H2O und NH3<br />
abgebaut. Dabei<br />
entsteht chemische Energie (ATP und NADH + ). Mit dieser<br />
Energie werden neue Proteine, Polysaccharide, Fette und Nucleinsäuren<br />
aus Aminosäuren, Zuckern, Fettsäuren und stickstoffhaltigen<br />
Basen aufgebaut.<br />
Thermodynamik<br />
Die Arbeit einer Zelle besteht darin, Biosynthesen durchzuführen,<br />
mechanische Arbeit und Transportarbeit zu leisten. NICHT<br />
darin, Wärme zu produzieren (das wäre Fieber). Es gelten die<br />
Hauptsätze der Thermodynamik.<br />
Biologische Oxidation<br />
1) Stufenweise Umwandlung (es bilden sich energiereiche<br />
Verbindungen)<br />
2) Oxidation durch Enzymkatalysen<br />
3) Verbrennung von C + O2 zu CO2<br />
biologische Oxidation: 2 H2 + O2 wird zu 2 H2O<br />
Wichtige Redoxreaktion<br />
1) Dehydrierung: gesättigte Kohlenwasserstoffe ↔ ungesättigte<br />
Kohlenwasserstoffe + H2O<br />
Beispiel: Succinat ↔ Fumarat + H2 2) Alkohol ↔ 1/2 Aldehyd / Keton +H2<br />
13
Beispiel:<br />
Fumarat HOOC-CH= CH-COOH + H2O<br />
↑<br />
↓<br />
Malat HOOC-CHOH-CH2-COOH<br />
-H2 ↑<br />
↓<br />
Oxalacetat HOOC-CO-CH2-COOH<br />
3) Aldehyd wird zur Säure oxidiert<br />
4) Elektronenübergänge: es wirken Radikale mit<br />
In verschiedenen Zellkompartimenten laufen verschiedene<br />
Redoxreaktionen ab.<br />
Cytosol: NAD + und NADP + abhängige Dehydrogenasen (Fettsäuresynthese).<br />
Mitochondrien: NAD + und flavinabhängige Dehydrogenasen<br />
(Citratzyklus, Fettsäureoxidation), Oxidoreduktasen der Atmungskette.<br />
Mikrosomen: mischfunktionelle Oxygenasen.<br />
Atmungskette<br />
Die Atmungskette besteht aus 4 Reaktionskomplexen und zwei<br />
verbindenden Redoxsystemen, die eine schrittweise Oxidation<br />
des Sauerstoffs und des Wasserstoffs zu Wasser katalysiert.<br />
Würde die Reaktion mit einem Schritt ablaufen, würde so viel<br />
Energie entstehen, daß die Zelle „explodieren“ würde.<br />
Komplex I: NADH2-Ubichinon-Reduktase<br />
Komplex II: Succinat/ETF-Ubichinon-Reduktase<br />
1. verbindendes Redoxsystem: Ubichinon-<br />
Ubihydrochinon-System<br />
Komplex III: Ubihydrochinon-Cytochrom c-Reduktase<br />
2. verbindendes Redoxsystem: Cytochrom c-System<br />
Komplex IV: Cytochrom c-Oxidase<br />
Die Reaktionskomplexe liegen an verschiedenen Orten in der<br />
Mitochondrien-Innenmembran. Die Komplexe I, III und IV<br />
durchdringen die Innenmembran, der Komplex II liegt dem<br />
Matrixraum des Mitochondriums zugewandt. Die Mitochondrien-Innenmembran<br />
ist nur <strong>für</strong> O2, CO2 und H2O durchlässig,<br />
nicht aber <strong>für</strong> H + -Ionen. Durch die Wirkung der Atmungskettenenzyme<br />
wird primär ein Konzentrationsgradient ∆µH+ aufgebaut,<br />
über den dann sekundär Komplex V ATP synthetisieren kann.<br />
Die Atmungskette dient somit einzig und allein der Energiegewinnung,<br />
die unter diesen Voraussetzungen abläuft:<br />
- Substrat liefert H2<br />
- ungehinderter Elektronenfluß<br />
- Elektronen müssen auf O2 übertragen werden.<br />
Energiebilanz der Atmung<br />
ADP + P + E ↔ ATP ca. 30 kJ/Mol<br />
H2 + O2 ↔ H2O + E -235 kJ/Mol<br />
Freigabe von Energie (156 mV ≅ 30 kJ/Mol)<br />
14<br />
NADH + H + → Ubichinon 330 mV ↔ Energie <strong>für</strong><br />
mind 1 ATP liefern<br />
Ubichinon → Cytochrom c 210 mV↔ Energie <strong>für</strong> 1<br />
ATP<br />
Cytochrom c → O2 590 mV↔ Energie <strong>für</strong><br />
mind. 1 ATP<br />
In der Atemkette aus einem Mol Substrat-H2 3 Mol ATP hergestellt.<br />
Weg 1:<br />
NADH2 +3 ADP +3P +1/2 O2 →NAD+ +H + + 3 ATP + H2O<br />
Weg 2:<br />
Succinat + 2 ADP + 2P +1/2 O2 → Fumarat + 2 ATP + H2O<br />
(Komplex 1 wird hier nicht berührt.)<br />
Der P/O-Quotient gibt das Verhältnis vom Phosphat-Verbrauch<br />
zum O2-Verbrauch an.<br />
P/O = Mol ATP gebildet<br />
Mol O2 verbraucht<br />
5. Bioenergetik<br />
Weg 1:<br />
P/O = 3 mol P = 3<br />
1 mol O2<br />
Weg 2:<br />
P/O = 2 mol P = 2<br />
1 mol O2<br />
Der P/O-Quotient hat Einfluß auf die Kontrolle der Atemkette<br />
⇒ Atmungskontrolle<br />
Hypothesen zur ATP-Entstehung<br />
(Theorie nach MITCHELL 1973)<br />
Im Intermembranraum des Mitochondriums ist die H + -<br />
Konzentration hoch und im Matrixraum niedrig: e - wird innerhalb<br />
der inneren Mitochondrienmembran transportiert. Die<br />
Membran ist <strong>für</strong> H + -Ionen undurchlässig, so daß H + -Ionen aktiv<br />
von den Komplexen 1, 3 und 4 durch die Membran transportiert<br />
werden müssen. Die Potentialdifferenz zwischen Intermembranraum<br />
und Matrix liefert die Energie <strong>für</strong> die ATP-Bildung. Die<br />
H + -Ionen aus dem Intermembranraum gelangen bei der ATP-<br />
Bildung wieder in die Mitochondrienmatrix (enzymatischer<br />
Protonenausgleich durch Komplex IV).<br />
ATP-Synthese durch Komplex V<br />
Der Komplex V bestehend aus den Kopplungsfaktoren F0 und<br />
F1. F0 bildet den Protonenkanal zwischen dem M-Raum und<br />
dem C-Raum aus, auf dem F1 im M-Raum sitzt und die Reaktionen<br />
zwischen ADP + Pi zu ATP katalysiert.<br />
Agentien, die die oxidative Phosphorylierung inhibieren<br />
Art der Inhibierung Verbindung Ziel<br />
Hemmung des CN<br />
Elektronentransfers<br />
- , CO, N, AntimCytochromoxiycin, Potenon, Amdase, Komplex I<br />
ytal, Piericidin + III<br />
Hemmung<br />
ATP-Sythese<br />
der Oligomycin Komplex V<br />
Entkopplung von 2,4-Dinitrophenol, hydrophobe<br />
Phosphorylierung Carbonylcyanidphe- Protonencarrier<br />
und Elektronennylhydrazone, T3, T4<br />
transfer<br />
Entkopplungsprotein bildet protonen-<br />
Thermogenin (in leitende Kanäle<br />
Mitos des braunen in der inneren<br />
Fettgewebes) Mitochondrienmembran<br />
des<br />
braunen Fettgewebes<br />
Hemmung des Atractylocid hemmt die<br />
ATP-ADP-<br />
Adeninnucleo-<br />
Austausches<br />
tid-Translokase<br />
Herkunft des Wasserstoffs der Atmungskette<br />
Der Wasserstoff entsteht beim Abbau von<br />
1) Kohlenhydraten<br />
2) Fettsäuren<br />
3) Proteinen<br />
und gelangt über NADH2 zu den Mitochondrien. Da aber das<br />
NADH2 die Mitochondrienmembran nicht passieren kann , ist es<br />
auf H2-Transporter angewiesen. Diese sind Malat, Succinat, β-<br />
Hydroxybutyrat und weitere, denn all diese sind membrangängig.<br />
Das zytoplasmatische NADH2 überträgt seine Protonen auf<br />
Oxalacetat (→ Malat), Fumarat (→Succinat) oder Acetoacetat<br />
(→ β-Hydroxybutyrat). Im M-Raum werden diese Transporter in<br />
Gegenwart von NAD + wieder dehydriert, so daß NADH2 entsteht.<br />
Energiebilanz:<br />
Isocitrat → α-Ketoglutarat 1 NADH2 = 3 ATP<br />
α-Ketoglutarat→ Succinyl-CoA 1 NADH2 = 3 ATP<br />
Succinat → Fumarat 1 FADH2 = 2 ATP<br />
Malat→ Oxalacetat 1 NADH2 = 3 ATP<br />
Succinyl-CoA → Succinat 1 GTP = 1 ATP<br />
Summe : 12 ATP<br />
Entsteht das Acetyl-CoA aus Pyruvat, dann werden auf diesem<br />
Weg weitere 3 ATP gebildet.
Nebenwege der biologischen Oxidation<br />
1) Oxydasen: sie sind meist Flavinenzyme, die eine Dehydrierung<br />
von Substraten mit O2 katalysieren. Es entstehen Superoxidanionen<br />
bzw. H2O2<br />
SH2 + O2 -> S+ 2H+ +O2 -<br />
-> S + H2O2<br />
2) Monooxygenasen: dies sind Hydrolasen und Dioxygenasen<br />
3) Lipoxygenasen: katalysieren den Einbau von O2 in Fettsäuren<br />
mit mindestens 2 Doppelbindungen, so daß Lipohydroperoxide<br />
gebildet werden<br />
R-H + O2 -> R-O-O-H<br />
4) Katalasen und Peroxidasen<br />
5) Superoxid-Dismutasen (SOD): Superoxidanionen reagieren<br />
mit H2O2 zu hochreaktiven Hydroxyradikale<br />
O2 + H2O2 -> O2 + 2OH -<br />
eine Entgiftung wird über SOD erreicht<br />
Erkrankungen durch Mutationen in mitochondrialen Genen<br />
- mitochondriale Enzephalomyelopathie: Mutation im mRNA-<br />
Gen<br />
- Opticus-Atrophie: Punktmutation im Komplex I oder III<br />
Citratzyklus<br />
Der Citratzyklus ist der zentrale Stoffwechselweg und dient dem<br />
Endabbau von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen (AS) zum<br />
Zweck der Energiegewinnung und zur Bereitstellung von Substraten<br />
<strong>für</strong> andere Stoffwechselwege. Deswegen ist der Citratzyklus<br />
ein amphiboler Zyklus, das heißt, er hat sowohl auf- als<br />
auch abbauende Wirkung.<br />
katabol:<br />
α-Ketoglutarat ← Glu, Arg, His, Pro, Ornithin, Citrulin<br />
Fumarat ← Phe, Tyr<br />
amphibol:<br />
Succinyl-CoA ← Methyl-Malonyl CoA (aus Ile, Val,<br />
Homoserin, Thymin, ungeradzahlige FS)<br />
→ Porphyrine Häm<br />
Oxalacetat ↔ Aspartat Purine, Pyrimidine<br />
Acetyl-CoA ← β-Oxidation, Leu, Tyr, Lys<br />
→ Fettsynthese, Steroide<br />
Er ist im Matrixraum des Mitochondriums lokalisiert.<br />
Abbau von Acetyl-CoA und Gewinnung von 8 H + -Ionen.<br />
Anabole Wirkung:<br />
1) Transport von Zwischenprodukten des Citratzyklus durch die<br />
Mitochondrienmembran ins Cytoplasma<br />
2) Teilsequenzen des Citratzyklus sind auch extramitochondrial<br />
gelegen, so daß sie an anabolen Vorgängen teilhaben können.<br />
z.B. Citrat ⇔ α-Ketoglutarat<br />
Fumarat ⇔ Oxalacetat<br />
3) Bereitstellung von Acetyl-CoA <strong>für</strong> die Fettsäuresynthese im<br />
Cytoplasma zytosolisches Citrat + CoA-SH + ATP ⇔ Oxalacetat<br />
+ ADP + Pi + Acetyl-CoA<br />
4) Extramitochondrielle NADP + -Isocitratdehydrogenase katalysiert<br />
die α-Ketoglutarat-Bildung im Cytosol (wichtig <strong>für</strong><br />
Aminosäurestoffwechsel). Die NADPH2-Bildung im Cytosol<br />
(wichtig <strong>für</strong> die De-novo-Fettsynthese).<br />
5) Bereitstellung von Succinyl-CoA <strong>für</strong> Porphyrinsynthese,<br />
Fettstoffwechsel.<br />
Die Konzentrationen der Zwischenprodukte im Citratzyklus sind<br />
sehr konstant bei 10 -4 bis 10 -5 mol/l.<br />
Der Ab- und Zufluß von Zwischenprodukten ist streng geregelt.<br />
Aspartat ⇔ Oxalacetat<br />
Pyruvat + CO2 + ATP ⇔ Oxalacetat + ADP + Pi<br />
Pyruvat + CO2+ NADPH + H + ⇔ Malat + NADP + +<br />
Pyruvat-Decarboxylase-Komplex<br />
Der Pyruvat-Decarboxylase-Komplex ist ein Enzymkomplex aus<br />
3 regulierbaren Enzymen, die als prosthetische Gruppen am<br />
Enzym vorhanden sind:<br />
1) Pyruvatdecarboxylase (Thiaminpyrophosphat)<br />
2) Lipoattransacetylase (Liponamid)<br />
5. Bioenergetik<br />
3) Dihydrolipoatdehydrogenase (FMN)<br />
Cofaktoren sind NAD + und CoA<br />
ATP<br />
Dephosphopyruvatdehydrogenase<br />
(aktiv)<br />
Pi<br />
Pyruvat<br />
PPi<br />
ADP<br />
inhibieren<br />
Kinase<br />
Phosphatase<br />
aktivieren<br />
Mg<br />
Ca<br />
ADP<br />
H<br />
OH<br />
Phosphopyruvatdehydrogenase<br />
(inaktiv)<br />
Wenn viel ATP in der Zelle vorliegt, muß aus Glucose nicht<br />
noch mehr ATP gewonnen werden. Die inaktive Phosphopyruvatdehydrogenase<br />
wird unter ATP-Verbrauch gebildet. Der<br />
Citratzyklus läuft nicht ab, es entsteht kein Wasserstoff und<br />
damit kein ATP mehr. Dies erfolgt so lange, bis soviel ADP da<br />
ist, daß die Kinase gehemmt wird.<br />
Die Pyruvatdehydrogenase kann durch Arsenverbindungen<br />
irreversibel gehemmt werden. Das Arsenit greift die Liponsäure<br />
an. Die Toxizität ist bei Mikroorgansimen höher als beim Menschen.<br />
Darum wurden Arsenitverbindungen zur Behandlung von<br />
Syphillis und Trypanosomen eingesetzt.<br />
Substratkettenphosphorylierung<br />
Unter Substratkettenphosphorylierung versteht man die Bildung<br />
von ATP außerhalb der Atmungskette.<br />
Dies geschieht im Citratzyklus bei der Umsetzung von Succinyl-<br />
CoA zu Succinat.<br />
Aktivatoren und Inhibitoren des Citratzyklus<br />
Enzym Aktivator Inhibitor<br />
Citratsynthase ATP<br />
Isocitratdehydrogenase ADP, Mg 2+ , Mn 2+ ATP;<br />
NADH2<br />
Succinatdehydrogenase Succinat, Fumarat<br />
Oxalacetat<br />
Pyruvatdehydrogenase Pyruvat, ADP,<br />
Mg 2+<br />
Acetyl-CoA,<br />
ATP, NADH<br />
Der Citratzyklus im einzelnen<br />
Acetyl-CoA + Oxalacetat → Citrat + CoA<br />
E: Citrat-Synthestase<br />
Citrat → cis-Aconitat → Isocitrat<br />
E: Aconitase<br />
Isocitrat NAD+ → α-Ketoglutarat + NADH2 ↑ CO2<br />
E: Isocitrat-Dehydrogenase<br />
α-Ketoglutarat + CoA + NAD+ → Succinyl-CoA + NADH2<br />
↑ CO2<br />
E: α-Ketoglutarat-Dehydrogenase<br />
Succinyl-CoA + GDP → Succinat + CoA + GTP<br />
E: Succinyl-CoA-Synthetase<br />
Succinat + FAD + → Fumarat + FADH2<br />
E: Succinat-Dehydrogenase<br />
Fumarat + H2O → Malat<br />
E: Fumarase<br />
Malat + NAD+ → Oxalacetat + NADH2<br />
E: Malat-Dehydrogenase<br />
Energiebilanz des Citratzyklus<br />
1) vier Dehydrierungen, davon 3x mit NAD:<br />
Isocitrat-Dehydrogenase<br />
alpha-Ketoglutarat-Dehydrogenasekomplex<br />
Malat-Dehydrogenase<br />
und 1x mit FAD:<br />
Succinat-Dehydrogenase<br />
ergeben 11 ATP in der biologischen Oxidation<br />
15
2) eine Substratkettenphosphorylierung (GTP zu ATP)<br />
Summe: 12 ATP beim oxidativen Abbau von 1 Acetyl-CoA<br />
(beim Abbau von Pyruvat werden 15 ATP gebildet, da noch 1<br />
NADH2 aus dem Pyruvat-Dehydrogenasekomplex hinzukommt).<br />
16<br />
Malat<br />
Fumarat<br />
Succinat<br />
Glucose<br />
Anaerobe<br />
Glykolyse<br />
2 Lactat<br />
2 Pyruvat<br />
Succinyl-CoA<br />
Oxalacetat<br />
Aerobe<br />
Glykolyse<br />
Acetyl-CoA<br />
Citrat<br />
cis-Aconitat<br />
Isocitrat<br />
alpha-Ketoglutarat<br />
CO 2<br />
6. Kohlenhydrate<br />
Proteine<br />
CO 2<br />
Fette<br />
beta-Oxidation<br />
Allgemeines<br />
Der historisch bedingte Name Kohlenhydrate erklärt sich dadurch,<br />
daß Kohlenhydrate formal aus Kohlenstoff und Wasser<br />
mit der Summenformel Cm (H2O)n bestehen.<br />
Heute faßt man alle Polyhydroxyaldehyde und -ketone und<br />
Verbindungen, die bei Hydrolyse Polyhydroxyaldehyde und -<br />
ketone liefern unter dem Begriff Kohlenhydrate zusammen. Die<br />
Verbindungen zeigen optische Aktivität.<br />
Sie sind:<br />
1) leicht abbaubar, bevorzugtes Substrat <strong>für</strong> Energiegewinnung<br />
(z.B. manche Gewebe sind ausschließlich von Glucose abhängig,<br />
ZNS)<br />
2) Abbau- und Umwandlungsprodukte <strong>für</strong> die Synthese anderer<br />
Kohlenhydrate oder anderer Verbindungen, die keine Kohlenhydrate<br />
sind.<br />
3) Kohlenhydrate sind speicherbar (z.B. Pflanzen: Stärke, Tiere:<br />
Glycogen)<br />
4) Sie haben Stützfunktion<br />
Pflanzen: Zellulose<br />
Athropoden: Chitin (Panzer, „Außenhaut“)<br />
Bakterien: Murein (Vernetzt die Membranen)<br />
5) Sie haben spezielle Funktionen<br />
Glycoproteine: einige Hormone, Rezeptoren, Blutgruppensubstanzen<br />
Glucosaminoglycane: im Bindegewebe, Heparin<br />
Einteilung<br />
Kohlenhydrate werden in Mono-, Di-, Oligo- und Polysaccharide<br />
eingeteilt.<br />
Der einfachste Monosaccharid ist eine Triose (Trioaldose/Trioketose)<br />
mit 3 C-Atomen. Dementsprechend ist ein Monosaccharid<br />
mit 4 C-Atomen eine Tetrose usw.<br />
Hier einmal im Überblick:<br />
Typ Aldose Ketose<br />
Triose D-Glyerinaldehyd Dihydroxyaceton<br />
Tetrose D-Erythrose D-Erythrolose<br />
Pentose D-Ribose D-Ribolose<br />
Hexose D-Glucose D-Fructose<br />
D-Mannose<br />
D-Galactose<br />
Heptose Sedoheptulose<br />
Nonose Sialinsäure<br />
5. Bioenergetik<br />
Malat-Enzym<br />
Dies darf nicht mit der Malat-Dehydrogenase verwechselt<br />
werden, die Malat zu Oxalacetat umwandelt. Die Reaktion sieht<br />
folgendermaßen aus:<br />
Malat + NADP -> Pyruvat + CO2 + NADPH2<br />
Bei der Reaktion handelt es sich um eine dehydrierende Decarboxylierung<br />
und stellt eine wichtige Reaktion zur Bereitstellung<br />
von NADPH2 <strong>für</strong> Synthesen dar. Bei hohen Konzentrationen<br />
von NADPH2 ist die Reaktion auch umkehrbar.<br />
Stoffwechselwege, die Zwischenprodukte des Citratzyklus<br />
verwerten<br />
1) Gluconeogenese<br />
2) Fettsäure- und Cholesterolbiosythese<br />
3) Aminosäuresynthese<br />
4) Porphyrinsynthese<br />
Die Zucker werden eingeteilt nach:<br />
a) Stellung der OH-Gruppe am C-Atom (Fischer-Projektion):<br />
Das am weitesten oxidierte C-Atom steht oben, die OH-Gruppe<br />
am vorletzten C-Atom ist entscheidend. Zeigt sie nach rechts,<br />
liegt der Zucker in D-Form vor, zeigt sie nach links in L-Form.<br />
D-Glucose L-Glucose<br />
O<br />
C<br />
H<br />
O<br />
C<br />
H<br />
HO C H<br />
H C OH<br />
H C OH HO C H<br />
HO C H<br />
HO C H<br />
HO C<br />
H<br />
H<br />
H C OH<br />
H C OH<br />
H C<br />
H<br />
OH<br />
b) Drehrichtung: + = nach rechts, - = nach links<br />
c) im Ring: Die Stellung der anomeren OH-Gruppe am C1 -<br />
Atom entscheidet über α- und β-Form<br />
O<br />
OH<br />
O<br />
α-Hexose β-Hexose<br />
Mutarotation<br />
Beobachtung:α- und β-Form von Glucose haben verschieden<br />
starke Auswirkungen auf die Drehung von polarisiertem Licht.<br />
Wenn man beide Formen in Wasser auflöst, vermischen sich die<br />
Formen. Der Drehwinkel verändert sich so lange, bis ein Gleichgewicht<br />
eingestellt ist.<br />
Im Polarimeter gilt<br />
c= (a * 100)/([a]D 20 * d)<br />
c= Konzentration [g/100 ml]<br />
a= gemessener Drehwinkel<br />
[a]D 20 = spezifische Drehung bei 20°C, 589 nm<br />
d= Schichtdicke [dm]<br />
Die Ringe liegen in verschiedenen Konformationen vor: Sesselform,<br />
Wannenform.<br />
Biologisch wichtige Monosaccharidderivate<br />
a) durch Reduktion der Aldehydgruppen entstehen mehrwertige<br />
Alkohole (z.B. Hexite, Pentite)<br />
OH
Glucose → Sorbitol<br />
Mannose → Mannitol<br />
Galactose → Dulcitol<br />
Fructose → Sorbitol/Mannitol<br />
b) durch Austausch einer sekundären alkoholischen Hydroxylgruppe<br />
gegen eine Aminogruppe entstehen Aminozucker<br />
(z.B. Glucosamin)<br />
c) durch Oxidation:<br />
1. bei Oxidation der terminalen Aldehydgruppen entstehen -<br />
ansäuren (Glucansäuren)<br />
2. bei Oxidation der primären alkoholischen Gruppe entstehen -<br />
uronsäuren (Glucuronsäuren)<br />
3. bei Oxidation beider Gruppen entstehen Zuckersäuren<br />
d) durch Reduktion einer primären oder sekundären alkoholischen<br />
Gruppe entstehen Desoxyzucker (Desoxyribose)<br />
Disaccharide<br />
Disaccharide bestehen aus 2 Zuckern, die unterschiedlich miteinander<br />
verknüpft sein können:<br />
Name Struktur Vorkommen<br />
Maltose Glucose-α-1,4-Glucose Keimende Ceralien,<br />
Stärkeabbauprodukt<br />
Isomaltose Glucose-α-1,6-Glucose Zwischenprodukt im<br />
Stärkeabbau<br />
Lactose Galactose-β-1,4-Glucose Milch<br />
Saccharose Glucose-α-1,2-Fructose Zuckerrohr, Zuckerrübe<br />
(bei Infusionen = parenteraler<br />
Gabe im tierischen<br />
Organismus nicht<br />
abbaubar)<br />
Trehalose Glucose-α-1,1-Glucose Hefe, Hauptzucker der<br />
Hämolymphe von<br />
Insekten<br />
Disaccharide haben je nach Bindungsart unterschiedliche Reduktionsverhalten,<br />
bedingt durch die halbacetalische Bindung an<br />
C1. Ist diese bei beiden Zuckern blockiert, kann sie nicht reduzieren.<br />
Ist jedoch eine Halbacetal-Gruppe nicht blockiert, so<br />
kann der Ring hier geöffnet werden, bildet somit die Aldehyd-<br />
Gruppe aus und kann oxidiert werden.<br />
CH2OH CH2OH H<br />
H<br />
OH<br />
O H<br />
H<br />
H<br />
H<br />
OH<br />
O OH<br />
H<br />
OH<br />
O<br />
H<br />
H OH H OH<br />
CH2OH H O H<br />
H<br />
OH H<br />
Maltose Saccharose<br />
OH<br />
H<br />
OH<br />
O<br />
CH2OH O H<br />
H OH<br />
CH2OH Oligosaccharide<br />
Oligosaccharide bestehen aus bis zu 10 Zuckerresten.<br />
Beispiel Raffinose: Trisaccharid aus Galactose, Fructose und<br />
Glucose (in Rübenmelasse)<br />
Polysaccharide<br />
Polysaccharide bestehen aus mehr als 10 Zuckerresten. Sie<br />
haben die Endung -an (z.B. Glycan). Man teilt die Polysaccharide<br />
in zwei Gruppen, die Homoglykane und die Heteroglykane.<br />
Homoglycane bestehen aus einem Baustein, Heteroglycane<br />
aus verschiedenen.<br />
Glucosestoffwechsel<br />
Die Glucose wird aus dem Darmlumen aufgenommen und über<br />
die Vena portae zur Leber transportiert. Ihre Verstoffwechselung<br />
findet zunächst in der Leber statt.<br />
Hexose -Hexokinase→ Hexose-6-Phosphat<br />
↑ ↓<br />
←⎯⎯⎯⎯<br />
Produkthemmung<br />
Die Hexokinase ist ein unspezifisches Enzym, das durch seine<br />
Produkte gehemmt wird. In der Leber kann Glucose auch durch<br />
die Glucokinase umgesetzt werden.<br />
OH<br />
H<br />
6. Kohlenhydrate<br />
Glucose ⎯Glucokinase→ Glucose-6-Phosphat<br />
Vergleich zwischen Hexose und Glucokinase<br />
Hexokinase Glucokinase<br />
unspezifisch Spezifisch <strong>für</strong> Glucose, nur in der<br />
Leber vorkommend<br />
Bildung von Hexose-6-Phosphat Bildung von Glucose-6-Phosphat<br />
Niedriger Km-Wert (hohe Affi- Hoher Km-Wert (niedrige Affinität)<br />
nitŠt)<br />
⎯ Synthese wird durch Insulin induziert<br />
Produkthemmung Keine Produkthemmung<br />
Glucose-6-Phosphat hat eine zentrale Rolle im Kohlenhydratstoffwechsel:<br />
Glucose<br />
Gluconeogenese<br />
Glykogen<br />
Glucose-6-Phosphat<br />
Glykolyse<br />
Abbau zu Lactat<br />
Pyruvat<br />
Umbau zu<br />
Mannose<br />
Galaktose<br />
Umbau in<br />
Aminozucker,<br />
z.B. NANA<br />
Glycolyse<br />
Zur Glycolyse zählen alle Reaktionen von der Glucose bis zum<br />
Lactat (Milchsäuregärung, wobei manche Organismen z.B.<br />
Hefen nutzen Ethanol, andere Essig- oder Buttersäure). Es ist ein<br />
Vorgang, der ohne Beteiligung des Luftsauerstoffs abläuft, die<br />
sog. anaerobe Glycolyse.<br />
Die Hauptbedeutungen der Glycolyse sind:<br />
Energiegewinnung (ATP)<br />
Substratgewinnung <strong>für</strong> die Atmungskette<br />
Produktgewinnung <strong>für</strong> andere Synthesen<br />
Emden-Meyerhof-Weg<br />
Dieser ist der primäre Stoffwechselweg, der in den Erys, der<br />
Retina und im Knorpelgewebe abläuft (aerobe Glykolyse). Er<br />
dient der Energiegewinnung ohne Anwesenheit von O2. Der<br />
Abbau der Glucose auf dem Weg der Glykolyse bis zum Pyruvat<br />
ist Voraussetzung zum vollständigen Abbau der Glucose im<br />
Citratcyklus. Dabei dienen Intermediate der Glykolyse als<br />
Ausgangsmaterial zur Herstellung von biologisch wichtigen<br />
Produkten im Organismus<br />
Phase 1: Bildung von zerfallsbereitem Fructose-1,6-Bisphosphat<br />
(F1,6P2)<br />
Phase 2: F1,6P2 zerfällt in 2 Triosephosphate, die im Gleichgewicht<br />
stehen<br />
Phase 3: Triosephosphate werden dehydriert<br />
Phase 4: Energiegewinnung in Form von ATP<br />
Phase 5: Lactatbildung<br />
Cori-Zyklus<br />
Dies ist der Kreislauf der/des Glucose/Lactat zwischen Muskel<br />
und Leber/Niere. Die Leber synthetisiert aus Lactat (verbrauchte<br />
Glucose) wieder Glucose, die dann wiederum übers Blut zu den<br />
Muskeln gelangt.<br />
Leber Blut Muskelzelle<br />
Glucose Glucose Glucose<br />
Glucose-6phosphat<br />
Pyruvat<br />
Lactat<br />
Glucose-6phosphat<br />
Pyruvat<br />
17
Alkoholische Gärung<br />
CH3 CH3 ADH<br />
C O C O<br />
COOH H<br />
NADH2 NAD<br />
18<br />
CH 3<br />
C<br />
H<br />
OH<br />
Pasteur-Effekt: Unterdrückung der alkoholischen Gärung durch<br />
Anwesenheit von Sauerstoff<br />
Crabtree-Effekt: Sogenannter umgekehrter Pasteur-Effekt. Es<br />
gibt bestimmte Tumorzellen, die Gärung machen, obwohl genug<br />
Sauerstoff angeboten wird. Wenn ihnen wenig Glucose angeboten<br />
wird, machen sie aerobe Glycolyse, so daß bei einem geringen<br />
Glucoseangebot mehr Energie gewonnen wird als mit einem<br />
hohen Angebot.<br />
6. Kohlenhydrate<br />
Energiebilanz der Glycolyse<br />
Energieausgaben Energiegewinn<br />
Phase 1: 2 mol ATP Phase 3 und 4: 2 mol ATP pro Mol Glycerinaldehyd-3-Phosphat<br />
1 Mol Glucose liefert 2 Mol Glycerinaldehyd-3-<br />
Phosphat → 4 Mol ATP<br />
-2 Mol ATP + 4 Mol ATP<br />
NETTOGEWINN: 2 Mol ATP<br />
Energiebilanz der Atmung<br />
Pyruvat → Acetyl-CoA 1 NADH2 3 ATP<br />
Citratzyklus 3 NADH2 9 ATP<br />
1 FADH2 2 ATP<br />
1 GTP 1 ATP<br />
Glycerinaldehyd-3-Phosphat→1,3-<br />
Bisphosphoglycerat<br />
1 NADH2 3 ATP<br />
Zwischensumme: 18 ATP<br />
Da aus einem Mol Glucose 2 Mol Pyruvat entstehen:<br />
2 * 18 ATP = 36 ATP<br />
Glycolyse-Reaktion 2 ATP<br />
Gesamtsumme: 38 ATP<br />
Hilfs- und Nebenreaktionen der Glykolyse<br />
a) Adenylatkinase<br />
↓<br />
2 ADP ⇔ ATP + AMP<br />
b) Kreatinkinase<br />
↓<br />
ATP + Kreatin ⇔ Kreatinphosphat + ADP (Energiespeicher im<br />
Muskel)<br />
c) ATPasen und Apyrasen: ATP-Spaltung, letzte Anhydridbildung<br />
als „Sicherheitsventil“, so daß dadurch eine ATP-<br />
Anhäufung verhindert wird, ADP wird geliefert, der Stoffwechsel<br />
kann weiterhin erfolgen, NADH2 NAD<br />
d) Dihydroxyaceton-3-Phosphat → Glycerin-3-Phosphat<br />
α-Glyceronphosphat = Barnowski-Enzym<br />
Glycerin-3-Phosphat ist <strong>für</strong> Fett- und Phosphatidsynthese notwendig<br />
und stellt ein Transportsystem <strong>für</strong> H2 vom Cytoplasma<br />
ins Mitochondrium dar.<br />
e) Glycerinkinase<br />
↓<br />
Glyzerin → Glycerin-3-Phosphat<br />
ATP ∩ ADP (∩ bedeutet wird zu)<br />
f) Glyceratdehydrogenase<br />
↓<br />
Glycerat → β-OH-Pyruvat<br />
NAD ∩ NADH2<br />
g) Ausschnitt aus dem Glycolysefluß<br />
1,3-Bisphosphoglycerat→ 2,3-Bisphosphoglycerat<br />
⏐ ⏐<br />
Phosphoglyceratkinase ⏐ 2,3-Bisphosphoglyceratphosphatase<br />
↓ ⏐<br />
3-Phosphoglycerat⎯⎯⎯↵<br />
2,3-Bisphosphoglycerat bewirkt im Erythrozyten die Abnahme<br />
der O2-Affinität des Hämoglobins. Die O2-Abgabe wird gefördert.<br />
RAPOPORT-LÜBERING-WEG<br />
h) Bildung von β-D-Fructose-2,6-bisphosphat in der Leber<br />
F6P-2-Kinase<br />
↓<br />
Fructose-6-Phosphat ⇔ Fructose-2,6-bisphosphat<br />
↑<br />
Phospho- F2,6-P2ase<br />
fructokinase<br />
←<br />
↓aktiviert<br />
F-1,6-P2<br />
F-2,6-P2 ist ein starker Aktivator der Phosphofructokinase →<br />
Schrittmacher-Enzym der Glycolyse<br />
Enzymregulation durch Glucagon<br />
Die Regulation verläuft über zwei Wege, die einander unterstützen.<br />
F6P-2-Kinase ist aktiv. Sie katalysiert die Bildung von Fructose-<br />
2,6-bisphosphat. Wenn der Glucagonspiegel hoch ist, aktiviert<br />
Glucagon die Proteinkinase der Phosphorylasekinase, so daß die<br />
Fructose-6-Phosphat-2-Kinase inaktiv wird. (keine Fructose-2,6-<br />
Bisphosphat-Bildung) Die Phosphofructokinase wird nicht<br />
aktiviert, es wird kein Fructose-1,6-bisphosphat gebildet, die<br />
Glycolyse läuft nicht ab.(Glucose-Bereitstellung)<br />
In Abwesenheit von Glucagon katalysiert Phosphorylasephosphatase<br />
die Rückreaktion.<br />
Fructose-2,6-Bisphosphatase katalysiert die Bildung von Fructose-6-Phosphat<br />
aus Fructose-2,6-bisphosphat. Wenn der Glucagonspiegel<br />
hoch ist, wird eine Proteinkinase aktiviert, die die<br />
inaktive Fructose-2,6-Bisphosphatase aktiviert. Der Abbau von<br />
F-2,6-Bisphosphat zu Fructose-6-Phosphat wird gefördert.<br />
Dadurch wird die Phosphofructokinase nicht aktiviert, und die<br />
Glycolyse läuft nicht ab. (Bereitstellung von Glucose)<br />
In Abwesenheit von Glucagon katalysiert eine Phosphatase die<br />
Rückreaktion.<br />
Gluconeogenese<br />
Die Gluconeogenese ist ein Prozeß der Zuckerneubildung aus<br />
Nichtkohlenhydraten. Sie läuft hauptsächlich in Leber und Niere<br />
und in gewissem Maße auch im Darm ab. Glucose ist <strong>für</strong> die<br />
Energieversorgung des Gehirns, <strong>für</strong> den Citratzyklus und <strong>für</strong> die<br />
Fettsäuresynthese wichtig. Die Prozesse entsprechen weitgehend<br />
der Umkehr der Glycolyse.<br />
Abweichungen:<br />
1) Pyruvat ⇒Oxalacetat (Biotin, ATP, CO2 als Cofaktoren)Pyruvatcarboxylase<br />
Oxalacetat ⇒ Phosphoenolpyruvat (GTP als Cofaktor)<br />
Phosphoenolcarboxykinase<br />
Die Pyruvatcarboxylase befindet sich im Mitochondrium. Das<br />
Pyruvat muß also in das Mitochondrium hinein, wenn es zu<br />
Phosphoenolpyruvat werden soll.<br />
Die Gluconeogenese läuft aber im Cytoplasma ab. Da<strong>für</strong> muß<br />
das Oxalacetat also wieder aus dem Mitochondrium heraus.<br />
Oxalacetat kann die Membran der Mitochondrien nicht passieren.<br />
Darum wird es im Mitochondrium in Stoffe umgewandelt,<br />
die die Membran passieren können. Dies sind Malat und<br />
Aspartat. Diese Stoffe müssen im Cytoplasma wieder in Oxalacetat<br />
zurück geführt werden.<br />
Phosphoenolpyruvat kann die Mitochondrienmembran passieren.<br />
2) Fructose-1,6-Bisphosphat wird durch die Fructose-1,6-<br />
Bisphosphatase zu Fructose-6-Phosphat (Reaktion in Gegenrichtung:<br />
Enzym: Phosphofructokinase).<br />
3) Glucose-6-Phosphat wird über die Glucose-6-Phosphatase zu<br />
Glucose (Gegenrichtung Enzym: Hexokinase/Glucokinase).<br />
Im Muskel kann Glucose-6-Phosphat nicht zu Glucose umgewandelt<br />
werden, weil das zuständige Enzym nicht in der Muskelzelle<br />
vorkommt. Glucose-6-Phosphat wird hier in Glycogen<br />
umgewandelt.
Glycolyse- und Gluconeogeneseregulation<br />
Die Glycolyse und die Gluconeogenese sind in ihren Wirkungen<br />
genau gegensätzlich. Daher wirken einige Aktivatoren der einen<br />
Reaktionskette in der anderen als Hemmer. Die Regulation<br />
erfolgt prinzipiell über zwei Wege:<br />
1) Induktion von Enzymketten bzw. eines Enzyms durch Hormone.<br />
Dies ist ein langsamer Prozeß, weil immer die Proteinbiosynthese<br />
einbezogen ist.<br />
2) Beeinflussen der Enzymaktivität. Dies geschieht über allostorische<br />
Aktivierung oder Hemmung und ist ein schneller<br />
Mechanismus.<br />
Energiebilanz der Gluconeogenese<br />
Für die Neubildung von 1 Mol Glucose aus 2 Mol Pyruvat und<br />
dem Einbau durch Glucose in Glycogen müssen 7 energiereiche<br />
Phosphate aufgebracht werden.<br />
2 Pyruvat → 2 Oxalacetat 2 ATP<br />
2 Oxalacetat → 2 PEP 2 GTP<br />
2, 3-Phospho-glycerat → 2 1,3- 2 ATP<br />
G6P→ G1P → UDP-G<br />
Bisphosphoglycerat<br />
Glycogen 1 UTP<br />
6. Kohlenhydrate<br />
Glycolyse<br />
Enzym Aktivator Induktor Hemmer Repressor<br />
Glucokinase Insulin N-Acetylglucosamin Glucagon<br />
Phosphofruktokinase <br />
Fructose-2,6bisphosphat,<br />
AMP,<br />
Insulin, cAMP<br />
Pyruvatkinase Fructose-1,6bisphosphat<br />
ATP, Citrat, NADH2,<br />
Fettsäuren<br />
Insulin ATP, Citrat, Fettsäuren,<br />
Succinyl-<br />
CoA, NADH2<br />
Glucagon<br />
Gluconeogenese<br />
Enzym Aktivator Induktor Hemmer Repressor<br />
Pyruvatcarboxylase Acetyl-CoA Adrenalin, Glucagon,<br />
Glucocorticoide<br />
ADP Insulin<br />
Phosphoenolpyruvatcarboxylase<br />
Glucocorticoide Insulin<br />
Fructose-1,6- 3-Phosphogly-cerat Adrenalin, Glucagon, Fructose-1,6- Insulin<br />
Bisphosphatase<br />
Glucocorticoide bisphosphat,<br />
AMP<br />
Insulin spielt also eine zentrale Rolle.<br />
Die Enzyminduktion wird über das Nahrungsangebot geregelt:<br />
(Adaptive Enzyme)<br />
Verhalten einiger Enzyme des Kohlenhydratstoffwechsels<br />
Enzym bei KH-reicher im Hunger bzw.<br />
Ernährung Diabetes mellitus<br />
Glucokinase ↑ ↓<br />
PFK ↑ ↓<br />
Pyruvatkinase ↑ ↓<br />
Pyruvatcarboxylase ↓ ↑<br />
PEP-Carboxykinase ↓ ↑<br />
F1,6P2-Phosphokinase ↓ ↑<br />
G6P-Phosphatase ↓ ↑<br />
Glycogensynthetasen ↓<br />
Man erkennt genau eine Adaptation der Enzyme ans Eßverhalten.<br />
Pentose-Phosphat-Weg<br />
(Warburg-Dickens-Horecker-Zyklus, Hexose-Monophosphat-<br />
Shunt, oxidativer Pentosephosphatweg)<br />
Der Horecker-Weg hat eine Bedeutung <strong>für</strong> die Nucleinsäuresynthese,<br />
weil er die notwendigen Pentosen liefert. Er hat<br />
<strong>für</strong> viele reduktive Systeme (z.B. Fettsäuresynthese) Bedeutung,<br />
weil er die notwendige Energie in Form von NADPH2 bereitstellt.<br />
Das Prinzip des Pentose-Phosphat-Weges ist es, aus Glucose-6-<br />
Phosphat über die Oxidation zur Säure und Decarboxylierung<br />
5er Zucker zu produzieren. In diesem ersten Abschnitt wird auch<br />
NADPH2 frei. Im zweiten Abschnitt werden die 5fach Zucker zu<br />
verschiedenen 3 bis 7er Zuckern, die zu Fructose-6-Phosphat<br />
und Glycerinaldehydphosphat werden können. Über das Fructose-6-Phosphat<br />
ist der Zyklus zum Glucose-6-Phosphat geschlossen.<br />
Bilanz:<br />
Pro gebildetes CO2 werden 2 Mol NADPH2 frei. Da Glucose-6phosphat<br />
6 C-Atome hat, werden also 12 Mol NADPH2 gebildet<br />
(Wenn man davon ausgeht, daß aus Fructose-6-Phosphat wieder<br />
Glucose-6-Phosphat gebildet wird und der Zyklus 6 mal durchlaufen<br />
wird, damit unterm Strich ein Mol Glucose-6-phosphat<br />
abgebaut wurde).<br />
In der Atmungskette entstehen aus einem Mol NADPH2 3 Mol<br />
ATP. Maximal könnten also 36 ATP entstehen.<br />
Die Glucose-6-phosphat-dehydrogenase wird durch freie Fettsäuren<br />
gehemmt.<br />
Krankheit: Favismus<br />
Durch Medikamente kann bei einem Glucose-6-phosphat-<br />
Dehydrogenase-Mangel eine hämolytische Krise ausgelöst<br />
werden. Diese wird auch durch den Genuß von Saubohnen<br />
(Vicia faba) ausgelöst (daher der Name).<br />
Bedeutung des Pentosephosphatweges<br />
1) Lieferung von Pentosen <strong>für</strong> die Nucleinsäurebiosynthese<br />
2) Lieferung von NADPH2 <strong>für</strong> die Fettsäuresynthese und andere<br />
reduktive Sythesen (z.B. werden in der laktierenden Mamma bis<br />
zu 60% des G6P gebraucht, um die Fettsäuresynthese zu ermöglichen.<br />
3) bei Mikroorganismen und Pflanzen werden 5-<br />
Phosphoribosyl-1-Pyrophosphate bzw. Erythrose-4-Phosphate<br />
<strong>für</strong> die Synthese von <strong>für</strong> den Menschen essentiellen AS Tryptophan,<br />
Phenylalanin und Histidin verwendet.<br />
4) aus Pentosen können auch Hexosen entstehen<br />
Glycogenstoffwechsel<br />
Wenn im Organismus Glucose einzeln gespeichert werden<br />
würde, würde dies den osmotischen Druck der Zellen so beeinflussen,<br />
daß die Zellen platzen würden. Die osmotische Wirkung<br />
wird nämlich durch die Anzahl der gelöster Teilchen, nicht aber<br />
durch deren Größe beeinflußt. Glycogen wirkt sich nicht so stark<br />
auf den osmotischen Druck aus. Aus diesem Grund bildet der<br />
Körper Glycogen als Speicherform der Glucose.<br />
Zum Glycogenstoffwechsel gehören die Glycogenese = Glycogen-Synthese<br />
und die Glycogenolyse.<br />
Glucose⎯Glucokinase→Glucose-6-Phosphat<br />
Glucose-6-Phosphat⎯Phosphoglucomutase→Glucose-1-<br />
Phosphat<br />
Glucose-1-Phosphat + UTP⎯UDP-Glucose-<br />
Phosphorylase→UDP-Glucose + Phosphatrest<br />
UDP-Glucose + Primer (Startmolekül): Glycogensynthase<br />
knüpft 1,4 glycosidische Bindung zwischen Primer und UDP-G<br />
Brunching-Enzym (= Transglycosidase) knüpft weitere Glucosemoleküle<br />
an (1,6-Bindung), so daß eine baumartige Verzweigung<br />
im Glycogen erreicht wird.<br />
Die Glycogensynthase liegt in 2 Formen vor: d-Form (dependent)<br />
und i-Form (independent).<br />
Die d-Form ist abhängig von Glucose-6-Phosphat. G-6P steigert<br />
die Aktivität der Glycogensynthase (kommt im menschlichen<br />
Organismus nicht vor).<br />
Die i-Form ist unabhängig von G-6P (kommt im menschlichen<br />
Organismus nicht vor). Aktivierungsmechanismus im menschlichen<br />
Körper:<br />
Die Proteinphosphatasen dephosphorylieren, die Proteinkinasen<br />
phosphorylieren die Glycogensynthase.<br />
Glycogenolyse<br />
Abbau des Glycogens zu Glucose<br />
Zunächst spaltet eine Phosphorylase Glucosemoleküle eines<br />
Astes ab. Diese Abspaltung endet jeweils 4 Glucosemoleküle<br />
vor einer 1,6-Bindungsstelle.<br />
Eine Transferase überträgt 3 dieser Reste auf den anderen Ast.<br />
Das Debranchingenzym spaltet den Rest des ehemaligen Astes<br />
ab (Amylo-1,6-glucosidase).<br />
2-Boten-Theorie nach SUTHERLAND<br />
Der first messenger (erster Bote) gelangt an die Zellmembran,<br />
aber nicht in die Zelle. Durch seine Wirkung auf den Rezeptor<br />
19
entsteht in der Zelle ein 2. Bote (second messenger), der die<br />
Information des first messengers in der Zelle weiterleitet.<br />
Es kann eine Aktivierungskaskade eingeleitet werden.<br />
(siehe Vorlesung)<br />
In der Leber gibt es eine α-Amylase, die als Endoamylase wirkt<br />
und Glycogen in der Mitte des Moleküls spaltet. Die immer noch<br />
relativ großen Bruchstücke werden als Primer <strong>für</strong> die Glycogenolyse<br />
aktiv.<br />
Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels<br />
1) Resorption aus dem Magen<br />
2) Glycogenabbau 12 - 16 h (150 g Leberglycogen)<br />
3) Glyconeogenese 2 - 4 h nach Beginn des Glycogenabbaus<br />
Blutzucker<br />
normale BZ-Konzentration: 120 mg /ml<br />
Nierenschwelle > 170 mg /ml<br />
Regulationsmechanismen:<br />
1) Magen, Darm<br />
- langsamer Polysaccharidabbau bewirkt langsame Resorption<br />
- bei großen Glucosemengen stellt der Magen seine Tätigkeit<br />
ein und aus osmotischen Gründen dringt Flüssigkeit aus den<br />
Zellen ins Magenlumen<br />
- bei Glucosemengen >500g wird Erbrechen hervorgerufen.<br />
2) Leber:<br />
- spielt eine zentrale Rolle, hat „glucostatische“ Funktion<br />
a) Blutzucker steigt: Glucose wird in Glykogen eingebaut,<br />
Glucose wird zu Fettsäuren und dann als Triglyceride in Fettzellen<br />
gespeichert (bei Kohlenhydratmast).<br />
b) Blutzucker fällt: Glykogen wird zu Glucose abgebaut, die<br />
Gluconeogenese wird angekurbelt.<br />
3) Hormonelle Regulation:<br />
a) Insulin senkt den Blutzuckerspiegel<br />
b) Adrenalin steigert Glycogenolyse, erhöht den Blutzuckerspiegel<br />
c) Glucagon steigert Glycogenolyse, erhöht den Blutzuckerspiegel<br />
d) Glucocorticoide steigern Gluconeogenese, erhöhen Blutzuckerspiegel<br />
e) STH und ACTH erhöhen Blutzuckerspiegel<br />
f) Schilddrüsenhormone erhöhen Blutzuckerspiegel, nur geringe<br />
Steigerung, da sie den KH-Bedarf heraufsetzen<br />
4) Nervöse Regulation<br />
Sympathikus:<br />
Versuch von Claude Bernard<br />
„Piqûre“ = „Zuckerstich“<br />
Das Verletzen der Fossa rhomboidea führt zum Anstieg der<br />
Blutzuckerkonzentration im Hirn, weil die Reizung des<br />
Sympathicus führt zur Erhöhung des Blutzuckers führt.<br />
a) direkt über Nervenendigungen in der Leber (Noradrenalinfreisetzung)<br />
b) indirekt über Nebennierenmark-Stimulation (Adrenalinfreisetzung)<br />
Parasympathikus:<br />
Reizung des Parasympathikus (Nervus vagus) stimuliert die<br />
Insulinausschüttung und senkt den Blutzucker.<br />
Wenn alle 4 Mechanismen funktionieren ist der Blutzukkerspiegel<br />
ausgeglichen (Euglycämie).<br />
Hyperglycämie führt zur Glucosurie (Glucose im Urin; ab ca.<br />
180 mg/100 ml),<br />
Hypoglycämie führt zur Bewußtlosigkeit.<br />
Ursachen der Glucosurie:<br />
1) Diabetes mellitus (honigsüße Harnruhr)<br />
2) Diabetes innocens (renalis) Glucose kann von den Nierentubuli<br />
nicht reabsorbiert werden.<br />
3) alimentäre Glucosurie (ernährungsbedingt)<br />
Glucagon<br />
Glucagon bewirkt eine Abnahme von Fructose-2,6-bisphosphat<br />
durch:<br />
1) Inaktivierung der Fructose-6-phosphat-2-kinase durch<br />
Phosphorylierung<br />
2) Aktivierung des abbauenden Enzyms Fructose-2,6-<br />
Bisphosphatase durch Phosphorylierung<br />
20<br />
6. Kohlenhydrate<br />
d) Glucocorticoide steigern Gluconeogenese, erhöhen Blutzuckerspiegel<br />
e) Somatotropes Hormon (STH) und Adenocorticotropes Hormon<br />
(ACTH ) erhöhen den Blutzuckerspiegel<br />
f) Schilddrüsenhormone erhöhen den Blutzuckerspiegel (Kohlenhydratbedarf<br />
wird heraufgesetzt).<br />
Kalorischer Wert des Sauerstoffes<br />
Der „kalorische Wert des Sauerstoffes“ ist eine dimensionslose<br />
Zahl. Sie beträgt 5 und ergibt sich durch folgende Rechnung:<br />
800 ml O2 ≅ 1g Glucose<br />
4000 ml O2 ≅x g Glucose<br />
4000 * 1 / 800 =5<br />
Mit einem Mol O2 kann man 30 g Glucose verbrennen. Um 1 g<br />
Glucose zu verbrennen braucht man rechnerisch 32/30 g O2, das<br />
sind 800 ml.<br />
Die Leber speichert ca. 150 g Glycogen, die Muskulatur ca.<br />
350g. Der Körper speichert also ca. 500 g Glycogen. Um 1 Mol<br />
Glucose vollständig zu verbrennen, braucht man 6 Mol O<br />
Glycogenosen<br />
Hierbei handelt es sich um Glycogenspeicherkrankheiten, die<br />
fast immer autosomal rezessiv vererbt werden. Es ist nur eine<br />
gonosomal vererbbare Glycogenose bekannt (Typ 8).<br />
Typ 9 ist keine Speicherkrankheit. Die Glycogensynthase ist<br />
defekt und es kann kein Glycogen gebildet werden.<br />
Stoffwechsel der Glucuronsäure<br />
-uron: Oxidation am 6. C-Atoms eines Zuckers<br />
Aktivierte Glucuronsäure ist Ausgangsstoff bei<br />
a) Ascorbinsäuresynthese (Vitamin C) [bei Mensch, Primaten,<br />
Meerschweinchen nicht möglich].<br />
b) Xylulose-5-phosphat-Bildung im Pentose-Phosphat-Weg<br />
c) Glucuronid-Bildung: mit Bilirubin, Steroiden, Arzneimittelentgiftung<br />
d) Biosynthese von Glucosaminoglycanen<br />
Weitere Monosaccharide<br />
a) Galaktose<br />
Galactose ist ein Epimer der Glucose, das selten in freier Form<br />
vorliegt. Galaktose ist in Lactose, Glycoproteinen und Glycolipiden<br />
enthalten.<br />
Angeborene Störungen = inborn errors of metabolism<br />
1) kongenitale Galactosämie:<br />
Mangel an Galactose-1-phosphat-UDP-Glucose-Transferase,<br />
so daß oxogene Galactose nicht verwertet werden kann.<br />
Symptome: Allgemeine Dystrophie, Hepatosplenomegalie,<br />
Ikterus, Katarakt, Intelligenzstörungen<br />
Diagnostik: Bestimmung der Enzymaktivität im Erythrozyten<br />
und Nachweis der Galactose- und Galactose-1-phosphat-<br />
Anhäufung<br />
2) Galactosediabetes:<br />
Mangel an Galactokinase, so daß sich Nahrungsgalactose anstaut.<br />
Symptome: Allgemeine Dystrophie, Hepatosplenomegalie,<br />
Ikterus, Katarakt, Intelligenzstörungen<br />
Diagnostik: Bestimmung der Enzymaktivität im Erythrozyten<br />
und Bestimmung der Galactosekonzentration im Blut.<br />
Therapie: keine Galactose anbieten<br />
b) D-Mannose<br />
Im Pflanzenreich kommt sie als Polymerzucker (Mannane) und<br />
als Hemicellulose (Pflanzengummi) vor. Im Tierreich kommt sie<br />
regelmäßig in den Glycoproteinen vor.<br />
c) L-Fructose<br />
= 6-Desoxygalactose<br />
Vorkommen:<br />
im Pflanzenreich: in Polysacchariden vieler Meeresalgen<br />
im Tierreich: in Oligosacchariden der Muttermilch (Glycoproteinbestandteil),<br />
in Blutgruppensubstanzen zu 12-18%<br />
d) Laevoluse = Fruchtzucker<br />
D-Fructose
Inulin (Polysaccharid aus Fructose, wird zur Nieren-Clearance<br />
verwendet)<br />
in Topinambur<br />
im Blut von Föten der Mammaliae<br />
in Samenflüssigkeit der Mammaliae<br />
Erkrankungen:<br />
1) Fructosurie: harmlos, durch Mangel an Fructokinase<br />
2) Fructoseintoleranz:<br />
Ursache: Mangel an Phosphofructaldolase, so daß sich Fructose-<br />
1-phosphat anreichert. Dadurch wird die Leber-Phosphorylase<br />
gehemmt. Die Folge ist eine Hemmung des Glycogenabbaus zu<br />
Glucose.<br />
Nach Fructosezufuhr wird der Blutzuckerspiegel extrem gesenkt,<br />
und es kommt zum hypoglycämischen Schock.<br />
Wichtig: An Fructoseintoleranz erkrankte Personen vermeiden<br />
instinktiv süße Speisen. Sie fallen oft durch ein kariesfreies<br />
Gebiß auf.<br />
Dies kann ein Hinweis auf die Stoffwechselkrankheit sein und<br />
sollte vor Operationen beachtet werden. Keine fructosehaltigen<br />
Infusionen verabreichen.<br />
Zusammengesetzte Saccharide<br />
Aminozucker<br />
- Zellwandbestandteil von Bakterien<br />
- als N-Acetylglucosaminpolysaccharid im Chitin von Crustacaen<br />
- in Glycoproteinen und Glucosaminoglycanen<br />
Die N-Gruppe ist meistens substituiert durch Acetyl-, Sulfonyl-<br />
oder Methylgruppen<br />
Biosynthese der Aminozucker<br />
(siehe Vorlesung)<br />
Neuraminsäuren<br />
Sialinsäuren (substituierte Neuraminsäuren, an N und O).<br />
in schleimigen Sekreten: Speichel, Respirationstrakt, Verdauung,<br />
Geschlechtsorgane, Harnorgane<br />
Bildung des N-Acetylneuramins (NANA).<br />
N-Acetylmannosamin + Pyruvat → NANA<br />
NANA wird durch CTP aktiviert zu CMP-NANA:<br />
UTP, GTP, CTP und Dolicholphosphate sind <strong>für</strong> die Glycoproteinsynthese<br />
notwendig.<br />
Glucosaminoglykane<br />
Linearpolymere, die als Polyanionen vorliegen<br />
Bestandteil: N-acetylierten bzw. N-sulfatierte Aminozucker<br />
Uronsäuren<br />
gegebenenfalls auch Estersulfatgruppen<br />
alternierend angeordnet 100 - 1 000 Moleküle<br />
Es gibt 8 verschiedene Typen von Glucosaminoglycanen:<br />
a) Hyaluronat<br />
b) Chondroitinsulfat<br />
Chondroitin-4-Sulfat<br />
Chondroitin-6-sulfat<br />
Dermatansulfat<br />
c) Heparin<br />
Heparansulfat<br />
d) Keratansulfat<br />
Spermien besitzen Hyaluronidaseaktivität, um die Zona pellucida<br />
(aus Hyaluronsäure) der Eizelle durchdringen zu können.<br />
Y-Spermien besitzen mehr Hyaluronidase als die X-Spermien.<br />
An der Spitze des Spermienkopfes befindet sich ein Vesikel, das<br />
Akrosom. Es enthält Enzyme, z.B. Acrosin (Protease und Hyaluronidase).<br />
Außerdem befindet sich hier ein Vorrat an Profilactin<br />
(Komplex aus Profilin und Non-Muskel-Actin). Beim Berühren<br />
des Kopfes mit der Hülle der Eizelle erhöht sich der pH-Wert im<br />
Akrosom.<br />
Das führt zur Dissoziation des Profilactins. Das dabei freigesetzte<br />
G-Actin polymerisiert innerhalb weniger Sekunden zum T-<br />
Actin. Es entsteht so ein ca. 90 µm langes Faserbündel, Akrosomenfortsatz<br />
genannt. Dieser Fortsatz durchbohrt die Hülle der<br />
Eizelle und setzt die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle in<br />
Gang.<br />
6. Kohlenhydrate<br />
Unterschiede zwischen Glycoproteinen und Proteoglycanen<br />
Proteoglycane Glycoproteine<br />
Disaccharideinheiten mit hoher Oligo- und Polysaccharide<br />
Periodizität<br />
unverzweigte, lineare Struktur unregelmäßige Sequenz<br />
meist mehr als 2 Monosaccharidtypen<br />
enthaltend<br />
Murein<br />
Bakterien besitzen eine wasserunlösliche 150 - 350 Å dicke<br />
Zellwand, die ihre zytoplasmatische Membran umgeben. Sie hat<br />
eine große Bedeutung <strong>für</strong> Form, Festigkeit und gewährt einen<br />
osmotischen Schutz. Die innerste Schicht besteht bei allen<br />
Eubakterien aus Murein. Penicillin verhindert die Ausbildung<br />
von Querbrücken zwischen den Peptidketten des Mureinbiosynthese,<br />
so daß es zur Bakteriolyse kommt<br />
Der KH-Anteil besteht aus 2 determiniert angeordneten beta 1,4<br />
glykosidisch verknüpften Monosaccharidderivaten, aus N-<br />
Acetylglucosamin und N-Acetylmuraminsäure. Murein bildet<br />
ein netzartiges Riesenmolekül, das als geschlossener Beutel die<br />
gesamte Bakterienzelle umgibt.<br />
Der Peptidanteil besteht aus D-Aminosäuren (D-Glutamin und<br />
D-Alanin).<br />
Lysozym spaltet Murein, indem es die glykosidische Bindung<br />
angreift.. Es ist in den löslichen Bestandteilen von menschlichen<br />
Sekreten und Hühnereiweiß enthalten.<br />
Es gibt Gram-positive und Gram-negative Bakterien (Bezeichnung<br />
abhängig von bestimmtem Färbeverhalten in der Färbung<br />
nach GRAM).<br />
Bei Grampositiven Bakterien macht der Mureinanteil etwa 10 -<br />
50 % aus. Man findet bei ihnen noch weitere Wandbestandteile<br />
wie<br />
- Teichonsäure: Dies ist ein Polymer aus Glycerol- oder Ribitolphosphat<br />
mit glykosidisch gebundenen Zuckerresten)<br />
- Teichuronsäure: Ein Polymer aus N-Acetylglucosamin und<br />
Glucuronsäure.<br />
- Polysaccharid C: Ein Polymer aus L-Rhemnose und N-<br />
Acetylglucosamin.<br />
Bei Gramnegativen Bakterien beträgt der Anteil des Mureins an<br />
der Zellwand etwa 10 %. Die äußeren Wandteile enthalten<br />
Lipoproteine und Lipopolysaccharide.<br />
Grampositiv<br />
Staphylokokken<br />
10 - 50% Murein<br />
verschiedene bakterienspezifische<br />
Proteine und Zuckerpolymere<br />
(Teichonsäuren,<br />
Teichuronsäuren)<br />
Gramnegativ<br />
Gonokokken, Erreger von<br />
Typhus, Ruhr...<br />
ca. 10 % Murein<br />
Lipopolysaccharide und Polysaccharide<br />
Die äußere Schicht der Zellwand enthält Polysaccharide, die Teil<br />
eines Lipoprotein-Polysaccharid-Komplexes sind. Sie stellen O-<br />
Antigene dar (O = Oberfläche). Die Protein- und Lipidkomplexe<br />
sind relativ einheitlich. Der Polysaccharidanteil zeigt eine riesige<br />
Vielfalt.<br />
Biosynthese des Mureins<br />
Zunächst werden Disaccharide/Dipeptide vom Typ Glc-NAC-<br />
MNAC-(L)-Alg-(D)-Gln-Lys-(D)-Ala-(D)-Ala synthetisiert.<br />
Diese kette ist an NDP gebunden und werden auf ein Pyrophosphatphosphatid<br />
übertragen. Unter Abspaltung des terminalen<br />
D-Ala wird das Murein dann in einer Polymerisations- und<br />
Quervernetzungsreaktion zum Makromolekül zusammengebaut.<br />
Carl Woese (USA)<br />
Er führte Untersuchungen an der 16 S rRNA verschiedener<br />
Lebewesen durch und kam zu den Schlußfolgerungen :<br />
a) Es gibt 3 Organismen-Reiche:<br />
Archaebakterien<br />
Prokaryoten<br />
Eukaryoten<br />
b) Eukaryoten sind nicht einfach eine Höherentwicklung der<br />
Prokaryoten. Sondern wichtige Teile der eukaryotische Zellen<br />
haben sich parallel zu den beiden anderen Reichen der Eubak-<br />
21
terien (= richtige Bakterien) und Archaebakterien aus gemeinsamen<br />
hypothetischen Vorfahren (Progemoten) entwickelt. Die<br />
Gruppen haben 10 % der Basensequenzen gemeinsam.<br />
c) Es gibt 5 verschiedenen Gruppen von Archaebakterien.<br />
Methanbakterien<br />
halophile Bakterien<br />
7. Lipide<br />
(Alle kursiv gedruckten Stoffnamen weisen darauf hin, daß in<br />
der Vorlesung die Formel gezeigt wird. Teilweise im mündlichen<br />
Physikum gefragt)<br />
Definition<br />
Heterogene Gruppe aus chemisch nicht verwandten Gruppen<br />
von Naturstoffen, die in Pflanzen, im Tierreich und auch in<br />
Bakterien weit verbreitet sind. Die Untergruppen besitzen teilweise<br />
nur eine sehr entfernte chemische Verwandtschaft. Als<br />
gemeinsame Eigenschaft haben sie ihr schlechtes Löslichkeitsverhalten<br />
in Wasser und aufgrund des Besitzes lipophiler Gruppen<br />
ihre gute Löslichkeit in apolaren Lösungsmitteln wie Ether,<br />
Chloroform, Benzol und anderen organischen Lösungsmitteln.<br />
Aufgaben<br />
Nahrungsbestandteil<br />
- hoher Energiegehalt<br />
- essentielle Fettsäuren<br />
- Resorption fettlöslicher Vitamine (E, D, K, A)<br />
Depotfett<br />
- Energiereserve<br />
- Wärmeisolierung<br />
Organfett<br />
- mechanischer und Thermischer Schutz<br />
Lipoproteine<br />
- Membranen, Zellorganellen, topochemische Selektion<br />
- Lipidtransport im Blut<br />
Lipide im ZNS<br />
- Isolatorfunktion<br />
- Beteiligung an bioelektrischen Vorgängen<br />
- Bindung von Transmittern und Giften<br />
Carotinoide<br />
- Vorläufer <strong>für</strong> Vitamine<br />
Einteilung nach Bloor<br />
1) Einfache Lipide:<br />
a) Ester der FS mit Glycerol<br />
- Triglyceride = Neutralfette = Triacylglycerole<br />
b) Ester der FS mit anderen Alkoholen<br />
- Wachse (1wertige Alk. + FS)<br />
2) Komplexe Lipide:<br />
a) Phospholipide:<br />
Glycerolphosphatide<br />
Sphingosinphosphatide<br />
b) Glycolipide<br />
Sphingoglycolipide<br />
c) andere komplexe Lipide<br />
Lipoproteine<br />
Sulfolipide<br />
Aminolipide<br />
d) Vorläufer von Lipiden und abgeleitete Lipide<br />
Vorläufer von abgeleitete Lipide<br />
Lipiden<br />
FS Steroide<br />
Fettaldehyde Alkohole in Verbindung mit Glycerol<br />
Glycerol Ketonkörper<br />
fettlösliche Vitamine und Hormone<br />
Carotinoide (Lipochrome<br />
Allgemeiner Aufbau von Triglyceriden<br />
Wachse<br />
Ester höherer FS und höherer einwertiger Alkohole<br />
22<br />
6. Kohlenhydrate<br />
thermoazidophile Gattungen<br />
Die Vermehrung wird durch Antibiotika nicht inhibiert, weil<br />
diese Bakterien ein Pseudomurein enthalten, dessen Biosynthese<br />
durch Chloramphenicol, Streptomycin und Rifampicin nicht<br />
gestört wird.<br />
Bienenwachs besteht in der Hauptsache aus Cerotinsäure<br />
C25H51COOH und Myricin, dem Palmitinsäure-Myricylester.<br />
Walrat in den Schädelknochen verschiedener Walarten besteht<br />
vor allem aus Palmitinsäure-Cetylester.<br />
Canolin ist reich an Cholesterol, Lanolinalkoholen und FS.<br />
Phospholipide<br />
Phosphatidsäure: Grundstoff der Phosphatide, die an Glycerin<br />
entstehen<br />
Glyceronphosphatide:<br />
Diphosphatidylglycerol (Cardiolipin)<br />
Lecithin: Surfactant der Lunge, Zellmembranbestandteil<br />
Kephaline: Phosphatidsäure + Ethanolamin = Phosphatidylethanolamin<br />
Phosphatidylinositol = Inositphosphatid<br />
Phosphatidylserin = Serinkephaline<br />
Plasmalogene<br />
Cardiolipide<br />
Sphingosinphosphatide<br />
Sphingosin !!!!!WICHTIG Die Fettsäure wird an der NH-<br />
Gruppe gebunden, der Phosphorsäurerest an die OH-Gruppe<br />
Sphingomyelin<br />
Cardiomyelin<br />
Lysolecithin: Plasmalogen; 10% aller Lipide<br />
Glycolipide<br />
Anstatt eines Phosphatrestes enthalten sie einen Zuckerrest.<br />
Sphingosinderivate:<br />
Cerebrosid (Ceramid + Monosaccharid)<br />
Sulfatide (Ceramid + Sulfomonosaccharid)<br />
Ganglioside (Ceramid + komplexer KH-Anteil)<br />
Steroide<br />
Sterolgrundgerüst<br />
Cholesterol: nur in tierischen Fetten, in allen Zellen<br />
Koprosterol (aus Bakterien des Darmes)<br />
Ergosterol: pflanzlich, Provitamin <strong>für</strong> Vitamin D2<br />
Sitosterol<br />
Stigmasterol/Phytosterol<br />
Wichtige Steroide:<br />
- Gallensäuren<br />
- D-Vitamine<br />
- Sexualhormone<br />
- NNR-Hormone<br />
- pflanzliche Steroide (Herzglycoside)<br />
- Krötengifte<br />
Carotinoide<br />
Vorkommen im Pflanzen- und Tierreich, aber immer pflanzlichen<br />
Ursprungs.<br />
β-Carotin, α-Carotin, γ-Carotin, Kryptoxanthin als Vitamin A-<br />
Vorstufen<br />
Zeaxanthin als Maisfarbstoff,<br />
Lycopin als Tomatenfarbstoff,<br />
Lutein als Blattxantophyll,<br />
Squalen als Zwischenprodukt der Cholesterinbiosynthese,<br />
farblos aber mit Lycopin verwandt.<br />
Phytol im Chlorophyll<br />
Lipoproteine<br />
Funktion: Fetttransport im Blut
Lipide im Blut sind: Triglyceride, Phospholipide, Ester und zu<br />
5% freie Fettsäuren.<br />
Die verschiedenen Fraktionen können mit der Elektrophorese<br />
getrennt werden. Die Wanderung erfolgt in Richtung Kathode.<br />
Am negativen Pol bleiben die Chylomikrone, es folgen die β-<br />
Lipoproteine (low density lipoproteins = LDL), die prä-β-<br />
Lipoproteine (very low density lipoproteins = VLDL) und die α-<br />
Lipoproteine (high density lipoproteins = HDL). Die Bezeichnungen<br />
VLDL (entstehen in der Leber, <strong>für</strong> den Transport von<br />
Triglyceriden), LDL (entstehen im Blut durch Abbau) und HDL<br />
(entstehen in der Leber, phosphatidreich)bezeichnen das Verhalten<br />
der Lipoproteine in der Ultrazentrifuge, also ihre Dichte.<br />
Chylomikronen<br />
Durchmesser 0,5µm<br />
Die Chylomikronen werden in den Darmmukosazellen gebildet,<br />
gelangen von dort in die Lymphbahn (Ductus thoracicus) und<br />
über den linken Venenwinkel ins Blut. Sie enthalten große<br />
Mengen an Trigylceriden, Cholesterol (frei und verestert),<br />
Phospholipide und wenig Protein.<br />
Fettsäuren mit weniger als 12 C-Atomen werden im Pfortaderblut<br />
als unveresterte freie Fettsäuren zur Leber transportiert.<br />
Aufbau und Zusammensetzung von Chylomikronen, VLDL, LDL<br />
und HDL.<br />
Apolipoproteine: Transportproteine <strong>für</strong> die Lipide, die in den<br />
Lipoproteinen enthalten sind.<br />
Es gibt 7 Gruppen, die alle spezielle Funktionen haben.<br />
Krankheiten<br />
Hypolipoproteinämien<br />
Familiärer α-Lipoprotein-Mangel (Tangier) genetisch bedingt;<br />
bei homozygoten Trägern des Merkmals wird kein<br />
HDL gebildet, so daß Cholesterolester in verschiedenen Organen<br />
akkumulieren (besonders im Monozyten-<br />
Phagozytose-System). gelblich-weiße Tonsillen, Schaumzellen<br />
im Knochenmark.<br />
A-α-Lipoproteinämie (Bassen-Kornzweig-Syndrom)<br />
Es wird kein Apolipoprotein B gebildet, so daß die Blutlipide,<br />
besonders Acylglycerole, stark sinken. Sie akkumulieren<br />
in Darm und Leber. Die Resorption von Nahrung ist im<br />
Darm stark beeinträchtigt. Es kommt zu Fettstühlen (Steatorrhoe),<br />
Zellmembranstörungen, Akanthozytose der Erythrozyten<br />
(Stachelzellen) und im ZNS zu Bewegungsstörungen<br />
(Ataxie) und zu Retinitis pigmentosa.<br />
Familiäre Hypo-β-Lipoproteinämie:<br />
Die LDL-Konzentration erreicht nur 10 bis 50% des Normalwertes,<br />
weil zu wenig Apolipoprotein B gebildet wird.<br />
Die Individuen sind meist gesund.<br />
Hyperproteinämien<br />
Einteilung nach Fredrickson in 6 Typen<br />
Risikofaktor <strong>für</strong> Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gehirnerkrankungen.<br />
Fettsäuren<br />
Einteilung in gesättigte, einfach oder mehrfach ungesättigte,<br />
verzweigte Fettsäuren, Hydroxyfettsäuren und Fettsäuren mit<br />
cyclischen Resten (Chaulmograsäure).<br />
Abbau der Fette<br />
1) enzymatische Hydrolyse durch Lipasen: Triacylglycerol ⇒<br />
freie Fettsäure + Alkohol<br />
2) chemische Hydrolyse<br />
a) Verseifung: alkalisch; es entsteht ein Natrium-Salz der Fettsäure<br />
und Alkohol.<br />
b) saure Hydrolyse: Es entstehen freie Fettsäuren und Alkohol.<br />
An ungesättigten Fettsäuren finden leicht Oxidationen statt. Es<br />
entstehen Peroxide, die als radikale Zwischenprodukte den<br />
Organismus angreifen.<br />
7. Lipide<br />
Vitamin E ist ein Antioxidationsmittel, das die Peroxidbildung<br />
verhindert.<br />
Zellmembranaufbau, -funktion<br />
(vergleiche Vorlesung)<br />
50% Proteine<br />
30% Phospholipide<br />
5% Kohlenhydrate<br />
5% Cholesterol<br />
Lipidstoffwechsel<br />
Das Fettgewebe befindet sich in dynamischen Auf- und Abbau.<br />
Lipolyse<br />
Triglyceride → freie Fettsäuren + Glycerol<br />
↑<br />
Hormonsensitive Lipase<br />
↑<br />
cAMP<br />
↑<br />
Hormon<br />
Die Fettsäuren werden verwendet <strong>für</strong>:<br />
A) Synthese weiterer Lipide, Phospholipide, Lipoproteine und<br />
Abgabe ans Blut<br />
B) Abbau oder in Gegenwart von Glucose Resynthese von<br />
Fetten<br />
β-Oxidation<br />
(vergleiche Vorlesung)<br />
Abbau (mehrfach) ungesättigter Fettsäuren<br />
Abbau verzweigtkettiger Fettsäuren<br />
Fettsäure-Biosynthese<br />
(vergleiche Vorlesung)<br />
1) Im Mitochondrium findet eine Fettsäureketten-Verlängerung<br />
statt, die der Umkehrung der β-Oxidation entspricht aber durch<br />
andere Enzyme katalysiert wird.<br />
2) Im Mikrosom findet eine Fettsäurekettenverlängerung statt.<br />
3) De-novo-Fettsäuresynthese im Cytoplasma von Leber, Niere,<br />
Lunge, Fettgewebe und Brustdrüse. Es sind notwendig: Acetyl-<br />
Coenzym A, ATP, NADPH2 , Mangan, HCO3 -<br />
Schritte:<br />
a) Acetyl-CoA ⎯Acetyl-CoA-Carboxylase→ Malonyl-CoA<br />
Cofaktoren: ATP, Carboxybiotin<br />
b) Die eigentliche Fettsynthese findet an einem Enzym-Komplex<br />
statt (Multienzymkomplex).<br />
Regulation der De-novo-Fettsäuresynthese<br />
1) Acetyl-CoA (entsteht im Kohlenhydratstoffwechsel) muß<br />
vorhanden sein. Die Bereitstellung ist regelbar.<br />
2) ATP muß vorhanden sein<br />
3) Das Schrittmacher-Enzym Acetyl-CoA-Carboxylase ist<br />
allosterisch. Es wird durch Citrat aktiviert und durch langkettige<br />
Fettsäuren gehemmt.<br />
Das Citrat wird im Mitochondrium gebildet und kann dessen<br />
Membran passieren. Es gelangt ins Cytoplasma und aktiviert<br />
dort die Acetyl-CoA-Carboxylase. Ein anderer Weg führt über<br />
die ATP-Citratlyase zum Oxalacetat, das über Malat zu Pyruvat<br />
wird. Pyruvat kann wieder ins Mitochondrium zurück und steht<br />
dort der Acetyl-CoA-Bildung zur Verfügung. (vergleiche Vorlesung)<br />
Regelung: Wenn der Citratzyklus gehemmt ist, entsteht Citrat,<br />
das das Mitochondrium verläßt. Es wird über Pyruvat zu Acetyl-<br />
CoA (s.o.) und somit entsteht Acetyl-CoA, das zur De-novo-<br />
Fettsäuresynthese genutzt werden kann. Bei der Bildung von<br />
Pyruvat aus Malat entsteht außerdem NADPH2 , das ebenfalls<br />
nötig ist.<br />
Quellen <strong>für</strong> NADPH2:<br />
1) Pentose-Phosphat-Weg (Horrecker-Zyklus)<br />
2) Citrat-Abbau<br />
3) Zytoplasmatische Isocitratdehydrogenase<br />
23
4) Malatenzym, wenn aus Malat Pyruvat wird<br />
Wenn viele Kohlenhydrate vorhanden sind, ist der Insulin-<br />
Spiegel hoch und gleichzeitig der Glucagon-Spiegel niedrig.<br />
Insulin induziert die Acetyl-CoA-Carboxylase, so daß Fettsäuren<br />
produziert werden. Gleichzeitig hemmt der ebenfalls vorhandene<br />
hohe Malonyl-CoA-Spiegel die Carnitin-Acyl-CoA-Transferase.<br />
Daher werden die entstehenden Fettsäuren nicht sofort wieder<br />
abgebaut (das wäre ja auch Unsinn). In der De-novo-<br />
Fettsäuresynthese entsteht nun Acyl-CoA, das ab einer bestimmten<br />
Konzentration die Acetyl-CoA-Carboxylase hemmt. Damit<br />
ist der Regelkreis geschlossen.<br />
Wenn der Glucagon-Spiegel steigt, wird die Acetyl-CoA-<br />
Carboxylase gehemmt. Die Malonyl-CoA-Konzentration und die<br />
Acyl-CoA-Konzentration sinken ebenfalls, so daß die Carnitin-<br />
Acyl-CoA-Transferase aktiv wird und es zu gesteigerten β-<br />
Oxidation kommt. Die Lipolyse ist ebenfalls gesteigert.<br />
Ketogenese und Ketolyse<br />
(vergleiche Vorlesung)<br />
Zu den Ketonkörpern werden in der <strong>Biochemie</strong> Acetoacetat,<br />
Aceton und β-Hydroxybutyrat (-buttersäure) gezählt.<br />
Die Ketogenese findet nur in der Leber statt.<br />
Ketonkörper entstehen vermehrt bei Hunger und im Insulinmangel<br />
(absolut und relativ).<br />
Bei Insulinmangel ist die Blutglucosekonzentration sehr hoch<br />
aber die Glucose kann nicht in die Zellen gelangen (Leber). Es<br />
wird viel Glucose mit dem Urin ausgeschieden (Nierenschwelle<br />
bei 180 mg/100 ml).<br />
In den Zellen kommt es zum Energiemangel. Daher wird die<br />
Lipolyse gesteigert. Die Konzentration freier Fettsäuren steigt<br />
an. Es entsteht im Fettsäureabbau viel Acetyl-CoA. Weil einige<br />
Organe unbedingt Glucose benötigen, wird die Gluconeogenese<br />
in Gang gesetzt. Es kommt zu einem Oxalacetatmangel, weil die<br />
Gluconeogenese viel Oxalacetat verbraucht. Nun steht dem<br />
Citratzyklus nicht mehr genug Oxalacetat zur Verfügung, und er<br />
kommt zum Erliegen. Das Acetyl-CoA kann nicht mehr im<br />
Citratzyklus abgebaut werden und wird zur Ketogenese verwendet.<br />
Die Gluconeogenese ist immer mit einer Ketogenese verbunden!<br />
normale Ketonkörperkonzentration im Blut; 1,5 - 2 mg/100 ml<br />
Blut<br />
Wenn zu viele Ketonkörper im Blut sind, sinkt der pH-Wert und<br />
es kommt zur dekompensierten Azidose.<br />
Aceton hat narkotische Eigenschaften, so daß ein Coma diabeticum<br />
möglich ist.<br />
Ketolyse<br />
(vergleiche Vorlesung)<br />
3 Wege<br />
1) Direkte Aktivierung der Ketonkörper mit Acetoacetyl-CoA-<br />
Synthetase<br />
2) Acetoacetat + Succinyl-CoA ⇒ Acetoacetyl-CoA + Succinat<br />
Austauschreaktion<br />
3) Aceton wird über verschiedene Wege zu Lactat.<br />
Herzmuskel, Muskulatur, Gehirn und die laktierende Mamma<br />
können Ketonkörper verstoffwechseln.<br />
Biogenese der Lipide<br />
1) Bildung von Acyl-CoA auf dem Weg der Fettsäure-Synthese<br />
2) Bereitstellung von Glycerin-3-Phosphat:<br />
a) Glycerol ⎯Glycerolkinase→ Glycerin-3-Phosphat<br />
Funktioniert nicht im menschlichen Fettgewebe, weil das<br />
Enzym fehlt.<br />
b) Dihydroxyacetonphosphat (DoAP) ⎯Glycerinphosphatdehydrogenase→<br />
Glycerin-3-Phosphat<br />
Coenzym: NADH2<br />
Glycerin-3-Phosphat + Acyl-CoA ⎯Transferase→Lysophosphat<br />
1,2-Diacylglycerol + Acyl-CoA ⎯Transferase → Triacylglycerol<br />
24<br />
7. Lipide<br />
In den Darmmucosazellen wird die Phosphatidsäure umgangen.<br />
Aus Glycerol entsteht Monoacylglycerol, das über ein Diacylglycerol<br />
wieder zum Triacylglycerol wird.<br />
3) DoAP + Acyl-CoA→<br />
Monoacylgylcerin-3-Phosphat + NADPH→ Lysophosphatidsäure<br />
+ Acyl-CoA →Phosphatidsäure ⎯Phosphatase→ 1,2-<br />
Diacylglycerol + Acyl-CoA → Triacylglycerol<br />
Biogenese der Phosphatide<br />
Aus Glycerol-3-Phosphat entstehen über Phosphatidsäure entweder<br />
Phosphatidylinositol oder Lecithine, Kephaline und<br />
Serin-Kephaline. (vergleiche Vorlesung)<br />
Abbau von Phospholipiden<br />
Es gibt verschiedene Phospholipasen, die die Phosphatide an<br />
definierter Stellen angreifen.<br />
Phospholipase A1 /A2 /B : Trennen die Acyl-Gruppe vom<br />
Glycerin an C1 und C2.<br />
Ein Enzym der Mucosazellen, einiger Organe und Mikroorganismen<br />
spaltet die Bindung zum Phosphatrest zum Glycerin.<br />
Biogenese sphingosinhaltiger Lipide<br />
1) Bildung des Sphingosins<br />
a) Palmityl-CoA → Palmital-CoA<br />
Palmital-CoA + Serin ⎯(-CO2; -H2) → Sphingosin<br />
2) Sphingomyelin-Synthese<br />
An die OH-Gruppe des Sphingosins wird Cholin angehängt, an<br />
die NH2-Gruppe wird eine langkettige Fettsäure angelagert. !!<br />
Hier wird die Fettsäure nicht an die OH-Gruppe gebunden.<br />
3) Synthese der Sphingoglycolipide<br />
a) Cerebroside<br />
An die OH-Gruppe der Sphingosins wird ein Zucker angelagert<br />
(Galactose, Glucose), An die NH2-Gruppe kommt ein Acyl-Rest.<br />
b) Ganglioside<br />
Im Vergleich zu den Cerebrosiden werden hier auch<br />
Galactoseneuraminacetat oder NANA an die OH-Gruppe<br />
gelagert.<br />
Abbaudefekte von Lipiden<br />
Krankheit<br />
Niemann-Pick: Sphingomyelin-Abbau gestört Sphingomyelin-Ablagerungen<br />
in Leber und Milz (Hepato-spleno-megalie)<br />
Enzymdefekt: Ceramid-<br />
Phosphorylcholin spaltendes Enzym<br />
Tay-Sachs: Ganglioside werden gespeichert, geistige<br />
Retardierung, Blindheit, Demyelinisierung<br />
von Nerven Enzymdefekt. Hexosaminolase<br />
Gaucher: Ceramin-β-Glucose-Speicherung Hepatosplenomegalie,<br />
geistige Retardierung,<br />
Enzymdefekt: β-Glucosidase<br />
Cholesterol<br />
Es ist ein wichtiges Zoosterol und Bestandteil von Zellmembranen.<br />
Die OH-Gruppe am C3 besitzt einen alkoholischen Charakter.<br />
Die Synthese des Cholesterols wird in allen Zellen betrieben,<br />
besonders in den Hepatozyten.<br />
Die Aufnahme des exogenen Cholesterols über den Darm ist ein<br />
limitierter Prozeß, von dem auch die Synthese des endogenen<br />
abhängt.<br />
Stoffwechsel und Synthese der Steroide<br />
Synthese der Gallensäuren<br />
1) Hydrierung der 5-Doppelbindung<br />
2) Isomerisierung der 3 beta- zur 3 alpha-OH-Gruppe<br />
3) Hydroxylierungen in den Positionen 7 alpha und 12 alpha<br />
4) oxidative Verkürzung der Seitenketten und Konjugation mit<br />
Taurin bzw. Glycin<br />
Man unterscheidet primäre von sekundären Gallensäuren. Zu<br />
den primären gehören die Taurocholsäure und die Glycocholsäure.<br />
Bakterien im Darm verändern diese primären Gallensäuren<br />
durch Dekonjugation und 7-alpha-Dehydroxylierung, so daß<br />
sekundäre Gallensäuren entstehen (Desoxycholsäure, Lithocholsäure).<br />
Die Gallensäuren haben eine emulgierende Wirkung auf Fette<br />
und dienen somit der Verdauung. Weiterhin aktivieren sie die
Pankreaslipase und bilden mit FS Choleinsäuren. Auch regen sie<br />
die Peristaltik an.<br />
Aufbau der Lipoproteine<br />
Sie sind aufgebaut aus Phospholipiden, Cholesterylester, Triacylglycerole,<br />
nicht polare Lipide, amplipathische Lipide, Apoproteinen<br />
B + C und freiem Cholesterol.<br />
LDL-Rezeptoren<br />
Diese bestehen aus 5 Domänen:<br />
1) LDL-bindende Domäne mit 292 Resten<br />
2) eine Domäne mit N-gebundenem Zucker (350 Reste)<br />
3) eine Domäne mit O-gebundenen Zuckern (58 Reste)<br />
4) transmembranale Domäne mit 22 Resten<br />
5) cytosolische Domäne mit 50 Resten<br />
Krankheit: LDL-Rezeptor kann nicht gebildet werden<br />
Therapie: Transplantation der Leber<br />
FFA (freie Fettsäuren)<br />
Ein Anstieg im Serum ist bei erhöhter Lipolyse oder erhöhter<br />
Tätigkeit der Lipoproteinlipase zu verzeichnen. Dann wird es im<br />
Serum an Albumin gebunden. Im Hungerzustand wird 25 - 50 %<br />
des Energiebedarfs aus FS gedeckt.<br />
Grundsätzliche Veränderungen bei Arteriosklerose<br />
Bei Arteriosklerose ist eine erhöhte LDL-Konzentration im<br />
Plasma zu messen. Diese bewirkt eine vermehrte Einwanderung<br />
von LDL in die Gefäßwand, besonders in geschädigtes Endothel.<br />
Dort kommt es zu einer Anreicherung der LDL, insbesondere<br />
biochemisch modifizierten LDL-Molekülen (z.B. Oxidation,<br />
Gluthatierung), welche eine hohe Affinität zu bestimmten<br />
Matrixproteinen (Proteoglykane) haben.<br />
Auch normale LDL-Moleküle können in der Gefäßwand durch<br />
Endothelzellen, Makrophagen und glatte Muskulatur oxidativ<br />
verändert werden, ein Prozeß, der nicht zu deren Fixierung in<br />
der extrazellulären Matrix führt.<br />
Die oxidierte LDL-Moleküle besitzen Schlüsselfunktionen bei<br />
der Arterioskleroseentstehung (Akkumulation, chemotaktischer<br />
Reiz <strong>für</strong> zirkulierende Monozyten über MCP-<br />
Synthesesteigerung (MCP: Monozyten-chemotaktisches Protein).<br />
Somit kommt es zu einer Einwanderung von Monozyten in die<br />
Gefäßwand, so daß diese zwischen den Endothelzellen in den<br />
subendothelialen Raum gelangen. Dort differenzieren sie sich zu<br />
Makrophagen, nehmen Lipide auf und speichern sie. Dies führt<br />
zur Bildung sogenannter Schaumzellen.<br />
Die Aufnahme der Lipide erfolgt über Scevenger-Rezeptoren,<br />
die nur modifizierte LDL-Moleküle binden. Deren Aufnahme<br />
erfolgt nicht bedarfsorientiert. Makrophagen können über 100<br />
verschiedene biologisch aktive Substanzen sezernieren und<br />
beeinflussen damit den Gefäßwandstoffwechsel. Auch aus<br />
glatten Muskelzellen können Schaumzellen entstehen, wobei<br />
dieser Mechanismus noch ungeklärt ist. Eine Aktivierung und<br />
Proliferation glatter Muskelzellen führt zur Synthese und Ablagerung<br />
von Bindegewebskomponenten, insbesondere von Kollagen,<br />
und damit zum Verlust ihrer kontraktilen Funktion.<br />
Die auslösenden Faktoren sind wieder vor allem oxidierte LDL,<br />
die chemotaktisch auf glatte Muskelzellen wirken.<br />
Man nimmt weiter an, daß Lipoproteine direkt oder als CO2-<br />
Mitogene und als Modulatoren autokriner Wachstumsfaktoren<br />
wirken können.<br />
Mögliche Mechanismen des Cholesterolsenkenden Effekts<br />
mehrfach ungesättigter FS<br />
- Stimulation der Cholesterolausscheidung über die Galle<br />
- Stimulation der Umwandlung von Cholesterol in Gallensäure<br />
- Umlagerung des Cholesterols aus dem Plasma in das Gewebe<br />
aufgrund einer up-Regulation der LDL-Rezeptoren, damit<br />
verstärkte Aufnahme der LDL-Moleküle mit nachfolgendem<br />
Abbau.<br />
7. Lipide<br />
Verdauung<br />
Zerlegung der Nahrung in Bestandteile, die vom Darm resorbiert<br />
werden können.<br />
Verdauung und Resorption der Lipide<br />
70 - 80 g Fett täglich<br />
SCHEMA<br />
Prostaglandine und Eicosanoide<br />
Das Syntheseprinzip erfolgt durch Zyklisierung des Zentrums<br />
von mehrfach ungesättigten C20 FS, Eicosa-FS (Eicosa: gr. 20).<br />
Dabei entsteht ein Cyclopentanring. 3 C20-FS ergeben drei<br />
Serien von PG, nämlich PG1, PG2 und PG3.<br />
Durch Variationen in den Seitenketten ergeben sich verschiedene<br />
Typen (A, B, C...). E hat eine Ketogruppe in Position 9, an<br />
der F eine OH-Gruppe besitzt.<br />
Thromboxane und Leukotriene<br />
Thromboxane haben keinen Cyclopentanring und sind somit<br />
keine PG, gehören dennoch zu den Eicosanoiden. Ebenso die<br />
Leukotriene<br />
Prostaglandinwirkungen<br />
- schon weniger als 1 mg/ml bewirken eine Kontraktion der<br />
glatten Muskulatur<br />
- PGE1 bewirkt eine Relaxierung der Muskeln der Bronchien<br />
- PG haben Neurotransmitter; adrenerge Transmission zwischen<br />
Purkinje-Zellen und Kleinhirn wird gehemmt<br />
- Hemmung der Säurebildung und Säuresekretion im Magen<br />
(PGE2)<br />
- Aktivierung und Hemmung der Lipolyse<br />
- Erhöhung des cAMP-Spiegels in vielen Zellen (Thrombozyten,<br />
Schilddrüse, Corpus luteum, Adenohypophyse, fetaler Knochen)<br />
- Erniedrigung des cAMP-Spiegels in den Tubuluszellen der<br />
Niere<br />
- Modulation der Biosynthese bzw. Sekretion einer Reihe von<br />
Hormonen<br />
- natürliche PG haben sehr kurze HWZ, eine Dosis von PGE2<br />
wird innerhalb von 90 Sekunden inaktiviert. Ein entscheidendes<br />
Enzym des Abbaus ist die 15-OH-PG-Dehydrogenase. Die<br />
Blockierung des Enzyms ergibt eine Verlängerung der HWZ um<br />
das 2 - 10 fache.<br />
Potentielle medizinische Anwendung der Prostaglandine<br />
1) Verhinderung der Schwangerschaft und Termination der<br />
Frühschwangerschaft<br />
2) Induktion von Wehen zum Geburtszeitpunkt oder Beendigung<br />
der Gravidität zu irgendeinem Zeitpunkt davor<br />
3) Prävention und Therapie des Ulcus ventriculi<br />
4) Hypertoniebehandlung<br />
5) Asthma-Therapie<br />
6) Kontrolle des Entzündungsgeschehens<br />
7) Prävention und Behandlung der ischämischen Herzkrankheit<br />
Prostazyklin PGZ2<br />
wird in Gefäßwänden produziert und hemmt die Aggregation der<br />
Thrombozyten<br />
Thromboxan A2<br />
Thromboxane werden hauptsächlich von Thrombozyten gebildet.<br />
Sie bewirken die Aggregation der zellulären Bestandteile<br />
des Blutes, außerdem eine Vasokonstriktion.<br />
Grönlandeskimos haben eine geringere Erkrankungshäufigkeit<br />
der KHK, eine verminderte Thrombozytenaggregation und eine<br />
verlängerte Blutgerinnungszeit, denn sie haben einen hohen<br />
Verzehr von Eicosapentaensäure (aus Fischen). Aus der C20-FS<br />
wird Serie 3 der PG und Thromboxane gebildet. PG3 und Tx3<br />
hemmen die Freisetzung von Arachidonsäure aus Phospholipiden<br />
und damit die Bildung von PG2 und Tx2.<br />
25
26<br />
8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />
8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />
Stoffwechsel von Proteinen und Aminosäuren<br />
N-Minimum: wenn keine Proteine mit der Nahrung aufgenommen<br />
werden, so ist dennoch ein Proteinstoffwechsel aktiv<br />
Absolutes N-Minimum:. N-Ausscheidung ca. 4 mg/Tag<br />
(ca. 32 mg/Tag: minimale umgesetzte Menge an Körpereiweiß<br />
bei eiweißfreier, aber ausreichend kalorienhaltiger Ernährung)<br />
Die Stickstoffbilanz wird negativ.<br />
Bilanzminimum: Dies ist, wenn die N-Aufnahme gleich der<br />
N-Abgabe bei niedrigster Eiweißzufuhr (ca. 32 mg/Tag, dies<br />
entspricht 25-35 g biologisch hochwertigen Eiweißes) ist.<br />
Wünschenswerte Eiweißzufuhr: 0,35 g/kg Körpergewicht<br />
bei Kindern, Schwangeren, Schwerstarbeitern: 11 g/kg Körpergewicht<br />
Der Proteinumsatz nimmt mit zunehmendem Alter ab. Er ist in<br />
Leber, Dünndarmmucosa und Pankreas sehr hoch, in Bindegewebe<br />
und Muskulatur sehr gering.<br />
Täglich werden 400 bis 500 g Protein im menschlichen Körper<br />
umgesetzt.<br />
Hohe Umsatzrate in Blutplasma:<br />
12g Albumin<br />
2g Fibrinogen<br />
2g Immunglobuline<br />
12g Leukozyten<br />
8g Hämoglobin<br />
Im Magen-Darm-Trakt werden 50 - 70 g umgesetzt.<br />
Protein turn-over = kontinuierliche Proteolyse und Proteosynthese.<br />
Aminosäure-Pool: Mischung aus aufgenommenen Aminosäuren<br />
und Aminosäuren, die beim Proteinabbau entstehen (intra- und<br />
extrazellulär).<br />
Essentielle Aminosäuren<br />
Aminosäure Bedarf<br />
Valin 13 mg<br />
Leucin 12 mg<br />
Isoleucin 10 mg<br />
Threonin 6 mg<br />
Tryptophan 4 mg<br />
Phenylalanin 14 mg<br />
Lysin 10 mg<br />
Methionin 13 mg<br />
Semiessentielle Aminosäuren<br />
Histidin und Arginin werden nicht ausreichend vom Organismus<br />
eines Säuglings gebildet, so daß sie in diesem Falle semiessentiell<br />
sind. Ebenso Tyrosin und Cystein beim Frühgeborenen.<br />
Die biologische Wertigkeit eines Proteins wird durch den Gehalt<br />
an essentiellen Aminosäuren und ein ausgewogenes Verhältnis<br />
nicht-essentieller Aminosäuren bestimmt.<br />
Biologisch hochwertig sind: Eiweiß aus vielen essentiellen<br />
Aminosäuren, tierische Eiweiße, Nüsse und Hülsenfruchtproteine.<br />
Die Proteinolyse erfolgt durch Exo-, Endo- und Dipeptidasen.<br />
Einteilung der Proteasen<br />
1) nach dem Angriffsort<br />
- Endopeptidasen spalten im Inneren der Proteine und hinterlassen<br />
hochmolekulare Spaltprodukte<br />
- Exopeptidasen: Angriff erfolgt von außen, so daß einzelne AS<br />
freigesetzt werden<br />
- Aminopeptidasen: Angriff am N-terminalen Ende<br />
- Carboxypeptidasen: Angriff am C-terminalen Ende<br />
-Dipeptidasen<br />
2) nach dem katalytischen Mechanismus<br />
- Serin-Proteinasen<br />
- Cystein-Proteinasen (Thiol-Proteinasen)<br />
- Asparagin-Proteinasen (COOH-Proteinasen)<br />
- Metallo-Proteinasen<br />
Orte der Proteolyse<br />
1) extrazellulär:<br />
- Magen-Darm-Trakt<br />
- Blut (limitierte Proteolyse zur Aktivierung von Enzymen<br />
oder zur Bildung physiologisch wichtiger Peptide).<br />
Blutgerinnung, Fibrinolyse, Komplementaktivierung, Kinin,<br />
Angiotensin<br />
2) intrazellulär:<br />
- lysosomale Proteinolyse<br />
- extralysosomale Proteinolyse<br />
Extrazelluläre Proteolyse<br />
Die Proteinolyse beginnt im Magen. Die denaturierten Proteine<br />
sind <strong>für</strong> Enzyme leichter angreifbar. In der Regel werden Proteine<br />
in denaturierter Form (Kochen) aufgenommen. Nichtdenaturierte<br />
Proteine werden durch der Magensaft (pH = 1 bis 2)<br />
denaturiert. Nur der reine Magensaft hat einen so niedrigen pH.<br />
Mit der Nahrung vermischt bewegt der pH-Wert sich um 5. Für<br />
jeden pH-Wert gibt es ein Isoenzym des Pepsins.<br />
Protonen des Magensaftes haben Anlasserfunktion.<br />
Pepsin ist ein Endoenzym, das heißt es greift ein Protein innerhalb<br />
der Aminosäurekette an. Die gebildeten hochmolekularen<br />
Eiweißbruchstücke (Peptone) induzieren die Bildung von<br />
Gastrin. Gastrin wirkt auf die Magenschleimhaut und induziert<br />
die HCl- und Pepsinogen-Bildung. Die Peptone wirken also als<br />
Magensaftlocker, so daß Eiweiße besser verdaut werden.<br />
Beim Säugling ist der Magen pH = 3 - 4. Daher wirkt hier ein<br />
Isoenzym des Pepsins, das Gastricisin. Sein pH-Optimum liegt<br />
bei 3 - 4.<br />
Im Magen werden die Proteine also in hochmolekulare<br />
Bruchstücke zerlegt, um im Duodenum <strong>für</strong> Pankreasenzyme<br />
angreifbar zu werden.<br />
Das Pankreas sezerniert Trypsinogen und Chymotrypsinogen.<br />
Trypsin aktiviert die Katalyse von Enzymvorstufen zum Enzym<br />
bei proteolytisch wirksamen Pankreasenzymen.<br />
[Von Chymotrypsin existieren verschiedene enzymatisch aktive<br />
Formen, die einen unterschiedliche Proteolysegrad aufweisen.]<br />
Die Enteropeptidase ist äußerst wichtig <strong>für</strong> diese Kaskade. Bei<br />
Resektionen des Duodenums fällt die Enteropeptidase-Bildung<br />
weg und es wird kein Trypsin mehr gebildet. Die Eiweißverdauung<br />
wird massiv gestört (Therapie: Enzymgabe).<br />
Die Peptide werden bis zum Dipeptid abgebaut. Eine Dipeptidase<br />
spaltet das Dipeptid in zwei Aminosäuren, die über<br />
einen ATP-verbrauchenden Carrier in die Mucosazellen aufgenommen<br />
werden.<br />
Na + -Aminosäure-Cotransport in die Mucosazelle hinein: über<br />
spezifische Carrier <strong>für</strong>:<br />
a) saure<br />
b) basische<br />
c) neutrale Aminosäuren<br />
Das Na + wird über die Na + -K + -Pumpe wieder ausgeschleust.<br />
!! Dieser Mechanismus gilt nur <strong>für</strong> Mucosa- und Nieren-<br />
Tubulizellen !!<br />
Wenn eine Aminosäure im Überschuß angeboten wird, können<br />
andere Aminosäuren, die den gleichen Aminosäure-Carrier<br />
benutzen müssen, vom Carrier verdrängt werden und nicht in die<br />
Zelle gelangen. Es entsteht ein Ungleichgewicht an Aminosäuren<br />
im Organismus.<br />
Angriffspunkte von Trypsin, Chymotrypsin und Pepsin am<br />
Protein:<br />
Trypsin: Serin-Proteinase, spaltet Lysyl- und Arginylpeptidbindungen<br />
Chymotrypsin: Serin-Proteinase, spaltet aromatische Aminosäuren<br />
am CO-Ende ab<br />
Pepsin: Asparagin-Proteinase, spaltet aromatisch Aminosäuren<br />
am NH-Ende ab<br />
Diese Kenntnisse dienen auch der Sequenzbestimmung von<br />
Aminosäuren.<br />
Sekretin, Pankreozymin<br />
Im Dünndarm werden Secretin und Pankreozymin gebildet, die<br />
auf das Pankreas wirken und die Enzym- und Bicarbonat-
Bildung im Pankreas anregen. Der Vagus stimuliert die Magensaft-,<br />
Dünndarmsekret- und Pankreassaft-Bildung. Das ZNS<br />
(Großhirnrinde) außerdem noch die Speichelsekretion.<br />
Um den Magen vor Selbstverdauung zu schützen, werden in<br />
akzessorischen Zellen Mucine gebildet und sezerniert.<br />
Bei lang andauerndem Erbrechen entsteht ein großer Verlust an<br />
Cl - und H + im Magen, so daß die Magenzellen mehr H + und Cl -<br />
produzieren, damit im Blut mehr HCO3 - vorliegt. Der Blut-pH-<br />
Wert steigt auf Werte über 7,4. Es kommt zur Alkalose.<br />
Intrazelluläre Proteolyse<br />
Mechanismen:<br />
1) Ubiquitin-abhängige Proteolyse<br />
2) Ca 2+ -abhängige Proteolyse (Calpaine)<br />
3) lysosomale Proteolyse<br />
Bildung von Verdauungsvakuolen durch Abschnürung von:<br />
a) Zellmembranen<br />
b) Membran des Endoplasmatischen Retikulums oder des<br />
Golgi-Apparats<br />
c) Lysosomenmembran<br />
durch direkten Transfer von Proteinen ins Lysosom, in dem<br />
Kathepsine vorkommen. Dies sind Endo- und Exoproteinasen<br />
und Elastasen. Sie sind wichtige Enzyme beim physiologisch<br />
programmierten Zelltod. Auch bösartige Tumorzellen beinhalten<br />
Kathepsine. Sie geben die Enzyme an das gesunde, sie umgebende<br />
Gewebe ab und verdauen es somit. („Weg frei fressen<br />
zum Weiterwachsen“). In der Zelle werden intra- und extrazelluläre<br />
Proteine abgebaut.<br />
Zu 1)<br />
Ubiquitinabhängige Proteolyse<br />
- Ubiqutin-Bindung an Proteine durch spezifische, energieverbrauchende<br />
Enzyme<br />
- Ubiquitin-Bindung an Proteine durch konjugierende Enzyme<br />
unter Ausbildung von Isopeptidbindungen und unter Beteiligung<br />
von t-RNA (am N-terminalen Ende)<br />
- Abspaltung des Ubiquitins durch Isopeptidasen und Abbau<br />
des Proteins durch ATP-abhängige Proteinasen (in Reticulozyten,<br />
Muskulatur, Hepatozyten)<br />
- falsch produzierte Proteine werden markiert und sofort wieder<br />
abgebaut. Proteine, die der ubiquitinabhängigen Proteolyse<br />
unterliegen, unterliegen der<br />
- Denaturierung, Kettenauffaltung<br />
- Oxidation von Methionin- und Tryptophan-Seitenketten<br />
- N-terminale Seitenketten: freie Aminogruppen werden mit<br />
Ubiquitin konjugiert. Aminosäuren mit kleinvolumigen Resten<br />
(Serin, Alanin, Glycin) werden mit Ubiquitin schlechter konjugiert<br />
als Aminosäuren mit großen Resten (Phenylalanin,<br />
Leucin, Lysin, Arginin, etc.).<br />
Zu 2)<br />
Ca 2+ (Calpain)-abhängige Proteolyse<br />
Calpaine gehören zur Gruppe der Cystein-Proteinasen. Es wirken<br />
SH-Proteinasen, die in der Zelle lokalisiert sind. Sie bauen<br />
cytoskelettäre Proteine ab.<br />
- Proteine des Cytoskeletts (Aktinbindende Proteine, Proteine<br />
des Mikrotubulussystem)<br />
- Membranproteine (Rezeptoren <strong>für</strong> Wachstumsfaktoren, Ionentransporter)<br />
- Enzyme (Kinasen, Phosphatasen, Phospholipasen)<br />
- sonstiges (Cytokine, Transkriptionsfaktoren, Proteine der<br />
Augenlinse)<br />
Zu 3)<br />
Lysosomale Proteinabbau-Mechanismen<br />
a) Mikroautophagie: innerhalb der Zelle bilden sich Lysosomen<br />
mit intrazellulären Proteinen<br />
b) Makroautophagie: Abbau extrazellulärer Proteine in sekundären<br />
Lysosomen (= Vakuolen und Lysosom)<br />
c) Direkter Proteintransfer ins Lysosom ist denkbar<br />
Determinanten, die die Lebensdauer von Proteinen bestimmen<br />
- N-End-Regel: Aminosäuren haben Halbwertszeiten von 3<br />
Minuten bis 20 Stunden: kleinvolumige Aminosäuren (Alanin,<br />
Methionin, Glycin) haben große, großvolumige Aminosäuren<br />
8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />
(Arginin) kleine Halbwertszeiten. Die N-terminalen Aminosäuren<br />
eines Proteins bestimmen dessen Lebensdauer.<br />
- PEST-Hypothese (P-Prolin, E-Glutamat, S-Serin, T-Threonin)<br />
Proteine mit PEST-Sequenz zerfallen schnell<br />
- KFERQ-Hypothese: Proteine mit KFERQ-Sequenz induzieren<br />
den lysosomalen Abbau eines Proteins)<br />
Mechanismen des intrazellulären Proteinabbau<br />
- ATP abhängig, Ubiquitin unabhängig<br />
- unabhängig von ATP und Ubiquitin<br />
- intramitochondriale Proteinolyse<br />
- Proteinabbau im Endoplasmatischen Retikulum oder Golgi-<br />
Apparat<br />
Schicksal der alpha-Aminogruppe<br />
1) Transaminierung; Aminotransferasen, Pyridoxalphosphat<br />
2) oxidative Desaminierung: Glutamat-Dehydrogenase, NAD,<br />
NADP; Nebenwege: AS Oxidasen, FAD, FMN<br />
3) eliminierende Desaminierung: Dehydratase, Desulhydrase,<br />
Pyridoxalphosphat<br />
4) Glutaminsynthese: Glutamin-Sythetase, ATP<br />
5) Harnstoffzyklus<br />
Transaminierung<br />
Übertragung einer Aminogruppe auf eine AS<br />
Oxidative Desaminierung<br />
Coenzyme der Glutamat-Dehydrogenase können sowohl NAD<br />
als auch NADP sein. Der freigesetzte Ammoniak wird im Harnstoffzyklus<br />
verwertet.<br />
Eliminierende Desaminierung<br />
AS, die eliminierend desaminiert werden können sind Serin,<br />
Threonin, Cystein und Homoserin.<br />
NH3-Entgiftung<br />
1) Glutamin-Synthese<br />
Glutamin bindet unter Energieverbrauch das Zell-NH3 und<br />
transportiert es im Blut zur Niere.<br />
2) Glutaminase-Reaktion in der Niere<br />
Bei einer metabolischen Azidose läuft die Reaktion verstärkt ab.<br />
Harnstoffzyklus<br />
Der Harnstoffzyklus läuft in der Leber ab.<br />
Das NH4 + wird im Mitochondrium der Hepatozyten an CO2<br />
gebunden. Es entsteht Carbamoylphosphat.<br />
Es werden über Carbamoylphosphat und Asparaginsäure 2 NH2-<br />
Gruppen aus dem Aminosäureabbau fixiert und zu einem Mol<br />
Harnstoff umgebaut. Die Harnstoffsynthese benötigt insgesamt 3<br />
Mol ATP.<br />
Pro Tag werden ca. 25 g Harnstoff gebildet und ausgeschieden.<br />
Enzymdefekte bei der Harnstoffsynthese sind sehr selten.<br />
a) NH3-Intoxikation führt zu schweren cerebralen Hyperammoniämie,<br />
kann zum Tode führen<br />
b) Citrullinämie<br />
c) Argininämie<br />
d) Argininosuccinaturie<br />
Enzymdefekte bei der Harnstoffsynthese<br />
Syndrom Defekt<br />
Hyperammoniämie Typ I Carbamoylphosphatsynthese<br />
Hyperammoniämie Typ II Ornithin-Transcarboxylase<br />
Citrullinämie Argininosuccinatsynthese<br />
Argininosuccinaturie Argininosuccinatlyase<br />
Argininämie Arginase<br />
Primäre Decarboxylierung<br />
Biogene Amine<br />
Durch die primäre Decarboxylierung von AS entstehen biogene<br />
Amine.<br />
Aminosäure biogenes Amin Funktion/Aufgabe<br />
Glutamat γ-Aminobutyrat Überträgersubstanz im ZNS<br />
27
28<br />
Cystein Cysteamin<br />
Taurin<br />
8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />
Bestandteil von Coenzym A<br />
Bestandteil von Gallensäuren<br />
Bestandteil von Kephalinen<br />
Bestandteil von Lecithinen<br />
Serin Ethanolamin<br />
Cholin<br />
Histidin Histamin Gewebshormon<br />
Trypto- Tryptamin Gewebshormon<br />
phan Serotonin Gewebshormon<br />
Aspartat beta-Alanin Bestandteil von CoA<br />
Tyrosin Dopamin Transmitter<br />
Vorstufe von Nor-/Adrenalin<br />
Reaktionsmechanismen der Pyridoxal-5-Phosphat (PALP) -<br />
abhängigen Enzyme<br />
PALP-abhängige Enzyme katalysieren auch Eliminationsreaktionen<br />
an β- oder γ-C-Atom von Aminosäuren.<br />
C1-Stoffwechsel<br />
Beim C1-Stoffwechsel werden nur Gruppen mit einem C-Atom<br />
abgespalten: -CH3, -CHO, -CO2, -CH2OH<br />
CO2-Verwertung in Carboxylierungsreaktionen<br />
1) Acetyl-CoA → Malonyl-CoA (Coenzym: Biotin)<br />
2) Vitamin K-abhängige Carboxylierung bei der Blutgerinnung<br />
Coenzyme <strong>für</strong> den C1-Stoffwechsel<br />
Adenosylmethionin:<br />
energiereich, Sulfonium verbrauchend, Methylgruppen-<br />
Donator, aminogene Aminosäure<br />
Tetrahydrofolsäure<br />
Vitamin B12<br />
Biotin<br />
Aminosäuren können Metabolite im Citratzyklus sein und so<br />
abgebaut werden.<br />
1) nicht essentielle Aminosäuren und nicht Fettsäure-ähnliche<br />
Abbauprodukte:<br />
Abbau:<br />
a) zu Pyruvat: Alanin, Serin, Glycin, Tryptophan<br />
b) zu α-Ketoglutarat: Glutamin, Glutaminsäure, Prolin, Histidin,<br />
Arginin<br />
c) zu Oxalacetat: Asparagin, Aspartat<br />
Sie sind glycoplastisch.<br />
2) essentielle Aminosäuren und in den Fettsäureabbau einmündende<br />
Aminosäure-Abbauprodukte<br />
Abbau:<br />
a) zu Succinyl-CoA: Valin, Threonin, Methionin sind glycoplastisch<br />
b) zu Succinyl-CoA und Acetyl-CoA: Isoleucin<br />
c) zu Acetoacetyl-CoA: Leucin, Lysin sind ketoplastisch<br />
d) zu Acetoacetyl-CoA und Fumarat: Phenylalanin, Tyrosin<br />
e) zu Acetoacetyl-CoA und Alanin: Tryptophan. Sie sind glyko-<br />
und ketoplastisch<br />
Beziehung des AS-Stoffwechsels zum Citratzyklus<br />
Bedeutung des Glycins im Stoffwechsel<br />
Reaktion Produkt Bedeutung<br />
-CH2OH<br />
aus FH4 wird<br />
Serin Serinbildung aus Glycin<br />
übernommen<br />
Peptidbindung Glutathion Glutathion-Synthese<br />
mit Glutamin und<br />
Cystein<br />
Kondensation delta-<br />
Glycin-Succinat-Zyklus<br />
mit Succinyl-CoA Aminolaevulinsäu- (Shemin) Vorstufe der<br />
re<br />
Porphyrinsynthese<br />
(Häm)<br />
Kondensation Glycinamid- Purin-Synthese<br />
mit Phosphoribosyribosyl-5-phosphatlamin Konjugation Glycocholsäure Gallensäure-Konjugatmit<br />
Cholsäure<br />
Synthese<br />
Kondensation Hippursäure Entgiftungsreaktionen<br />
mit Benzoesäure Glycosalicylsäure in der Leber<br />
oder Salicylsäure<br />
Übernahme des Guanidinoacetat Kreatinsynthese<br />
Guanidylrestes aus<br />
dem Arginin<br />
Glycin ist ein Partner bei vielen wichtigen Synthesen. Im ZNS<br />
ist es ein wichtiger hemmender Transmitter (IPSP-Bildung).<br />
Kreatin-Stoffwechsel in der Muskulatur<br />
Über den Kreatinstoffwechsel wird im Muskel Energie zur<br />
Kontraktion bereitgestellt. Die Mengen Kreatinin im Harn sind<br />
von der Muskelmasse abhängig.<br />
Kreatin wird nicht ausgeschieden. Kreatin im Harn weist auf<br />
eine Schädigung in der quergestreiften Muskulatur hin.<br />
Glycin-Abbau<br />
Glycin kann nicht transaminieren. Sein Abbau erfolgt über die<br />
Glyoxylsäure.<br />
Hauptweg:<br />
Glycin-Desaminierung<br />
↓<br />
Glyoxylsäure<br />
↓<br />
Decarboxylierung<br />
↓<br />
N10-Formyl-FH4<br />
+ CO2<br />
Wenn der Hauptabbauweg geschädigt ist, entsteht zu viel<br />
Oxalsäure. Diese wird über den Harn ausgeschieden. Oxalsäure<br />
bildet mit Ca 2+ -Ionen, die im Harn physiologisch sind, unlösliche<br />
Oxalsalze. Es kommt zur Konkrement-Bildung, zu Nieren-,<br />
Blasen- oder Harnleitersteinen.<br />
Die Konkremente weisen immer auf eine Glycin-Abbaustörung<br />
hin. Der Enzymdefekt ist nicht behebbar. Patienten müssen Ca 2+ -<br />
reiche Kost vermeiden.<br />
Alanin-Abbau<br />
Alanin wird zu Pyruvat durch eine Transaminierungsreaktion.<br />
Reaktion Produkt Bedeutung<br />
Transaminierung Pyruvat bedeutenste glycogene<br />
AS<br />
Serin-Abbau<br />
1) Eliminierende Desaminierung führt zum Pyruvat.<br />
2) Decarboxylierung führt zum Ethanolamin. Kephalinsynthese;<br />
Vorstufe des Cholins.<br />
3) selbständiger Bestandteil im Kephalin.<br />
Serin hat eine Bedeutung im Kohlenhydratstoffwechsel und im<br />
Lipidstoffwechsel. Glycin kann in Serin umgewandelt werden.<br />
Reaktion Produkt Bedeutung<br />
Eliminierende Pyruvat glycogene AS<br />
Desaminierung<br />
Decarboxylierung Ethanolamin Vorstufe des Cholins,Kephalinsythese<br />
Biosynthese des Serins aus Metaboliten des Glucose-<br />
Stoffwechsels<br />
3 Phosphoglycerinsäure -> 3 Phosphohydroxypyruvat<br />
E: NAD-abhängige Dehydrogenase<br />
3 Phosphohydroxypyruvat -> Phosphoserin<br />
E: Aminotransferase<br />
Phosphoserin -> Serin<br />
E: Phosphatase<br />
Threonin-Abbau<br />
Threonin wird durch eine Aldolase zu Glycin und Acetaldehyd.<br />
Reaktion Produkt Bedeutung<br />
Dehydratisierung alpha-Ketosäure<br />
Aldolase-Reaktion Glycin + Acetaldehyd
Aspartat-Abbau<br />
Reaktion Produkt Bedeutung<br />
Transaminierung Oxalacetat Citratzyklus<br />
Amidbildung Asparagin proteinogene Aminosäure<br />
Kondensation mit<br />
Carbamylphosphat<br />
Carbamylaspartat Pyrimidinsynthese<br />
In Bakterien: Decar- β-Alanin Panthothensäureboxylierung<br />
Bildung<br />
Kondensation mit Argininosuccinat Harnstoffzyklus<br />
Citrullin<br />
Kondensation mit 5- 5-<br />
Aminoimidazol-4- AminoimidazolriCarbonsäureribonucbonucleotidleotid<br />
8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />
Purinbiosynthese<br />
Aspartat ist zur Nucleotid-Bildung (Purinnukleotid) nötig.<br />
Prolin-, Histidin- und Arginin-Abbau<br />
werden zu Glutamat abgebaut.<br />
Glutamat-Abbau<br />
Reaktion Produkt Bedeutung<br />
Transaminierung α-Ketoglutarat amphiboles Produkt des<br />
oxidative Desaminie-<br />
Citratzyklus, NH3rung<br />
Freisetzung<br />
Decarboxylierung γ-Aminobutyrat Neurotransmitter bei<br />
hemmenden Neuronen<br />
im Gehirn<br />
Kondensation mit N-Acetylglutamat Cofaktor bei mito-<br />
Acetyl-CoA<br />
chondriellenCarbamylphosphatsynthesen<br />
Amidbildung mit Glutamin Entgiftung von NH3 in<br />
NH3<br />
Muskel und Gehirn,<br />
proteinogene Aminosäure<br />
Glutamin-Abbau<br />
Glutamin ist bei vielen Synthesen Aminogruppendonator.<br />
Akzeptor Produkt Bedeutung<br />
Fructose-6-Phosphat Glucosamin-6-<br />
Phosphat<br />
Aminozucker<br />
Desamido-NAD NAD NAD-Biosynthese<br />
Phosphoribosylpyrophosphat<br />
5-<br />
Purinbiosynthese<br />
Phosphoribosylamin<br />
GMP GMP-Synthese<br />
Xantosinmonophosphat<br />
Aspartat Asparagin Asparaginbiosynthese<br />
proteinogene<br />
säureAmino-<br />
Bicarbonat Carbamylphosphat Pyrimidin-Synthese<br />
ATP<br />
mittels Carbamylphosphat-Synthase<br />
2 im Cytoplasma<br />
Valin-, Leucin- und Isoleucin-Abbau<br />
werden vor allem in der Muskulatur abgebaut (alle anderen in<br />
der Leber).<br />
Transaminierung mit oxidativer Decarboxylierung.<br />
Valin<br />
Leucin Isoleucin<br />
(glucoplastisch) (ketoplastisch) (gluco- und ketoplastisch)<br />
↓ ↓ ↓<br />
Succinyl-CoA Acetoacetat Propionyl-CoA + Acetyl-<br />
CoA<br />
Lysin-Abbau<br />
- Abbau zu Glutaryl-CoA und weiter zu Acetoacetyl-CoA.<br />
- ketogen<br />
- Saccharopin-Weg<br />
Methionin<br />
fungiert als Methyl-Gruppendonator und ist eine glucogene<br />
Aminosäure. Sie steht in Verbindung mit Tetrahydrofolsäure-<br />
Zyklus.<br />
Methionin ⇔ Homocystein + Serin<br />
\ /<br />
Cystathionin<br />
/ \<br />
Cystein + Homoserin<br />
\ /<br />
α-Ketobuttersäure<br />
↓<br />
Propionyl-CoA<br />
Cystein-Abbau<br />
- desulfierende Desaminierung<br />
Cystein ist <strong>für</strong> die S-Bereitstellung im Organismus wichtig, da<br />
Sulfationen im Darm nicht resorbierbar sind. Sie dienen dort als<br />
Abführmittel.<br />
- eliminierende Desaminierung<br />
Phenylalanin und Tyrosin<br />
Stoffwechselstörungen<br />
Morbus Fölling (= Phenylbrenztraubensäure-Schwachsinn =<br />
Phenylketonurie):<br />
angeborener Defekt in der Phenylalaninhydroxylase (autosomal<br />
rezessiv vererbt). Stau von Phenylalanin, Phenyllactat und<br />
Phenylacetat, die Folge Hirnschäden. In Deutschland ist jedes<br />
10.000 Neugeborene betroffen<br />
Therapie:<br />
symptomatisch<br />
Diät, es darf nur genau die Menge Phenylalanin über die Nahrung<br />
aufgenommen werden, die unbedingt benötigt wird. Dazu<br />
Gabe von ausreichenden Mengen Tyrosin, um die Hauptweg-Reaktion<br />
zu umgehen Diese Diät muß bis zur Pubertät<br />
streng eingehalten werden. Danach wirkt Phenylalanin nicht<br />
mehr so toxisch auf das Gehirn. Bei Tyrosinmangel kann der<br />
Organismus kein Melanin bilden. Es kommt zum Albinismus.<br />
Test zum Nachweis der Phenylketonurie:<br />
Guthrie-Test: Wird bei jedem Neugeborenen durchgeführt,<br />
wobei Kapillarblut hämolysefähigen Bakterien angeboten<br />
wird. Diese Bakterien verstoffwechseln Phenylalanin. Je mehr<br />
Phenylalanin in der Blutprobe ist, desto größere Hämolysehöfe<br />
bilden die Bakterien.<br />
Tyrosin<br />
⏐<br />
↓<br />
Dihydroxyphenylalanin<br />
(DOPA)<br />
↓ ↓<br />
Melanin Catecholamine:<br />
→ Schilddrüsenhormone → Trijodthyronin<br />
Thyroxin<br />
Dopamin<br />
Noradrenalin<br />
Adrenalin<br />
Tryptophan<br />
- eingeleitet durch Tryptophanpyrrolase<br />
- Lyasereaktion ist PALP-abhängig<br />
- ähnlich dem Lysinabbau<br />
- gluko- und ketoplastische AS<br />
Genetisch bedingte Aminosäure-Stoffwechselstörungen<br />
AS Bezeichnung der Krankheit<br />
Häufigkeit<br />
Phenylalanin Phenylketonurie 1: 10 000<br />
Lysin Hyperlysinämie<br />
Saccharopinurie<br />
Methionin Homocysteinurie<br />
Cystathioninurie<br />
1 : 220 000<br />
Threonin Propionacidämie 1 : 100 000<br />
Va-<br />
Verzweigtketten Krankheit 1 : 250 000<br />
lin/Leucin/Iso<br />
leucin<br />
Ahornsirupkrankheit<br />
Leucin Isovalrianacidämie<br />
Tyrosin Tyrosinose<br />
Tryptophan Hartnup-Krankheit<br />
29
Prolin Hyperprolinämie<br />
Serin/Glycin Hyperoxalaturie<br />
Cystein Cystinose<br />
Histidin Histidinämie 1 : 12 000<br />
Hyperaminoacidurie<br />
Alkaptonurie (Bindegewebserkrankung)<br />
Homogentisinsäure färbt<br />
den Harn schwarz)<br />
9. Nucleotidsynthese<br />
Metabolische Funktion der Nucleotide<br />
1) Energiestoffwechsel: Adenylsäure-System, vor allem ATP,<br />
GTP <strong>für</strong> spezielle Reaktionen<br />
2) Monomere der Nucleinsäuren<br />
3) physiologische Mediatoren:<br />
- cAMP und cGMP als second messenger<br />
- GTP ist erforderlich <strong>für</strong> die cap-Bildung am 5´-Ende der<br />
mRNA oder <strong>für</strong> die Signaltransduktion durch Bindung an G-<br />
Proteine und andere<br />
4) aktivierte Intermediate<br />
- UDP-Glucose, UDP-Galactose<br />
- GDP-Mannose, GDP-Fructose<br />
- CDP-Diacylglycerol, CDP-Cholin, CDP-Ethanolamin<br />
- CMP-Neuraminsäure<br />
5) allosterische Effektoren<br />
Purinsynthese<br />
Ribose-5-Phosphat + ATP -> 5-Phospho-ribosyl-1-pyrophpsphat<br />
Starter der Nucleotidsynthese, aktive Ribose wird hier angebaut<br />
1-6 Reihenfolge des Puringerüstaufbaus:<br />
1) N9 aus Säureamidgruppe des Glutamins<br />
2) C4, C5, N7 aus Glycin<br />
3) C8 aus Formyl-FH4<br />
4) N3 aus Säureamidgruppe des Glutamins<br />
-<br />
5) C6 biotinabhängig aus HCO3<br />
6) N1 aus Aminogruppe des Aspartats<br />
7) C2 aus Formyl-FH4<br />
Das Puringerüst ist eine Inosinsäure (Hypoxantinmonophosphat).<br />
Purin wird auf aktivierter Ribose aufgebaut.<br />
AMP; GMP respektive ATP und GTP hemmen ihre eigene<br />
Biosynthese (allosterische Inhibitoren).<br />
Sie hemmen:<br />
a) Bildung der aktivierten Ribose<br />
b) Aminierung aus Glutamin<br />
Regulation der Purinnucleotid-Sythese<br />
Das Schrittmacherenzym ist die Phosphoribosylamido-<br />
Transferase, die die Amidierung von 5-Phosphoribosyl-1pyrophosphat<br />
(PRPP) zu Phosphoribosylamin katalysiert. Inhibitorisch<br />
wirken IMP, GMP, AMP als allosterische Effektoren.<br />
Weitere Regulationen erfolgen über GMP und AMP. GMP<br />
hemmt die Oxidation von Inosinmonophosphat (IMP) zu Xanthosinmonophosphat.<br />
AMP hemmt die Bildung von Adenylsuccinat<br />
aus IMP.<br />
Pyrimidinsynthese<br />
Carbamylphosphat wird im Cytoplasma gebildet (Carbamylphosphatsynthetase<br />
II). Die Synthese ist unabhängig von<br />
Acetylglutamat, braucht aber NH2 aus Glutamin.<br />
Carbamoylphosphat-Synthetase II, Aspartat-Transcarbamylase<br />
und Dihydroorotase bilden ein trifunktionelles Protein (Multienzymkomplex).<br />
Die Dihydroorotat-Dehydrogenase ist ein separates<br />
Protein. Die Orotat-Phosphoribosyl-Transferase und Orodidyl-Decarboxylase<br />
bilden ein bifunktionelles Polypeptid. Demzufolge<br />
sind die Enzyme <strong>für</strong> die primäre Pyrimidinsynthese auf<br />
drei Genen lokalisiert.<br />
30<br />
8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />
Die Regulation erfolgt über UTP, welches die Carbamoyl-<br />
Synthetase II inhibiert. Die Orotidylphosphat-Decarboxylase<br />
wird durch UMP und CMP gehemmt (negative Rückkopplung).<br />
Synthese der Desoxyribonukleotide<br />
An Enzymen ist die Nucleosiddiphosphat-Reduktase mit dem<br />
Cofaktor Thioredoxin (ein Polypeptid mit zwei SH-Gruppen als<br />
H2-Donator) vonnöten.<br />
Abbau von Nucleotiden und Nucleosiden<br />
1) Nucleotidasen (Phosphatasen)<br />
B-R-P + H2O -> B-R + Pi<br />
2) Nucleosidasen (Glycosidasen)<br />
B-R + H2O -> B + R (bzw. DR)<br />
3) Nucleosid-Phosphorylasen<br />
B-R + H3PO4 -> B+ R-1-P (bzw. dR-1-P)<br />
4) weitere Mechanismen zum Abbau<br />
ATP + H2O -> ADP + Pi (ATPasen)<br />
ATP + 2 H2O -> AMP + 2 Pi (Apyrasen)<br />
Nucleotidabbau<br />
Der Nucleotidabbau erfolgt durch:<br />
Endo- und Exonucleasen und<br />
Hydrolasen, speziell <strong>für</strong> C3´ und C5´-Anteile der Phosphorsäurediesterbindung.<br />
Abbau von Purinbasen<br />
Das Purinskelett kann synthetisiert, aber nicht abgebaut werden.<br />
Adenin wird zu Hypoxanthin desaminiert, Guanin zu Xanthin<br />
und Hypoxanthin zur Harnsäure oxidiert. Harnsäure hat eine<br />
geringe Wasserlöslichkeit. Das Blut ist daher nahezu gesättigt an<br />
Harnsäure.<br />
Bei einer erhöhten Harnsäure-Konzentration im Blut kommt es<br />
zu Ausscheidungsstörungen. Die Harnsäure lagert sich irreversibel<br />
in bradytrophen Geweben (Bindegewebe, Knorpel u.ä.) ab.<br />
Es kommt zu Gicht (Podagra, Chiragra).Gicht steht an dritter<br />
Stelle in der Liste der Häufigkeit erworbener Stoffwechselerkrankungen.<br />
Therapie:<br />
Anbieten von Allopurinol -> Hypoxanthin wird vom Enzym<br />
verdrängt<br />
kompetitve Hemmung -> Herabsetzung der Harnsäurebildung<br />
Hypoxanthin und Xanthin sind besser wasserlöslich und können<br />
mit der Harn ausgeschieden werden.<br />
Abau von Pyrimidinbasen<br />
Das Pyrimidinringsystem kann im Organismus vollständig zu<br />
CO2, H2O und NH3 abgebaut werden, wobei beta-AS entstehen.<br />
Bergungsstoffwechsel<br />
Der Organismus geht mit den Purin- und Pyrimidinsäuren sehr<br />
sparsam um, da die Synthese sehr aufwendig ist (Bergungsstoffwechsel<br />
= Reutilisierung).<br />
Fehlen Adenosindesaminase oder Purinnucleosidphosphorylase,<br />
so kommt es zu schwersten Immunsystemstörungen. Fehlt die<br />
HGPT (Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase), so<br />
kommt es zu Gicht und schweren Schädigungen im ZNS. Die<br />
Erkrankten sind autoaggressiv und man kann nichts dagegen
unternehmen, daß sie sich Lippen, Fingerkuppen etc. abbeißen.<br />
Sie sterben zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.<br />
Bergungsstoffwechsel der Purinbasen<br />
1) Adenosin-Desaminase<br />
Adenosin -> Inosin - NH3<br />
2) Purinnucleosid-Phosphorylase<br />
Inosin -> Hypoxanthin + Ribose-1P<br />
Guanosin -> Guanin<br />
3) Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyl-Transferase<br />
Hypoxanthin + PRPP -> IMP + Ppi<br />
4) Adenin-Phosphoribosyl-Transferase (APRT)<br />
Adenin + PRPP -> AMP + Ppi<br />
Fehlendes Enzym Krankheit<br />
HGPT Iesch-Nylon-Syndrom<br />
Desaminose Defekte im Immunsystem<br />
Adenosin Defekte im Immunsystem<br />
9. Nucleotidsynthese<br />
10. Replikation, Transkription, Translation<br />
Bergungsstoffwechsel <strong>für</strong> Pyrimidinbasen<br />
Allgemeine Reaktion:<br />
Pyrimidinbase + PRPP -> Pyrimidinnucleotid + Ppi<br />
E: Pyrimidin-Phosphoribosyl-Transferase<br />
Übersicht zur Entwicklung der Gentechnik<br />
1869 Entdeckung der DNA durch Miescher<br />
1944 Korrelation von DNA und genetische durch Avery<br />
1953 Doppelhelix und Replikationsprinzip der DNA durch Watson und Crick<br />
1962/66 genetischer Code, Boten-RNA, Transfer-RNA<br />
1972 sequenzspezifische Restriktionsendonucleasen durch Arber<br />
1972/73 in vitro Neukombination von DNA-Fragmenten und Entwicklung von Plasmidvektoren<br />
1975 monoklonale Antikörper<br />
ab 1976 schnelle DNA-Sequenzanalyse<br />
ab 1977 Synthese von Säugerhormonen in E. coli<br />
1978 chemische Synthese eines Gens<br />
ab 1982 kommerzielle Verwertung von bakteriellem Insulin<br />
1983 PCR-Entwicklung (Polymerasekettenreaktion durch Mullis)<br />
1990 HUGO-Projekt (human genom)<br />
erste Anwendung einer Gentherapie<br />
Die DNA dient dem Organismus als Speicher der genetischen<br />
Information. Pro Zelle gibt es ca. 1,8 m DNA. Sie besteht aus :<br />
1) Strukturelle DNA (10%), sie bestimmt die Aminosäurenreihenfolge<br />
im Protein (Primärstruktur).<br />
2) Regulatorische DNA, sie reguliert den Ort der Synthese,<br />
den Zeitpunkt und das Ausmaß:<br />
a) Ort: Zellspezifität ontogenetischer Differenzierung<br />
b) Zeitpunkt: Zeitpunkt der ontogenetischen Differenzierung<br />
c) Ausmaß: Wechselwirkungen zwischen DNA und Proteinen,<br />
die die Häufigkeit der Transkription bestimmen.<br />
Dimension der DNA<br />
Die DNA aller Zellen eines Menschen ist 2 * 10 11 km lang:<br />
10 15 Zellen mit je 1,8 m DNA. Dies entspricht einer Strecke von<br />
600 mal Erde-Sonne. Der Lichtweg von der Sonne zur Erde<br />
beträgt 7,5 min. Um an der DNA entlang zu gleiten, benötigt das<br />
Licht eine Woche.<br />
DNA-Stoffwechsel<br />
- kein klassischer turn-over (Neusynthese Abbau)<br />
- Abbau erfolgt nur bei toten oder kernlosen Zellen<br />
- Neusynthese erfolgt immer in Vorbereitung einer Zellteilung<br />
- die gesamte DNA wird identisch redupliziert (Replikation)<br />
- selektiver Abruf zur Proteinsynthese = Genexpression<br />
- genetisches Dogma: der Vorgang der Transkription läuft nur in<br />
eine Richtung ab (Ausnahme: reverse Transkriptase bei Viren)<br />
Vergleich der DNA unterschiedlicher Arten<br />
Virus 1.000-3.000<br />
Basenpaare<br />
1 Buchseite mit 3.000 Buchstaben<br />
Bakterie 3 Mio. Basenpaa- 1 Buch mit 1.000 Seiten mit je<br />
re<br />
3.000 Buchstaben<br />
Bergungsstoffwechsel der Nucleoside und Nucleotide<br />
Dies machen Kinasen, die Pyrimidinnucleotide aufphosphorylieren<br />
zu Di- und Triphosphate.<br />
Zentrale Stellung von PRPP im Stoffwechsel der Nucleotide<br />
(PRPP = 5-Phosphoribosyl-1-pyrophosphat)<br />
1) De novo Purin- und Pyrimidinnucleotidsynthese<br />
2) Bergungsstoffwechsel von Purin- und Pyrimidinbasen<br />
3) Synthese der Coenzyme NAD, NADP und FAD<br />
Mensch 3 Mrd. Basenpaa- 1.000 Bücher mit je 1.000 Seiten<br />
re<br />
mit<br />
je 3.000 Buchstaben<br />
Prokaryoten-DNA liegt nackt vor. DNA von Eukaryoten ist mit<br />
Proteinen assoziiert.<br />
Genom = DNA + Proteine als Histone (H2A, H2B, H3, H4)<br />
Die DNA kann bis zu 10.000fach verdichtet werden.<br />
Replikation<br />
- identische Reduplikation<br />
- hohe Genauigkeit nur alle 10 9 bis 10 10 mal passiert ein Fehler<br />
(entspricht einem Buchstabenfehler in einer Bibliothek)<br />
Ablauf:<br />
Die Replikation ist semikonservativ (1950 MESELSON und<br />
STAHL).<br />
1.) Topoisomerasen katalysieren die Entwindung der Superhelix<br />
in eine Helix. Die wirksame Aminosäure am Kettenende ist<br />
Tyrosin.<br />
(Bei Escherischia coli, teilweise auch bei Viren, ist eine Gyrase<br />
(ATP-abhängig) <strong>für</strong> die Ausbildung der Superhelix zuständig.<br />
Gyrase-Hemmer werden als Therapeutikum eingesetzt).<br />
2.) Helikasen katalysieren die Auftrennung der Wasserstoffbrückenbindungen<br />
innerhalb der DNA<br />
(Strangtrennung).<br />
3.) SSB-Proteine (= HD-Proteine) setzen sich an die Einzelstränge,<br />
um eine erneute Wasserstoffbrückenbildung zu verhindern.<br />
SSB- single strang binding; HD- Helix destabilisierend<br />
4.) dATP, dTTP, dGTP und dCTP werden an die Matrize (parentaler<br />
Strang) gebunden. Dies erfolgt mittels des Enzyms α-DNA-<br />
Polymerase (kann nur zwischen der freien OH-Gruppe und dem<br />
Primer wirken).<br />
Primase synthetisiert Primer (RNA).<br />
31
Es werden auf diese Weise ca. 1.000 Nucleotide/sec zusammengesetzt.<br />
α-DNA-Polymerase kann nur eine Synthese in 5´-3´-Richtung<br />
durchführen, denn nur am 3´-Ende liegt eine freie OH-Gruppe<br />
vor.<br />
Am antiparallelen Strang kann sie nicht so wirken wie am parentalen.<br />
Hier entstehen kleine Fragmente, die zusammengeführt<br />
werden müssen (Okazaki-Fragmente).<br />
β-DNA-Polymerase hat sowohl 5´-3´ als auch 3´-5´-Exonuklease-Aktivität.<br />
Sie entfernt RNA-Nukleotide und baut<br />
DNA-Nukleotide ein.<br />
Ligase schließt die Kette unter ATP-Verbrauch. Dabei entsteht<br />
zunächst ein ATP-Enzym-Komplex (Enzymaminoadenylat).<br />
α-DNA-Polymerase hat zusätzlich Kontroll- und Reparatureigenschaften.<br />
p53 ist ein Enzym, das bestimmt, wann eine Zelle teilungsfähig<br />
ist. Es kann also feststellen, wann eine Replikation beendet ist<br />
und kontrolliert, ob die neu gebildete DNA intakt ist. Bei einer<br />
Zerstörung von p53 kommt es zu Krebs.<br />
Eine Mitose wird nur zugelassen, wenn die Replikation fehlerfrei<br />
ist.<br />
Die β-DNA-Polymerase übernimmt das proof reading (Sicherheitskontrolle).<br />
Bei Bakterien ist der Replikationsursprung (Origin) ein Palindrom.<br />
Hier bindet die DNA-A.(Es gibt verschiedene DNA-<br />
Typen) Die Replikation geht vom Startpunkt aus in beide Richtungen<br />
(1 Verdopplung dauert ca. 10 Minuten).<br />
Bei höheren Organismen werden Proteine in den Zellkern eingeschleust,<br />
die an der DNA binden. Die Replikation beginnt an bis<br />
zu 10 000 Stellen gleichzeitig (1 Verdopplung dauert 8 - 10<br />
Stunden).<br />
Der Abstand zwischen 2 Startpunkten wird als Replicon bezeichnet.<br />
Enzyme des Eukaryoten und deren Aufgaben<br />
Enzym Aufgabe<br />
α-DNA-Polymerase Replikation der Kern-DNA<br />
β-DNA-Polymerase Primerentfernung und Ersetzen der RNA<br />
durch DNA, proof reading<br />
γ-DNA-Polymerase Mitochondrien-DNA replizierend (im<br />
Mitochondrium)<br />
Äußere Einflüsse wie UV-Strahlung, Röntgen-Strahlung, Radikale<br />
usw. verursachen Schäden an der DNA. Um die Fehler zu<br />
korrigieren, gibt es Reparatursysteme.<br />
Beispiele:<br />
1) UV-Strahlung<br />
Ausbildung eines Thymin-Dimers<br />
a) Verdopplung kommt zum Stillstand<br />
b) Proteinbiosynthese bricht ab<br />
A) Fehler wird von Endonuklease erkannt und aus der Kette<br />
herausgeschnitten.<br />
B) β-DNA-Polymerase erkennt den Fehler und entfernt ihn<br />
vollständig. Sie ersetzt die Basen.<br />
C) Ligase verbindet die Strangteile<br />
Krankheit: Xeroderma pigmentosum: Überempfindlichkeit<br />
gegen UV-Strahlung.<br />
2) Depurinisierung: A oder G werden abgespalten. Dies erfolgt<br />
ca. 5.000 mal pro Zelle pro Tag. Die entstandenen Fehler werden<br />
korrigiert.<br />
3) Desaminierung von C: U entsteht (Punktmutation)<br />
Bei einer Replikation wird statt G ein A eingebaut.<br />
A) Uracil-DNA-Glycosylase erkennt den Fehler löst die Nglycosidische<br />
Bindung<br />
B) AP-Endonuklease erkennt Ribose (AP-apurin/ apyrimidin)<br />
C) Exonuklease entfernt die Ribose und die Base<br />
D) β-DNA-Polymerase füllt die Lücke mit A<br />
E) Ligase verbindet die Strangteile<br />
32<br />
10. Replikation, Transkription, Translation<br />
Genexpression<br />
Transkription<br />
Die Transkription beginnt immer vor dem Strukturgen am<br />
Promotor. Dieser reguliert die Protein-Biosynthese.<br />
RNA-Polymerasen schreiben die DNA in RNA um.<br />
RNA-Polymerase II transkribiert alle Struktureinheiten des<br />
Strukturgens <strong>für</strong> ein Protein im Kern. Es entsteht die mRNA.<br />
RNA-Polymerase III transkribiert alle Gene, die <strong>für</strong> die tRNA<br />
wichtig sind. Es entsteht die tRNA.<br />
RNA-Polymerase I transkribiert alle Gene <strong>für</strong> die rRNA (Gene<br />
liegen im Nucleolus. Sie kodieren verschiedene S-rRNA).<br />
Es entstehen verschiedene RNA-Typen, die <strong>für</strong> die Proteinbiosynthese<br />
alle gleichermaßen benötigt werden.<br />
Ablauf der Transkription<br />
1.) Initiation<br />
Die Initiation ist sehr streng reguliert. Sie ist bei Pro- und Eukaryoten<br />
etwas unterschiedlich.<br />
Prokaryoten:<br />
RNA-Polymerase II erkennt den Starter, gleitet über die DNA<br />
und synthetisiert die mRNA. So oft wie das Enzym einen Starter<br />
erkennt, so viele Proteine werden gebildet.<br />
RNA-Polymerase II besteht aus 5 Untereinheiten:<br />
α2ββσ<br />
σ bestimmt die Spezifität des Enzyms <strong>für</strong> ein Protein-Gen (=<br />
Erkennen eines Promotors). Über den σ-Faktor werden Umwelteinflüsse<br />
verarbeitet.<br />
Pribnow-Schaller-Box (liegt bei - 10 und - 35): Ort an dem der<br />
σ-Faktor angreift. Wenn die RNA-Polymerase II sich an die<br />
DNA gebunden hat, diffundiert der σ-Faktor ab.<br />
Eukaryoten: Goldberg-Hogness-Box (= TATA-Box) liegt 30<br />
Nukleotide vor dem Transkriptionsstart. Sie entscheidet über die<br />
Position der RNA-Polymerasen an der DNA.<br />
Ungefähr 50 weitere Proteine müssen in genau definierter Reihenfolge<br />
am Promotor binden, damit eine Transkription beginnen<br />
kann. Diese Proteine entsprechen dem σ-Faktor der Prokaryoten.<br />
Es sind Faktoren wichtig, die die Transkription ermöglichen:<br />
cis-Element und trans-Faktor.<br />
Aktivierung der DNA<br />
TBP:<br />
- TATA-Box bindendes Protein<br />
- TBP ist ein Enzymkomplex aus TAFs<br />
- kann Aktivator- und Repressorfunktion haben<br />
TAF:<br />
- TATA-Box assoziierender Faktor<br />
- bisher sind 8 Faktoren bekannt<br />
- jeder TAF kann mit einem Aktivator-Protein in Wechselwirkung<br />
stehen<br />
Silencer: mindern die Aktivität<br />
Basalfaktoren RNA-Polymerase<br />
Proteine <strong>für</strong> die Positionierung des Enzyms<br />
Aktivatoren Proteine, die DNA erkennende Domänen haben,<br />
binden an bestimmte DNA-Erkennungsstellen<br />
beeinflussen TBP<br />
Coaktivatoren TAFs<br />
Repressoren verhindern die Aktivatorwirkung ( Silencer )<br />
2a.) Elongation<br />
Die Elongation erfolgt durch die RNA-Polymerase. Es sind<br />
nötig: UTP, ATP, GTP, CTP (Beendigung der Elongation bei<br />
Eukaryoten unbekannt).<br />
Bei Prokaryoten:<br />
1) GC-reiche, palindrome Sequenz<br />
Haarnadelausbildung<br />
RNA-Polymerase verliert die Affinität zur DNA<br />
2) Ausbildung einer Oligo-dT-Struktur: TTTTT
3) Protein bindet vermutlich an die Oligo-dT-Sequenz<br />
(Terminationsfaktor Rho)<br />
3) Posttranskriptionale Modifikationen der mRNA<br />
(Bei Prokaryoten keine Modifikation, da eine polycistronische<br />
mRNA entstanden ist).<br />
2b.) Reifung = processing of RNA (Eukaryoten)<br />
Entfernung der Introns<br />
1) „cap“-Struktur wird am 5´-Ende angeheftet. Sie tritt in Wechselwirkung<br />
mit den Ribosomen.<br />
2) Anheften von der Poly-A-Sequenz am 3´-Ende.<br />
Die Poly-A besteht aus 20 bis 200 Adenyl-Resten, die an die<br />
RNA gebunden werden. Die Länge der Poly-A-Kette bestimmt<br />
die Stabilität der mRNA. Bei jeder Translation am Ribosom<br />
werden einige Adenylat-Reste abgespalten. Es kann so lange<br />
eine Translation erfolgen, wie die Poly-A-Kette noch existiert.<br />
Danach wird die mRNA abgebaut.<br />
a) AAUAAA: Erkennungsstelle <strong>für</strong> die Poly-A-Polymerase,<br />
wenn der Erkennungsfaktor PABP (Poly-A-bindendes Protein)<br />
gebunden ist.<br />
b) Anheftung der Adenin-Nukleotide<br />
3) Splicing = Spleißen<br />
Die RNA wird aufgespalten, die Introns werden entfernt und die<br />
übrig bleibenden Exons werden zusammen gefügt. Die Introns<br />
sind 65 bis 10.0000 Nukleotide lang. Da<strong>für</strong> ist die small nuclear<br />
RNA (= snRNA, Spleißosom, snRNPs, Nukleokernpartikel)<br />
notwendig. Sie besteht aus 1 bis 2 RNA-Molekülen.<br />
a) Die beiden Untereinheiten binden an verschiedenen Stellen<br />
der mRNA, an Übergängen von Exonen zu Intronen. Jedes<br />
Intron beginnt mit dem Code: GU und endet mit dem Code AG.<br />
Die Untereinheit 1 erkennt den Beginn eines Introns und löst<br />
hier die Bindung. Die Untereinheit 2 bindet an einem Adenosin,<br />
das ca. 20 Basen vor dem Ende des Introns liegt.<br />
Weitere snRNPs spalten das Lasso am Ende des Introns ab und<br />
verknüpfen die übrigbleibenden Exone.<br />
4) Bildung von Informeren: Proteine assoziieren mit der mRNA,<br />
und danach wird sie aus dem Zellkern heraus zu den Ribosomen<br />
transportiert.<br />
rRNA: besteht aus verschiedenen RNA-Abschnitten : 3´- 18S<br />
RNA - 5,8S RNA - 28S RNA - 5S RNA -5´<br />
Zwischen den rRNA-Abschnitten liegen Spacer, die entfernt<br />
werden. Diesen Vorgang katalysiert die RNA selbst (Autokatalyse).<br />
tRNA: Die Spacer werden autokatalytisch entfernt und die tRNA<br />
wird modifiziert.<br />
Basen können bis zu 50 Modifikationen unterliegen.<br />
Die wenigen Unterschiede in der Transkription zwischen Pro-<br />
und Eukaryoten können in der Medizin ausgenutzt werden.<br />
Medikamente und ihre Wirkungen<br />
Medikament Wirkung Einsatz<br />
Rifamicin B Initiationshemmung Behandlung bakteri-<br />
Rifampicin (halb- der Transkription bei eller Infektionen<br />
synthetischesDeri- Prokaryoten aber nicht<br />
vat)<br />
bei Eukaryoten<br />
Aktinomycin D Bindung und Vernet- Tumortherapie,<br />
(2 cyclische Pentazung von DNA bei experimentell im<br />
peptide und Phenax- Pro- und Eukaryoten Labor, um zu erforazon)schen,<br />
ob ein Effekt<br />
in der Zelle proteinabhängig<br />
ist.<br />
Mitomycin Bindung und Vernetzung<br />
von DNA bei<br />
Pro- und Eukaryoten<br />
Tumortherapie<br />
α-Amanitin<br />
bindet RNA-<br />
(Gift des grünen Polymerase II irreverKnolsibellenblätterpilzes)<br />
führt zum Tod<br />
Die meisten Hemmstoffe der Transkription werden aus Pilzen<br />
gewonnen (Streptomyces spec.).<br />
10. Replikation, Transkription, Translation<br />
Translation<br />
Bei Eukaryoten ist die Translation räumlich und zeitlich von der<br />
Transkription getrennt.<br />
Bei Prokaryoten beginnt die Translation schon während der<br />
Transkription.<br />
Die Translation findet an den Ribosomen in Cytoplasma statt.<br />
Translation bei Eukaryoten<br />
An der Translation sind beteiligt:<br />
1) Ribosomen: 80 S (60 S - und 40 S - Untereinheiten). Im Hepatozyten<br />
sind bis zu 1 Mio. Ribosomen lokalisiert.<br />
2) mRNA: bestimmt bei der Translation die Aminosäuresequenz.<br />
Sie ist mit Ausnahme einiger Viren universell, kommafrei und<br />
nicht überlappend. Der Lesebeginn ist immer AUG (codiert<br />
Methionin, „wobble base“). Das Stop-Codon ist:<br />
- UAA (Ochre)<br />
- UAG (Amber)<br />
- UGA (Opal)<br />
3) tRNA: transportiert die aktivierten Aminosäuren zu den<br />
Ribosomen. Die tRNA enthält das Komplementärtriplett zu der<br />
mRNA (Anticodon). Die aktivierte Aminosäure ist am 3´- Ende<br />
gebunden. Für eine Aminosäure gibt es ca. 6 verschiedene<br />
tRNAs.<br />
4) Aminosäuren<br />
5) Aminoacyl-tRNA-Synthetasen: verknüpfen die Aminosäure<br />
mit der entsprechenden tRNA unter ATP-Verbrauch. Es entsteht<br />
eine aktivierte Aminosäure.<br />
6) Proteine, die nur kurzzeitig an den Ribosomen binden und<br />
wieder abdiffundieren (Translationsfaktoren).<br />
7) Chaperone: verantwortlich <strong>für</strong> die Proteinkonformation.<br />
Aktivierung von Aminosäuren<br />
Die Aktivierung der Aminosäuren ist eine stark endergone<br />
Reaktion.<br />
1) Aminosäure + ATP → Aminoacyl-AMP + PPi<br />
2) Aminoacyl-AMP + tRNA ↔ Aminoacyl-tRNA + AMP<br />
Die 2. Reaktion wird durch Aminoacyl-tRNA-Synthetase katalysiert.<br />
Die Aminosäure wird am 3´-Ende der tRNA gebunden.<br />
Das 3´-Ende lautet immer CAA. Das Aminosäureacyl-AMP<br />
kann auf das endständige Adenosin übertragen werden, indem<br />
die OH-Gruppe der Aminosäure hier bindet.<br />
Alle tRNAs, die die gleiche Aminosäure tragen, werden von<br />
einer Synthetase umgesetzt.<br />
Erkennungsmechanismen:<br />
1) mRNA ↔ tRNA (Codon - Anticodon)<br />
2) Aminoacyl-tRNA-Synthetase ↔ tRNA (Paracodon)<br />
Dieser Erkennungsmechanismus heißt auch second genetic code.<br />
Ablauf der Translation<br />
1) Initiation:<br />
Initiationsfaktoren (IF 1, 2, 3)<br />
Initiationsfaktoren des Eukaryoten: EIF 1, 2, 3<br />
Ablauf am Beispiel von E. coli:<br />
a) Bildung des Initiationskomplexes<br />
IF 1:<br />
Das Ribosom dissoziiert in beide Untereinheiten, dabei bindet IF<br />
1 an die kleinere Untereinheit.<br />
IF 3:<br />
verhindert die Assoziation der beiden Untereinheiten und damit<br />
die Bildung inaktiver Ribosomen.<br />
Die mRNA wird mit der Shine-Dergano-Sequenz an die kleine<br />
Untereinheit gebunden und damit so plaziert, daß das Startcodon<br />
AUG immer an der richtigen Stelle liegt. Ausbildung des Prä-<br />
Initiationskomplexes<br />
IF 2:<br />
hat intern GTP gebunden. Der Faktor transportiert die tRNA<br />
(pternärer Komplex: GTP + IF 2 + tRNA). Erkennung des<br />
Initiationscodons AUG, die tRNA mit Formyl-Methionin wird<br />
am Startcodon plaziert.<br />
Es entsteht ein aktives Ribosom. Die Energie wird bei der Hydrolyse<br />
des GTP frei, die Initiationsfaktoren diffundieren ab, die<br />
große Untereinheit bindet an die kleine.<br />
Das Ribosom hat zwei Bindungsstellen:<br />
A-Stelle <strong>für</strong> die Aminoacyl-tRNA<br />
33
P-Stelle <strong>für</strong> die Peptidyl-tRNA (hier liegt die wachsende Peptidkette).<br />
2) Elongation: Bei der Elongation wirken verschiedene Elongationsfaktoren.<br />
EF-TU:<br />
transportiert die AA-tRNA und GTP als pternären Komplex und<br />
führt die AA-tRNA an die A-Stelle am Ribosom. Dabei wird<br />
GTP hydrolysiert und EF-TU wird von der tRNA gelöst.<br />
EF-TS:<br />
tauscht GDP gegen GTP am EF-TU aus, so daß EF-TU wieder<br />
an eine tRNA binden kann (Zyklus).<br />
Die -NH2-Gruppe der Aminosäure 3 greift das β-C-Atom der<br />
Aminosäure 2 nucleophil an. Die tRNA-Aminosäure 2-Bindung<br />
wird gelöst, es wird eine OH-Gruppe an der Aminosäure 2<br />
gebildet, die wiederum eine Peptidbindung mit der -NH2-<br />
Gruppe der Aminosäure 3 eingeht.<br />
EF-G:<br />
entfernt die freie tRNA von der P-Stelle. Die notwendige Energie<br />
stammt von der Hydrolyse eines GTP.<br />
Die Elongation läuft bis zum Auftreten des Stop-Codons ab.<br />
3) Termination:<br />
Die Terminationsfaktoren erkennen das Stop-Codon. H2O wird<br />
aktiviert und die Bindung zwischen tRNA und der Peptidkette<br />
wird hydrolysiert. Dadurch wird die Peptidkette freigesetzt.<br />
Terminationsfaktoren:<br />
R1 erkennt UAA, UAG<br />
R2 erkennt UAA, UGA<br />
R3 erkennt UAG; UGA<br />
Energie- und Zeitbedarf der Proteinsynthese:<br />
Die Proteinsynthese verbraucht pro Peptidbindung 4 ATP:<br />
1) Aminosäure-Aktivierung: 2 ATP pro Aminosäure<br />
2) Initiation: 1 ATP <strong>für</strong> Positionierung der Aminosäure an der<br />
tRNA<br />
3) Elongation: 1 ATP <strong>für</strong> die Entfernung der tRNA von der P-<br />
Stelle am Ribosom<br />
Beispiel: Hämoglobin hat pro Mol 570 Peptidbindungen. Zu<br />
seiner Synthese sind also 2280 Mol ATP nötig<br />
Die α-Kette des Hämoglobins wird in 180 Sekunden synthetisiert<br />
(= 145 Peptidbindungen).<br />
Also braucht die Ausbildung einer Peptidbindung etwas mehr<br />
als eine Sekunde.<br />
Täglich werden 2,4 Mio. Erythrozyten neu synthetisiert, in<br />
denen 280 Mio. Hämoglobin-Moleküle pro Erythrozyt lokalisiert<br />
sind.<br />
Abbau fehlgebildeter Proteine<br />
Das Protein wird unter ATP-Verbrauch mit Ubiquitin markiert<br />
und enzymatisch abgebaut.<br />
Posttranslationale Modifikation<br />
1) terminales Methionin wird abgespalten (AUG-Sequenz).<br />
Enzym: Aminopeptidase<br />
2) Ausbildung von Disulfidbrücken durch Oxidation von Cystein.<br />
3) Hydroxylierung (z.B. Kollagene: Prolin wird zu Hydroxyprolin;<br />
Lysin wird zu Hydroxylysin).<br />
4) Anheftung von Polysacchariden im Endoplasmatischen Retikulum<br />
oder Golgi-Apparat meistens an Asparagin, Serin,<br />
Threonin.<br />
5) Anheften prosthetischer Gruppen<br />
6) reversible (De-) Phosphorylierung (Einfluß auf die Enzymaktivität<br />
einiger Enzyme).<br />
7) limitierte Proteolyse (bei allen Verdauungsenzymen =<br />
Zymogene).<br />
Ribosomen-unabhängige Peptidsynthese<br />
1) Gluthation-Synthese im Erythrozyten<br />
2) Gramicidin S-Synthese des Bacillus brevis<br />
34<br />
10. Replikation, Transkription, Translation<br />
Gramicidin S kann als Antibiotikum und als Ionentransporter<br />
eingesetzt werden.<br />
Hemmstoffe der Translation<br />
Ricin (aus Ricinus communis) wirkt toxisch, wenn es aus dem<br />
grünen Samen stammt. Es ist dem Diphterietoxin sehr ähnlich.<br />
Als Lectin besteht es aus 2 Polypeptidketten, A und B, die<br />
glycosidiert sind und über Disulfidbrücken mit einander verbunden<br />
sind.<br />
a) Kette B dringt in die Zelle ein.<br />
b) Kette A bindet irreversibel am Ribosom, das inaktiviert<br />
wird, und der Elongationsfaktor 2 kann nicht mehr binden.<br />
Weitere: Tetracyclin, Streptomycin, Puromycin, Chloramphenikol,<br />
Erythromycin<br />
Synthese von Sekretproteinen<br />
Die Synthese findet am rauhen Endoplasmatischen Retikulum<br />
statt.<br />
Theorie nach BLOBEL und DOBBERSTEIN: Die Information<br />
über den Zielort eines Proteins muß in der Polypeptidkette<br />
enthalten sein.<br />
Die Signalsequenz liegt am N-terminalen Ende des Proteins. Sie<br />
besteht aus 15 bis 35 Aminosäuren und wird als hydrophober<br />
Stretch bezeichnet.<br />
Das entstehende Protein wird am Beginn der Aminosäurekette<br />
vom SRP erkannt und gebunden. Dadurch wird die Synthese<br />
arretiert.<br />
Das SRP bindet an seinen Rezeptor, der auf dem Endoplasmatischen<br />
Reticulum sitzt (Ausbildung des rER). Durch<br />
diesen Mechanismus wird die Membran geöffnet und die Aminosäurekette<br />
gelangt ins Innere des ER. Die Arretierung der<br />
Synthese wird aufgehoben, indem der SRP abgelöst wird und<br />
neue Peptidsequenzen binden kann (Zyklus). Die Proteinsynthese<br />
geht nun direkt ins ER hinein.<br />
Im ER wird die Signalsequenz am Proteinanfang abgespalten<br />
(Enzym: Signalsequenzpeptidase).<br />
Wenn die Proteinsynthese abgeschlossen ist diffundiert das<br />
Ribosom vom ER ab und steht der Biosynthese neuer Proteine<br />
zur Verfügung (Zyklus).<br />
Regulation der Genexpression<br />
Während der ontogenetischen Differenzierung wird die Genexpression<br />
ständig kontrolliert. Diese Differenzierung ist außer<br />
bei der Zellvermehrung irreversibel.<br />
Differenzierte Zellen sind in der Lage, auf bestimmt extrazelluläre<br />
Signale mit einer bestimmten Genexpressionsänderung<br />
zu reagieren.<br />
Bei Prokaryoten ist die Adaptation an äußere Einflüsse sehr<br />
groß.<br />
Die Regulation erfolgt fast ausschließlich auf der<br />
Transkriptionsinitiationsebene.<br />
1) Promotor-Struktur: Pribnow-Schaller-Box<br />
2) RNA-Polymerase-Komplex: Die Geschwindigkeit des Enzyms<br />
und seine Affinität zum Promotor werden durch Modifikationen<br />
beeinflußt:<br />
a) Phosphorylierung<br />
b) ADP-Ribosylierung<br />
c) Bindung niedermolekularer Effektoren (Tetraguanosinphsophat<br />
ppGpp)<br />
3) alternative σ-Faktoren beeinflussen die Affinität am Promotor<br />
4) Drosselung durch Repressoren<br />
5) Aktivierung durch Aktivatoren<br />
6) Helixität (Verdrillung der Helices) wird durch Gyrasen beeinflußt<br />
Operon-Modell<br />
Operon<br />
polycistronische mRNA<br />
Regulatorgene<br />
Ein Operon wird von Regulatoren gemeinsam reguliert. Die<br />
Regulatorgene können weit vom Operatorgen entfernt liegen.
Ihre Produkte wirken auf den Operator. Die Bindung der RNA-<br />
Polymerase wird beeinflußt (inhibierend/stimulierend).<br />
Effektoren: beeinflussen die Affinität des Regulatorproteins zum<br />
Operator als Induktoren (verhindern Bindung des Regulatorproteins<br />
am Operator) oder als Corepressoren (verhelfen zur<br />
Bindung am Operator).<br />
Alle katabolen Operone werden durch Repression gehemmt<br />
(negative Kontrolle). Wenn das abzubauende Substrat anwesend<br />
ist, wirkt es als Induktor und das Operon kann gelesen werden.<br />
Beispiel: Lactose-Operon<br />
Wenn keine Lactose da ist, sind die Gene durch Regulatorproteine<br />
am Operator reprimiert. Ist Lactose vorhanden, geht<br />
eine gering Lactosemenge in die Zelle hinein. Die Lactose wird<br />
zu Allolactose, die am Repressor bindet (Induktorfunktion) und<br />
entfernt den Repressor vom Operator. Die Enzymproduktion<br />
wird gestartet.<br />
Wenn extrazellulär ein hoher Glucosespiegel herrscht, entsteht<br />
eine positive Kontrolle:<br />
Die Glucose gelangt in die Zelle. cAMP (aus ATP durch Adenylatzyklase)<br />
wird an CAP gekoppelt. Der cAMP-CAP-Komplex<br />
bindet am Promotor und reguliert so die Enzymbildung (Beeinflussung<br />
der RNA-Polymerase-Affinität).<br />
Regulation auf posttranskriptionaler Ebene (Prokaryoten)<br />
1) Antisense RNA (Gegensinn RNA)<br />
Unter bestimmten Bedingungen wird eine der mRNA komplementäre<br />
RNA gebildet. Es bildet sich eine Doppelstrang-<br />
RNA, die inaktiv ist. Sie kann also nicht gelesen werden.<br />
a) osmoregulierende Membranproteine:<br />
Die Membranzusammensetzung wird reguliert, in dem die<br />
Synthese eines Proteins steigt und die eines anderen sinkt.<br />
b) mobile DNA-Elemente:<br />
bewirkt eine Antibiotikaresistenz<br />
Phagenreproduktion<br />
Es besteht die Hoffnung, Virusinfektionen durch Gabe von<br />
Antisense-mRNA zu behandeln, indem die Virusvermehrung<br />
verhindert wird.<br />
Außerdem sollen Tumorzellen phänotypisch zurückverwandelt<br />
werden, indem die Onkogenproduktion beeinflußt<br />
wird.<br />
2) Translationsrepressoren:<br />
Die Menge der rRNA und ribosomaler Proteine kann beeinflußt<br />
werden. Zur Bildung eines aktiven Ribosoms aus 2 Untereinheiten<br />
benötigt die Zelle äquimolare Mengen beider Untereinheiten.<br />
Wenn wenig rRNA vorliegt sind dementsprechend zuviel ribosomale<br />
Proteine vorhanden. Diese binden an ihrer eigenen<br />
mRNA und stoppen so die eigene Translation.<br />
Eukaryoten:<br />
1) Chromatinstruktur:<br />
Bei der Translation wird wahrscheinlich nur das H1 entfernt, die<br />
Nucleosome bleiben erhalten.<br />
a) Histonmodifikation: Acetylierung von Lysin<br />
b) H2A und Ubiquitin assoziieren abhängig vom Zellzyklus.<br />
c) DNA-Modifikationen: nach Methylierungen werden Gene<br />
nicht transkribiert.<br />
d) DNA-Rekombination: Durch Rekombination entstehen<br />
verschiedene Gene.<br />
Durch diesen Mechanismus ist die Antikörpervielfalt eines<br />
Organismus gewährleistet.<br />
Während der Reifung der B-Lymphozyten zu Plasmazellen wird<br />
die DNA umgelagert. Durch diese Rekombination entsteht völlig<br />
neue DNA und dadurch eine völlig neue Proteinstruktur in den<br />
variablen Komponenten eines Antikörpers.<br />
2) Transkription:<br />
Die Affinität der RNA-Polymerasen zur DNA sind hier wichtig.<br />
a) konstitutive cis-Elemente:<br />
Diese cis-Elemente sind vor den meisten Genen zu finden. Sie<br />
bestimmen die Expression von house keeping genes.<br />
- TATA-Box (TBP und TAFs binden hier)<br />
- GC-Box (Sp1-Faktor bindet hier)<br />
10. Replikation, Transkription, Translation<br />
b) regulatorische cis-Elemente: Vermitteln zwischen der Signaltransduktion<br />
von extrazellulär und der Genexpression<br />
Beispiel 1:<br />
Steroidhormone dringen direkt in die Zelle ein und vermitteln<br />
eine Antwort (siehe Hormone).<br />
GRE (glucocorticoid response element) besteht aus 6 bis 8<br />
Basen (häufig als Palindrom) in der DNA. Das Steroidhormon<br />
bindet an das GRE und verändert die Genexpression.<br />
Beispiel 2: Adrenalin, cAMP-response-element (CRE)<br />
Der Rezeptor ist mit einer Adenylatzyklase gekoppelt. Wenn<br />
Adrenalin am Rezeptor gebunden wird, erhöht sich der intrazelluläre<br />
cAMP-Spiegel.<br />
Am CRE bindet dann ein CREB-Element (cAMP-response<br />
element binding element). Dies geschieht dadurch, daß durch die<br />
cAMP-Bildung der Phosphatgehalt in der Zelle erhöht wird und<br />
das CREB-Element phosphoryliert wird.<br />
c) Enhancer (Verstärker)<br />
Enhancer entsprechen nicht den Aktivatoren der cis-Elemente<br />
. Sie wirken orientierungsunabhängig und entfernungsunabhängig.<br />
d) Transkriptionsfaktoren (TF)<br />
TFs sind DNA-bindende Proteine<br />
- Helix-turn-Helix, z.B. Homöobox-Proteine<br />
- zinc-finger-proteins: Diese Proteine enthalten in bestimmten<br />
Abständen eine Cys-His- oder eine Cys-Cys-Struktur. Diese<br />
Elemente bilden mit Zink-Ionen eine Fingerstruktur aus.<br />
- Amphiphile helikale Proteine<br />
a) Leucin-zipper (Zipper = Reißverschluß). Die Leucine stehen<br />
so übereinander, daß sie die Häkchen eines Reißverschlusses<br />
bilden (Dimer-Bildung).<br />
b) Helix-loop-helix-proteins<br />
3) Translation:<br />
a) Alternative Promotoren (gehören eigentlich nicht in die<br />
Kategorie der Translation, aber es gibt keine andere, bessere<br />
Zuordnung).<br />
Beispiel: Glucokinase<br />
1) Leberpromotor liegt unmittelbar vor den Strukturgenen<br />
2) β-Zell-Promotor liegt 10.000 kBp vor dem Strukturgen<br />
Die Enzyme unterscheiden sich in den ersten 12 Aminosäuren<br />
und sind daher zwei verschiedene Glucokinasen.<br />
b) Alternatives Splicing:<br />
Durch Weglassen von Exonen während des Spleißens entstehen<br />
verschiedene Proteine.<br />
c) mRNA-Stabilität:<br />
Die Stabilität wird durch verschieden lange Poly-A-Sequenzen<br />
und verschiedene Poly-A-bindende-Proteine (PABP) beeinflußt.<br />
d) Durch bestimmte extrazelluläre Signale wird eine bestimmte<br />
mRNA aus dem mRNA-Pool gepickt und bevorzugt abgelesen<br />
Beispiel: Ferritin ist ein Eisen-Speicherprotein, das bis zu 4.500<br />
Eisenatome speichern kann.<br />
Bei extrazellulären hohen Fe-Ionen-Konzentrationen bleibt zwar<br />
die Menge der Ferritin-mRNA konstant, die Ableserate ist aber<br />
stark erhöht.<br />
Dieser Mechanismus ist immer dann wichtig, wenn eine Zelle<br />
sehr schnell reagieren muß.<br />
Viren<br />
Viren benötigen <strong>für</strong> ihre Vermehrung eine Wirtszelle, weil sie<br />
auf deren Stoffwechsel angewiesen sind. Sie können nämlich<br />
nur ihr eigenes Erbmaterial reproduzieren.<br />
Es gibt RNA- und DNA-Viren.<br />
Jedes Virus braucht einen auf der Wirtszellmembran gelegenen<br />
Rezeptor, um an die Zelle andocken zu können und in sie einzudringen.<br />
Die Proteinhülle des Virus bestimmt seine antigene Wirkung<br />
und die Rezeptorspezifität zum Eindringen in die Zelle.<br />
Vermehrungszyklus:<br />
a) Frühphase: Andocken an den Rezeptor, Endozytose.<br />
b) Eklipse: Die Virus-Nukleinsäure ist äußerst aktiv. DNA wird<br />
in die Wirts-DNA eingebaut und sofort transkribiert. RNA wird<br />
zunächst durch die virale reverse Transkriptase zu DNA umgeschrieben<br />
und dann in die DNA eingebaut (nur bei Retroviren).<br />
c) Spätphase: Assoziation der Protein zum Virus, Ausschleusung<br />
aus der Zelle durch Wirtszellzerstörung oder Exozytose.<br />
35
Bekämpfung:<br />
1) Antikörper wirken nur, solange das Virus seine Proteinhülle<br />
hat<br />
2) Acyclovir® als Analog zum Guanosin<br />
11. Hormone<br />
36<br />
10. Replikation, Transkription, Translation<br />
Die Thymidinkinase phosphoryliert Guanosin. Bei Gabe von<br />
Acyclovir® bevorzugt das Enzym dieses Guanosinanaloge. Am<br />
Acyclovir® kann keine Kettenverlängerung stattfinden, so daß<br />
die Transkription abbricht.<br />
Historie<br />
1849 Berthold: Nach der Hodenentfernung und Wiedereinpflanzen in die Bauchhöhle eines Hahnes werden die Folgen<br />
einer Kastration verhindert. Berthold stellte die Theorie auf, daß bestimmte Stoffe humoral transportiert<br />
werden.<br />
1855 Addison: Nach der Zerstörung der Nebennierenrinde treten an anderen Orten Ausfallserscheinungen auf.<br />
1855 Bernard: Prägung des Begriffs "innere Sekretion" Definition: Unter innerer Sekretion versteht Bernard die<br />
Abgabe von Glucose aus Glycogen von der Leber ans Blut.<br />
1889 Brown-Sequard: Der Genuß von Stierhoden bewirkt die Wiedergewinnung der Manneskraft (Heute: dieses<br />
Phänomen beruht auf psychischen Faktoren).<br />
1905 Starling: prägt den Hormonbegriff anhand des Sekretins<br />
1914 Kendall: beschreibt die Schilddrüsenhormone<br />
1927 Harington führt weitere Untersuchungen an der Schilddrüse durch<br />
1921 Banting, Best: extrahieren Insulin<br />
1934 von Euler: beschreibt Prostaglandin<br />
Einteilung der Hormone:<br />
a) nach Organ der Produktion: glanduläre und aglanduläre<br />
Hormone<br />
b) nach Wirkungsort und Bildungsort:<br />
neurosekretorisch<br />
glandotrop (Wirkung auf Drüsen)<br />
glandulär (werden in Drüsen gebildet)<br />
Gewebshormone<br />
Mediatorstoffe<br />
c) nach Wirkungsweise:<br />
autokrin (Bildungs- und Wirkungsort liegen in der gleichen<br />
Zelle)<br />
parakrin (Bildungs- und Wirkungsort sind in benachbarten<br />
Zellen lokalisiert)<br />
endokrin (Bildungs- und Wirkungsort liegen weit von einander<br />
entfernt, und das Hormon muß über den Blutweg zum<br />
Wirkungsort gelangen)<br />
d) nach Hauptwirkung und Stoffwechsel:<br />
- Kontrolle energieliefernder Prozesse<br />
- Regulation von Wasser- und Elektrolythaushalt (Mineralocorticoide,<br />
Parathormon)<br />
- Wachstumsregulation (STH, Androgene)<br />
- Regulation der Fortpflanzung (Oestrogene, Gestagene, Androgene)<br />
- Bildung und Abgabe von Verdauungssekreten (Gastrin,<br />
Sekretin)<br />
- Tonusänderung im Gefäß- und Respirationssystem (Histamin,<br />
Serotonin, Prostaglandine)<br />
- Kontrolle der Zellteilung und -differenzierung (Lymphokine,<br />
Cytokine)<br />
e) nach chemischen Eigenschaften:<br />
- Proteine, Polypeptide<br />
- Oligopeptide<br />
- Aminosäure-Abkömmlinge (biogene Amine)<br />
- Steroide<br />
- Abkömmlinge von ungesäuerten Fettsäuren (Prostaglandine,<br />
Prostazykline, Thromboxane, Leukotriene, Lipoxine)<br />
Regulation der Hormonwirkung auf das Organ<br />
1) Rate der Synthese und/oder Sekretion des gespeicherten<br />
Hormons wird reguliert.<br />
Rückkopplungsregulation: (feed back)<br />
Hypothalamus<br />
↓<br />
Hypophysenvorderlappen<br />
↓<br />
Endorgan Rezeptorebene<br />
↓<br />
periphere Wirkung Rezeptorebene<br />
2) Regulation über spezielle Transportsystem im Blutplasma.<br />
Sexualhormone werden im Blut als inaktives, an Sexualhormon-bindendem<br />
Globulin (SHBG) transportiert. Ihre<br />
Wirkung wird über die Konzentration des SHBG kontrolliert.<br />
3) Konversion zur aktive(re)n Form am Wirkungsort<br />
Beispiel: Tetrajodthyronin (T4)<br />
Dejodierung am Ort der Wirkung in der Peripherie<br />
Trijodthyronin (T3) (10 mal wirksamer als T4)<br />
4) Hormonspezifische Rezeptoren in Plasmamembranen, Zytosol<br />
oder Zellorganellen (können von Gewebe zu Gewebe differieren)<br />
Up-Regulation: Wenn wenig Hormon im extrazellulären<br />
Raum vorliegt, bildet die Zelle viele Rezeptoren an ihrer<br />
Oberfläche aus, um die wenigen Hormonmoleküle zu erwischen.<br />
down-Regulation: Wenn viel Hormon im Extrazellulärraum<br />
vorliegt, müssen nur wenige Rezeptoren an der Zelloberfläche<br />
sein.<br />
Dieser Mechanismus liefert eine große Variationsbreite.<br />
Die maximale Hormonwirkung kann schon mit wenig Hormon<br />
erreicht werden (Insulin).<br />
Eine Variabilität ist außerdem durch unterschiedliche Affinität<br />
des Hormons zum Rezeptor gegeben.<br />
5) Post-Rezeptorregulation<br />
6) Abbau und Halbwertszeit (Abbau gewöhnlich in Niere und<br />
Leber)<br />
Allgemeine Wirkungsmechanismen<br />
- Hormonelles Signal (gelangt häufig an Rezeptoren)<br />
- Transduktion (Informationsumschreibung in der Zelle)<br />
- Amplifikation (Verstärkung)<br />
- Wirkung (Enzymbildung, Regulation der Enzymaktivität,<br />
Beeinflussung von Transportvorgängen)<br />
- Metabolischer Effekt<br />
Kontrolle:<br />
1) Transkriptionskontrolle: Induktion der Enzymsynthese auf<br />
Zellkernebene<br />
Zellmembran<br />
Entweder gelangt der Hormon-Rezeptor-Komplex in den Zellkern<br />
und wirkt dort, oder an der Zellkernmembran sind spezielle<br />
Hormonrezeptoren.<br />
2) Translationskontrolle: Stimulation der Enzymsynthese auf<br />
ribosomaler Ebene.<br />
3) allosterische Effektorwirkung des Hormons am Enzym.<br />
4) Hormonaktion auf der Membranebene (z.B. Beeinflussen der<br />
Permeabilität)
5) Hormonale Aktionen unter Vermittlung von zyklischen<br />
Nucleotiden (cAMP) oder anderen second messengern.<br />
6) Hormonaktion auf mitochondrieller Ebene (Energiestoffwechselkontrolle).<br />
Beispiel: Schilddrüsenhormone<br />
Second Messenger<br />
1) Ca 2+ -Calmodulinsystem<br />
Hormonbindung<br />
↓<br />
Öffnung von Ca 2+ -Kanälen in der Zellmembran<br />
↓<br />
Ca 2+ -Einstrom in die Zelle<br />
4 Ca 2+ -Atome binden an ein Mol Calmodulin (Calmodulin:<br />
Troponin C - ähnlich siehe Muskel)<br />
Ca 2+ -Calmodulin-Komplex wirkt als allosterischer Effektor aktivierend<br />
oder hemmend auf:<br />
Proteinkinasen<br />
Phosphorylasekinase<br />
Adenylatcyklase<br />
Phosphodiesterase<br />
Sekretion von in Granula gespeicherten Hormonen<br />
In Psychopharmaka wirkt Protaphinin, ein Phenothiazin.<br />
Es bindet ans Calmodulin und verdrängt so das Calcium. Dieser<br />
Mechanismus bewirkt die Calciumfreisetzung aus intrazellulären<br />
Speichern.<br />
2) Catecholamine (Noradrenalin, Adrenalin, Dopamin)<br />
Theorie nach Berridge und Irvine (1984 )<br />
Das Hormon bindet am Rezeptor.<br />
Der turn-over von Phosphatidylinositol wird erhöht.<br />
PIP2 setzt DAG und PI3 frei, die beide second messenger sind.<br />
Diese Spaltung wird von Phospholipase C katalysiert. Aus PI3<br />
1. Hypothalamus<br />
Der Hypothalamus ist ein kleines, ca. 5g schweres Organ im<br />
Diencephalon mit unscharfen Grenzen. Er ist ein vermittelndes<br />
Organ zwischen Großhirnrinde und Körper.<br />
Funktionen:<br />
Regulation der Homöostase<br />
Integrative Funktionen (vegetativ, somatisch und hormonell)<br />
Hormonelle Funktionen:<br />
Der Hypothalamus setzt über Neurosekretion Statine (inhibitorisch<br />
wirkenden Hormone) und Liberine (aktivierend wirkende<br />
Hormone) frei.<br />
Liberine<br />
Hormon Wirkung (anregend) chemische Natur<br />
TRH<br />
auf Hypophysenvor- Tripeptid<br />
Thyreotropin-releaderlappen (HVL) TSH- Pyroglut-His-Prol<br />
sing-hormon<br />
Ausschüttung<br />
LHRH Luteinisieren- auf HVL Decapeptid<br />
des Hormon -relea- LH- und FSHsing<br />
Hormon<br />
Ausschüttung<br />
CRH Corticotropin- HVL: ACTH- Polypeptid aus ca.<br />
releasing hormon Ausschüttung 40 Aminosäuren<br />
GHRH growth hor- HVL : STH-Ausschüt- Polypeptid aus ca.<br />
mon releasing hormontung<br />
40 Aminosäuren<br />
PRH Prolactin relea- HVL :Prolactinsing<br />
hormon<br />
Ausschüttung<br />
2. Hypophyse<br />
[Die Abkürzungen von Hormonen werden bei der Besprechung<br />
des jeweiligen Hormons erläutert].<br />
Die Hypophyse besteht aus Neurohypophyse (im Hinterlappen)<br />
und Adenohypophyse aus Vorderlappen und Pars intermedia.<br />
Die Adenohypophyse stammt embryologisch aus der Rathke´schen<br />
Tasche (Epithelgewebe).<br />
11. Hormone - Hypothalamus<br />
wird IP2 und daraus IP. Um neues Phosphatidylinositol bilden<br />
zu können muß immer dieser Weg durchlaufen werden. PI3 und<br />
DAG realisieren die Botschaft, die auf die Zellmembran getroffen<br />
ist.<br />
Lithium wirkt inhibitorisch auf die Freisetzung von Inositol aus<br />
Inositolphosphat, so daß es als Wirkstoff gegen Depressionen<br />
eingesetzt werden kann.<br />
3) Als weiterer second messenger ist Inositolglycan bekannt, das<br />
bei der Hydrolyse von Phosphatidylinositolglycan entsteht.<br />
4) zyklische Nukleotide (cAMP, cGMP)<br />
Bestimmung von Hormonen<br />
1) Biologische Bestimmung:<br />
Wirkung auf<br />
- Gesamtorganismus<br />
- Teilfunktionen des Organismus<br />
- Enzymaktivität<br />
- Metabolite<br />
1928 spritzten ASCHHEIM und ZONDER jungen, nicht geschlechtsreifen<br />
Mäusen den Urin schwangerer Frauen. In den<br />
Ovarien der Mäuse bildeten sich Reaktionen aus, die sonst nur<br />
bei geschlechtsreifen Tieren ablaufen.<br />
Somit war ein Schwangerschaftstest möglich.<br />
Galli-Mainini-Test:<br />
Männlichen, heimischen Erdkröten wird der Urin schwangerer<br />
Frauen gespritzt. Die Schwangerschaftshormone induzieren eine<br />
Spermaabgabe.<br />
2) Chemische Bestimmung:<br />
Abbauprodukte von Hormonen können im Urin nachgewiesen<br />
werden (17-Oxo-/Ketosteroide).<br />
3) Immunologische Bestimmung:<br />
RIA, EIA, ELISA, LIA (siehe Einführung ins Praktikum).<br />
Statine<br />
Hormon Wirkung (hemmend) chemische Natur<br />
GHIH growth hor- auf STH- und Soma- Polypeptid aus 14<br />
mon inhibiting tostatin-Ausschüttung Aminosäuren<br />
hormon<br />
in Pankreas und HVL<br />
PIH Prolactin inhibi- HVL Prolactin- Dopamin<br />
ting hormon<br />
Ausschüttung<br />
MIF Melanozyten MSH des Hypothala-<br />
inhibiting hormon mus wird gehemmt<br />
(Melanozyten stimulierendes<br />
Hormon)<br />
Bildung des TRH im Hypothalamus (nach GUILLIMIN und<br />
SCHALLY)<br />
Oxytocin und Vasopressin werden hier ebenfalls produziert,<br />
aber erst in der Hypophyse ausgeschüttet (Hypothalamisch-<br />
Hypophysäres System).<br />
Kinder ohne Hypophyse werden nie geschlechtsreif und sind im<br />
Wachstum stark beeinträchtigt.<br />
Bei Erwachsenen ohne Hypophyse bilden sich die Gonaden<br />
zurück, und alle Drüsen, die von Hormonen des HVL beeinflußt<br />
werden, verlieren ihre Funktion. Es kommt zu schweren Stoffwechselstörungen<br />
in allen Bereichen.<br />
37
Adenohypophyse<br />
Der HVL nimmt 70 % der Hypophyse ein. Er besteht aus neutrophilen,<br />
basophilen und azidophilen Zellen (vergleiche Histologie).<br />
Es werden 3 Stoffwechselhormone (STH, TSH, ACTH) und 3<br />
gonadotrope Hormone (FSH, LH, Prolactin) gebildet und sezerniert.<br />
STH<br />
Somatotropes Hormon (= GH - growth hormon)<br />
Eigenschaften:<br />
Proteohormon (188 Aminosäuren) mit zwei Disulfidbrücken<br />
innerhalb der Kette (intrachenar)<br />
MG = 20 000 (Mensch)<br />
hohe Artspezifität<br />
Bildungsort:<br />
azidophile Zellen des HVL<br />
Hier in Konzentrationen im mg-Bereich sonst im µg-Bereich.<br />
Wirkung:<br />
1) STH wirkt auf Somatomedine. Somatomedine sind Polypeptide,<br />
die in der Leber produziert werden. Sie bewirken eine<br />
Zunahme der DNA-Synthese und beeinflussen somit das<br />
Wachstum:<br />
a) Stimulation der Zellteilung in der Epiphysenfuge (Längen-<br />
und Dickenwachstum von Knochen).<br />
b) Stimulation der Synthese von Grundsubstanzen (Kollagen,<br />
sulfatierten Proteoglycanen).<br />
c) Die Voraussetzungen <strong>für</strong> die Calzifizierung des Knorpels<br />
wird geschaffen.<br />
2) STH wirkt auf den Proteinstoffwechsel. Stimulation von<br />
mRNA-Synthese und Aminosäureinkorporation. Die Stickstoffbilanz<br />
ist positiv.<br />
3) STH wirkt auf den Lipidstoffwechsel:<br />
a) Lipidsynthese wird gehemmt: Fettsynthese und Einbau<br />
der Fettsäuren in Lipide wird gehemmt.<br />
b) schwache lipolytische Wirkung<br />
4) STH wirkt auf den Kohlenhydratstoffwechsel:<br />
a) Insulinantagonist im Muskel<br />
b) Stimulation des Glucagonausstoßes<br />
c) Verminderung des Insulinwirkungsgrades<br />
In der Leber ist der Glycogen-Spiegel hoch, der durch die<br />
erhöhte Gluconeogenese stimuliert wird.<br />
5) STH wirkt auf den Mineral- und Wasserhaushalt:<br />
a) Retention von Na, K und Ca wird erhöht<br />
b) der Wassergehalt im Gewebe wird erhöht (zum Teil auch<br />
durch erhöhte Glucosaminoglycanbildung).<br />
6) STH wirkt auf die Erythropoese<br />
a) Die Anzahl der Reticulozyten wird erhöht.<br />
7) Durch strukturelle Ähnlichkeiten des STH mit Prolactin<br />
und Plazenta-Lactogen wird das Wachstum der weiblichen<br />
Brust stimuliert.<br />
Die STH-Produktion wird über GHRH (growth hormon releasing<br />
hormon) angeregt.<br />
Die STH-Sekretion wird durch Somatostatin vermindert (delta-<br />
Zellen des Pankreas)<br />
Pathologische Mengen von STH bewirken:<br />
STH-Spiegel zu hoch:<br />
a) diabetogene Wirkung (synthetisch hergestelltes STH wirkt<br />
nicht diabetogen)<br />
b) Bei einer HVL-Überfunktion entsteht ein azidophiles Adenom.<br />
Auswirkungen vor der Pubertät: Riesenwuchs<br />
nach der Pubertät: exzessives Wachstum der Körperspitzen<br />
(Akromegalie), Blickdiagnose: langes, spitzes Kinn, große<br />
Nase, große Hände und Füße.<br />
c) HVL-Unterfunktion<br />
Auswirkungen vor der Pubertät: hypophysäre Nanosomie<br />
(Zwergwuchs) mit proportionalem Wachstum und normaler<br />
Intelligenz.<br />
Therapie: Gabe von synthetischem STH bis die Epiphysenfugen<br />
geschlossen sind.<br />
nach der Pubertät: Panhypopituitarismus (Unterentwicklung<br />
der gesamten Hypophyse), so daß alle von der Hypophyse<br />
abhängigen Drüsen involutieren (Simon´sche Krankheit).<br />
38<br />
11. Hormone - Hypophyse<br />
Shehan-Syndrom: nach großem Blutverlust mit Unterversorgung<br />
der Hypophyse sterben die Zellen ab. Bei Frauen<br />
werden die sekundären Geschlechtsmerkmale zurück gebildet.<br />
Nach einer Therapie mit Hormonen und dem Einleiten einer<br />
Schwangerschaft werden neue Hypophysenzellen gebildet.<br />
TSH<br />
Name: Thyroidea-stimulierendes Hormon<br />
Eigenschaften:<br />
- Glycoprotein mit einem Kohlenhydratanteil von 8%<br />
- Molekulargewicht ca. 30 000<br />
- besteht aus 2 Untereinheiten αβ<br />
TSHα ist mit Aminosäuresequenzen des LH, HCG und des<br />
FSH identisch, TSHβ bestimmt die biologische Spezifität<br />
Bildungsort:<br />
basophile Zellen des HVL<br />
Wirkung:<br />
1) Stimulation der Schilddrüse (verstärkte Durchblutung)<br />
2) Vergrößerung der Schilddrüse<br />
3) Die Höhe des Follikelepithels nimmt zu<br />
4) Stimulation der Jodit-Aufnahme<br />
5) Stimulation der Thyreoglobulinsynthese<br />
6) Anstieg der T4 und T3-Konzentration<br />
Wirkmechanismus :<br />
TSH bindet an einen Membranrezeptor, der die Adenylatzyklase<br />
aktiviert. Es wird cAMP gebildet, das als second messenger<br />
wirkt.<br />
TRH (Thyreotropin-releasing hormon) stimuliert die TSH-<br />
Bildung und Ausschüttung.<br />
Somatostatin hemmt die Sekretion des TSH.<br />
Als Regelgrößen dieses Regelkreises fungieren die T4 und T3 -<br />
Konzentrationen im Blut und der Joditspiegel.<br />
Klinik:<br />
TSH-Tests zur Unterscheidung von primärer und sekundärer<br />
Schilddrüsenunterfunktion.<br />
Nach Gabe von TSH:<br />
1) TSH führt nicht zu einem Anstieg der Schilddrüsenhormone<br />
im Blut → primäre Schilddrüsenstörung (Die<br />
Schilddrüse selbst ist nicht funktionstüchtig).<br />
2) TSH führt zu einem Anstieg der Schilddrüsenhormone im<br />
Blut → sekundäre Schilddrüsenstörung (die Hypophyse ist in<br />
ihrer Funktion gestört).<br />
TRH-Test: Es kann zwischen einen Hypophysen- und Hypothalamus-Defekt<br />
unterschieden werden.<br />
Wenn nach TRH-Gabe der TSH-Spiegel ansteigt, ist der Hypothalamus<br />
gestört. Wenn der TSH-Spiegel nicht ansteigt, ist<br />
die Hypophyse gestört.<br />
ACTH<br />
Name: Adenocorticotropes Hormon<br />
Eigenschaften:<br />
Polypeptid aus 39 Aminosäuren<br />
Molekulargewicht 4 500<br />
Die ersten 23 Aminosäuren vom N-terminalen Ende sind biologisch<br />
aktiv.<br />
Die ersten 13 Aminosäuren sind mit MSH identisch.<br />
Bildungsort:<br />
- basophile Zellen des HVL<br />
- Plazenta<br />
- kleine Mengen im HHL<br />
Wirkung:<br />
1) Stimulation der Glucocorticoid-Synthese in der Nebennierenrinde<br />
(NNR) Zona fasciculata<br />
2) Stimulation des Acetyl-CoA-Einbaus<br />
3) Stimulation von Hydroxylierungsreaktionen in der Niere.<br />
Dadurch Senkung des Vitamin C-Spiegels (Vitamin C wird<br />
<strong>für</strong> die Reaktion benötigt) .<br />
4) Stimulation der Proteinsynthese in der NNR<br />
5) Stimulation der Cortisol-Sekretion an der NNR<br />
6) leichte Stimulation von Bildung und Ausschüttung des Aldosterons<br />
in hohen Dosen<br />
Regulation:<br />
CRH (Corticotropin releasing factor) wird im Hypothalamus<br />
gebildet, besteht aus α1, α2 und β-Einheit und hat Ähnlichkeit
mit Vasopressin. Vasopressin wirkt auf ACTH-Ausschüttung<br />
und -Aktivierung.<br />
Biosynthese:<br />
Vorläufer: POMC (Proopiomelanocortin)<br />
besteht aus 265 Aminosäuren und ist Vorläufersubstanz <strong>für</strong> 6<br />
Hormone. Verschiedene Sequenzteile bestimmen verschiedene<br />
Hormone.<br />
Klinik: basophiles Adenom<br />
ACTH ist stark erhöht<br />
Morbus Cushing:<br />
Symptome: Vollmondgesicht, Stiernacken, Stammfettsucht,<br />
blaurote Striae am Abdomen, ACTH ist stark vermindert.<br />
Weist auf Zona fasciculata-Involution hin.<br />
Funktionsdiagnosen der NNR:<br />
1) ACTH-Gabe: Abbauprodukte im Harn erhöht (17 Hydroxycorticoide)<br />
physiologisch<br />
Gonadotropine<br />
11. Hormone - Hypophyse<br />
FSH, LH, Prolactin<br />
Alle drei Hormone wirken auf die Funktion und Reifung der Gonaden und der Brustdrüse<br />
FSH<br />
Name: Follikelstimulierendes Hormon<br />
Eigenschaften:<br />
Glycoprotein<br />
Molekulargewicht 25 000 bis 34 000<br />
Wirkung:<br />
1) bei Frauen: Beschleunigung des Follikelwachstums, Vorbereitung<br />
des Follikels auf die Wirkung des LH, Stimulation der<br />
Oestrogenproduktion und -freisetzung<br />
2) bei Männern: Stimulation der Spermiogenese, des Wachstums<br />
von Hoden- und Samenkanälchen<br />
Regulation:<br />
Gonadotropin releasing hormon stimuliert die FSH-Ausschüttung.<br />
Über einen negativen Feedback von Progesteron,<br />
Testosteron und FSH werden Hypothalamus und Hypophyse<br />
beeinflußt.<br />
LH / ICSH<br />
Name: Luteinisierendes Hormon/Zwischenzellstimulierendes<br />
Hormon<br />
Eigenschaften:<br />
Glycoprotein<br />
Molekulargewicht 22 800 bis 40 000<br />
Wirkung:<br />
1) bei Frauen: Beeinflußt die Follikelreifung, die Ovulation<br />
und die Entwicklung des Corpus luteum, Stimulation von<br />
Oestrogen- und Progesteron-Bildung, Stimulation von Androgen-Bildung<br />
im Stroma des Ovars<br />
2) bei Männern: Stimulation des Wachstums von Prostata,<br />
Samenbläschen und dem Vas deferens, Stimulation der Spermatogenese,<br />
Stimulation der Leydig´schen Zwischenzellen<br />
(Testosteron-Bildung)<br />
Klinik:<br />
Stein-Leventhal-Syndrom: Frauen haben große, graue und<br />
polyzystische Ovarien. Sie haben Menstruationsstörungen.<br />
Hirsutismus (starke Behaarung)<br />
Prolactin<br />
Eigenschaften:<br />
Polypeptid 198 AS<br />
Proteohormon<br />
Molekulargewicht 23 000<br />
dem STH sehr ähnlich<br />
Bildungsort:<br />
acidophile Zellen des HVL<br />
Wirkung:<br />
2) ACTH-Gabe: drastische Reduktion von eosinophilen Granulozyten<br />
(> 50%) physiologisch (Thorn-Test)<br />
3) Dexametason-Test:<br />
Dexametason ist ein synthetisches Glucocorticoid, das wirksamer<br />
als physiologische Glucocorticoide ist. Bei Gabe von<br />
Dexametason wird die ACTH-Produktion gesenkt und damit<br />
auch der Cortisol-Spiegel im Blut.<br />
Beim Cushing-Syndrom ist der feed-back-Mechanismus gestört<br />
und der Cortisolspiegel sinkt nicht ab.<br />
4) Metopiron-Test:<br />
Metopiron ist ein Pharmakon, das das Enzym L-Hydroxylase<br />
hemmt. Die Steroidproduktion wird also gesenkt. Als Reaktion<br />
ist Cortisol im Blut vermindert und die Hypophyse sezerniert<br />
vermehrt ACTH.<br />
1) bei Frauen: Aktivierung und Erhaltung des Corpus luteum.<br />
Die Progesteron-Bildung des Corpus luteum wird erhalten.<br />
2) bei Tieren: Proliferation des Brustdrüsengewebes, Erhaltung<br />
der Milchsekretion.<br />
3) bei Mann und Frau: anabole Wirkung auf das Wachstum.<br />
4) Da bei Frauen der Prolactin-Spiegel im Blut direkt nach der<br />
Geburt stark abfällt, hat Prolactin hier keinen Effekt auf die<br />
Milchbildung und -sekretion<br />
Kontrolle:<br />
Prolactin inhibiting factor hemmt die Bildung und Ausschüttung<br />
von Prolactin. Prolactin releasing factor stimuliert<br />
die Bildung und Ausschüttung von Prolactin. TRF stimuliert<br />
in hoher Konzentration. L-Dopa und verschiedene Mutterkornalkaloide<br />
hemmen die Bildung und Ausschüttung von Prolactin.<br />
Klinik:<br />
Prolactinom: bewirkt bei<br />
Frauen eine sekundäre Amenorrhoe (Aussetzen der Regelblutung)<br />
Männern Impotenz<br />
Die Gabe von Mutterkornalkaloiden (Secalealkaloide) bewirkt<br />
eine stundenlang Senkung des Prolaktinspiegels.<br />
[Mutterkorn: Auf Kornähren wachsen verschiedene Pilze (Secale<br />
cornutum, Claviceps purpurea), die das Korn lila bis schwarz<br />
färben. Sie bilden Ergotoxin, Ergotamin und Bromocriptin, die<br />
Krämpfe auslösen.]<br />
α-Lipotropine/β-Lipotropine<br />
Eigenschaften:<br />
β-Lipotropine bestehen aus 91 Aminosäuren<br />
α-Lipotropine bestehen aus 58 Aminosäuren<br />
Sie enthalten ein Heptapeptid, das auch im MSH enthalten ist.<br />
Bildungsort:<br />
HVL<br />
Wirkung:<br />
1) Stimulation der Lipolyse, dadurch erhöhte Konzentration an<br />
freien Fettsäuren, dies scheint keine oder nur gering physiologisch<br />
Bedeutung zu haben.<br />
2) b-Lipotropine scheint ein Praecursor des b-Endomorphins<br />
zu sein. β-Endomorphin, wirkt als „endogenes Opiat“. Es ist<br />
dem Opium sehr ähnlich, beide wirken am gleichen Rezeptor.<br />
Es gibt mindestens 4 Rezeptoren : m, d, e, k<br />
Zu den Endorphinen werden α-, β- und γ-Endorphine und die<br />
Enkephaline gezählt. Ihre Funktion ist die eines Neurotransmitters<br />
oder eines Neuromodulators. Sie können auch<br />
Hormonfunktionen haben wie Enkephaline<br />
39
Pars intermedia der Hypophyse<br />
bildet CLIP, MSH<br />
CLIP<br />
Name: Corticotropin like peptid (like = ähnlich)<br />
Bildung: Entsteht aus dem Präproopiotropin (siehe vorne)<br />
Vermutlich wirkt es auf das endokrine Pankreas.<br />
MSH<br />
Name : Melaninstimulierendes Hormon<br />
Eigenschaften:<br />
MSH wurde zuerst bei niederen Vertebraten entdeckt, die<br />
noch echte Mittellappen haben.<br />
Es besteht aus 2 Untereinheiten: α, β<br />
α: 13 Aminosäuren, die fast mit den ersten 13 Aminosäuren<br />
des ACTH identisch sind. Der Unterschied besteht nur in einem<br />
acetylierten Serin am N-terminalen Ende und einem Valin<br />
in Amidform am C-terminalen Ende.<br />
β: 22 Aminosäuren, von denen die 11. bis 17. Aminosäure mit<br />
ACTH identisch sind.<br />
Der Mensch hat hauptsächlich β-Untereinheiten.<br />
Daraus ergibt sich, daß ACTH geringe MSH-Wirkung hat.<br />
a MSH hat eine geringe ACTH-Aktivität, bMSH hat keine.<br />
40<br />
11. Hormone - Hypophyse<br />
Bildungsort:<br />
Pars intermedia der Hypophyse<br />
Wirkung:<br />
1) Bei Amphibien und Fischen:<br />
Stimuliert die Ausbreitung der Pigmentgranula in den Melanophoren<br />
der Haut.<br />
2) Bei Menschen ist die Funktion unklar. Es werden aber Melaninablagerungen<br />
in den Melanozyten gefunden.<br />
3) hemmt die Hydrocortison- und Cortisonsekretion.<br />
4) senkt die Nor-, Adrenalinwirkung.<br />
Kontrolle:<br />
Melanozyten releasing inhibiting hormon MRIH hemmt die<br />
MSH-Ausschüttung.<br />
Melanozyten releasing hormon stimuliert MRH die Ausschüttung.<br />
Klinik:<br />
Morbus Addison: Beim Ausfall der Nebennierenrinde findet<br />
keine Glucocorticoidsynthese statt, so daß ACTH und MSH<br />
erhöht sind. Die Haut ist daher sehr stark pigmentiert.<br />
Neurohypophyse<br />
Extrakte des HHL enthalten mindestens zwei wirksame Substanzen:<br />
Diese sind Vasopressin und Oxytocin.<br />
Beide Hormone werden im Hypothalamus gebildet (Nucleus supraopticus und Nucleus paraventricularis). Durch Neurosekretion gelangen<br />
sie zur Hypophyse, wo sie an Neurophysin I und II gebunden gespeichert werden. Die Sekretion erfolgt als freie Peptide. Die Hormone reichern<br />
sich in Niere, Mamma und Leber an.<br />
Vasopressin<br />
Antidiuretisches Hormon, ADH, Adiuretin<br />
Eigenschaften:<br />
Cyclopeptid mit einer HWZ von 3 bis 5 Minuten.<br />
Ein Teil des in der Leber gespeicherten Vasopressins wird mit<br />
dem Urin ausgeschieden.<br />
Formel:<br />
Cys-Tyr-Phe<br />
| |<br />
S |<br />
| |<br />
S |<br />
| |<br />
Cys-Asn-Gln<br />
|<br />
Pro-Arg-Gly-NH2<br />
Bei Rind und anderen Mammaliae ist statt des Lysins ein Arginin<br />
eingebaut<br />
Molekulargewicht 1 000<br />
Bildungsort:<br />
Hypothalamus im Ncl. supraopticus und Ncl. paraventricularis<br />
Speicher: Hypophysenhinterlappen<br />
Wirkung:<br />
1) primär: wirkt auf die distalen Tubuli der Niere, so daß die<br />
Rückresorption von Wasser ermöglicht wird (Mechanismus<br />
noch weitgehend unbekannt), Vasopressin bindet dabei fest<br />
ans Nierengewebe (Aquaporin 2-Kanäle im spätdistalen Tubulus<br />
werden geöffnet).<br />
2) in nicht physiologisch hohen Dosen: Vasokonstriktor (daher<br />
Vasopressin)<br />
3) Gabe von Vasopressin erhöht den cAMP-Spiegel<br />
Kontrolle:<br />
Sulfhydrylblocker öffnen die Disulfidbrücke<br />
Die Vasopressinsynthese und -ausschüttung wird erhöht bei:<br />
Emotionen, psychischem Streß, ACTH-Erhöhung, Nikotin-<br />
Gabe, Morphin-Gabe, Dehydrierungserscheinungen, steigender<br />
Osmolarität<br />
Die Vasopressinsynthese wird gesenkt bei:<br />
Adrenalin, Alkoholgenuß, erhöhtem Blutvolumen, erhöhtem<br />
Blutdruck<br />
Klinik:<br />
Diabetes insipidus<br />
Ursachen:<br />
a) Mangel an Vasopressin<br />
b) mangelnde Ansprechbarkeit der Nierentubuli auf Vasopressin.<br />
Es werden mehr als 20 l Flüssigkeit pro Tag ausgeschieden<br />
(normal: 1,5 l)<br />
[frühere Annahme: neurogener Trinkzwang: Den Patienten<br />
wurde die Flüssigkeitsaufnahme verboten. Dies führte zu einen<br />
Dehydrierung, so daß die Patienten ihren eigenen Harn tranken,<br />
um nicht zu verdursten.]<br />
Oxitocin<br />
Eigenschaften:<br />
Cyclopeptid mit HWZ von 3 bis 5 Minuten<br />
Formel:<br />
Cys-Tyr-Ile<br />
| |<br />
S |<br />
| |<br />
S |<br />
| |<br />
Cys-Asn-Gln<br />
|<br />
Pro-Leu-Gly-NH2<br />
Molekulargewicht 1 000<br />
Bildungsort:<br />
Hypothalamus im Ncl. Supraopticus und Ncl. paraventricularis<br />
Speicher HHL<br />
Wirkung:<br />
1) Stimuliert die Kontraktion glatter Muskulatur bewirkt so<br />
die Uteruskontraktion während des Geburtsvorgangs.<br />
2) Während der Schwangerschaft ist der Plasma-Spiegel erhöht,<br />
die Wirkung des Oxitocins wird aber durch die Gestagene<br />
(besonders Progesteron) abgebremst.
Durch Plazenta-Alterung nimmt der Progesteron-Spiegel während<br />
der Schwangerschaft ab und gleichzeitig der Oestrogen-<br />
Spiegel zu. Es kommt dann zur Wehenauslösung.<br />
Wenn der Progesteron-Spiegel während einer Schwangerschaft<br />
zu niedrig ist, um die Oxitocinwirkung abzubremsen,<br />
kommt es zum Abort.<br />
3) Es stimuliert die Milchsekretion und das „Einschießen“ der<br />
Milch in die Milchgänge bei Saugreizung der Mammile.<br />
3. Glandula pineale<br />
bildet Melatonin<br />
Melatonin<br />
Eigenschaften:<br />
Tryptophan-Derivat<br />
N-Acetyl-5-Metoxytryptamin<br />
Bildungsort:<br />
Glandula pineale<br />
Tryp -> 5-Hydroxytryp ->Serotonin -> Melatonin<br />
Wirkung:<br />
1) Bei Kaltblütern: Anpassung der Körperfarbe an die Umgebung,<br />
Kontraktion der Chromatophoren, Umverteilung der<br />
Farbpigmente, perinucleäre Aggregation der Farbstoffe (besonders<br />
Melanin), Körperfarbe hellt auf<br />
4. Sexualhormone<br />
Männliche Sexualhormone:<br />
bildet Testosteron, DHEA<br />
Testosteron<br />
Bildungsort:<br />
Testes, Leydig´sche Zwischenzellen (inter cells)<br />
Abbau:<br />
oxidative Spaltung<br />
Doppelbindungen werden hydriert<br />
Kopplung mit Sulfat<br />
Abbau über Androsteron und Ätiocholanolon zu 17-Ketosteroiden<br />
Testosteron ist erheblich wirksamer als seine Vorstufen DHEA<br />
und Androstendiol.<br />
genitale Wirkung:<br />
1) fördert das Wachstum männlicher Fortpflanzungsorgane:<br />
Samenleiter, Prostata, Vesiculadrüsen, Nebenhoden und Penis<br />
2) fördert die Bildung von Fructose aus Glucose in den Samenbläschen<br />
extragenitale Wirkung:<br />
anabole Wirkung: fördert Wachstum und Muskelmasse<br />
(„Leistungshormon“)<br />
Testosteronanaloge werden eingesetzt als Anabolika und Antiandrogene.<br />
Anabolika:<br />
- 2α-Methyldehydrotestosteron, hat wenig genitale und viel<br />
extragenitale Wirkung (Vermännlichung von Frauen kann<br />
nicht verhindert werden).<br />
Antiandrogene: Cyproteronacetat<br />
- verdrängt Dihydrotestosteron von den zellulären Rezeptoren<br />
- wird zur Tumorbehandlung eingesetzt, wenn Testosteron die<br />
Karzinome stimuliert (Prostatakarzinom )<br />
- Behandlung von juveniler Akne möglich, jedoch haben die<br />
Präparate zu primärem Leberkrebs geführt<br />
- kann zur Hormonbehandlung von Triebtätern eingesetzt werden<br />
11. Hormone - Glandula pineale<br />
Weibliche Sexualhormone:<br />
Man teilt die weiblichen Sexualhormone in Follikelhormone und Gestagene ein.<br />
Oestrogene -> schwangerschaftsvorbereitende Hormone<br />
Gestagene -> schwangerschaftserhaltende Hormone<br />
4) bei Männern und Frauen: stimuliert die Kontraktion glatter<br />
Muskulatur (Entleerung von Dickdarm, Gallenblase und Harnblase).<br />
Klinik:<br />
postpartal: beschleunigt Oxytocin die Uterusinvolution.<br />
2) bei Warmblütern:<br />
a) frühzeitige Geschlechtsreife wird verhindert.<br />
b) Die Melatonin-Bildung wird durch Licht stimuliert. Das<br />
Sonnenlicht fördert die Produktion, so daß die Brunftzeit so<br />
liegt, daß die Tiere im Frühjahr jungen. Die Überlebenschancen<br />
<strong>für</strong> den Nachwuchs sind dann am größten.<br />
c) Wirkung auf den Zirkadianrhythmus (innere Uhr!).<br />
Klinik:<br />
Bei Tumoren kommt es zur frühzeitigen Geschlechtsreife (Pubertas<br />
praecox) oder zum Ausbleiben der Geschlechtsreife.<br />
Wirkungsweise:<br />
Testosteron wird im Plasma an TBG (Testosteron binding<br />
globulin) = SHBG (sexual hormon binding globulin) gebunden<br />
transportiert und ist in dieser Form inaktiv.<br />
Bei älteren Männern steigt der SHBG-Pegel an, so daß bei<br />
einer Prostatahypertrophie als Therapie Antiandrogene gegeben<br />
werden. Diese verdrängen Testosteron vom SHBG und<br />
erhöhen so den Spiegel freien Testosterons im Blut.<br />
Viele Zellen müssen aus Testosteron durch die 5a-Reduktase<br />
Dihydrotestosteron machen, damit dieses wirksam wird.<br />
Kontrolle:<br />
LH = ICSH und Prolactin stimulieren die Testosteronbildung.<br />
FSH kommt zur aktivierenden Wirkung, indem es die LH-<br />
Rezeptoren an den Leydig´schen Zwischenzellen erhöht.<br />
Klinik:<br />
angeboren: Testiculäre Femininisierung<br />
Jungen entwickeln sich zu „superfemines“. Sie sind bis auf die<br />
Kopfbehaarung haarlos, ausgesprochen schön und fühlen sich<br />
als Frauen, haben aber männliche Geschlechtsorgane.<br />
Ursache: vermutlich fehlt den Personen das Testosteron<br />
DHEA<br />
Name: Dehydroepiandrosteron<br />
wurde von Etienne-Emile Baulieu erforscht (Erfinder der Abtreibungspille).<br />
Im Lebensalter von 0 bis 10 Jahren wird kein DHEA gebildet.<br />
Männer produzieren bis zum 70. Lebensjahr täglich 15 bis 50<br />
mg, Frauen 12 bis 25 mg.<br />
DHEA soll Alterungsprozesse einschränken. 50 mg pro Tag<br />
gelten als „Verjüngungsmittel“.<br />
Außerdem soll DHEA die Immunabwehr steigern.<br />
41
Follikelhormone<br />
Estron, Estriol, Estradiol, Phytoestrogene, synthetische Oestrogene<br />
Estron, Estradiol, Estriol<br />
Eigenschaften:<br />
Alle drei Hormone werden auf dem gleichen Weg produziert.<br />
Sie sind C18-Körper<br />
Sie werden an SHBG gebunden transportiert.<br />
Bildungsort:<br />
Follikelzellen des Ovars (ab dem 4. Monat einer Schwangerschaft<br />
in der Plazenta)<br />
beim Mann im Testis<br />
Abbau:<br />
Hydroxylierung in Position 2. Es entsteht inaktives 2-<br />
Hydroxyestradion, Kopplung mit Sulfat<br />
Kontrolle:<br />
FSH kontrolliert die Sekretion (siehe auch FSH der Hypophyse<br />
und GnRH des Hypothalamus)<br />
Wirkung:<br />
Steroidhormone wirken immer auf den Zellkern<br />
1) Bildung spezieller Proteine (Ovalbumin), allgemeine Proteinbiosynthesesteigerung<br />
(RNA-Polymerase-Aktivität ist hoch<br />
und besitzt einen schwächeren anabolen Effekt als Testosteron).<br />
2) fördert die Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale<br />
(Fettverteilung, Behaarung, Brustdrüse).<br />
3) Vorbereitung der Uterusschleimhaut auf die spätere Progesteronphase<br />
(Sekretionsphase). Während dieser Proliferationsphase<br />
ändern sich auch die Schleimhäute an Ovar und<br />
Tuba.<br />
4) Unterdrückung der FSH-Sekretion<br />
5) Stimulierung der LH-Sekretion<br />
6) Skelettwirkung, Synthese der organischen Matrix des Knochens<br />
wird gefördert. Dies ist die Voraussetzung zur Calcifizierung.<br />
Bei Oestrogenmangel kommt es zur Osteoporose<br />
6) Hemmung der Methylierung von Adrenalin und somit des<br />
Adrenalinabbaus (scheint eine Erklärung <strong>für</strong> den Bluthochdruck<br />
während der Schwangerschaft zu sein).<br />
Phytoestrogene<br />
Eigenschaften:<br />
Pflanzliche Substanzen aus ca. 300 Pflanzen. Sie gehören keiner<br />
gemeinsamen Klasse an, wobei einige Steroide sind, z.B.<br />
Isoflavone aus Sojabohnen<br />
synthetische Oestrogene<br />
Eigenschaften:<br />
Ethinestradiol<br />
Mestranol<br />
(40 mal wirksamer als natürliche Oestrogene und im Körper<br />
als 3-Methylether wirksam).<br />
Diethylstilbestrol (kein Steroid)<br />
Antioestrogene<br />
natürliche: Progesteron und Testosteron<br />
synthetische: Clomiphen und Tamoxifen<br />
Gestagene<br />
Schwangerschaftsschutzhormone<br />
Progesteron, synthetische Gestagene, Relaxin<br />
Progesteron<br />
Eigenschaften: C21-Steroid<br />
wichtiges Zwischenprodukt <strong>für</strong> die Synthese anderer Hormone<br />
und dabei selbst als Hormon wirksam.<br />
Bildungsort:<br />
Corpus luteum (ab dem 4. Schwangerschaftsmonat auch in der<br />
Plazenta)<br />
Abbau:<br />
zu Pregnandiol und Ausscheidung zu 75% über die Galle. Der<br />
Rest wird mit dem Urin ausgeschieden<br />
Transport: Cortisol bindendes Globulin (CBG)<br />
42<br />
11. Hormone - Endokriner Pankreas<br />
Wirkung:<br />
Die Gesamtwirkung besteht im Schutz der Schwangerschaft.<br />
1) Hormon erscheint nach der Ovulation und verursacht eine<br />
exzessive Entwicklung des Endometriums (Sekretionsphase).<br />
2) Weitere Ovulationen und die LH-Sekretion werden unterdrückt<br />
(Rückkopplungskontrolle).<br />
3) Stimulation des Brustwachstums.<br />
4) Erhöhung der Körpertemperatur um 0,1 bis 0,2 °C<br />
5) Wehenbremse: Schutz des Uterus vor der Wirkung des Oxitocins<br />
(Siehe auch Oxitocin).<br />
6) Absinken der Konzentration im Plasma nach nicht erfolgter<br />
Schwangerschaft ist der auslösende Reiz der Menstruation<br />
Synthetische Gestagene<br />
Ethisteorn<br />
Chlormadinonacetat<br />
Relaxin<br />
Eigenschaften: Sexualhormon<br />
Polypeptid<br />
Molekulargewicht 6 000<br />
Strukturähnlichkeit mit Insulin (25%)<br />
Bildungsort:<br />
Corpus luteum<br />
Plazenta<br />
Kontrolle: Stimulierung durch Progesteron<br />
Wirkung:<br />
permissiver (unterstützender) Effekt: Wirkt nur in Gegenwart<br />
von Oestrogenen.<br />
bewirkt dann: Quellung, Auflockerung und Aufsplittung der<br />
Kollagenstrukturen in der Symphysis pubica und dem Ileosacralgelenk,<br />
Dehnbarkeit des Beckens unter der Geburt.<br />
Plazentahormone<br />
HCG, Chorionmammotropin, Choriales Throtropin, Oestrogene<br />
der Plazenta, Progesteron der Plazenta<br />
HCG<br />
Name : Humanocoriongonadotropin<br />
Eigenschaften:<br />
Glycoprotein aus 2 Untereinheiten α, β<br />
Molekulargewicht 40 000<br />
mit LH verwandt<br />
Bildungsort:<br />
Langhans´sche Zellen der Chorionzotten (Cytotrophoblasten)<br />
Wirkung:<br />
Stimulation der Progesteronsynthese<br />
Klinik:<br />
Immunologische Schwangerschaftsnachweis<br />
Chorionmammotropin<br />
Plazentalactogen, lactogenes Hormon der Plazenta<br />
Eigenschaften:<br />
Polypeptid<br />
Molekulargewicht 20 000<br />
mit STH und Prolactin verwandt<br />
Bildungsort:<br />
Chorionzotten (Synzytioblasten)<br />
Abgabe ins maternale Blut<br />
Wirkung:<br />
lactogen, luteotrop, somatotrop<br />
Choriales Thyrotropin<br />
TSH-ähnlich, wirkt auf die Schilddrüse<br />
Oestrogene der Plazenta<br />
entstehen aus dem DHEA des Föten (fetoplacentare Hormone)<br />
Progesterone der Plazenta<br />
keine fetalen Vorstufen nötig
5. Endokrines Pankreas<br />
bildet Insulin, Glucagon<br />
Die Langerhans´schen Inseln machen ca. 1% des Gewebes aus.<br />
Die (A) α-Zellen produzieren Glucagon.<br />
Die (B) β-Zellen produzieren Insulin.<br />
Die (D) δ-Zellen produzieren Somatostatin.<br />
Die P-Zellen produzieren die Substanz PP<br />
Insulin<br />
Eigenschaften:<br />
Polypeptid<br />
2 Untereinheiten: A- und B-Kette<br />
A-Kette: 21 Aminosäuren<br />
B-Kette: 30 Aminosäuren<br />
Die Ketten sind durch 2 Disulfidbrücken miteinander verknüpft,<br />
wobei die A-Kette 3 Disulfidbrücken (intra chain<br />
bridge) enthält.<br />
Im Proinsulin verbindet ein connecting peptid (c-Peptid) beide<br />
Ketten, welches bei der Aktivierung abgespalten wird<br />
Die Aminosäuresequenz ist speziesabhängig, so daß Fremdinsulin<br />
antigene Wirkung besitzt.<br />
Pro Tag werden ca. 2 mg (= 50 IE) produziert.<br />
Bildungsort:<br />
B-Zellen des endokrinen Pankreas<br />
Bildung:<br />
Die Bildung wird durch einen erhöhten Vagotonus gefördert,<br />
durch einen alpha 2-adrenergen Sympathikotonus gehemmt.<br />
Präproinsulin 107 AS<br />
↓<br />
Proinsulin 81 AS<br />
↓<br />
Insulin 51 AS<br />
Dimer- oder Polymerbildung mit Zn 2+ zur Speicherung in den β-<br />
Granula durch Abschnürung vom Golgi-Apparat.<br />
Die Granula treten mit der Zellmembran in Kontakt und entleeren<br />
ihren Inhalt in den perikapillären Spalt (Emiozytose).<br />
Die Sekretion ist Ca 2+ -abhängig und erfolgt nach folgenden<br />
Reizen:<br />
1) Glucose<br />
2) Mannose<br />
3) Fructose<br />
4) Aminosäuren: Leu, Ile, Val, Arg, Lys<br />
5) Freie Fettsäuren<br />
6) Ketonkörper<br />
7) ACTH<br />
8) Glucocorticoide<br />
9) Glucagon (Wechselwirkung mit Insulin siehe hinten)<br />
10) Prostaglandine<br />
11) gastrointestinale Hormone (Darmwandglucagon)<br />
Durch das Angebot an Glucose wird ATP gebildet, so daß sich<br />
das ATP/ADP-Verhältnis zugunsten des ATP ändert. Dadurch<br />
wird der Ausstrom von K + -Ionen aus der Zelle verhindert (der<br />
Kanal schließt sich unter ATP-Verbrauch) und der Ca 2+ -<br />
Ionen-Einstrom verstärkt. Dieser hat eine positive Auswirkung<br />
auf die Insulinausschüttung.<br />
Abbau:<br />
HWZ 30 bis 40 Minuten<br />
abbauendes Enzym: Glutathion-Insulin-Transhydrogenase (=<br />
Glutathion abhängige Protein-Disulfid-Reduktase)<br />
Wirkungsweisen:<br />
HYPOTHESEN<br />
1) klassisch second messenger Funktion: Hemmung der Adenylatzyklase<br />
und Aktivierung der Phosphodiesterase, cAMP-<br />
Senkung<br />
2) andere second messenger (Inositolglycan)<br />
3) Insulinrezeptor: besteht aus 2 extrazellulär gelegenen a-<br />
Ketten und 2 intrazellulär gelegenen β-Ketten. Insulin bindet<br />
an die α-Ketten und aktiviert so die Tyrosinkinaseaktivität der<br />
β-Ketten, so daß die Tyrosinreste der β-Ketten und anderer<br />
Proteine phosphoryliert werden (Autophosphorylierung).<br />
11. Hormone - Endokriner Pankreas<br />
4) Internalisierung: Bindung des Hormons an den Rezeptor<br />
und Ausbildung eines Hormon-Rezeptor-Komplexes. Der<br />
Komplex wird in die Zellmembran eingestülpt und in das Zellinnere<br />
gebracht (= Internalisierung). Das Hormon gelangt zum<br />
Zellkern und wirkt auf der Ebene der Transkription. Der Rezeptor<br />
gelangt wieder an die Zelloberfläche.<br />
Wirkung:<br />
Insulin ist ein anaboles Hormon und daher ein bedeutender<br />
Wachstumsfaktor.<br />
A) Kohlenhydrat-Stoffwechsel: (siehe auch dort)<br />
1) Senkung des erhöhten oder normalen Blutzuckerspiegels<br />
a) Aufnahme der Glucose in die Zellen (Muskel, Fettzellen)<br />
durch Steigerung der Membranpermeabilität.<br />
!!AUSNAHMEN: Leber, Erythrozyten, Niere, Lymphgewebe,<br />
Intestinum<br />
b) Aufnahme anderer Zucker wird gesteigert<br />
2) Induktion oder Aktivitätssteigerung von:<br />
Glucokinase, Phosphofruktokinase, Pyruvatkinase, Glycogensynthase,<br />
Pyruvatdehydrogenase, Pentose-Phosphat-Weg-<br />
Enzymen (Glykolyse, Glykogensynthese, Pentosephosphatweg)<br />
Die Glucose wird verstoffwechselt und ATP gebildet.<br />
3) Hemmung der Gluconeogenese-Enzyme<br />
B) Erhöhung der Aufnahme von Aminosäuren und Fettsäuren<br />
C) Lipidstoffwechel:<br />
wichtigstes lipogenetisches Hormon mit antilipolytischer Wirkung<br />
1) Steigerung der Aktivität der Fettsäuresynthese:<br />
Acetyl-CoA-Carboxylase, Pyruvatdehydrogenase, Acyl-CoA-<br />
Transferase<br />
2) Senkung der Aktivität der beta-Oxidation:<br />
Triglyceridlipase, Enzyme der Ketonkörpersynthese<br />
D) Proteinstoffwechsel:<br />
anabole Wirkung auf Proteinbildung (treibt die Proteinbiosynthese<br />
auf der Ebene der Ribosomen an),<br />
Steigerung des Aminosäureeinstroms in die Zelle<br />
Steigerung des Aminosäureeinbaus in Zellstrukturen<br />
E) Elektrolyte<br />
K + -Einstrom in die Zelle wird gefördert (besonders im Muskel).<br />
Klinik:<br />
1) Hyperinsulinismus:<br />
Erhöhte Produktion<br />
Ursachen: Tumore (meist bösartig), Adenokarzinome<br />
zuviel Insulin gespritzt bei Diabetikern<br />
Symptome: drastische Blutzuckersenkung (< 50 mg/ 100 ml<br />
Blut) führt zum hypoglycämischen Schock, Schwäche,<br />
Schweißsekretion erhöht, Bewußtlosigkeit<br />
2) Diabetes mellitus:<br />
In Deutschland gibt es 3-4 Mio. Diabetiker. Davon sind 10 %<br />
dem Typ I zu geordnet und 90 % dem Typ II.<br />
Typ I = juvenile Diabetes = IDDM (insulin dependent diabetes<br />
mellitus)<br />
Typ II = NIDDM (non insulin dependent diabetes mellitus) =<br />
MODY (maturity onset diabetes of the young)<br />
Symptome <strong>für</strong> beide Typen:<br />
Hyperglycämie, Durst, Polyurie, Glucosurie (Nierenschwelle<br />
bei 180 mg Glucose/ 100 ml Blut), negative Stickstoff-Bilanz,<br />
vermehrte Ketonkörperbildung, Coma diabeticum (metabolische<br />
Azidose durch vermehrte Ketonkörperbildung)<br />
Ursachen:<br />
Typ I:<br />
mindestens 80% der B-Zellen zerstört durch Autoimmunreaktionen,<br />
die durch Virusinfektionen, chronische Pankreatitis,<br />
chemische Noxen (z.B. Nitrosamine), schwere seelische<br />
Traumata (selten) ausgelöst werden. Eine genetische Prä-<br />
43
disposition <strong>für</strong> das immunologische Geschehen ist auch möglich.<br />
Typ II:<br />
kein einheitliches Krankheitsbild<br />
Hypothesen der Ursachen:<br />
Biosynthesestörung (Bildung biologisch nicht vollwertigen<br />
Insulins), Sekretionsstörungen („Sekretionstarre“), keine Reaktion<br />
auf die Stimuli, beschleunigter Abbau, Störung auf Rezeptorebene,<br />
Störung auf der Postrezeptorebene, Überwiegen<br />
genregulatorischer Prozesse.<br />
Adipositas begünstigt die Diabetes mellitus Typ 2, weil die<br />
Rezeptorzahl an den Zellen sinkt.<br />
Durch z.B. Störung an den Rezeptoren kommt es zur Insulinresistenz,<br />
die eine Hyperinsulinämie zur Folge hat. Es<br />
kommt zum „tödlichen Quartett“ (Metabolisches Syndrom des<br />
Diabetes mellitus):<br />
- Hyperglycämie (gestörte Glucosetoleranz)<br />
- Hypertonie (Insulin bewirkt eine Änderung der Basalmembranen<br />
von Kapillaren)<br />
- Fettstoffwechselstörungen<br />
- androide Fettsucht mit großen Fettansammlungen im Mesenterialgewebe<br />
Sekundäre Störungen:<br />
Spätkomplikationen, die kaum therapierbar sind:<br />
Hypolipoproteinämie<br />
- Arteriosklerose (bes. an Nieren, Cerebrum und Coronararterien)<br />
- diabetische Mikroangiopathie (Stoffwechselstörungen der<br />
Basalmembranproteine in den Kapillaren)<br />
- diabetische Polyneuropathie (Stoffwechsel von Phosphatidylinositol)<br />
- diabetische Katarakt<br />
Diagnose:<br />
1) Harnuntersuchung (Glucosenachweis „honigsüße Harnruhr“)<br />
2) Glucosetoleranztest<br />
3) Serum-Insulin-Bestimmung<br />
4) Bestimmung des freien C-Peptids als Nachweis, daß im<br />
Körper Insulin gebildet wird.<br />
Therapie:<br />
Diät, Muskelarbeit, Insulin bzw. orale Antidiabetika<br />
Orale Antidiabetika:<br />
1) α-Amylase-Inhibitoren (= Acarbosen), Verbindungen aus 7<br />
bis 30 Glucoseeinheiten, die die Enzymaktivität vermindern.<br />
Verminderter Stärkeabbau<br />
2) Sulfonamide: (Sulfonylharnstoff)<br />
a) Carbutamid wirkt Blutzucker senkend (nicht mehr verwendet)<br />
b) Tolbutamid wirkt Blutzucker senkend (nicht mehr verwendet)<br />
c) Gilbenclamid wirkt Blutzucker senkend.<br />
Die Sulfonamid wirken nur, wenn der Körper noch Insulin<br />
bildet. Sie steigern die Produktion. Die Gefahr besteht darin,<br />
daß ein hoher Insulinspiegel schädigend auf die Gefäße wirkt.<br />
44<br />
11. Hormone - Gewebshormone<br />
3) Biguanide<br />
a) Phenformin<br />
b) Metformin<br />
c) Buformin<br />
6. Gewebshormone<br />
Einteilung:<br />
1) Biogene Amine und deren Derivate: Serotonin, Dopamin, Histamin, Acetylcholin, GABA<br />
2) Oligopeptide und Polypeptide: Bradykinin 9, Kallidin 10, Gastrin<br />
3) Glycoproteine: Erythropoetin<br />
4) Fettsäurederivate: Prostaglandine, Prostazycline, Thromboxane, Leukotriene, Lipoxine<br />
Biogene Amine<br />
1) Serotonin<br />
Eigenschaften:<br />
hohe Konzentration in Gehirn, Milz, Lunge, Darm, Thrombozyten<br />
und Mastzellen<br />
Bildungsort:<br />
„helle Zellen“<br />
Bildung:<br />
aus Tryptophan<br />
Tryp -> 5-Hydroxytryp -> Serotonin<br />
Glucagon<br />
Eigenschaften:<br />
Polypeptid 29 Aminosäuren<br />
Molekulargewicht 3 485<br />
Darmwandglucagon = glucagon like peptid (GLP)<br />
wirkt im Gehirn als Neurotransmitter<br />
Bildungsort:<br />
A-Zellen des endokrinen Pankreas<br />
Biosynthese: Prätrusor Polypeptid<br />
Abbau:<br />
Dipeptidylpeptidase spaltet den Histidylrest am N-terminalen<br />
Ende ab<br />
HWZ 5 bis 10 Minuten<br />
Sekretion:<br />
Stimulation durch:<br />
- niedrigen Glucosespiegel<br />
- bestimmte Aminosäuren (besonders Arginin), der Einbau<br />
von Aminosäuren wird gewährleistet, ohne die Gefahr eine<br />
Hypoglycämie (vergleiche Argininwirkung auf Insulin)<br />
- Pankreozymin<br />
- Gastrin<br />
- β-adrenerge Wirkung<br />
Hemmung durch:<br />
- erhöhten Glucosespiegel in Gegenwart von Insulin (A- und<br />
B-Zellen bilden eine bihormonale Einheit)<br />
- hohen Fettsäurespiegel<br />
- Sekretin<br />
- Somatostatin (D-Zellen)<br />
Wirkung:<br />
1) Blutdrucksteigerung durch:<br />
- Steigerung der Glycogenolyse (Adenylatzyklase-cAMP-<br />
System nach SUTHERLAND)<br />
2) Steigerung der Gluconeogenese<br />
3) Hemmung der Pyruvatdehydrogenase (Stop der Glucoseoxidation)<br />
4) Steigerung der Lipolyse (Aktivierung der homosensitiven<br />
Lipasen durch das Adenylatzyklase-cAMP-System)<br />
5) positiv inotrope Wirkung auf das Herz (verbesserte Reizleitung)<br />
Klinik:<br />
- Bei Diabetes mellitus mit Insulinmangel erhöhter Glucagonspiegel<br />
durch die Wirkung des Arginins<br />
- Blutdrucksteigerung<br />
- bei einem hypoglycämischen Schock wird 1 mg Glucagon<br />
IV oder IM gegeben als Therapie<br />
Abbau:<br />
Monoaminooxydasen, Aldehydoxydasen<br />
Wirkung:<br />
1) je nach Dosis Konstriktion bzw. Dilatation der glatten Gefäßmuskulatur<br />
(Uterus, Bronchien)<br />
2) Wirkung auf den Respirations- und Gastrointestinaltrakt<br />
3) im ZNS als Neurotransmitter<br />
In der Hypophyse ist Serotonin Ausgangssubstanz <strong>für</strong> die Melatoninproduktion.
11. Hormone - Hormone des Duodenums und Jejunums<br />
Klinik:<br />
Carcinoid-Syndrom (carcinoid = karzinomähnlich ohne Metastasenbildung).<br />
Das Bronchialsystem und der Darm sind von<br />
Tumor befallen.<br />
Symptome:<br />
plötzliches Erröten der oberen Körperhälfte (Flush), chronische<br />
Diarrhöe, Bronchospasmen<br />
Therapie: operative Entfernung<br />
2) Tryptamin<br />
- wird aus Tryptophan gebildet<br />
- Zwischenprodukt <strong>für</strong> Serotonin und Melanin<br />
- wichtiger Metabolit bei der Hormonbildung in Pflanzen (Auxine)<br />
- wichtiger Metabolit von Lysergsäure (LSD)<br />
3) Histamin<br />
- weit verbreitet in Pflanzen- und Tierreich (Brennessel, Mutterkorn,<br />
Bienengift)<br />
- aus Histidin gebildet (PALP-abhängige Histidindecarboxylase)<br />
- hohe Konzentration in Lunge, Haut und Gastrointestinaltrakt<br />
- Speicherung in Mastzellen (an Heparin gebunden)<br />
Wirkung:<br />
Die unterschiedlichen Wirkungen erklären sich durch das verteilte<br />
Vorkommen der Rezeptoren und H2.<br />
1) Kontraktion der glatten Muskulatur in Lunge, Intestinum<br />
und Uterus (H1-Rezeptor)<br />
2) Relaxation der Gefäßmuskulatur und dadurch Blutdrucksenkung(H1-Rezeptor)<br />
3) Erhöhung der Gefäßpermeabilität (Ödeme, Rötung, Quaddeln)<br />
(H1-Rezeptor)<br />
4) Stimulation der HCl-Bildung (H2-Rezeptor). Bei zu wenig<br />
Magensaftsekretion: Gabe von Histamin als Test: Reaktion<br />
a) normal<br />
b) keine HCl-Bildung: Histamin refraktäre Inaktivität der<br />
Belegzellen<br />
Bei zu starker Magensaftsekretion werden H2-Blocker gegeben.<br />
Dies sind Wirkstoffe, die auf die Histamin H2-Rezeptoren<br />
wirken und so die Wirkung des Histamins verringern, z.B. Cimetidin.<br />
5) Auslösen der allergischen Reaktionen:<br />
Histaminliberatoren, Antihistaminika wirken als Antiallergikum,<br />
indem sie Histamin von den Rezeptoren verdrängen<br />
Abbau:<br />
Diaminoxidasen, Aldehydoxidasen<br />
Anheftung von Acetylgruppen an die Aminogruppe (N-<br />
Acetylierung)<br />
4) Dopamin<br />
aus Tyrosin gebildet (Tyr -> DOPA -> Dopamin)<br />
Wirkung als Hormon und Neurotransmitter<br />
Oligo- und Polypeptide<br />
7. Hormone des Duodenums und Jejunums<br />
Gastrin<br />
G I: little gastrin aus 17 Aminosäuren in den G-Zellen des<br />
Antrums und des Duodenums gebildet<br />
Gastrin II<br />
Big gastrin (34 Aminosäuren)<br />
Mini gastrin (13 Aminosäuren)<br />
Wirkung:<br />
1) Steigerung der Säure- und Pepsinbildung im Magen<br />
2) fördert Wachstum der Mucosa<br />
Die Gastrinbildung wird durch "Peptone" angeregt (Peptone:<br />
Bezeichnung <strong>für</strong> Polypeptide, die bei der Verdauung von Nahrungseiweißen<br />
entstehen).<br />
In der Diagnostik wird Pentagastrin gegeben. Dies muß eine<br />
Steigerung der HCl- und Pepsin-Bildung bewirken.<br />
Klinik:<br />
Zollinger-Ellison-Syndrom:<br />
Tumore (Pankreasadenom) bilden ein gastrinartiges Hormon,<br />
so daß die Magenschleimhaut übermäßig sezerniert und es zu<br />
Ulcera der Magenwand kommt.<br />
Sekretin<br />
- beschrieben von Starling<br />
- glucagonähnlich<br />
- 27 Aminosäuren<br />
- Bildung in den S-Zellen<br />
- Sekretion wird durch niedrigen pH gesteigert<br />
Wirkung:<br />
1) Steigerung der HCO3 - Sekretion des Pankreas<br />
2) Steigerung der Insulinsekretion<br />
Kinine<br />
Wirkung:<br />
1) Uteruskontraktion<br />
2) Kontraktion der Darm- und Bronchialmuskulatur<br />
3) Vasodilatation der peripheren Widerstandsgefäße (Blutdrucksenkung)<br />
4) Aktivierung des Gerinnungsfaktors VII<br />
Klinik:<br />
1) hereditäres angioneurotisches Ödem (QUINCKE)<br />
Konzentration der Kinine im Blut sehr hoch durch Mangel an<br />
Kallikreininhibitoren<br />
2) Pankreatitis bewirkt eine massive Freisetzung an Kallikrein,<br />
so daß die Kinin-Konzentration sehr hoch wird. Die Folge ist<br />
ein äußerst niedriger Blutdruck mit Schock, der zum Tod führen<br />
kann<br />
Therapie: Antiproteasen (Transylol)<br />
Renin-Angiotensin-System<br />
Bei einem verminderten Blutdurchfluß durch die Niere registriert<br />
diese einen geringen Na + -Gehalt im Blut. Dies regt die<br />
Zellen des juxtaglomerulären Apparats zur Renin-Ausschüttung<br />
an. Das Angiotensin wirkt vasokonstriktorisch.<br />
3) Senkung der Gastrinsekretion<br />
Cholecystokinin<br />
= Pankreozymin<br />
- Bildung in den E-Zellen<br />
- 33 Aminosäuren<br />
Wirkung:<br />
1) Erhöhung des Enzymgehalts im Pankreassaft<br />
2) Gallenblasenkontraktion fördernd<br />
3) Senkung der Magenmotorik<br />
GIP<br />
- gastroinhibitorisches Peptid<br />
- 43 Aminosäuren<br />
Wirkung:<br />
1) Senkung der Magenmotilität<br />
2) Senkung der H + -Ionen Sekretion<br />
3) Steigerung der Insulinsekretion<br />
VIP<br />
- vascular-intestinal peptid<br />
- 28 Aminosäuren<br />
- Bildung in den H-Zellen<br />
Wirkung:<br />
1) Senkung der HCl- und Pepsinbildung<br />
2) Senkung der Motilität von Magen und Gallenblase<br />
3) Regulation der Magen- und Leberdurchblutung<br />
4) HCO3 - -Gehalt des Pankreassaftes wird erhöht<br />
5) Steigerung der Insulinsekretion<br />
45
Motilin<br />
- 22 Aminosäuren<br />
- Steigerung der Magenmotilität<br />
Enterogastron<br />
- Steigerung der H + -Ionen-Sekretion<br />
Enteroglucagon<br />
- Steigerung der Glycogenolyse<br />
Substanz PP<br />
- Pankreatisches Polypeptid<br />
- 26 Aminosäuren<br />
- Verminderung der HCl- und Pankreassaftsekretion<br />
- Senkung der Darmmotorik<br />
- Verminderung der Gallenblasenkontraktion<br />
Substanz P<br />
- 11 Aminosäuren<br />
- Transmitter an Schmerzrezeptoren<br />
8. Wachstumsfaktoren<br />
1) Somatomedine IGF (Insulin growth factor I & II wird in<br />
Niere, Leber und Darm gebildet).<br />
2) NGF (nerv growth factor)<br />
- 120 Aminosäuren<br />
- wichtig <strong>für</strong> Entwicklung, Betriebsfähigkeit und Regeneration<br />
sympathischer und sensorischer Neurone<br />
- Kontrolle der Transmittersynthese<br />
3) EGF (epidermal growth factor)<br />
- 50 Aminosäuren<br />
- Wundheilung in Kombination mit IGF<br />
4) FGF (fibroblast growth factor)<br />
- Mitogen <strong>für</strong> Zellen mesodermaler und neuroektodermaler<br />
Herkunft<br />
- Gefäßwachstum<br />
5) PDGF (platelet derived growth factor)<br />
- In Thrombozyten enthalten<br />
- bewirkt Proliferation glatter Muskulatur in Arterien und in<br />
anderen Zellinien<br />
9. Glandula thyroidea<br />
46<br />
11. Hormone - Wachstumsfaktoren<br />
Bombesin<br />
- Polypeptid<br />
- Steigerung der Pankreassaftsekretion<br />
- Steigerung der Gastrinsekretion<br />
- Aktivierung endokriner Funktionen<br />
Endothelin<br />
- Peptid<br />
- stärkster Vasokonstriktor<br />
- in die neuroendokrine Regulation der HHL-Hormonausschüttung<br />
eingebunden<br />
- Die mRNA <strong>für</strong> Endothelin ist am höchsten im Hypothalamus<br />
konzentriert.<br />
EDRF<br />
- Stickoxyd (NO) aus Arginin<br />
- endothel derived relaxing factor<br />
- starker Vasodilatator<br />
Lymphokine, Zytokine<br />
1) Interferon α, β, γ<br />
Schutz vor Virusinfektion<br />
Hemmung von Tumorwachstum<br />
2) Hämatopoetische Wachstumsfaktoren<br />
a) CSF (Colony stimulating factors)<br />
CSF GM, M(in Monozyten), G(in Granulozyten)<br />
b) Erythropoetin<br />
3) Interleukine<br />
a) IL 1, IL 2 in B- und T-Lymphozyten<br />
b) IL 3 ist ein Multi CSF<br />
c) IL 4, 5, 6 sind hämatopoetisches Wachstumsfaktoren<br />
4) TNF (Tumornekrosisfactor)<br />
- haben antineoplastische Wirkung<br />
- Verhindern Speicherung von Triacylglycerol im Fettgewebe<br />
- Wirkung gegen pathologisches Wachstum<br />
- Bei Karzinompatienten daher starke Abmagerung<br />
- wiegt 25- 30 g<br />
- liegt unterhalb des Schildknorpels<br />
- ist stark durchblutet<br />
- besteht aus 2 Lappen, die durch einen Isthmus verbunden sind (vergleiche Histologie und Anatomie)<br />
- hoher Jodgehalt (2 mg Jod/mg Trockengewicht) ≅ des Gesamtjodgehalts (der Jodgehalt ist sonst noch im Ovar und im Muskel (2 mg<br />
Jod/500 g Muskel) relativ hoch).<br />
Hormone: Thyroxin (Tetrajodthyronin T4), Trijodthyronin T3<br />
Tyrosin -> Thyronin -> Tyroxin<br />
Mechanismus der Hormonsynthese<br />
1) Aufnahme des Jodits aus dem Blut („Jodfangmechanismus“<br />
der Schilddrüse). Im Blut sind 2 bis 5 mg / 100 ml Jodit, die in<br />
der Schilddrüse konzentriert werden.<br />
2) Oxidation des J - zu J2 durch Peroxidasen<br />
3) Jodierung von Thyrosinresten eines in der Schliddrüse gebildeten<br />
Glycoproteins (Thyreoglobulin).<br />
4) Kopplung von Mono- bzw. Dijod-Tyrosinresten des Thyreoglobulins<br />
(dabei ist Dijodthyronin immer Akzeptor <strong>für</strong> ein<br />
weiteres Dijodthyronin oder <strong>für</strong> ein Monojodthyronin).<br />
5) limitierte Proteolyse<br />
6) Freisetzung ins Blut<br />
Es wird 9 mal so viel T4 wie T3 gebildet. Am Zielorgan wird T4<br />
zu T3 umgewandelt.<br />
Es gibt zwei Formen des T3:<br />
Reverses T3 und T3<br />
Kontrolle der Jodit-Aufnahme<br />
1) TSH der Hypophyse stimuliert die Aufnahme<br />
2) TRH des Hypothalamus regt die TSH-Ausschüttung und<br />
damit die Jodit-Aufnahme an.<br />
3) Ein hoher Hormonjodgehalt des Blutes senkt die Jodit-<br />
Aufnahme.<br />
4) Eine hohe Jodit-Konzentration im Blut senkt die Aufnahme.<br />
Wirkung:<br />
Funktionen der Schilddrüsenhormone<br />
1) Erhöhung der basalen metabolischen Rate (BMR) = Grundumsatz,<br />
Erhöhung des Sauerstoffverbrauchs, kalorigener Effekt<br />
2) pharmakologisch hohe Dosen (auch bei Schilddrüsenüberfunktion)<br />
bewirken eine Entkopplung der Atmungskette,<br />
Entkopplung der oxidativen Phosphorylierung<br />
3) Proteinstoffwechsel: in physiologischer Dosis: anabole Stoffwechsellage,<br />
positive Stickstoffbilanz, Wachstumsstimulation<br />
in hoher Dosis: katabole Wirkung<br />
4) Kohlenhydratstoffwechsel:<br />
vermindert Glucosetoleranz
erhöht Glucosespiegel<br />
erhöht Glucoseverbrauch<br />
erhöht Glycogenabbau<br />
erhöht Adrenalinempfindlichkeit<br />
erhöht Glucose-6-Phosphat-Phosphatase<br />
erhöht Insulinabbau<br />
5) Lipidstoffwechsel<br />
Einschmelzung der Lipiddepots<br />
erhöht Lipolyse<br />
erhöht den Lipidverbrauch<br />
erhöht die Empfindlichkeit gegen die lipolytische Wirkung des<br />
Adrenalins (= permissiver Effekt).<br />
6) stimuliert das Wachstum und die Zelldifferenzierung (bei<br />
Tieren, die eine Metamorphose durchmachen wird diese stimuliert).<br />
Die Schilddrüsenhormone wirken auf den Zellkern<br />
(Transkription), die Mitochondrien (Steigerung der BMR) und<br />
die Zellmembranpermeabilität.<br />
Thyroxin/T4<br />
Thyroxin ist ein Prohormon. Der Transport erfolgt reversibel an<br />
ein Protein gebunden im Blut:<br />
Transportproteine: Thyroxinbindendes Globulin (TBG) 60%,<br />
Präalbumin 30%, Albumin 10%<br />
Die Transportproteine transportieren bevorzugt T4. Die Halbwertszeiten<br />
von T4 beträgt 1 bis 2 Wochen und die von T3 24<br />
Stunden.<br />
Abbau:<br />
Konjugation mit Sulfat<br />
Konjugation mit Glucuronsäure<br />
Decarboxylierung<br />
Desaminierung<br />
Dejodasen führen dem Organismus das Jodit zurück<br />
Klinik:<br />
Dysfunktionen der Schilddrüse<br />
A) Hyperthyreose:<br />
Schilddrüsenvergrößerung<br />
Symptome:<br />
Nervosität, Tremor, Schwitzen, Gewichtsverlust, erhöhte<br />
Temperatur (extreme Hyperthyreose = Thyreotoxikose)<br />
Ursachen:<br />
1) Überproduktion der Schilddrüsenhormone in umschriebenen<br />
Gebieten = "heiße Knoten" (Adenome).<br />
2) Morbus Basedow = Grave´sche Krankheit<br />
Bildung von Autoimmunantikörpern des G-Typs LATS =<br />
HTSI (= long acting thyroid stimulator = human thyreoidea<br />
stimulating immunglobulin). Die Antikörper binden an TS-<br />
H-Rezeptoren und stimulieren so die Schilddrüse andauernd.<br />
Ihre Wirkung kann auch paraplazentar sein und so eine<br />
Thyreotoxicose des Neonaten verursachen. Die Symptome<br />
sind: Kropf, Tachykardie mit einen Puls von > 100 und<br />
Exophthalmie (Merseburger Trias). Durch einen LATS-<br />
Protector, ein weiteres Autoimmunglubulin, wird die Halbwertszeit<br />
der LATS erhöht.<br />
Thyreotoxicose:<br />
Eine Schilddrüsenhormon-Vergiftung hat die selben Ursachen<br />
wie die Hyperthyreose. Sie kann nach relativ harmlosen Operationen<br />
auftreten. Der Patient hat dann unbeherrschbar hohe<br />
Temperaturen (> 39°C) und die Fettdepots schmelzen in kürzester<br />
Zeit ein. Die Therapie ist sehr problematisch, so daß die<br />
Thyreotoxicose häufig zum Tod führt.<br />
B) Hypothyreose:<br />
1) Kretinismus: vermindertes Wachstum, geistige Retardierung<br />
und oft ein teilnahmsloser Gesichtsausdruck sind Zeichen.<br />
Ursachen:<br />
Agnesie derSchilddrüse, gestörte Entwicklung der Schilddrüse,<br />
angeborener Defekt in der Hormonsynthese<br />
a) Jodaufnahme<br />
b) Peroxidation<br />
c) Kopplung<br />
d) Sekretion<br />
e) Dejodierung<br />
2) juveniles Myxödem (Myx- gr.: Schleim)<br />
3) Myxödem (Ausbildung von Schleimödemen in der Haut)<br />
11. Hormone - Parathyroidea<br />
Ursachen:<br />
Glucosaminoglycanmetabolismus gestört, es folgt ein verlangsamter<br />
Hyaluronsäure-Abbau, Dermatansulfatsynthese<br />
verlangsamt, Thyreoditis, Wegnahme von zuviel Gewebe<br />
bei einer Operation, Schädigung der Drüse durch radioaktive<br />
Bestrahlung (z.B. bei der Krebstherapie).<br />
Symptome:<br />
geistig Retardierung, teigige Schwellungen in der Unterhaut,<br />
erniedrigte Körpertemperatur, bei Druck auf das<br />
Gewebe bleibt sehr lange eine Delle zurück.<br />
4) Hashimoto-Krankheit: Thyreoditis, Autoimmunkrankheit<br />
mit folgender Unterfunktion der Drüse<br />
5) endemischer Kropf: beruht auf Jodmangel. Diese Unterfunktion<br />
soll durch Massenzunahme ausgeglichen werden<br />
(Kropfband der alpenländischen Frauen).<br />
Schliddrüsendiagnostik<br />
a) Gabe von J 125 und Szintigraphie<br />
b) Hormonbestimmung durch RIA, EIA<br />
c) TBG, TRH und TSH- Bestimmung (siehe vorne)<br />
d) T3<br />
in vitro Test: Eine bestimmt Menge an T3 wird in eine<br />
Blutprobe gegeben. Es wird an das vorhandene TBG gebunden.<br />
Der nicht gebundene Anteil macht eine Aussage, wieviel<br />
natürliches Hormon schon vorher im Blut an TBG gebunden<br />
war.<br />
Antithyreodane Substanzen<br />
Dies sind Substanzen, die die Hormonsynthese vermindern. Sie<br />
kommen auch in Nahrungsmitteln vor:<br />
a) Thiocyanat<br />
b) Perchlorat (konkurriert mit Jodit bei dessen Aufnahme)<br />
c) Thioharnstoff<br />
d) Propylthiouracil<br />
e) Methylthiouracil (wird zur Behandlung von Schilddrüsenüberfunktion<br />
eingesetzt).<br />
Calcitonin<br />
Eigenschaften:<br />
Peptid aus 32 Aminosäuren<br />
Molekulargewicht 3.500<br />
Bildungsort:<br />
C-Zellen der Schilddrüse (parafollikuläre Zellen)<br />
Thymus<br />
Parathyroidea<br />
Im Gehirn gibt es ein Gen, welches das gleiche Gen <strong>für</strong> Calcitonin<br />
ist, es bildet aber einen Neurotransmitter (Calcitoningen<br />
related peptid CGRP).<br />
Bildung:<br />
Vorläufermolekül<br />
↓<br />
Calcitonin<br />
Wirkung:<br />
1) Ca 2+ -Spiegel im Blut senkend durch:<br />
- Senkung der Calciummobilisation<br />
- Steigerung der Ca 2+ -Ablagerung im Knochen durch eine<br />
Stimulierung der Osteoblasten und Hemmung der Osteoklasten<br />
- Antagonist des Parathormons<br />
2) Wirkung an der Niere:<br />
- Steigerung der Ca 2+ - und Phosphat-Ausscheidung<br />
- Synergist zu Parathormon<br />
Kontrolle: Eine erhöhte Ca 2+ -Konzentration im Blut dient als<br />
Sekretionsreiz.<br />
Klinik:<br />
1) C-Zell-Tumore: Stark erhöhte Calcitoninkonzentration<br />
2) Osteoporose: Ca wird vermehrt aus dem Knochen herausgeholt.<br />
Dies wird durch die Gabe von Calcitonin eingeschränkt.<br />
3) Hypercalciämie: Gabe von Calcitonin als Therapie<br />
Lachscalcitonin, das gentechnisch hergestellt wird ist 20 bis<br />
40 mal wirksamer als menschliches Calcitonin. Seine Halbwertszeit<br />
ist größer, so daß es gut als Medikament eingesetzt<br />
werden kann.<br />
47
10. Parathyreoidea<br />
- 0,3 bis 0,4 g (vergleiche Anatomie und Embryologie)<br />
Funktion:<br />
Ca 2+ -Haushalt-Regulation<br />
Histologie:<br />
Hauptzellen und eosinophile Zellen (Anzahl nimmt im Alter<br />
zu).<br />
Hormone: Parathormon<br />
Parathormon<br />
Eigenschaften:<br />
Peptid aus 84 Aminosäuren<br />
Molekulargewicht 8.000<br />
geringe Unterschiede der Spezies<br />
Biologisch aktiv: Aminosäure 1 bis 29 oder 1 bis 34<br />
Bildungsort:<br />
Parathyroidea<br />
Bildung:<br />
Pre-pro-Hormon<br />
↓<br />
Pro-Hormon<br />
↓- 6 Aminosäuren<br />
Parathormon (4 Aminosäuren)<br />
Wirkung:<br />
1) Wirkung am Knochen: Steigerung der Ca 2+ -Mobilisation<br />
durch Aktivierung der Osteoklasten (cAMP erhöht → Ca 2+ -<br />
Einstrom in die Zelle → mRNA-Aktivierung <strong>für</strong> Osteoklasten-<br />
Enzyme). Steigerung des Blut-Ca 2+ -Spiegels<br />
2) Wirkung am Darm: Steigerung der Ca 2+ -Resorption<br />
a) direkte Wirkung des Parathormons auf die Mucosazellen.<br />
b) indirekte Wirkung: Parathormon induziert die Hydroxylierung<br />
des 25-Hydroxycholecalciferols zu 1,25-<br />
Dihydroxycholecalciferol in der Niere. Es entsteht die Wirkform<br />
des Vitamin D, das zur Proteinbildung <strong>für</strong> die Ca 2+ -<br />
Resorption im Darm nötig ist.<br />
3) Wirkung an der Niere:<br />
Am proximalen Tubulus führt es zu einer Verminderung der<br />
Phosphat-Rückresorption.<br />
Am distalen Tubulus führt es zu einer Steigerung der Phosphat-Sekretion<br />
(Synergist zum Calcitonin).<br />
Insgesamt: Steigerung der Phosphat-Ausscheidung<br />
4) Verbesserung der Glucoseutilisierung in der Augenlinse<br />
5) Senkung des Mg 2+ -Spiegels<br />
Kontrolle:<br />
In der Parathyroidea gibt es keine Speichergranula. Das weist<br />
darauf hin, daß die Drüse abrupt auf Änderungen des Ca 2+ -<br />
Spiegels reagiert:<br />
Ca 2+ -Spiegel hoch: Synthese vermindert<br />
Ca 2+ -Spiegel niedrig: Synthese vermehrt<br />
Phosphat hat keinen Einfluß auf die Drüsenaktivität. Vitamin<br />
A vermindert die Synthese (Vermutlich, weil mehr Ca 2+ in die<br />
Drüsen eindringt und dort den Eindruck erweckt, es sei genug<br />
Ca 2+ im Blut).<br />
Klinik:<br />
Hypoparathyreoidismus:<br />
Ursachen:<br />
1) Entfernung der Parathyreoidea bei Schilddrüsenoperationen<br />
(früher aus Unkenntnis, heute bei Tumoren).<br />
11. Thymus<br />
48<br />
11. Hormone - Parathyroidea<br />
2) Mangeldurchblutung nach Schiddrüsenoperationen (A.<br />
thyreoidea inf.)<br />
3) Autoimmunkrankheiten<br />
Symptome:<br />
1) Verminderung des Ca im Serum (< 7 mg/ 100 ml)<br />
tetanisches Syndrom<br />
2) Karpopedalspasmen (Krampf in Händen und Füßen)<br />
Trousseausches Zeichen<br />
Chvostek´sches Zeichen<br />
3) Cataracta tetanica<br />
4) Hautveränderungen<br />
5) psychische Störungen<br />
6) Hyperphosphatämie<br />
Therapie:<br />
Gabe von AT 10 = Dihydrotachystein als antitetanisches<br />
Präparat, das den Ca 2+ -Spiegel anhebt.<br />
Pseudohypoparathyreoidismus<br />
Es wird die normale Menge an Hormon produziert, jedoch<br />
sprechen die Zielorgane nicht genug an.<br />
Ursachen:<br />
1) zu wenig Rezeptoren auf den Zielzellen<br />
2) andere Ursachen<br />
Hyperparathyreoidismus<br />
1) primär<br />
Häufigkeit: > 80% solitäres Adenom in der Parathyreoidea,<br />
12% diffuse Adenomverteilung, 6% multiplexe Adenomverteilung<br />
Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.<br />
Die akute Form ist selten. Beim chronischen Hyperparathyreoidismus<br />
kommt es zu akuten Schüben. Sie stellen<br />
immer einen medizinischen NOTFALL dar.<br />
Symptome:<br />
- Erbrechen<br />
- Leibschmerzen<br />
- Polyurie, die über Oligourie zur Anurie abnimmt<br />
- Ca 2+ -Konzentration im Blut 30 mg /100 ml (normal 10<br />
mg/100 ml).<br />
Krankheitsbilder:<br />
1) Osteodystrophia cystica fibrosa generalisata (v. Recklinghausen)<br />
Ein chronisches Adenom führt zu einer Decalcifizierung<br />
und Zystenbildung im Knochen (mit Einblutungen), Knochen-Deformierung,<br />
Spontanfrakturen, Ablagerung von<br />
Ca 2+ im Weichgewebe und Nephrolithiasis.<br />
Merkmale:<br />
alkalische Phosphatase ist erhöht (Hinweis auf gesteigerte<br />
Osteoblastentätigkeit). Mg 2+ -Mangel<br />
2) sekundär:<br />
höhere Parathormon-Produktion der Drüse als reaktives Geschehen<br />
Diese sind alle Störungen, die zur Hypocalciämie und zur<br />
Hyperphosphatämie führen (z.B. Nierenerkrankungen mit<br />
massivem Ca 2+ -Verlust).<br />
Bildet Faktoren, die keine einheitliche Stoffklasse bilden: Thymosin (= Thymopoitin)<br />
Die Polypeptide haben Untereinheiten: α,α,β, γ...<br />
Molekulargewicht der Hormone: 7.000<br />
Der Thymus ist mit seinen Hormonen an der Umwandlung der undifferenzierten Lymphozyten in T-Lymphozyten beteiligt.<br />
Thymosin wirkt auf die motorischen Endplatten. Der Effekt ist unbekannt, ähnelt aber dem der Hemmung von Acetylcholin.<br />
Es hat einen stimulierenden Einfluß auf die Gonadotropin-Freisetzung<br />
Krankheiten:<br />
Myasthenia gravis
11. Hormone - Nebenniere<br />
12. Nebenniere<br />
Mark<br />
Das Nebennierenmark bildet Catecholamine (Nor-, Adrenalin und Isopropyladrenalin)<br />
Bildung der Catecholamine<br />
Tyr -> DOPA -> Dopamin -> Nordrenalin -> Adrenalin<br />
Die Bildung des DOPA aus Tyrosin ist der limitierende Schritt<br />
der Catecholaminsynthese. Adrenalin ist ein allosterischer<br />
Inhibitor <strong>für</strong> diese Hydroxylase, Noradrenalin ebenfalls.<br />
Kontrolle der Catecholamine<br />
Abbau der Catecholamine<br />
1) Methylierung der 3-Hydroxylgruppe (Catechol-o-Methyltransferase)<br />
2) oxidative Desaminierung (Monoaminoxidase = MAO) 4-<br />
Hydroxy-3-methoxy-Mandelsäure = Vanillinmandelsäure<br />
3) Konjugation mit Sulfat oder Glucuronsäure in der Leber<br />
Nordrenalin<br />
Eigenschaften:<br />
- Neurohormon<br />
- Transmitter im adrenergen System des Sympathicus<br />
- positive Beeinflussung von Herzfrequenz und -kraft<br />
- Flucht- und Kampfhormon<br />
- wirkt auf α1- und β1-Rezeptoren (am Herzen)<br />
Bildungsort:<br />
Nebennierenmark<br />
α-Wirkung:<br />
- positiv ino- und chronotrop (Steigerung des Herzminutenvolumens)<br />
- erregende motorische Wirkung<br />
- Gefäßkontraktion in Haut und Splanchnicusgebiet<br />
- Gefäßerweiterung in Muskeln<br />
- Bronchienerweiterung<br />
Adrenalin<br />
Eigenschaften:<br />
- Neurohormon<br />
- Transmitter im adrenergen System<br />
- positive Beeinflussung von Herzfrequenz und -kraft<br />
- Flucht- und Kampfhormon<br />
- wirkt auf α2 und β2-Rezeptoren<br />
Bildungsort:<br />
Nebennierenmark<br />
α-Wirkung:<br />
- positiv ino- und chronotrop (Steigerung des Herzminutenvolumens)<br />
- erregende motorische Wirkung<br />
- Gefäßkontraktion<br />
β-Wirkung:<br />
- Muskelgefäße erweiternd (im Skelettmuskel)<br />
- Bronchien erweiternd<br />
- Tachykardie<br />
- Glykogenolyse fördernd (in Leber und Skelettmuskel)<br />
- Gluconeogenese fördernd<br />
- Lipolyse fördernd<br />
Klinik:<br />
- Phaeochromozytom<br />
- Tumore in den chromaffinen Zellen des NNM<br />
- Produktion der Catecholamins stark erhöht<br />
- Catecholamine im Plasma erhöht (Adrenalin nicht so stark)<br />
- Vanillinmandelsäure im Urin erhöht<br />
- Blutdruck ist zeitweise oder dauerhaft erhöht<br />
- Blutzucker meist normal<br />
Der Verlust des NNM ist unbedeutend<br />
Sympathicomimetika<br />
Dies sind Stoffe, die auf α- und β-Rezeptoren wirken können.<br />
a) körpereigene Stoffe<br />
b) synthetische Strukturanaloge, die eine Teilaktivität der natürlichen<br />
Catecholamine nachahmen (zum Teil verstärkte Wirkung)<br />
1) Ephedrin (1Phenyl-2-methylaminopropanol)<br />
2) Methamphetamin (= Pervitin) als Weckamin, stimuliert<br />
vegetative Zentren<br />
3) Pholedrin<br />
4) Naphazolin (Imidazolderivat)<br />
5) Antiasthmatica (β-Rezeptor-Sympathicomimetika)<br />
Orciprenalin, Terbutalin<br />
Sympathicolytica<br />
sind Stoffe, die die Wirkung der Catecholamine aufheben.<br />
α-Wirkung:<br />
Secalealcaloide, Yohimbin, Phentolamin (Imidazolderivat)<br />
β-Wirkung:<br />
Propandol (= Obsidon), Cordanum<br />
β-Rezeptorblocker werden zur Blutdrucksenkung eingesetzt.<br />
Indirekt wirkende Sympatholytica (= Antisympathicotonica)<br />
wirken als „falsche Neurotransmitter“, da der Organismus sie<br />
nicht von körpereigenen Stoffen unterscheiden kann.<br />
α-Methyl-DOPA (es entsteht im Körper α-Methylnoradrenalin),<br />
α-Methyltyrosin, Reserpin (Rauwolfiaalkaloid) aus<br />
Wolfsmilchgewächsen wirkt durch die Beeinflussung der<br />
Speicherung von Catecholaminen.<br />
Rinde<br />
Die Nebennierenrinde besteht aus 3 Zonen, die mesodermalen Ursprungs sind.<br />
Die Zona glomerulosa produziert Mineralocorticoide, die Zona fasciculata produziert Glucocorticoide und die Zona reticulata produziert<br />
Sexocorticoide (= Androgene).<br />
Alle Hormone sind Steroidabkömmlinge mit aktivierter Essigsäure<br />
als Ausgangsprodukt.<br />
Zur Synthese ist Vitamin C notwendig, da es bei den Hydroxylierungen<br />
als Cofaktor dient.<br />
In der NNR ist dementsprechend eine hohe Vitamin C-<br />
Konzentration.<br />
Synthese des Cholesterin-Grundgerüstes im Überblick:<br />
Acetyl-CoA → beta HMG-CoA → Mevalonsäre → IsopentenylPP<br />
→ Garnesyl PP → Farnesyl PP → Squalen → Lanosterin<br />
→ → → Cholesterin<br />
Cholesterin → Pregnenolon → Progesteron a) → Cortisol →<br />
Cortison<br />
b)→Corticosteron → Aldosteron<br />
Glucocorticoide<br />
Cortisol<br />
Eigenschaften:<br />
besitzt auch geringe mineralocorticoide Wirkung<br />
Halbwertszeit:<br />
4 Stunden<br />
Bildungsort:<br />
Zona fasciculata der Nebennierenrinde<br />
Wirkung:<br />
antagonistische Wirkung zum Insulin<br />
1) Gesteigerte RNS- und Proteinsynthese, gesteigerte Enzymaktivität<br />
bestimmter Enzyme<br />
2) Induktion von Enzymen der Gluconeogenense, erhöht Blutzuckerspiegel<br />
49
3) Steigerung des Proteinkatabolismus, Konzentration freier<br />
AS nimmt zu<br />
4) Steigerung der Osteoporose durch Reduzierung der Knochenmatrix<br />
5) Steigerung der Lipolyse, Konzentration der freien FS<br />
nimmt zu<br />
6) Entzündungshemmer durch Bremsung mesenchymaler Reaktionen<br />
7) Steigerung der exokrinen Sekretion von: HCl, Pepsinogen<br />
und Trypsinogen<br />
8) in hohen Dosen: antiallergische und immunrepressorische<br />
Wirkung (Anwendung bei Organtransplantationen)<br />
9) in sehr hohen Dosen: Schockbehandlung (pharmakokinetischer<br />
Effekt)<br />
Kontrolle:<br />
ACTH stimuliert die Bildung und Ausschüttung. Die Sekretion<br />
folgt einem circadianen Rhythmus, so daß morgens in den<br />
REM-Phasen die Ausschüttung hoch ist und abends niedrig.<br />
Die NNR arbeitet nur 6 Stunden und ruht dann 18 Stunden.<br />
Es werden 15 bis 30 mg pro 24 h sezerniert.<br />
Transport:<br />
Cortisolbindendes Globulin (= CBG = Transportin) bindet das<br />
Cortisol. Oestrogene steigern die CBG-Bildung. Progesteron<br />
verdrängt Cortisol vom CBG.<br />
Ausscheidung:<br />
Über den Urin als 17-Hydroxycorticoid und 11-Ketosteroid.<br />
In der Leber erfolgt eine Kopplung mit Glucuronsäure.<br />
Klinik:<br />
Morbus Cushing<br />
Symptome:<br />
- Vollmondgesicht<br />
- Stiernacken<br />
- Stammfettsucht<br />
- blaurote Striae am Abdomen<br />
primär:<br />
Adenom der NNR meist einseitig<br />
sekundär:<br />
ACTH-produzierender Tumor<br />
iatrogen:<br />
Gabe hoher Dosen von Glucocorticoiden als Medikamention<br />
anderer Erkrankungen<br />
Therapie:<br />
Ursachen beseitigen<br />
Synthetische Glucocorticoide<br />
- 9α-Fluorocortisone<br />
- Prednison<br />
- Prednisolone<br />
- Dexamethasone<br />
Sie sind oft besser durch die Haut resorbierbar als natürliche<br />
Glucocorticoide und bis maximal 100fach wirksamer.<br />
Mineralocorticoide<br />
Aldosteron<br />
Bildungsort:<br />
Zona glomerulosa der NNR<br />
Wirkung:<br />
1) erhöht die renale Reabsorption von Na + -Ionen durch die<br />
Bildung von Na + -Transportproteinen im distalen Tubulus<br />
2) stimuliert die K + -Sekretion in die Nierentubuli, dadurch<br />
Gesamtauswirkung auf den Wasserhaushalt -> erhöhte Rückresorption<br />
Kontrolle:<br />
Die Kontrolle des Aldosterons erfolgt über das Renin-<br />
Angiotensin-System (vergl. Physiologie).<br />
Bei einem verminderten Blutdurchfluß durch die Niere registriert<br />
diese einen geringen Na + -Gehalt im Blut. Dies regt die<br />
Zellen des Juxtaglomerulären Apparats zur Renin-<br />
Ausschüttung an. Das Angiotensin II wirkt vasokonstriktorisch<br />
und bewirkt die Ausschüttung von Aldosteron.<br />
Klinik:<br />
Conn-Syndrom = primärer Hyperaldosteronismus<br />
Symptome:<br />
- Hypokaliämie mit Muskelschwäche und Herzrythmusstörungen<br />
50<br />
12. Vitamine<br />
- Hypernatriämie mit Ausbildung sogenannter Kochsalzödeme<br />
- Nierenschädigung mit mangelnder Harnkonzentrierung<br />
(Polyurie)<br />
- Albuminurie<br />
- Bluthochdruck<br />
Therapie:<br />
Operation<br />
Gabe von Aldosteronantagonisten<br />
Antagonisten des Aldosterons<br />
a) Atriales natriuretisches Hormon (ANF)<br />
Eigenschaften:<br />
Gegenspieler des Aldosterons<br />
Bildungsort:<br />
Dehnungsrezeptorzellen des Herzvorhofs bilden ANF bei<br />
Dehnung (= Volumenzunahme) [Damit kann das Herz als endokrines<br />
Organ bezeichnet werden].<br />
Wirkung:<br />
1) Steigerung der Na + -Ausscheidung und damit Steigerung der<br />
Wasserausscheidung an der Niere<br />
2) Verminderung der ADH-Sekretion (= Vasopressin)<br />
3) Verminderung der Reninausschüttung<br />
4) Verminderung der Na + -Rückresorption in der Niere<br />
5) Blutdruck senkend<br />
b) Antialdosteron<br />
Spirolacton<br />
Bindet an Aldosteron-Rezeptoren, so daß Aldosterol nicht<br />
wirken kann. Daher wird es als harntreibendes Mittel eingesetzt.<br />
Sexocorticoide<br />
Primäre Androgene der NNR sind Dehydroepiandrosteron<br />
(DHEA) und Androstendion.<br />
Eigenschaften:<br />
haben männlich prägenden Charakter<br />
C-19-Corticosteroide<br />
Bildungsort:<br />
Zona reticularis der NNR<br />
Wirkung:<br />
1) Proteinanaboler Effekt<br />
2) fraglich, positiver Einfluß auf Libido<br />
3) in exzessiven Mengen: Maskulinisierung weiblicher Organismen<br />
Ausscheidung:<br />
neutrale 17-Ketosteroide<br />
Krankheiten der NNR<br />
Klinik:<br />
Adrenogenitales Syndrom (AGS)<br />
A) angeboren:<br />
Ursachen:<br />
Meistens ein Defekt an 21-Hydroxylase, so daß eine Synthesestörung<br />
der Glucocorticoide vorliegt (selten Defekt<br />
in C-11-Hydroxylase und D5-Isomerase). Es entstehen<br />
statt der Glucocorticoide androgene Substanzen.<br />
Bei teilaktivem Enzym:<br />
Die Aldosteronbildung ist noch ausreichend.<br />
nicht-Salz-verlierender Typ<br />
Bei komplettem Defekt:<br />
Salz verlierender Typ<br />
Symptome:<br />
Frauen:<br />
Pseudohermaphroditismus (= Scheinzwitter)<br />
Die Betroffenen erwecken den Anschein männlich zu<br />
sein. Sie haben eine stark vergrößerte Klitoris. Die<br />
Schamlippen können das Ausmaß des männlichen Skrotums<br />
annehmen.<br />
Die Frauen haben männliche Behaarung und Bartwuchs.<br />
Männer:<br />
Penis und Skrotum sind beim Neugeborenen schon besonders<br />
groß entwickelt, erreichen aber nie die Geschlechtsreife.<br />
Dies geschieht nicht, weil bei einem hohen<br />
Androgenspiegel weder LH noch FSH gebildet werden.
B) erworben:<br />
Ursachen:<br />
Tumore in der Zona reticularis<br />
Symptome:<br />
Bei Frauen bleibt die Menstruation aus. Die sekundären<br />
Geschlechtsmerkmale bilden sich zurück und die Behaarung<br />
der Haut nimmt zu.<br />
Therapie:<br />
Gabe von Glucocorticoiden in physiologischen Dosen, so<br />
daß der Teufelskreis ausgeschaltet wird, indem der<br />
ACTH-Spiegel gesenkt wird.<br />
Bei Zerstörung der gesamten Nebennierenrinde durch Autoimmunkrankheiten<br />
und früher auch durch Tuberkulose entsteht<br />
ein MORBUS ADDISON:<br />
Es kommt zu einem Verlust an Na + bei gleichzeitiger Erhöhung<br />
von K + im Blut.<br />
Symptome sind:<br />
- progressive Braunfärbung der Haut auch an unpigmentierten<br />
Stellen, z.B. Mundschleimhaut (Mechanismus:<br />
Dadurch, daß keine Glucocorticoide gebildet werden können,<br />
sind ACTH und MSH stark erhöht und entfalten ihre<br />
Wirkung zur Pigmentablagerung).<br />
- Kachexie (Abnahme des Körpergewichts)<br />
- Na + -Ausscheidung stark erhöht, damit auch eine starke<br />
Wasserausscheidung, so daß die Patienten regelrecht austrocknen<br />
- niedriger Aldosterol-Spiegel<br />
12. Vitamine<br />
WICHTIG!!!!!<br />
Überblick über die Beteiligung der Hormone an verschiedenen Prozessen<br />
Energieversorgung: Insulin, Glucagon, Adrenalin, Noradrenalin, Glucocorticoide, Schilddrüsenhormone<br />
Sekretion von Verdauungsenzymen: Gastrin, Sekretin, Cholezystokinin<br />
Elektrolyt- und Wasserhaushalt: Aldosteron, Renin-Angiotensin, ADH, ANP, Calcitonin, Parathormon<br />
Wachstum: Somatotropin (STH)<br />
Fortpflanzung: Androgene, Oestrogene, Gestagene, Oxytocin, Prolactin<br />
Gewebshormone: Histamin, Serotonin, Kinine, Histamin, Serotonin, Kinine<br />
12. Vitamine<br />
- K + -Spiegel im Plasma stark erhöht und führt zu Adynamie<br />
(Kraftlosigkeit) und als Folge zum Herzstillstand.<br />
- rapide Alterung der Haut<br />
- Hypoglucämie<br />
- niedrige 17-Hydroxycorticoidausscheidung<br />
Therapie:<br />
lebenslängliche Substitutionstherapie. Diese ist schwierig,<br />
weil die Hormonmengen exakt auf die Bedürfnisse des Körpers<br />
abgestimmt werden müssen.<br />
Funktionsdiagnosen der NNR<br />
1) ACTH-Gabe: Abbauprodukte im Harn erhöht (17 Hydroxycorticoide)<br />
physiologisch<br />
2) ACTH-Gabe: drastische Reduktion von eosinophilen Granulozyten<br />
(> 50%) physiologisch (Thorn-Test)<br />
3) Dexametason-Test: Dexametason ist ein synthetisches Glucocorticoid,<br />
das wirksamer als physiologische Glucocorticoide ist.<br />
Bei Gabe von Dexametason wird die ACTH-Produktion gesenkt<br />
und damit auch der Cortisol-Spiegel im Blut.<br />
Beim Cushing-Syndrom ist der feed-back-Mechanismus gestört<br />
und der Cortisolspiegel sinkt nicht ab.<br />
4) Metopiron-Test: Metopiron ist ein Pharmakon, das das Enzym<br />
L-Hydroxylase hemmt. Die Steroidproduktion wird also gesenkt.<br />
Als Reaktion ist Cortisol im Blut vermindert und die Hypophyse<br />
sezerniert vermehrt ACTH (Adenocortico-tropes Hormon).<br />
Vita- das Leben; amin - Das erste gefundene Vitamin, Vitamin B1, war ein Amin. Vitamine sind in natürlichen Nahrungsstoffen enthalten.<br />
Sie haben keine Bedeutung <strong>für</strong> die Bereitstellung von Energie, sondern sind akzessorische Wirkstoffe. Sie haben bedeutende Funktion beim<br />
Wachstum, bei der Zellerhaltung und bei der Fortpflanzung von höheren Tieren.<br />
Die meisten Vitamine müssen dem menschlichen Organismus mit der Nahrung zugeführt werden, weil sie nicht synthetisiert werden können.<br />
Je nach Vitamin und Spezies schwankt der Bedarf zwischen 0,001 µg bis 50 mg. Die Vitamine werden entweder mit A, B, C, mit chemischen<br />
Bezeichnungen oder mit funktionellen Bezeichnungen gekennzeichnet.<br />
Eine Störung im Vitaminhaushalt kann zu:<br />
a) Avitaminosen<br />
b) Hypovitaminosen<br />
c) Hypervitaminosen<br />
führen.<br />
Die Vitamine werden verschieden geordnet:<br />
a) nach Löslichkeitsverhalten in Wasser:<br />
1) Hydrophob E, D, K, A<br />
2) Hydrophil B, C<br />
b) nach Coenzym, nicht Coenzym<br />
c) Vergleich nach biologischen Gesichtspunkten:<br />
1) <strong>für</strong> alle lebendigen Zellen notwendig B, K<br />
<strong>für</strong> höher differenzierte Organismen notwendig E, D, A, C (Vitamin D nur <strong>für</strong> Vertebraten)<br />
Lipophile Vitamine<br />
Vitamin A<br />
Weitere Namen: Retinol, Axerophtol (a - nicht, xeros - trocken,<br />
ophthalmos - Auge), antixerophthalmisches Vitamin<br />
Wirkform: Retinal<br />
Bedarf: 1,5 - 2 mg<br />
Vorläufer aus dem Pflanzenreich: Carotine<br />
1) α-,β-, γ-Carotin<br />
2) Kryptoxanthin<br />
Provitamin ----- Carotinase (besonders in Leber, Darmzellen)-<br />
--> Vitamin A (all-trans-Retinal),<br />
aus einem β-Carotin werden 2 Vitamin A<br />
Aufnahme:<br />
a) carotinhaltige Pflanzen<br />
b) Vitamin A haltige tierische Produkte (Leber von Seefischen;<br />
die Leber des Eisbären ist giftig, da sie zu viel Vitamin<br />
A enthält)<br />
Speicher:<br />
Fettsäureester<br />
Transport: an Lipoproteine gebunden (retinolbindendes Globulin)<br />
51
Wirkung:<br />
1) Sehvorgang<br />
2) Epithelwirkung (positiven Einfluß auf biologische Membranen):<br />
Wachstum, Strukturerhaltung<br />
3) Zellteilung<br />
4) Wachstum (Regelung der Osteoblastenaktivität)<br />
5) Antitumorwirkung<br />
6) Coenzym als Retinolphosphat bei Übertragung von Mannose<br />
und Galactoseresten in der Glucoproteinsynthese<br />
7) Retinsäure erhöht die Anzahl der Rezeptoren <strong>für</strong> EGF (epithel<br />
growth factor s. Hormone) und Vitamin D<br />
Sehvorgang:<br />
Opsin ist über die ε-Aminogruppe eines Lysinrestes an das 11cis<br />
Retinal gebunden.<br />
Die Stäbchen und Zapfen haben unterschiedliche Opsine. Die<br />
Zapfen haben 3 verschiedene Opsine <strong>für</strong> 3 verschiedene Wellenlängen<br />
des Lichts:<br />
blau: 435 nm<br />
grün: 540 nm<br />
rot: 565 nm<br />
Bei Lichteinfall wird innerhalb von Picosekunden das photoaktivierte<br />
all-trans-Retinal gebildet. Metarhodopsin oder photoaktiviertes<br />
Rhodopsin binden an einen Transducin-GDP-<br />
Komplex (G-Protein).<br />
Ein photoaktiviertes Rhodopsin aktiviert mehrere 100 Transducin-Moleküle<br />
(Verstärkereffekt).<br />
photoaktiviertes Rhodopsin<br />
↓<br />
Bindung an Transducin-GDP-Komplex (alpha, beta-<br />
Untereinheit)<br />
↓<br />
GDP wird durch GTP ersetzt<br />
↓<br />
Dissoziation des Transducin-Komplexes<br />
↓<br />
α-Untereinheit hat GTP gebunden und aktiviert eine Phosphodiesterase<br />
↓<br />
cGMP -> 5GMP Folge: der cGMP-Spiegel sinkt<br />
↓<br />
Schließen der Na + -Kanäle<br />
↓<br />
Hyperpolarisation als Signal<br />
In der Dunkelheit ist Rhodopsin phosphoryliert und bindet an<br />
Arretin, so daß die Bindung an Transducin verhindert wird. Die<br />
Folge ist eine Inaktivierung der Phosphodiesterase, GTP wird<br />
wieder zu GDP und es entsteht ein trimeres Transducin. Rhodopsin<br />
wird gespalten und kann wieder am Signalübermittlungsprozeß<br />
teilnehmen.<br />
Recoverin: ist ein Ca 2+ -bindendes Protein mit 3 Bindungsstellen.<br />
Wenn es kein Ca gebunden hat, aktiviert es die Guanylatzyklase<br />
(GMP -> cGMP). cGMP ist Schaltelement <strong>für</strong> Na + - und Ca 2+ -<br />
Kanäle. Es öffnet die Kanäle, so daß Na + - und Ca 2+ -Ionen in die<br />
Zelle eindringen.<br />
Klinik:<br />
Hypovitaminose<br />
Mangel durch:<br />
mangelnde Zufuhr, gestörten Fetthaushalt, gestörte Fettverdauung,<br />
eingeschränkte Carotinaktivität der Leber bei verschiedenen<br />
Lebererkrankungen (Provitamin kann nicht ins<br />
aktive Vitamin überführt werden).<br />
Symptome:<br />
- eingeschränktes Dämmerungssehen = Nyctalopie (Nachtblindheit),<br />
ein Vitamin A-Mangel setzt die Empfindlichkeit<br />
der schwarzen-weißsehenden Stäbchen herab<br />
- Nachtblindheit bei ursprünglich nicht niedrigem Serumspiegel<br />
- Austrocknen der Cornea (Xerophthalmie)<br />
- Hyperkeratose (= starke Verhornung) der Haut im allgemeinen<br />
- Störung des Wachstums insbesondere der Knochenbildung<br />
bei Jugendlichen<br />
52<br />
12. Vitamine<br />
- teratologisch wichtig: Mißbildungen durch Vitaminmangel<br />
der Mutter (Hydrozephalus, ZNS-Schädigung)<br />
Hypervitaminose:<br />
Zufuhr > 5 000 IE/kg Körpergewicht<br />
besonders bei Kindern und Jugendlichen nach lang dauernder<br />
Gabe zur Behandlung von dermatologischen Erkrankungen<br />
Symptome:<br />
Benommenheit<br />
Kopfschmerz<br />
Erbrechen<br />
Verworrenheit<br />
Müdigkeit<br />
Hautschuppungen<br />
(bei Ratten Fehlbildung der Feten)<br />
Nachweis: Carr-Price (s. Praktikum) mit Adenyl(III)chlorid<br />
Therapie:<br />
Mangel: Gabe von Kapseln mit 30 000 IE.<br />
Bei Tumorpatienten mit Bestrahlungstherapie (Vitamin A<br />
mildert die Folgen der Bestrahlung)<br />
Akne juvenilis Gabe von Retinsäure (oxidiertes Vitamin A)<br />
Vitamin D 1,2,3<br />
Weitere Namen: Calciferol, antirachitisches Vitamin, Hormon D<br />
(vergleiche Wirkung 1b)<br />
Vorläufer: im Pflanzenreich: Ergosterol <strong>für</strong> Vitamin D2<br />
im Tierreich: 7-Dehydrocholesterol <strong>für</strong> Vitamin D3<br />
Sowohl die Provitamine als auch die Wirkformen sind Sterole.<br />
Synthese:<br />
endogen:<br />
Cholesterol -> 7-Dehydrocholesterol (in der Haut bei UV-<br />
Licht Cholecalciferon (Vitamin D3)<br />
exogen:<br />
Ergosterol UV-Licht Ergocalciferon (Vitamin D2)<br />
Wirkform: nach Hydroxylierung an Position 25 in der Leber<br />
und anschließender Hydroxylierung an Position 1 in der<br />
Niere:<br />
1,25-Dihydroxycholecalciferon (aus tierischem Provitamin:<br />
Ring B aufgespalten; aus pflanzlichem Provitamin nicht so<br />
wirksame Seitenkette)<br />
Regulation der Synthese:<br />
1) Ca 2+ -Spiegel normal oder erhöht ⇒ Hemmung der Synthese<br />
der Wirkform<br />
2) Ca 2+ -Spiegel niedrig ⇒ keine Hemmung<br />
Bei Hemmung der Synthese von 1,25-Dihydroxycalciferol<br />
wird die Ca 2+ -Aufnahme gesenkt.<br />
3) 24,25-Dihydroxycalciferol scheint den Ca 2+ -Einbau zu<br />
fördern<br />
Abbau: Hydroxylierung in Position 26 durch microsomale Enzyme,<br />
die durch Phenytoin und Phenobarbitural aktiviert<br />
werden.<br />
Speicherung: begrenzt in der Leber (bei Fischen hohe Konzentrationen<br />
in der > Leber)<br />
Transport: An α2-Globulin gebunden<br />
Bedarf: 0,025 mg/d<br />
Wirkung:<br />
(In den Lehrbüchern werden die Wirkungen aufgrund klinischer<br />
Versuche und verschiedenen Symptomen bei Patienten<br />
teilweise anders dargestellt):<br />
1) Steigerung der intestinalen Ca 2+ - und PO4 - -Resorption<br />
a) in Kombination mit Parathormon<br />
b) durch Bildung von Ca 2+ -bindenden Proteinen im Darm<br />
(einer Hormonwirkung ähnlicher Vorgang )<br />
2) Steigerung des enchondralen Wachstums an Röhrenknochen,<br />
Steigerung der Mineralisation am Knochen und Freisetzung<br />
von mitochondrial gebundenem Ca 2+ aus den Zellen<br />
(Antagonist zu Parathormon)<br />
3) Anstieg des Citratspiegels<br />
4) Steigerung der PO4 3- -Resorption in den Nierentubuli (im<br />
Gegensatz zum Parathormon und Calcitonin)<br />
Klinik:<br />
Hypovitaminose<br />
Rachitis<br />
Rachitis insbesondere in Gegenden häufig, wo Kinder in<br />
Bergwerken arbeiten und wenig ins Sonnenlicht kommen.
Es sind 3 Formen der Rachitis bekannt:<br />
Früh-, Pubertät- und Spätrachitis (Osteomalacie)<br />
Symptome:<br />
Ca 2+ -Spiegel niedrig<br />
Ca 2+ -Resorption niedrig<br />
negative Ca 2+ -Bilanz (Ausscheidung > Aufnahme)<br />
erhöhter Parathormon-Spiegel: Ca 2+ wird aus dem Knochen<br />
heraus mobilisiert, damit der Ca 2+ -Mangel im Serum ausgeglichen<br />
wird. Der Ca 2+ -Mangel wird zunächst maskiert.<br />
PO4 3- im Serum erniedrigt<br />
Knochenerweichung (Osteomalacie, beruht nicht nur auf<br />
Mangel an Vitamin D, sondern auch an gesteigerter Parathormonsekretion,<br />
sog. Parathyroidismus)<br />
Deformation des Skeletts: Trichterbrust, Säbelbeine, Caput<br />
quadratum, rachitischer Rosenkranz<br />
Stimulation der Osteoblastentätigkeit durch Ausbleiben der<br />
Calcifizierung: alkalische Phosphatase erhöht<br />
Diagnose:<br />
Der erhöhte Spiegel von alkalischer Phosphatase gilt als<br />
Frühsymptom der Rachitis und kann der Diagnose dienen<br />
(die alkalische Phosphatase ist auch bei Gallengangsverschluß<br />
erhöht).<br />
Symptome beachten<br />
Röntgen<br />
Ca 2+ -Spiegel normal bis erniedrigt<br />
PO4 3- -Spiegel sehr stark erniedrigt<br />
Therapie (Prophylaxe):<br />
1) UV-Bestrahlung<br />
2) Dekristol-Prophylaxe: Vitamin D2-Stoßtherapie in bestimmten<br />
Abständen (10 0000 IE). Heute nicht mehr angewendet,<br />
da be<strong>für</strong>chtet wird, daß durch die hohen Dosen die<br />
Kalkablagerung in Organen gefördert wird.<br />
Heute: regelmäßige Gabe geringer Vitamin D-Dosen (400<br />
IE/Tag) und gleichzeitiges Ca 2+ -Angebot (fluorierte Verbindungen<br />
sind 5 bis 10 Mal wirksamer als physiologisches<br />
Vitamin D)<br />
Hypervitaminose:<br />
nur durch pharmakologisch hohe Dosen zu erreichen<br />
Symptome:<br />
Hypercalcämie<br />
Nephrocalcinose<br />
Calciumablagerung in Blutgefäßen<br />
Kopf- und Gelenkschmerzen<br />
Muskelschwäche<br />
Störungen im Magen-Darm-Trakt<br />
Vitamin E<br />
Weitere Namen: Tocopherol, Antisterilitätsvitamin der Ratte<br />
aus dem Pflanzenreich: α-Tocopherol besonders in keimendem<br />
Getreide, Eiweiß (Muschelfleisch, nicht weil die Muscheln das<br />
Vitamin produzieren, sondern gut speichern)<br />
Synthese: ähnlich der menschlichen Cholesterolsynthese<br />
Resorption: 10- 20 mg/Tag an Fett gebunden<br />
Speicherung: 1 mg/ 100 ml Serum<br />
Bedarf: 20 - 30 mg/d<br />
Wirkung:<br />
1) Antioxidationsmittel: schützt die SH-Gruppen des Vitamin<br />
A, Carotine und ungesättigte Fettsäuren in Membranlipiden<br />
vor Oxidation, indem es selber oxidiert wird (aus Fettsäuren<br />
entstehen durch Oxidation Lipofuscine mit hoher hepatotoxischer<br />
Wirkung ->Leberschutz)<br />
Schutz vor Thrombose<br />
2) Beziehung zu Ubichinon: vermutlich Beteiligung an der<br />
Atemkette und ATP-Bildung.<br />
3) Beteiligung an Nucleinsäure- und Cholesterolsynthese.<br />
4) beeinflußt Erythropoese<br />
Klinik:<br />
Vitamin E-Mangel: im Tierversuch: (Ratte, Kaninchen)<br />
Weibchen: Resorptionssterilität: Die Tiere werden normal<br />
gravide, aber die Frucht wird wieder resorbiert<br />
Männchen: Hodenatrophie, irreversible Zerstörung der Spermiogenese<br />
12. Vitamine<br />
beide: Muskeldystrophie (erhöhtes Serumkreatin)<br />
Nervenveränderung in Klein- und Zwischenhirn<br />
Quellung kollagener Fasern<br />
Gefäßveränderungen<br />
Mensch:<br />
In der Regel wird eine ausreichende Versorgung durch die<br />
Nahrung sicher gestellt. Zum Teil wird als Schutz vor bestimmten<br />
Gefäßerkrankungen Vitamin E gegeben.<br />
Vitamin E-Mangel:<br />
1) Peroxydbildung aus Lipiden: Hemmung von PG I2<br />
(Prostacyclin), Erhöhung des Thromboxans, aktivieren der<br />
Gerinnungskaskade, Aggregation der Thrombozyten<br />
2) auch 15-Hydroxyperoxyarachidonsäure aktiviert die Aggregation<br />
der Thrombozyten<br />
Vitamin K 1, 2, 3<br />
Weitere Namen: Phyllochinon, Antihämorrhagisches Vitamin<br />
Wirkform: Dipharnesyl-Naphtochinon<br />
Vorläufer: größere Gruppe mit gemeinsamem Grundgerüst,<br />
Naphtochinonderivate<br />
aus dem Pflanzenreich: Vitamin K1 in Blättern 2-Methyl-3phytyl-1,4-naphtochinon<br />
aus dem Tierreich: aus faulendem Fischmehl (Bakterienprodukt)<br />
2-Methyl-3-difarnesyl-1,4-naphtochinon<br />
synthetisch: 2-Methyl-1,4-naphtochinon (Menadion)<br />
synthetisch, wasserlöslich: Na-menadioldiphosphat, Menadioldisulfid<br />
Die Vitaminvorstufen werden an Fett gebunden resorbiert<br />
Hauptquellen:<br />
1) Darmbakterien (Antibiotika stören den Vitamin K-<br />
Haushalt)<br />
2) Grünpflanzen<br />
[Neugeborene haben noch keine entwickelte Darmflora, so<br />
daß sie wenig Vitamin K haben. Sie neigen zu Blutungen und<br />
zur Hypoprothrombinämie.]<br />
Transport: an Eiweiße gebunden<br />
Bedarf: 0,2 - 2 mg/d<br />
Wirkung:<br />
1) Bildung der Gerinnungsfaktoren Prothrombin, Faktor II,<br />
VII, IX, X durch Regelung der Synthese nach der Transkription<br />
und Translation. In Anwesenheit von Vitamin K bindet<br />
ein Glutamatrest CO2 an die γ-Carboxylgruppe. Diese<br />
Coenzymfunktion ist nur in der Hydrochinonform möglich,<br />
welche bei der Reaktion zu einem Epoxid wird. Die Rückwandlung<br />
des Epoxids über das Chinon zum Hydrochinon ist<br />
Cumarin-empfindlich!<br />
2) Grünpflanzen: Vitamin K ist an der Phosphorylierung in<br />
Verbindung mit der Photosynthese beteiligt. Bei Bestrahlung<br />
der Mitochondrien mit UV-Licht wird Vitamin K zerstört und<br />
die oxidative Phosphorylierung gestört.<br />
Vitamin K-Antagonisten sind Entkoppler der oxidativen<br />
Phosphorylierung. Ein Mangel an Vitamin K führt zu einer<br />
verminderten Synthese der Gerinnungsfaktoren und somit zu<br />
einer Verlängerung der Blutgerinnungszeit, ein therapeutischer<br />
Effekt bei Thrombosebehandlungen bzw. Prophylaxe<br />
mit Antagonisten wie Dicumarol. Diese Präparate wirken, da<br />
sie die Umwandlung des Epoxids zum Hydrochinon stören.<br />
Klinik:<br />
1) Cumarin-Derivate stören den Vitamin K-Haushalt (Cumarin<br />
ist z.B. in Waldmeister enthalten).<br />
2) Zur Therapie von Thrombosen wird der Vitamin K-Spiegel<br />
durch Falitthromb oder Marcumar gesenkt.<br />
3) Hypervitaminosen<br />
durch Vitamin K-Therapie<br />
Hyperbilirubinämie<br />
erhöhte Tumorgefahr<br />
[Bei Lebererkrankungen wie Zirrhose, Karzinom wird in der<br />
Leber kein Prothrombin gebildet, so daß die Blutgerinnung nicht<br />
abläuft. Dies ist KEIN Vitamin K-Mangeleffekt]<br />
4) Hypovitaminose: hämorrhagische Diathese<br />
53
Wasserlösliche Vitamine<br />
Vitamin B1<br />
Weitere Namen: Thiamin, Aneurin, Codecarboxylase (vergleiche<br />
Wirkung 1)<br />
Wirkform: Thiaminpyrophosphat<br />
aus dem Pflanzenreich: In Randschicht von Getreidekörnern<br />
Die Biosynthese erfolgt in Pflanzen und Mikroorganismen.<br />
Thiamin besteht aus einem Pyrimidinring und einem Thiazolring,<br />
die durch eine Methylgruppe verbunden sind.<br />
Bedarf: 1-2 mg Tag pro Tag (1 IE = 0,003 mg)<br />
Wirkung:<br />
1) Beteiligung an Reaktionen der oxidativer Decarboxylierung<br />
(thiaminabhängige Reaktionen) von alpha-Ketosäuren<br />
a) Pyruvat -> Acetyl-CoA + CO2<br />
b) α-Ketoglutarat -> Succinyl-CoA + CO2<br />
2) Beteiligung an der Transketolase-Reaktion im Pentose-<br />
Phosphat-Weg (Übertragung der Ketogruppe)<br />
Klinik:<br />
Überdosis unschädlich, soll Mücken abhalten<br />
Hypovitaminose:<br />
Beriberi: Polyneuropathien (traten in Asien auf, nachdem man<br />
begann, Reis zu polieren (Randschicht entfernen -> kein Vitamin<br />
B1 mehr im Reis)<br />
a) Polyneuritis bis zur Lähmung<br />
b) nasse/kardiale Form des Vitamin B1-Mangels: Schädigung<br />
der Herzmuskulatur mit Ödeme als Folge<br />
Ursachen der Polyneuropathien:<br />
1) Energiemangel: Aus Pyruvat wird kein Acetyl-CoA mehr<br />
gebildet, der Citratzyklus kann nicht ablaufen.<br />
2) Bei Füchsen: Mangelernährung (durch zu wenig Fisch),<br />
schwere Lähmungen (Chastek-Krankheit)<br />
bei Löwen Sterngucker-Krankheit<br />
3) starker Alkoholabusus führt durch Unterernährung zu Thiaminmangel<br />
Nachweis:<br />
Thiochrom-Reaktion<br />
erhöhte Pentose-Konzentration im Serum<br />
Vitamin B2<br />
Weitere Namen: Riboflavin = Lactoflavin<br />
Wirkform: FAD, FMN<br />
Struktur: 6,7-Dimethyl-9-D-Ribityl-5-phosphat = 6,7-Dimethyl-<br />
9-isoalloxacin<br />
gelb grüne Farbe, hitzestabil, lichtempfindlich<br />
Vorläufer:<br />
aus dem Pflanzenreich: Blattgemüse<br />
aus dem Tierreich: Hefen und Milch, wenn die Tiere Gras<br />
bekommen<br />
Synthese: in Mikroorganismen und Pflanzen<br />
Aufnahme: im Darm, in Mucosazellen phosphoryliert<br />
Bedarf: 1 - 2 mg/d (in der Schwangerschaft mehr)<br />
Im Blut 2 - 4 µg/ dl<br />
Wirkung:<br />
Coenzym-Funktion<br />
1) Bestandteil von FMN und FAD<br />
a) FMN:<br />
Warburg´sches Atmungsferment<br />
l-Aminosäure <br />
Dermatitis.<br />
Wachstumsstillstand<br />
Hautentzündungen in den Mundecken (Cheilosis)<br />
Glossitis<br />
im Tierversuch:<br />
ZNS-Störungen<br />
Vascularisierung der Cornea<br />
Skelettschäden bei trächtigen Tieren<br />
Mit der Fluoreszenz können Mengen > 0,2 ng nachgewiesen<br />
werden. Mit biochemischen Methoden können Mengen > 50 ng<br />
nachgewiesen werden.<br />
Bei einer oralen Belastung mit 3 mg Vitamin B2 wird in einer<br />
bestimmten Zeit ein bestimmter Prozentsatz ausgeschieden.<br />
[Antebrin (Medikament) erzeugt Mangelerscheinungen wegen<br />
seiner Antivitaminwirkung]<br />
Vitamin B3<br />
Weitere Namen: Nicotinamid, Niazinamid, Vitamin PP (pelagra<br />
preventing factor)<br />
Synthese im Pflanzenreich: aus Tryptophan<br />
aus dem Tierreich Bakterien: aus Tryptophan; Mensch: sehr<br />
geringe Ausbeute: Um ein mg Miacin zu erhalten, müssen 60<br />
mg Tryptophan verstoffwechselt werden. Dies reicht nur, um<br />
40 % des Bedarfes zu decken.<br />
Abbau: Konjugation mit Glycin als N-Methylnicotinamind und<br />
als 6-Pyridon-N-methylnicotinamid<br />
Bedarf: 15 bis 20 mg /Tag<br />
Wirkung:<br />
1) Coenzym bei Biosynthese von NADH2 und NADPH2 in<br />
allen Organen<br />
2) in pharmakologischen Dosen gefäßerweiternd (besonders in<br />
der oberen Körperhälfte)<br />
3) in hohen Dosen: Cholesterol senkend durch Bremsung der<br />
Cholesterol-Synthase<br />
Klinik:<br />
Mangel:<br />
Pelagra (3-D-Krankheit).<br />
1) Dermatitis an Gesicht, Hals, Extremitäten auftretende Erytheme<br />
(Rötung) und bräunliche, symmetrische Pigmentbildung<br />
(Sonneneinstrahlung ist ein wichtiger Faktor).<br />
2) Diarrhöe: Chronische Magen-Darm-Entzündung, Stomatitis,<br />
Glossitis, Gastritis, Enteritis<br />
3) Dementia und Depression: Störung des ZNS, Delirien,<br />
Halluzinationen, Degeneration der Hinter- und Seitenstränge<br />
4) bei Kindern: Wachstumsstillstand, Anämie, Wasserverlust<br />
(Exsiccose), Gewichtsabnahme<br />
Ursachen des Mangels:<br />
a) Ernährung: viele Proteine, die kein Tryptophan enthalten<br />
(Proteinmangel + Alkohol).<br />
b) angeboren: Hartnup-Krankheit (siehe auch Tryptophan-<br />
Abbau). Die Darmmucosa kann Tryptophan nicht resorbieren,<br />
ebenso die Niere nicht.<br />
Nachweis des Mangels durch Messung der Abbauprodukte<br />
Gabe von Vitamin B3 als Therapie bei<br />
a) Pelagra<br />
b) Röntgenkater<br />
c) Dermatosen<br />
d) Cholesterol-Senkung<br />
e) Durchblutungssteigerung<br />
Vitamin B6<br />
Weitere Namen: Pyridoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin, Adermin,<br />
Ratten-Pellagra-Schutzstoff<br />
Vorläufer:<br />
aus dem Pflanzenreich: Pflanzen<br />
aus dem Tierreich Mikroorganismen<br />
Struktur: Grundkörper:<br />
Pyridin mit einem variablen Rest :<br />
1) alkoholisch Pyridoxin<br />
2) Aldehyd Pyridoxal
3) Aminogruppe Pyridamin<br />
die Reste sind ineinander überführbar<br />
Wirkform: Pyridoxal-5-phosphat (PALP). Die Überführung ist<br />
ATP-abhängig.<br />
Abbau: Abbauprodukt ist die Pyridoxalsäure, die mit dem Urin<br />
ausgeschieden wird.<br />
Bedarf: 2 - 3 mg/d (bei Proteinreicher Kost mehr)<br />
Wirkung: Es ist DAS Coenzym des AS-Stoffwechsels.<br />
Coenzym-Funktion bei:<br />
1) Decarboxylierung von Aminosäuren (Try, His, Tyr, S-<br />
Hydroxy-Try, Glu)<br />
2) Transaminierung von Aminosäuren (ASAT, ALAT)<br />
3) Wasserabspaltung von Aminosäuren (Aminosäure-<br />
Dehydratasen)<br />
4) H2S-Abspaltung von Aminosäure (Aminosäure-<br />
Desulfhydrasen)<br />
5) Spaltung von Aminosäure (Kynureninasen)<br />
6) δ-Aminolävulinsäuresynthetase (Biosynthese des Porphyringrundgerüsts)<br />
7) Racemasen<br />
Klinik:<br />
Hypovitaminose:<br />
Ratte:<br />
Rattenpellagra (Hauterkrankung)<br />
Entmyelinisierung von Nervenscheiden<br />
Degeneration von Axonen<br />
Mensch:<br />
besonders bei Kindern und Schwangeren:<br />
Dermatosen<br />
Muskeldystrophie<br />
Neurotiden<br />
hypochrome, mikrozytäre Anämie durch Ausfall von Wirkung<br />
6 (Die Erythrozyten sind zu klein und haben zu wenig<br />
Hämoglobin. Dies ist eine Form der symptomatischen sideroachrestischen<br />
Anämie). Eine Therapie mit Eisen hilft<br />
nicht.<br />
epileptoforme Krämpfe: Übererregbarkeit durch verminderte<br />
Aktivität der Glutamatdecarboxylase (die GABA-<br />
Synthese wird beeinträchtigt, so daß auch die hemmende<br />
Wirkung auf erregbare Zellen im ZNS durch GABA wegfällt).<br />
Diagnose:<br />
Gabe von Tryptophan: erhöhte Ausscheidung von Xanthurensäure<br />
(bei Vitamin B6-Mangel)<br />
Isonicotinsäurehydrazit (INH), ein Medikament zu Behandlung<br />
der Tuberkulose erzeugt einen Vitamin B6-Mangel,<br />
weil eine NH2-Gruppe des INH spontan mit Pyridoxal zu<br />
Pyridoxalhydrazon reagiert. Bei Behandlung einer Tuberkulose<br />
mit INH muß daher auch genügend Vitamin B6 zugeführt<br />
werden.<br />
Gabe von Vitamin B6 als Therapie bei:<br />
1) Dermatitis<br />
2) Verhindern des „Röntgenkaters“ nach einer Strahlentherapie<br />
3) Verhindern einer Reisekrankheit<br />
Vitamin B7<br />
Weitere Namen: Panthothensäure, Anti-graue-Haare-Faktor<br />
der schwarzen Ratte, Kückendermatitisfaktor<br />
Eigenschaften:<br />
überall vorkommend; Gelee royal der Bienenkönigin sehr<br />
Panthothensäure haltig<br />
Synthese:<br />
in Pflanzen und Mikroorganismen aus b-Alanin und Buttersäurederivaten<br />
Bedarf: 10 mg/Tag<br />
Wirkung:<br />
Bestandteil des Coenzym A und als solches wirksam:<br />
Biosynthese des CoA:<br />
Panthothensäure<br />
↓<br />
ATP<br />
↓<br />
ADP<br />
↓<br />
12. Vitamine<br />
4-Phosphopanthothensäure<br />
↓<br />
Cystein<br />
CTP/ATP<br />
H2O<br />
↓<br />
4-Phosphopanthothenylcystein<br />
↓<br />
CO2<br />
↓<br />
4-Phosphopanthethein<br />
↓<br />
ATP<br />
↓<br />
PPi<br />
↓<br />
Dephospho-CoA<br />
↓<br />
ATP<br />
↓<br />
ADP<br />
↓<br />
Coenzym A<br />
Wirkungen des CoA:<br />
1) freie SH-Gruppe des Cysteaminanteils reagiert mit Carbonsäuren<br />
zu:<br />
a) aktivierter Essigsäure (Acetyl-CoA)<br />
b) aktivierter Bernsteinsäure (= Succinyl-CoA)<br />
c) aktivierter Fettsäure (Acyl-CoA)<br />
2) Bildung von Citrat (Acetyl-CoA + Oxalacetat)<br />
3) Bildung von Malonyl-CoA, HMG-CoA (Cholesterol-<br />
Synthese, Acetoacetat)<br />
4) Bildung von Acetylcholin auf dem Wege der Transacetylierung.<br />
5) Bildung von Hippursäure und acetylierten Aminozuckern.<br />
6) Aktivierung verzweigtkettiger Aminosäuren.<br />
Klinik:<br />
Mangel: beim Menschen nicht bekannt<br />
im Tierversuch:<br />
- abnormale Verhornungen<br />
- Depigmentierung<br />
- Schuppenbildung<br />
- Alopecie = Haarverlust<br />
- Ergrauen der Haare bei der schwarzen Rate<br />
- Blutung in der Nebennierenrinde (Necrose)<br />
- Degeneration der Myelinscheiden von Nerven<br />
- Krämpfe<br />
- Bewußtlosigkeit<br />
- Gastroenteritis<br />
- Fettleber<br />
Als Therapeutikum:<br />
Gabe bei Hepatitis, Rachenentzündung, Sonnenbrandfolgen,<br />
Haarausfall<br />
Vitamin B8<br />
Weitere Namen: α-Liponsäure<br />
Vorkommen in allen lebenden Strukturen<br />
in extrem geringen Mengen wirksam<br />
Die Eigensynthese scheint den Bedarf zu decken.<br />
Wirkung:<br />
Cofaktor von oxidativen Decarboxylasen (im selben Enzymkomplex<br />
wie Vit. B1)<br />
Pyruvat-Dehydrogenase-Komplex: Pyruvat -> Acetyl-CoA<br />
alpha-Ketoglutarat -> Succinyl-CoA<br />
Klinik: Behandlung von Neuropathien<br />
Vitamin B9<br />
Weitere Namen: Biotin, Vitamin H<br />
im Pflanzenreich: in freier wasserlöslicher Form<br />
im Tierreich: an Proteine gebunden, begrenzt in Leber und Niere<br />
gespeichert<br />
Eigenschaft:<br />
extrem potentieller Wachstumsfaktor bei Bakterien (0,005 µg)<br />
55
Speicherung:<br />
begrenzt in Leber und Nieren<br />
Bedarf:<br />
200 µg / Tag<br />
Wirkung:<br />
Coenzym von Cocarboxylasen (Carboxylierungen, Transcarboxylierungen)<br />
1) Pyruvat + CO2 ⎯Pyruvatcarboxylase→ Oxalacetat<br />
2) Acetyl-CoA + CO2 ⎯Acetyl-CoA-Carboxylase→ Malonyl-<br />
CoA<br />
3) Propionyl-CoA + CO2 ⎯Propionyl-CoA-Carboxylase→<br />
Methyl-Malonyl-CoA<br />
4)β-Methylcrotonyl-CoA + CO2 → β-Methylglutacronyl-CoA<br />
5) Methylmalonyl-CoA + Pyruvat ⎯Methylmalonyl-CoA-<br />
Carboxytransferase→ Propionyl-CoA + Oxalacetat<br />
Klinik:<br />
Hypovitaminose:<br />
im Tierversuch:<br />
Dermatitis, retardiertes Wachstum, Haarverlust, keine Kontrolle<br />
muskulärer Aktionen<br />
beim Menschen: selten<br />
nur bei absoluter Ernährung mit rohem Eiweiß (täglich 6 -<br />
10 rohe Eier), das Avidin enthält. Avidin bindet Biotin und<br />
behindert die Resorption:<br />
Dermatitis, retardiertes Wachstum, Haarverlust, keine Kontrolle<br />
muskulärer Aktionen.<br />
bei Säuglingen: Morbus Leiner (Es ist umstritten, ob diese<br />
Erkrankung auf einem Vitaminmangel beruht).<br />
Erythrodermia desquamativa (schuppige Hauterkrankung<br />
Vitamin B11<br />
Weitere Namen: Folsäure, Pteroylvitaminsäure, Vitamin Bc,<br />
Coenzym F<br />
Vorläufer als Folsäurekonjugat in Pflanzen und Mikroorganismen<br />
Formel:<br />
Pteridinrest + p-Aminobenzoesäurerest + Glutamatrest<br />
Sonderform Biopterin (an Position 9 des Pteridinrestes hängt<br />
-CHOH-CH3)<br />
Aufnahme:<br />
Pteroylpolyglutaminsäure wird im Darm zur resorbierbaren<br />
Pteroylmonoglutaminsäure konjugiert.<br />
Die Mucosazellen des Darms nehmen diese Form auf und bilden<br />
mit Folatreductase 7,8-Dihydrofolsäure. Diese wird durch<br />
7,8-Dihydrofolatreductase zu 5,6,7,8-Tetrahydrofolsäure<br />
(FH4).<br />
Transport: proteingebunden<br />
Nierenschwelle 10 mg/l<br />
Bedarf: 150 bis 200 µg/Tag (Nahrungsaufnahme ca. 300 µg)<br />
Wirkung:<br />
1) im C1-Stoffwechsel wichtig, Folsäure überträgt: Methyl-,<br />
Methenyl-, Methylen-, Formimino- und Formylreste (Purinsythese).<br />
2) Biopterin als Cofaktor bei Phe Tyr<br />
Klinik:<br />
Hypovitaminose:<br />
Bei Mensch, Affen, Vögeln, Fuchs: durch mangelhafte Resorption<br />
im Dickdarm.<br />
1) Purinbiosynthese und Pyrimidinbiosynthese gestört, Folge:<br />
verminderte Zellteilung und vermindertes Wachstum.<br />
2) Blutbildveränderungen durch verminderte Leucopoese,<br />
verminderte Thrombopoese (-> Thrombozytopenie) und verminderte<br />
Erythropoese, vermehrt Megaloblasten im Blut. Folsäure-Antagonisten<br />
werden als Chemo-Therapeutika zur Behandlung<br />
einer Leukämie eingesetzt, da ein Folsäuremangel<br />
die Erythro- und Leukopoese stark einschränkt.<br />
1) Sulfonamide (strukturverwandt mit p-Aminobenzoesäure),<br />
Einbau der p-Aminobenzoesäure wird verhindert, dadurch<br />
keine FH4-Bildung.<br />
Einsatz als Antibiotikum<br />
2) Aminofolsäure = Aminopterin und 4-Amino-Cmethylfolsäure<br />
= Amethopterin = Methotrexat (Folsäurereduktasehemmung<br />
bei Bakterien durch Amethopterin und Trimethopterin<br />
Hemmung der Folarreduktasen<br />
56<br />
12. Vitamine<br />
Einsatz bei überstürzter Zellteilung bei Leukosen<br />
3) Trimethoprin (Hemmer der Dihydrofolatreduktase GRAM<br />
negativer Bakterien).<br />
Diagnose des FH4-Mangels Gabe von Histidin: Wenn das Abbauprodukt<br />
von Histidin (Formiminoglutaminsäure) im Harn<br />
erhöht ist, liegt ein FH4-Mangel vor, da bei ausreichender<br />
FH4-Menge das Formiminoglutamat weiter abgebaut wird.<br />
Vitamin B12<br />
Weitere Namen: Cobalamin, Antipernitiosafaktor, extrinsic<br />
factor<br />
Synthese:<br />
nur einige Bakterien können Cobalamin synthetisieren (ähnlich<br />
der Porphyrin-Synthese)<br />
Eigenschaften:<br />
rot, kristallin, enthält Phosphat und als Zentralatom eines<br />
Porphyrinringes Kobalt. Das Kobalt ist dreiwertig und hat 4<br />
Bindungen zu den N-Atomen der Pyrrolrringe (1 Bindung zu<br />
5,6-Dimethylbenzimidazol, 1 Bindung zu einem organischen<br />
Rest).<br />
In aktivierter Form: eine Bindung zu 5-Desoxyadenosin.<br />
Die Reindarstellung des Cobalamins ist aus Leber und Streptomyces<br />
mit HCN möglich (Cyanocobalamin als Kunstprodukt).<br />
Aquocobalamin und Hydroxycobalamin kommen vor.<br />
Speicherung:<br />
Im Körper sind 2 bis 5 mg Cobalamin, davon 1 mg in der Leber<br />
vorhanden.<br />
Stoffwechsel:<br />
Der intrinsic factor der Magenschleimhaut, ein Glykoprotein,<br />
bindet das Cobalamin, so daß es resistent gegen Pepsin und<br />
Trypsin ist. Die Resorption erfolgt im unteren Ileum.<br />
R-Proteine aus Nahrung und Schleimhaut binden Cobalamin,<br />
sie haben aber keinen begünstigenden Einfluß auf die Resorption.<br />
Wenn jedoch das Pankreasenzym zum R-Protein-Abbau<br />
fehlt, wird das Cobalamin nicht freigesetzt und kann nicht<br />
resorbiert werden.<br />
Abbau:<br />
Cobalamin ist hitzestabil, im basischen Milieu wird es rasch<br />
zerstört.<br />
Transport:<br />
an Transcobalamin II im Blut<br />
Speicherung:<br />
Transcobalamin I in Leber<br />
Bedarf:<br />
2,5 µg/ Tag<br />
Wirkung: Coenzym-Wirkung bei:<br />
1) Homocystein + Methyl-FH4 -> Methionin + FH4 (Methylcobalamin<br />
als Coenzym) [im menschlichen Organismus wird<br />
kein Methionin gebildet. Hier ist es nur ein Zwischenprodukt<br />
im C1-Stoffwechsel].<br />
2) Methyl-Malonyl-CoA ⎯Mutase→ Succinyl-CoA (Desoxyadenosylcobalamin<br />
= Cobalamid als Coenzym) entsteht<br />
durch Abbau von ungeradzahligen FS<br />
3) Ribonucleotid -> Desoxyribonucleotid<br />
4) Thymin -> Thymidin<br />
Klinik:<br />
Da überschüssiges Cobalamin mit dem Urin ausgeschieden<br />
wird, ist keine Hypervitaminose möglich.<br />
Ursachen einer Hypovitaminose:<br />
a) keine Bildung des intrinsic factors durch Magenkarzinom,<br />
Magenentfernung, Magenentzündung<br />
b) Pankreas-Insuffizienz (R-Protein wird nicht abgebaut)<br />
c) Chronischer Durchfall<br />
d) Fischbandwurmbefall<br />
Symptome eines Mangels treten sehr spät auf, weil der Bedarf<br />
sehr klein, die Speicherkapazität der Leber jedoch sehr groß<br />
ist.<br />
1) pernitiöse Anämie (tödliche A.)<br />
hyperchrome, makrozytäre Anämie = Morbus Addison-<br />
Biermer<br />
a) Anisozytose<br />
b) Megalozytose<br />
c) Poikilozytose
d) Megaloblastose (unreife Erythrozyten haben eine verkürzte<br />
Lebenszeit)<br />
- ZNS-Störungen<br />
- Degeneration von Hinter- und Seitenstrang des Rückenmarks<br />
(Ataxie und Paralysis)<br />
Frühsymptome:<br />
- Möller-Hunter´sche Glossitis: lackrote Zunge und gelblich<br />
fahle Haut<br />
- vermehrte Ausscheidung von Methyl-Malonsäure über den<br />
Urin<br />
- Blutbild (zum Bestimmen des Vitamingehalts im Blut)<br />
LDH hat bis zu 100fach höhere Aktivität<br />
2) angeborene Defekte:<br />
Es gibt verschiedene Defekte:<br />
Bei zwei Erkrankungen ist die Bildung des 5-<br />
Desoxyadenosylcabalamins gestört, bei zwei Formen die<br />
Synthese des Methylcobalamins.<br />
Beziehung des Cobalamins zum FH4-Stoffwechsel:<br />
Bei Cobalamin-Mangel ist immer ein FH4-Mangel zu erwarten.<br />
Vitamin C<br />
Weiterer Name: Ascorbinsäure, Ascorbat, Antiskorbutisches<br />
Vitamin<br />
Eigenschaft:<br />
bildet ein Redoxsystem<br />
Synthese:<br />
bei Primat, Mensch und Meerschweinchen nicht möglich, hingegen<br />
bei Pflanzen und anderen Tieren.<br />
Synthese aus D-Glucuronsäure.<br />
Vorkommen in ZitrusfrŸchten, Paprika, Tomate, grünen<br />
Pflanzen, schwarzer Johannisbeere, einheimischer Sanddorn,<br />
junge Kartoffel, Fleisch, Leber<br />
Abbau:<br />
zerfällt bei Lagerung und Kochen, Cu 2+ -Ionen aktivieren abbauende<br />
Enzyme (kein Kupfer zum Kochen verwenden)<br />
Resorption:<br />
ähnlich den Kohlenhydraten als Dehydrascorbat<br />
Blutspiegel:<br />
1 mg/100 ml (Nierenschwelle bei 1,5 mg/100 ml)<br />
Ausscheidung als<br />
a) Vitamin C<br />
b) Threonsäure, L-Lyxonsäure, L-Xylonsäure<br />
c) als Oxalsäure (Steinbildung!!!)<br />
Bedarf:<br />
100 bis 200 mg/Tag je nach körperlicher Arbeit, und Verfassung<br />
Wirkung:<br />
1) Reduktionsmittel <strong>für</strong>: 1/2 O2 , NO3 - , Cytochrom a3, Cytochrom<br />
c (jeweils Fe 3+ ), Crotonyl-CoA, Methhämoglobin. Bei<br />
Vitaminähnliche Stoffe<br />
Cholin<br />
(Vitamin B4)<br />
- Leberschutzstoff (schützt vor Verfettung)<br />
- Bildung von Acetylcholin<br />
- Mangel führt zu Blutungen in verschiedenen Organen<br />
Carnitin<br />
(Vitamin B5 = Vitamin T)<br />
- β-Hydroxy-γ-Trimethylaminobuttersäure<br />
- Schlepper <strong>für</strong> Fettsäuren in die Mitochondrien<br />
- Eigensynthese im Körper<br />
Inositol<br />
(Vitamin B10)<br />
- Leberschutzstoff<br />
- second messenger (Bildung von Phosphatidylinositol s. vorne)<br />
- Synthese im tierischen Organismus<br />
12. Vitamine<br />
den Elektronenübergängen entsteht Semidehydroascorbinsäure.<br />
2) Coenzym bei Hydroxylierungsreaktionen:<br />
Cu 2+ -, Fe 2+ -abhängig; Hydroxylierung von Prolin (Kollagensythese),<br />
Dopamin, Steroiden, Ablauf in Microsomen<br />
3) Phenylalaninstoffwechsel (siehe Seite 28)<br />
p-Hydroxyphenylpyruvat ⎯Hydroxylase→ Homogentisinsäure<br />
(Ascorbat, Cu 2+ als Cofaktoren) ⎯Dioxygenase→ Maloylacetoacetat<br />
(Ascorbat, Fe 2+ als Cofaktoren)<br />
Bei Ausfall Alcaptonurie<br />
4) enzymatische Reduktion von Folsäure zu FH4 (Ascorbinsäure<br />
als H2-Donator), bei Vitamin C-Mangel auch FH4-<br />
Mangel<br />
5) Redoxreaktionen von Gluthation, Cytochrom c, Pyridin-<br />
und Flavinnucleotiden sind Vitamin C abhängig, gleichzeitig<br />
schützen Gluthation, Cystein und SH-Proteine das Vitamin<br />
vor einer Oxidation<br />
6) Vitamin C schützt Vitamin B1 (Thiamin), B2 (Riboflavin),<br />
B7 (Panthothensäure), B9 (Biotin), B11 (Folsäure), Vitamin E<br />
und Vitamin A<br />
7) in höheren Dosen, besonders im Darm, Antitumorwirkung<br />
8) nach Linus Pauling auch leistungssteigernd<br />
9) Cholesterol senkend<br />
10) Infektionsbekämpfung fraglich<br />
Klinik:<br />
Da Vitamin C eine Nierenschwelle hat, soll es in hohen Dosen<br />
unschädlich sein. JEDOCH eine gesteigerte Oxalsäure-<br />
Bildung steigert die Wahrscheinlichkeit einer Steinbildung mit<br />
Ca 2+ -Ionen. Es steht in Frage, ob Vitamin C im Überschuß auf<br />
Herzmuskulatur und endokrines Pankreas schädigend einwirkt.<br />
Hypovitaminose:<br />
Skorbut:<br />
körperlicher Verfall, sehr empfindliches, zu Blutung neigendes<br />
Zahnfleisch, Apathie, Vasopathie, so daß die Haut<br />
bläulich-rote Flecken hat, Zahnausfall und vieles mehr (zum<br />
Tode führend).<br />
bei Kindern: subperiostale Blutungen, die oft mit Tumoren<br />
verwechselt werden (Möller-Barlow-Krankheit).<br />
Ursache:<br />
Bei der Kollagensynthese müssen Prolin und Lysin hydroxyliert<br />
werden, wobei die Hydroxylasen auf Vitamin C angewiesen<br />
sind. Ist dies nicht vorhanden, dann ist die Kollagenbiosynthese<br />
stark gestört und die Körperstrukturen können<br />
nicht normal aufgebaut werden.<br />
Eine Therapie mit Vitamin C ist möglich.<br />
Essentielle Fettsäuren<br />
(Vitamin F)<br />
- Vorläufer der Prostaglandine (siehe "Lipide")<br />
- Bedarf: 8 g/Tag<br />
Flavinoide<br />
(Vitamin P)<br />
- Rutin, Hesperidin, Quercitin<br />
- sehr verbreitet im Pflanzenreich (z.B. in Roßkastanien)<br />
- Erhöht die Stabilität von Kapillaren<br />
- Antihistaminaktivität<br />
- Antihyaluronidaseaktivität<br />
- Einsatz bei Venenleiden<br />
p-Aminobenzoesäure<br />
- Baustein der Folsäure (siehe dort)<br />
- Wachstumsfaktor vieler Bakterien (Antibiotika verdrängen p-<br />
Aminobenzoesäure)<br />
57
58<br />
13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />
13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />
Wasser- und Elektrolythaushalt<br />
Der Wasser- und der Elektrolythaushalt bilden eine funktionelle<br />
Einheit. Das Körperwasser hat einen konstanten Elektrolytgehalt.<br />
Die Zu- bzw. Abnahme des Wassers bedingt auch eine Zu-<br />
bzw. Abnahme der Elektrolyte und umgekehrt.<br />
Beim Menschen führt ein Wasserverlust von 11% zum Tod.<br />
Dies entspricht einem Wassermangel von 6 bis 7 Tagen. Der<br />
Wassergehalt im Körper beträgt 65- 70 %. Die Menge ist vom<br />
Alter abhängig, ein junger Mensch hat mehr Wasser.<br />
Verteilung in den Organen:<br />
Glaskörper 98%<br />
Fett 15 %<br />
Dentin 10 %<br />
Zahnschmelz 0,2 %<br />
Verteilung im Körper:<br />
intravasaler ⎫<br />
Raum: ca. 4 l |<br />
⎬ Extrazellulärraum ca. 14 l<br />
interstitieller |<br />
Raum: ca. 10 l ⎭<br />
Intrazellulärraum: ca. 30 l<br />
Methoden zur Bestimmung von<br />
1) Gesamtkörperwasser:<br />
a) Verdünnung des Körperwassers durch Gabe von D2O<br />
(schweres Wasser)<br />
Durch die Kenntnis der entstehenden Verdünnung läßt sich<br />
das Volumen des Körperwassers bestimmen (V*c=V´*c)<br />
b) Verdünnung des Gesamtkörperwassers mit Alkohol oder<br />
Antipyrin.<br />
2) Intravasalraum:<br />
Gabe von Farbstoff, der sich an Plasmaproteine bindet. Über<br />
die Verdünnung läßt sich das Volumen der Intravasalflüssigkeit<br />
berechnen.<br />
3) Intrazellulärraum:<br />
Gabe von markiertem Kalium (K 40 ); Das markierte K tritt<br />
genau wie unmarkiertes in die Zellen ein. Die Verdünnung<br />
des extrazellulären K 40 läßt die Berechnung des Intrazellularraums<br />
zu.<br />
4) Extrazellulärraum:<br />
Der Extrazellulärraum läßt sich aus der Differenz Gesamtwasser<br />
- Intravasalraum - Intrazellularraum berechnen.<br />
Das Wasser ist wichtig, da die Stoffe nicht reagieren, wenn sie<br />
nicht gelöst sind. Wichtig sind da<strong>für</strong> das Dipolmoment des<br />
Wassers ( 1,84 * 10 -18 ) und somit die Fähigkeit, eine Hydrathülle<br />
auszubilden.<br />
[Dipolmoment (µ) = Ladungsgröße (e) * Abstand (l)]<br />
Funktionen des Wassers im Körper<br />
1) Strukturbestandteil von Makromolekülen (Proteine, Nucleinsäuren,<br />
Polysaccharide). Freies Wasser bildet eine stoffkonstante<br />
Hydrathülle (= effektives hydrodynamisches Volumen).<br />
Proteine: 5 - 10 ml/g<br />
Myosin: 50 ml/g<br />
Hyaluronsäure: 100 - 400 ml/g<br />
2) Lösungsmittel <strong>für</strong> niedermolekulare Substanzen Ausbildung<br />
einer Hydrathülle und Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen<br />
3) Energieleitung im geordneten Wasser durch Bindungswechsel<br />
4) Substrat/Produkt biochemischer Reaktionen<br />
5) Thermoregulator durch hohe Verdampfungswärme (640<br />
kcal./100 °C)<br />
Wasseraustausch im Körper<br />
Der Austausch findet zwischen vasalem, interstitiellem und<br />
intrazellulärem Raum statt.<br />
1) osmotischer Druck<br />
2) kolloidosmotischer Druck<br />
3) hydrostatisches Druckgefälle zwischen arterieller Kapillare<br />
und Interstitium<br />
Maßgeblich am Wasserhaushalt beteiligt sind Lunge, Haut,<br />
Magen-Darm-Trakt und Nieren.<br />
Wasserumsatz in 24 Stunden:<br />
Niere: 800 - 1.200 ml (Ausscheidung)<br />
Intestinum: 100 ml<br />
Haut und Lungen: 600 - 800 ml<br />
Innerer Umsatz/Tag<br />
Verdauungssäfte 5 - 6 l<br />
Speichel 0,5 - 1,5 l<br />
Darm 1 - 2 l<br />
Pankreas 0,5 - 1 l<br />
Galle 1,5 l<br />
Oxidationswasser 0,2 - 0,3 l<br />
Atmungskettenwasser 0,6 - 0,7 l<br />
Bilanz: Wasseraufnahme < Wasserabgabe<br />
Begründung: Bei der Verwertung von z.B. Nahrungsfetten<br />
entsteht Wasser.<br />
Die Regulation des Wasserhaushaltes erfolgt hormonell hauptsächlich<br />
über ADH, Aldosteron, ANF (siehe dort).<br />
Störungen des Wasserhaushalts<br />
Dehydration:<br />
a) isotone: isotoner Flüssigkeitsverlust durch Erbrechen,<br />
Durchfall, Fisteln, Blut- und Plasmaverlust<br />
b) hypertone: unzureichende Wasserzufuhr (Durst) und Wasserverlust<br />
über Lungen, Nieren und Darm (Schwitzen, Hyperventilation,<br />
Nephropathien und Durchfälle)<br />
c) hypotone: unzureichende Natrium-Zufuhr, Natrium-Verlust,<br />
Niereninsuffizienz, Saluretikabehandlung, Aldosteronmangel,<br />
reduzierte Wirkung der Natrium-Pumpen (Morbus Addison)<br />
Hyperhydration<br />
a) isoton: isotone Infusionen, generalisierte Ödeme (Herzinsuffizienz,<br />
nephrotisches Syndrom, chronische Urämie, Proteinmangel,<br />
enterales Proteinverlust-Syndrom (Proteindiarrhöe)<br />
b) hyperton: Infusion/Trinken hypertoner Lösungen, chronische<br />
Steroidzufuhr (Conn-Syndrom, Morbus Cushing)<br />
c) hypoton: übermäßige orale Zufuhr von Wasser, Infusionen<br />
salzfreier Lösungen, vermehrte Vasopressin-Ausschüttung<br />
(cerebrales Salzverlust-Syndrom)<br />
proportionale Veränderungen:<br />
Polyhydrie: isotone Hyperhydration<br />
Oligohydrie: isotone Dehydration<br />
nicht proportionale Veränderungen:<br />
Hyperhydrie: hypotone De-/Hyperhydration<br />
Hypohydrie: hypertone Dehydration<br />
Elektrolythaushalt<br />
Das Körperwasser hat einen charakteristischen, konstanten<br />
Elektrolytgehalt. Bei primitiven Lebewesen entspricht die Zusammensetzung<br />
dem Meerwasser. Höhere Lebewesen haben<br />
Mechanismen entwickelt, Ionen anzureichern. Sie können<br />
hypotone (Speichel) und hypertone (Urin) Lösungen produzieren.<br />
In den einzelnen Körperräumen sind die Osmolaritäten<br />
annähernd gleich.<br />
Plasma = Interstitium ≠ Intrazellularraum (Diagramm nach<br />
Gamble)<br />
Ionen Extrazellulärraum Intrazellularraum<br />
[mVal]<br />
[mVal]<br />
Natrium 142 10<br />
Kalium 4 160<br />
Calcium 5 2<br />
Magnesium 2 26<br />
Ursachen der ungleichen Verteilung<br />
1) Donnan-Ungleichgewicht (Gibbs-Donnan-Effekt)<br />
2) Selektive Ionenverteilung durch aktiven Transport
3) Selektive Ionenverteilung durch Komplexbildung (Anwesenheit<br />
spezieller Ionen-bindender Liganden, z.B. Chondroitinsulfat<br />
in Ohr- und Nasenknorpel bindet extrazelluläres Calcium).<br />
Säure-Base-Haushalt<br />
Obwohl im Stoffwechsel ständig Säuren gebildet werden<br />
herrscht im Körper ein konstanter pH-Wert von 7,4. Dieser wird<br />
durch Puffer geregelt.<br />
1) Ordnung nach Pufferkapazität:<br />
Hämoglobin-Puffer 68 %<br />
Proteinpuffer 20 %<br />
Hydrogencarbonat-Puffer 10 %<br />
Phosphat-Puffer 2 %<br />
2) Ordnung nach Wichtigkeit:<br />
Hydrogencarbonat-Puffer<br />
Proteinpuffer, Hämoglobin-Puffer<br />
Phosphat-Puffer<br />
Hydrogencarbonatpuffer<br />
Es gilt: HENDERSON-HASSELBALCH:<br />
pH = pKS + lg[A]/[HA]<br />
pKS von H2CO3 = 6,1<br />
pHKörper = 7,4<br />
lg[HCO3 - ]/[H2CO3] = 7,4 - 6,1 = 1,3<br />
lg[HCO3 - ]/[H2CO3] = 1,3 → [HCO3 - ]/[H2CO3] = 20<br />
d.h. es liegen ca. 24 mVal HCO -<br />
3 und 1,2 Val H2CO3 im Serum<br />
vor.<br />
Der Puffer ist deshalb so wichtig, weil aus H2CO3 H2O und CO2<br />
entstehen und CO2 abgeatmet wird.<br />
Proteinpuffer<br />
Proteine sind Polyelektrolyte. Da eine Carbaminoverbindung<br />
möglich ist, können sich Gruppen bilden, an die sich Protonen<br />
anlagern.<br />
R-NH2 + CO2 -> R-N-CO-OH<br />
Hämoglobin ist oxygeniert eine starke Säure und so Protonen-<br />
Donator, reduziert ist es ein Protonen-Akzeptor.<br />
Phosphatpuffer<br />
primäres Phosphat (H2PO4) sekundäres Phosphat<br />
(HPO4 2- ) + H +<br />
Zur Bestimmung der Pufferkapazitäten kann man die Alkalireserven<br />
bestimmen oder den Basenüberschuß (base exess =<br />
BE) ermitteln. Basenüberschuß: Die Basenmenge, die bei Titration<br />
mit starker Säure bis zu Normalwerten hinsichtlich pH (7,4),<br />
HCO3 - (24 mVal) und p CO2 (40 mmHg) erreicht sind.<br />
Von einer Blutprobe werden 2 Proben abgenommen, und der<br />
pH-Wert wird bestimmt. Dann werden beide Proben unter<br />
verschiedenen CO2-Drücken inkubiert. Danach wird wieder der<br />
pH-Wert gemessen.<br />
An Hand eines Diagramms lassen sich p CO2, HCO3 - und Basenüberschuß<br />
ablesen.<br />
Störungen des Säure-Basen-Haushalts<br />
metabolische, respiratorische, kompensierte oder nicht kompensierte<br />
Azidosen und Alkalosen:<br />
Ursachen der metabolischen Azidose:<br />
- primäres Absinken des HCO3 - .<br />
- vermehrte Produktion/Zufuhr von (organischen) Säuren (Acetessigsäure,<br />
β-Hydroxybuttersäure, Milchsäure)<br />
- verminderte H + -Ausscheidung durch z.B. Niereninsuffizienz<br />
- HCO3 - -Verlust durch Diarrhöe und Laxantien (Abführmittel)-Abusus<br />
Metabolische Alkalose:<br />
- primärer Anstieg von HCO3 -<br />
- H + -Verlust (Erbrechen sauren Mageninhalts)<br />
- Kalium-Verlust durch Saluretika, Conn-Syndrom<br />
- H + -Ionen gehen kompensatorisch in die Zellen<br />
Respiratorische Acidose:<br />
- primärer Anstieg des p CO2<br />
- alveoläre Hypoventilation<br />
- Somnolenz<br />
13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />
- Kreislaufschock<br />
- chronische Ateminsuffizienz<br />
- chronische Bronchitis<br />
- Lungenemphysem<br />
- Dämpfung des Atemzentrums durch Medikamente (Morphin,<br />
Barbiturate, Phenotiagine)<br />
Respiratorische Alkalose:<br />
- alveoläre Hyperventilation<br />
(Thyreotoxicose, Fieber)<br />
- CO2 wird vermehrt „abgeraucht“<br />
- ZNS-Erkrankungen<br />
- hysterische Hyperventilation (Krämpfe in Händen und Füßen,<br />
da der Ca 2+ -Spiegel niedrig ist)<br />
- Frühsymptom bei Salicylatvergiftung<br />
- dekompensierte Leberzirrhose (Coma hepaticum)<br />
Gesamtelektrolytbestand<br />
ca. 100g Na + (4300 mVal)<br />
ca. 150g K + ( 3700 mVal)<br />
ca. 100g Cl - (2800 mVal)<br />
Natrium<br />
Kochsalzbedarf: 5 bis 15g (auch weniger ausreichend) bei<br />
pflanzlicher Nahrung höherer Salzverbrauch<br />
Aufgabe:<br />
- reguliert die Osmolarität der Zelle<br />
- an der Aufrechterhaltung von Membranpotentialen beteiligt<br />
- ist in der Niere die Kraft der Resorption, da somit sekundäraktive<br />
Transporter laufen können<br />
- löst an Zellmembranen ein AKP aus<br />
Na + -Erhöhung:<br />
- hypertone Dehydration<br />
- Nebennieren-Überfunktion<br />
- Therapie mit Nebennierenrinden-Steroiden<br />
Na + -Erniedrigung:<br />
- Wasserintoxikation (nach dem Trinken von viel elektrolytfreiem/-armem<br />
Wasser)<br />
- chronische Nierenerkrankung<br />
- Morbus Addison<br />
- Verbrennungen (mit Wundsekret)<br />
- Verlust von Verdauungssäften<br />
Kalium<br />
Aufgabe:<br />
- wichtigster Elektrolyt zur Aufrechterhaltung des Ruhemembranpotentials<br />
K + -Erhöhung:<br />
- Gewebszerfall<br />
- Hämolyse<br />
- Morbus Addison (fehlende Aldosteronwirkung)<br />
K + -Erniedrigung:<br />
- Hyperaldosteronismus<br />
- chronische Nierenerkrankungen<br />
- Diuretika (bei Dauergebrauch)<br />
Natrium und Kalium haben wichtige Funktionen als Cofaktoren<br />
von Enzymen:<br />
Na + : Aktivierung der α-Amylase und der β-Galactosidase<br />
K + : Aktivierung der Pyruvatkinase, Carbamylphosphatsynthetase<br />
Beide Ionenarten haben Einfluß auf die Spannung der Zellmembran.<br />
Chlorid<br />
- Bildung von HCl in den Belegzellen des Magens<br />
- HCl hat im Magen einen pH-Wert von 1 bis 2. Dies bedeutet<br />
eine H + -Ionen-Anreicherung gegenüber dem Blut um den Faktor<br />
10 6 bis 10 7 .<br />
- Bei starkem Erbrechen geht viel HCl verloren, deshalb muß<br />
viel HCl produziert werden. Aus dem Blut wird folglich viel Cl -<br />
aus dem Blut abgegeben und es entsteht viel HCO3 - . Es kommt<br />
zur hypochlorämischen Alkalose.<br />
Magnesium<br />
in Tier- (Fische) und Pflanzenreich (Chlorophyll) weit verbreitet<br />
59
Gehalt im Körper: 30 g<br />
50 - 70% im Skelettsystem<br />
Rest hauptsächlich im Intrazellularraum<br />
Bedarf: 0,2 bis 0,3g/Tag<br />
Es ist an vielen enzymatischen Reaktionen beteiligt:<br />
- Phosphatase-Reaktionen<br />
- ATP-abhängige Reaktionen, da es mit ATP einen stabilen,<br />
reaktiven ATP-Mg 2+ -Komplex bildet<br />
- Faktor bei DNA- und RNA-Synthese, ermöglicht die Anlagerung<br />
der ribosomalen Untereinheiten und somit die Translation<br />
Mg 2+ -Mangel:<br />
(wird erst spät erkannt. In der Zelle ist der Spiegel schon sehr<br />
niedrig, wenn der Serumspiegel noch normal ist)<br />
Ursachen:<br />
- Resorptionsstörungen<br />
- Proteinmangelernährung (häufig)<br />
- Mg 2+ -Verlust über die Niere<br />
- Diuretka-Dauerbehandlung<br />
- Alkoholismus<br />
- Leberzirrhose<br />
- Thyreotoxicose<br />
- Nebennieren-Überfunktion<br />
- primärer Aldosteronismus<br />
Therapie:<br />
Mg 2+ -Gabe<br />
Mg 2+ erhöht:<br />
Ursachen:<br />
- Hypoparathyreoidismus<br />
- medikamentös bedingt (weitaus höhere Konzentrationen<br />
als bei Hypoparathyreoidismus)<br />
- Mg 2+ -Narkose möglich (schlecht steuerbar, darum nicht<br />
angewendet, da es die Freisetzung von Acetylcholin am<br />
cholinergen Nervenende vermindert).<br />
Calcium<br />
Speicher: zu 99% im Skelettsystem (Apathit) ca. 1,5 kg<br />
Aufgabe:<br />
- Auslösung von Kontraktionen<br />
- Stabilisierung von Zellmembranpotentialen<br />
- Aktivierung von Gerinnungsfaktoren<br />
Bedarf:<br />
ca. 0,8-1 g/Tag<br />
wichtige Quellen:<br />
Milchprodukte (1l Milch enthält ca. 1 g)<br />
Für die Resorption ist Vitamin B sehr wichtig. Oxalsäure (in<br />
Kakao) und Phytinsäure (in grobem Mehl) binden Ca 2+ , so daß<br />
es nicht resorbiert werden kann.<br />
Im Blut liegt Ca 2+ zur Hälfte frei vor, zu 40 % an Proteinen<br />
(meist Albumine) gebunden. Der Rest an Phosphaten, Citraten,<br />
oder Bicarbonaten.<br />
In der Zelle liegt Ca 2+ meist an Calmodulin gebunden vor und<br />
übt so seine zelluläre Funktion aus, z.B. Aktivierung der Adenylatzyklase,<br />
DNA-Synthese, Proteinkinase.<br />
Ca 2+ -Mangel:<br />
- Erregungsleitung gestört (s. Parathormon)<br />
- Carpopedalspasmen<br />
Ca 2+ wird hauptsächlich (ca. 85 %) über den Darm ausgeschieden,<br />
der Rest über die Niere (ca. 1 g/d).<br />
Regulation: erfolgt über Parathormon, Calcitonin und Vitamin<br />
D.<br />
Phosphat<br />
99% im Skelettsystem (Apathit) ca. 0,7 kg als Phosphat-Reservoir<br />
Serumkonzentration: 2 bis 6 mg/100 ml<br />
Aufgabe:<br />
- wichtig zur Knochenmineralisierung<br />
- Substrat <strong>für</strong> die Synthese energiereicher Phosphate (ATP)<br />
- Substrat der Membranbestandteile<br />
Intrazelluläre Phophatverteilung :<br />
1) säureunlösliches PO4 3- : Fällung mit Trichloressigsäure (in<br />
Phospholipiden, Phosphoproteinen, Nucleinsäure-Phosphat)<br />
2) in Säure lösliches PO4 3-<br />
a) säurelabil (Nucleosidbiphosphat, Kreatinphosphat, Glucose-1-Phosphat,<br />
anorganisches Phosphat)<br />
60<br />
13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />
b) säurestabil (Glucose-6-Phosphat, Ribose-6-Phosphat,<br />
Glycin-3-Phosphat)<br />
Phosphat wird hauptsächlich über die Niere ausgeschieden.<br />
Die Trennung der Ausscheidungswege von Calcium und Phosphat<br />
ist sehr sinnvoll, da die Ionen sich sonst zu unlöslichem<br />
Ca3(PO4)2 zusammenlagern würden. Die Folge wären Ca3(PO4)2<br />
-Ablagerungen in den abführenden Harnwegen.<br />
Schwefel<br />
Konzentration im Blut: 2- 5 mg (insbesondere in Glutathion)<br />
- im Plasma an Aminosäure gebunden, etwas anorganisches<br />
Sulfat, Estersulfat<br />
- hauptsächlich in S-haltigen Aminosäuren<br />
- in Sulfolipiden, Proteoglycanen (Heparin/Chondroitin)<br />
- Aufnahme mit schwefelhaltigen Aminosäuren der Nahrung<br />
(Met, Cys)<br />
- sukzessiv oxidativ in Form des „aktiven Sulfats“ (PAPS) an<br />
Synthesereaktionen (Sulfatiden, Heparin) und an Konjugationsreaktionen<br />
(Steroidsulfate) beteiligt<br />
Anorganisches Sulfat kann nicht resorbiert werden (Glaubersalz,<br />
Bittersalz).<br />
Weil es nicht resorbiert werden kann, dient es als salinisches<br />
Abführmittel (zieht Wasser aus der Zelle, das Kotvolumen<br />
nimmt zu, Defäkation).<br />
Es werden 0,6 - 1 g ausgeschieden.<br />
Spurenelemente<br />
Eisen<br />
Gesamtgehalt: 6 -7 g<br />
(Neugeborene 300 mg)<br />
Aufgabe:<br />
- O2-Bindung und Speicherung an Myoglobin<br />
- Beteiligung an Hb-Synthese und O2-Transport<br />
- Elektronentransport in den Cytochromen<br />
Serumkonzentration :<br />
Männer: 100 - 180 mg/100 ml<br />
Frauen: 80 - 130 mg/100 ml<br />
Verteilung: Diese Stoffe enthalten Eisen:<br />
Stoff Eisengehalt<br />
Funktion<br />
Hämoglobin 3,1 g 69% Sauerstofftransport<br />
Myoglobin 0,4 g 9% Sauerstoffspeicher<br />
Cytochrome 0,00<br />
4 g<br />
0,1% Elektronentransport<br />
Enzymeisen 0,00 0,1% Oxidationen<br />
(Peroxidase,<br />
Katalase)<br />
3 g<br />
Transferrin 0,00<br />
3 g<br />
0,1% Eisentransport<br />
Ferritin, 0,69 15% Resorption / Spei-<br />
Hämosiderin g<br />
cherung von Eisen<br />
nicht identifiziert<br />
0,3 g 7%<br />
Ca. 10% des Nahrungseisens werden resorbiert (1 mg /Tag).<br />
Dabei überwiegt der Anteil des Fe 2+ , da es leichter resorbierbar<br />
als Fe 3+ ist. Erleichtert wird dieser Vorgang durch die Anwesenheit<br />
reduzierender Substanzen (Vit C). Die Hauptresorption<br />
findet im oberen Dünndarmabschnitt statt.<br />
Resorption fördernd wirken:<br />
äußere Faktoren: Ascorbat, Succinat, Sorbit, Ethanol<br />
innere Faktoren: Zum Teil ist eine Absorption von Eisenmengen<br />
> 1 mg möglich bei Anämie, Hypoxie, Gravidität<br />
Gastroferritin (Glycoprotein der Magenschleimhaut)<br />
Resorption behindernd wirken:<br />
Phosphate, Fe-Phytinsäure-Verbindungen, Stoffe aus Ziegenmilch<br />
Das zirkulierende Eisen ist an Transferrin gebunden, ein beta-<br />
Globulin das Fe 3+ -Atome komplex bindet. Dazu muß meist Fe 2+<br />
zu Fe 3+ oxidiert werden, was durch Caeruloplasmin (Cu 2+ -<br />
Transportprotein) bewirkt wird. Die Transportkapazität des
Transferrins ist jedoch nur zu einem Drittel ausgeschöpft. Die<br />
restlichen 2/3 sind latente Speicher, die bei Eisenspeicherkrankheiten<br />
genutzt werden.<br />
Fe-bindende Proteine<br />
Lactoferrin:<br />
(in Milch und Leukozyten)<br />
wirkt bakteriozid<br />
Uteroferrin:<br />
transportiert Fe 2+ von der Mutter zum Föten<br />
Transferrin:<br />
Wenn eine Zelle Eisen benötigt, bildet sie Transferrin-<br />
Rezeptoren aus , die Transferrin erkennen und binden. Der<br />
entstandene Komplex wird in die Zelle aufgenommen<br />
(Clusterring, Pinozytose) durch eine Änderung des pH-<br />
Wertes wird Fe 3+ vom Transferrin gelöst. Der Rezeptor geht<br />
gemeinsam mit dem Transferrin wieder an die Zelloberfläche<br />
und entläßt das Transferrin wieder ans Blut.<br />
Funktionen des Transferrins:<br />
1) Wachstumsfaktor <strong>für</strong> eine Vielzahl von Zellen, u.a. <strong>für</strong><br />
immunkompetente Zellen<br />
2) diagnostischer Parameter <strong>für</strong> Kwashiorkor Patienten<br />
(Proteinmangelkrankheit). Wenn der Transferrin-Spiegel<br />
sehr niedrig ist, ist die Prognose schlecht.<br />
3) Bei Tumorerkrankungen ist Transferrin erniedrigt. (Tumore<br />
nehmen Fe und Transferrin auf, geben Transferrin aber<br />
nicht wieder frei.) Dies kann zur Lokalisation der Tumore<br />
ausgenutzt werden, wenn Transferrin radioaktiv markiert<br />
wird.<br />
4) leukotaktische Funktion (Chemotaxe: Lockstoff)<br />
5) fördert Adhäsion der neutrophilen Granulozyten<br />
6) in der Embryogenese: Funktion bei der Differenzierung<br />
des Nierengewebes<br />
Fe-Speicher<br />
Nicht unmittelbar benötigtes Eisen wird als Ferritin (löslich) und<br />
Hämosiderin (unlöslich) insbesondere im Leberparenchym und<br />
im Reticulo-Histiozytären-System (RES) gespeichert. Hämosiderin<br />
kann einen Eisengehalt von bis zu 35% haben. Ferritin ist<br />
schnell mobilisierbar. Die Leber enthält 0,2 bis 0,5 des Gesamtspeichereisens.<br />
Fe-Ausscheidung<br />
Der Erwachsene scheidet 0,5 bis 1 g Eisen aus. 500 mg werden<br />
über den Darm mit abgestoßenen Epithelzellen ausgeschieden.<br />
Mit dem Urin und mit dem Schweiß werden je 100 mg ausgeschieden.<br />
1 ml Blut enthält 0,5 mg Eisen. Bei der Menstruation<br />
gehen daher 10 - 15 mg Eisen verloren. Diese Menge kann durch<br />
eine erhöhte Resorption in einem Monat gerade noch ausgeglichen<br />
werden (Mechanismus ungeklärt).<br />
Während einer Schwangerschaft und unter der Geburt gehen<br />
insgesamt ca. 500 mg Eisen verloren. Bei Stillen werden 0,5 g<br />
Eisen an das Kind abgegeben. Dadurch entsteht relativ häufig<br />
ein Eisenmangel.<br />
Das beim Erythrozytenabbau frei werdende Eisen wird nahezu<br />
vollständig wiederverwertet. Bei einer negativen Eisenbilanz<br />
(Ausscheidung > Aufnahme) und chronischen Blutungen zeigen<br />
sich die Symptome eines Eisenmangels erst langsam. Der Körper<br />
versucht den Mangel durch erhöhte Resorption und Eisenmobilisation<br />
aus den Speichern zu kompensieren.<br />
Bei Tumoren und chronischen Entzündungen entwickelt das<br />
RES einen „Eisensog“. Dadurch entsteht eine Infekt- oder<br />
Tumoranämie, ohne daß ein Tumor Blutungen verursacht.<br />
Therapie:<br />
- Substitution von Eisen (Fe 2+ ) über den Magen-Darm-Trakt<br />
- IV-Therapie (Fe 3+ ) bei großem Mangel (NUR nach Bestimmung<br />
der latenten Fe-Bindungskapazität des Transferrins<br />
Idiopathische (eigenartige) Ferrochromatose:<br />
- Pro Tag werden 2 - 4 mg Eisen resorbiert, die akkumulieren,<br />
so daß der Gehalt an Eisen auf 20 - 40 g ansteigt. Dies führt zu<br />
Gewebeschäden besonders in der Leber (Eisenzirrhose), im<br />
Pankreas (Spezialform des Diabetes) und in der Haut (Pigmentierung:<br />
bronzefarben).<br />
- Herzinsuffizienz<br />
13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />
- Serumkonzentration hoch bei niedriger oder fehlender<br />
Ferritinkonzentration<br />
Die Erkrankung tritt bei Männern ab dem 40. Lebensjahr, bei<br />
Frauen 10 bis 20 Jahre nach der Menopause auf. Es gibt auch<br />
eine jugendliche Form.<br />
Therapie:<br />
symptomatisch: Fe-Bindung im Magen-Darm-Komplex<br />
(Desferrioxamin)<br />
sekundäre Eisenspeicherkrankheiten treten auf durch:<br />
- Vollbluttransfusion(chronisch)<br />
- Alkohol<br />
Akute Eisenvergiftung bei Kindern durch Eisenpräparate<br />
Eisenbestand und -stoffwechsel beim Menschen<br />
Es werden pro Tag 5 - 8 Hämoglobin synthetisiert. Da<strong>für</strong> werden<br />
25 mg Eisen benötigt. Beim Erythrozytenabbau werden<br />
diese 25 mg wieder frei. 99% des Eisens werden wieder dem<br />
Stoffwechsel zugeführt.<br />
Kupfer<br />
Gesamtgehalt des Körpers: 100 - 150 mg<br />
Tagesbedarf: 1 - 2 mg<br />
unbekannter Resorptionsmechanismus im oberen Dünndarm<br />
Serumkonzentration: 90 µg/100 ml<br />
Caeruloplasmin bindet 96 % des Kupfers. Es ist ein α2-Globulin,<br />
das keine Transportfunktion besitzt. Caeruloplasmin hat Phenoloxydaseaktivität<br />
und Ferrooxydaseaktivität. Pro Mol Caeruloplasmin<br />
sind 6 - 8 Kupferatome gebunden.<br />
Die restlichen 4 % Kupfer sind lose an Albumin gebunden.<br />
Metallothionin ist ein Protein im Darm, das an der Kupferresorption<br />
beteiligt ist.<br />
Cu 2+ -haltig Enzyme:<br />
Cytochrom a, Katalase, Tyrosinase, Monoaminoxydasen, Ascorbinsäureoxidase,<br />
Uricase, Superoxyddismutase, Lysyloxydase<br />
(s. Kollagensynthese).<br />
Bindung an organspezifische Proteine:<br />
Hepatocuprein, Erythrocuprein, Cerebrocuprein<br />
Kupfer ist <strong>für</strong> die Hämoglobinsynthese notwendig. Cu 2+ -Mangel<br />
führt zur hypochromen, microzytären Anämie<br />
Stoffwechsel:<br />
an Histidin und Albumin gebunden<br />
Resorbiertes Kupfer ist 1 Stunde nach der Aufnahme durch die<br />
Leber aus dem Blut entfernt.<br />
In der Leber:<br />
1) Galle behindert die Kupferresorption im Darm. Die Kupferausscheidung<br />
ist proportional zur Aufnahme.<br />
2) Cu 2+ wird in Caeruloplasmin eingebaut. Da das Glycoprotein<br />
keine Transportfunktion hat, wird das Cu 2+ erst beim Plasminabbau<br />
wieder frei.<br />
Cu 2+ hat toxische Eigenschaften. Es führt zu Diarrhöe mit blaugrünem<br />
Stuhl und blaugrünem Speichel, akuter Hämolyse und<br />
gestörter Nierenfunktion<br />
Klinik:<br />
angeboren:<br />
1) Menkes-Krankheit = „kinky hair“-Syndrom (Haare sind besonders<br />
starr und gekräuselt)<br />
x-chromosomal vererbt<br />
Absorptionsstörung: Cu 2+ geht aus den Mucosazellen nicht ins<br />
Blut über. Es müssen aber noch andere Störungen vorliegen, da<br />
trotz IV-Gabe eine geistige Retardierung, Infektgefährdung,<br />
abnormale Knochenbildung und Temperaturlabilität eintreten.<br />
2) Wilson´sche Krankheit = hepatolenticuläre Degeneration<br />
Eine verminderte Serum-Caeruloplasmin-Konzentration bei<br />
gleichzeitig erhöhter Cu 2+ -Resorption führen zu dieser Krankheit.<br />
Cu 2+ -Einbau in Leber und Nucleus lentiformis stark erhöht<br />
und führt zu späterer Degeneration.<br />
Defekt beim Cu 2+ -Einbau ins Caeruloplasmin, durch Proteinveränderungen<br />
und Einbaustörungen. Dadurch liegt mehr<br />
freies Cu 2+ vor, das sich in der Niere ablagert und in der Cornea<br />
einen Kupferring bildet (Kaiser-Fleischer-Cornealring).<br />
Es kommt zu Leberstörungen, Dementia und Eisenresorptionsstörungen.<br />
61
Zink<br />
Gesamtgehalt im Körper: 4 g<br />
Tagesbedarf: 10 - 15 mg<br />
Aufgabe:<br />
- stabilisiert Proteinstrukturen<br />
- Einfluß auf Membranfluidität<br />
Serumkonzentration: 100 - 120 µg/100 ml (davon 35% proteingebunden)<br />
Organkonzentration: 50 µg/g Frischgewebe<br />
Resorption im Dünndarm an einem Zn 2+ -bindenden Protein, das<br />
bei der Wundheilung wichtig ist.<br />
Zn 2+ -haltige Enzyme:<br />
Alkoholdehydrogenase (ADH), Glutamatdehydrogenase<br />
(GLDH), Nieren-Phosphatase, Pankreas-Carboxypeptidase,<br />
Erythrozyten-Carboanhydrase, Superoxyddismutase<br />
Im Pankreas bildet es mit dem zu speichernden Insulin Zinkkomplexe.<br />
Hohe Zn 2+ -Konzentrationen kommen in den Inselzellen des endokrinen<br />
Pankreas (100 µg/g Frischgewebe) vor. Der höchste<br />
Gehalt wurde bei hundeähnlichen Tieren (Caniden) in der Tapeta<br />
lucidum der Retina gefunden. (Zn 2+ -cysteinmonohydrat: 35 -<br />
50 % in Trockengewebe). Es spielt beim Augenleuchten der<br />
Tiere eine Rolle.<br />
Im Tierversuch:<br />
Mangel bedingt Haarausfall, Parakeratose, Diabetes mellitus<br />
Zn 2+ -Mangel beim Menschen:<br />
Ursachen:<br />
Leberzirrhose, verschiedene Infektionen, parenterale Ernährung<br />
ohne Zn 2+ -Substitution, Malabsorption bei Coeliakie,<br />
Leukämie, bei der die Leukozyten nur 1/10 des normalen<br />
Zn 2+ -Gehalts enthalten ( normal: bis zu 30 mg/ 10 12 Zellen)<br />
Klinik:<br />
Acrodermatitis enteropathica:<br />
- autosomal rezessiv vererbbar<br />
- selten<br />
- retardiertes Wachstum<br />
- Hypogonadismus<br />
- ophthalmologische Symptome<br />
- gastrointestinale, dermatologische und neuropsychatrische<br />
Auswirkungen<br />
- stark erhöhte RNAse-Aktivität und stark erniedrigte Erythrozyten-Carboanhydraseaktivität<br />
Mangan<br />
- Gesamtbestand: 8 mg, die auf alle Organe verteilt und in den<br />
Mitochondrien angereichert sind.<br />
- Vorkommen besonders in Nüssen, Gemüse und Vollkornprodukten<br />
- Cofaktor von Peptidasen, des Malat-Enzyms, der Isocitratdehydrogenase<br />
und der Pyruvat-Carboxylase<br />
- hemmt Transmitterausschüttung und Katecholaminspeicherung<br />
- Aktivierung von Enzymen:<br />
Arginase, Phosphatase, Cholinesterase, Glycosyltransferase<br />
- Mangel beim Menschen nicht bekannt<br />
- im Tierversuch: Störungen im Knochenstoffwechsel, im ZNS<br />
und in der Fortpflanzung<br />
Mn 2+ behindert die Fe 2+ -Resorption, bei Fe 2+ -Mangel ist die<br />
Mn 2+ -Resorption erhöht<br />
Kobalt<br />
- Gesamtbestand: 1 - 2 mg<br />
- Bestandteil des Cobalamins (Vitamin B12)<br />
- in vitro: Hemmung der Cytochromoxydase und der Succinatdehydrogenase<br />
14. Regulation des Stoffwechsels<br />
Allgemeines<br />
Der Stoffwechsel dient der Energiegewinnung und der Energieverwertung.<br />
ATP ist der wichtigste Vertreter zur Energiebereitstellung.<br />
62<br />
13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />
- selektive Zerstörung der α-Zellen des Pankreas (Glucagon) bei<br />
IV-Gabe<br />
- Polycythämie (Vermehrung der Erythrozyten auf mehr als 8<br />
Millionen) wird bei relativ geringen Dosen ausgelöst<br />
- fördert die Fe-Resorption<br />
- Kobalt-Vergiftung: Ödeme und Herzinsuffizienz mit Todesfolgen<br />
Molybdän<br />
- essentieller Bestandteil bestimmter Flavoproteine (Xanthinoxydase,<br />
Nitratreductase, Aldehydoxydase, Sulfitoxydase)<br />
Selen<br />
- integrierter Bestandteil der Gluthation-Peroxydase<br />
- Antioxidanz mit Vitamin E<br />
- Aufrechterhaltung der Pankreasfunktion<br />
- in großen Dosen toxisch<br />
Chrom<br />
- in 3wertiger Form wichtig<br />
- Bestandteil des Glucosetoleranzfaktors (GTF), der die Insulinwirkung<br />
verbessert und einen positiven Effekt auf den<br />
Kohlenhydratstoffwechsel, den Lipid- (bes. Cholesterol) und<br />
den Proteinstoffwechsel hat.<br />
- Transport an Transferrin<br />
- hohe Konzentrationen in Mitochondrien, Cytosol und Microsomen<br />
- Ausscheidung mit dem Urin<br />
- Die 6wertige Form ist toxisch. Es kommt zum Chromexem,<br />
Geschwüren in den Bronchien und der Lunge. Durch Einatmen<br />
des Chroms kommt es oft zu Lungenkrebs.<br />
Fluor<br />
- in Hartsubstanz als Apathitkristalle<br />
- 70 - 100 mg Fluor/100 g Trockensubstanz<br />
- in der Zahnhartsubstanz können Chloridionen und Hydroxylgruppen<br />
gegen Fluoride ausgetauscht werden, so daß eine Verhärtung<br />
und Säureunempfindlichkeit erfolgt. Dies erhöht die<br />
Kariesresistenz.<br />
Kariesprophylaxe: 1 mg Fluor auf 1 l Trinkwasser; Fluoridhaltige<br />
Zahnpasta<br />
Die Fluorresorption wird durch Ca 2+ -Ionen behindert, weil sich<br />
schlecht lösliches CaF2 bildet.<br />
Bei einer Fluorüberdosis werden die Zähne "gesprengt" und<br />
auch die Knochen können geschädigt sein "motted spots".<br />
Arsen<br />
- als Arsenik in hohen Dosen tödlich, wirkt langsam<br />
- Pferde bekommen ein metallisch glänzendes, schönes Fell.<br />
Dies wird bei Täuschungsversuchen im Pferdehandel benutzt,<br />
jedoch sterben die Tiere sehr schnell.<br />
- Bergsteiger nutzen die leistungssteigernde Wirkung aus. Sie<br />
müssen die Dosis immer mehr erhöhen, was zu Schädigung der<br />
Darmschleimhaut führt, bis die Schleimhaut kein Arsen mehr<br />
aufnehmen kann. Durch langsame Erhöhung der Dosen gewöhnt<br />
sich der Körper an die Mengen, so daß sonst tödliche Mengen<br />
diesen Effekt nicht mehr erzielen.<br />
Jod<br />
- Substrat von Schilddrüsenhormonen<br />
- Jodmangel führt zu einer verminderten Synthese an Schilddrüsenhormonen<br />
(Hypothyreose) mit reaktiver Vermehrung des<br />
Schilddrüsengewebes (Struma).<br />
Die ATP-Erzeugung geschieht bei der Oxidation von Glucose,<br />
Fettsäuren und Aminosäuren.<br />
Als wichtigster Elektronen-Donator fungiert NADPH + H + bei<br />
reduktiver Biosynthesen.
Makromoleküle entstehen immer aus einer begrenzten Zahl von<br />
kleineren Bruchstücken.<br />
MERKE:<br />
Die Geschwindigkeit eines Stoffumsatzes wird durch die Aktivität<br />
des Schlüsselenzyms (Schrittmacherenzyms), weniger durch<br />
das Massenwirkungsgesetz bestimmt, weil sich ein Fließgleichgewicht<br />
ausbildet.<br />
Es gibt katabole, anabole und sowohl katabol als auch anabole<br />
(amphibol) Stoffwechselwege. Katabole Wege dienen der<br />
Energiegewinnung, anabole Wege sind synthetische Vorgänge<br />
zur Makromolekülbildung.<br />
Beispiele <strong>für</strong> anabole Vorgänge sind :<br />
1) Acetyl-CoA -> -> Isopren -> -> Cholesterol<br />
2) Aminosäuren -> -> Proteine<br />
3) Nucleotide -> -> Nucleinsäuren<br />
Beispiel eines amphibolen Stoffwechselweges:<br />
Citratzyklus:<br />
1) katabol: Acetyl-CoA -> Energie<br />
2) anabol: Bildung von Metaboliten <strong>für</strong> andere Stoffwechselwege:<br />
a) Oxalacetat -> Gluconeogenese<br />
b) Succinyl-CoA -> Protoporphyrinsynthese<br />
Harnstoffzyklus<br />
Die Harnstoffbildung ist in erster Linie ATP-verbrauchend und<br />
anabol. Aber die Ammoniakentgiftung und -ausscheidung durch<br />
den Harnstoff ist eine katabole Elimination von Ammoniak.<br />
Die meisten Stoffwechselwege eines Stoffes (anaboler und<br />
kataboler Weg) laufen in verschiedenen Zellkompartimenten ab.<br />
Dadurch wird die Regulation der beiden Wege nebeneinander<br />
erleichtert.<br />
Beispiel:<br />
Fettsäure-Biosynthese läuft im Cytoplasma ab, β-Oxidation von<br />
Fettsäuren im Mitochondrium.<br />
Die Glycolyse und die Gluconeogenese sind nicht räumlich von<br />
einander getrennt, sie haben aber verschiedene Schlüsselenzyme.<br />
Schlüsselenzym der Glycolyse: Glucokinase<br />
Schlüsselenzym der Gluconeogenese: Pyruvat-Carboxylase<br />
Alle Stoffwechselwege laufen entweder in Zyklen ab (Citratzyklus)<br />
oder in Stoffwechselketten (Glycolyse, β-Oxidation)<br />
Regelkreise<br />
Störgröße: Beispiel:<br />
Keine permanente Aufnahme von Glucose durch ständige<br />
Nahrungsaufnahme, sondern stoßweises Anbieten von Nahrungsglucose<br />
über den Darm.<br />
Allgemeine Definition:<br />
Größen, die die Regelstrecke so beeinflussen, daß entweder<br />
anabole oder katabole Wege beginnen müssen, um einen bestimmten<br />
Sollwert zu erhalten.<br />
Regelkreise sind autoregulatorisch und dynamisch. Der Intermediärstoffwechsel<br />
und seine Regulation haben autoregulatiorische<br />
Eigenschaften, die durch das ZNS, Hormone usw. modifiziert<br />
werden.<br />
Regulationsebenen<br />
1) genetisch: Die genetische Regulationsebene tritt bei Organismen<br />
mit hoher Generationsrate auf. Im Erbmaterial der Zelle<br />
findet eine positive Mutation statt, durch die sich die Eigenschaften<br />
des Produkts verbessern (beim Menschen spielt die<br />
genetische Regulation keine Rolle, bei den Mikroorganismen ist<br />
sie sehr bedeutend).<br />
2) epigenetisch: Alle Prozesse, die mit Wachstum und Differenzierung<br />
zusammenhängen und alle Prozesse, die im Zusammenhang<br />
mit Enzymaktivierung und Enzyminhibition stehen.<br />
Die epigenetische Regulation ist relativ langsam. Auf schnelle<br />
Änderungen kann dieser Mechanismus nicht reagieren, weil die<br />
Stoffsynthese erst anlaufen muß. Die epigenetische Regulation<br />
spielt bei dem Wachstum und der Zelldifferenzierung in der<br />
Embryonalentwicklung eine Rolle.<br />
Am Mikroorganismus ist dieser Regulationsmechanismus gut<br />
erforschbar.<br />
13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />
Operon-Modell:<br />
Wenn E. coli keine Lactose hat, bildet es keine Lactoseverwertenden<br />
Enzyme. Wenn wieder Lactose angeboten wird,<br />
lernt die Zelle wieder, Lactose zu verwerten. Die Enzyme werden<br />
wieder synthetisiert.<br />
[Enzyminduktion durch Regulatorgen-Lactose-Komplex, der<br />
Operator wird deblockiert, die Polymerasen können wirken]<br />
Bei Eukaryoten: Transkription, Posttranskription, Processing,<br />
Transport aus dem Zellkern heraus, Polysomenbildung, Translation<br />
im Cytoplasma, Biosynthese, Modifikation, Abbau<br />
Beim Eukaryoten besteht eine räumlich Trennung von<br />
Transkription und Translation, so daß eine mRNA Minuten bis<br />
Tage bestehen kann. Bei Prokaryoten besteht sie nur 1 - 2 Minuten.<br />
Prokaryoten Eukaryoten<br />
codogene 99% kaum regulatorische. 5 % machen beim Menschen<br />
DNA Sequenzen<br />
100.000 verschiedene Gene aus<br />
Organisation Kernäquivalent Zellkern mit Chromosomen,<br />
der DNA<br />
Chromatin, Exons, Introns<br />
mRNA polycistronisch, kurze<br />
Halbwertzeit<br />
monocistronisch, lange Halbwertzeit<br />
Regulation z.B. Operon Promotor, Enhancer, Silencer,<br />
Transkriptionsfaktoren, keine<br />
Strukturen definierbar, die so<br />
klassisch wie das Operon-Modell<br />
sind<br />
3) metabolisch: schneller Regulationsmechanismus<br />
a) Fließgleichgewichtsausbildung<br />
Übergangszustände werden durch die Beeinflussung der Aktivität<br />
von Schrittmacherenzymen ausgebildet durch:<br />
- allosterische Regulation durch Effektoren<br />
- chemische Modifikationen (Phosphorylierungen)<br />
[Muskelglycogenphosphorylase kann durch beide Mechanismen<br />
aktiviert werden]<br />
Das Fließgleichgewicht ist nötig, damit Arbeit geleistet werden<br />
kann. Der Übergangszustand ist zur Neueinstellung des<br />
Fließgleichgewichts nötig.<br />
b) Beeinflussung der Enzymmenge durch Syntheseregulation<br />
und Halbwertszeit (Abbau) epigenetisch<br />
c) Kompartimentierung von Stoffwechselprozessen<br />
d) Regulation über das Energiepotential, das interpretiert werden<br />
kann als Energieladung oder Phosphorylierungspotential<br />
e) Regulation der Oxidoreduktionspotentiale von<br />
NADH2/NAD + und NADPH2/NADP + (Verfügbarkeit von<br />
NADPH2 und NADH2).<br />
f) Organspezifität des Stoffwechsels<br />
Enzymmuster<br />
a) konstituierte Enzyme (= house keeping genes) werden kontinuierlich<br />
(konstant) exprimiert. Diese Enzyme sind ständig<br />
vorhanden und haben eine konstante Halbwertzeit.<br />
b) adaptive Enzyme werden nur unter bestimmtem Stoffwechselstreß<br />
und unter bestimmter Hormonwirkung gebildet (Beispiel:<br />
Glucokinase im Hepatozyten: Im Hungerzustand liegen<br />
keine Kohlenhydrate vor, so daß die Glucokinaseaktivität gegen<br />
null geht. Es liegt ja kein Insulineinfluß vor).<br />
Fließgleichgewicht<br />
MERKE:<br />
Im Fließgleichgewicht ändert sich die Konzentration der Zwischenprodukte<br />
nicht.<br />
Regeln:<br />
Die Konzentrationen der Zwischenprodukte stehen in Beziehung<br />
zu ihren Geschwindigkeitskonstanten. Je größer k einer Teilreaktion<br />
ist, um so kleiner ist die stationäre Konzentration des<br />
Zwischenprodukts.<br />
Die Gesamtreaktionsgeschwindigkeit von S -> P wird durch die<br />
Geschwindigkeit des LANGSAMSTEN Reaktionsschrittes<br />
bestimmt. Die Enzyme des LANGSAMSTEN Reaktionsschrittes<br />
sind die Schlüsselenzyme, die am ANFANG eines Stoffwechselweges<br />
liegen.<br />
Kompartimentierung<br />
Vergleiche Histologie: Zellaufbau und Kompartimentierung von<br />
Zellen.<br />
63
Die Stoffwechselleistungen können verschiedenen Kompartimenten<br />
zugeordnet werden. Ebenso die Schlüsselenzyme. Das<br />
Hauptenzym in einem Kompartiment kann in der Diagnostik als<br />
Leitenzym = Indikatorenzym <strong>für</strong> Zellschädigungen dienen. Hier<br />
sind besonders unilokuläre Enzyme entscheidend.<br />
Zellkern DNA-abhängige RNA-Polymerasen<br />
Mitochondrium Enzyme des Citratzyklus<br />
Enzyme der β-Oxidation<br />
in der Leber: Glutamatdehydrogenase zur<br />
Ammoniakbereitstellung der Harnstoffsynthese<br />
und Startenzyme der Harnstoffsynthese<br />
Peroxisomen in den Hepatozyten : Oxidasen (Aminosäure-<br />
Oxidasen, , Flavinenzyme Katalase, Peroxidase)<br />
Lysosome hydrolytische Enzyme, die im unmittelbarer<br />
Beziehung mit dem Abbau von Zellmaterial<br />
und extrazellulärem Material stehen<br />
glattes ER Konjugationsreaktionen im Hepatozyten,<br />
Glucose-6-Phosphatase<br />
rauhes ER Proteinbiosynthese <strong>für</strong> Proteine, die die Zelle<br />
verlassen oder in Zellorganellen eintreten<br />
Metabolische Zonierung des Leberparenchyms nach<br />
JUNGERMANN<br />
Hepatozyten unterscheiden sich in ihren Stoffwechselleistungen.<br />
Es gibt afferente (periportale) Hepatozyten, die sich in der Nähe<br />
der Pfortadergefäße befinden und efferente (perivenöse) Hepatozyten<br />
an ablaufenden Venen.<br />
Die afferenten Hepatozyten stehen im Dienste der Fettsäure-<br />
Oxidation, des Citratzyklus, der Atmungskette, der Gluconeogenese,<br />
der Glycogensynthese aus Lactat, dem Aminosäure-Abbau,<br />
den Harnstoffzyklus und der Gallensäuren- und Bilirubinausscheidung<br />
(Konjugation mit Taurin und Glycin).<br />
Die efferenten Hepatozyten stehen im Dienste der Glycolyse,<br />
Glycogensynthese aus Glucose, der Ammoniakentgiftung über<br />
Glutamin und der Biotransformation mit Sulfat.<br />
Morphologisch unterscheiden die Hepatozyten sich nicht, sie<br />
haben nur eine unterschiedliche Schlüsselenzymverteilung.<br />
Das Energiepotential einer Zelle oder eines Gewebes bestimmt<br />
die Funktion. Das Energiepotential wird nach ATKINSON<br />
durch die Energieladung beschrieben. Demnach ist das Adenylsäuresystem<br />
<strong>für</strong> den energetischen Zustand entscheidend. Dazu<br />
gehören ADP, ATP und die Adenylatkinasereaktion.<br />
2 ADP ⇔ ATP + AMP<br />
Energieladung = ([ATP]+ 0,5[ADP]) / ([ATP] + [ADP] +<br />
[AMP])<br />
Theoretisch kann der Wert zwischen 0,0 (es liegt nur AMP vor)<br />
und 1,0 (es liegt nur ATP vor) schwanken. Wenn die Energieladung<br />
einer Zelle gleich null ist, ist die Zelle nicht lebensfähig.<br />
Auch ein Wert von 1,0 kann nicht erreicht werden. In der Zelle<br />
liegt die Energieladung bei 0,8. Sinkt der Wert unter 0,8, dann<br />
laufen erhebliche energieverbrauchende Stoffwechselwege ab.<br />
Daraufhin wird auf Energiegewinnung umgeschaltet. Wenn der<br />
Wert um 0,8 liegt, liegt das System auf anaboler Stoffwechsellage.<br />
Phosphorylierungspotential<br />
Das Phosphorylierungspotential ist das Verhältnis von [ATP] zu<br />
[ADP] und [Pi]. Dieser Quotient bestimmt, ob eine Zelle in<br />
anaboler oder kataboler Weise arbeitet.<br />
Pot = [ATP] / [ADP] * [Pi]<br />
Das Potential ist groß, wenn viel ATP vorliegt. Dann werden<br />
anabole Vorgänge gefördert und Glucose in Form von Glucagon<br />
gespeichert. Liegt wenig ATP vor und dementsprechend viel<br />
ADP und anorganisches Phosphat, dann werden katabole Stoffwechselwege<br />
angekurbelt.<br />
Oxidoreduktionspotential<br />
Verhalten oxidierter (NAD + ) Pyridinnucleotide zu reduzierten<br />
(NADH + H + ).<br />
In der Gluconeogenese wird Pyruvat im Mitochondrium zu<br />
Oxalacetat carboxyliert. Damit es das Mitochondrium wieder<br />
64<br />
13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />
verlassen kann, muß Oxalacetat entweder zu Malat hydriert<br />
werden oder zu Aspartat transaminiert werden. Welcher der<br />
beiden Wege eingeschlagen wird, hängt davon ab, ob viel oder<br />
wenig NADH2 vorliegt.<br />
Wird Pyruvat aus Lactat gebildet, dann entsteht in diesem Schritt<br />
NADH2. Dies läuft im Cytoplasma ab. im Cytoplasma ist also<br />
genug NADH2 vorhanden, so daß es unsinnig ist, noch mehr<br />
NADH2 in Cytoplasma zu bringen. Unter dieser Bedingung wird<br />
dann Oxalacetat nicht als Malat aus dem Mitochondrium transportiert<br />
sondern als Aspartat.<br />
Wenn im Cytoplasma zu wenig NADH2 vorliegt, wird der Weg<br />
über Malat gewählt, da bei der Reaktion Malat → Oxalacetat<br />
NADH2 gebildet wird.<br />
Die Verfügbarkeit von Coenzymen bestimmt also, welchen Weg<br />
ein Substrat durchläuft.<br />
Rolle des NADPH2 :<br />
NADPH2 ist wichtig bei der direkten Glucoseoxidation und in<br />
der lactierenden Mamma.<br />
a) Nutzung von Glucose <strong>für</strong> die Lactosebildung: es wird viel<br />
NADPH2 gebildet, das dann <strong>für</strong> die Milchfettsynthese bereit<br />
steht.<br />
Zusammenfassung von Hormonwirkungsweisen<br />
(siehe Vorlesung)<br />
1) Prozeß läuft im Millisekunden ab (Acetylcholin, andere<br />
Transmitter).<br />
2) Second messenger vermitteln Prozesse, die Sekunden bis<br />
Minuten brauchen bis sie wirken.<br />
3) Epigenetische RG brauchen Stunden bis Tage<br />
Hormone modifizieren die Wirkung von Prozessen, die in der<br />
Zelle ablaufen.<br />
Second-Messenger-Bildung<br />
Beispiel:<br />
Diacylglycerin und Inositoltrisphosphat<br />
(siehe Vorlesung)<br />
Vergleiche auch Wirkmechanismus von β-adrenergen Rezeptoren<br />
nach SUTHERLAND.<br />
Überall vorkommende Schlüsselverbindungen<br />
1) Pyruvat<br />
2) Acetyl-CoA<br />
3) Glucose-6-Phosphat<br />
4) Fructose-2,6-Bisphosphat<br />
zu 1) Pyruvat:<br />
Hauptquelle <strong>für</strong> Pyruvat ist Glucose.<br />
Wenn die ATP-Konzentration hoch ist, wird kein weiteres<br />
Pyruvat in den Citratzyklus eingeschleust.<br />
Wenn Acyl-CoA vermehrt vorliegt, wird die Pyruvatcarboxylase<br />
stimuliert. Oxalacetat wird vermehrt in den Citratzyklus eintreten.<br />
Pyruvat wird als Vermittler zwischen Fettsäure- und Glucose-<br />
Stoffwechsel genutzt.<br />
zu 2) Acetyl-CoA:<br />
Hauptlieferant: Aminosäure-Abbau, Pyruvatdehydrogenase, β-<br />
Oxidation<br />
Acetyl-CoA hemmt die Pyruvatdehydrogenase und die Acetyl-<br />
CoA-Carboxylase.<br />
Für die Verwertung von Acetyl-CoA ist die Verfügbarkeit von<br />
Oxalacetat von entscheidender Bedeutung. Acetyl-CoA kann die<br />
Mitochondrienmembran nicht passieren, dies kann Malonyl-<br />
CoA. Malonyl-CoA inhibiert die Carnitin-Transporte von Acetyl-CoA<br />
und Acyl-CoA in das Mitochondrium. Dadurch wird<br />
die β-Oxidation verhindert. Acyl-CoA verhindert dagegen<br />
wirksam die Malonyl-CoA Bildung, so daß β-Oxidation (im Mitochondrium)<br />
und Fettsäure-Biosynthese (im Cytoplasma) nicht<br />
gleichzeitig ablaufen.<br />
Wenn <strong>für</strong> die Citratbildung zu wenig Oxalacetat zur Verfügung<br />
steht, werden Ketonkörper gebildet. Die Gluconeogenese entzieht<br />
dem Citratzyklus Oxalacetat. Außerdem ist in dem Moment<br />
auch keine Glucose vorhanden, so daß also auch kein Pyruvat
vorliegt. Daher laufen keine anaplerotischen Reaktionen <strong>für</strong> den<br />
Citratzyklus ab.<br />
Der ATP-Verbrauch ist bei der Gluconeogenese viel höher als<br />
bei der Glycolyse. Diese Energie wird aus der β-Oxidation<br />
geliefert. Die β-Oxidation kann aber nur ablaufen, wenn genügend<br />
CoA vorhanden ist. Die Ketonkörperbildung liefert dieses<br />
CoA.<br />
Die Ketogenese ist also ein Kompensationsmechanismus. Ketonkörper<br />
können Zellmembranen leicht passieren. Sie sind im<br />
langzeitigen Glucosemangel Energielieferanten <strong>für</strong> Nervenzellen,<br />
Herz- und Skelettmuskelzellen.<br />
zu 3) Glucose-6-Phosphat:<br />
Der Embden-Meyerhof-Weg dient dem Glucoseabbau. Die<br />
Gluconeogenese der Glucosesynthese. Beide Stoffwechselwege<br />
unterscheiden sich in ihren Schlüsselenzymen (fast alle Kinasen).<br />
Die folgenden Mechanismen erklären, daß sich kein Leerlauf<br />
ausbildet, in dem ATP verschwendet würde.<br />
1) Glucose behindert ihre eigene Bildung<br />
2) Phosphofructokinase<br />
Besonders Fructose-2,6-Bisphsophat ist ein allosterischer<br />
Hemmer bzw. Aktivator.<br />
3) Pyruvatkinase<br />
Glucokinase (= Hexokinase IV)<br />
Vorkommen: Leber, B-Zellen des endokrinen Pankreas<br />
Vergleich Glucokinase und Hexokinase<br />
Fructose-6-Phosphat lagert ein Protein an die Glucokinase an<br />
und hat so inhibierende Wirkung. Da Fructose-6-Phosphat<br />
immer vorhanden ist, werden nur 50% der Glucokinase-Aktivität<br />
in der Zelle wirksam.<br />
Diese Hemmung wird durch Fructose-1-Phosphat durchbrochen,<br />
weil das regulatorisch wirksame Protein beide Fructosen in<br />
kompetitiver Weise bindet. Wenn Fructose-1-Phosphat gebunden<br />
ist, wird die Aktivität der Glucokinase erhöht.<br />
Fructose verstärkt die Glucoseverstoffwechselung.<br />
zu 4) Fructose-2,6-bisphosphat<br />
Fructose-2,6-bisphosphat ist allosterischer Aktivator der Phosphofructokinase<br />
1, so daß Glucose in den Emden-Meyerhof-<br />
Weg hinein gezogen wird. Gleichzeitig ist Fructose-2,6bisphosphat<br />
Hemmer der Fructosebisphosphatase 1.<br />
Dieser Enzymkomplex steht unter Glucagonkontrolle. Die<br />
cAMP-abhängige Proteinkinase phosphoryliert beide Enzyme,<br />
so daß die Kinasen gehemmt und die Phosphatasen aktiviert<br />
werden (Stimulierung der Gluconeogenese).<br />
15. Spezifischer Schutz<br />
Allgemeines<br />
Für den spezifischen Schutz sind die Antikörper (γ-Globuline)<br />
zuständig. Sie werden auf bestimmte Reize hin in immunkompetenten<br />
B-Lymphozyten gebildet.<br />
Diese Reize heißen Antigene.<br />
Definition:<br />
Antigene sind Stoffe, die die Bildung spezifisch gegen sie<br />
gerichteter Eiweißkörper im Organismus induzieren (Immunogene<br />
oder Antikörper).<br />
Antigene sind Stoffe, die spezifisch mit ihrem Antikörper einen<br />
Anitgen-Antikörper-Komplex bilden.<br />
Antigene Wirkung haben:<br />
Eiweiße (Aminosäuren nicht)<br />
Lipoproteine<br />
Glucosaminoglycane (schwach)<br />
Dextrane (schwach)<br />
Nicht antigen wirken:<br />
Aminosäuren<br />
Homoglycane<br />
Neutralfette<br />
Auf der Oberfläche von Antigenen befinden sich determinante<br />
Gruppen. Sie sind da<strong>für</strong> zuständig, daß der Organismus die<br />
13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />
Stoffwechsel im Tagesablauf<br />
Während des Tages gibt es kurze Phasen der Nahrungsaufnahme<br />
und lange Phasen, in denen keine Nahrung über den Magen-<br />
Darm-Trakt angeboten wird.<br />
Resorptionsphase (Mahlzeit)<br />
Hauptsubstrat: Glucose<br />
Haupthormon: Insulin<br />
In der Leber wird aus Glucose Glycogen aufgebaut. Im Leber-<br />
und Fettgewebe werden aus Glucose Triglyceride synthetisiert.<br />
Aus Aminosäuren werden Proteine hergestellt.<br />
Es sind wenig Wechselbeziehungen in Gang.<br />
1) Mucosa (Chylomicronen, Fettgewebe, Leber)<br />
2) Leber -> Prä-β-Lipoproteine (VLDL), Fettgewebe<br />
3) Erythrozyten, Nierenmark, Muskulatur, Lactat -> Herz,<br />
Nierenrinde, Leber<br />
Es herrscht Überfluß, so daß unter Insulinwirkung Speicher<br />
angelegt werden.<br />
Postrezeptionsphase (Fasten)<br />
Hauptsubstrat: Fettsäuren<br />
Haupthormon: Glucagon<br />
Prozesse: Glycogenabbau zu Glucose<br />
Triglyceridabbau zu Fettsäuren, Glycerin<br />
Proteinabbau zu: Aminosäuren<br />
Es sind viele Wechselbeziehungen ausgeprägt.<br />
1) Leber, Nierenrinde geben Glucose ans Blut ab. Transport zu<br />
ZNS, Erythrozyten, Nierenmark<br />
2) Fettgewebe gibt Fettsäuren ab. Transport zu Leber, Muskulatur,<br />
Herz, Nierenrinde<br />
3) Muskulatur gibt Aminosäuren <strong>für</strong> Gluconeogenese in Leber<br />
und Nierenrinde ab.<br />
4) Erythrozyten, Nierenmark, (Muskulatur) geben Lactat an<br />
Herz, Leber und Nierenrinde<br />
5) Fettgewebe liefert Glycerin <strong>für</strong> Leber und Nierenrinde<br />
6) Leber bildet Ketonkörper <strong>für</strong> ZNS, Muskulatur, Herz und<br />
Nierenrinde<br />
Unter Glucagonwirkung kommt es zur prompten Glycogenolyse<br />
und zur Lipolyse.<br />
Im Zustand andauernden Glucosemangels kann die Nierenrinde<br />
aus Glutamin, α-Ketoglutarat und Glutamat Glucose herstellen.<br />
In der Leber dient Alanin der Gluconeogenese.<br />
Fettzellen können Glycerin nicht verwerten, weil ihnen die<br />
Enzymausstattung fehlt.<br />
(siehe Vorlesung)<br />
Strukturen als körperfremd (nicht eigen) erkennt und eine Abwehr<br />
einleitet. Die determinanten Gruppen sind entweder Sequenzdeterminanten<br />
aus weniger als 10 Aminosäuren oder<br />
Konformationsdeterminanten, ganz bestimmte Sequenzbereiche<br />
eines Proteins. Die Sequenzdeterminanten werden durch Denaturierung<br />
nicht in ihrer Wirkung beeinträchtigt. Die Konformationsdeterminanten<br />
werden verändert. Diese Kenntnisse sind <strong>für</strong><br />
die Impfstofftechnik wichtig.<br />
Antigen-Antikörper-Reaktionen kann man auch in vitro beobachten.<br />
Die freien Antigene und Antikörper sind löslich. Wenn sich ein<br />
Antigen-Antikörper-Komplex ausbildet, fällt dieser aus (Präzipitation).<br />
Dies kann <strong>für</strong> Immunelektrophorese, RIA, ELISA und andere<br />
Techniken ausgenutzt werden.<br />
In geeigneten Organismen können gegen fast jede chemische<br />
Substanz Antikörper produziert werden. Kleine chemische<br />
Substanzen wirken allein nicht antigen, an Eiweiß gebunden<br />
jedoch lösen sie auch eine Antikörperbildung aus. Diese Stoffe<br />
werden als Hapten bezeichnet.<br />
65
Antikörper<br />
Aufbau<br />
Der Antikörper besteht aus 2 L-Ketten (light) und 2 H-Ketten<br />
(heavy).<br />
Die L-Ketten bestehen entweder aus λ-Ketten oder aus χ(kappa)-Ketten,<br />
nie aus beiden. Sie haben ein Molekulargewicht von<br />
25.000.<br />
Die H-Ketten bestimmen den Antikörper-Typ. Ihr Molekulargewicht<br />
liegt zwischen 70.000 und 80.000.<br />
Immunglobulin (Ig) A: α-Ketten<br />
Immunglobulin (Ig) D: δ-Ketten<br />
Immunglobulin (Ig) E: ε-Ketten<br />
Immunglobulin (Ig) G: γ-Ketten<br />
Immunglobulin (Ig) M: µ-Ketten<br />
Die Ketten sind durch Disulfidbrücken untereinander verbunden.<br />
Hinge-Region: dient als Scharnier<br />
Fc-Fragment, konstante Aminosäure-Sequenz mit Komplementbindungsstelle<br />
Fab-Fragment, variable Aminosäure-Sequenz zur Antigenbindung<br />
Die Antikörper können durch Papain oberhalb der Hinge-Region<br />
gespalten werden. Dann haben sie nur noch eine Antigenbindungsstelle<br />
und können zwar noch Antigene binden, präzipitieren<br />
jedoch nicht mehr. Durch Pepsin werden sie unterhalb der<br />
Hinge-Region gespalten. Die entstehenden Fragmente (Fab2)<br />
enthalten 2 Antigenbindungsstellen und können daher noch präzipitieren.<br />
Eigenschaften der Immunglobuline<br />
IgG IgA IgM IgD IgE<br />
Komparti- intra- und Sekrete, intra- auf B- auf<br />
mentextravaskuKörpervaskulär<br />
Zellen Mastzellen<br />
lärschleimhautKomplementbindung + - +++ ? -<br />
Plazenta<br />
gängig<br />
++ - - - -<br />
Bindung an + - - - -<br />
Makrophagen<br />
16. Neurotransmitter<br />
1) Acetylcholin<br />
Parasympathicomimetica:<br />
Physostigmin (Alkaloid der Kalabarbohne, bewirkt in hohen<br />
Dosen Herzstillstand), Neostigmin, Pyridostigmin<br />
Acetylcholin-Esterase-Hemmer:<br />
Diisopropylfluorphosphat (DFP), Tabun, Soman, Sarin, Insektizide<br />
(E 605), Miotisal<br />
2) Serotonin<br />
aus Tryptophan<br />
Abbauprodukt:<br />
5-Hydroxyindolessigsäure<br />
- wirkt im Diencephalon, bei Depressionen ist die Serotoninkonzentration<br />
erniedrigt.<br />
Antidepressiva:<br />
Stoffe aus Rauhwolfiagewächsen beschleunigen die Serotonin-Freisetzung<br />
und den Abbau, Psilocybin, LSD<br />
66<br />
16. Neurotransmitter<br />
Die Antikörper haben verschiedene Aufgabenbereiche. Das IgG<br />
ist vorherrschend <strong>für</strong> die humorale Abwehr von Viren, Mikroorganismen<br />
und Toxinen. Da es plazentagängig ist, stellt es den<br />
ersten Schutz <strong>für</strong> ein Neugeborenes dar.<br />
IgA kommt nur auf externen Körperoberflächen vor.<br />
IgM fördert die Agglutination von Zellen und Viren und aktiviert<br />
das Komplementsystem nach Antigenbindung stark.<br />
IgD ist ein Rezeptor auf B-Lymphozyten und IgE tritt bei Parasitenbefall<br />
vermehrt auf (Reagin). Es ist auch <strong>für</strong> Allergien verantwortlich.<br />
Komplementaktivierung<br />
Das Komplementsystem ist ein System aus vielen Proteinen, die<br />
durch limitierte Proteolyse aktiviert werden.<br />
Klassische Komplementaktivierung<br />
Zur Komplementaktivierung müssen mindestens 2 Fc-Fragmente<br />
nebeneinander liegen. Das bedeutet, daß 2 IgG benachbart an<br />
einem Antikörper binden oder ein IgM gebunden hat.<br />
In Anwesenheit von Mg 2+ - und Ca 2+ -Ionen bindet der Komplementfaktor<br />
C1 an die 2 Fc-Fragmente. Die Komplementkaskade<br />
kann ablaufen, indem sich immer mehr Faktoren<br />
anlagern. Es muß immer eine Antigen-Antikörper-Reaktion<br />
abgelaufen sein, damit das Komplementsystem wirksam werden<br />
kann.<br />
Anaphylactocine fördern die Histamin- und Serotoninfreisetzung.<br />
C3a und C5a aktivieren die Makrophagen und locken sie zum Ort<br />
des Geschehens (Chemotaxis).<br />
Alternative Komplementaktivierung<br />
Bestimmte Polysaccharide induzieren die Komplementaktivierung<br />
(bakterielle und virale Endotoxine).<br />
C3 wird spontan durch Plasmaproteine aktiviert und bildet einen<br />
Komplex mit Faktor C3b. Dieser Faktor wird an C3b-Rezeptoren<br />
körperfremder Zellen gebunden. Zusammen mit dem Faktor B<br />
und Faktor D wird das Komplementsystem unter Umgehung von<br />
C1 gestartet.<br />
3) Meskalin<br />
- stammt aus einem Kaktus<br />
- Aufnahme führt zu Rauschzuständen, Visionen und musikalischen<br />
Wahrnehmungen<br />
Weitere Neurotransmitter<br />
- Noradrenalin<br />
- Gamma-Aminobuttersäure (GABA., biogenes Amin des Glutamat)<br />
- Glycin (Alkaloide der Brechnuß (Strychnin) hemmen die Wirkung)<br />
- Dopamin (biogenes Amin des Tyrosins)<br />
- Endorphine<br />
- Fettsäurederivate<br />
- Prostaglandine
17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />
17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />
1. Muskulatur<br />
Zusammensetzung<br />
75% Wasser<br />
20% Proteine<br />
2% niedermolekulare organische Bestandteile und Glycogen<br />
3% anorganische Bestandteile<br />
Proteine der Muskulatur<br />
Aktin<br />
- dünne Filamente, G-Aktin<br />
- Molekulargewicht: 43.000<br />
- ca. 25 Gewichts-%<br />
- bei physiologischer Ionenstärke und in Gegenwart von Mg 2+ -<br />
Ionen findet eine Polymerisation zu F-Aktin statt<br />
- keine katalytische Aktivität<br />
Myosin<br />
- Molekulargewicht 460.000<br />
- ca. 55 Gewichts-%<br />
- asymmetrische Hexamer aus 2 ineinander gewunden Ketten,<br />
die aus 1 H-Kette (heavy) und 2 L-Ketten (light) bestehen.<br />
- Jede Helix besitzt einen globulären Kopf und einen fibrillären<br />
Anteil<br />
- Myosin hat ATPase-Aktivität und bindet das F-Aktin<br />
Tropomyosin<br />
- in allen Muskeln und muskelähnlichen Strukturen enthalten<br />
- fibrilläres Protein aus einer α-Kette und einer β-Kette<br />
- strukturell mit F-Aktin verbunden, es liegt in einer Furche der<br />
F-Aktin-Polymere<br />
2. Bindegewebe<br />
Embryologie: Mesenchymales Gewebe<br />
Bestandteile: Kollagene und Mucosaminglucane<br />
Kollagen-Typen<br />
Typ I in Haut, Knochen, Sehnen, Fascien und Dentin<br />
Typ II in Knorpel, Glaskörper und im Nucleus pulposous<br />
Typ III in Blutgefäßen, Uterus, Haut und Reticulin<br />
Die Typen unterscheiden sich in ihrer Primärstruktur.<br />
Es lagern sich immer drei Ketten zu einer Tripelhelix zusammen.<br />
Die Kollagene haben einen hohen Gehalt an Glycin und enthalten<br />
keine aromatischen Aminosäuren, so daß ihnen kein Wert in<br />
der Ernährung zukommt.<br />
Jede 3. Aminosäure ist Glycin, weiterhin machen Prolin und<br />
Lysin einen hohen Anteil aus.<br />
Biosynthese des Kollagens<br />
Nach Transkription und Translation entsteht eine α-Kette. Beim<br />
Processing wird von der Kette die Signalsequenz abgespalten.<br />
Es erfolgt unter Vitamin C-Wirkung eine Hydroxylierung des Y-<br />
Prolyl-Restes, des X-Prolyl-Restes und des Y-Hydroxy-Lysyl-<br />
Restes. Dann folgt eine Glykosylation des Hydroxylysins. Nach<br />
Ausbildung von Disulfidbrücken entsteht das unreife Prokollagen,<br />
das die Zelle verläßt.<br />
3. Knochen<br />
Bestandteile<br />
70% anorganische Verbindungen (davon 90% Hydroxylapatit)<br />
20% organische Verbindungen<br />
10% Wasser<br />
Troponine<br />
- Troponin T: (TpT') kann an Tropomyosin binden und die<br />
beiden anderen Troponin-Komponenten binden<br />
- Troponin I (TpI): hemmt die F-Aktin-Myosin-Interaktion und<br />
bindet andere Troponine<br />
- Troponin C (TpC): Ca 2+ -Ionen bindendes Protein, ähnlich dem<br />
Calmodulin, 4 Ca bindend<br />
Ablauf der Muskelkontraktion<br />
(siehe Vorlesung Physiologie)<br />
Zellmotilität<br />
Im Eukaryoten sind drei Anteile an der Zellbewegung beteiligt:<br />
Aktinfilamente, Microtubuli und Intermediärfilamente<br />
Das Aktin ist nicht das selbe wie das Muskelaktin, denn es<br />
besteht aus einer Doppelhelix. Die Microtubuli sind an der<br />
Ausbildung der Mitosespindel bei der Zellteilung beteiligt. Sie<br />
haben auch eine Bedeutung bei der Bewegung von endo- und<br />
exozytotischen Vesikeln in der Zelle (vergleiche auch die Histologie).<br />
Gifte:<br />
Colchizin: verhindert die Spindelausbildung<br />
Griseovulvin: relativ toxische Antibiotikum<br />
Vinblastin: Zytostatikum<br />
Zur Gruppe der Intermediärfilamente gehören: Keratin, Desmin,<br />
Vimentin, Neurofilamente, Gliafilamente.<br />
Extrazellulär werden nun das N- und das C-terminale Propeptid<br />
abgespalten. Es entsteht die unreife Kollagenfibrille, die in<br />
Salzlösung löslich ist. Durch Oxidation entsteht zunächst eine<br />
säurelösliche Fibrille, die zur unlöslichen Kollagenfibrille wird.<br />
Störungen des Kollagenstoffwechsels<br />
1) Cu 2+ -Mangel<br />
2) Vitamin C-Mangel<br />
3) Lysinhydroxylase-Mangel (Genetische Störung Ehlers-<br />
Danlos-Syndrom Typ VI) Linsenschlottern, Skoliose ausgeprägt,<br />
Überdehnbarkeit der Haut<br />
4) Lysyloxidase-Mangel (x-chromosomal, Ehlers-Danlos-<br />
Syndrom Typ V) schwere Gefäß- und Skelettveränderungen<br />
5) Mutationen in der Primärstruktur: angeborene Hüftdislokalisation,<br />
stark überdehnbare Haut, gedrungener, kurzer<br />
Körperbau<br />
6) Aminozucker-Stoffwechsel gestört<br />
7) Lipidosen (Thay-Sachs, Sandoff)<br />
Elastin = Desmosin = Isodesmosin = Tetraaminotetracarbonsäure<br />
Keratin: in Haaren und Nägeln, Faltblattstruktur mit viel Cystein<br />
Mineralisation<br />
Die Mineralisation beginnt am Lysin bzw. Hydroxylysin im<br />
Knorpel. Die Osteoblasten zeigen erhöhte Stoffwechselaktivität.<br />
Chondroitinsulfat wird abgebaut und gebundenes Ca 2+ freigegeben.<br />
Die Aminogruppe des Lysins wird mit Pyrophosphat verknüpft.<br />
Die Pyrophosphatgruppen bilden Ca 2+ -Komplexe. Es<br />
67
entsteht der Kristallisationskern <strong>für</strong> die Anlagerung von Apatitkristallen.<br />
Knochenerkrankungen<br />
Kollagendefekte<br />
Marphan-Symdron: Skelettdeformation, Arachnodaktylie,<br />
Linsendislokalisation, geringe Reißfestigkeit der Aorta.<br />
Osteogenesis imperfecta: mangelhafte Mineralisation bei der<br />
Entwicklung und während des Wachstums des Skelettsystems.<br />
Die Knochen sind sehr brüchig<br />
Proteoglykandefekte<br />
Jedes Bindegewebe hat eine spezielle Zusammensetzung der<br />
Mucopolysaccharide, die sich mit dem Alter ändert. Mucopolysaccharide<br />
haben die Aufgabe<br />
- Ca 2+ zu binden,<br />
- Wasser zu binden,<br />
- den Stofftransport zu kontrollieren, den Fremdstofftransport<br />
zu behindern<br />
- stellen eine Permeabilitätsbarriere dar.<br />
4. Niere<br />
Hormonelle Steuerung<br />
ADH: Wasserresorption steigernd<br />
Mineralokortikoide: Na + -Resorption und Wasserresorption<br />
steigernd, K + -Ausscheidung senkend<br />
Adrenalin: Harnproduktion vermindernd, Na + - und Cl - -<br />
Ausscheidung senkend<br />
STH: Wasserresorption steigernd<br />
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System: Na + -Resorption steigernd,<br />
K + -Ausscheidung steigernd<br />
Medikamente der Diurese<br />
1) Durchblutungsfördernde Mittel: Koffein, Theophyllin, Aminophyllin<br />
2) Osmotisch wirksame Mittel: Mannit<br />
3) Organische Quecksilberverbindungen (toxisch) Uragan<br />
4) Benzothiazine, Benesal, Disalunil<br />
5) Aldosteronantagonisten: Spironolacton, Alductone, Verospiron<br />
6) Carboanhydrase-Hemmer: Diuramid (in Augeninnendruck<br />
senkenden Mitteln enthalten)<br />
Nierenfunktionsstörungen<br />
1) Rückresorptionsstörungen<br />
Diabetes innocens: Glucose renale Glucosediabetes<br />
Cystinurie: Cystein, Arginin, Ornithin, Lysin<br />
5. Blut<br />
Funktionen<br />
1) Transport: Gase, Wasser, Elektrolyte, Nährstoffe, Abfallstoffe,<br />
Hormone, Enzyme, Wärme<br />
2) Schutz vor bakterieller und viraler Infektion<br />
3) Blutgerinnung (Schutz vor Blutverlust)<br />
Zusammensetzung<br />
Das Blut setzt sich aus Plasma und Zellen zusammen (Serum ist<br />
die Flüssigkeit, die nach der Blutgerinnung übrig bleibt, also<br />
ohne Fibrinogen). Die Zellen machen 45% der Blutmenge aus<br />
(Hämatokrit: Prozentualer Anteil der abgesetzten Zellen nach<br />
Zentrifugation am Blutvolumen).<br />
Das Plasma enthält 60 bis 80 g Protein/l.<br />
Erythrozyten<br />
Der Stoffwechsel der Erythrozyten ist der Aufgabe des Gastransportes<br />
(Sauerstoff, Kohlendioxid) untergeordnet und dient<br />
nur der Aufrechterhaltung dieser Funktion. Erythrozyten sind<br />
extrem differenziert. Sie haben keinen Zellkern und können<br />
68<br />
17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />
Mucopolysaccharid-Speicherkrankheiten<br />
Typ Name Bestandteil<br />
des Urins<br />
Symptome<br />
I Hurler Desmatan- Zwergwuchs, Schwachsinn,<br />
sulfat,Heparansulfat<br />
Wasserspeiergesicht<br />
II Hunter s.o. Zwergwuchs,<br />
Form von Typ I<br />
schwache<br />
III Sanfilippo Heparansul- geringe geistige und körperfatliche<br />
Störungen<br />
IV Morquio- Xeratansul- Zwergwuchs, Skelettdefor-<br />
Brailsford fatmation V Schei; Dermatan- Zwergwuchs, geistige EntPolydystrophischerZwergwuchssulfatwicklung<br />
normal<br />
VI Maro- s.o. Skelettdeformation, Corneateaux-<br />
Lamy<br />
veränderung<br />
Glycinurie: Glycin<br />
Hartnup-Krankheit: Tryptophan<br />
Rowley-Rosenberg-Syndrom: alle Aminosäure<br />
Fanconi-Syndrom: Glucose, Aminosäuren, Phosphat<br />
Vitamin D-resistente Rachitis, ideopathische Osteomalacie,<br />
Milkman-Syndrom: Phosphat<br />
2) Säure-Base-Regulationsstörung<br />
renal-tubuläre Acidose durch gestörte H + -Exkretion<br />
3) gestörte Harnkonzentrierung<br />
Diabetes insipidus: ADH-Mangel, ADH-Rezeptor-Mangel<br />
Hormonwirkung der Niere<br />
1) Renin-Angiotensin-Aldosteron-System<br />
2) Erythropoetin<br />
3) Erythropenin<br />
4) Renomedulläre Prostaglandine (PGA, PGE, PGF)<br />
5) Antihypertensive, neutrale renomedulläre Lipide<br />
6) Kininogen<br />
7) Bildung von 1,25-Dihyroxycholecalciferol und von 24,25-<br />
Dihyroxycholecalciferol<br />
8) Inaktivierung von Insulin, Glucagon, Aldosteron<br />
9) Bildung von T3 aus T4 in den Mikrosomen<br />
daher keine Transkription und Translation durchführen. Sie<br />
besitzen keine Mitochondrien und keine Ribosomen.<br />
Erythrozyten können ausschließlich anaerob Glucose verstoffwechseln<br />
und haben von daher keinen oxidativen Stoffwechsel.<br />
Das in einem Nebenweg der Glycolyse entstehende 2,3-<br />
Biphosphoglycerat erniedrigt die Affinität des Hämoglobins zum<br />
Sauerstoff. Daher kommt es in der Lunge nicht zu einer 100<br />
%igen Sauerstoffsättigung des Blutes, in der Peripherie wird die<br />
Sauerstoffabgabe jedoch erleichtert.<br />
Das im Pentose-Phosphat-Weg gebildete NADPH ist wichtig <strong>für</strong><br />
die Reduktion von Glutathion und anderen SH-Proteinen zum<br />
Schutz der Zellen vor Oxidation.<br />
O2- und CO2-Transport des Erythrozyten<br />
Lunge:<br />
1) O2 + Hb-H HbO2 + H<br />
H + HCO3 - H2CO3 H2O + CO2<br />
2) Hb-COOH HbH + CO2
CO2 wird abgeatmet, HCO3 - gelangt im Austausch gegen<br />
Chlorid aus dem Blut in den Erythrozyten (Hamburger-Shift)<br />
Gewebe:<br />
1) HbO2 Hb-H + O2<br />
-<br />
H2O + CO2 H2CO3 H + HCO3<br />
2) Hb-H + CO2 Hb-COOH<br />
HCO3 - gelangt im Austausch gegen Chlorid aus dem Erythrozyten<br />
ins Blut.<br />
RAPOPORT-LÜBERING-WEG<br />
Regulation<br />
Die Mutase wird durch 2,3-Biphosphoglycerat gehemmt.<br />
Phosphoglycerat dient ihr als Coenzym.<br />
Die Phosphatase wird durch 3-Phosphoglycerat gehemmt, durch<br />
2-Phosphoglycerat aktiviert.<br />
Aufgaben der Glycolyse<br />
1) Bereitstellung von 2,3-Biphosphoglycerat im Erythrozyten<br />
2) ATP-Bereitstellung zur Aufrechterhaltung des Ionenmilieus<br />
(Na + -K + -ATPase, Mg 2+ -ATPase, Ca 2+ -ATPase)<br />
3) NADH-Produktion: NADH entsteht bei der Verstoffwechselung<br />
von Pyruvat zu Lactat. Es dient der Aufrechterhaltung<br />
der Hämoglobinfunktion.<br />
4) NADPH-Bereitstellung durch direkte Oxidation. Glucose-6-<br />
Phosphat Ribulose-5-Phosphat + 2 NADPH. NADPH dient<br />
reduktiven Prozessen im Erythrozyten (Glutathion).<br />
Reduktive Prozesse im Erythrozyten<br />
Ständig wird Hämoglobin zu Methämoglobin oxidiert, das keine<br />
Funktion hat. Daher muß Methämoglobin wieder in Hämoglobin<br />
überführt werden (Physiologisch 2% Met-Hb).<br />
1) Met-Hb Methämoglobin-Reduktase Hb<br />
NADPH NADP +<br />
NADH NAD +<br />
2) Glutathion<br />
Konzentration im Erythrozyten: 2 - 3 mmol<br />
Redoxsystem:<br />
2 Glutathion-SH -> Glutathion-S-S-Glutathion + 2 H +<br />
Glutathion schützt SH-Gruppen haltige Enzyme und Membranproteine.<br />
In Gegenwart von Sauerstoff entstehen immer Peroxide, die den<br />
Zellen schaden. Glutathion dient als H + -Donator <strong>für</strong> Peroxidasen,<br />
die Peroxide entgiften.<br />
Diese Kenntnisse sind wichtig <strong>für</strong> die Konservierung von Blut.<br />
Um Blutkonserven möglichst lange brauchbar zu erhalten,<br />
müssen die Bedingungen <strong>für</strong> die Erythrozyten so günstig wie<br />
möglich sein.<br />
Der Erythrozyt benötigt auch in der Konserve Energie. Wenn er<br />
zu wenig ATP zu Verfügung hat, baut er 2,3-Biphosphat ab.<br />
Dadurch wird die Sauerstoffbindung des Erythrozyten so erhöht,<br />
daß er als Speicher fungiert und dadurch als Blutkonserve<br />
unbrauchbar wird.<br />
Überlebensdauer der Erys in verschiedenen Konservierungslösungen<br />
1) 0,15 M Citratlösung: 20 Tage, da Glucose fehlt<br />
2) 0,15 M Citratlösung mit Glucose: 40 Tage<br />
3) Medium, in dem der pH von 7,4 auf 7,1 gesenkt wurde +<br />
Citrat + Glucose: mehr als 60 Tage Die Spontanhydrolyse des<br />
ATP ist reduziert.<br />
Eine Blutkonserve kann dennoch nur 4 Wochen zur Transfusion<br />
verwendet werden (ein Hinweis auf alte Erythrozyten ist die<br />
Hämolyse im Lösungsmittel).<br />
Durch genetische Defekte können Enzyme des Erythrozyten<br />
geschädigt sein. Dies führt zu hämolytischen Anämien, Methämoglobinämie<br />
und einer verkürzten Lebensdauer der Erythrozyten.<br />
Häm-Synthese und Hämabbau<br />
Die Hämsynthese erfolgt im Erythroblasten und zum Teil im<br />
Reticulozyten, aber nicht im Erythrozyten. Wichtig <strong>für</strong> die<br />
Synthese ist Glycin (Shemin-Zyklus s.v.).<br />
17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />
Das Häm wird an Globin gebunden. Wenn zu wenig Häm synthetisiert<br />
wird, wird eine Proteinkinase aktiv, die den Initiationsfaktor<br />
II der Globinsynthese phosphoryliert, so daß auch kein<br />
überschüssiges Globin synthetisiert wird.<br />
Porphyrien = Störungen der Hb-Synthese<br />
Selten angeboren:<br />
Erythropoetische Porphyrien:<br />
1) Porphyria congenita erythropoetica (Uroporphyrinogen<br />
und Koproporphyrinogen im Urin erhöht)<br />
2) Protoporphyria erythropoetica (Koproporphyrinogen und<br />
Protoporphyrin im Urin erhöht)<br />
Hepatische Porphyrien:<br />
1) Porphyria acuata intermittens<br />
2) Porphyria variegata<br />
Erworbene Porphyrien<br />
- Hexachlorbenzolvergiftung<br />
- Chronische Bleivergiftung<br />
- Porphyria cutanea tardat<br />
Erythrozyten haben eine Lebensdauer von 120 Tagen. Gealterte<br />
Erythrozyten werden in der Milz eliminiert. Prinzipiell ist der<br />
Erythrozytenabbau in allen Geweben möglich (Hämatome).<br />
1) Bei der Trennung des Häms vom Globin wird das Eisen<br />
oxidiert.<br />
2) Oxidative Spaltung an der α-Methinbindung I des HÄM´s: Es<br />
entsteht Kohlenmonoxid. Das Eisen wird freigesetzt.<br />
3) Grünfärbung (Biliverdin)<br />
4) Reduktion zu Bilirubin vorwiegen extrahepatisch. Direktes<br />
Bilirubin entsteht in der Leber, indirektes entsteht extrahepatisch.<br />
Das indirekte Bilirubin ist schlecht wasserlöslich und wird<br />
an Albumin gebunden zur Leber transportiert.<br />
5) In der Leber wird Bilirubin mit Glucuronsäure konjugiert und<br />
gelangt über die Galle in den Darm.<br />
6) In der Gallenblase wird Bilirubin zu Mesobilinogen reduziert.<br />
7) Im Darm wird Mesobilinogen zu Mesobilin und Sterkobilinogen,<br />
das weiter zu Sterkobilin oxidiert wird, oxidiert<br />
und so ausgeschieden.<br />
Das Sterkobilinogen kann aus dem Darm resorbiert werden,<br />
gelangt über den Plexus hämorrhoidalis zur Niere und dort in<br />
den Urin.<br />
Bei Leberschäden kann auch Mesobilinogen im Harn nachgewiesen<br />
werden.<br />
Hyperbilirubinämie<br />
1) Durch hämolytischen Ikterus:<br />
erythrozytäre Formen: beeinträchtigte Membranfunktion, Hämoglobinpathien,<br />
Enzymopathien<br />
extraerythrozytäre Formen: Autoimmunglobuline, Toxine<br />
(Schwarzwasserfieber, Malaria), Hämolysin-Anämie<br />
2) Durch hepatozellulären Ikterus:<br />
premikrosomal: Aufnahme von Bilirubin in die Zelle ist unzureichend,<br />
die Konzentration an indirektem Bilirubin im Blut<br />
hoch (Gilbert-Meulengracht-Syndrom).<br />
mikrosomal: indirektes Bilirubin ist erhöht, weil zur Konjugation<br />
mit Glucuronsäure wichtig Enzyme fehlen.<br />
postmikrosomal: direktes Bilirubin ist erhöht durch Virus-<br />
Hepatitis, Dubin-Johnson-Krankheit, Rotor-Syndrom usw.<br />
3) Abflußstörungen der Galle:<br />
direktes Bilirubin ist erhöht<br />
Bei vollständigem Gallengangsverschluß gelangt keine Galle<br />
mehr in den Darm, so daß auch kein Mesobilinogen mehr rückresorbiert<br />
wird und im Harn kein Mesobilinogen mehr zu finden<br />
ist.<br />
Plasma<br />
Die Plasmaproteine lassen sich mit Elektrophorese in Fraktionen<br />
aufteilen, und der prozentuale Anteil an Gesamteiweiß kann<br />
bestimmt werden.<br />
Albumin 70 - 80 %<br />
α1-Globuline 2 %<br />
α2-Globuline 8 - 10 %<br />
β-Globuline 10 %<br />
γ-Globuline 12 - 15 %<br />
69
Proteine und ihre Funktionen<br />
Protein Funktion<br />
Präalbumin T4-Bindung, Vitamin A Transport<br />
Albumin kolloid-osmotischer Druck, Transport<br />
freier Fettsäuren, Bilirubin, Ionen<br />
saures α1-<br />
Glycoprotein<br />
bei akuter Entzündung erhöht<br />
α1-Antiproteinase Proteinase-Inhibitor<br />
α1-Lipoprotein (HDL) Lipid-Transport<br />
Prothrombin Gerinnungsfaktor V<br />
Transcortin Cortisoltransport<br />
α1-Antichymotrypsin Proteinase-Inhibitor<br />
T4-bindendes Globulin T4-Transport<br />
Glucocorticoid bindendes<br />
Globulin<br />
Vitamin D Transport<br />
Caeruloplasmin FeII - Oxidation im Plasma<br />
α2-Antithrombin III Thrombin-Inhibitor<br />
α2-Haptoglobin Hämoglobin-Bindung<br />
α2-Makroglobulin Proteinase-Inhibitor<br />
Plasminogen Proenzym<br />
β-Lipoprotein (LDL) Lipid-Transport<br />
Hämopexin Hämin-Transport<br />
Transferrin Transport von FeII<br />
C-reaktives Protein Phagozyten anregend<br />
Fibrinogen Blutgerinnung<br />
Immunglobuline spezifischer Körperschutz<br />
Lysozym Auflösung von Bakterien-Zellwänden<br />
Blutgerinnung<br />
Die Blutgerinnung gehört zu den allgemeinen Schutzmechanismen<br />
des Körpers.<br />
1905 fand Morawitz das Grundprinzip der Gerinnung, zu dem<br />
im Laufe der Zeit weitere Aspekte dazu kamen.<br />
Außerdem sind zu finden:<br />
Präkallikrein als Proenzym, hochmolekulargewichtiges Kininogen<br />
als Substrat <strong>für</strong> Kallikrein, Protein C, Protein S und Thrombomodulin.<br />
Einige Faktoren sind in ihrer Bildung von Vitamin K abhängig,<br />
das zur γ-Carboxylierung nötig ist. Diese sind: Faktor II, VII,<br />
IX, X, Protein C und Protein S.<br />
Die Gerinnung kann durch Vitamin K-Mangel gehemmt werden.<br />
Außerdem spielt Ca 2+ eine wichtige Rolle bei der Gerinnung.<br />
Durch Ca 2+ -bindende Stoffe wird die Gerinnung also auch<br />
gehemmt (Citrat, Oxalat, EDTA usw.).<br />
Das Gerinnungssystem wird in ein extrinsisches und ein intrinsisches<br />
System unterteilt. Das intrinsische System wird durch<br />
Verletzungen der Gefäßwand aktiviert, das extrinsische durch<br />
Gewebsverletzung, bei der Gewebefaktoren ins Blut gelangen.<br />
6. Blutgerinnung<br />
Bedeutung des Thrombins<br />
1) Aktivierung des Fibrinogens zu Fibrin<br />
2) Aktivierung des Faktors XIII<br />
3) Aktivierung der Faktoren V und VIII (und dadurch sich<br />
selbst)<br />
4) Thrombozyten-Aktivierung:<br />
a) Bereitstellung der Phospholipide induzieren (durch<br />
Aggregation der Thrombozyten entsteht ein weißer Pfropf,<br />
und die Membran wird „umgekrempelt“; Flip-flop-<br />
Mechanismus)<br />
b) Bereitstellung von Faktor V und wenig Faktor XIII<br />
c) Aggregation und visköse Metamorphose der Thrombozyten<br />
5) Aktivierung von Protein C und Thrombomodulin<br />
6) Proteolytischer Abbau von Prothrombin, so daß Faktor X<br />
nicht noch mehr Prothrombin aktivieren kann<br />
7) Inaktivierung von Protein S<br />
70<br />
17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />
Beide Wege vermischen sich dadurch, daß manche Faktoren sich<br />
gegenseitig aktivieren.<br />
Zunächst wird Thrombin aktiviert, das dann seinerseits Fibrin<br />
aktiviert. Aktivierte Faktoren werden mit „a“ gekennzeichnet.<br />
Die reinen Gerinnungsfaktoren reagieren kaum miteinander. Sie<br />
müssen durch Ca 2+ -Ionen an der Oberfläche von Phospholipiden<br />
gebunden werden, um ihre Funktion zu erfüllen. Die Phospholipide<br />
entstammen dem Membranen der Thrombozyten.<br />
Das Fibrinpolymer ist mechanisch sehr stabil und auch sehr<br />
resistent gegen proteolytische Einflüsse. Auf allen Zelloberflächen<br />
im Plasma ist Fibronektin vorhanden, das an das sekundäre<br />
Fibrin gebunden wird. Es stellt einen Lockfaktor <strong>für</strong> Fibroblasten<br />
dar, die Fibrin abbauen und Kollagen aufbauen<br />
(außerhalb des Gefäßes). Fehlt Fibronektin, dann ist die Wundheilung<br />
schlecht und verzögert.<br />
Faktoren der Blutgerinnung<br />
Internat<br />
Bez.<br />
Name Eigenschaft<br />
I Fibrinogen Muttersubstanz <strong>für</strong> Fibrin<br />
II Prothrombin Proenzym, wird zu Thrombin<br />
aktiviert<br />
III Thromboplastin Lipoprotein, das Prothrombin<br />
aktiviert<br />
IV Ca 2+ -Ionen<br />
V Proaccelerin beschleunigt die Aktivierung<br />
von Prothrombin<br />
VII Proconvertin Aktivierung des Prothrombins<br />
VIII antihämophiles Akzelerator-Protein, notwendig<br />
Globulin, ist an <strong>für</strong> die Aktivierung von Faktor<br />
von-Willebrand-<br />
Faktor gebunden<br />
X<br />
IX Plasmathrom- Proenzym <strong>für</strong> die Aktivierung<br />
boplastin-<br />
Komponente,<br />
Christmas factor<br />
des Faktors X<br />
X Stuart-Prower- Proenzym, Vorstufe des Pro-<br />
Faktor<br />
thrombin-Aktivators<br />
XI Plasmathromboplastin-<br />
Antezendent<br />
Proenzym, aktiviert Faktor IX<br />
XII Hageman-Faktor Proenzym <strong>für</strong> die Kontaktaktivierung<br />
XIII fibrinstabilisieren- Proenzym, Glutamyltransferase,<br />
der Faktor Ausbildung von Isopeptidbindungen<br />
im Fibrin<br />
VI Gemisch aus Faktor<br />
V und VII<br />
Das Gerinnungssystem steht im Gleichgewicht mit der Fibrinolyse<br />
und wir durch einige Mechanismen inhibiert.<br />
1) Fibringerinsel nehmen Thrombin aus der Blutbahn auf, so daß<br />
die Gerinnung zum Stoppen kommt.<br />
2) Antithrombin III inaktiviert die Faktoren: IIa, IXa, Xa und XIa<br />
indem Thrombin gebunden wird. Dies ist abhängig von den<br />
Proteoglykanen Heparin und Heparansulfat.<br />
Auch Antithrombin II hat eine ähnliche Wirkung wie Antithrombin<br />
III.<br />
3) Die Endothelzellen sezernieren Thrombomodulin. Durch<br />
dessen Wirkung wird Thrombin so verändert, daß es nicht mehr<br />
Fibrinogen sondern Protein C als Substrat erkennt. In Anwesenheit<br />
von Ca 2+ -Ionen wird Protein C aktiviert. Dieser Vorgang<br />
wird durch Protein S beschleunigt. Protein Ca inaktiviert die<br />
Faktoren Va und VIIIa durch Proteolyse. Dadurch wird die<br />
Bildung von Thrombin stark gebremst.
Thrombozyten<br />
Der Thrombozyt trifft auf die durch Verletzung benetzbar gewordene<br />
Gefäßoberfläche.<br />
An der Verletzung bildet sich ein Thrombozytenpfropf (reversibel).<br />
Freiwerdendes ATP beschleunigt die Aggregation, so daß<br />
der Pfropf wächst.<br />
Die Thrombozyten setzen Serotonin frei, das eine Kontraktion<br />
der Blutgefäßmuskulatur bewirkt. Außerdem setzen sie Thromboxan<br />
A2 frei, das die Vasokonstriktion und die Thrombozytenaggregation<br />
fördert. Wenn gleichzeitig viel Thrombin vorliegt,<br />
bildet sich ein weißer Thrombus (irreversibel).<br />
Funktion der Thrombozyten<br />
1) Freisetzung von Faktor V und VIII<br />
2) Retraktion des Blutkuchens (Zusammenziehen) durch Thrombostenin<br />
3) primäre Blutstillung (reversible Aggregation)<br />
4) Bildung irreversible Thromben<br />
5) Bildung von Thromboxan A2 (Prostaglandin, aus Arachidonsäure<br />
gebildet)<br />
Als Antagonist des Thromboxans wirkt Prostacyklin, das im<br />
Endothel gebildet wird und die sowohl Aggregation und als<br />
auch Vasokonstriktion verhindert.<br />
Rolle des Endothels<br />
1) Heparansulfat schafft eine nicht benetzbare Oberfläche<br />
2) Bildung von Faktor VIII<br />
3) Bildung von Gewebe-Plasminogen-Aktivatoren (tPA = tissue<br />
plasminogen activators)<br />
4) Bildung von Prostacyklinen<br />
5) Bildung des Thrombomodulins<br />
Fibrinolyse = Plasminogen-Plasmin-System<br />
Plasmin dient dem intravasalen Fibrinabbau. Es gibt verschiedene<br />
Möglichkeiten, Plasmin zu aktivieren:<br />
Plasminogen<br />
Der extrinsische Weg läuft direkt im Gerinnsel ab. Während der<br />
Gerinnung und Fibrinbildung wird Plasminogen in das Fibrin<br />
eingebaut, so daß die Plasminogen aktivierenden Stoffe in das<br />
Gerinnsel hineindiffundieren müssen. Im Plasma ist deshalb nur<br />
bei sehr hohen Konzentrationen Plasmin zu finden.<br />
Der exogene Weg läuft über das Protein Streptokinase, das<br />
KEIN Enzym ist. Es bildet mit Plasmin(ogen) einen Komplex,<br />
der aktivierende Eigenschaften auf Plasminogen hat.<br />
Urokinase wird physiologisch mit dem Harn ausgeschieden, ist<br />
<strong>für</strong> die Fibrinolyse jedoch nicht physiologisch.<br />
Die Inaktivierung von Plasmin erfolgt über verschiedene Faktoren:<br />
Inhibitor wirkt auf<br />
α1-Antitrypsin Trypsin, Plasmin, Kallikrein, Kollagenasen,<br />
Elastase<br />
α2-Antiplasmin Plasmin<br />
α1-Antichymotrypsin Chymotrypsin<br />
Inter-α-Trypsin- Trypsin<br />
Inhibitor<br />
Antithrombin III Thrombin, Xa , Plasmin<br />
C1-Inaktivator C1 des Komplements XIα, XIIα<br />
α1-Makroglobulin Thrombin, Plasmin, Kallikrein, Trypsin,<br />
Chymotrypsin, Kollagenasen,<br />
Elastase, Kathepsine<br />
Störungen in der Hämostase<br />
1) genetisch bedingt: Mangel an Gerinnungsfaktoren<br />
a) Hämophilie A (VIII)<br />
b) Hämophilie B (IX)<br />
c) Parahämophilie (X, XI, XII)<br />
d) Afibrinogenämie (Lebererkrankung)<br />
2) genetisch bedingte Funktionsbeeinträchtigungen der Gerinnungsfaktoren<br />
a) Dysfibrinogenämie<br />
b) Faktor-X-Anomalie<br />
17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />
3) Vitamin K-Mangel durch Medikamente, Lipidresorptionsstörungen<br />
usw. keine Carboxylierung von Faktor II, VII,<br />
IX, X, Protein C und Protein S<br />
4) Fibrino(geno)lyse: Interferenz der Fibrinogen-Spaltprodukte<br />
mit Fibrinpolymerisation der Thrombinwirkung und Thrombinbildung<br />
5) Thrombozytopenie<br />
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