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Skript für Biochemie - FSRmed

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<strong>Biochemie</strong><br />

Lern- und Arbeitsskript<br />

von Studenten <strong>für</strong> Studenten<br />

der Fachschaft Medizin<br />

der Universität Greifswald<br />

4. Auflage 2004 www.fsrmed.de


Vorwort<br />

Dieses kostenlose Lern- und Arbeitsskript dient der Vor- und Nachbereitung der<br />

<strong>Biochemie</strong>vorlesungen und soll somit kein Lehrbuch der <strong>Biochemie</strong> ersetzen.<br />

Es wird ausdrücklich darauf hin gewiesen, dass das Lernskript Fehler enthalten kann. Wir<br />

übernehmen<br />

da<strong>für</strong> keine Verantwortung. Wir sind bemüht die Zahl der Fehler so gering wie<br />

möglich zu halten. Damit dieAktualität gewährleistet bleibt sind wir auf eure Mithilfe angewiesen.<br />

Bitte schickt Verbesserungsvorschläge, Hinweise und Berichtigungen an:<br />

skript@fsrmed.de<br />

Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klinischer<br />

Erfahrung. Es wird versucht die therapeutisch gemachten Angaben in diesem Werk so aktuell wie<br />

möglich zu gestalten. Das entbindet den Nutzer dieses <strong>Skript</strong>es aber nicht von der Verpflichtung,<br />

anhand der Beipackzettel zu verschreibender Präparate zu überprüfen, ob die dort gemachten<br />

Angaben von denen in diesem Buch abweichen und seine Verordnungen in eigener<br />

Verantwortung zu treffen.<br />

Wie allgemein üblich werden Warenzeichen bzw. geschützte Namen (z.B. Pharmapräparate)<br />

nicht besonders gekennzeichnet.<br />

Autoren<br />

Andreas Söhnel<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

1. Auflage 1995<br />

2. Auflage 1995<br />

3. Auflage 1997<br />

4. Auflage 2004<br />

© Fachschaftsrat Medizin der<br />

Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald<br />

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Übersetzen,<br />

vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Mikrofilm oder ein<br />

anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verfassers oder unter Verwendung<br />

elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.


1. Allgemeine Einführung<br />

Eigenschaften lebender Materie 1<br />

Allgemeine organische Chemie 1<br />

Grundsätzliche Reaktionstypen 1<br />

Besonderheiten der Reaktionsabläufe im Körper 1<br />

Proteine 1<br />

Aufgaben von Proteinen 1<br />

Aminosäuren 1<br />

Einteilung der AS 2<br />

Proteinogene AS 2<br />

Aminosäurenachweis 2<br />

Proteinaufbau 3<br />

Schreibweise eines Peptids 3<br />

Bestimmung der AS-Sequenz 3<br />

Trennverfahren 3<br />

Struktur eines Proteins 3<br />

Sekundärstruktur 3<br />

Die alpha-Helix 3<br />

Die Superhelix am Beispiel der Kollagentripelhelix 4<br />

beta-Struktur 4<br />

Supersekundärstruktur 4<br />

Tertiärstruktur 4<br />

Disulfidbrücken 4<br />

Ionenbeziehungen 4<br />

Wasserstoffbrückenbindung 4<br />

Van-der-Waals-Kräfte 4<br />

Isopeptidbindungen 4<br />

Thioester 4<br />

Quartärstruktur 4<br />

Domäne 4<br />

Denaturierung von Proteinen 4<br />

Prinzipien der Polypeptidkettenfaltung 5<br />

Physikalische Eigenschaften der Proteine 5<br />

Verhalten bei der Elektrophorese 5<br />

Löslichkeit von Proteinen 5<br />

UV-Absorption von Proteinen 5<br />

Quantitative Bestimmung von Proteinen 5<br />

Einteilung der Proteine 5<br />

Gluthation 5<br />

2. Enzyme<br />

Definition 5<br />

Bioenergetik der Enzyme 5<br />

Energetische Kopplung 6<br />

Aktivierungsenergie 6<br />

Reaktionskinetik 6<br />

Biologische Katalyse 6<br />

Das aktive Zentrum 6<br />

Chemische Grundprozesse bei enzymatischer Katalyse 6<br />

Spezifität der Enzyme 7<br />

Enzymaktivität 7<br />

Aktivierung durch Assoziation oder Dissoziation 7<br />

Coenzyme und prosthetische Gruppen 7<br />

Enzymkinetik 7<br />

Die Michaelis-Menten-Konstante 7<br />

Herleitung der Michaelis-Menten-Gleichung 7<br />

Aktivitätsgrößen und Enzymeinheiten 7<br />

Umformung nach Lineweaver-Burk 8<br />

Enzymhemmung 8<br />

SH-Gruppenblockade 8<br />

Komplexbildner 8<br />

Reaktionstypen bei Enzymen mit mehr als einem Substrat 8<br />

Allosterie 8<br />

Allosterische Regulation 8<br />

Bedeutung allosterischer Enzyme 8<br />

Modelle allosterischer Enzyme 8<br />

Multiple Formen von Enzymen 9<br />

Nomenklatur und Klassifizierung von Enzymen<br />

Einteilung der Enzyme nach Wirkungsort 9<br />

Enzyme in ihrer Anwendung 9<br />

Enzyme in der Medizin 9<br />

Enzymausstattung 9<br />

Verteilung der Enzyme in der Zelle 10<br />

3. Hämoproteine<br />

Hämoglobin (Hb) 10<br />

Bohr-Effekt 10<br />

CO-Bindung 10<br />

Physiologische Isoproteine des Hb 10<br />

Warum benötigt das Ungeborene HbE und HbF? 10<br />

Pathologische Hb-Varianten 11<br />

Inhalt<br />

Myoglobin 11<br />

Hydroperoxidasen 11<br />

Cytochrome 11<br />

4. Nucleinsäuren<br />

1. Die DNA 11<br />

Benennung 11<br />

In der DNA gilt 11<br />

Aufbau der DNA 12<br />

Stabilität der DNA 12<br />

Masse und Anteile von Histonen 12<br />

Nicht-Histon-Proteine 12<br />

Merkmale eukaryotischer DNA 12<br />

Mitochondrielle DNA 12<br />

2. Die RNA 12<br />

RNA-Arten 12<br />

Vergleich DNA mit RNA 13<br />

Aufgaben in der tierischen Zelle 13<br />

Freie Nucleotide 13<br />

5. Bioenergetik<br />

Woher kommt die Energie? 13<br />

Thermodynamik 13<br />

Biologische Oxidation 13<br />

Wichtige Redoxreaktionen 13<br />

Atmungskette 14<br />

Energiebilanz der Atmung 14<br />

Hypothesen der ATP-Entstehung 14<br />

ATP-Synthese durch Komplex V 14<br />

Agentien, die die oxidative Phosphorylierung inhibieren 14<br />

Herkunft des Wasserstoff der Atmungskette 14<br />

Nebenwege der biologischen Oxidation 15<br />

Erkrank. durch Mutationen in mitochondrialen Genen 15<br />

Citratzyklus 15<br />

Pyruvat-Decarboxylase-Komplex 15<br />

Substratkettenphosphorylierung 15<br />

Aktivatoren und Inaktivatoren des Citratzyklus 15<br />

Der Citratzyklus im einzelnen 15<br />

Energiebilanz des Citratzyklus 15<br />

Malat-Enzym 16<br />

Stoffwechselwege, die Zwischenprodukte des Citratzyklus<br />

verwerten<br />

16<br />

6. Kohlenhydrate<br />

Allgemeines 16<br />

Einteilung 16<br />

Mutarotation 16<br />

Biologisch wichtige Monosaccharidderivate 16<br />

Disaccharide 17<br />

Oligosaccharide 17<br />

Polysaccharide 17<br />

Glucosestoffwechsel 17<br />

Vergleich zwischen Hexose und Glucokinase 17<br />

Glycolyse 17<br />

Emden-Meyerhof-Reaktion 17<br />

Cori-Zyklus 17<br />

Alkoholische Gärung 18<br />

Energiebilanz der Glycolyse 18<br />

Energiebilanz der Atmung 18<br />

Hilfs- und Nebenreaktionen der Glycolyse 18<br />

Enzymregulation durch Glucagon 18<br />

Gluconeogenese 18<br />

Glycolyse- und Gluconeogeneseregulation 19<br />

Energiebilanz der Gluconeogenese 19<br />

Glycolyse 19<br />

Gluconeogenese 19<br />

Verhalten einiger Enzyme des Kohlenhydratstoffwechsels 19<br />

Pentose-Phosphat-Weg 19<br />

Bedeutung des Pentose-Phosphat-Weges 19<br />

Glycogenstoffwechsel 19<br />

Glycogenolyse 19<br />

2-Boten-Theorie nach SUTHERLAND 19<br />

Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels 20<br />

Blutzucker 20<br />

Glucagon 20<br />

Kalorischer Wert des Sauerstoffes 20<br />

Glycogenosen 20<br />

Stoffwechsel der Glucuronsäure 20<br />

Galaktose 20<br />

D-Mannose 20<br />

L-Fructose 20<br />

I


Laevulose = Fruchtzucker 20<br />

Aminozucker 21<br />

Biosynthese der Aminozucker 21<br />

Neuraminsäuren 21<br />

Glucosaminoglycane 21<br />

Unterschiede zwischen Glycoproteinen und Proteoglycanen 21<br />

Murein 21<br />

Biosynthese des Mureins 21<br />

Carl Woese 21<br />

7. Lipide<br />

Aufgaben 22<br />

Einteilung nach Bloor 22<br />

Allgemeiner Aufbau von Triglyceriden 22<br />

Wachse 22<br />

Phospholipide 22<br />

Glycolipide 22<br />

Steroide 22<br />

Wichtige Steroide 22<br />

Carotinoide 22<br />

Lipoproteine 22<br />

Chylomikrone 23<br />

Krankheiten 23<br />

Fettsäuren 23<br />

Abbau der Fette 23<br />

Zellmembranaufbau und -funktion 23<br />

Lipidstoffwechsel 23<br />

Lipolyse 23<br />

beta-Oxidation 23<br />

Abbau (mehrfach) ungesättigter FS 23<br />

Abbau verzweigtkettiger FS 23<br />

FS-Biosynthese 23<br />

Regulation der De-novo-Fettsäuresynthese 23<br />

Ketogenese und Ketolyse 24<br />

Ketolyse 24<br />

Biogenese der Lipide 24<br />

Biogenese der Phosphatide 24<br />

Abbau von Phospholipiden 24<br />

Biogenese sphingosinhaltiger Lipide 24<br />

Abbaudefekte von Lipiden 24<br />

Cholesterol 24<br />

Synthese der Gallensäuren 24<br />

Aufbau der Lipoproteine 25<br />

LDL-Rezeptoren 25<br />

FFA (freie FS) 25<br />

Grundsätzliche Veränderungen bei Artheriosklerose 25<br />

Mögliche Mechanismen des Cholesterolsenkenden Effekts 25<br />

mehrfach ungesättigter FS<br />

Verdauung und Resorption der Lipide 25<br />

Prostaglandine und Eicosanoide 25<br />

Thromboxane und Leukotriene 25<br />

Prostaglandinwirkungen 25<br />

Potentielle medizinische Anwendung d. Prostaglandine 25<br />

Prostazyklin PGZ2 25<br />

Thromboxan A2 25<br />

8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />

Essentielle AS 26<br />

Semiessentielle AS 26<br />

Einteilung der Proteasen 26<br />

Orte der Proteolyse 26<br />

Extrazelluläre Proteolyse 26<br />

Sekretin, Pancreozymin 26<br />

Intrazelluläre Proteolyse 27<br />

Ubiquitinabhängige Proteolyse 27<br />

Ca2+(Calpain)-abhängige Proteolyse 27<br />

Lysosomale Proteinabbaumechanismen 27<br />

Determinanten, die die Lebensdauer von Proteinen bestimmen 27<br />

Mechanismen des intrazellulären Proteinabbau 27<br />

Schicksal der alpha-Aminogruppe 27<br />

Transaminierung 27<br />

Oxidative Desaminierung 27<br />

Eliminierende Desaminierung 27<br />

NH3-Entgiftung 27<br />

Harnstoffzyklus 27<br />

Enzymdefekte bei der Harnstoffsynthese 27<br />

Primäre Decarboxylierung 27<br />

Biogene Amine 27<br />

Reaktionsmechanismen der PALP-abhängigen Enzyme 28<br />

C1-Stoffwechsel 28<br />

CO2-Verwertung in Carboxylierungsreaktionen 28<br />

II<br />

Inhalt<br />

Coenzyme des C1-Stoffwechsels 28<br />

Beziehung des AS-Stoffwechsels zum Citratzyklus 28<br />

Bedeutung des Glycins im Stoffwechsel 28<br />

Kreatin-Stoffwechsel in der Muskulatur 28<br />

Glycin-Abbau 28<br />

Alanin-Abbau 28<br />

Serin-Abbau 28<br />

Biosynthese des Serins aus Metaboliten des Glucose-<br />

28<br />

Stoffwechsels<br />

Threonin-Abbau 28<br />

Aspartat-Abbau 29<br />

Prolin-, Histidin- und Arginin-Abbau 29<br />

Glutamat-Abbau 29<br />

Glutamin-Abbau 29<br />

Valin-, Leucin- und Isoleucin-Abbau 29<br />

Lysin-Abbau 29<br />

Methionin 29<br />

Cystein-Abbau 29<br />

Phenylalanin und Tyrosin 29<br />

Tryptophan 29<br />

Genetisch bedingte AS-Stoffwechselstörungen 29<br />

9. Nucleotidsynthese<br />

Metabolische Funktion der Nucleotide 30<br />

Purinsynthese 30<br />

Regulation der Purinnucleotidsynthese 30<br />

Pyrimidinsynthese 30<br />

Synthese der Desoxyribonukleotide 30<br />

Abbau von Nucleotiden und Nucleosiden 30<br />

Nucleotidabbau 30<br />

Abbau von Purinbasen 30<br />

Abbau von Pyrimidinbasen 30<br />

Bergungsstoffwechsel 30<br />

Bergungsstoffwechsel der Purinbasen 31<br />

Bergungsstoffwechsel der Pyrimidinbasen 31<br />

Bergungsstoffwechsel der Nucleoside und Nucleotide 31<br />

Zentrale Stellung von PRPP im Stoffwechsel der Nucleotide 31<br />

10. Replikation, Transkription, Translation<br />

Übersicht zur Entwicklung der Gentechnik 31<br />

Dimension der DNA 31<br />

Vergleich der DNA unterschiedlicher Arten 31<br />

DNA-Stoffwechsel 31<br />

Replikation 31<br />

Enzyme des Eukaryoten und deren Aufgabe 32<br />

Genexpression 32<br />

Transkription 32<br />

Ablauf der Transkription 32<br />

Medikamente und ihre Wirkung 33<br />

Translation 33<br />

Translation bei Eukaryoten 33<br />

Aktivierung von AS 33<br />

Ablauf der Translation 33<br />

Energie- und Zeitbedarf der Proteinbiosynthese 34<br />

Abbau fehlgebildeter Proteine 34<br />

Posttranslationale Modifikation 34<br />

Ribosomenunabhängige Peptidsynthese 34<br />

Hemmstoffe der Translation 34<br />

Synthese von Sekretproteinen 34<br />

Regulation der Genexpression 34<br />

Operon-Modell 34<br />

Regulation auf posttranskriptionale Ebene 35<br />

Viren 35<br />

11. Hormone<br />

Historie 36<br />

Einteilung der Hormone 36<br />

Regulation der Hormonwirkung auf das Organ 36<br />

Allgemeine Wirkungsmechanismen 36<br />

Second messenger 37<br />

Bestimmung von Hormonen 37<br />

1. Hypothalamus 37<br />

Liberine 37<br />

Statine 37<br />

2. Hypophyse 37<br />

Adenohypophyse (HVL) 38<br />

STH 38<br />

TSH 38<br />

ACTH 38<br />

Gonadotropine 39<br />

FSH 39


LH, ICSH 39<br />

Prolactin 39<br />

alpha-/beta-Lipotropin 39<br />

Pars intermedia 40<br />

CLIP 40<br />

MSH 40<br />

Neurohypophyse (HHL) 40<br />

Vasopressin 40<br />

Oxitocin 40<br />

3. Glandula pineale 41<br />

Melatonin 41<br />

4. Sexualhormone 41<br />

Männliche Sexualhormone 41<br />

Testosteron 41<br />

DHEA 41<br />

Weibliche Sexualhormone 41<br />

Follikelhormone 42<br />

Estron, Estriol, Estradiol 42<br />

Phytoestrogene 42<br />

synthetische Oestrogene 42<br />

Antioestrogene 42<br />

Gestagene 42<br />

Progesteron 42<br />

synthetische Gestagene 42<br />

Relaxin 42<br />

Plazentahormone 42<br />

HCG 42<br />

Chorionmammotropin 42<br />

Choriales Thyrotropin 42<br />

Oestrogene der Plazenta 42<br />

Progesterone der Plazenta 42<br />

5. Endokrines Pankreas 43<br />

Insulin 43<br />

Glucagon 44<br />

6. Gewebshormone 44<br />

Biogene Amin 44<br />

Serotonin 44<br />

Tryptamin 45<br />

Histamin 45<br />

Dopamin 45<br />

Oligo- und Polypeptide 45<br />

Kinine 45<br />

Renin-Angiotensin-System 45<br />

7. Hormone des Duodenums und Jejunums 45<br />

Gastrin 45<br />

Sekretin 45<br />

Cholezystokinin 45<br />

GIP 45<br />

VIP 45<br />

Motilin 46<br />

Enterogastron 46<br />

Enteroglucagon 46<br />

Substanz PP 46<br />

Substanz P 46<br />

Bombesin 46<br />

Endothelin 46<br />

EDRF 46<br />

8. Wachstumsfaktoren 46<br />

Lymphokine, Zytokine 46<br />

9. Thyroidea 46<br />

Mechanismus der Hormonsynthese 46<br />

Kontrolle der Jodid-Aufnahme 46<br />

Funktionen der Schilddrüsenhormone 46<br />

Thyroxin 47<br />

Schilddrüsendiagnostik 47<br />

Antithyreodane Substanzen 47<br />

Calcitonin 47<br />

10. Parathyroidea 48<br />

Parathormon 48<br />

11. Thymus 48<br />

12. Nebenniere 49<br />

Mark<br />

Bildung der Catecholamine 49<br />

Kontrolle der Catecholamine 49<br />

Abbau der Catecholamine 49<br />

Noradrenalin 49<br />

Adrenalin 49<br />

Sympathikomimetika 49<br />

Sympathikolytika 49<br />

Rinde 49<br />

Glucocorticoide 49<br />

Inhalt<br />

Cortisol 49<br />

Synthetische Glucocorticoide 50<br />

Mineralocorticoide 50<br />

Aldosteron 50<br />

Antagonisten des Aldosterons 50<br />

ANF (Atriales natriuretisches Hormon) 50<br />

Antialdosteron 50<br />

Sexocorticoide 50<br />

Krankheiten der NNR 50<br />

Funktionsdiagnosen der NNR 51<br />

Überblick über die Beteiligung der Hormone an verschiedenen<br />

Prozessen<br />

51<br />

12. Vitamine<br />

Lipophile Vitamine 51<br />

Vitamin A 52<br />

Vitamin D 1, 2, 3 52<br />

Vitamin E 53<br />

Vitamin K 1, 2, 3 53<br />

Wasserlösliche Vitamine<br />

Thiamin (Vitamin B1) 54<br />

Riboflavin (Vitamin B2) 54<br />

Nicotinamid (Vitamin B3) 54<br />

Pyridoxal (Vitamin B6) 54<br />

Pantothensäure (Vitamin B7) 55<br />

Biosynthese des CoA 55<br />

Thioctsäure (Vitamin B8) 55<br />

Biotin (Vitamin B9) 55<br />

Folsäure (Vitamin B11) 56<br />

Cobalamin(Vitamin B12) 56<br />

Vitamin C 57<br />

Vitaminähnliche Stoffe 57<br />

Cholin 57<br />

Carnitin 57<br />

Inositol 57<br />

Essentielle FS 57<br />

Flavinoide 57<br />

p-Aminobenzoesäure 57<br />

13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />

Wasser- und Elektrolythaushalt 58<br />

Verteilung in den Organen 58<br />

Verteilung im Körper 58<br />

Funktionen des Wassers im Körper 58<br />

Wasseraustausch im Körper 58<br />

Störungen des Wasserhaushaltes 58<br />

Elektrolythaushalt 58<br />

Ursachen der ungleichen Verteilung 58<br />

Säure-Base-Haushalt 59<br />

Hydrogencarbonatpuffer 59<br />

Proteinpuffer 59<br />

Phosphatpuffer 59<br />

Störungen des Säure-Base-Haushaltes 59<br />

Gesamtelektrolytbestand 59<br />

Natrium 59<br />

Kalium 59<br />

Chlorid 59<br />

Magnesium 59<br />

Calcium 60<br />

Phosphat 60<br />

Schwefel 60<br />

Spurenelemente 60<br />

Eisen 60<br />

Fe-bindende Proteine 61<br />

Fe-Speicher 61<br />

Fe-Ausscheidungen 61<br />

Eisenbestand und Stoffwechsel beim Menschen 61<br />

Kupfer 61<br />

Zink 62<br />

Zn-Mangel beim Menschen 62<br />

Mangan 62<br />

Kobalt 62<br />

Molybdän 62<br />

Selen 62<br />

Chrom 62<br />

Fluor<br />

Arsen 62<br />

Jod 62<br />

14. Regulation des Stoffwechsels<br />

Allgemeines 62<br />

III


Harnstoffzyklus 63<br />

Regelkreise 63<br />

Regulationsebenen 63<br />

Enzymmuster 63<br />

Fließgleichgewicht 63<br />

Kompartimentierung 63<br />

Metabolische Zonierung des Leberparenchyms nach<br />

64<br />

JUNGERMANN<br />

Phosphorylierunspotential 64<br />

Oxydoreduktionspotential 64<br />

Zusammenfassung von Hormonwirkungsweisen 64<br />

Second-Messenger-Bildung 64<br />

Überall vorkommende Schlüsselverbindungen 64<br />

Stoffwechsel im Tagesablauf 65<br />

Resorptionsphase (Mahlzeit) 65<br />

Postresorptionszeit (Fasten) 65<br />

15. Spezifischer Schutz<br />

Allgemeines 65<br />

Antikörper 66<br />

Aufbau 66<br />

Eigenschaften der Immunglobuline 66<br />

Komplementaktivierung 66<br />

Klassische Komplementaktivierung 66<br />

Alternative Komplementaktivierung 66<br />

16. Neurotransmitter<br />

Acetylcholin 66<br />

Serotonin 66<br />

Meskalin 66<br />

Weitere Neurotransmitter 66<br />

17. <strong>Biochemie</strong> der Gewebe und Organe<br />

1. Muskulatur 67<br />

Zusammensetzung 67<br />

Proteine der Muskulatur 67<br />

Aktin 67<br />

Myosin 67<br />

Tropomyosin 67<br />

Troponine 67<br />

Ablauf der Muskelkontraktion 67<br />

Zellmotilität 67<br />

2. Bindegewebe 67<br />

Kollagentypen 67<br />

Biosynthese des Kollagens 67<br />

Störungen des Kollagenstoffwechsels 67<br />

3. Knochen 67<br />

Bestandteile 67<br />

Mineralisation 67<br />

Knochenerkrankungen 68<br />

Kollagendefekte 68<br />

Proteoglycandefekte 68<br />

Mucopolysaccharidspeicherkrankheiten 68<br />

4. Niere 68<br />

Hormonelle Steuerung 68<br />

Medikamente der Diurese 68<br />

Nierenfunktionsstörungen 68<br />

Hormonwirkung der Niere 68<br />

5. Blut 68<br />

Funktionen 68<br />

Zusammensetzung 68<br />

Erythrozyten 68<br />

O2- und CO2-Transport des Erys 68<br />

RAPOPORT-LÜBERING-Weg 69<br />

Regulation 69<br />

Aufgaben der Glycolyse 69<br />

Reduktive Prozesse im Erythrozyten 69<br />

Überlebensdauer der Erys in verschiedenen<br />

69<br />

Konservierungslösungen<br />

Häm-Synthese und -Abbau 69<br />

Porphyrien = Störungen der Hb-Synthese 69<br />

Hyperbilirubinämie 69<br />

Plasma 69<br />

Proteine und ihre Funktionen 70<br />

Blutgerinnung 70<br />

Faktoren der Blutgerinnung 70<br />

6. Blutgerinnung 70<br />

Bedeutung des Thrombins 70<br />

Thrombozyten 71<br />

Funktionen der Thrombozyten 71<br />

Rolle des Endothels 71<br />

IV<br />

Inhalt<br />

Fibrinolyse = Plasminogen-Plasmin-System 71<br />

Plasminogen 71<br />

Störungen der Hämostase 71


1. Allgemeine Einführung<br />

Eigenschaften lebender Materie<br />

- Organisation in Zellen<br />

- kompliziert aufgebaute Strukturen durch Makromoleküle und<br />

organische Stoffe<br />

- erheblich höherer Ordnungsgrad biologischer Strukturen<br />

- Aufbau überwiegend aus organischen Kohlenstoffverbindungen<br />

- Selbstaufbau von Zellen<br />

- Stoff- und Energieaustausch<br />

- Stoffum- und abbau<br />

- Energiegewinnung und -verwertung<br />

Die chemischen Reaktionen werden von Biokatalysatoren<br />

gesteuert, die in der Zelle gebildet und abgebaut werden (da<br />

Druck und Temperatur konstant sind). Auch besitzen lebende<br />

Systeme die Fähigkeit zur Selbsterneuerung und besitzen dadurch<br />

eine höhere Ökonomie.<br />

Allgemeine organische Chemie<br />

Einfache Kohlenwasserstoffe haben nur begrenzte Möglichkeiten<br />

zu reagieren. Durch funktionelle Gruppen erhöhen sich<br />

diese aber um ein Vielfaches:<br />

-OH Hydroxylgruppe Alkohole, Phenole<br />

-SH Sulfhydrylgruppe Mercaptane<br />

-OR Alkoxygruppe Äther<br />

-SR Thioäther<br />

-C=O Carbonylgruppe Aldehyde, Ketone<br />

-COOH Carboxylgruppe Carbonsäuren<br />

-SO3H Sulfonsäuregruppe Sulfonsäure<br />

-NH2 Aminogruppe Amine<br />

-CONH2 Säureamidgruppe Amide<br />

=NH Iminogruppe Imine<br />

Weitere wichtige Bestandteile sind Ringsysteme der verschiedensten<br />

Art: Homo-/Heterozyklen, Steranringsysteme, usw.<br />

Grundsätzliche Reaktionstypen<br />

1) Oxidation:<br />

- Dehydrierung<br />

- O2 als Reaktionspartner selten<br />

2) Gruppenübertragung:<br />

- Transfer chemischer Gruppen von einem Molekül auf ein<br />

anderes<br />

3) Spaltungsreaktionen:<br />

- vorwiegend hydrolytisch (H2O wird verbraucht)<br />

- selten phosphorolytisch<br />

- bei Ausbildung einer Doppelbindung nicht hydrolytisch<br />

4) Additionsreaktionen:<br />

- häufig an Doppelbindungen<br />

5) Isomerisierung<br />

- z.B. Umwandlung von Glucose in Fructose<br />

6) Epimerisierung (Umlagerung von OH-Gruppen)<br />

7) Mutasen (Umlagerung von Resten)<br />

Besonderheit der Reaktionsabläufe im Körper<br />

Im Vergleich zur organischen Chemie sind die Reaktionsabläufe<br />

im Körper wesentlich limitierter und sie sind so gut wie immer<br />

katalysiert.<br />

Es herrscht ein:<br />

- wäßriges Milieu<br />

- konstante Temperatur von 37°C<br />

- konstanter Druck von 100 kPa<br />

Proteine<br />

Proteine erfüllen verschiedene Aufgaben:<br />

Definition:<br />

Proteine sind lineare, nicht verzweigte Polykondensationsprodukte<br />

von Aminosäuren.<br />

Von den rund 300 existierenden Aminosäuren sind nur 20 am<br />

Proteinaufbau beteiligt. Sie heißen proteinogene Aminosäuren.<br />

1. Allgemeine Einführung<br />

Aufgaben von Proteinen<br />

Proteinart Aufgabe Beispiel<br />

Enzyme Katalysatoren<br />

Hormone Regulatoren<br />

Transportproteine<br />

Hämoglobin O2-Transport im Blut<br />

Serumalbu- Metall- und Fettminsäuretransport<br />

im Blut<br />

β2-<br />

Lipoproteine<br />

Lipidtransport im Blut<br />

Fe-bindendes<br />

Globulin<br />

Fe-Transport im Blut<br />

Schutzproteine Antikörper,<br />

Komplement<br />

Immunantwort<br />

Fibrinogen,<br />

Thrombin<br />

Blutgerinnung<br />

Kontraktile Pro- Aktin, Myo- Muskelkontraktion<br />

teinesin<br />

Strukturproteine Kollagene fibrilläres Bindegewebe<br />

Elastin elastisches Bindegewebe<br />

α-Keratin Haar, Haut<br />

Mucoproteine Schleim, ZelloberflächenMembranproteine<br />

Membranaufbau<br />

Aminosäuren<br />

Bis auf Glycin sind alle Aminosäuren optisch aktiv (D-L-<br />

Enantiomerie), da das α-C-Atom asymmetrisch substituiert ist<br />

(Prolin hat keine alpha-Aminogruppe, da<strong>für</strong> aber einen heterozyklischen<br />

Ring). Die D-Aminosäuren werden in der Leber<br />

sofort abgebaut, so daß nur L-Aminosäuren <strong>für</strong> den Aufbau von<br />

Proteinen verwendet werden. Sie sind Ampholyte (Brönstedt),<br />

besitzen also einen Säure- (-COOH) und einen Basencharakter (-<br />

NH2).<br />

Die -NH2-Gruppe und die -COOH-Gruppe bedingen, daß<br />

Aminosäuren schwache Elektrolyte sind. Sie haben Puffereigenschaften.<br />

Darum gilt <strong>für</strong> AS die HENDERSON-<br />

HASSELBALCH-GLEICHUNG:<br />

pH = pK + lg [A]<br />

[HA]<br />

Dementsprechend haben AS 2 Pufferbereiche, die sich nicht<br />

überlappen. Der Isoelektrische Punkt liegt zwischen den beiden<br />

pK-Werten.<br />

Definition <strong>für</strong> den Isoelektrischer Punkt:<br />

Das ist der pH-Wert, bei dem ein Protein nach außen hin<br />

neutral ist, weil die Anzahl der negativen und positiven Ladungen<br />

des Proteins gleich ist und sich somit aufheben. Es<br />

kommt dadurch zu keiner weiteren Wanderung im elektrischen<br />

Feld.<br />

Bei zusätzlichen funktionellen Gruppen, die den pH-Wert<br />

beeinflussen können, muß daran gedacht werden, daß sich<br />

Ladungen auch aufheben können.<br />

MERKE:<br />

Saure Aminosäuren puffern am Isoelektrischen Punkt, der<br />

zwischen pKS 1 und pKS 2 liegt. Die beiden -COOH-Gruppen<br />

zeigen verschiedene Ionisationsverhalten und haben darum<br />

verschiedene pKS-Werte.<br />

Basische Aminosäuren puffern am Isoelektrischen Punkt, der<br />

zwischen pKB 1 und pKB 2 liegt.<br />

Die proteinogenen Aminosäuren sind alle α-L-Aminosäuren.<br />

Das bedeutet: Die -COOH-Gruppe und die -NH2-Gruppe stehen<br />

am α-C-Atom. Die -NH2-Gruppe wird links vom C-Atom geschrieben.<br />

1


2<br />

COOH<br />

NH2 C H<br />

L-α-AS<br />

Einteilungen der Aminosäuren<br />

Es gibt verschiedene Einteilungsprinzipien <strong>für</strong> die proteinogenen<br />

Aminosäuren:<br />

Prinzip 1:<br />

Nach Rest:<br />

- aliphatisch<br />

- cyclisch<br />

- schwefelhaltig<br />

Proteineogene AS<br />

Rest apolar:<br />

Glycin (Gly; G)<br />

H<br />

H C COOH<br />

NH2 Alanin (Ala; A)<br />

CH3 H<br />

C COOH<br />

NH2 Valin (Val; V)<br />

CH3 H<br />

CH C COOH<br />

CH3 NH2 Leucin (Leu; L)<br />

CH3 CH<br />

CH3 CH 2<br />

H<br />

C<br />

NH 2<br />

COOH<br />

Isoleucin (Ile; I)<br />

H<br />

CH3 CH2 CH C COOH<br />

CH3 NH2 Prolin (Pro; P)<br />

N<br />

H H<br />

COOH<br />

Phenylalanin (Phe F)<br />

CH2 H<br />

C COOH<br />

NH2 Tryptophan (Trp W)<br />

CH 2 C<br />

N<br />

H<br />

H<br />

NH 2<br />

COOH<br />

Phenylring<br />

Indolgruppe<br />

1. Allgemeine Einführung<br />

Methionin (Met M)<br />

CH 3<br />

S<br />

CH 2<br />

CH 2<br />

H<br />

C<br />

NH 2<br />

- hydroxylhaltig<br />

Prinzip 2:<br />

Nach Ladung des Rests:<br />

- polar = hydrophil<br />

- apolar = hydrophob<br />

Diese folgenden Aminosäuren müssen auswendig gelernt werden!<br />

Die Abkürzungen in Klammern sind international gebräuchlich.<br />

Die einzelnen Buchstaben kennzeichnen die AS in<br />

der neuen Nomenklatur.<br />

COOH<br />

-SH-Gruppe<br />

Rest polar:<br />

1.) ungeladene Seitenketten:<br />

Serin (Ser; S)<br />

H<br />

-OH-Gruppe<br />

HO CH2 C COOH<br />

NH 2<br />

Threonin (Thr; T)<br />

CH 3<br />

OH H<br />

C C COOH<br />

H<br />

NH 2<br />

Cystein (Cys; C)<br />

HS<br />

CH 2<br />

H<br />

C<br />

NH 2<br />

Tyrosin (Tyr; T)<br />

HO<br />

COOH<br />

CH 2<br />

Asparagin (Asn; N)<br />

NH2 C<br />

O<br />

CH 2<br />

H<br />

H<br />

C<br />

NH 2<br />

C COOH<br />

NH 2<br />

C<br />

-OH-Gruppe<br />

-SH-Gruppe<br />

Phenylrest<br />

-CONH2<br />

γ-Säureamid<br />

Glutamin (Gln; Q) -CONH2<br />

HO<br />

H δ-Säureamid<br />

C CH2 CH2 C CO<br />

O NH2 2.) geladene Seitenketten:<br />

Saure Aminosäuren:<br />

Asparaginsäure (Asp;<br />

D)<br />

HO<br />

H<br />

C CH2 C COOH<br />

O NH2 Im Bindegewebe kommen Aminosäuren vor, die keinen genetischen<br />

Code besitzen. Sie werden am Endoplasmatischen Retikulum<br />

hydroxyliert:<br />

Hydroxylysin (von Lysin)<br />

Hydroxyprolin (von Prolin)<br />

Außerdem kommen im Bindegewebe vor:<br />

Desmosin<br />

Isodesmosin<br />

Die Seitenketten unterliegen vielen Vorgängen. Sie können<br />

methyliert werden (Lysin, Histidin, Arginin), acetyliert werden<br />

(Lysin, Serin). Phosphorylierungen und Carboxylierungen<br />

finden ebenso statt.<br />

Methylenierung: Lys, His, Arg, Ala<br />

Acetylierung: Lys, Ser<br />

-COOH<br />

γ-Gruppe<br />

Glutaminsäure (Glu; -COOH<br />

E)<br />

δ-Gruppe<br />

HO<br />

H<br />

C CH2 CH2 C CO<br />

O NH2 Basische Aminosäuren:<br />

Lysin (Lys; K)<br />

NH 2<br />

(CH2) 4<br />

H<br />

C COOH<br />

NH 2<br />

Arginin (Arg; R)<br />

NH 2<br />

C<br />

NH<br />

NH<br />

H<br />

(CH 2) 3 C<br />

Histidin (His; H)<br />

N<br />

N<br />

H<br />

H<br />

NH<br />

CH2 C COOH<br />

NH2 -NH2-<br />

Gruppe<br />

Harnstoffrest<br />

Imidazolgruppe<br />

Phosphorylierung: Ser, Thr, Tyr<br />

Carboxylierung: Glu (gamma-Carboxy-Glutamat)<br />

Einige Aminosäuren treten im Stoffwechsel, aber nicht in der<br />

Proteinsynthese auf (sogenannte nichtproteinogene AS):<br />

Homocystein, Homoserin, Dihydroxyphenylalanin, 5-<br />

Hydroxytryptophan. Ornithin und Citrullin sind Stoffwechselprodukte<br />

des Harnstoffzyklus. Auch die Decarboxylierungsprodukte<br />

der AS, die biogenen Amine, spielen<br />

im Organismus eine wichtige Rolle, z.B. als Botenstoff im ZNS<br />

(GABA). Aber dazu später mehr.<br />

Aminosäurenachweis<br />

Ninhydrinreaktion: Ninhydrin reagiert mit einer Aminosäure zu<br />

reduziertem Ninhydrin. Dabei gibt die Aminosäure ihre stickstoffhaltige<br />

Gruppe an das Ninhydrin ab. Von der Aminosäure


leibt das nächst niedrige Aldehyd und CO2 übrig. Ein weiteres<br />

Ninhydrin bildet mit dem reduzierten Ninhydrin einen blauen<br />

Farbstoff.<br />

Proteinaufbau<br />

Die Aminosäuren der Proteine sind über Peptidbindungen<br />

miteinander verknüpft. Dies geschieht durch Kondensation:<br />

Aminosäure (AS) + Aminosäure = Peptid (Protein) + Wasser<br />

H2O R1 NH2 C C<br />

H<br />

O<br />

OH<br />

+ R2 NH2 C C<br />

H<br />

O<br />

OH<br />

R1 C<br />

H<br />

O<br />

C N<br />

H<br />

H<br />

C<br />

R2 C<br />

O<br />

OH<br />

Die Mesomerie bedingt, daß in der Säureamidebene keine freie<br />

Drehbarkeit herrscht. Mit Ausnahme von Prolin besteht meistens<br />

die trans-Konformation.<br />

Am alpha-C-Atom ist die Drehbarkeit prinzipiell gegeben, die<br />

Peptidebenen behindern sich aber gegenseitig so, daß keine<br />

Drehung stattfindet.<br />

Kondensieren zwei AS entsteht ein Dipeptid, kondensieren 3<br />

dementsprechend ein Tripeptid. Peptide aus 4 - 10 AS-Resten<br />

werden ganz allgemein als Oligopeptide, Verbindungen aus<br />

mehr als 10 AS-Resten Polypeptide genannt. Bei mehr als 100<br />

AS spricht man von Proteinen, obwohl hier der Übergang fließend<br />

ist.<br />

Schreibweise eines Peptids<br />

Es gilt: Nutzt man den vollen Namen der AS, so wird die Endung<br />

-yl an diejenige AS angehängt, der seine Carbonylgruppe<br />

zur Ausbildung der Peptidbindung beisteuert, z.B. Glycylalanin.<br />

Wird eine Kurzbezeichnung der AS genutzt, schreibt man in<br />

Richtung des Verlaufs der Peptidbindung von C=O nach NH.<br />

Die AS mit der freien Aminogruppe links und die mit der freien<br />

Carboxylgruppe rechts. Das N-terminale Ende steht links, das Cterminale<br />

rechts. Ein Pfeil gibt die Verlaufsrichtung an.<br />

Beispiel:<br />

Ala → Gly → Asp → Cys<br />

Der Pfeil ist besonders bei cyclischen Peptiden wichtig.<br />

Die Abfolge der Aminosäuren im Protein ist äußerst wichtig. Sie<br />

ist<br />

a) genetisch determiniert und<br />

b) konformationsbestimmend.<br />

Sie gibt einen Überblick über die Gesetzmäßigkeit zwischen<br />

Sequenz, Konformation und Funktion. Die Aminosäureabfolge<br />

hilft auch bei der Erstellung evolutionärer Stammbäume. Dabei<br />

werden variante (veränderbare) und invariante (nicht veränderbare)<br />

Aminosäuren bestimmt. Auch kann man über die<br />

molekulare Basis der biologischen Aktivität eines Proteins zu<br />

ermitteln.<br />

Im Vergleich eines Proteins (Cytochrom c) verschiedener Lebewesen<br />

hat man herausgefunden, daß nicht alle Aminosäuren eines<br />

Proteins austauschbar sind. Vielmehr gibt es <strong>für</strong> die Funktion<br />

eines Proteins essentielle = invariante Aminosäuren. Andere<br />

können beliebig ausgetauscht werden. Sie sind variant und<br />

bestimmen nicht die Funktion.<br />

Bestimmung der Aminosäuresequenz<br />

Die Bestimmung der Aminosäuresequenz erfolgt auf verschiedenen<br />

Wegen.<br />

1) Endgruppenbestimmung:<br />

Die N-terminale Aminosäure wird chemisch vom Protein abgetrennt.<br />

Dies geschieht mit 2,4-Dinitro-1-fluorobenzol oder<br />

Dansylchlorid.<br />

2) EDMAN-Abbau : Dies ist heute die Methode der Wahl. Auch<br />

hier wird mit Hilfe von Phenylthiocyanat (PTC; Phenylsenföl)<br />

die N-terminale Aminosäure markiert und danach hydrolytisch<br />

vom Protein abgespalten. Mit dieser Methode kann man bis zu<br />

50 Zyklen fahren. Größere Proteine müssen also zunächst in<br />

kleinere Bruchstücke zerlegt werden. Dies kann spezifisch auf<br />

zwei weisen erreicht werden:<br />

1) enzymatisch: Bestimmte Enzyme spalten nur ganz bestimmte<br />

Peptidbindungen:<br />

Trypsin spaltet nur die Bindung zwischen Lysin und Arginin,<br />

1. Allgemeine Einführung<br />

Chymotrypsin nur vor Valin und hinter Arginin (Reihenfolge<br />

beachten).<br />

Die Staphylokokkenprotease greift an der Carboxylseite der<br />

Asparaginsäure an.<br />

2) chemisch:<br />

Bromcyan greift an der Carboxylseite des Methionins an.<br />

Hydroxylamin trennt die Asparagin-Glycin-Bindung.<br />

Überlappende Peptidstücke liefern die Infromationen über die<br />

Reihung der Bruchstücke.<br />

z.B.: Nach einer tryptischen Peptidspaltung eines Proteins<br />

erhält man 2 neue Stücke:<br />

Ala-Ala-Trp-Gly-Lys und Thr-Asn-Val-Lys.<br />

Die Kenntnis, daß Trypsin nur zwischen Lys und Ala spaltet,<br />

versetzt uns in die Lage, das Protein zu rekonstruieren:<br />

Thr-Asn-Val-Lys-Ala-Ala-Try-Gly-Lys<br />

Eine chymotryptische Spaltung hätte diese Bruchstücke ergeben.<br />

Thr-Asn und Val-Lys-Ala-Ala-Trp und Gly-Lys<br />

Trennverfahren<br />

Meistens liegen Proteine in einem Gemisch vor. Bevor ein<br />

Protein bestimmt werden kann, muß es aus dem Gemisch herausgeholt<br />

werden.<br />

Dies gelingt mittels der Chromatographie.<br />

1) Verteilungschromatographie<br />

2) Adsorptionschromatographie<br />

3) Ionenaustauschchromatographie<br />

4) Gel- oder Molekularsieb<br />

Struktur eines Proteins<br />

Primärstruktur eines Proteins:<br />

Abfolge der Aminosäuren vom N-terminalen zum Cterminalen<br />

Ende.<br />

Sekundärstruktur:<br />

Anordnung der Peptidbindungen im Raum ohne Berücksichtigung<br />

der Seitenketten (dies geschieht durch die Ausbildung<br />

von Wasserstoffbrückenbindungen).<br />

Supersekundärstruktur:<br />

Bestimmte Sekundärstrukturen stabilisieren sich gegenseitig.<br />

Es entsteht die Supersekundärstruktur.<br />

Tertiärstruktur:<br />

Anordnung der Peptidbindungen und der Seitenketten im<br />

Raum.<br />

Domäne:<br />

Abschnitt der Peptidkette, der sich unabhängig von anderen zu<br />

einer stabilen Tertiärstruktur falten kann.<br />

Quartärstruktur:<br />

Durch nicht kovalente Bindungen verbundene Untereinheiten<br />

eines Proteins.<br />

Sekundärstruktur<br />

Innerhalb einer Proteinkonformation treten periodische Strukturelemente<br />

auf:<br />

1) Schraubenstruktur: α-Helix<br />

2) Faltblattstruktur: β-Helix<br />

3) Haarnadelbiegung: β-turns = β-Schleifen (n+3, d.h., daß in<br />

einer Kette eine AS und die dritte darauffolgende diese Struktur<br />

ausbilden. Meist ist Prolin daran beteiligt.)<br />

4) Ω-Schleifen: bestehend aus 5 AS in Polypeptidkette, die<br />

den Verlauf der Kette drastisch ändern<br />

5) Knäuel: Man findet keine beschreibbaren Eigenschaften,<br />

aber definierte Strukturen: „alles, was nicht unter Helix oder<br />

Faltblatt fällt“ !kein Zufallsknäul!<br />

6) coiled coils: superspiralisierte Helix<br />

Z.B.: Kollagentripel-Helix, Doppelhelix des Myosins, tripelhelikale<br />

Strukturen im Fibrinogen, Keratinhelix<br />

Die α-Helix<br />

Diese Helix ist eine auf eine Zylinderoberfläche gewickelte<br />

Kette. Sie ist meistens rechtsgängig (n+4 Wasserstoffbrückenbindung).<br />

Der Abstand zwischen zwei Windungen heißt Identitätsperiode<br />

(p). Bei der α-Helix beträgt p = 0,54 nm. Daraus<br />

folgt, daß pro Windung 3,6 Aminosäurereste aus der Ebene<br />

herausragen.<br />

3


Die Helix ist relativ spannungsfrei, weil die sich ausbildenden<br />

Wasserstoffbrücken parallel zur Zylinderoberfläche liegen,<br />

sogenannte intrachenare Wasserstoffbrückenbindungen.<br />

MERKE:<br />

Prolin unterbricht jede klassische Helix.<br />

Die Superhelix am Beispiel der Kollagentripelhelix<br />

Treten mehrere Polypeptide mit helicaler Struktur zusammen<br />

und verdrillen sich seilartig, kommt es zur Ausbildung sogenannter<br />

Superhelices. Ein Beispiel ist die Kollagentripelhelix.<br />

Das Grundmolekül Tropokollagen bildet linksgängig Einzelhelices<br />

mit p = 1 nm (keine klassische α-Helix). Die Einzelhelices<br />

bilden rechtsgängige Stränge aus 3 Einzelsträngen. Durch gestaffeltes<br />

Überlappen des Tropokollagens bilden sich Faserstrukturen.<br />

α-Keratintripelhelix: Sie besteht aus 3 α-Helices und ist linksgängig,<br />

p = 0,51 nm.<br />

- 2 Doppelwendeln bilden ein Protofilament.<br />

- 11 Protofilamente bilden eine Protofibrille ∅ 2 nm<br />

- 4 Protofibrillen bilden eine Mikrofibrille ∅ 8 nm<br />

- eine Makrofibrille hat einen Durchmesser von 200 nm<br />

Bei Dehnung in feuchter Wärme und Spaltung der Disulfidbrücken<br />

geht die α-Helix in β-Struktur über (Dauerwelle).<br />

β-Struktur = Faltblattstruktur<br />

Peptidketten lagern sich nebeneinander und bilden Wasserstoffbrücken<br />

untereinander aus (es bildet sich ein Rost).<br />

Diese „Blätter“ falten sich zick-zackförmig, wobei die Ebenen<br />

der Peptidbindungen Winkel bis zu 90° zueinander bilden können.<br />

Die Faltstellen liegen an den α-C-Atomen, nicht an den<br />

Peptidbindungsstellen, sondern liegen „in der Wand der Blätter“.<br />

Die Reste ragen nach oben und unten aus der Faltungsebene<br />

heraus.<br />

Darüber hinaus unterscheidet man noch ein paralleles von einem<br />

antiparallelen Faltblatt. Faltblattstrukturen werden durch Wechselwirkungen<br />

mit benachbarten Polypeptidketten, die ebenfalls<br />

als Faltblatt vorliegen, stabilisiert. Diese können parallel (die<br />

Richtung der Ausbildung der Peptidbindung ist <strong>für</strong> beide Ketten<br />

gleich) oder antiparallel ausgebildet sein. Im Gegensatz zur<br />

alpha-Helix bilden sich interchenare Wasserstoffbrücken aus.<br />

Merke:<br />

Die Wasserstoffbrücken liegen in der α-Helix innerhalb der<br />

Peptidkette = intrachenar und im Faltblatt zwischen zwei Ketten<br />

= interchenar.<br />

Supersekundärstruktur<br />

Man unterscheidet 4 verschiedene Typen: hauptsächlich alpha,<br />

alpha und beta, beta oder beta-alpha-beta-alpha-Struktur. Die<br />

Supersekundärstruktur stellt einen Übergang zur Tertiärstruktur<br />

dar.<br />

1) α-Proteine bestehen vorrangig aus antiparallelen α-Helices.<br />

2) β-Proteine bestehen hauptsächlich aus antiparallelen Faltblattstrukturen.<br />

3) α-β-Proteine enthalten häufig β-α-β-Motive.<br />

4) sonstige<br />

Tertiärstruktur<br />

Die Wechselwirkungen der Reste untereinander und deren<br />

räumlichen Auswirkungen werden als Tertiärstruktur zusammengefaßt.<br />

Dazu gehören:<br />

a) Disulfidbrücken<br />

b) Ionenbeziehungen<br />

c) Wasserstoffbrückenbindung<br />

d) van der Waals-Kräfte<br />

e) Isopeptidbindung<br />

f) Thioester<br />

g) hydrophobe Wechselwirkungen<br />

Disulfidbrücken<br />

Diese können nur entstehen, wenn sich zwei Cysteinreste<br />

treffen. Die Brücke ist auch gegenüber pH-Schwankungen sehr<br />

stabil.<br />

4<br />

1. Allgemeine Einführung<br />

Ionenbeziehungen<br />

Diese sind durch das Bestreben, eine Hydrathülle zu bilden,<br />

relativ unwirksam.<br />

Wasserstoffbrückenbindung<br />

Diese bildet sich immer dort aus, wo sich ein H-Atom zwischen<br />

zwei negativen Ionen befindet, meist Sauerstoff. Es treten elektrostatische<br />

Wechselwirkungen auf. Die Bindungsenergie der<br />

Wasserstoffbrücken ist kleiner als die einer kovalenten Bindung,<br />

aber durch die hohe Anzahl von Wasserstoffbrücken ist diese<br />

Bindung sehr stabil.<br />

Van-der-Waals-Kräfte<br />

Diese wirken zwischen hydrophoben Gruppen. Durch ständige<br />

Elektronenbewegung im Atom werden kleine Dipolmomente<br />

erzeugt, die sich anziehen. Durch diese hydrophoben Effekte<br />

wird das Wasser aus dem Inneren des Proteins verdrängt. Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> das Zustandekommen der Kräfte ist ein äußerst<br />

geringer Abstand zwischen den hydrophoben Gruppen.<br />

Isopeptidbindungen<br />

Diese sind äußerst selten an der Konformation beteiligt. Sie<br />

geben dem Protein besondere mechanische Festigkeit und<br />

proteolytische Resistenz (Fibrin). Die α-C-Atome sind nicht an<br />

der Peptidbindung beteiligt.<br />

Thioester<br />

Diese sind sehr selten. Sie kommen im α-2-Makroglobulin vor.<br />

O H<br />

R1 C S C<br />

H<br />

R2 Quartärstruktur<br />

Proteine mit M> 60.000 sind aus mehreren Polypeptidketten (=<br />

Untereinheiten) zusammengesetzt, die sich gegenseitig beeinflussen<br />

und so die Quartärstruktur ausbilden. Die Untereinheiten<br />

sind durch nicht-kovalente Bindungen verbunden und können<br />

identisch sein. Das zusammengesetzte Protein wird Oligomer<br />

genannt. Über Wasserstoffbrückenbindungen, hydrophobe<br />

Wechselwirkungen und Ionenbeziehungen werden die Untereinheiten<br />

verknüpft. Somit wird gewährleistet, daß kooperative<br />

Beziehungen zueinander treten können, z.B. wie im Hämoglobin.<br />

Die dreidimensionale Anordnung der Polypeptidkette wird<br />

durch das Zusammenwirken aller geordneten (alpha, beta,<br />

turns,...) und weniger geordneten Kettenabschnitten bestimmt.<br />

Abhängig ist die räumliche Struktur auch von den Wechselwirkungen<br />

mit dem umgebenden Milieu, wobei immer ein Zustand<br />

höchster Stabilität eingenommen wird.<br />

Domäne<br />

Sie sind funktionell autonome Strukturen einer Polypeptidkette.<br />

Strukturelle Domänen sind geometrisch getrennte globuläre Einheiten<br />

einer Polypeptidkette.<br />

Denaturierung von Proteinen<br />

Unter Denaturierung versteht man die Auflösung der konformationstabilisierenden<br />

Bindungen. Das hat zur Folge, daß das<br />

Protein seine natürliche Form und seine Funktion verliert.<br />

Eine Denaturierung ist prinzipiell reversibel. Dabei kommt es<br />

aber auf die Art der Denaturierung und des Proteins an.<br />

Die Denaturierung kann verschieden erreicht werden:<br />

1) physikalisch:<br />

- Temperatur > 40 °C<br />

- Licht verschiedener Wellenlängen (IR, UV)<br />

- Röntgen- und ionisierende Strahlung<br />

- hoher Druck > 1.000 kPa<br />

2) chemisch:<br />

- pH-Änderung<br />

- nicht-kovalente Bindungen unterbrechende Substanzen:<br />

a) Protonen<br />

b) Hydroxylgruppen (Harnstoff, Guanidin-HCl)<br />

- Reduktion/Oxidation von Disulfidbrücken<br />

- Zugabe von Metallsalzen


Prinzipien der Polypeptidkettenfaltung<br />

Die Aminosäuresequenz definiert die Proteinkonformation und -<br />

faltung.<br />

Die Stabilisierungsenergie <strong>für</strong> die native Konformation ist sehr<br />

gering (∆G = - 40 kJ/mol).<br />

Die Faltung kann über Intermediärzustände erfolgen, wobei die<br />

Struktur der Intermediären instabil ist. Bestimmte Proteine<br />

unterstützen bzw. katalysieren die Faltung (Chaperone).<br />

Physikalische Eigenschaften der Proteine<br />

Geladene Kolloide haben durch ihre verschiedenen Gruppen in<br />

den Seitenketten mehrere pH-Bereiche (pH-Werte können nicht<br />

formuliert werden, weil sich die funktionellen Gruppen überlappen).<br />

Verhalten bei der Elektrophorese<br />

Auftrennung geladener Partikel im elektrischen Gleichstromfeld.<br />

Liegt der pH-Wert am Isoelektrischen Punkt des Proteins, wandert<br />

es nicht im elektrischen Feld, weil am IP die positiven wie<br />

negativen Ladungen sich aufheben.<br />

Liegt der pH-Wert über dem Isoelektrischen Punkt, dann wandert<br />

das Protein zum positiven Pol (Kathode).<br />

Liegt der pH-Wert unter dem Isoelektrischen Punkt, dann wandert<br />

das Protein zum negativen Pol (Anode).<br />

Zur Reinheitsbestimmung eines Proteins wendet man die isoelektrische<br />

Fokussierung an. Durch synthetische Ampholyte wird<br />

ein pH-Gradient aufgebaut. Das Protein wandert zu dem Punkt,<br />

wo sein Isoelektrischer Punkt liegt.<br />

Proteine, die als Kolloid vorliegen, üben im wäßrigen Milieu<br />

einen Druck aus. Er wird „kolloid-osmotischer Druck“ genannt<br />

(bewirkt Reabsorption von Gewebsflüssigkeit).<br />

Kolloide können eine semipermeable Membran nicht überwinden.<br />

Es kommt zu einem Ungleichgewicht (Niere/Ultrafiltration)<br />

Nach DONNAN ist das Produkt der Anionen mit den Kationen<br />

auf beiden Seiten der Membran gleich groß. In lebenden Organismen<br />

sind reine Donnanverteilungen sehr selten, weil Pumpen,<br />

die in den Zellmembranen lokalisiert sind, Ionen aus der Zelle<br />

heraus oder in sie hinein transportieren. Über die so aufgebauten<br />

Gradienten kann Arbeit geleistet werden (ATP-Bildung).<br />

Löslichkeit von Proteinen<br />

ist abhängig von:<br />

- pH-Wert: Am Isoelektrischen Punkt ist ein Protein am schlechtesten<br />

löslich und am leichtesten denaturierbar.<br />

- Ionenkonzentration des Lösungsmittels:<br />

Wichtig ist die Ionenstärke m des Lösungsmittels, um ein<br />

Protein zu lösen.<br />

Einsalzeffekt: In einer salzarmen Lösung ist das Lp <strong>für</strong> Proteine<br />

sehr gering, da keine Hydrathüllen gebildet werden können. Das<br />

Protein fällt als Bodenkörper aus. Gibt man aber nun Neutralsalze<br />

hinzu, kann man die langsame Auflösung beobachten, da die<br />

Salze Hydrathüllen mit den Proteinen bilden.<br />

Aussalzeffekt: Bei einer bestimmten Ionenkonzentration fallen<br />

die Proteine aus. Diesen Effekt kann man zur Proteingemischtrennung<br />

nutzen (selektive Fällung).<br />

Dipolmoment: Proteine mit kleinem Dipolmoment werden leicht<br />

von Wasser abgeschirmt und werden so gelöst.<br />

2. Enzyme<br />

1. Allgemeine Einführung<br />

Proteine mit großem Dipolmoment können von Wasser nicht<br />

mehr abgeschirmt werden. Um diese zu lösen, müssen dem<br />

Wasser Ionen in Form von Salz zugefügt werden. Die Salze<br />

lagern sich an das Protein an und bringen dabei ihre eigene Hydrathülle<br />

mit.<br />

UV-Absorption von Proteinen<br />

1) Absorptionsmaximum durch die Peptidbindung liegt bei 220<br />

nm<br />

2) Absorptionsspektrum durch Tryptophan, Tyrosin liegt bei 280<br />

nm usw.<br />

Zur Proteinbestimmung wird das charakteristische Absorptionsspektrum<br />

genutzt.<br />

Quantitative Bestimmung von Proteinen<br />

BIURET-Reaktion<br />

Es werden Peptidbindungen dargestellt, indem sie mit Cu 2+ -Ionen<br />

einen Komplex bilden. Photometrisch wird dann die Anzahl<br />

der Bindungen ermittelt.<br />

Beispiel:<br />

Durch Erhitzen von Harnstoff entsteht Biuret und NH3. Die<br />

zwei Harnstoffmoleküle sind durch eine Peptidbindung verknüpft.<br />

Durch Zugabe von Cu 2+ -Ionen bildet sich ein violetter<br />

Farbkomplex.<br />

Einteilung der Proteine<br />

1) Löslichkeit<br />

a) fibrilläre Proteine<br />

wasserlöslich (z.B. Keratine, Kollagen, Elastine)<br />

b) globuläre Proteine<br />

wasserlöslich (z.B. Albumine, Globuline)<br />

c) Myosin-Fibrinogen<br />

- enthalten fibrilläre Strukturen<br />

- wasserlöslich<br />

2) Nichtproteinbestandteile in Proteinen<br />

- Kohlenhydrate: Glycoproteine, Proteoglycane<br />

- Lipide: Lipoproteine<br />

- Häm: Hämoglobin<br />

- Flavin: Flavoproteine<br />

- Metalle: Metalloproteine<br />

- Phosphat: Phosphoproteine<br />

Glutathion<br />

Wichtigstes ubiquitäres Tripeptid im Organismus:<br />

Glu - Cys - Gly<br />

(gamma-Glutamyl-Cysteyl-Glycin)<br />

Glutathion schützt essentielle SH-Gruppen von Enzymen und<br />

Membranproteinen. Es ist in ein Redoxsystem eingebunden. In<br />

den Erythrozyten hat es die Aufgabe, Enzyme vor Oxidation zu<br />

schützen.<br />

Dabei überträgt jeweils ein Glutathionmolekül ein Elektron auf<br />

den Sauerstoff und bildet mit einem zweiten Glutathionmolekül<br />

eine Disulfidbrücke aus. Es entsteht H2O2, das aber durch das<br />

Enzym Katalase sofort zu H2O + O2 umgewandelt wird.<br />

Ohne Glutathion greifen die Radikale die Erythrozytenenzyme<br />

und die Membran an, so daß es zur Hämolyse kommt.<br />

Außerdem stellt es einen Transporter <strong>für</strong> Aminosäuren, Peptide<br />

und Amine durch die Zellmembran dar.<br />

Definition:<br />

Enzyme sind Biokatalysatoren, die die Reaktionsgeschwindigkeit erhöhen, ohne jedoch das Gleichgewicht zu verschieben. Sie setzen die<br />

Aktivierungsenergie herab.<br />

Die meisten Enzyme sind Proteine, obwohl auch Ribozyme (RNA-Spezies) entdeckt wurden.<br />

Bioenergetik<br />

Für A + B ⇔ C + D gilt:<br />

1) freie Enthalpie = Gesamtenthalpie - Entropie * absolute<br />

Temperatur<br />

G = H - S * T<br />

5


2) Gesamtänderung an freier Enthalpie:<br />

∆G= ∆GC + ∆GD -∆GA - ∆GB<br />

Jeder an der Reaktion beteiligte Stoff hat seine eigene freie<br />

Enthalpie hier mit A - D gekennzeichnet. Wenn die Stoffe A bis<br />

D in Einheitskonzentrationen vorliegen, ist G = G0<br />

G0 : Standardenthalpie<br />

Unter allgemeinen gilt:<br />

∆G = ∆G0 + R*T*ln ([C] * [D]) / ([A] * [B])<br />

∆G = ∆G0 + R*T*ln*K<br />

Da ∆G im Reaktionsgleichgewicht gleich null ist, gilt dann:<br />

-∆G0 = R*T*ln*K<br />

-∆G0 ist die freie Standardenthalpie. Sie ist eine theoretische<br />

Größe, weil Zellen chemische Gleichgewichte vermeiden.<br />

Biologische Systeme sind offene Systeme, so daß die Gesetze<br />

der Thermodynamik deshalb nur annähernd gelten. Zur Energiebereitstellung<br />

muß ein chemisches Ungleichgewicht bestehen.<br />

Es entsteht ein Fließgleichgewicht. Nun besteht die Möglichkeit,<br />

Arbeit zu leisten. Eine Konzentrationsänderung eines Stoffes<br />

bewirkt Arbeit.<br />

Exergon - beim Stoffumsatz wird Energie frei<br />

Endergon - <strong>für</strong> einen Stoffumsatz wird Energie benötigt<br />

Eine Reaktion läuft spontan ab, wenn ∆G < 0.<br />

Abhängigkeit der Spontaneität einer Reaktion von dem Vorzeichen<br />

von ∆H und ∆S:<br />

∆H ∆S<br />

- + Die Reaktion ist seitens der Enthropie (exotherm)<br />

und der Enthropie (exergon) begünstigt<br />

- - Die Reaktion ist durch die Enthalpie begünstigt und<br />

durch die Entropie behindert. Die Reaktion läuft nur<br />

bei Temperaturen T< ∆H/∆S freiwillig ab<br />

+ + Die Enthalpie ist <strong>für</strong> die Reaktion ungünstig, die<br />

Entropie günstig. Die Reaktion läuft bei Temperaturen<br />

> ∆H/∆S spontan ab.<br />

+ - Enthalpie und Entropie sind <strong>für</strong> die Reaktion ungünstig.<br />

Die Reaktion läuft nie freiwillig ab. Sie ist<br />

endergon<br />

Energetische Kopplung<br />

Endergone Reaktionen laufen von sich aus nicht ab (s. Kasten).<br />

Koppelt man sie aber mit exergonen, so laufen sie auf deren Kosten<br />

ab.<br />

Beispiel:<br />

Um aus Glucose Glucose-6-Phosphat zu machen, wird<br />

energiereiches ATP abgebaut (siehe Glycolyse).<br />

Im Stoffwechsel werden energiereiche Verbindungen aufgebaut,<br />

bei deren Spaltung Energie > 20 kJ/mol frei wird. Dies sind:<br />

- Säureanhydride (ATP)<br />

- Thioester (Acetyl-Coenzym A)<br />

- saure Enolphosphate (Phosphoenolpyruvat)<br />

- Amidinphosphate (Keratinphosphat)<br />

- Sulfoniumverbindungen (S-Adenosylmethionin)<br />

Aktivierungsenergie<br />

Definition:<br />

1) Stoßtheorie<br />

Zwei Stoffe müssen sich mit bestimmter kinetischer Energie<br />

und in bestimmter Orientierung zueinander treffen, um miteinander<br />

reagieren zu können.<br />

2) Aktivierter Übergang<br />

Bei enzymatischen Prozessen sind beide Vorgänge wichtig.<br />

Reaktionskinetik<br />

Sie gilt <strong>für</strong> homogene Systeme:<br />

1) Reaktionen 0. Ordnung<br />

Die Konzentration eines Stoffes ist so hoch, daß eine Konzentrationsänderung<br />

nicht ins Gewicht fällt. Man spricht von<br />

Sättigungskinetik.<br />

d[A]/dt = k<br />

Beispiel: Ein Enzym hat so viel Substrat, daß der Substratabbau<br />

nicht ins Gewicht fällt.<br />

2) Reaktionen 1. Ordnung<br />

6<br />

2. Enzyme<br />

Die Reaktion 1. Ordnung ist eine Reaktion, bei der nur ein<br />

Ausgangsstoff reagiert. Man nennt sie monomolekular.<br />

A ⇔X + Y<br />

v = - d[A]/dt = k*[A]<br />

k= Geschwindigkeitskonstante<br />

Die Reaktionsgeschwindigkeit ist abhängig von k und [A]<br />

K * t = -ln [A0 ]/[A]<br />

[A0 ] - Ausgangskonzentration<br />

Berechnung der Halbwertszeit:<br />

k * t = -ln[A0 ]/[A]<br />

[A0 ] = 2<br />

[A] = 1<br />

k * t = -ln 2 = 2,3 log 2 = 0,693<br />

t = 0,693/k<br />

Wenn die Reaktion des Stoffes A in einem Medium, z.B.<br />

Wasser abläuft, wobei sich die Konzentration des Wassers nur<br />

unbedeutend ändert, spricht man von einer pseudomonomolekularen<br />

Reaktion.<br />

3) Reaktionen 2. Ordnung:<br />

Zwei Substrate reagieren miteinander. Man nennt die Reaktion<br />

bimolekular.<br />

A + B ⇔ C<br />

-d[A]/dt = -d[B]/dt = k * [A][B]<br />

Biologische Katalyse<br />

- Enzyme können Proteine sein<br />

oder<br />

- Ribozyme: RNA <strong>für</strong> Phosphordiester<br />

Enzyme setzen die Aktivierungsenergie, die <strong>für</strong> den Ablauf einer<br />

Reaktion nötig ist, herab. Sie beschleunigen die Einstellung<br />

eines chemischen Gleichgewichts. Die Lage des Gleichgewichts<br />

wird nicht beeinflußt. Enzyme sind Teilnehmer an Reaktionsprozessen,<br />

indem sie stöchiometrisch mit ihren Substraten<br />

reagieren. Dies verläuft über einen Enzym-Substrat-Komplex.<br />

E - Enzym<br />

S - Substrat<br />

P - Produkt<br />

EP - Enzym-Produkt-Komplex<br />

ES - Enzym-Substrat-Komplex<br />

ES*- aktivierter ES, der die Aktivierungsenergie<br />

herabsetzt<br />

E + S ⇔ ES ⇔ ES* ⇔ EP ⇔ E +P<br />

Im Unterschied zu einem technischen Katalysator, bei dem sich<br />

die Reaktion auf der Oberfläche abspielt, besitzt ein biologischer<br />

Katalysator (Enzym) ein aktives Zentrum. Hier wird das Substrat<br />

zum Produkt umgewandelt.<br />

Das aktive Zentrum<br />

- ist ein bestimmter Ort im Enzym, an dem das Substrat gebunden<br />

wird.<br />

- ist eine „Tasche/Höhle“ aus einer speziellen Faltung der Peptidkette.<br />

Die Aminosäuren können in der Abfolge weit auseinander<br />

liegen. Durch die räumliche Faltung formen sie trotzdem<br />

eine Tasche. Sie sind <strong>für</strong> die Katalyse verantwortlich.<br />

Die Aminosäurereste halten das Substrat in dem aktiven Zentrum<br />

und orientieren es über Ionenbeziehungen oder hydrophobe<br />

Wechselwirkungen; sie bilden die „Haftstellen“.<br />

In der „Tasche“ entsteht ein Mikromilieu, das meistens hydrophober<br />

ist als die Umgebung des Enzyms. Das aktive Zentrum<br />

stellt eine optimale Lagebeziehung zwischen Substrat und<br />

den katalytischen Aminosäureresten her. Es ist ein hoch konzentrierter<br />

Ort. Dadurch ist die Reaktion sehr effektiv.<br />

Um das Substrat zu binden, schmiegt sich das aktive Zentrum an<br />

das Substrat. Diesen Vorgang nennt man „induced fit“ (veraltet:<br />

Schlüssel-Schloß-Prinzip).<br />

Chemische Grundprozesse bei enzymatischer Katalyse<br />

1) kovalente Katalyse:<br />

Zwischen Enzym und Substrat/Produkt bildet sich eine kovalente<br />

Bindung aus<br />

a) elektrophilen<br />

b) nucleophilen Prozessen<br />

2) Säure-Base-Katalyse:


Den Substraten werden Protonen hinzuaddiert bzw. subtrahiert.<br />

H + -Ionen und OH - -Gruppen spielen eine Rolle.<br />

Spezifität der Enzyme<br />

1) optische Spezifität:<br />

- sterisch: Ein Enzym setzt nur einen optischen Antipoden<br />

um. Also nur L- oder nur D-Aminosäuren. Dies wird bei einer<br />

Racemattrennung ausgenutzt.<br />

2) Wirkspezifität:<br />

- ein Enzym kann das Substrat nur zu einem bestimmten Produkt<br />

umsetzen<br />

3) Substratspezifität:<br />

- absolut: Ein Enzym kann nur ein einziges Substrat umsetzen<br />

(Urease), kommt sehr selten vor.<br />

- relativ: Ein Enzym kann chemisch verwandte Substrate mit<br />

unterschiedlicher Geschwindigkeit um setzen.<br />

4) Reaktionsspezifität:<br />

- absolut: Ein Substrat wird nur in einer Reaktion umgesetzt.<br />

- relativ: Ein Substrat wird in verschiedenen Reaktionen umgesetzt.<br />

Beispiele:<br />

Absolute Substratspezifität:<br />

Harnstoff wird durch die Urease zu CO2 und NH3 gespalten.<br />

Relative Substratspezifität:<br />

Die Ethanoldehydrogenase hat als Hauptsubstrat Ethanol, es<br />

setzt aber auch Methanol, Propanol usw. um. Die Stoffwechselendprodukte<br />

des Methanolabbaus sind unter Umständen<br />

lebensgefährlich und schaden der Retina.<br />

Wenn jemand Methanol (billigen Fusel) trinkt, setzt die Ethanoldehydrogenase<br />

den Alkohol um und erblindet. Als Therapie<br />

gibt man nun eine Ethanolinfusion. Ethanol hat eine höhere<br />

Affinität zum Enzym und verdrängt das Methanol. Dieses<br />

wird nicht mehr umgesetzt und kann ausgeschieden werden.<br />

Der Patient kann bald darauf wieder sehen, also Achtung vor<br />

billigem Fusel!<br />

Enzymaktivität<br />

Es gilt die VANT HOFFSCHE REGEL: Eine Erhöhung der<br />

Temperatur um 10°C bewirkt eine Zunahme der Reaktionsgeschwindigkeit<br />

um das Doppelte.<br />

Die optimale Aktivität haben Enzyme bei einer Temperatur von<br />

ca. 45 °C. Bei T > 132 °C ist der Zellstoffwechsel vollständig<br />

inhibiert. Ein isoliertes Enzym verliert seine Aktivität bei T > 80<br />

°C. Die Enzymaktivität ist vom pH-Wert abhängig.<br />

Viele Enzyme benötigen bestimmte Faktoren, um aktiv sein zu<br />

können. Dies sind:<br />

1) Aktivierende Ionen (K + , Ca 2+ , Mg 2+ , Mn 2+ , Co 2+ , Zn 2+ , Cl - )<br />

2) Proenzym-Enzym-Umwandlung durch limitierte Proteolyse<br />

3) kovalente Modifikationen (auch Hemmung möglich)<br />

4) Coenzyme und prosthetische Gruppen<br />

5) Assoziation und Dissoziation<br />

6) allosterische Aktivierung<br />

Beispiele:<br />

zu 2) Trypsinogen ist ein Proenzym und inaktiv. Erst durch<br />

Abspaltung von den Aminosäuren, die das aktive Zentrum<br />

blockieren, wird es zum aktiven Trypsin. Die limitierte Proteolyse<br />

ist besonders bei der Blutgerinnung und Verdauung<br />

wichtig.<br />

zu 3) Hier ist vor allem die Phosphorylierung wichtig: Proteinkinasen<br />

übertragen einen Phosphatrest von ATP auf z.B.<br />

eine Phosphorylasekinase (Glykogenoly-se).<br />

Aktivierung durch Assoziation oder Dissoziation<br />

1) Ein Enzym ist erst im aggregierten Zustand wirksam<br />

Beispiel: Acetyl-CoA-Carboxylase ist nur in Anwesenheit von<br />

Citronensäure aktiv, weil erst dann aus dem inaktiven Monomer<br />

ein aktives Polymer wird.<br />

Acetyl-CoA + CO2 ⇒ Malonyl-CoA<br />

↑<br />

Acetyl-CoA-Carboxylase<br />

2) Ein Enzym dissoziiert in Untereinheiten und ist dann wirksam.<br />

2. Enzyme<br />

Beispiel: cAMP-abhängige Proteinkinasen<br />

zu 1) bestehen aus 4 Untereinheiten: CCRR<br />

CCRR + 2 cAMP ⇒ CC + RR(cAMP)2<br />

↑<br />

Dissoziation<br />

Coenzyme und prosthetische Gruppen<br />

Coenzyme sind nicht kovalent gebundene Substrate, ohne die<br />

ein Enzym nicht aktiv werden kann. Ein Coenzym wird auch als<br />

Cosubstrat bezeichnet. Prosthetische Gruppen sind kovalent an<br />

das Enzym gebunden. Diese verleihen dem Enzym die enzymatische<br />

Aktivität.<br />

Beispiel:<br />

ATP als Coenzym (Cosubstrat)<br />

Glucose + ATP ⇒ Glucose-6-Phosphat + ADP<br />

Coenzyme können sein:<br />

1) energiereiche Nucleosidtriphosphate (ATP, GTP, etc.)<br />

2) guppenübertragende Coenzyme<br />

3) H2-, e - -,O2- übertragende Coenzyme<br />

Diese Coenzyme (2 & 3) stehen in Verbindung mit Vitaminen<br />

und können vom Körper nicht produziert werden.<br />

Enzymkinetik<br />

Siehe Enzymaktivität:<br />

- d[S]/dt = + d[P]/dt = v<br />

Bei Substratumsetzung nimmt die Substratkonzentration ab und<br />

gleichzeitig die Produktkonzentration zu.<br />

Die Michaelis-Menten-Konstante (Km)<br />

Km ist die Substratkonzentration, bei der die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

halbmaximal ist (Angabe in Mol/l). Wenn k2<br />

(siehe unten) sehr klein ist, ist Km die Dissoziationskonstante<br />

des Enzym-Substrat-Komplexes. Ist k2 sehr groß, dann ist Km<br />

eine Geschwindigkeitskonstante.<br />

Km ist auch ein Maß <strong>für</strong> die Affinität eines Enzyms zu seinem<br />

Substrat. Je kleiner Km ist, desto größer ist die Affinität.<br />

Km ist unabhängig von der Enzymkonzentration.<br />

Km ist enzym- und substratspezifisch. Setzt ein Enzym mehrere<br />

Substrate um, dann hat jedes Substrat einen eigenen Km-Wert.<br />

Herleitung der Michaelis-Menten-Gleichung<br />

Es gilt die Reaktionsgleichung:<br />

k1<br />

E + S ⇔ ES ⇔ E + P<br />

k2 k3<br />

Vmax = maximale Reaktionsgeschwindigkeit<br />

Die maximale Reaktionsgeschwindigkeit wird erreicht, wenn<br />

das Enzym gesättigt ist. Ihre Größe hängt von der Enzymmenge<br />

ab und wird zur Bestimmung von Enzymmengen ausgenutzt.<br />

Die Enzymmenge ist in etwa proportional zur Enzymaktivität,<br />

die gemessen werden kann.<br />

Km ist die Dissoziationskonstante des Enzym-Substrat-<br />

Komplexes ES. Es besitzt die Dimension einer Substrat-<br />

Konzentration (mol/l). Sie entspricht der Substratkonzentration,<br />

bei der die halbmaximale Reaktionsgeschwindigkeit erreicht<br />

wird und ist ein Maß <strong>für</strong> die Affinität eines Enzyms zu seinem<br />

Substrat.<br />

Aktivitätsgrößen von Enzymen<br />

Es wurden verschiedene Einheiten eingeführt, um Enzymaktivitäten<br />

zu messen.<br />

1) Eine Einheit (international Unit, U)<br />

Diejenige Enzymmenge, die in einer Minute unter Standardbedingungen<br />

1 Mikromol Substrat umsetzt.<br />

1U = 1µMol Substratumsatz/min<br />

2) Katalytische Einheit (Katal)<br />

Diejenige Enzymmenge, die in einer Sekunde ein Mol Substrat<br />

umsetzt.<br />

1 Katal = 1 Mol Substratumsatz/sec<br />

3) spezifische Aktivität (spez. Aktivität)<br />

Direktes Maß <strong>für</strong> die Reinheit eines Enzyms<br />

spez. Aktivität = U/mg Protein<br />

4) Wechselzahl („turn over number“, molare Aktivität, W)<br />

7


8<br />

Gibt die Anzahl der Mol Substrat an, die pro Zeiteinheit (min<br />

oder sec) von einem Enzymmolekül umgesetzt wird.<br />

W= Mol Substratumsatz / (Mol Enzym * Zeiteinheit)<br />

Umformung nach Lineweaver-Burk<br />

Aus dem Michaelis-Menten-Diagramm kann man die maximale<br />

Reaktionsgeschwindigkeit (V) nicht exakt ablesen.<br />

LINEWEAVER und BURK haben die Michaelis-Menten-<br />

Gleichung in eine Geradengleichung umgeformt:<br />

1/v = Km/(V[S]) + 1/Vmax<br />

Aus dem entstehenden Graphen können Km und V abgelesen<br />

werden.<br />

Dimension x-Achse: 1/[S]<br />

Dimension y-Achse: 1/V<br />

Schnittpunkt mit der x-Achse : -1/Km<br />

Schnittpunkt mit der y-Achse : 1/V<br />

Enzymhemmung<br />

A) Reversible Hemmung<br />

1) Isosterische Hemmtypen sind mit der Michaelis-Menten-<br />

Gleichung beschreibbar.<br />

a) kompetitive Hemmung<br />

b) nicht kompetitive Hemmung<br />

c) gemischte Hemmtypen<br />

d) Substrathemmung<br />

2) Allosterische Hemmung ist nicht mit der Michaelis-<br />

Menten-Gleichung beschreibbar.<br />

B) Irreversible Hemmung<br />

1a) Kompetitive Hemmung:<br />

Inhibitor und Substrat sind sich chemisch sehr ähnlich. Sie<br />

konkurrieren um das aktive Zentrum. Km ↑, Vmax konst. Affinität<br />

zum Enzym ↓<br />

Beispiel:<br />

Succinatdehydrogenase setzt Succinat in Fumarat um. Malonsäure<br />

wirkt als Inhibitor.<br />

Succinat: HOOC-CH2-CH2-COOH<br />

Malonsäure HOOC-CH2-COOH<br />

Einen Sonderfall stellt die Produkthemmung dar. Das unmittelbare<br />

Produkt einer enzymatischen Reaktion wirkt direkt<br />

auf das Enzym und inhibiert es. Das Produkt ist dem Substrat<br />

chemisch sehr ähnlich.<br />

Beispiel: Glucose + ATP ⇒ Glucose-6-Phosphat + ADP und<br />

G6P inhibiert die Hinreaktion<br />

1b) Nicht kompetitive Hemmung:<br />

Der Inhibitor setzt sich außerhalb des aktiven Zentrums an das<br />

Enzym oder des ES-Komplex. Durch Konformationsänderung<br />

der Enzyms wird die Reaktion verlangsamt bis gehemmt.<br />

Vmax ↓, Aktivität des Enzyms ↓<br />

1c) Gemischte Hemmung:<br />

Der Inhibitor kann nur mit dem ES-Komplex in Wechselwirkung<br />

treten. Vmax ↓, Km ↑<br />

B) Irreversible Hemmung:<br />

Organische Phosphorsäureverbindungen reagieren mit Serin-<br />

Resten, die im aktiven Zentrum des Enzyms liegen. Das Enzym<br />

spaltet die azide Gruppe der Phosphorsäureverbindung ab, die<br />

am Serin gebunden ist. Die kovalente Bindung ist dann nur noch<br />

sehr schwer löslich. Diese Hemmung wird suizidale Hemmung<br />

genannt (das Enzym killt sich selbst).<br />

Solche Phosphorsäureverbindungen werden als Insektizide<br />

eingesetzt und sind somit eine Gefahr <strong>für</strong> die Umwelt (langsamer<br />

Abbau), den Anwender (einatmen, berühren, etc.) usw. Sie<br />

sind latente Gifte und können auch als chemische Kampfstoffe<br />

eingesetzt werden.<br />

SH-Gruppen-Blockade<br />

Schwermetalle blockieren SH-Gruppen im Enzym. Ag + -Ionen<br />

haben die höchste Affinität. Derivate der Iodessigsäure IH2C-<br />

COOH blockieren die SH-Gruppen ebenso. Man spricht von<br />

alkylierter Blockade.<br />

Komplexbildner<br />

Komplexbildner entziehen dem Enzym seine Ionen, so daß ein<br />

irreversibler Komplex entsteht, z.B. EDTA <strong>für</strong> Ca 2+ - und Mg 2+ -<br />

Ionen.<br />

2. Enzyme<br />

Die Inhibition hat große Bedeutung in der Medizin. Enzyminhibitoren<br />

können als Arznei angewandt werden.<br />

Reaktionstypen bei Enzymen mit mehr als einem Substrat<br />

1) sequentiell geordnet:<br />

A B C D<br />

↓ ↓ ↑ ↑<br />

E⇒EA ⇒EAB⇒ECD⇒ED⇒E<br />

Die Substrate werden in bestimmter Reihenfolge gebunden und<br />

wieder abgegeben.<br />

2) sequentiell ungeordnet<br />

Das Enzym kann sowohl erst Substrat A als auch zuerst Substrat<br />

B binden. Um die Reaktion ablaufen zu lassen, müssen aber<br />

beide Substrate am Enzym gebunden sein.<br />

3) nicht sequentiell<br />

Ping-Pong-Mechanismus<br />

A C B D<br />

↓ ↑ ↓ ↑<br />

E ⇒EA⇒E"C⇒E′E'B⇒ED⇒E<br />

Allosterie<br />

Kennzeichen:<br />

1) sigmoidale Reaktionskinetik<br />

2) Kooperation der aktiven Zentren<br />

3) aktive Zentren sind auf mehrere Untereinheiten verteilt<br />

4) allosterische/regulatorische Zentren<br />

Bindung von Molekülen, die an der enzymatischen Reaktion<br />

nicht beteiligt sind:<br />

a) Effektoren = positive Aktivatoren<br />

Aktivität des Enzyms zum Substrat steigt<br />

b) homotropher Effekt<br />

Substrat selbst bestimmt die Aktivierung des Enzyms<br />

c) heterotropher Effekt<br />

Stoffwechselmetaboliten erhöhen die Enzymaktivität. Allosterische<br />

Enzyme haben Quartärstruktur. Allosterische Reaktionen<br />

sind mit der Michaelis-Menten-Gleichung NICHT beschreibbar.<br />

Die Kurve ist fast immer s-förmig (sigmoidale Reaktionskinetik).<br />

Das Enzym hat mehr als ein aktives Zentrum. Die aktiven Zentren<br />

kooperieren miteinander, so daß die Bindung eines Substratmoleküls<br />

die Bindung weiterer Substrate erleichtert. Dabei<br />

findet eine Konformationsänderung am Enzym statt.<br />

Allosterische Regulation<br />

1) K-Typ:<br />

a) Ein allosterischer Aktivator erhöht die Affinität eines Enzyms<br />

zum Substrat. Km nimmt ab.<br />

b) allosterische Inhibitoren senken die Affinität des Enzyms<br />

zum Substrat. Km nimmt zu.<br />

Im Gegensatz zur Produkthemmung sind die Allosteren unmittelbares<br />

Substrat des Enzyme und wirken auf das aktive Zentrum.<br />

2) V-Typ:<br />

Ein Enzym ist in Gegenwart des Aktivators fähig, die Reaktion<br />

zu katalysieren.<br />

Bedeutung allosterischer Enzyme<br />

Sie sind regulatorische Enzyme, die intermediären<br />

Stoffwechselreaktionen die Fähigkeit geben, autoregulatorische<br />

Reaktionen durchzuführen. (feed-back-Mechanismus).<br />

Modelle allosterischer Enzyme<br />

1) Sequenzmodell (KOSHLAND): S - Substrat, A - Aktivator, I<br />

- Inhibitor<br />

S:<br />

a) S wird am σ-bindenden Zentrum gebunden. Es findet eine<br />

Konformationsänderung statt.<br />

b) Die Bindung <strong>für</strong> weiteres S wird erleichtert: sigmoidale<br />

Reaktion<br />

[S]↓: Enzym setzt wenig um<br />

[S]↑: Enzym erreicht die maximale Reaktionsgeschwindigkeit<br />

A:<br />

a) A wird im allosterischen Zentrum gebunden<br />

b) Es findet eine Induktion zur besseren S-Bindung statt. Je<br />

mehr A, desto bessere S-Bindung.


Wenn A und S verschiedene Stoffe sind, nennt man dies „heterotrophen<br />

Effekt“. Ist S gleichzeitig A, nennt man es homotrophen<br />

Effekt.<br />

I:<br />

Senkt die Affinität eines Enzyms zu seinem Substrat. Die Abfolge<br />

dieser Ereignisse gaben dem Modell seinen Namen.<br />

2) Symmetrie-Modell (MONOD):<br />

Ein Enzym hat eine inaktive T-Form und eine aktive R-Form.<br />

S und A induzieren den Übergang von der T- in die R-Form.<br />

Wenn S und A nicht vorliegen, ist das Enzym inaktiv.<br />

I induziert den Übergang von der R-Form in die T-Form und<br />

stabilisiert diese.<br />

Allosterische Reaktionen können mit der HILL-Gleichung<br />

beschrieben werden.<br />

N - Anzahl der Bindungsstellen <strong>für</strong> Substrat<br />

Km = (([E][S])/[ES]) n<br />

v = (V[S]/(Km + [S])) n<br />

ln(v/(V - v)) = ln(([S] n )/Km)<br />

= ln [S] n - ln Km<br />

=n * ln[S] -ln Km<br />

Dimension x-Achse: ln[S]<br />

Dimension y-Achse: ln(v/(V-v))<br />

n gibt die Steigung an. Ist n = 1 gilt die Michaelis-Menten-Gleichung.<br />

Das Enzym ist isosterisch.<br />

n > 1 ist die Kooperationsbedingung. Es handelt sich um<br />

eine sigmoidale Reaktion.<br />

Schnittpunkt mit der y-Achse: - ln Km<br />

Schnittpunkt mit der y-Achse: ln(v/(V - v))<br />

Zur Abschätzung des Kooperationsverhaltens eines Enzyms hat<br />

man den Rs-Wert eingeführt. Er sagt aus, um das wievielfache<br />

man die Substratkonzentration erhöhen muß, um die<br />

Reaktionsgeschwindigkeit von 0,1 * Vmax auf 0,9 * Vmax zu erhöhen.<br />

Rs = 0,9 * Vmax * [S]/0,1 * Vmax * [S]<br />

Für Rs = 81: es liegt eine isosterisches Enzym vor<br />

Rs< 81: sigmoidale Kinetik mit oppositiver Kooperation<br />

Rs> 81: sigmoidale Kinetik mit negativer Kooperation<br />

Multiple Formen von Enzymen<br />

Definition:<br />

Es gibt verschiedene Enzyme, die die gleiche Reaktion katalysieren,<br />

sich aber in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften<br />

unterscheiden.<br />

Ursachen hier<strong>für</strong> sind:<br />

- der genetisch Code<br />

- heteropolymere Enzyme aus 2 oder mehr nicht kovalent gebundenen<br />

Polypeptidketten (= Hybridenzyme)<br />

Beispiel:<br />

Lactatdehydrogenase besteht aus 4 Untereinheiten. HH-<br />

HH (LDH im Herz) oder MMMM (LDH im Muskel).<br />

Weitere Möglichkeiten: HHHM, HHMM, HMMM<br />

- genetische Variationen (Allele)<br />

- Variabilität im Nicht-Protein-Anteil, z.B. Phosphorylierung<br />

- Enzyme, die das gleich Proenzym (= gemeinsame Vorstufe)<br />

haben<br />

- Proteine, die in verschiedenen Aggregatszuständen vorkommen<br />

- Proteine mit unterschiedlicher Konformation<br />

- Enzyme, die in verschiedenen Raumstrukturen vorliegen<br />

(d.h. alle allosterischen Proteine)<br />

Nomenklatur und Klassifizierung von Enzymen<br />

1) Trivialnamen:<br />

Hauptsächlich schon lange bekannte Enzyme aus dem Blut und<br />

den Verdauungssäften, z.B. Pepsin.<br />

2) Der Wortstamm ist der des Substrats, die Endung lautet -ase,<br />

z.B. Malt-ase<br />

3) Der Umwandlungsprozeß ist im Namen beinhaltet, z.B.<br />

Lactat-dehydrogen-ase<br />

4) Die neueste Benennung ist ein Zahlencode. Die Enzyme sind<br />

nach Reaktionstyp geordnet und katalogisiert.<br />

EC = Enzym commission<br />

2. Enzyme<br />

Hauptklassen katalysieren<br />

EC 1<br />

Oxidation/Reduktion<br />

Oxidoreduktasen<br />

EC 2<br />

übertragen Gruppen<br />

Transferasen<br />

EC 3<br />

spalten Bindungen unter Wasserzugabe<br />

Hydrolasen<br />

EC 4<br />

Additions-/Eliminierungsreaktionen<br />

Lyasen<br />

EC 5<br />

Racemasen/Isomerasen/Epimerasen<br />

Isomerasen<br />

EC 6<br />

spalten/synthetisieren unter Verbrauch energiereiche<br />

Ligasen<br />

Verbindungen<br />

Auch die Unterklasse, Subunterklasse und die Stellung innerhalb<br />

der Subunterklasse sind einer Nummer zugeordnet, z.B. Glucokinase:<br />

EC 2.7.1.12.<br />

Einteilung der Enzyme nach Wirkungsort<br />

Endoenzyme: wirken intrazellulär in der Zelle, in der sie auch<br />

produziert wurden.<br />

Exoenzyme: wirken extrazellulär<br />

Ektoenzyme: sind in Zellmembranen eingebaut und wirken nach<br />

außen und nach innen. Die Substrate müssen an die Zellmembran<br />

heran diffundieren.<br />

Enzyme in ihrer Anwendung<br />

Brauerei-, Gärindustrie, Nahrungsmittelindustrie, Lederherstellung,<br />

Papier-, Textil-, Waschmittelindustrie (z.B. „stonewashed“-<br />

Jeans: Das Enzym Zellulase baut Mikrofasern an der<br />

Stoffoberfläche ab. Beim Färben bewirkt dies den „stonewashed“-Effekt),<br />

Arzneimittelherstellung (z.B. semisynthetische<br />

Penicilline), Feinchemikaliengewinnung, klinische Chemie,<br />

Lebensmittelanalytik.<br />

In der Industrie werden Enzyme zur Herstellung von bestimmten<br />

Substanzen (z.B. Medikamente) eingesetzt. Speziell gezüchtete<br />

Mikroorganismen produzieren rekombinante Enzyme. Diese<br />

Enzyme werden auf unlösliche Träger gebracht (kovalent oder<br />

nicht kovalent gebunden). Die Träger werden übereinander geschichtet<br />

und die Reaktionslösung wird aufgebracht. Die Enzyme<br />

katalysieren eine Reaktion, wobei das gewünschte Reaktionsprodukt<br />

entsteht.<br />

Eine weitere Möglichkeit ist, die Enzyme in Lösung zu bringen<br />

und das Substrat hinzuzugeben. Das Produkt wird über eine<br />

semipermeable Membran herausgefiltert. Die Enzyme sind durch<br />

Immobilität chemisch stabiler.<br />

Enzyme in der Medizin<br />

1) Enzymdeffekte als Ursache von Stoffwechselerkrankung<br />

2) Enzyme als Krankheitsindikatoren<br />

Jedes Enzym ist in ganz bestimmten Organen in ganz bestimmter<br />

Konzentration vorhanden. Diese Konzentrationen können<br />

bestimmt werden. Ändert sich die Konzentration eines Enzyms<br />

in dem Organ, läßt dies auf eine Erkrankung schließen, z.B.<br />

kommen im Blut nur ganz bestimmte Enzyme vor. Wenn auf<br />

einmal andere Enzyme dazu kommen, läßt dies erkennen, das<br />

ein Organ geschädigt ist. Der Enzymtyp läßt einen bedingten<br />

Rückschluß auf das geschädigte Organ zu.<br />

Bei einer Zellerkrankung nimmt die Membranpermeabilität zu,<br />

so daß mehr Enzyme austreten können.<br />

Succinatdehydrogenase hat seine größte Konzentration in der<br />

Leber, kommt in Muskelzellen aber nur in geringen Mengen vor.<br />

Wenn die SDH-Konzentration im Blut zunimmt, kann man also<br />

eher auf einen Leber- als einen Muslkelschaden schließen.<br />

Enzymausstattung<br />

Enzym Herz Leber Skelettmuskel<br />

ASAT (GOT)<br />

Glutamatoxalacetattransaminase<br />

⇔ ⇔ ⇓<br />

ALAT (GPT)<br />

Glutamatpyruvattransaminase<br />

⇓ ⇔ ⇓<br />

GLDH Glutamatdehydrogenase = ⇔ =<br />

SDH Sorbitdehydrogenase = ⇔ =<br />

CPK Creatinphosphokinase ⇓ = ⇔<br />

LDH Lactatdehydrogenase ⇔ ⇔ ⇔<br />

Legende : ⇔ viel, = sehr wenig, ⇓ wenig<br />

9


Bei einem Herzinfarkt sind im Blut höhere Konzentrationen von<br />

LDH, ASAT, ALAT, CPK vorhanden. Die Aussage, daß ein<br />

Herzinfarkt vorliegt, kann getroffen werden. Die Größe des<br />

Schadens läßt sich nicht einschätzen.<br />

Verteilung der Enzyme in der Zelle<br />

Unilokulär: kommen nur an einem bestimmten Zellorganell vor,<br />

z.B. Glutamatdehydrogenase am Mitochondrium und Hexokinase<br />

am Zytoplasma<br />

3. Hämoproteine<br />

1) Hämoglobine, Myoglobin: Transport bzw. Speicherung von<br />

O2<br />

2) Hydroperoxidasen: Abbau (Entgiftung) von Peroxiden<br />

3) Cytochrome: Elektronentransport, biologische Oxidation<br />

4) Sonstige Hämenzyme: Tryptophan-Pyrrolase, oxidative Ringspaltung<br />

Alle Hämoproteine haben als prosthetisch Gruppe das HÄM. Es<br />

ist ein Ringsystem aus 4 Pyrrolringen, die über Methinbrücken<br />

miteinander verknüpft sind. Sein Zentralatom ist ein Eisen-Ion,<br />

welches zwei- oder dreiwertig vorliegen kann.<br />

Benennung:<br />

zweiwertiges Eisen enthaltende Verbindungen: Hämodreiwertiges<br />

Eisen enthaltende Verbindungen: Hämi-<br />

Hämoglobin (Hb)<br />

- mehr als 30% des Erythrozyten<br />

- 68 000 MG<br />

- kompaktes, sphärisches Protein<br />

- 4 Untereinheiten mit nicht kovalenter Bindung → Quartärstruktur<br />

- HbA0: besteht aus 2 α- und 2 β-Ketten. Es hat 4 HÄM-<br />

Gruppen (aus jeder Untereinheit eine)<br />

- die Bindung am distalen Histidin ist fest<br />

- 75% helicale Polypeptidkette<br />

- die O2 Bindung ist am Fe 2+ des HÄMs reversibel. Der oxidative<br />

Zustand des Fe2+ wird nicht geändert.<br />

- NUR Fe 2+ kann O2 binden. Wenn O2 vorhanden ist, wird es<br />

sofort gebunden.<br />

- physiologisch kommt in den Erythrozyten auch Fe 3+ vor<br />

(Methämoglobin). Es findet keine O2-Bindung statt. Fe 3+ wird<br />

enzymatisch zu Fe 2+ .<br />

Hämoglobin wird als Enzym honoris causa bezeichnet, obwohl<br />

es keine katalytische Wirkung hat. Es bindet O2, ohne es zu<br />

verändern. Da Hämoglobin aus 4 Untereinheiten besteht, kann es<br />

maximal 4 O2-Moleküle binden. Die Untereinheiten haben<br />

verschiedene Affinität zum Sauerstoff. O2 bindet immer erst an<br />

die β-Ketten. Dies bewirkt eine Konformationsänderung, so daß<br />

auch an den α-Ketten O2 gebunden werden kann.<br />

Am desoxygenierten Hb ragt das Fe 2+ aus der Ebene heraus.<br />

Wenn das HÄM oxygenisiert wird, verlagert sich das Fe 2+ in die<br />

Ebene hinein. Dies hat eine Wirkung auf die Imidazolgruppe des<br />

Histidins am Hämoglobin. Durch Zug ändert sich die Konformation,<br />

die β-Ketten rücken zusammen, die α-Ketten rücken<br />

auseinander, das Hb wird kompakter. Desoxygeniertes Hämoglobin<br />

hat eine geringere O2-Affinität als oxygeniertes.<br />

Bohr-Effekt<br />

Bei der Oxygenierung gibt Hb Protonen frei, bei der O2-Abgabe<br />

nimmt es Protonen auf.<br />

Dies ist <strong>für</strong> den Säure-Base-Haushalt des Körpers sehr wichtig.<br />

LUNGE: Hb nimmt O2 auf und gibt Protonen ab.<br />

GEWEBE: Hb gibt O2 ab und nimmt Protonen auf, die im<br />

Gewebe produziert wurden.<br />

Der pH-Wert hat aber auch Einfluß auf die O2-Affinität des Hbs.<br />

Bei pH < 7,4 nimmt die O2-Affinität ab. Die Abgabe des O2 an<br />

das Gewebe wird begünstigt. Bei pH > 7,4 nimmt die O2-Affinität<br />

zu. Die Aufnahme von O2 aus der Atemluft wird begünstigt.<br />

10<br />

2. Enzyme<br />

Bilokulär: kommen an zwei Kompartimenten vor, z.B. ALAT im<br />

Mitochondrium und Zytoplasma.<br />

Im Erythrozyten wird aus Glucose 2,3-Bisphosphoglycerat<br />

gebildet. Dies ist wichtig, damit HbA0 den gebundenen Sauerstoff<br />

an das Gewebe abgeben kann.<br />

OHNE 2,3-Bisphosphoglycerat wäre Hämoglobin nur<br />

SAUERSTOFFSPEICHER statt Transporter. Außerdem wird<br />

das desoxygenierte Hb stabilisiert.<br />

Hämoglobin kommt in zwei Zuständen vor:<br />

R-Zustand: O2-affin<br />

T-Zustand: O2-nicht-affin<br />

Hämoglobin bindet auch CO2. 1/3 des CO2 wird am Nterminalen<br />

Ende von Aminosäuren kovalent, reversibel gebunden<br />

(Carbaminoreste). Die Bindung ist abhängig vom CO2-Partialdruck.<br />

Die CO2-Bindung stabilisiert das desoxygenierten Hb.<br />

Lunge:<br />

1) H-Hb + O2 ⇔ Hb-O2 +H +<br />

2) H + + HCO3 - ⇔ H2O + CO2 « Ausatemluft<br />

3) H-Hb-CO2 + O2 ⇔ Hb-O2 + CO2 « Ausatemluft<br />

Gewebe:<br />

1) Hb-O2 + H + ⇔ H-Hb + O2<br />

2) H2O + CO2⇔ CHO3 - + H +<br />

3) H-Hb + CO2 ⇔ H-Hb-CO2<br />

CO-Bindung<br />

Obwohl die Affinität des Hämoglobins zu CO geringer als zu O2<br />

ist, ist die Bindung des CO 300mal stärker als die des O2. CO<br />

bindet an der gleichen Stelle wie das O2. Damit ist ein mit CO<br />

besetztes Hb <strong>für</strong> den O2-Transport nicht mehr zu gebrauchen.<br />

Das Hb-CO hat keinen Einfluß auf O2. Dadurch, daß aber weniger<br />

freies Hb zu Verfügung steht, kommt es zur CO-Vergiftung<br />

(Rauchgas). Bei hohen O2-Konzentrationen ist die CO-Bindung<br />

reversibel.<br />

VORSICHT! Bei O2-Überdruck-Beatmung: Konzentrationen<br />

von maximal 80% O2 anwenden, da reiner Sauerstoff auf den<br />

menschlichen Organismus toxisch wirkt.<br />

Physiologische Isoproteine des Hämoglobins<br />

Hb im Erythrozyten besteht aus 90% HbA0, 2% HbA2 und<br />

weniger als 1% HbF (fetal). Die verschiedenen Hämoglobine<br />

bestehen aus verschiedenen Untereinheiten mit verschiedenen<br />

Eigenschaften.<br />

Es gibt :<br />

HbA0: α2β2, HbA2 : α2δ2, HbF:α2γ2, HbE: α2ε2<br />

Bis zur 10. Schwangerschaftswoche hat HbE die höchste Konzentration<br />

im Erythrozyten des Embryos. Danach nimmt HbF<br />

immer mehr zu. Ab der Mitte der Schwangerschaft setzt die<br />

Bildung von HbA0 ein. Bei Neugeborenen liegen 50% HbA0 und<br />

50% HbF vor. Nach 14 Tagen sind 90% HbA0.<br />

Warum benötigt das Ungeborene HbE und HbF?<br />

Im Embryo ist der O2-Partialdruck sehr gering (vergleichbar mit<br />

Hochgebirgsatmosphäre, z.B. Mount Everest, Himalaja). HbE<br />

und HbF sind an diesen O2-Druck angepaßt. Da sie keine β-<br />

Ketten besitzen, hat 2,3-Bisphosphoglycerat keinen Einfluß auf<br />

die O2-Bindung.<br />

Neben den Isoproteinen gibt es auch noch HbA1 . Es ist kein<br />

Isoprotein, weil es posttranslational glyciert wird. HbA1 gehört<br />

zu den „fast hemoglobines“ (wegen hoher Wanderungsge-


schwindigkeit bei Chromatographie). Physiologisch sind Konzentrationen<br />

von weniger als 6%. (Bei Diabetikern 12-18%) .<br />

Die Glycierung des Hämoglobins ist abhängig vom Glucosegehalt<br />

des Blutes. Wenn ein Diabetiker nicht richtig therapiert<br />

wird, ist zu viel Glucose im Blut und bis zu 20% des Hämoglobins<br />

sind glyciert.<br />

Über HbA1 kann man den Blutzuckerspiegel der 4 bis 6 vergangenen<br />

Wochen vor einer Blutentnahme bestimmen. Bei<br />

Diabetikern läßt sich so auch nach 4 - 6 Wochen feststellen, ob<br />

der Diabetiker sich an seine vorgeschriebene Diät hält. Ein<br />

Hungern vor der Blutabnahme wirkt nur auf die im Blut gelöste<br />

Glucose, aber nicht auf glyciertes Hb.<br />

Hält der Patient sich streng an die Diätvorschriften, so ist zu viel<br />

HbA1 ein eindeutiger Hinweis darauf, daß der Patient schlecht<br />

eingestellt ist.<br />

Pathologische Hb-Varianten<br />

1) Kettenanomalie<br />

2) Kettenmangelsyndrom<br />

zu 1) Kettenanomalie:<br />

- Punktmutation in Genen der Hb-Untereinheiten (α-Ketten<br />

seltener betroffen)<br />

- meistens autosomal rezessiv vererbt<br />

- jeder 600. betroffen<br />

- Aminosäureänderungen an der Proteinoberfläche beeinträchtigen<br />

selten die Funktion<br />

- Aminosäureänderungen im Inneren des Proteins (bes. Hämtasche)<br />

beeinträchtigen die Funktion<br />

Beispiel: Sichelzellanämie<br />

HbS: In die β-Kette wird statt Glutaminsäure Valin eingebaut.<br />

Der Erythrozyt verliert seine Verformbarkeit, so daß er Kapillaren<br />

nur noch schwer passieren kann. Es kommt zu Verstopfungen,<br />

die schmerzhaft sein können und Hirnschäden verursachen.<br />

Sichelzellanämie ist autosomal rezessiv vererbbar, so daß nur<br />

Homozygote erkranken. Sie haben eine Lebenserwartung von<br />

ca. 20 Jahren. Heterozygote bilden eine Resistenz gegen Malaria<br />

aus, da der Malariaerreger in Sichelzellen nicht überleben kann.<br />

Das liegt daran, daß der Ery durch das veränderte HbS eine<br />

verkürzte Lebenszeit hat, die <strong>für</strong> das heranreifen der Larve im<br />

Ery zu kurz ist.<br />

zu 2) Kettenmangelsyndrom<br />

Beispiel: Thalasämie<br />

a) β-Thalasämie: es treten vermehrt HbF und HbA2 auf<br />

4. Nucleinsäuren<br />

1) DNA<br />

DNA: 1% extranucleär in Mitochondrien<br />

99% nukleär im Chromatin<br />

Bausteine sind Purinbasen: Adenin (A) und Guanin (G)<br />

Pyrimidinbasen: Cytosin (C), Thymin (T) und Uracil (U)<br />

Nucleosid: Pentose + Base<br />

Nucleotid: Pentose + Base + Phosphorsäurerest<br />

Die Pentose ist über eine β-N-glycosidische Bindung mit dem<br />

N7 der Purin- oder dem N3 der Pyrimidinbase verbunden. Der<br />

Phosphatrest ist an das C5-Atom der Pentose gebunden. Die<br />

Pentose ist entweder Ribose (RNA) oder Desoxyribose (DNA).<br />

Benennung:<br />

Nucleoside der DNA Nucleoside der RNA<br />

dC-Desoxycytidin C - Cytidin<br />

dT-Desoxythmidin U - Uridin<br />

dG-Desoxyguanosin G - Guanosin<br />

dA-Desoxyabenosin A - Adenosin<br />

Nucleotide der DNA Nucleotide der RNA<br />

DCMP - Desoxycytidylsäure,<br />

Desoxycytidinmonophosphat<br />

CMP - Cytidylsäure,<br />

Cytidinmomophosphat<br />

3. Hämoproteine<br />

b) βδ-Thalasämie: es liegt fast nur HbF vor<br />

c) α-Thalasämie: schwere Anämie durch vermehrte α-Ketten.<br />

Diese bilden Aggregate, die das Hämoglobin ausfallen lassen.<br />

Die Erythrozyten verformen sich und werden abgebaut. Es<br />

kommt zur Anämie. Wenn zuviel HbF im Erythrozyten vorliegt,<br />

kommt es zum chronischen O2-Mangel, weil HbF eine zu hohe<br />

O2-Affinität hat, um O2 an das Gewebe abzugeben.<br />

Weitere Moleküle mit HÄM<br />

a) Myoglobin<br />

Myoglobin ist dem Hämoglobin außerordentlich ähnlich. Es ist<br />

jedoch ein einkettiges Protein ohne Untereinheiten, das der O2-<br />

Speicherung dient. Im Gegensatz zum Hämoglobin zeigt es<br />

keine allosterische Beeinflussung, besitzt aber eine starke Affinität<br />

zu CO2. Die O2-Bindungskurve läßt sich mit der Michaelis-<br />

Menten-Gleichung beschreiben. Bei an Land lebenden Säugern<br />

liegt relativ wenig Myoglobin vor, tauchende Säuger hingegen<br />

sind auf hohe Myoglobinkonzentrationen angewiesen, weil<br />

ihnen das Myoglobin beim Tauchen als O2-Speicher dient, so<br />

daß langes Tauchen möglich wird.<br />

Funktion:<br />

1) O2-Speicher der Muskulatur<br />

2) Im Herzmuskel wird die O2-Diffusion zum Mitochondrium<br />

erleichtert.<br />

b) Hydroperoxidasen<br />

sind Hämenzyme.<br />

a) Katalase liegt im Erythrozyt frei vor, in der Leber in Peroxisomen.<br />

Funktion: H2O2-Spaltung in H2O und O2<br />

2 H2O2 -> 2H2O + O2<br />

b) Peroxidasen sind ubiquitär.<br />

AH2: H + -Donator, oxidierbares Substrat<br />

H2O2 + AH2 -> 2H2O + A<br />

c) Cytochrome<br />

1) Mitochondriale Cytochrome: dienen als Katalysator bei der<br />

Zellatmung.<br />

Cytochrom c: Molekulargewicht = 12 000, 1 HÄM/Mol<br />

Cytochrom c1<br />

Cytochrom β<br />

Cytochrom αα3: Cytochromoxidase<br />

2) Mikrosomale Cytochrome<br />

Cytochrom bs<br />

Cytochrom p450<br />

DTM - Desoxythymidylsäure,<br />

Desoxythymidinmonophosphat<br />

DGMP - Desoxyguanosylsäure,<br />

Desoxyguanosinmonophosphat<br />

DAMP - Desoxyadenosylsäure,<br />

Desoxyadenosinmonophosphat<br />

UMP - Uridylsäure,<br />

Uridinmonophosphat<br />

GMP - Guaonosylsäure,<br />

Guanosinmonophosphat<br />

AMP - Adenosylsäure,<br />

Adenosinmonophosphat<br />

In der DNA gilt:<br />

1) Das Verhältnis der Summe aller Adeninbasen zur Summe<br />

aller Thyminbasen ist gleich 1. Das Verhältnis der Summe aller<br />

Guaninbasen zur Summe aller Cytosinbasen ist gleich 1.<br />

∑A / ∑T = 1<br />

∑G / ∑C = 1<br />

2) Die Summe aller Purinbasen ist gleich der Summe aller<br />

Pyrimidinbasen.<br />

∑A + ∑T = ∑G + ∑C<br />

3) Das Verhältnis von C6-aminosubstituierten Basen zu den am<br />

C6 eine Carbonylfunktion besitzenden Base ist gleich 1.<br />

(∑A + ∑C ) /(∑G + ∑T) = 1<br />

4) Für tierische DNA gilt:<br />

(∑A + ∑T) / (∑G + ∑A) > 1<br />

11


Für DNA von Mikroorganismen gilt:<br />

(∑A +∑T) / (∑G + ∑A) < 1<br />

Aufbau der DNA<br />

DNA ist eine Doppelhelix aus 2 Polynukleotidketten, die antiparallel<br />

aneinander gelagert sind. Die komplementären Basen A<br />

und T bilden zwei Wasserstoffbrückenbindungen aus. Die komplementären<br />

Basen C und G bilden 3 Wasserstoffbrücken aus.<br />

Die α-Helix wird durch die Wasserstoffbrücken stabilisiert. G-<br />

C-reiche DNA ist stabiler als A-T-reiche. Die Existenz komplementärer<br />

Basen ist die Grundlage <strong>für</strong> alle DNA-umsetzenden<br />

Prozesse. Durch Ausbildung hydrophober Wechselwirkungen<br />

der Pentosen untereinander kommt es zur hydrophore Stapelung.<br />

Stabilität der DNA<br />

Bei Denaturierung kommt es zu<br />

a) Strangbrüchen (sehr leicht)<br />

b) Strangtrennung (leicht bei DNA-Erwärmung): Die Strangtrennung<br />

ist häufig zu beobachten. Die Einzelstränge haben ein<br />

anderes Absorptionsspektrum als der Doppelstrang. Bei Strangtrennung<br />

nimmt die Lichtabsorption zu (hyperchromer Effekt).<br />

Bei einer bestimmten Temperatur (Tm) trennt der Doppelstrang<br />

sich, so daß die DNA bei T > Tm in zwei Einzelsträngen vorliegt.<br />

Die Trennung ist wegen der Komplementarität der Basen<br />

reversibel. Bei Doppelstrangbildung nimmt die Lichtabsorption<br />

ab (hypochromer Effekt). Komplementäre Stränge können auch<br />

aus einem DNA-Strang und einem RNA-Strang gebildet werden,<br />

dies nennt man Hybridisierung.<br />

Die DNA kann in verschiedenen Formen vorkommen:<br />

1) A-DNA: Bei einer Feuchtigkeit < 60 %<br />

2) B-DNA: Normalfall<br />

3) Z-DNA: wird nur in synthetisch hergestellter DNA gefunden<br />

und hat einen hohen G-C-Anteil<br />

A-DNA B-DNA Z-DNA<br />

Helikaler Drehsinn<br />

rechts rechts links<br />

Durchmesser 2,6 nm 2,0 nm 1,8 nm<br />

Basenpaare/Windung<br />

11 10 12<br />

Helikale Ganghöhe<br />

2,8 nm 3,4 nm 4,5 nm<br />

Große Furche eng und tief breit und tief flach<br />

Kleine Furche breit und flach eng und tief eng und tief<br />

DNA kommt prinzipiell NIE in freier Form vor. Sie tritt immer<br />

in Verbindung mit Proteinen auf.<br />

a) Histonproteine<br />

b) Nicht-Histonproteine<br />

Masse und Anteile von Histonen<br />

Masse<br />

[kDa]<br />

H1<br />

H2A<br />

23<br />

14<br />

Lysin<br />

[%]<br />

28<br />

11<br />

1<br />

9<br />

H2B 13,8 16 6<br />

H3<br />

H4<br />

15,3<br />

11,3<br />

10<br />

11<br />

13<br />

14<br />

12<br />

Arginin<br />

[%]<br />

Lysin und Arginin stehen als basische Proteinanteile in Wechselwirkung<br />

mit der DNA.<br />

Die DNA-Kette windet sich in ganz bestimmter Weise um die<br />

Histone: Ein Core-Protein besteht aus je zwei H2A, H2B, H3 und<br />

H4-Histonen. Sie bilden eine Art Zylinder, um den sich die DNA<br />

2) RNA<br />

RNA-Arten<br />

Nucleolus-RNA liegt im Kern<br />

m-RNA m = messenger = Bote im Zytoplasma<br />

t-RNA t = Transport im Zytoplasma<br />

r-RNA r = ribosomal im Zytoplasma<br />

Die Nucleolus-RNA ist das unmittelbare Transkriptionsprodukt<br />

der DNA. Sie wird mit hohem Basenüberschuß produziert. Aus<br />

4. Nucleinsäuren<br />

1,3 mal herumschlingt. Dies entspricht ca. 140 Basenpaaren. Das<br />

Core-Protein und dieser DNA-Anteil bilden zusammen ein<br />

Nucleosom. Die Nucleosome sind der genetisch aktive Anteil.<br />

Zwischen zwei Nucleosomen liegt ein nicht aufgewickelter<br />

DNA-Anteil, die linker DNA (engl.: to link = verbinden). Sie<br />

besteht aus ca. 60 Basenpaaren.<br />

Die H1-Proteine sind nicht am Core-Protein beteiligt. Sie können<br />

posttranskriptionär vielen Prozessen unterworfen sein (z.B.<br />

Phosphorylierung). Dadurch verlieren sie ihre Basizität und treten<br />

mit der linker DNA in Wechselwirkung. Es wird vermutet,<br />

daß die genetische Aktivität der DNA gesteuert wird.<br />

Die DNA hat einen Durchmesser von 2 nm. Ein Nucleosom<br />

einen von 10 nm. Die DNA verdrillt sich zu einer Superhelix mit<br />

einem Durchmesser von 20 bis 30 nm. Die Superhelix ist genetisch<br />

inaktiv = stumm.<br />

Nicht-Histon-Proteine<br />

Eine besondere Gruppe sind die HMG-Proteine (high mobility<br />

group, Benennung aufgrund der hohen Beweglichkeit bei der<br />

Elektrophorese). Dies ist eine heterogene Gruppe kleinmolekularer,<br />

saurer Proteine des Chromatins (MG < 30.000). Sie bestehen<br />

aus 25% basischer Aminosäuren und 30% saurer Aminosäuren.<br />

HMG 14 und HMG 17 verleihen der DNA eine erhöhte Nucleaseempfindlichkeit.<br />

Sie binden an das Chromatin, in dem sie H1<br />

aus seiner Verbindung zur linker DNA verdrängen und so die<br />

chromosomalen Strukturen organisieren, damit sie eine Architektur<br />

erhalten, die die korrekte Bindung von Transkriptionsfaktoren<br />

ermöglicht. Auf diese Weise werden basale Transkriptionsprozesse<br />

eingeleitet. Sie sind nicht gewebsspezifisch.<br />

Merkmale eukaryotischer DNA<br />

Die eukaryotische DNA zeigt im Vergleich zur prokaryotischen<br />

eine höhere Redundanz. Man unterscheidet<br />

a) hochrepititive DNA, bei der sich sehr einfache Basensequenzen<br />

Millionenfach wiederholen<br />

b) mittelrepititive DNA, einige 100 bis 1000 identische Elemente<br />

(kleine Gene) wiederholen sich 1000 bis 100 000fach<br />

c) einmalige DNA, im haploiden Chromosomensatz nur einmal<br />

oder in sehr wenigen Kopien vorhanden, meist sind es Strukturgene<br />

<strong>für</strong> Proteine.<br />

Weiterhin bestehen die Strukturgene aus zwei Anteilen: aus<br />

Extrons und Introns. Extrons sind Abschnitte, die den codierenden<br />

Basenanteil besitzen. Introns hingegen sind nicht codogen.<br />

Beide werden zusammen transkribiert, aber die Introns werden<br />

durch Splicing aus der prae-mRNA eliminiert. Die Anzahl und<br />

Größe von Extrons und Introns sind in verschiedenen Genen<br />

sehr unterschiedlich.<br />

Mitochondrielle DNA<br />

- ähnlich bakterieller DNA<br />

- zirkulärer Doppelstrang 16 569 Kilobasenpaare<br />

- codiert 13 Proteine (2 mRNA und 22 mtRNA)<br />

- 1% der DNA einer Zelle<br />

- Besonderheiten: sie besitzt nur sehr wenige Introns, wird nur<br />

durch die Mutter vererbt, da die mitochondrielle DNA des<br />

Spermiums nicht in die Eizelle eindringt (sie liegt im Spermienhals).<br />

- genetischer Code zeigt Abweichungen von der nukleären<br />

DNA.<br />

- unterliegt häufig Mutationen.<br />

- es finden keine Reparaturprozesse statt.<br />

In der Zelle liegt die nukleäre DNA einmal vor. Die mitochondrielle<br />

DNA liegt mehr als 1 000 mal vor.<br />

ihr entstehen die Vorläufermoleküle <strong>für</strong> die zytoplasmatisch<br />

RNA.<br />

prä-mRNA = mRNA im Nucleus<br />

prä-rRNA im Nucleolus<br />

prä-tRNA im Nucleolus


Durch Processing werden diese zu mRNA, rRNA, tRNA. Dabei<br />

spielt snRNA (small nuclear) eine wichtige Rolle. Diese RNA<br />

verläßt den Zellkern nie.<br />

Vergleich DNA mit RNA<br />

Merkmale RNA DNA<br />

Kohlenhydrat Ribose Desoxyribose<br />

spez. Basen Uracil (in t-RNA auch<br />

Thymin)<br />

Thymin<br />

biol. Funktion Proteinbiosynthese Vererbung<br />

Vorkommen Cytoplasma, Nucleo- 99% Nucleus, 1%<br />

lus<br />

Mitochondrien<br />

Form<br />

Molekulargew.<br />

meist Einzelstränge<br />

2*10<br />

Doppelhelix<br />

4 bis 10 6 10 10<br />

Aufgaben in der tierischen Zelle<br />

Informationspro- Anteil der Funktion<br />

zeß ges. RNA<br />

mRNA Transkription 2% Bote<br />

rRNA Translation 82% Proteinbiosynthese<br />

tRNA Translation 16% Proteinbiosynthese<br />

Die Größe der mRNA ist abhängig von der Größe der zu übermittelnden<br />

Information. Sie besteht immer aus cap-Region,<br />

Startcodon, codierenden Nucleotiden, einem Stoppcodon und<br />

einem Poly-A-Segment. (Gelesen von 5' zu 3'), cap-Region: Methyl-GTP;<br />

Startcodon: AUG; Poly-A-Segment: bis zu 200<br />

Adeninbasen. Nur die mRNA <strong>für</strong> Histone hat keine Poly-A-<br />

Kette.)<br />

mRNA kommt in lebenden Zellen nie frei vor. ENTWEDER<br />

wird sie sofort nach der Zellkernausschleusung an Ribosomen<br />

gebunden ODER sie ist an ein Protein assoziiert. In diesem<br />

Falle ist die mRNA schweigend, d.h. die Informationen sind<br />

nicht ablesbar.<br />

Ribosomen bestehen aus einer großen (60 S) und einer kleinen<br />

(20 S) Untereinheit. Die große Untereinheit besteht aus 49, die<br />

kleine aus 33 Proteinen. Der Komplex aus Ribosom und mRNA<br />

heißt Polysom. Freie Polysome produzieren Proteine <strong>für</strong> die<br />

Zelle. An das rauhe Endoplasmatische Retikulum gebundene<br />

Ribosome produzieren Proteine <strong>für</strong> den Zellexport.<br />

Die tRNA hat als Sekundärstruktur die Form eines Kleeblatts.<br />

Am 3'-Ende hat sie eine CCA-Sequenz. An die Ribose des<br />

5. Bioenergetik<br />

1) Thermodynamik<br />

2) Energietransformation, -gewinnung in der Zelle<br />

3) Substratdehydrierung und Energiegewinnung im Mitochondrium<br />

biologische Oxidation<br />

2 H2 + O2 ⇒ 2 H2O + Energie 57 kJ/mol<br />

- Kopplung von Elektronentransport und ATP-Bildung<br />

- Transportfunktion durch Mitochondrienmembran<br />

- oxidativer Streß bei Krankheiten<br />

Ammoniak<br />

ATP<br />

Gro§e<br />

Molek le<br />

Bruchst cke<br />

Acetyl-CoA<br />

Citratzyklus<br />

H2 CO2 H2O<br />

5. Bioenergetik<br />

Adenosinmonophosphats ist eine der 20 Aminosäuren gebunden.<br />

Ein anderer Teil der Kleeblattschleife ist der Anticodon-Bereich.<br />

Er assoziiert mit dem Codon-Bereich der mRNA. So kann jedem<br />

Triplett eine Aminosäure zugeordnet werden. An der tRNA befinden<br />

sich außerdem eine Dihydrouracilschleife und eine TYC-<br />

Schleife. Beide sind zur Regulierung der Schlepperfunktion<br />

nötig. Nur so wird gewährleistet, daß die richtige Aminosäure an<br />

die tRNA gebunden wird, die sich an die entsprechende mRNA<br />

koppelt.<br />

Freie Nucleotide<br />

Sind im Stoffwechsel sehr wichtig.<br />

1) Adenosinmonophosphat (AMP); Adenosindiphosphat (ADP),<br />

Adenosintriphosphat (ATP) sind im Energiestoffwechsel sehr<br />

wichtig.<br />

ATP: Alle Energieprozesse laufen über ATP als spezielle Gruppenübertragung<br />

von Phosphat ab.<br />

cAMP: ist als second messenger bei Vermittlung von Hormonwirkungen<br />

wichtig<br />

2) Cytosintriphosphat (CTP) ist am Fettstoffwechsel beteiligt<br />

3) Uridintriphosphat (UTP) ist am Kohlenhydratstoffwechsel<br />

beteiligt.<br />

4) Guanosintriphosphat (GTP) ist an der Proteinbiosynthese<br />

beteiligt.<br />

5) PAPS „aktives Sulfat“<br />

6) spezielle Nucleotide<br />

NAD + + H + bzw. NADH2 (Nicotinsäureamid-adenindinucleotid)<br />

NADP + + H + bzw. NADPH2 (Nicotinsäureamind-adenindinucleotid-phosphat)<br />

sind als Coenzyme bei Dehydrierungsreaktionen<br />

anwesend. Sie nehmen das entstehende H2 auf.<br />

7) Flavin-System<br />

FAD (Flavin-adenin-dinucleotid) als Coenzym bei Dehydrierungen,<br />

H2-Transport innerhalb einer Zelle besteht aus AMP, Flavin<br />

und Ribitol<br />

FMN (Flavin-mono-nucleotid) besteht aus Riboflavin und<br />

Phosphat.<br />

Riboflavin ist nucleosid-ähnlich und besteht aus Isoalloxazin<br />

und Ribotol. Riboflavin ist ein essentielles Vitamin.<br />

8) Coenzym-A<br />

9) „aktiviertes Methyl“ = S-Adenosylmethionin<br />

Woher kommt die Energie?<br />

Nahrung: Fette, Proteine, Kohlenhydrate<br />

Die Nahrung wird zu CO2, H2O und NH3<br />

abgebaut. Dabei<br />

entsteht chemische Energie (ATP und NADH + ). Mit dieser<br />

Energie werden neue Proteine, Polysaccharide, Fette und Nucleinsäuren<br />

aus Aminosäuren, Zuckern, Fettsäuren und stickstoffhaltigen<br />

Basen aufgebaut.<br />

Thermodynamik<br />

Die Arbeit einer Zelle besteht darin, Biosynthesen durchzuführen,<br />

mechanische Arbeit und Transportarbeit zu leisten. NICHT<br />

darin, Wärme zu produzieren (das wäre Fieber). Es gelten die<br />

Hauptsätze der Thermodynamik.<br />

Biologische Oxidation<br />

1) Stufenweise Umwandlung (es bilden sich energiereiche<br />

Verbindungen)<br />

2) Oxidation durch Enzymkatalysen<br />

3) Verbrennung von C + O2 zu CO2<br />

biologische Oxidation: 2 H2 + O2 wird zu 2 H2O<br />

Wichtige Redoxreaktion<br />

1) Dehydrierung: gesättigte Kohlenwasserstoffe ↔ ungesättigte<br />

Kohlenwasserstoffe + H2O<br />

Beispiel: Succinat ↔ Fumarat + H2 2) Alkohol ↔ 1/2 Aldehyd / Keton +H2<br />

13


Beispiel:<br />

Fumarat HOOC-CH= CH-COOH + H2O<br />

↑<br />

↓<br />

Malat HOOC-CHOH-CH2-COOH<br />

-H2 ↑<br />

↓<br />

Oxalacetat HOOC-CO-CH2-COOH<br />

3) Aldehyd wird zur Säure oxidiert<br />

4) Elektronenübergänge: es wirken Radikale mit<br />

In verschiedenen Zellkompartimenten laufen verschiedene<br />

Redoxreaktionen ab.<br />

Cytosol: NAD + und NADP + abhängige Dehydrogenasen (Fettsäuresynthese).<br />

Mitochondrien: NAD + und flavinabhängige Dehydrogenasen<br />

(Citratzyklus, Fettsäureoxidation), Oxidoreduktasen der Atmungskette.<br />

Mikrosomen: mischfunktionelle Oxygenasen.<br />

Atmungskette<br />

Die Atmungskette besteht aus 4 Reaktionskomplexen und zwei<br />

verbindenden Redoxsystemen, die eine schrittweise Oxidation<br />

des Sauerstoffs und des Wasserstoffs zu Wasser katalysiert.<br />

Würde die Reaktion mit einem Schritt ablaufen, würde so viel<br />

Energie entstehen, daß die Zelle „explodieren“ würde.<br />

Komplex I: NADH2-Ubichinon-Reduktase<br />

Komplex II: Succinat/ETF-Ubichinon-Reduktase<br />

1. verbindendes Redoxsystem: Ubichinon-<br />

Ubihydrochinon-System<br />

Komplex III: Ubihydrochinon-Cytochrom c-Reduktase<br />

2. verbindendes Redoxsystem: Cytochrom c-System<br />

Komplex IV: Cytochrom c-Oxidase<br />

Die Reaktionskomplexe liegen an verschiedenen Orten in der<br />

Mitochondrien-Innenmembran. Die Komplexe I, III und IV<br />

durchdringen die Innenmembran, der Komplex II liegt dem<br />

Matrixraum des Mitochondriums zugewandt. Die Mitochondrien-Innenmembran<br />

ist nur <strong>für</strong> O2, CO2 und H2O durchlässig,<br />

nicht aber <strong>für</strong> H + -Ionen. Durch die Wirkung der Atmungskettenenzyme<br />

wird primär ein Konzentrationsgradient ∆µH+ aufgebaut,<br />

über den dann sekundär Komplex V ATP synthetisieren kann.<br />

Die Atmungskette dient somit einzig und allein der Energiegewinnung,<br />

die unter diesen Voraussetzungen abläuft:<br />

- Substrat liefert H2<br />

- ungehinderter Elektronenfluß<br />

- Elektronen müssen auf O2 übertragen werden.<br />

Energiebilanz der Atmung<br />

ADP + P + E ↔ ATP ca. 30 kJ/Mol<br />

H2 + O2 ↔ H2O + E -235 kJ/Mol<br />

Freigabe von Energie (156 mV ≅ 30 kJ/Mol)<br />

14<br />

NADH + H + → Ubichinon 330 mV ↔ Energie <strong>für</strong><br />

mind 1 ATP liefern<br />

Ubichinon → Cytochrom c 210 mV↔ Energie <strong>für</strong> 1<br />

ATP<br />

Cytochrom c → O2 590 mV↔ Energie <strong>für</strong><br />

mind. 1 ATP<br />

In der Atemkette aus einem Mol Substrat-H2 3 Mol ATP hergestellt.<br />

Weg 1:<br />

NADH2 +3 ADP +3P +1/2 O2 →NAD+ +H + + 3 ATP + H2O<br />

Weg 2:<br />

Succinat + 2 ADP + 2P +1/2 O2 → Fumarat + 2 ATP + H2O<br />

(Komplex 1 wird hier nicht berührt.)<br />

Der P/O-Quotient gibt das Verhältnis vom Phosphat-Verbrauch<br />

zum O2-Verbrauch an.<br />

P/O = Mol ATP gebildet<br />

Mol O2 verbraucht<br />

5. Bioenergetik<br />

Weg 1:<br />

P/O = 3 mol P = 3<br />

1 mol O2<br />

Weg 2:<br />

P/O = 2 mol P = 2<br />

1 mol O2<br />

Der P/O-Quotient hat Einfluß auf die Kontrolle der Atemkette<br />

⇒ Atmungskontrolle<br />

Hypothesen zur ATP-Entstehung<br />

(Theorie nach MITCHELL 1973)<br />

Im Intermembranraum des Mitochondriums ist die H + -<br />

Konzentration hoch und im Matrixraum niedrig: e - wird innerhalb<br />

der inneren Mitochondrienmembran transportiert. Die<br />

Membran ist <strong>für</strong> H + -Ionen undurchlässig, so daß H + -Ionen aktiv<br />

von den Komplexen 1, 3 und 4 durch die Membran transportiert<br />

werden müssen. Die Potentialdifferenz zwischen Intermembranraum<br />

und Matrix liefert die Energie <strong>für</strong> die ATP-Bildung. Die<br />

H + -Ionen aus dem Intermembranraum gelangen bei der ATP-<br />

Bildung wieder in die Mitochondrienmatrix (enzymatischer<br />

Protonenausgleich durch Komplex IV).<br />

ATP-Synthese durch Komplex V<br />

Der Komplex V bestehend aus den Kopplungsfaktoren F0 und<br />

F1. F0 bildet den Protonenkanal zwischen dem M-Raum und<br />

dem C-Raum aus, auf dem F1 im M-Raum sitzt und die Reaktionen<br />

zwischen ADP + Pi zu ATP katalysiert.<br />

Agentien, die die oxidative Phosphorylierung inhibieren<br />

Art der Inhibierung Verbindung Ziel<br />

Hemmung des CN<br />

Elektronentransfers<br />

- , CO, N, AntimCytochromoxiycin, Potenon, Amdase, Komplex I<br />

ytal, Piericidin + III<br />

Hemmung<br />

ATP-Sythese<br />

der Oligomycin Komplex V<br />

Entkopplung von 2,4-Dinitrophenol, hydrophobe<br />

Phosphorylierung Carbonylcyanidphe- Protonencarrier<br />

und Elektronennylhydrazone, T3, T4<br />

transfer<br />

Entkopplungsprotein bildet protonen-<br />

Thermogenin (in leitende Kanäle<br />

Mitos des braunen in der inneren<br />

Fettgewebes) Mitochondrienmembran<br />

des<br />

braunen Fettgewebes<br />

Hemmung des Atractylocid hemmt die<br />

ATP-ADP-<br />

Adeninnucleo-<br />

Austausches<br />

tid-Translokase<br />

Herkunft des Wasserstoffs der Atmungskette<br />

Der Wasserstoff entsteht beim Abbau von<br />

1) Kohlenhydraten<br />

2) Fettsäuren<br />

3) Proteinen<br />

und gelangt über NADH2 zu den Mitochondrien. Da aber das<br />

NADH2 die Mitochondrienmembran nicht passieren kann , ist es<br />

auf H2-Transporter angewiesen. Diese sind Malat, Succinat, β-<br />

Hydroxybutyrat und weitere, denn all diese sind membrangängig.<br />

Das zytoplasmatische NADH2 überträgt seine Protonen auf<br />

Oxalacetat (→ Malat), Fumarat (→Succinat) oder Acetoacetat<br />

(→ β-Hydroxybutyrat). Im M-Raum werden diese Transporter in<br />

Gegenwart von NAD + wieder dehydriert, so daß NADH2 entsteht.<br />

Energiebilanz:<br />

Isocitrat → α-Ketoglutarat 1 NADH2 = 3 ATP<br />

α-Ketoglutarat→ Succinyl-CoA 1 NADH2 = 3 ATP<br />

Succinat → Fumarat 1 FADH2 = 2 ATP<br />

Malat→ Oxalacetat 1 NADH2 = 3 ATP<br />

Succinyl-CoA → Succinat 1 GTP = 1 ATP<br />

Summe : 12 ATP<br />

Entsteht das Acetyl-CoA aus Pyruvat, dann werden auf diesem<br />

Weg weitere 3 ATP gebildet.


Nebenwege der biologischen Oxidation<br />

1) Oxydasen: sie sind meist Flavinenzyme, die eine Dehydrierung<br />

von Substraten mit O2 katalysieren. Es entstehen Superoxidanionen<br />

bzw. H2O2<br />

SH2 + O2 -> S+ 2H+ +O2 -<br />

-> S + H2O2<br />

2) Monooxygenasen: dies sind Hydrolasen und Dioxygenasen<br />

3) Lipoxygenasen: katalysieren den Einbau von O2 in Fettsäuren<br />

mit mindestens 2 Doppelbindungen, so daß Lipohydroperoxide<br />

gebildet werden<br />

R-H + O2 -> R-O-O-H<br />

4) Katalasen und Peroxidasen<br />

5) Superoxid-Dismutasen (SOD): Superoxidanionen reagieren<br />

mit H2O2 zu hochreaktiven Hydroxyradikale<br />

O2 + H2O2 -> O2 + 2OH -<br />

eine Entgiftung wird über SOD erreicht<br />

Erkrankungen durch Mutationen in mitochondrialen Genen<br />

- mitochondriale Enzephalomyelopathie: Mutation im mRNA-<br />

Gen<br />

- Opticus-Atrophie: Punktmutation im Komplex I oder III<br />

Citratzyklus<br />

Der Citratzyklus ist der zentrale Stoffwechselweg und dient dem<br />

Endabbau von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen (AS) zum<br />

Zweck der Energiegewinnung und zur Bereitstellung von Substraten<br />

<strong>für</strong> andere Stoffwechselwege. Deswegen ist der Citratzyklus<br />

ein amphiboler Zyklus, das heißt, er hat sowohl auf- als<br />

auch abbauende Wirkung.<br />

katabol:<br />

α-Ketoglutarat ← Glu, Arg, His, Pro, Ornithin, Citrulin<br />

Fumarat ← Phe, Tyr<br />

amphibol:<br />

Succinyl-CoA ← Methyl-Malonyl CoA (aus Ile, Val,<br />

Homoserin, Thymin, ungeradzahlige FS)<br />

→ Porphyrine Häm<br />

Oxalacetat ↔ Aspartat Purine, Pyrimidine<br />

Acetyl-CoA ← β-Oxidation, Leu, Tyr, Lys<br />

→ Fettsynthese, Steroide<br />

Er ist im Matrixraum des Mitochondriums lokalisiert.<br />

Abbau von Acetyl-CoA und Gewinnung von 8 H + -Ionen.<br />

Anabole Wirkung:<br />

1) Transport von Zwischenprodukten des Citratzyklus durch die<br />

Mitochondrienmembran ins Cytoplasma<br />

2) Teilsequenzen des Citratzyklus sind auch extramitochondrial<br />

gelegen, so daß sie an anabolen Vorgängen teilhaben können.<br />

z.B. Citrat ⇔ α-Ketoglutarat<br />

Fumarat ⇔ Oxalacetat<br />

3) Bereitstellung von Acetyl-CoA <strong>für</strong> die Fettsäuresynthese im<br />

Cytoplasma zytosolisches Citrat + CoA-SH + ATP ⇔ Oxalacetat<br />

+ ADP + Pi + Acetyl-CoA<br />

4) Extramitochondrielle NADP + -Isocitratdehydrogenase katalysiert<br />

die α-Ketoglutarat-Bildung im Cytosol (wichtig <strong>für</strong><br />

Aminosäurestoffwechsel). Die NADPH2-Bildung im Cytosol<br />

(wichtig <strong>für</strong> die De-novo-Fettsynthese).<br />

5) Bereitstellung von Succinyl-CoA <strong>für</strong> Porphyrinsynthese,<br />

Fettstoffwechsel.<br />

Die Konzentrationen der Zwischenprodukte im Citratzyklus sind<br />

sehr konstant bei 10 -4 bis 10 -5 mol/l.<br />

Der Ab- und Zufluß von Zwischenprodukten ist streng geregelt.<br />

Aspartat ⇔ Oxalacetat<br />

Pyruvat + CO2 + ATP ⇔ Oxalacetat + ADP + Pi<br />

Pyruvat + CO2+ NADPH + H + ⇔ Malat + NADP + +<br />

Pyruvat-Decarboxylase-Komplex<br />

Der Pyruvat-Decarboxylase-Komplex ist ein Enzymkomplex aus<br />

3 regulierbaren Enzymen, die als prosthetische Gruppen am<br />

Enzym vorhanden sind:<br />

1) Pyruvatdecarboxylase (Thiaminpyrophosphat)<br />

2) Lipoattransacetylase (Liponamid)<br />

5. Bioenergetik<br />

3) Dihydrolipoatdehydrogenase (FMN)<br />

Cofaktoren sind NAD + und CoA<br />

ATP<br />

Dephosphopyruvatdehydrogenase<br />

(aktiv)<br />

Pi<br />

Pyruvat<br />

PPi<br />

ADP<br />

inhibieren<br />

Kinase<br />

Phosphatase<br />

aktivieren<br />

Mg<br />

Ca<br />

ADP<br />

H<br />

OH<br />

Phosphopyruvatdehydrogenase<br />

(inaktiv)<br />

Wenn viel ATP in der Zelle vorliegt, muß aus Glucose nicht<br />

noch mehr ATP gewonnen werden. Die inaktive Phosphopyruvatdehydrogenase<br />

wird unter ATP-Verbrauch gebildet. Der<br />

Citratzyklus läuft nicht ab, es entsteht kein Wasserstoff und<br />

damit kein ATP mehr. Dies erfolgt so lange, bis soviel ADP da<br />

ist, daß die Kinase gehemmt wird.<br />

Die Pyruvatdehydrogenase kann durch Arsenverbindungen<br />

irreversibel gehemmt werden. Das Arsenit greift die Liponsäure<br />

an. Die Toxizität ist bei Mikroorgansimen höher als beim Menschen.<br />

Darum wurden Arsenitverbindungen zur Behandlung von<br />

Syphillis und Trypanosomen eingesetzt.<br />

Substratkettenphosphorylierung<br />

Unter Substratkettenphosphorylierung versteht man die Bildung<br />

von ATP außerhalb der Atmungskette.<br />

Dies geschieht im Citratzyklus bei der Umsetzung von Succinyl-<br />

CoA zu Succinat.<br />

Aktivatoren und Inhibitoren des Citratzyklus<br />

Enzym Aktivator Inhibitor<br />

Citratsynthase ATP<br />

Isocitratdehydrogenase ADP, Mg 2+ , Mn 2+ ATP;<br />

NADH2<br />

Succinatdehydrogenase Succinat, Fumarat<br />

Oxalacetat<br />

Pyruvatdehydrogenase Pyruvat, ADP,<br />

Mg 2+<br />

Acetyl-CoA,<br />

ATP, NADH<br />

Der Citratzyklus im einzelnen<br />

Acetyl-CoA + Oxalacetat → Citrat + CoA<br />

E: Citrat-Synthestase<br />

Citrat → cis-Aconitat → Isocitrat<br />

E: Aconitase<br />

Isocitrat NAD+ → α-Ketoglutarat + NADH2 ↑ CO2<br />

E: Isocitrat-Dehydrogenase<br />

α-Ketoglutarat + CoA + NAD+ → Succinyl-CoA + NADH2<br />

↑ CO2<br />

E: α-Ketoglutarat-Dehydrogenase<br />

Succinyl-CoA + GDP → Succinat + CoA + GTP<br />

E: Succinyl-CoA-Synthetase<br />

Succinat + FAD + → Fumarat + FADH2<br />

E: Succinat-Dehydrogenase<br />

Fumarat + H2O → Malat<br />

E: Fumarase<br />

Malat + NAD+ → Oxalacetat + NADH2<br />

E: Malat-Dehydrogenase<br />

Energiebilanz des Citratzyklus<br />

1) vier Dehydrierungen, davon 3x mit NAD:<br />

Isocitrat-Dehydrogenase<br />

alpha-Ketoglutarat-Dehydrogenasekomplex<br />

Malat-Dehydrogenase<br />

und 1x mit FAD:<br />

Succinat-Dehydrogenase<br />

ergeben 11 ATP in der biologischen Oxidation<br />

15


2) eine Substratkettenphosphorylierung (GTP zu ATP)<br />

Summe: 12 ATP beim oxidativen Abbau von 1 Acetyl-CoA<br />

(beim Abbau von Pyruvat werden 15 ATP gebildet, da noch 1<br />

NADH2 aus dem Pyruvat-Dehydrogenasekomplex hinzukommt).<br />

16<br />

Malat<br />

Fumarat<br />

Succinat<br />

Glucose<br />

Anaerobe<br />

Glykolyse<br />

2 Lactat<br />

2 Pyruvat<br />

Succinyl-CoA<br />

Oxalacetat<br />

Aerobe<br />

Glykolyse<br />

Acetyl-CoA<br />

Citrat<br />

cis-Aconitat<br />

Isocitrat<br />

alpha-Ketoglutarat<br />

CO 2<br />

6. Kohlenhydrate<br />

Proteine<br />

CO 2<br />

Fette<br />

beta-Oxidation<br />

Allgemeines<br />

Der historisch bedingte Name Kohlenhydrate erklärt sich dadurch,<br />

daß Kohlenhydrate formal aus Kohlenstoff und Wasser<br />

mit der Summenformel Cm (H2O)n bestehen.<br />

Heute faßt man alle Polyhydroxyaldehyde und -ketone und<br />

Verbindungen, die bei Hydrolyse Polyhydroxyaldehyde und -<br />

ketone liefern unter dem Begriff Kohlenhydrate zusammen. Die<br />

Verbindungen zeigen optische Aktivität.<br />

Sie sind:<br />

1) leicht abbaubar, bevorzugtes Substrat <strong>für</strong> Energiegewinnung<br />

(z.B. manche Gewebe sind ausschließlich von Glucose abhängig,<br />

ZNS)<br />

2) Abbau- und Umwandlungsprodukte <strong>für</strong> die Synthese anderer<br />

Kohlenhydrate oder anderer Verbindungen, die keine Kohlenhydrate<br />

sind.<br />

3) Kohlenhydrate sind speicherbar (z.B. Pflanzen: Stärke, Tiere:<br />

Glycogen)<br />

4) Sie haben Stützfunktion<br />

Pflanzen: Zellulose<br />

Athropoden: Chitin (Panzer, „Außenhaut“)<br />

Bakterien: Murein (Vernetzt die Membranen)<br />

5) Sie haben spezielle Funktionen<br />

Glycoproteine: einige Hormone, Rezeptoren, Blutgruppensubstanzen<br />

Glucosaminoglycane: im Bindegewebe, Heparin<br />

Einteilung<br />

Kohlenhydrate werden in Mono-, Di-, Oligo- und Polysaccharide<br />

eingeteilt.<br />

Der einfachste Monosaccharid ist eine Triose (Trioaldose/Trioketose)<br />

mit 3 C-Atomen. Dementsprechend ist ein Monosaccharid<br />

mit 4 C-Atomen eine Tetrose usw.<br />

Hier einmal im Überblick:<br />

Typ Aldose Ketose<br />

Triose D-Glyerinaldehyd Dihydroxyaceton<br />

Tetrose D-Erythrose D-Erythrolose<br />

Pentose D-Ribose D-Ribolose<br />

Hexose D-Glucose D-Fructose<br />

D-Mannose<br />

D-Galactose<br />

Heptose Sedoheptulose<br />

Nonose Sialinsäure<br />

5. Bioenergetik<br />

Malat-Enzym<br />

Dies darf nicht mit der Malat-Dehydrogenase verwechselt<br />

werden, die Malat zu Oxalacetat umwandelt. Die Reaktion sieht<br />

folgendermaßen aus:<br />

Malat + NADP -> Pyruvat + CO2 + NADPH2<br />

Bei der Reaktion handelt es sich um eine dehydrierende Decarboxylierung<br />

und stellt eine wichtige Reaktion zur Bereitstellung<br />

von NADPH2 <strong>für</strong> Synthesen dar. Bei hohen Konzentrationen<br />

von NADPH2 ist die Reaktion auch umkehrbar.<br />

Stoffwechselwege, die Zwischenprodukte des Citratzyklus<br />

verwerten<br />

1) Gluconeogenese<br />

2) Fettsäure- und Cholesterolbiosythese<br />

3) Aminosäuresynthese<br />

4) Porphyrinsynthese<br />

Die Zucker werden eingeteilt nach:<br />

a) Stellung der OH-Gruppe am C-Atom (Fischer-Projektion):<br />

Das am weitesten oxidierte C-Atom steht oben, die OH-Gruppe<br />

am vorletzten C-Atom ist entscheidend. Zeigt sie nach rechts,<br />

liegt der Zucker in D-Form vor, zeigt sie nach links in L-Form.<br />

D-Glucose L-Glucose<br />

O<br />

C<br />

H<br />

O<br />

C<br />

H<br />

HO C H<br />

H C OH<br />

H C OH HO C H<br />

HO C H<br />

HO C H<br />

HO C<br />

H<br />

H<br />

H C OH<br />

H C OH<br />

H C<br />

H<br />

OH<br />

b) Drehrichtung: + = nach rechts, - = nach links<br />

c) im Ring: Die Stellung der anomeren OH-Gruppe am C1 -<br />

Atom entscheidet über α- und β-Form<br />

O<br />

OH<br />

O<br />

α-Hexose β-Hexose<br />

Mutarotation<br />

Beobachtung:α- und β-Form von Glucose haben verschieden<br />

starke Auswirkungen auf die Drehung von polarisiertem Licht.<br />

Wenn man beide Formen in Wasser auflöst, vermischen sich die<br />

Formen. Der Drehwinkel verändert sich so lange, bis ein Gleichgewicht<br />

eingestellt ist.<br />

Im Polarimeter gilt<br />

c= (a * 100)/([a]D 20 * d)<br />

c= Konzentration [g/100 ml]<br />

a= gemessener Drehwinkel<br />

[a]D 20 = spezifische Drehung bei 20°C, 589 nm<br />

d= Schichtdicke [dm]<br />

Die Ringe liegen in verschiedenen Konformationen vor: Sesselform,<br />

Wannenform.<br />

Biologisch wichtige Monosaccharidderivate<br />

a) durch Reduktion der Aldehydgruppen entstehen mehrwertige<br />

Alkohole (z.B. Hexite, Pentite)<br />

OH


Glucose → Sorbitol<br />

Mannose → Mannitol<br />

Galactose → Dulcitol<br />

Fructose → Sorbitol/Mannitol<br />

b) durch Austausch einer sekundären alkoholischen Hydroxylgruppe<br />

gegen eine Aminogruppe entstehen Aminozucker<br />

(z.B. Glucosamin)<br />

c) durch Oxidation:<br />

1. bei Oxidation der terminalen Aldehydgruppen entstehen -<br />

ansäuren (Glucansäuren)<br />

2. bei Oxidation der primären alkoholischen Gruppe entstehen -<br />

uronsäuren (Glucuronsäuren)<br />

3. bei Oxidation beider Gruppen entstehen Zuckersäuren<br />

d) durch Reduktion einer primären oder sekundären alkoholischen<br />

Gruppe entstehen Desoxyzucker (Desoxyribose)<br />

Disaccharide<br />

Disaccharide bestehen aus 2 Zuckern, die unterschiedlich miteinander<br />

verknüpft sein können:<br />

Name Struktur Vorkommen<br />

Maltose Glucose-α-1,4-Glucose Keimende Ceralien,<br />

Stärkeabbauprodukt<br />

Isomaltose Glucose-α-1,6-Glucose Zwischenprodukt im<br />

Stärkeabbau<br />

Lactose Galactose-β-1,4-Glucose Milch<br />

Saccharose Glucose-α-1,2-Fructose Zuckerrohr, Zuckerrübe<br />

(bei Infusionen = parenteraler<br />

Gabe im tierischen<br />

Organismus nicht<br />

abbaubar)<br />

Trehalose Glucose-α-1,1-Glucose Hefe, Hauptzucker der<br />

Hämolymphe von<br />

Insekten<br />

Disaccharide haben je nach Bindungsart unterschiedliche Reduktionsverhalten,<br />

bedingt durch die halbacetalische Bindung an<br />

C1. Ist diese bei beiden Zuckern blockiert, kann sie nicht reduzieren.<br />

Ist jedoch eine Halbacetal-Gruppe nicht blockiert, so<br />

kann der Ring hier geöffnet werden, bildet somit die Aldehyd-<br />

Gruppe aus und kann oxidiert werden.<br />

CH2OH CH2OH H<br />

H<br />

OH<br />

O H<br />

H<br />

H<br />

H<br />

OH<br />

O OH<br />

H<br />

OH<br />

O<br />

H<br />

H OH H OH<br />

CH2OH H O H<br />

H<br />

OH H<br />

Maltose Saccharose<br />

OH<br />

H<br />

OH<br />

O<br />

CH2OH O H<br />

H OH<br />

CH2OH Oligosaccharide<br />

Oligosaccharide bestehen aus bis zu 10 Zuckerresten.<br />

Beispiel Raffinose: Trisaccharid aus Galactose, Fructose und<br />

Glucose (in Rübenmelasse)<br />

Polysaccharide<br />

Polysaccharide bestehen aus mehr als 10 Zuckerresten. Sie<br />

haben die Endung -an (z.B. Glycan). Man teilt die Polysaccharide<br />

in zwei Gruppen, die Homoglykane und die Heteroglykane.<br />

Homoglycane bestehen aus einem Baustein, Heteroglycane<br />

aus verschiedenen.<br />

Glucosestoffwechsel<br />

Die Glucose wird aus dem Darmlumen aufgenommen und über<br />

die Vena portae zur Leber transportiert. Ihre Verstoffwechselung<br />

findet zunächst in der Leber statt.<br />

Hexose -Hexokinase→ Hexose-6-Phosphat<br />

↑ ↓<br />

←⎯⎯⎯⎯<br />

Produkthemmung<br />

Die Hexokinase ist ein unspezifisches Enzym, das durch seine<br />

Produkte gehemmt wird. In der Leber kann Glucose auch durch<br />

die Glucokinase umgesetzt werden.<br />

OH<br />

H<br />

6. Kohlenhydrate<br />

Glucose ⎯Glucokinase→ Glucose-6-Phosphat<br />

Vergleich zwischen Hexose und Glucokinase<br />

Hexokinase Glucokinase<br />

unspezifisch Spezifisch <strong>für</strong> Glucose, nur in der<br />

Leber vorkommend<br />

Bildung von Hexose-6-Phosphat Bildung von Glucose-6-Phosphat<br />

Niedriger Km-Wert (hohe Affi- Hoher Km-Wert (niedrige Affinität)<br />

nitŠt)<br />

⎯ Synthese wird durch Insulin induziert<br />

Produkthemmung Keine Produkthemmung<br />

Glucose-6-Phosphat hat eine zentrale Rolle im Kohlenhydratstoffwechsel:<br />

Glucose<br />

Gluconeogenese<br />

Glykogen<br />

Glucose-6-Phosphat<br />

Glykolyse<br />

Abbau zu Lactat<br />

Pyruvat<br />

Umbau zu<br />

Mannose<br />

Galaktose<br />

Umbau in<br />

Aminozucker,<br />

z.B. NANA<br />

Glycolyse<br />

Zur Glycolyse zählen alle Reaktionen von der Glucose bis zum<br />

Lactat (Milchsäuregärung, wobei manche Organismen z.B.<br />

Hefen nutzen Ethanol, andere Essig- oder Buttersäure). Es ist ein<br />

Vorgang, der ohne Beteiligung des Luftsauerstoffs abläuft, die<br />

sog. anaerobe Glycolyse.<br />

Die Hauptbedeutungen der Glycolyse sind:<br />

Energiegewinnung (ATP)<br />

Substratgewinnung <strong>für</strong> die Atmungskette<br />

Produktgewinnung <strong>für</strong> andere Synthesen<br />

Emden-Meyerhof-Weg<br />

Dieser ist der primäre Stoffwechselweg, der in den Erys, der<br />

Retina und im Knorpelgewebe abläuft (aerobe Glykolyse). Er<br />

dient der Energiegewinnung ohne Anwesenheit von O2. Der<br />

Abbau der Glucose auf dem Weg der Glykolyse bis zum Pyruvat<br />

ist Voraussetzung zum vollständigen Abbau der Glucose im<br />

Citratcyklus. Dabei dienen Intermediate der Glykolyse als<br />

Ausgangsmaterial zur Herstellung von biologisch wichtigen<br />

Produkten im Organismus<br />

Phase 1: Bildung von zerfallsbereitem Fructose-1,6-Bisphosphat<br />

(F1,6P2)<br />

Phase 2: F1,6P2 zerfällt in 2 Triosephosphate, die im Gleichgewicht<br />

stehen<br />

Phase 3: Triosephosphate werden dehydriert<br />

Phase 4: Energiegewinnung in Form von ATP<br />

Phase 5: Lactatbildung<br />

Cori-Zyklus<br />

Dies ist der Kreislauf der/des Glucose/Lactat zwischen Muskel<br />

und Leber/Niere. Die Leber synthetisiert aus Lactat (verbrauchte<br />

Glucose) wieder Glucose, die dann wiederum übers Blut zu den<br />

Muskeln gelangt.<br />

Leber Blut Muskelzelle<br />

Glucose Glucose Glucose<br />

Glucose-6phosphat<br />

Pyruvat<br />

Lactat<br />

Glucose-6phosphat<br />

Pyruvat<br />

17


Alkoholische Gärung<br />

CH3 CH3 ADH<br />

C O C O<br />

COOH H<br />

NADH2 NAD<br />

18<br />

CH 3<br />

C<br />

H<br />

OH<br />

Pasteur-Effekt: Unterdrückung der alkoholischen Gärung durch<br />

Anwesenheit von Sauerstoff<br />

Crabtree-Effekt: Sogenannter umgekehrter Pasteur-Effekt. Es<br />

gibt bestimmte Tumorzellen, die Gärung machen, obwohl genug<br />

Sauerstoff angeboten wird. Wenn ihnen wenig Glucose angeboten<br />

wird, machen sie aerobe Glycolyse, so daß bei einem geringen<br />

Glucoseangebot mehr Energie gewonnen wird als mit einem<br />

hohen Angebot.<br />

6. Kohlenhydrate<br />

Energiebilanz der Glycolyse<br />

Energieausgaben Energiegewinn<br />

Phase 1: 2 mol ATP Phase 3 und 4: 2 mol ATP pro Mol Glycerinaldehyd-3-Phosphat<br />

1 Mol Glucose liefert 2 Mol Glycerinaldehyd-3-<br />

Phosphat → 4 Mol ATP<br />

-2 Mol ATP + 4 Mol ATP<br />

NETTOGEWINN: 2 Mol ATP<br />

Energiebilanz der Atmung<br />

Pyruvat → Acetyl-CoA 1 NADH2 3 ATP<br />

Citratzyklus 3 NADH2 9 ATP<br />

1 FADH2 2 ATP<br />

1 GTP 1 ATP<br />

Glycerinaldehyd-3-Phosphat→1,3-<br />

Bisphosphoglycerat<br />

1 NADH2 3 ATP<br />

Zwischensumme: 18 ATP<br />

Da aus einem Mol Glucose 2 Mol Pyruvat entstehen:<br />

2 * 18 ATP = 36 ATP<br />

Glycolyse-Reaktion 2 ATP<br />

Gesamtsumme: 38 ATP<br />

Hilfs- und Nebenreaktionen der Glykolyse<br />

a) Adenylatkinase<br />

↓<br />

2 ADP ⇔ ATP + AMP<br />

b) Kreatinkinase<br />

↓<br />

ATP + Kreatin ⇔ Kreatinphosphat + ADP (Energiespeicher im<br />

Muskel)<br />

c) ATPasen und Apyrasen: ATP-Spaltung, letzte Anhydridbildung<br />

als „Sicherheitsventil“, so daß dadurch eine ATP-<br />

Anhäufung verhindert wird, ADP wird geliefert, der Stoffwechsel<br />

kann weiterhin erfolgen, NADH2 NAD<br />

d) Dihydroxyaceton-3-Phosphat → Glycerin-3-Phosphat<br />

α-Glyceronphosphat = Barnowski-Enzym<br />

Glycerin-3-Phosphat ist <strong>für</strong> Fett- und Phosphatidsynthese notwendig<br />

und stellt ein Transportsystem <strong>für</strong> H2 vom Cytoplasma<br />

ins Mitochondrium dar.<br />

e) Glycerinkinase<br />

↓<br />

Glyzerin → Glycerin-3-Phosphat<br />

ATP ∩ ADP (∩ bedeutet wird zu)<br />

f) Glyceratdehydrogenase<br />

↓<br />

Glycerat → β-OH-Pyruvat<br />

NAD ∩ NADH2<br />

g) Ausschnitt aus dem Glycolysefluß<br />

1,3-Bisphosphoglycerat→ 2,3-Bisphosphoglycerat<br />

⏐ ⏐<br />

Phosphoglyceratkinase ⏐ 2,3-Bisphosphoglyceratphosphatase<br />

↓ ⏐<br />

3-Phosphoglycerat⎯⎯⎯↵<br />

2,3-Bisphosphoglycerat bewirkt im Erythrozyten die Abnahme<br />

der O2-Affinität des Hämoglobins. Die O2-Abgabe wird gefördert.<br />

RAPOPORT-LÜBERING-WEG<br />

h) Bildung von β-D-Fructose-2,6-bisphosphat in der Leber<br />

F6P-2-Kinase<br />

↓<br />

Fructose-6-Phosphat ⇔ Fructose-2,6-bisphosphat<br />

↑<br />

Phospho- F2,6-P2ase<br />

fructokinase<br />

←<br />

↓aktiviert<br />

F-1,6-P2<br />

F-2,6-P2 ist ein starker Aktivator der Phosphofructokinase →<br />

Schrittmacher-Enzym der Glycolyse<br />

Enzymregulation durch Glucagon<br />

Die Regulation verläuft über zwei Wege, die einander unterstützen.<br />

F6P-2-Kinase ist aktiv. Sie katalysiert die Bildung von Fructose-<br />

2,6-bisphosphat. Wenn der Glucagonspiegel hoch ist, aktiviert<br />

Glucagon die Proteinkinase der Phosphorylasekinase, so daß die<br />

Fructose-6-Phosphat-2-Kinase inaktiv wird. (keine Fructose-2,6-<br />

Bisphosphat-Bildung) Die Phosphofructokinase wird nicht<br />

aktiviert, es wird kein Fructose-1,6-bisphosphat gebildet, die<br />

Glycolyse läuft nicht ab.(Glucose-Bereitstellung)<br />

In Abwesenheit von Glucagon katalysiert Phosphorylasephosphatase<br />

die Rückreaktion.<br />

Fructose-2,6-Bisphosphatase katalysiert die Bildung von Fructose-6-Phosphat<br />

aus Fructose-2,6-bisphosphat. Wenn der Glucagonspiegel<br />

hoch ist, wird eine Proteinkinase aktiviert, die die<br />

inaktive Fructose-2,6-Bisphosphatase aktiviert. Der Abbau von<br />

F-2,6-Bisphosphat zu Fructose-6-Phosphat wird gefördert.<br />

Dadurch wird die Phosphofructokinase nicht aktiviert, und die<br />

Glycolyse läuft nicht ab. (Bereitstellung von Glucose)<br />

In Abwesenheit von Glucagon katalysiert eine Phosphatase die<br />

Rückreaktion.<br />

Gluconeogenese<br />

Die Gluconeogenese ist ein Prozeß der Zuckerneubildung aus<br />

Nichtkohlenhydraten. Sie läuft hauptsächlich in Leber und Niere<br />

und in gewissem Maße auch im Darm ab. Glucose ist <strong>für</strong> die<br />

Energieversorgung des Gehirns, <strong>für</strong> den Citratzyklus und <strong>für</strong> die<br />

Fettsäuresynthese wichtig. Die Prozesse entsprechen weitgehend<br />

der Umkehr der Glycolyse.<br />

Abweichungen:<br />

1) Pyruvat ⇒Oxalacetat (Biotin, ATP, CO2 als Cofaktoren)Pyruvatcarboxylase<br />

Oxalacetat ⇒ Phosphoenolpyruvat (GTP als Cofaktor)<br />

Phosphoenolcarboxykinase<br />

Die Pyruvatcarboxylase befindet sich im Mitochondrium. Das<br />

Pyruvat muß also in das Mitochondrium hinein, wenn es zu<br />

Phosphoenolpyruvat werden soll.<br />

Die Gluconeogenese läuft aber im Cytoplasma ab. Da<strong>für</strong> muß<br />

das Oxalacetat also wieder aus dem Mitochondrium heraus.<br />

Oxalacetat kann die Membran der Mitochondrien nicht passieren.<br />

Darum wird es im Mitochondrium in Stoffe umgewandelt,<br />

die die Membran passieren können. Dies sind Malat und<br />

Aspartat. Diese Stoffe müssen im Cytoplasma wieder in Oxalacetat<br />

zurück geführt werden.<br />

Phosphoenolpyruvat kann die Mitochondrienmembran passieren.<br />

2) Fructose-1,6-Bisphosphat wird durch die Fructose-1,6-<br />

Bisphosphatase zu Fructose-6-Phosphat (Reaktion in Gegenrichtung:<br />

Enzym: Phosphofructokinase).<br />

3) Glucose-6-Phosphat wird über die Glucose-6-Phosphatase zu<br />

Glucose (Gegenrichtung Enzym: Hexokinase/Glucokinase).<br />

Im Muskel kann Glucose-6-Phosphat nicht zu Glucose umgewandelt<br />

werden, weil das zuständige Enzym nicht in der Muskelzelle<br />

vorkommt. Glucose-6-Phosphat wird hier in Glycogen<br />

umgewandelt.


Glycolyse- und Gluconeogeneseregulation<br />

Die Glycolyse und die Gluconeogenese sind in ihren Wirkungen<br />

genau gegensätzlich. Daher wirken einige Aktivatoren der einen<br />

Reaktionskette in der anderen als Hemmer. Die Regulation<br />

erfolgt prinzipiell über zwei Wege:<br />

1) Induktion von Enzymketten bzw. eines Enzyms durch Hormone.<br />

Dies ist ein langsamer Prozeß, weil immer die Proteinbiosynthese<br />

einbezogen ist.<br />

2) Beeinflussen der Enzymaktivität. Dies geschieht über allostorische<br />

Aktivierung oder Hemmung und ist ein schneller<br />

Mechanismus.<br />

Energiebilanz der Gluconeogenese<br />

Für die Neubildung von 1 Mol Glucose aus 2 Mol Pyruvat und<br />

dem Einbau durch Glucose in Glycogen müssen 7 energiereiche<br />

Phosphate aufgebracht werden.<br />

2 Pyruvat → 2 Oxalacetat 2 ATP<br />

2 Oxalacetat → 2 PEP 2 GTP<br />

2, 3-Phospho-glycerat → 2 1,3- 2 ATP<br />

G6P→ G1P → UDP-G<br />

Bisphosphoglycerat<br />

Glycogen 1 UTP<br />

6. Kohlenhydrate<br />

Glycolyse<br />

Enzym Aktivator Induktor Hemmer Repressor<br />

Glucokinase Insulin N-Acetylglucosamin Glucagon<br />

Phosphofruktokinase <br />

Fructose-2,6bisphosphat,<br />

AMP,<br />

Insulin, cAMP<br />

Pyruvatkinase Fructose-1,6bisphosphat<br />

ATP, Citrat, NADH2,<br />

Fettsäuren<br />

Insulin ATP, Citrat, Fettsäuren,<br />

Succinyl-<br />

CoA, NADH2<br />

Glucagon<br />

Gluconeogenese<br />

Enzym Aktivator Induktor Hemmer Repressor<br />

Pyruvatcarboxylase Acetyl-CoA Adrenalin, Glucagon,<br />

Glucocorticoide<br />

ADP Insulin<br />

Phosphoenolpyruvatcarboxylase<br />

Glucocorticoide Insulin<br />

Fructose-1,6- 3-Phosphogly-cerat Adrenalin, Glucagon, Fructose-1,6- Insulin<br />

Bisphosphatase<br />

Glucocorticoide bisphosphat,<br />

AMP<br />

Insulin spielt also eine zentrale Rolle.<br />

Die Enzyminduktion wird über das Nahrungsangebot geregelt:<br />

(Adaptive Enzyme)<br />

Verhalten einiger Enzyme des Kohlenhydratstoffwechsels<br />

Enzym bei KH-reicher im Hunger bzw.<br />

Ernährung Diabetes mellitus<br />

Glucokinase ↑ ↓<br />

PFK ↑ ↓<br />

Pyruvatkinase ↑ ↓<br />

Pyruvatcarboxylase ↓ ↑<br />

PEP-Carboxykinase ↓ ↑<br />

F1,6P2-Phosphokinase ↓ ↑<br />

G6P-Phosphatase ↓ ↑<br />

Glycogensynthetasen ↓<br />

Man erkennt genau eine Adaptation der Enzyme ans Eßverhalten.<br />

Pentose-Phosphat-Weg<br />

(Warburg-Dickens-Horecker-Zyklus, Hexose-Monophosphat-<br />

Shunt, oxidativer Pentosephosphatweg)<br />

Der Horecker-Weg hat eine Bedeutung <strong>für</strong> die Nucleinsäuresynthese,<br />

weil er die notwendigen Pentosen liefert. Er hat<br />

<strong>für</strong> viele reduktive Systeme (z.B. Fettsäuresynthese) Bedeutung,<br />

weil er die notwendige Energie in Form von NADPH2 bereitstellt.<br />

Das Prinzip des Pentose-Phosphat-Weges ist es, aus Glucose-6-<br />

Phosphat über die Oxidation zur Säure und Decarboxylierung<br />

5er Zucker zu produzieren. In diesem ersten Abschnitt wird auch<br />

NADPH2 frei. Im zweiten Abschnitt werden die 5fach Zucker zu<br />

verschiedenen 3 bis 7er Zuckern, die zu Fructose-6-Phosphat<br />

und Glycerinaldehydphosphat werden können. Über das Fructose-6-Phosphat<br />

ist der Zyklus zum Glucose-6-Phosphat geschlossen.<br />

Bilanz:<br />

Pro gebildetes CO2 werden 2 Mol NADPH2 frei. Da Glucose-6phosphat<br />

6 C-Atome hat, werden also 12 Mol NADPH2 gebildet<br />

(Wenn man davon ausgeht, daß aus Fructose-6-Phosphat wieder<br />

Glucose-6-Phosphat gebildet wird und der Zyklus 6 mal durchlaufen<br />

wird, damit unterm Strich ein Mol Glucose-6-phosphat<br />

abgebaut wurde).<br />

In der Atmungskette entstehen aus einem Mol NADPH2 3 Mol<br />

ATP. Maximal könnten also 36 ATP entstehen.<br />

Die Glucose-6-phosphat-dehydrogenase wird durch freie Fettsäuren<br />

gehemmt.<br />

Krankheit: Favismus<br />

Durch Medikamente kann bei einem Glucose-6-phosphat-<br />

Dehydrogenase-Mangel eine hämolytische Krise ausgelöst<br />

werden. Diese wird auch durch den Genuß von Saubohnen<br />

(Vicia faba) ausgelöst (daher der Name).<br />

Bedeutung des Pentosephosphatweges<br />

1) Lieferung von Pentosen <strong>für</strong> die Nucleinsäurebiosynthese<br />

2) Lieferung von NADPH2 <strong>für</strong> die Fettsäuresynthese und andere<br />

reduktive Sythesen (z.B. werden in der laktierenden Mamma bis<br />

zu 60% des G6P gebraucht, um die Fettsäuresynthese zu ermöglichen.<br />

3) bei Mikroorganismen und Pflanzen werden 5-<br />

Phosphoribosyl-1-Pyrophosphate bzw. Erythrose-4-Phosphate<br />

<strong>für</strong> die Synthese von <strong>für</strong> den Menschen essentiellen AS Tryptophan,<br />

Phenylalanin und Histidin verwendet.<br />

4) aus Pentosen können auch Hexosen entstehen<br />

Glycogenstoffwechsel<br />

Wenn im Organismus Glucose einzeln gespeichert werden<br />

würde, würde dies den osmotischen Druck der Zellen so beeinflussen,<br />

daß die Zellen platzen würden. Die osmotische Wirkung<br />

wird nämlich durch die Anzahl der gelöster Teilchen, nicht aber<br />

durch deren Größe beeinflußt. Glycogen wirkt sich nicht so stark<br />

auf den osmotischen Druck aus. Aus diesem Grund bildet der<br />

Körper Glycogen als Speicherform der Glucose.<br />

Zum Glycogenstoffwechsel gehören die Glycogenese = Glycogen-Synthese<br />

und die Glycogenolyse.<br />

Glucose⎯Glucokinase→Glucose-6-Phosphat<br />

Glucose-6-Phosphat⎯Phosphoglucomutase→Glucose-1-<br />

Phosphat<br />

Glucose-1-Phosphat + UTP⎯UDP-Glucose-<br />

Phosphorylase→UDP-Glucose + Phosphatrest<br />

UDP-Glucose + Primer (Startmolekül): Glycogensynthase<br />

knüpft 1,4 glycosidische Bindung zwischen Primer und UDP-G<br />

Brunching-Enzym (= Transglycosidase) knüpft weitere Glucosemoleküle<br />

an (1,6-Bindung), so daß eine baumartige Verzweigung<br />

im Glycogen erreicht wird.<br />

Die Glycogensynthase liegt in 2 Formen vor: d-Form (dependent)<br />

und i-Form (independent).<br />

Die d-Form ist abhängig von Glucose-6-Phosphat. G-6P steigert<br />

die Aktivität der Glycogensynthase (kommt im menschlichen<br />

Organismus nicht vor).<br />

Die i-Form ist unabhängig von G-6P (kommt im menschlichen<br />

Organismus nicht vor). Aktivierungsmechanismus im menschlichen<br />

Körper:<br />

Die Proteinphosphatasen dephosphorylieren, die Proteinkinasen<br />

phosphorylieren die Glycogensynthase.<br />

Glycogenolyse<br />

Abbau des Glycogens zu Glucose<br />

Zunächst spaltet eine Phosphorylase Glucosemoleküle eines<br />

Astes ab. Diese Abspaltung endet jeweils 4 Glucosemoleküle<br />

vor einer 1,6-Bindungsstelle.<br />

Eine Transferase überträgt 3 dieser Reste auf den anderen Ast.<br />

Das Debranchingenzym spaltet den Rest des ehemaligen Astes<br />

ab (Amylo-1,6-glucosidase).<br />

2-Boten-Theorie nach SUTHERLAND<br />

Der first messenger (erster Bote) gelangt an die Zellmembran,<br />

aber nicht in die Zelle. Durch seine Wirkung auf den Rezeptor<br />

19


entsteht in der Zelle ein 2. Bote (second messenger), der die<br />

Information des first messengers in der Zelle weiterleitet.<br />

Es kann eine Aktivierungskaskade eingeleitet werden.<br />

(siehe Vorlesung)<br />

In der Leber gibt es eine α-Amylase, die als Endoamylase wirkt<br />

und Glycogen in der Mitte des Moleküls spaltet. Die immer noch<br />

relativ großen Bruchstücke werden als Primer <strong>für</strong> die Glycogenolyse<br />

aktiv.<br />

Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels<br />

1) Resorption aus dem Magen<br />

2) Glycogenabbau 12 - 16 h (150 g Leberglycogen)<br />

3) Glyconeogenese 2 - 4 h nach Beginn des Glycogenabbaus<br />

Blutzucker<br />

normale BZ-Konzentration: 120 mg /ml<br />

Nierenschwelle > 170 mg /ml<br />

Regulationsmechanismen:<br />

1) Magen, Darm<br />

- langsamer Polysaccharidabbau bewirkt langsame Resorption<br />

- bei großen Glucosemengen stellt der Magen seine Tätigkeit<br />

ein und aus osmotischen Gründen dringt Flüssigkeit aus den<br />

Zellen ins Magenlumen<br />

- bei Glucosemengen >500g wird Erbrechen hervorgerufen.<br />

2) Leber:<br />

- spielt eine zentrale Rolle, hat „glucostatische“ Funktion<br />

a) Blutzucker steigt: Glucose wird in Glykogen eingebaut,<br />

Glucose wird zu Fettsäuren und dann als Triglyceride in Fettzellen<br />

gespeichert (bei Kohlenhydratmast).<br />

b) Blutzucker fällt: Glykogen wird zu Glucose abgebaut, die<br />

Gluconeogenese wird angekurbelt.<br />

3) Hormonelle Regulation:<br />

a) Insulin senkt den Blutzuckerspiegel<br />

b) Adrenalin steigert Glycogenolyse, erhöht den Blutzuckerspiegel<br />

c) Glucagon steigert Glycogenolyse, erhöht den Blutzuckerspiegel<br />

d) Glucocorticoide steigern Gluconeogenese, erhöhen Blutzuckerspiegel<br />

e) STH und ACTH erhöhen Blutzuckerspiegel<br />

f) Schilddrüsenhormone erhöhen Blutzuckerspiegel, nur geringe<br />

Steigerung, da sie den KH-Bedarf heraufsetzen<br />

4) Nervöse Regulation<br />

Sympathikus:<br />

Versuch von Claude Bernard<br />

„Piqûre“ = „Zuckerstich“<br />

Das Verletzen der Fossa rhomboidea führt zum Anstieg der<br />

Blutzuckerkonzentration im Hirn, weil die Reizung des<br />

Sympathicus führt zur Erhöhung des Blutzuckers führt.<br />

a) direkt über Nervenendigungen in der Leber (Noradrenalinfreisetzung)<br />

b) indirekt über Nebennierenmark-Stimulation (Adrenalinfreisetzung)<br />

Parasympathikus:<br />

Reizung des Parasympathikus (Nervus vagus) stimuliert die<br />

Insulinausschüttung und senkt den Blutzucker.<br />

Wenn alle 4 Mechanismen funktionieren ist der Blutzukkerspiegel<br />

ausgeglichen (Euglycämie).<br />

Hyperglycämie führt zur Glucosurie (Glucose im Urin; ab ca.<br />

180 mg/100 ml),<br />

Hypoglycämie führt zur Bewußtlosigkeit.<br />

Ursachen der Glucosurie:<br />

1) Diabetes mellitus (honigsüße Harnruhr)<br />

2) Diabetes innocens (renalis) Glucose kann von den Nierentubuli<br />

nicht reabsorbiert werden.<br />

3) alimentäre Glucosurie (ernährungsbedingt)<br />

Glucagon<br />

Glucagon bewirkt eine Abnahme von Fructose-2,6-bisphosphat<br />

durch:<br />

1) Inaktivierung der Fructose-6-phosphat-2-kinase durch<br />

Phosphorylierung<br />

2) Aktivierung des abbauenden Enzyms Fructose-2,6-<br />

Bisphosphatase durch Phosphorylierung<br />

20<br />

6. Kohlenhydrate<br />

d) Glucocorticoide steigern Gluconeogenese, erhöhen Blutzuckerspiegel<br />

e) Somatotropes Hormon (STH) und Adenocorticotropes Hormon<br />

(ACTH ) erhöhen den Blutzuckerspiegel<br />

f) Schilddrüsenhormone erhöhen den Blutzuckerspiegel (Kohlenhydratbedarf<br />

wird heraufgesetzt).<br />

Kalorischer Wert des Sauerstoffes<br />

Der „kalorische Wert des Sauerstoffes“ ist eine dimensionslose<br />

Zahl. Sie beträgt 5 und ergibt sich durch folgende Rechnung:<br />

800 ml O2 ≅ 1g Glucose<br />

4000 ml O2 ≅x g Glucose<br />

4000 * 1 / 800 =5<br />

Mit einem Mol O2 kann man 30 g Glucose verbrennen. Um 1 g<br />

Glucose zu verbrennen braucht man rechnerisch 32/30 g O2, das<br />

sind 800 ml.<br />

Die Leber speichert ca. 150 g Glycogen, die Muskulatur ca.<br />

350g. Der Körper speichert also ca. 500 g Glycogen. Um 1 Mol<br />

Glucose vollständig zu verbrennen, braucht man 6 Mol O<br />

Glycogenosen<br />

Hierbei handelt es sich um Glycogenspeicherkrankheiten, die<br />

fast immer autosomal rezessiv vererbt werden. Es ist nur eine<br />

gonosomal vererbbare Glycogenose bekannt (Typ 8).<br />

Typ 9 ist keine Speicherkrankheit. Die Glycogensynthase ist<br />

defekt und es kann kein Glycogen gebildet werden.<br />

Stoffwechsel der Glucuronsäure<br />

-uron: Oxidation am 6. C-Atoms eines Zuckers<br />

Aktivierte Glucuronsäure ist Ausgangsstoff bei<br />

a) Ascorbinsäuresynthese (Vitamin C) [bei Mensch, Primaten,<br />

Meerschweinchen nicht möglich].<br />

b) Xylulose-5-phosphat-Bildung im Pentose-Phosphat-Weg<br />

c) Glucuronid-Bildung: mit Bilirubin, Steroiden, Arzneimittelentgiftung<br />

d) Biosynthese von Glucosaminoglycanen<br />

Weitere Monosaccharide<br />

a) Galaktose<br />

Galactose ist ein Epimer der Glucose, das selten in freier Form<br />

vorliegt. Galaktose ist in Lactose, Glycoproteinen und Glycolipiden<br />

enthalten.<br />

Angeborene Störungen = inborn errors of metabolism<br />

1) kongenitale Galactosämie:<br />

Mangel an Galactose-1-phosphat-UDP-Glucose-Transferase,<br />

so daß oxogene Galactose nicht verwertet werden kann.<br />

Symptome: Allgemeine Dystrophie, Hepatosplenomegalie,<br />

Ikterus, Katarakt, Intelligenzstörungen<br />

Diagnostik: Bestimmung der Enzymaktivität im Erythrozyten<br />

und Nachweis der Galactose- und Galactose-1-phosphat-<br />

Anhäufung<br />

2) Galactosediabetes:<br />

Mangel an Galactokinase, so daß sich Nahrungsgalactose anstaut.<br />

Symptome: Allgemeine Dystrophie, Hepatosplenomegalie,<br />

Ikterus, Katarakt, Intelligenzstörungen<br />

Diagnostik: Bestimmung der Enzymaktivität im Erythrozyten<br />

und Bestimmung der Galactosekonzentration im Blut.<br />

Therapie: keine Galactose anbieten<br />

b) D-Mannose<br />

Im Pflanzenreich kommt sie als Polymerzucker (Mannane) und<br />

als Hemicellulose (Pflanzengummi) vor. Im Tierreich kommt sie<br />

regelmäßig in den Glycoproteinen vor.<br />

c) L-Fructose<br />

= 6-Desoxygalactose<br />

Vorkommen:<br />

im Pflanzenreich: in Polysacchariden vieler Meeresalgen<br />

im Tierreich: in Oligosacchariden der Muttermilch (Glycoproteinbestandteil),<br />

in Blutgruppensubstanzen zu 12-18%<br />

d) Laevoluse = Fruchtzucker<br />

D-Fructose


Inulin (Polysaccharid aus Fructose, wird zur Nieren-Clearance<br />

verwendet)<br />

in Topinambur<br />

im Blut von Föten der Mammaliae<br />

in Samenflüssigkeit der Mammaliae<br />

Erkrankungen:<br />

1) Fructosurie: harmlos, durch Mangel an Fructokinase<br />

2) Fructoseintoleranz:<br />

Ursache: Mangel an Phosphofructaldolase, so daß sich Fructose-<br />

1-phosphat anreichert. Dadurch wird die Leber-Phosphorylase<br />

gehemmt. Die Folge ist eine Hemmung des Glycogenabbaus zu<br />

Glucose.<br />

Nach Fructosezufuhr wird der Blutzuckerspiegel extrem gesenkt,<br />

und es kommt zum hypoglycämischen Schock.<br />

Wichtig: An Fructoseintoleranz erkrankte Personen vermeiden<br />

instinktiv süße Speisen. Sie fallen oft durch ein kariesfreies<br />

Gebiß auf.<br />

Dies kann ein Hinweis auf die Stoffwechselkrankheit sein und<br />

sollte vor Operationen beachtet werden. Keine fructosehaltigen<br />

Infusionen verabreichen.<br />

Zusammengesetzte Saccharide<br />

Aminozucker<br />

- Zellwandbestandteil von Bakterien<br />

- als N-Acetylglucosaminpolysaccharid im Chitin von Crustacaen<br />

- in Glycoproteinen und Glucosaminoglycanen<br />

Die N-Gruppe ist meistens substituiert durch Acetyl-, Sulfonyl-<br />

oder Methylgruppen<br />

Biosynthese der Aminozucker<br />

(siehe Vorlesung)<br />

Neuraminsäuren<br />

Sialinsäuren (substituierte Neuraminsäuren, an N und O).<br />

in schleimigen Sekreten: Speichel, Respirationstrakt, Verdauung,<br />

Geschlechtsorgane, Harnorgane<br />

Bildung des N-Acetylneuramins (NANA).<br />

N-Acetylmannosamin + Pyruvat → NANA<br />

NANA wird durch CTP aktiviert zu CMP-NANA:<br />

UTP, GTP, CTP und Dolicholphosphate sind <strong>für</strong> die Glycoproteinsynthese<br />

notwendig.<br />

Glucosaminoglykane<br />

Linearpolymere, die als Polyanionen vorliegen<br />

Bestandteil: N-acetylierten bzw. N-sulfatierte Aminozucker<br />

Uronsäuren<br />

gegebenenfalls auch Estersulfatgruppen<br />

alternierend angeordnet 100 - 1 000 Moleküle<br />

Es gibt 8 verschiedene Typen von Glucosaminoglycanen:<br />

a) Hyaluronat<br />

b) Chondroitinsulfat<br />

Chondroitin-4-Sulfat<br />

Chondroitin-6-sulfat<br />

Dermatansulfat<br />

c) Heparin<br />

Heparansulfat<br />

d) Keratansulfat<br />

Spermien besitzen Hyaluronidaseaktivität, um die Zona pellucida<br />

(aus Hyaluronsäure) der Eizelle durchdringen zu können.<br />

Y-Spermien besitzen mehr Hyaluronidase als die X-Spermien.<br />

An der Spitze des Spermienkopfes befindet sich ein Vesikel, das<br />

Akrosom. Es enthält Enzyme, z.B. Acrosin (Protease und Hyaluronidase).<br />

Außerdem befindet sich hier ein Vorrat an Profilactin<br />

(Komplex aus Profilin und Non-Muskel-Actin). Beim Berühren<br />

des Kopfes mit der Hülle der Eizelle erhöht sich der pH-Wert im<br />

Akrosom.<br />

Das führt zur Dissoziation des Profilactins. Das dabei freigesetzte<br />

G-Actin polymerisiert innerhalb weniger Sekunden zum T-<br />

Actin. Es entsteht so ein ca. 90 µm langes Faserbündel, Akrosomenfortsatz<br />

genannt. Dieser Fortsatz durchbohrt die Hülle der<br />

Eizelle und setzt die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle in<br />

Gang.<br />

6. Kohlenhydrate<br />

Unterschiede zwischen Glycoproteinen und Proteoglycanen<br />

Proteoglycane Glycoproteine<br />

Disaccharideinheiten mit hoher Oligo- und Polysaccharide<br />

Periodizität<br />

unverzweigte, lineare Struktur unregelmäßige Sequenz<br />

meist mehr als 2 Monosaccharidtypen<br />

enthaltend<br />

Murein<br />

Bakterien besitzen eine wasserunlösliche 150 - 350 Å dicke<br />

Zellwand, die ihre zytoplasmatische Membran umgeben. Sie hat<br />

eine große Bedeutung <strong>für</strong> Form, Festigkeit und gewährt einen<br />

osmotischen Schutz. Die innerste Schicht besteht bei allen<br />

Eubakterien aus Murein. Penicillin verhindert die Ausbildung<br />

von Querbrücken zwischen den Peptidketten des Mureinbiosynthese,<br />

so daß es zur Bakteriolyse kommt<br />

Der KH-Anteil besteht aus 2 determiniert angeordneten beta 1,4<br />

glykosidisch verknüpften Monosaccharidderivaten, aus N-<br />

Acetylglucosamin und N-Acetylmuraminsäure. Murein bildet<br />

ein netzartiges Riesenmolekül, das als geschlossener Beutel die<br />

gesamte Bakterienzelle umgibt.<br />

Der Peptidanteil besteht aus D-Aminosäuren (D-Glutamin und<br />

D-Alanin).<br />

Lysozym spaltet Murein, indem es die glykosidische Bindung<br />

angreift.. Es ist in den löslichen Bestandteilen von menschlichen<br />

Sekreten und Hühnereiweiß enthalten.<br />

Es gibt Gram-positive und Gram-negative Bakterien (Bezeichnung<br />

abhängig von bestimmtem Färbeverhalten in der Färbung<br />

nach GRAM).<br />

Bei Grampositiven Bakterien macht der Mureinanteil etwa 10 -<br />

50 % aus. Man findet bei ihnen noch weitere Wandbestandteile<br />

wie<br />

- Teichonsäure: Dies ist ein Polymer aus Glycerol- oder Ribitolphosphat<br />

mit glykosidisch gebundenen Zuckerresten)<br />

- Teichuronsäure: Ein Polymer aus N-Acetylglucosamin und<br />

Glucuronsäure.<br />

- Polysaccharid C: Ein Polymer aus L-Rhemnose und N-<br />

Acetylglucosamin.<br />

Bei Gramnegativen Bakterien beträgt der Anteil des Mureins an<br />

der Zellwand etwa 10 %. Die äußeren Wandteile enthalten<br />

Lipoproteine und Lipopolysaccharide.<br />

Grampositiv<br />

Staphylokokken<br />

10 - 50% Murein<br />

verschiedene bakterienspezifische<br />

Proteine und Zuckerpolymere<br />

(Teichonsäuren,<br />

Teichuronsäuren)<br />

Gramnegativ<br />

Gonokokken, Erreger von<br />

Typhus, Ruhr...<br />

ca. 10 % Murein<br />

Lipopolysaccharide und Polysaccharide<br />

Die äußere Schicht der Zellwand enthält Polysaccharide, die Teil<br />

eines Lipoprotein-Polysaccharid-Komplexes sind. Sie stellen O-<br />

Antigene dar (O = Oberfläche). Die Protein- und Lipidkomplexe<br />

sind relativ einheitlich. Der Polysaccharidanteil zeigt eine riesige<br />

Vielfalt.<br />

Biosynthese des Mureins<br />

Zunächst werden Disaccharide/Dipeptide vom Typ Glc-NAC-<br />

MNAC-(L)-Alg-(D)-Gln-Lys-(D)-Ala-(D)-Ala synthetisiert.<br />

Diese kette ist an NDP gebunden und werden auf ein Pyrophosphatphosphatid<br />

übertragen. Unter Abspaltung des terminalen<br />

D-Ala wird das Murein dann in einer Polymerisations- und<br />

Quervernetzungsreaktion zum Makromolekül zusammengebaut.<br />

Carl Woese (USA)<br />

Er führte Untersuchungen an der 16 S rRNA verschiedener<br />

Lebewesen durch und kam zu den Schlußfolgerungen :<br />

a) Es gibt 3 Organismen-Reiche:<br />

Archaebakterien<br />

Prokaryoten<br />

Eukaryoten<br />

b) Eukaryoten sind nicht einfach eine Höherentwicklung der<br />

Prokaryoten. Sondern wichtige Teile der eukaryotische Zellen<br />

haben sich parallel zu den beiden anderen Reichen der Eubak-<br />

21


terien (= richtige Bakterien) und Archaebakterien aus gemeinsamen<br />

hypothetischen Vorfahren (Progemoten) entwickelt. Die<br />

Gruppen haben 10 % der Basensequenzen gemeinsam.<br />

c) Es gibt 5 verschiedenen Gruppen von Archaebakterien.<br />

Methanbakterien<br />

halophile Bakterien<br />

7. Lipide<br />

(Alle kursiv gedruckten Stoffnamen weisen darauf hin, daß in<br />

der Vorlesung die Formel gezeigt wird. Teilweise im mündlichen<br />

Physikum gefragt)<br />

Definition<br />

Heterogene Gruppe aus chemisch nicht verwandten Gruppen<br />

von Naturstoffen, die in Pflanzen, im Tierreich und auch in<br />

Bakterien weit verbreitet sind. Die Untergruppen besitzen teilweise<br />

nur eine sehr entfernte chemische Verwandtschaft. Als<br />

gemeinsame Eigenschaft haben sie ihr schlechtes Löslichkeitsverhalten<br />

in Wasser und aufgrund des Besitzes lipophiler Gruppen<br />

ihre gute Löslichkeit in apolaren Lösungsmitteln wie Ether,<br />

Chloroform, Benzol und anderen organischen Lösungsmitteln.<br />

Aufgaben<br />

Nahrungsbestandteil<br />

- hoher Energiegehalt<br />

- essentielle Fettsäuren<br />

- Resorption fettlöslicher Vitamine (E, D, K, A)<br />

Depotfett<br />

- Energiereserve<br />

- Wärmeisolierung<br />

Organfett<br />

- mechanischer und Thermischer Schutz<br />

Lipoproteine<br />

- Membranen, Zellorganellen, topochemische Selektion<br />

- Lipidtransport im Blut<br />

Lipide im ZNS<br />

- Isolatorfunktion<br />

- Beteiligung an bioelektrischen Vorgängen<br />

- Bindung von Transmittern und Giften<br />

Carotinoide<br />

- Vorläufer <strong>für</strong> Vitamine<br />

Einteilung nach Bloor<br />

1) Einfache Lipide:<br />

a) Ester der FS mit Glycerol<br />

- Triglyceride = Neutralfette = Triacylglycerole<br />

b) Ester der FS mit anderen Alkoholen<br />

- Wachse (1wertige Alk. + FS)<br />

2) Komplexe Lipide:<br />

a) Phospholipide:<br />

Glycerolphosphatide<br />

Sphingosinphosphatide<br />

b) Glycolipide<br />

Sphingoglycolipide<br />

c) andere komplexe Lipide<br />

Lipoproteine<br />

Sulfolipide<br />

Aminolipide<br />

d) Vorläufer von Lipiden und abgeleitete Lipide<br />

Vorläufer von abgeleitete Lipide<br />

Lipiden<br />

FS Steroide<br />

Fettaldehyde Alkohole in Verbindung mit Glycerol<br />

Glycerol Ketonkörper<br />

fettlösliche Vitamine und Hormone<br />

Carotinoide (Lipochrome<br />

Allgemeiner Aufbau von Triglyceriden<br />

Wachse<br />

Ester höherer FS und höherer einwertiger Alkohole<br />

22<br />

6. Kohlenhydrate<br />

thermoazidophile Gattungen<br />

Die Vermehrung wird durch Antibiotika nicht inhibiert, weil<br />

diese Bakterien ein Pseudomurein enthalten, dessen Biosynthese<br />

durch Chloramphenicol, Streptomycin und Rifampicin nicht<br />

gestört wird.<br />

Bienenwachs besteht in der Hauptsache aus Cerotinsäure<br />

C25H51COOH und Myricin, dem Palmitinsäure-Myricylester.<br />

Walrat in den Schädelknochen verschiedener Walarten besteht<br />

vor allem aus Palmitinsäure-Cetylester.<br />

Canolin ist reich an Cholesterol, Lanolinalkoholen und FS.<br />

Phospholipide<br />

Phosphatidsäure: Grundstoff der Phosphatide, die an Glycerin<br />

entstehen<br />

Glyceronphosphatide:<br />

Diphosphatidylglycerol (Cardiolipin)<br />

Lecithin: Surfactant der Lunge, Zellmembranbestandteil<br />

Kephaline: Phosphatidsäure + Ethanolamin = Phosphatidylethanolamin<br />

Phosphatidylinositol = Inositphosphatid<br />

Phosphatidylserin = Serinkephaline<br />

Plasmalogene<br />

Cardiolipide<br />

Sphingosinphosphatide<br />

Sphingosin !!!!!WICHTIG Die Fettsäure wird an der NH-<br />

Gruppe gebunden, der Phosphorsäurerest an die OH-Gruppe<br />

Sphingomyelin<br />

Cardiomyelin<br />

Lysolecithin: Plasmalogen; 10% aller Lipide<br />

Glycolipide<br />

Anstatt eines Phosphatrestes enthalten sie einen Zuckerrest.<br />

Sphingosinderivate:<br />

Cerebrosid (Ceramid + Monosaccharid)<br />

Sulfatide (Ceramid + Sulfomonosaccharid)<br />

Ganglioside (Ceramid + komplexer KH-Anteil)<br />

Steroide<br />

Sterolgrundgerüst<br />

Cholesterol: nur in tierischen Fetten, in allen Zellen<br />

Koprosterol (aus Bakterien des Darmes)<br />

Ergosterol: pflanzlich, Provitamin <strong>für</strong> Vitamin D2<br />

Sitosterol<br />

Stigmasterol/Phytosterol<br />

Wichtige Steroide:<br />

- Gallensäuren<br />

- D-Vitamine<br />

- Sexualhormone<br />

- NNR-Hormone<br />

- pflanzliche Steroide (Herzglycoside)<br />

- Krötengifte<br />

Carotinoide<br />

Vorkommen im Pflanzen- und Tierreich, aber immer pflanzlichen<br />

Ursprungs.<br />

β-Carotin, α-Carotin, γ-Carotin, Kryptoxanthin als Vitamin A-<br />

Vorstufen<br />

Zeaxanthin als Maisfarbstoff,<br />

Lycopin als Tomatenfarbstoff,<br />

Lutein als Blattxantophyll,<br />

Squalen als Zwischenprodukt der Cholesterinbiosynthese,<br />

farblos aber mit Lycopin verwandt.<br />

Phytol im Chlorophyll<br />

Lipoproteine<br />

Funktion: Fetttransport im Blut


Lipide im Blut sind: Triglyceride, Phospholipide, Ester und zu<br />

5% freie Fettsäuren.<br />

Die verschiedenen Fraktionen können mit der Elektrophorese<br />

getrennt werden. Die Wanderung erfolgt in Richtung Kathode.<br />

Am negativen Pol bleiben die Chylomikrone, es folgen die β-<br />

Lipoproteine (low density lipoproteins = LDL), die prä-β-<br />

Lipoproteine (very low density lipoproteins = VLDL) und die α-<br />

Lipoproteine (high density lipoproteins = HDL). Die Bezeichnungen<br />

VLDL (entstehen in der Leber, <strong>für</strong> den Transport von<br />

Triglyceriden), LDL (entstehen im Blut durch Abbau) und HDL<br />

(entstehen in der Leber, phosphatidreich)bezeichnen das Verhalten<br />

der Lipoproteine in der Ultrazentrifuge, also ihre Dichte.<br />

Chylomikronen<br />

Durchmesser 0,5µm<br />

Die Chylomikronen werden in den Darmmukosazellen gebildet,<br />

gelangen von dort in die Lymphbahn (Ductus thoracicus) und<br />

über den linken Venenwinkel ins Blut. Sie enthalten große<br />

Mengen an Trigylceriden, Cholesterol (frei und verestert),<br />

Phospholipide und wenig Protein.<br />

Fettsäuren mit weniger als 12 C-Atomen werden im Pfortaderblut<br />

als unveresterte freie Fettsäuren zur Leber transportiert.<br />

Aufbau und Zusammensetzung von Chylomikronen, VLDL, LDL<br />

und HDL.<br />

Apolipoproteine: Transportproteine <strong>für</strong> die Lipide, die in den<br />

Lipoproteinen enthalten sind.<br />

Es gibt 7 Gruppen, die alle spezielle Funktionen haben.<br />

Krankheiten<br />

Hypolipoproteinämien<br />

Familiärer α-Lipoprotein-Mangel (Tangier) genetisch bedingt;<br />

bei homozygoten Trägern des Merkmals wird kein<br />

HDL gebildet, so daß Cholesterolester in verschiedenen Organen<br />

akkumulieren (besonders im Monozyten-<br />

Phagozytose-System). gelblich-weiße Tonsillen, Schaumzellen<br />

im Knochenmark.<br />

A-α-Lipoproteinämie (Bassen-Kornzweig-Syndrom)<br />

Es wird kein Apolipoprotein B gebildet, so daß die Blutlipide,<br />

besonders Acylglycerole, stark sinken. Sie akkumulieren<br />

in Darm und Leber. Die Resorption von Nahrung ist im<br />

Darm stark beeinträchtigt. Es kommt zu Fettstühlen (Steatorrhoe),<br />

Zellmembranstörungen, Akanthozytose der Erythrozyten<br />

(Stachelzellen) und im ZNS zu Bewegungsstörungen<br />

(Ataxie) und zu Retinitis pigmentosa.<br />

Familiäre Hypo-β-Lipoproteinämie:<br />

Die LDL-Konzentration erreicht nur 10 bis 50% des Normalwertes,<br />

weil zu wenig Apolipoprotein B gebildet wird.<br />

Die Individuen sind meist gesund.<br />

Hyperproteinämien<br />

Einteilung nach Fredrickson in 6 Typen<br />

Risikofaktor <strong>für</strong> Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gehirnerkrankungen.<br />

Fettsäuren<br />

Einteilung in gesättigte, einfach oder mehrfach ungesättigte,<br />

verzweigte Fettsäuren, Hydroxyfettsäuren und Fettsäuren mit<br />

cyclischen Resten (Chaulmograsäure).<br />

Abbau der Fette<br />

1) enzymatische Hydrolyse durch Lipasen: Triacylglycerol ⇒<br />

freie Fettsäure + Alkohol<br />

2) chemische Hydrolyse<br />

a) Verseifung: alkalisch; es entsteht ein Natrium-Salz der Fettsäure<br />

und Alkohol.<br />

b) saure Hydrolyse: Es entstehen freie Fettsäuren und Alkohol.<br />

An ungesättigten Fettsäuren finden leicht Oxidationen statt. Es<br />

entstehen Peroxide, die als radikale Zwischenprodukte den<br />

Organismus angreifen.<br />

7. Lipide<br />

Vitamin E ist ein Antioxidationsmittel, das die Peroxidbildung<br />

verhindert.<br />

Zellmembranaufbau, -funktion<br />

(vergleiche Vorlesung)<br />

50% Proteine<br />

30% Phospholipide<br />

5% Kohlenhydrate<br />

5% Cholesterol<br />

Lipidstoffwechsel<br />

Das Fettgewebe befindet sich in dynamischen Auf- und Abbau.<br />

Lipolyse<br />

Triglyceride → freie Fettsäuren + Glycerol<br />

↑<br />

Hormonsensitive Lipase<br />

↑<br />

cAMP<br />

↑<br />

Hormon<br />

Die Fettsäuren werden verwendet <strong>für</strong>:<br />

A) Synthese weiterer Lipide, Phospholipide, Lipoproteine und<br />

Abgabe ans Blut<br />

B) Abbau oder in Gegenwart von Glucose Resynthese von<br />

Fetten<br />

β-Oxidation<br />

(vergleiche Vorlesung)<br />

Abbau (mehrfach) ungesättigter Fettsäuren<br />

Abbau verzweigtkettiger Fettsäuren<br />

Fettsäure-Biosynthese<br />

(vergleiche Vorlesung)<br />

1) Im Mitochondrium findet eine Fettsäureketten-Verlängerung<br />

statt, die der Umkehrung der β-Oxidation entspricht aber durch<br />

andere Enzyme katalysiert wird.<br />

2) Im Mikrosom findet eine Fettsäurekettenverlängerung statt.<br />

3) De-novo-Fettsäuresynthese im Cytoplasma von Leber, Niere,<br />

Lunge, Fettgewebe und Brustdrüse. Es sind notwendig: Acetyl-<br />

Coenzym A, ATP, NADPH2 , Mangan, HCO3 -<br />

Schritte:<br />

a) Acetyl-CoA ⎯Acetyl-CoA-Carboxylase→ Malonyl-CoA<br />

Cofaktoren: ATP, Carboxybiotin<br />

b) Die eigentliche Fettsynthese findet an einem Enzym-Komplex<br />

statt (Multienzymkomplex).<br />

Regulation der De-novo-Fettsäuresynthese<br />

1) Acetyl-CoA (entsteht im Kohlenhydratstoffwechsel) muß<br />

vorhanden sein. Die Bereitstellung ist regelbar.<br />

2) ATP muß vorhanden sein<br />

3) Das Schrittmacher-Enzym Acetyl-CoA-Carboxylase ist<br />

allosterisch. Es wird durch Citrat aktiviert und durch langkettige<br />

Fettsäuren gehemmt.<br />

Das Citrat wird im Mitochondrium gebildet und kann dessen<br />

Membran passieren. Es gelangt ins Cytoplasma und aktiviert<br />

dort die Acetyl-CoA-Carboxylase. Ein anderer Weg führt über<br />

die ATP-Citratlyase zum Oxalacetat, das über Malat zu Pyruvat<br />

wird. Pyruvat kann wieder ins Mitochondrium zurück und steht<br />

dort der Acetyl-CoA-Bildung zur Verfügung. (vergleiche Vorlesung)<br />

Regelung: Wenn der Citratzyklus gehemmt ist, entsteht Citrat,<br />

das das Mitochondrium verläßt. Es wird über Pyruvat zu Acetyl-<br />

CoA (s.o.) und somit entsteht Acetyl-CoA, das zur De-novo-<br />

Fettsäuresynthese genutzt werden kann. Bei der Bildung von<br />

Pyruvat aus Malat entsteht außerdem NADPH2 , das ebenfalls<br />

nötig ist.<br />

Quellen <strong>für</strong> NADPH2:<br />

1) Pentose-Phosphat-Weg (Horrecker-Zyklus)<br />

2) Citrat-Abbau<br />

3) Zytoplasmatische Isocitratdehydrogenase<br />

23


4) Malatenzym, wenn aus Malat Pyruvat wird<br />

Wenn viele Kohlenhydrate vorhanden sind, ist der Insulin-<br />

Spiegel hoch und gleichzeitig der Glucagon-Spiegel niedrig.<br />

Insulin induziert die Acetyl-CoA-Carboxylase, so daß Fettsäuren<br />

produziert werden. Gleichzeitig hemmt der ebenfalls vorhandene<br />

hohe Malonyl-CoA-Spiegel die Carnitin-Acyl-CoA-Transferase.<br />

Daher werden die entstehenden Fettsäuren nicht sofort wieder<br />

abgebaut (das wäre ja auch Unsinn). In der De-novo-<br />

Fettsäuresynthese entsteht nun Acyl-CoA, das ab einer bestimmten<br />

Konzentration die Acetyl-CoA-Carboxylase hemmt. Damit<br />

ist der Regelkreis geschlossen.<br />

Wenn der Glucagon-Spiegel steigt, wird die Acetyl-CoA-<br />

Carboxylase gehemmt. Die Malonyl-CoA-Konzentration und die<br />

Acyl-CoA-Konzentration sinken ebenfalls, so daß die Carnitin-<br />

Acyl-CoA-Transferase aktiv wird und es zu gesteigerten β-<br />

Oxidation kommt. Die Lipolyse ist ebenfalls gesteigert.<br />

Ketogenese und Ketolyse<br />

(vergleiche Vorlesung)<br />

Zu den Ketonkörpern werden in der <strong>Biochemie</strong> Acetoacetat,<br />

Aceton und β-Hydroxybutyrat (-buttersäure) gezählt.<br />

Die Ketogenese findet nur in der Leber statt.<br />

Ketonkörper entstehen vermehrt bei Hunger und im Insulinmangel<br />

(absolut und relativ).<br />

Bei Insulinmangel ist die Blutglucosekonzentration sehr hoch<br />

aber die Glucose kann nicht in die Zellen gelangen (Leber). Es<br />

wird viel Glucose mit dem Urin ausgeschieden (Nierenschwelle<br />

bei 180 mg/100 ml).<br />

In den Zellen kommt es zum Energiemangel. Daher wird die<br />

Lipolyse gesteigert. Die Konzentration freier Fettsäuren steigt<br />

an. Es entsteht im Fettsäureabbau viel Acetyl-CoA. Weil einige<br />

Organe unbedingt Glucose benötigen, wird die Gluconeogenese<br />

in Gang gesetzt. Es kommt zu einem Oxalacetatmangel, weil die<br />

Gluconeogenese viel Oxalacetat verbraucht. Nun steht dem<br />

Citratzyklus nicht mehr genug Oxalacetat zur Verfügung, und er<br />

kommt zum Erliegen. Das Acetyl-CoA kann nicht mehr im<br />

Citratzyklus abgebaut werden und wird zur Ketogenese verwendet.<br />

Die Gluconeogenese ist immer mit einer Ketogenese verbunden!<br />

normale Ketonkörperkonzentration im Blut; 1,5 - 2 mg/100 ml<br />

Blut<br />

Wenn zu viele Ketonkörper im Blut sind, sinkt der pH-Wert und<br />

es kommt zur dekompensierten Azidose.<br />

Aceton hat narkotische Eigenschaften, so daß ein Coma diabeticum<br />

möglich ist.<br />

Ketolyse<br />

(vergleiche Vorlesung)<br />

3 Wege<br />

1) Direkte Aktivierung der Ketonkörper mit Acetoacetyl-CoA-<br />

Synthetase<br />

2) Acetoacetat + Succinyl-CoA ⇒ Acetoacetyl-CoA + Succinat<br />

Austauschreaktion<br />

3) Aceton wird über verschiedene Wege zu Lactat.<br />

Herzmuskel, Muskulatur, Gehirn und die laktierende Mamma<br />

können Ketonkörper verstoffwechseln.<br />

Biogenese der Lipide<br />

1) Bildung von Acyl-CoA auf dem Weg der Fettsäure-Synthese<br />

2) Bereitstellung von Glycerin-3-Phosphat:<br />

a) Glycerol ⎯Glycerolkinase→ Glycerin-3-Phosphat<br />

Funktioniert nicht im menschlichen Fettgewebe, weil das<br />

Enzym fehlt.<br />

b) Dihydroxyacetonphosphat (DoAP) ⎯Glycerinphosphatdehydrogenase→<br />

Glycerin-3-Phosphat<br />

Coenzym: NADH2<br />

Glycerin-3-Phosphat + Acyl-CoA ⎯Transferase→Lysophosphat<br />

1,2-Diacylglycerol + Acyl-CoA ⎯Transferase → Triacylglycerol<br />

24<br />

7. Lipide<br />

In den Darmmucosazellen wird die Phosphatidsäure umgangen.<br />

Aus Glycerol entsteht Monoacylglycerol, das über ein Diacylglycerol<br />

wieder zum Triacylglycerol wird.<br />

3) DoAP + Acyl-CoA→<br />

Monoacylgylcerin-3-Phosphat + NADPH→ Lysophosphatidsäure<br />

+ Acyl-CoA →Phosphatidsäure ⎯Phosphatase→ 1,2-<br />

Diacylglycerol + Acyl-CoA → Triacylglycerol<br />

Biogenese der Phosphatide<br />

Aus Glycerol-3-Phosphat entstehen über Phosphatidsäure entweder<br />

Phosphatidylinositol oder Lecithine, Kephaline und<br />

Serin-Kephaline. (vergleiche Vorlesung)<br />

Abbau von Phospholipiden<br />

Es gibt verschiedene Phospholipasen, die die Phosphatide an<br />

definierter Stellen angreifen.<br />

Phospholipase A1 /A2 /B : Trennen die Acyl-Gruppe vom<br />

Glycerin an C1 und C2.<br />

Ein Enzym der Mucosazellen, einiger Organe und Mikroorganismen<br />

spaltet die Bindung zum Phosphatrest zum Glycerin.<br />

Biogenese sphingosinhaltiger Lipide<br />

1) Bildung des Sphingosins<br />

a) Palmityl-CoA → Palmital-CoA<br />

Palmital-CoA + Serin ⎯(-CO2; -H2) → Sphingosin<br />

2) Sphingomyelin-Synthese<br />

An die OH-Gruppe des Sphingosins wird Cholin angehängt, an<br />

die NH2-Gruppe wird eine langkettige Fettsäure angelagert. !!<br />

Hier wird die Fettsäure nicht an die OH-Gruppe gebunden.<br />

3) Synthese der Sphingoglycolipide<br />

a) Cerebroside<br />

An die OH-Gruppe der Sphingosins wird ein Zucker angelagert<br />

(Galactose, Glucose), An die NH2-Gruppe kommt ein Acyl-Rest.<br />

b) Ganglioside<br />

Im Vergleich zu den Cerebrosiden werden hier auch<br />

Galactoseneuraminacetat oder NANA an die OH-Gruppe<br />

gelagert.<br />

Abbaudefekte von Lipiden<br />

Krankheit<br />

Niemann-Pick: Sphingomyelin-Abbau gestört Sphingomyelin-Ablagerungen<br />

in Leber und Milz (Hepato-spleno-megalie)<br />

Enzymdefekt: Ceramid-<br />

Phosphorylcholin spaltendes Enzym<br />

Tay-Sachs: Ganglioside werden gespeichert, geistige<br />

Retardierung, Blindheit, Demyelinisierung<br />

von Nerven Enzymdefekt. Hexosaminolase<br />

Gaucher: Ceramin-β-Glucose-Speicherung Hepatosplenomegalie,<br />

geistige Retardierung,<br />

Enzymdefekt: β-Glucosidase<br />

Cholesterol<br />

Es ist ein wichtiges Zoosterol und Bestandteil von Zellmembranen.<br />

Die OH-Gruppe am C3 besitzt einen alkoholischen Charakter.<br />

Die Synthese des Cholesterols wird in allen Zellen betrieben,<br />

besonders in den Hepatozyten.<br />

Die Aufnahme des exogenen Cholesterols über den Darm ist ein<br />

limitierter Prozeß, von dem auch die Synthese des endogenen<br />

abhängt.<br />

Stoffwechsel und Synthese der Steroide<br />

Synthese der Gallensäuren<br />

1) Hydrierung der 5-Doppelbindung<br />

2) Isomerisierung der 3 beta- zur 3 alpha-OH-Gruppe<br />

3) Hydroxylierungen in den Positionen 7 alpha und 12 alpha<br />

4) oxidative Verkürzung der Seitenketten und Konjugation mit<br />

Taurin bzw. Glycin<br />

Man unterscheidet primäre von sekundären Gallensäuren. Zu<br />

den primären gehören die Taurocholsäure und die Glycocholsäure.<br />

Bakterien im Darm verändern diese primären Gallensäuren<br />

durch Dekonjugation und 7-alpha-Dehydroxylierung, so daß<br />

sekundäre Gallensäuren entstehen (Desoxycholsäure, Lithocholsäure).<br />

Die Gallensäuren haben eine emulgierende Wirkung auf Fette<br />

und dienen somit der Verdauung. Weiterhin aktivieren sie die


Pankreaslipase und bilden mit FS Choleinsäuren. Auch regen sie<br />

die Peristaltik an.<br />

Aufbau der Lipoproteine<br />

Sie sind aufgebaut aus Phospholipiden, Cholesterylester, Triacylglycerole,<br />

nicht polare Lipide, amplipathische Lipide, Apoproteinen<br />

B + C und freiem Cholesterol.<br />

LDL-Rezeptoren<br />

Diese bestehen aus 5 Domänen:<br />

1) LDL-bindende Domäne mit 292 Resten<br />

2) eine Domäne mit N-gebundenem Zucker (350 Reste)<br />

3) eine Domäne mit O-gebundenen Zuckern (58 Reste)<br />

4) transmembranale Domäne mit 22 Resten<br />

5) cytosolische Domäne mit 50 Resten<br />

Krankheit: LDL-Rezeptor kann nicht gebildet werden<br />

Therapie: Transplantation der Leber<br />

FFA (freie Fettsäuren)<br />

Ein Anstieg im Serum ist bei erhöhter Lipolyse oder erhöhter<br />

Tätigkeit der Lipoproteinlipase zu verzeichnen. Dann wird es im<br />

Serum an Albumin gebunden. Im Hungerzustand wird 25 - 50 %<br />

des Energiebedarfs aus FS gedeckt.<br />

Grundsätzliche Veränderungen bei Arteriosklerose<br />

Bei Arteriosklerose ist eine erhöhte LDL-Konzentration im<br />

Plasma zu messen. Diese bewirkt eine vermehrte Einwanderung<br />

von LDL in die Gefäßwand, besonders in geschädigtes Endothel.<br />

Dort kommt es zu einer Anreicherung der LDL, insbesondere<br />

biochemisch modifizierten LDL-Molekülen (z.B. Oxidation,<br />

Gluthatierung), welche eine hohe Affinität zu bestimmten<br />

Matrixproteinen (Proteoglykane) haben.<br />

Auch normale LDL-Moleküle können in der Gefäßwand durch<br />

Endothelzellen, Makrophagen und glatte Muskulatur oxidativ<br />

verändert werden, ein Prozeß, der nicht zu deren Fixierung in<br />

der extrazellulären Matrix führt.<br />

Die oxidierte LDL-Moleküle besitzen Schlüsselfunktionen bei<br />

der Arterioskleroseentstehung (Akkumulation, chemotaktischer<br />

Reiz <strong>für</strong> zirkulierende Monozyten über MCP-<br />

Synthesesteigerung (MCP: Monozyten-chemotaktisches Protein).<br />

Somit kommt es zu einer Einwanderung von Monozyten in die<br />

Gefäßwand, so daß diese zwischen den Endothelzellen in den<br />

subendothelialen Raum gelangen. Dort differenzieren sie sich zu<br />

Makrophagen, nehmen Lipide auf und speichern sie. Dies führt<br />

zur Bildung sogenannter Schaumzellen.<br />

Die Aufnahme der Lipide erfolgt über Scevenger-Rezeptoren,<br />

die nur modifizierte LDL-Moleküle binden. Deren Aufnahme<br />

erfolgt nicht bedarfsorientiert. Makrophagen können über 100<br />

verschiedene biologisch aktive Substanzen sezernieren und<br />

beeinflussen damit den Gefäßwandstoffwechsel. Auch aus<br />

glatten Muskelzellen können Schaumzellen entstehen, wobei<br />

dieser Mechanismus noch ungeklärt ist. Eine Aktivierung und<br />

Proliferation glatter Muskelzellen führt zur Synthese und Ablagerung<br />

von Bindegewebskomponenten, insbesondere von Kollagen,<br />

und damit zum Verlust ihrer kontraktilen Funktion.<br />

Die auslösenden Faktoren sind wieder vor allem oxidierte LDL,<br />

die chemotaktisch auf glatte Muskelzellen wirken.<br />

Man nimmt weiter an, daß Lipoproteine direkt oder als CO2-<br />

Mitogene und als Modulatoren autokriner Wachstumsfaktoren<br />

wirken können.<br />

Mögliche Mechanismen des Cholesterolsenkenden Effekts<br />

mehrfach ungesättigter FS<br />

- Stimulation der Cholesterolausscheidung über die Galle<br />

- Stimulation der Umwandlung von Cholesterol in Gallensäure<br />

- Umlagerung des Cholesterols aus dem Plasma in das Gewebe<br />

aufgrund einer up-Regulation der LDL-Rezeptoren, damit<br />

verstärkte Aufnahme der LDL-Moleküle mit nachfolgendem<br />

Abbau.<br />

7. Lipide<br />

Verdauung<br />

Zerlegung der Nahrung in Bestandteile, die vom Darm resorbiert<br />

werden können.<br />

Verdauung und Resorption der Lipide<br />

70 - 80 g Fett täglich<br />

SCHEMA<br />

Prostaglandine und Eicosanoide<br />

Das Syntheseprinzip erfolgt durch Zyklisierung des Zentrums<br />

von mehrfach ungesättigten C20 FS, Eicosa-FS (Eicosa: gr. 20).<br />

Dabei entsteht ein Cyclopentanring. 3 C20-FS ergeben drei<br />

Serien von PG, nämlich PG1, PG2 und PG3.<br />

Durch Variationen in den Seitenketten ergeben sich verschiedene<br />

Typen (A, B, C...). E hat eine Ketogruppe in Position 9, an<br />

der F eine OH-Gruppe besitzt.<br />

Thromboxane und Leukotriene<br />

Thromboxane haben keinen Cyclopentanring und sind somit<br />

keine PG, gehören dennoch zu den Eicosanoiden. Ebenso die<br />

Leukotriene<br />

Prostaglandinwirkungen<br />

- schon weniger als 1 mg/ml bewirken eine Kontraktion der<br />

glatten Muskulatur<br />

- PGE1 bewirkt eine Relaxierung der Muskeln der Bronchien<br />

- PG haben Neurotransmitter; adrenerge Transmission zwischen<br />

Purkinje-Zellen und Kleinhirn wird gehemmt<br />

- Hemmung der Säurebildung und Säuresekretion im Magen<br />

(PGE2)<br />

- Aktivierung und Hemmung der Lipolyse<br />

- Erhöhung des cAMP-Spiegels in vielen Zellen (Thrombozyten,<br />

Schilddrüse, Corpus luteum, Adenohypophyse, fetaler Knochen)<br />

- Erniedrigung des cAMP-Spiegels in den Tubuluszellen der<br />

Niere<br />

- Modulation der Biosynthese bzw. Sekretion einer Reihe von<br />

Hormonen<br />

- natürliche PG haben sehr kurze HWZ, eine Dosis von PGE2<br />

wird innerhalb von 90 Sekunden inaktiviert. Ein entscheidendes<br />

Enzym des Abbaus ist die 15-OH-PG-Dehydrogenase. Die<br />

Blockierung des Enzyms ergibt eine Verlängerung der HWZ um<br />

das 2 - 10 fache.<br />

Potentielle medizinische Anwendung der Prostaglandine<br />

1) Verhinderung der Schwangerschaft und Termination der<br />

Frühschwangerschaft<br />

2) Induktion von Wehen zum Geburtszeitpunkt oder Beendigung<br />

der Gravidität zu irgendeinem Zeitpunkt davor<br />

3) Prävention und Therapie des Ulcus ventriculi<br />

4) Hypertoniebehandlung<br />

5) Asthma-Therapie<br />

6) Kontrolle des Entzündungsgeschehens<br />

7) Prävention und Behandlung der ischämischen Herzkrankheit<br />

Prostazyklin PGZ2<br />

wird in Gefäßwänden produziert und hemmt die Aggregation der<br />

Thrombozyten<br />

Thromboxan A2<br />

Thromboxane werden hauptsächlich von Thrombozyten gebildet.<br />

Sie bewirken die Aggregation der zellulären Bestandteile<br />

des Blutes, außerdem eine Vasokonstriktion.<br />

Grönlandeskimos haben eine geringere Erkrankungshäufigkeit<br />

der KHK, eine verminderte Thrombozytenaggregation und eine<br />

verlängerte Blutgerinnungszeit, denn sie haben einen hohen<br />

Verzehr von Eicosapentaensäure (aus Fischen). Aus der C20-FS<br />

wird Serie 3 der PG und Thromboxane gebildet. PG3 und Tx3<br />

hemmen die Freisetzung von Arachidonsäure aus Phospholipiden<br />

und damit die Bildung von PG2 und Tx2.<br />

25


26<br />

8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />

8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />

Stoffwechsel von Proteinen und Aminosäuren<br />

N-Minimum: wenn keine Proteine mit der Nahrung aufgenommen<br />

werden, so ist dennoch ein Proteinstoffwechsel aktiv<br />

Absolutes N-Minimum:. N-Ausscheidung ca. 4 mg/Tag<br />

(ca. 32 mg/Tag: minimale umgesetzte Menge an Körpereiweiß<br />

bei eiweißfreier, aber ausreichend kalorienhaltiger Ernährung)<br />

Die Stickstoffbilanz wird negativ.<br />

Bilanzminimum: Dies ist, wenn die N-Aufnahme gleich der<br />

N-Abgabe bei niedrigster Eiweißzufuhr (ca. 32 mg/Tag, dies<br />

entspricht 25-35 g biologisch hochwertigen Eiweißes) ist.<br />

Wünschenswerte Eiweißzufuhr: 0,35 g/kg Körpergewicht<br />

bei Kindern, Schwangeren, Schwerstarbeitern: 11 g/kg Körpergewicht<br />

Der Proteinumsatz nimmt mit zunehmendem Alter ab. Er ist in<br />

Leber, Dünndarmmucosa und Pankreas sehr hoch, in Bindegewebe<br />

und Muskulatur sehr gering.<br />

Täglich werden 400 bis 500 g Protein im menschlichen Körper<br />

umgesetzt.<br />

Hohe Umsatzrate in Blutplasma:<br />

12g Albumin<br />

2g Fibrinogen<br />

2g Immunglobuline<br />

12g Leukozyten<br />

8g Hämoglobin<br />

Im Magen-Darm-Trakt werden 50 - 70 g umgesetzt.<br />

Protein turn-over = kontinuierliche Proteolyse und Proteosynthese.<br />

Aminosäure-Pool: Mischung aus aufgenommenen Aminosäuren<br />

und Aminosäuren, die beim Proteinabbau entstehen (intra- und<br />

extrazellulär).<br />

Essentielle Aminosäuren<br />

Aminosäure Bedarf<br />

Valin 13 mg<br />

Leucin 12 mg<br />

Isoleucin 10 mg<br />

Threonin 6 mg<br />

Tryptophan 4 mg<br />

Phenylalanin 14 mg<br />

Lysin 10 mg<br />

Methionin 13 mg<br />

Semiessentielle Aminosäuren<br />

Histidin und Arginin werden nicht ausreichend vom Organismus<br />

eines Säuglings gebildet, so daß sie in diesem Falle semiessentiell<br />

sind. Ebenso Tyrosin und Cystein beim Frühgeborenen.<br />

Die biologische Wertigkeit eines Proteins wird durch den Gehalt<br />

an essentiellen Aminosäuren und ein ausgewogenes Verhältnis<br />

nicht-essentieller Aminosäuren bestimmt.<br />

Biologisch hochwertig sind: Eiweiß aus vielen essentiellen<br />

Aminosäuren, tierische Eiweiße, Nüsse und Hülsenfruchtproteine.<br />

Die Proteinolyse erfolgt durch Exo-, Endo- und Dipeptidasen.<br />

Einteilung der Proteasen<br />

1) nach dem Angriffsort<br />

- Endopeptidasen spalten im Inneren der Proteine und hinterlassen<br />

hochmolekulare Spaltprodukte<br />

- Exopeptidasen: Angriff erfolgt von außen, so daß einzelne AS<br />

freigesetzt werden<br />

- Aminopeptidasen: Angriff am N-terminalen Ende<br />

- Carboxypeptidasen: Angriff am C-terminalen Ende<br />

-Dipeptidasen<br />

2) nach dem katalytischen Mechanismus<br />

- Serin-Proteinasen<br />

- Cystein-Proteinasen (Thiol-Proteinasen)<br />

- Asparagin-Proteinasen (COOH-Proteinasen)<br />

- Metallo-Proteinasen<br />

Orte der Proteolyse<br />

1) extrazellulär:<br />

- Magen-Darm-Trakt<br />

- Blut (limitierte Proteolyse zur Aktivierung von Enzymen<br />

oder zur Bildung physiologisch wichtiger Peptide).<br />

Blutgerinnung, Fibrinolyse, Komplementaktivierung, Kinin,<br />

Angiotensin<br />

2) intrazellulär:<br />

- lysosomale Proteinolyse<br />

- extralysosomale Proteinolyse<br />

Extrazelluläre Proteolyse<br />

Die Proteinolyse beginnt im Magen. Die denaturierten Proteine<br />

sind <strong>für</strong> Enzyme leichter angreifbar. In der Regel werden Proteine<br />

in denaturierter Form (Kochen) aufgenommen. Nichtdenaturierte<br />

Proteine werden durch der Magensaft (pH = 1 bis 2)<br />

denaturiert. Nur der reine Magensaft hat einen so niedrigen pH.<br />

Mit der Nahrung vermischt bewegt der pH-Wert sich um 5. Für<br />

jeden pH-Wert gibt es ein Isoenzym des Pepsins.<br />

Protonen des Magensaftes haben Anlasserfunktion.<br />

Pepsin ist ein Endoenzym, das heißt es greift ein Protein innerhalb<br />

der Aminosäurekette an. Die gebildeten hochmolekularen<br />

Eiweißbruchstücke (Peptone) induzieren die Bildung von<br />

Gastrin. Gastrin wirkt auf die Magenschleimhaut und induziert<br />

die HCl- und Pepsinogen-Bildung. Die Peptone wirken also als<br />

Magensaftlocker, so daß Eiweiße besser verdaut werden.<br />

Beim Säugling ist der Magen pH = 3 - 4. Daher wirkt hier ein<br />

Isoenzym des Pepsins, das Gastricisin. Sein pH-Optimum liegt<br />

bei 3 - 4.<br />

Im Magen werden die Proteine also in hochmolekulare<br />

Bruchstücke zerlegt, um im Duodenum <strong>für</strong> Pankreasenzyme<br />

angreifbar zu werden.<br />

Das Pankreas sezerniert Trypsinogen und Chymotrypsinogen.<br />

Trypsin aktiviert die Katalyse von Enzymvorstufen zum Enzym<br />

bei proteolytisch wirksamen Pankreasenzymen.<br />

[Von Chymotrypsin existieren verschiedene enzymatisch aktive<br />

Formen, die einen unterschiedliche Proteolysegrad aufweisen.]<br />

Die Enteropeptidase ist äußerst wichtig <strong>für</strong> diese Kaskade. Bei<br />

Resektionen des Duodenums fällt die Enteropeptidase-Bildung<br />

weg und es wird kein Trypsin mehr gebildet. Die Eiweißverdauung<br />

wird massiv gestört (Therapie: Enzymgabe).<br />

Die Peptide werden bis zum Dipeptid abgebaut. Eine Dipeptidase<br />

spaltet das Dipeptid in zwei Aminosäuren, die über<br />

einen ATP-verbrauchenden Carrier in die Mucosazellen aufgenommen<br />

werden.<br />

Na + -Aminosäure-Cotransport in die Mucosazelle hinein: über<br />

spezifische Carrier <strong>für</strong>:<br />

a) saure<br />

b) basische<br />

c) neutrale Aminosäuren<br />

Das Na + wird über die Na + -K + -Pumpe wieder ausgeschleust.<br />

!! Dieser Mechanismus gilt nur <strong>für</strong> Mucosa- und Nieren-<br />

Tubulizellen !!<br />

Wenn eine Aminosäure im Überschuß angeboten wird, können<br />

andere Aminosäuren, die den gleichen Aminosäure-Carrier<br />

benutzen müssen, vom Carrier verdrängt werden und nicht in die<br />

Zelle gelangen. Es entsteht ein Ungleichgewicht an Aminosäuren<br />

im Organismus.<br />

Angriffspunkte von Trypsin, Chymotrypsin und Pepsin am<br />

Protein:<br />

Trypsin: Serin-Proteinase, spaltet Lysyl- und Arginylpeptidbindungen<br />

Chymotrypsin: Serin-Proteinase, spaltet aromatische Aminosäuren<br />

am CO-Ende ab<br />

Pepsin: Asparagin-Proteinase, spaltet aromatisch Aminosäuren<br />

am NH-Ende ab<br />

Diese Kenntnisse dienen auch der Sequenzbestimmung von<br />

Aminosäuren.<br />

Sekretin, Pankreozymin<br />

Im Dünndarm werden Secretin und Pankreozymin gebildet, die<br />

auf das Pankreas wirken und die Enzym- und Bicarbonat-


Bildung im Pankreas anregen. Der Vagus stimuliert die Magensaft-,<br />

Dünndarmsekret- und Pankreassaft-Bildung. Das ZNS<br />

(Großhirnrinde) außerdem noch die Speichelsekretion.<br />

Um den Magen vor Selbstverdauung zu schützen, werden in<br />

akzessorischen Zellen Mucine gebildet und sezerniert.<br />

Bei lang andauerndem Erbrechen entsteht ein großer Verlust an<br />

Cl - und H + im Magen, so daß die Magenzellen mehr H + und Cl -<br />

produzieren, damit im Blut mehr HCO3 - vorliegt. Der Blut-pH-<br />

Wert steigt auf Werte über 7,4. Es kommt zur Alkalose.<br />

Intrazelluläre Proteolyse<br />

Mechanismen:<br />

1) Ubiquitin-abhängige Proteolyse<br />

2) Ca 2+ -abhängige Proteolyse (Calpaine)<br />

3) lysosomale Proteolyse<br />

Bildung von Verdauungsvakuolen durch Abschnürung von:<br />

a) Zellmembranen<br />

b) Membran des Endoplasmatischen Retikulums oder des<br />

Golgi-Apparats<br />

c) Lysosomenmembran<br />

durch direkten Transfer von Proteinen ins Lysosom, in dem<br />

Kathepsine vorkommen. Dies sind Endo- und Exoproteinasen<br />

und Elastasen. Sie sind wichtige Enzyme beim physiologisch<br />

programmierten Zelltod. Auch bösartige Tumorzellen beinhalten<br />

Kathepsine. Sie geben die Enzyme an das gesunde, sie umgebende<br />

Gewebe ab und verdauen es somit. („Weg frei fressen<br />

zum Weiterwachsen“). In der Zelle werden intra- und extrazelluläre<br />

Proteine abgebaut.<br />

Zu 1)<br />

Ubiquitinabhängige Proteolyse<br />

- Ubiqutin-Bindung an Proteine durch spezifische, energieverbrauchende<br />

Enzyme<br />

- Ubiquitin-Bindung an Proteine durch konjugierende Enzyme<br />

unter Ausbildung von Isopeptidbindungen und unter Beteiligung<br />

von t-RNA (am N-terminalen Ende)<br />

- Abspaltung des Ubiquitins durch Isopeptidasen und Abbau<br />

des Proteins durch ATP-abhängige Proteinasen (in Reticulozyten,<br />

Muskulatur, Hepatozyten)<br />

- falsch produzierte Proteine werden markiert und sofort wieder<br />

abgebaut. Proteine, die der ubiquitinabhängigen Proteolyse<br />

unterliegen, unterliegen der<br />

- Denaturierung, Kettenauffaltung<br />

- Oxidation von Methionin- und Tryptophan-Seitenketten<br />

- N-terminale Seitenketten: freie Aminogruppen werden mit<br />

Ubiquitin konjugiert. Aminosäuren mit kleinvolumigen Resten<br />

(Serin, Alanin, Glycin) werden mit Ubiquitin schlechter konjugiert<br />

als Aminosäuren mit großen Resten (Phenylalanin,<br />

Leucin, Lysin, Arginin, etc.).<br />

Zu 2)<br />

Ca 2+ (Calpain)-abhängige Proteolyse<br />

Calpaine gehören zur Gruppe der Cystein-Proteinasen. Es wirken<br />

SH-Proteinasen, die in der Zelle lokalisiert sind. Sie bauen<br />

cytoskelettäre Proteine ab.<br />

- Proteine des Cytoskeletts (Aktinbindende Proteine, Proteine<br />

des Mikrotubulussystem)<br />

- Membranproteine (Rezeptoren <strong>für</strong> Wachstumsfaktoren, Ionentransporter)<br />

- Enzyme (Kinasen, Phosphatasen, Phospholipasen)<br />

- sonstiges (Cytokine, Transkriptionsfaktoren, Proteine der<br />

Augenlinse)<br />

Zu 3)<br />

Lysosomale Proteinabbau-Mechanismen<br />

a) Mikroautophagie: innerhalb der Zelle bilden sich Lysosomen<br />

mit intrazellulären Proteinen<br />

b) Makroautophagie: Abbau extrazellulärer Proteine in sekundären<br />

Lysosomen (= Vakuolen und Lysosom)<br />

c) Direkter Proteintransfer ins Lysosom ist denkbar<br />

Determinanten, die die Lebensdauer von Proteinen bestimmen<br />

- N-End-Regel: Aminosäuren haben Halbwertszeiten von 3<br />

Minuten bis 20 Stunden: kleinvolumige Aminosäuren (Alanin,<br />

Methionin, Glycin) haben große, großvolumige Aminosäuren<br />

8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />

(Arginin) kleine Halbwertszeiten. Die N-terminalen Aminosäuren<br />

eines Proteins bestimmen dessen Lebensdauer.<br />

- PEST-Hypothese (P-Prolin, E-Glutamat, S-Serin, T-Threonin)<br />

Proteine mit PEST-Sequenz zerfallen schnell<br />

- KFERQ-Hypothese: Proteine mit KFERQ-Sequenz induzieren<br />

den lysosomalen Abbau eines Proteins)<br />

Mechanismen des intrazellulären Proteinabbau<br />

- ATP abhängig, Ubiquitin unabhängig<br />

- unabhängig von ATP und Ubiquitin<br />

- intramitochondriale Proteinolyse<br />

- Proteinabbau im Endoplasmatischen Retikulum oder Golgi-<br />

Apparat<br />

Schicksal der alpha-Aminogruppe<br />

1) Transaminierung; Aminotransferasen, Pyridoxalphosphat<br />

2) oxidative Desaminierung: Glutamat-Dehydrogenase, NAD,<br />

NADP; Nebenwege: AS Oxidasen, FAD, FMN<br />

3) eliminierende Desaminierung: Dehydratase, Desulhydrase,<br />

Pyridoxalphosphat<br />

4) Glutaminsynthese: Glutamin-Sythetase, ATP<br />

5) Harnstoffzyklus<br />

Transaminierung<br />

Übertragung einer Aminogruppe auf eine AS<br />

Oxidative Desaminierung<br />

Coenzyme der Glutamat-Dehydrogenase können sowohl NAD<br />

als auch NADP sein. Der freigesetzte Ammoniak wird im Harnstoffzyklus<br />

verwertet.<br />

Eliminierende Desaminierung<br />

AS, die eliminierend desaminiert werden können sind Serin,<br />

Threonin, Cystein und Homoserin.<br />

NH3-Entgiftung<br />

1) Glutamin-Synthese<br />

Glutamin bindet unter Energieverbrauch das Zell-NH3 und<br />

transportiert es im Blut zur Niere.<br />

2) Glutaminase-Reaktion in der Niere<br />

Bei einer metabolischen Azidose läuft die Reaktion verstärkt ab.<br />

Harnstoffzyklus<br />

Der Harnstoffzyklus läuft in der Leber ab.<br />

Das NH4 + wird im Mitochondrium der Hepatozyten an CO2<br />

gebunden. Es entsteht Carbamoylphosphat.<br />

Es werden über Carbamoylphosphat und Asparaginsäure 2 NH2-<br />

Gruppen aus dem Aminosäureabbau fixiert und zu einem Mol<br />

Harnstoff umgebaut. Die Harnstoffsynthese benötigt insgesamt 3<br />

Mol ATP.<br />

Pro Tag werden ca. 25 g Harnstoff gebildet und ausgeschieden.<br />

Enzymdefekte bei der Harnstoffsynthese sind sehr selten.<br />

a) NH3-Intoxikation führt zu schweren cerebralen Hyperammoniämie,<br />

kann zum Tode führen<br />

b) Citrullinämie<br />

c) Argininämie<br />

d) Argininosuccinaturie<br />

Enzymdefekte bei der Harnstoffsynthese<br />

Syndrom Defekt<br />

Hyperammoniämie Typ I Carbamoylphosphatsynthese<br />

Hyperammoniämie Typ II Ornithin-Transcarboxylase<br />

Citrullinämie Argininosuccinatsynthese<br />

Argininosuccinaturie Argininosuccinatlyase<br />

Argininämie Arginase<br />

Primäre Decarboxylierung<br />

Biogene Amine<br />

Durch die primäre Decarboxylierung von AS entstehen biogene<br />

Amine.<br />

Aminosäure biogenes Amin Funktion/Aufgabe<br />

Glutamat γ-Aminobutyrat Überträgersubstanz im ZNS<br />

27


28<br />

Cystein Cysteamin<br />

Taurin<br />

8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />

Bestandteil von Coenzym A<br />

Bestandteil von Gallensäuren<br />

Bestandteil von Kephalinen<br />

Bestandteil von Lecithinen<br />

Serin Ethanolamin<br />

Cholin<br />

Histidin Histamin Gewebshormon<br />

Trypto- Tryptamin Gewebshormon<br />

phan Serotonin Gewebshormon<br />

Aspartat beta-Alanin Bestandteil von CoA<br />

Tyrosin Dopamin Transmitter<br />

Vorstufe von Nor-/Adrenalin<br />

Reaktionsmechanismen der Pyridoxal-5-Phosphat (PALP) -<br />

abhängigen Enzyme<br />

PALP-abhängige Enzyme katalysieren auch Eliminationsreaktionen<br />

an β- oder γ-C-Atom von Aminosäuren.<br />

C1-Stoffwechsel<br />

Beim C1-Stoffwechsel werden nur Gruppen mit einem C-Atom<br />

abgespalten: -CH3, -CHO, -CO2, -CH2OH<br />

CO2-Verwertung in Carboxylierungsreaktionen<br />

1) Acetyl-CoA → Malonyl-CoA (Coenzym: Biotin)<br />

2) Vitamin K-abhängige Carboxylierung bei der Blutgerinnung<br />

Coenzyme <strong>für</strong> den C1-Stoffwechsel<br />

Adenosylmethionin:<br />

energiereich, Sulfonium verbrauchend, Methylgruppen-<br />

Donator, aminogene Aminosäure<br />

Tetrahydrofolsäure<br />

Vitamin B12<br />

Biotin<br />

Aminosäuren können Metabolite im Citratzyklus sein und so<br />

abgebaut werden.<br />

1) nicht essentielle Aminosäuren und nicht Fettsäure-ähnliche<br />

Abbauprodukte:<br />

Abbau:<br />

a) zu Pyruvat: Alanin, Serin, Glycin, Tryptophan<br />

b) zu α-Ketoglutarat: Glutamin, Glutaminsäure, Prolin, Histidin,<br />

Arginin<br />

c) zu Oxalacetat: Asparagin, Aspartat<br />

Sie sind glycoplastisch.<br />

2) essentielle Aminosäuren und in den Fettsäureabbau einmündende<br />

Aminosäure-Abbauprodukte<br />

Abbau:<br />

a) zu Succinyl-CoA: Valin, Threonin, Methionin sind glycoplastisch<br />

b) zu Succinyl-CoA und Acetyl-CoA: Isoleucin<br />

c) zu Acetoacetyl-CoA: Leucin, Lysin sind ketoplastisch<br />

d) zu Acetoacetyl-CoA und Fumarat: Phenylalanin, Tyrosin<br />

e) zu Acetoacetyl-CoA und Alanin: Tryptophan. Sie sind glyko-<br />

und ketoplastisch<br />

Beziehung des AS-Stoffwechsels zum Citratzyklus<br />

Bedeutung des Glycins im Stoffwechsel<br />

Reaktion Produkt Bedeutung<br />

-CH2OH<br />

aus FH4 wird<br />

Serin Serinbildung aus Glycin<br />

übernommen<br />

Peptidbindung Glutathion Glutathion-Synthese<br />

mit Glutamin und<br />

Cystein<br />

Kondensation delta-<br />

Glycin-Succinat-Zyklus<br />

mit Succinyl-CoA Aminolaevulinsäu- (Shemin) Vorstufe der<br />

re<br />

Porphyrinsynthese<br />

(Häm)<br />

Kondensation Glycinamid- Purin-Synthese<br />

mit Phosphoribosyribosyl-5-phosphatlamin Konjugation Glycocholsäure Gallensäure-Konjugatmit<br />

Cholsäure<br />

Synthese<br />

Kondensation Hippursäure Entgiftungsreaktionen<br />

mit Benzoesäure Glycosalicylsäure in der Leber<br />

oder Salicylsäure<br />

Übernahme des Guanidinoacetat Kreatinsynthese<br />

Guanidylrestes aus<br />

dem Arginin<br />

Glycin ist ein Partner bei vielen wichtigen Synthesen. Im ZNS<br />

ist es ein wichtiger hemmender Transmitter (IPSP-Bildung).<br />

Kreatin-Stoffwechsel in der Muskulatur<br />

Über den Kreatinstoffwechsel wird im Muskel Energie zur<br />

Kontraktion bereitgestellt. Die Mengen Kreatinin im Harn sind<br />

von der Muskelmasse abhängig.<br />

Kreatin wird nicht ausgeschieden. Kreatin im Harn weist auf<br />

eine Schädigung in der quergestreiften Muskulatur hin.<br />

Glycin-Abbau<br />

Glycin kann nicht transaminieren. Sein Abbau erfolgt über die<br />

Glyoxylsäure.<br />

Hauptweg:<br />

Glycin-Desaminierung<br />

↓<br />

Glyoxylsäure<br />

↓<br />

Decarboxylierung<br />

↓<br />

N10-Formyl-FH4<br />

+ CO2<br />

Wenn der Hauptabbauweg geschädigt ist, entsteht zu viel<br />

Oxalsäure. Diese wird über den Harn ausgeschieden. Oxalsäure<br />

bildet mit Ca 2+ -Ionen, die im Harn physiologisch sind, unlösliche<br />

Oxalsalze. Es kommt zur Konkrement-Bildung, zu Nieren-,<br />

Blasen- oder Harnleitersteinen.<br />

Die Konkremente weisen immer auf eine Glycin-Abbaustörung<br />

hin. Der Enzymdefekt ist nicht behebbar. Patienten müssen Ca 2+ -<br />

reiche Kost vermeiden.<br />

Alanin-Abbau<br />

Alanin wird zu Pyruvat durch eine Transaminierungsreaktion.<br />

Reaktion Produkt Bedeutung<br />

Transaminierung Pyruvat bedeutenste glycogene<br />

AS<br />

Serin-Abbau<br />

1) Eliminierende Desaminierung führt zum Pyruvat.<br />

2) Decarboxylierung führt zum Ethanolamin. Kephalinsynthese;<br />

Vorstufe des Cholins.<br />

3) selbständiger Bestandteil im Kephalin.<br />

Serin hat eine Bedeutung im Kohlenhydratstoffwechsel und im<br />

Lipidstoffwechsel. Glycin kann in Serin umgewandelt werden.<br />

Reaktion Produkt Bedeutung<br />

Eliminierende Pyruvat glycogene AS<br />

Desaminierung<br />

Decarboxylierung Ethanolamin Vorstufe des Cholins,Kephalinsythese<br />

Biosynthese des Serins aus Metaboliten des Glucose-<br />

Stoffwechsels<br />

3 Phosphoglycerinsäure -> 3 Phosphohydroxypyruvat<br />

E: NAD-abhängige Dehydrogenase<br />

3 Phosphohydroxypyruvat -> Phosphoserin<br />

E: Aminotransferase<br />

Phosphoserin -> Serin<br />

E: Phosphatase<br />

Threonin-Abbau<br />

Threonin wird durch eine Aldolase zu Glycin und Acetaldehyd.<br />

Reaktion Produkt Bedeutung<br />

Dehydratisierung alpha-Ketosäure<br />

Aldolase-Reaktion Glycin + Acetaldehyd


Aspartat-Abbau<br />

Reaktion Produkt Bedeutung<br />

Transaminierung Oxalacetat Citratzyklus<br />

Amidbildung Asparagin proteinogene Aminosäure<br />

Kondensation mit<br />

Carbamylphosphat<br />

Carbamylaspartat Pyrimidinsynthese<br />

In Bakterien: Decar- β-Alanin Panthothensäureboxylierung<br />

Bildung<br />

Kondensation mit Argininosuccinat Harnstoffzyklus<br />

Citrullin<br />

Kondensation mit 5- 5-<br />

Aminoimidazol-4- AminoimidazolriCarbonsäureribonucbonucleotidleotid<br />

8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />

Purinbiosynthese<br />

Aspartat ist zur Nucleotid-Bildung (Purinnukleotid) nötig.<br />

Prolin-, Histidin- und Arginin-Abbau<br />

werden zu Glutamat abgebaut.<br />

Glutamat-Abbau<br />

Reaktion Produkt Bedeutung<br />

Transaminierung α-Ketoglutarat amphiboles Produkt des<br />

oxidative Desaminie-<br />

Citratzyklus, NH3rung<br />

Freisetzung<br />

Decarboxylierung γ-Aminobutyrat Neurotransmitter bei<br />

hemmenden Neuronen<br />

im Gehirn<br />

Kondensation mit N-Acetylglutamat Cofaktor bei mito-<br />

Acetyl-CoA<br />

chondriellenCarbamylphosphatsynthesen<br />

Amidbildung mit Glutamin Entgiftung von NH3 in<br />

NH3<br />

Muskel und Gehirn,<br />

proteinogene Aminosäure<br />

Glutamin-Abbau<br />

Glutamin ist bei vielen Synthesen Aminogruppendonator.<br />

Akzeptor Produkt Bedeutung<br />

Fructose-6-Phosphat Glucosamin-6-<br />

Phosphat<br />

Aminozucker<br />

Desamido-NAD NAD NAD-Biosynthese<br />

Phosphoribosylpyrophosphat<br />

5-<br />

Purinbiosynthese<br />

Phosphoribosylamin<br />

GMP GMP-Synthese<br />

Xantosinmonophosphat<br />

Aspartat Asparagin Asparaginbiosynthese<br />

proteinogene<br />

säureAmino-<br />

Bicarbonat Carbamylphosphat Pyrimidin-Synthese<br />

ATP<br />

mittels Carbamylphosphat-Synthase<br />

2 im Cytoplasma<br />

Valin-, Leucin- und Isoleucin-Abbau<br />

werden vor allem in der Muskulatur abgebaut (alle anderen in<br />

der Leber).<br />

Transaminierung mit oxidativer Decarboxylierung.<br />

Valin<br />

Leucin Isoleucin<br />

(glucoplastisch) (ketoplastisch) (gluco- und ketoplastisch)<br />

↓ ↓ ↓<br />

Succinyl-CoA Acetoacetat Propionyl-CoA + Acetyl-<br />

CoA<br />

Lysin-Abbau<br />

- Abbau zu Glutaryl-CoA und weiter zu Acetoacetyl-CoA.<br />

- ketogen<br />

- Saccharopin-Weg<br />

Methionin<br />

fungiert als Methyl-Gruppendonator und ist eine glucogene<br />

Aminosäure. Sie steht in Verbindung mit Tetrahydrofolsäure-<br />

Zyklus.<br />

Methionin ⇔ Homocystein + Serin<br />

\ /<br />

Cystathionin<br />

/ \<br />

Cystein + Homoserin<br />

\ /<br />

α-Ketobuttersäure<br />

↓<br />

Propionyl-CoA<br />

Cystein-Abbau<br />

- desulfierende Desaminierung<br />

Cystein ist <strong>für</strong> die S-Bereitstellung im Organismus wichtig, da<br />

Sulfationen im Darm nicht resorbierbar sind. Sie dienen dort als<br />

Abführmittel.<br />

- eliminierende Desaminierung<br />

Phenylalanin und Tyrosin<br />

Stoffwechselstörungen<br />

Morbus Fölling (= Phenylbrenztraubensäure-Schwachsinn =<br />

Phenylketonurie):<br />

angeborener Defekt in der Phenylalaninhydroxylase (autosomal<br />

rezessiv vererbt). Stau von Phenylalanin, Phenyllactat und<br />

Phenylacetat, die Folge Hirnschäden. In Deutschland ist jedes<br />

10.000 Neugeborene betroffen<br />

Therapie:<br />

symptomatisch<br />

Diät, es darf nur genau die Menge Phenylalanin über die Nahrung<br />

aufgenommen werden, die unbedingt benötigt wird. Dazu<br />

Gabe von ausreichenden Mengen Tyrosin, um die Hauptweg-Reaktion<br />

zu umgehen Diese Diät muß bis zur Pubertät<br />

streng eingehalten werden. Danach wirkt Phenylalanin nicht<br />

mehr so toxisch auf das Gehirn. Bei Tyrosinmangel kann der<br />

Organismus kein Melanin bilden. Es kommt zum Albinismus.<br />

Test zum Nachweis der Phenylketonurie:<br />

Guthrie-Test: Wird bei jedem Neugeborenen durchgeführt,<br />

wobei Kapillarblut hämolysefähigen Bakterien angeboten<br />

wird. Diese Bakterien verstoffwechseln Phenylalanin. Je mehr<br />

Phenylalanin in der Blutprobe ist, desto größere Hämolysehöfe<br />

bilden die Bakterien.<br />

Tyrosin<br />

⏐<br />

↓<br />

Dihydroxyphenylalanin<br />

(DOPA)<br />

↓ ↓<br />

Melanin Catecholamine:<br />

→ Schilddrüsenhormone → Trijodthyronin<br />

Thyroxin<br />

Dopamin<br />

Noradrenalin<br />

Adrenalin<br />

Tryptophan<br />

- eingeleitet durch Tryptophanpyrrolase<br />

- Lyasereaktion ist PALP-abhängig<br />

- ähnlich dem Lysinabbau<br />

- gluko- und ketoplastische AS<br />

Genetisch bedingte Aminosäure-Stoffwechselstörungen<br />

AS Bezeichnung der Krankheit<br />

Häufigkeit<br />

Phenylalanin Phenylketonurie 1: 10 000<br />

Lysin Hyperlysinämie<br />

Saccharopinurie<br />

Methionin Homocysteinurie<br />

Cystathioninurie<br />

1 : 220 000<br />

Threonin Propionacidämie 1 : 100 000<br />

Va-<br />

Verzweigtketten Krankheit 1 : 250 000<br />

lin/Leucin/Iso<br />

leucin<br />

Ahornsirupkrankheit<br />

Leucin Isovalrianacidämie<br />

Tyrosin Tyrosinose<br />

Tryptophan Hartnup-Krankheit<br />

29


Prolin Hyperprolinämie<br />

Serin/Glycin Hyperoxalaturie<br />

Cystein Cystinose<br />

Histidin Histidinämie 1 : 12 000<br />

Hyperaminoacidurie<br />

Alkaptonurie (Bindegewebserkrankung)<br />

Homogentisinsäure färbt<br />

den Harn schwarz)<br />

9. Nucleotidsynthese<br />

Metabolische Funktion der Nucleotide<br />

1) Energiestoffwechsel: Adenylsäure-System, vor allem ATP,<br />

GTP <strong>für</strong> spezielle Reaktionen<br />

2) Monomere der Nucleinsäuren<br />

3) physiologische Mediatoren:<br />

- cAMP und cGMP als second messenger<br />

- GTP ist erforderlich <strong>für</strong> die cap-Bildung am 5´-Ende der<br />

mRNA oder <strong>für</strong> die Signaltransduktion durch Bindung an G-<br />

Proteine und andere<br />

4) aktivierte Intermediate<br />

- UDP-Glucose, UDP-Galactose<br />

- GDP-Mannose, GDP-Fructose<br />

- CDP-Diacylglycerol, CDP-Cholin, CDP-Ethanolamin<br />

- CMP-Neuraminsäure<br />

5) allosterische Effektoren<br />

Purinsynthese<br />

Ribose-5-Phosphat + ATP -> 5-Phospho-ribosyl-1-pyrophpsphat<br />

Starter der Nucleotidsynthese, aktive Ribose wird hier angebaut<br />

1-6 Reihenfolge des Puringerüstaufbaus:<br />

1) N9 aus Säureamidgruppe des Glutamins<br />

2) C4, C5, N7 aus Glycin<br />

3) C8 aus Formyl-FH4<br />

4) N3 aus Säureamidgruppe des Glutamins<br />

-<br />

5) C6 biotinabhängig aus HCO3<br />

6) N1 aus Aminogruppe des Aspartats<br />

7) C2 aus Formyl-FH4<br />

Das Puringerüst ist eine Inosinsäure (Hypoxantinmonophosphat).<br />

Purin wird auf aktivierter Ribose aufgebaut.<br />

AMP; GMP respektive ATP und GTP hemmen ihre eigene<br />

Biosynthese (allosterische Inhibitoren).<br />

Sie hemmen:<br />

a) Bildung der aktivierten Ribose<br />

b) Aminierung aus Glutamin<br />

Regulation der Purinnucleotid-Sythese<br />

Das Schrittmacherenzym ist die Phosphoribosylamido-<br />

Transferase, die die Amidierung von 5-Phosphoribosyl-1pyrophosphat<br />

(PRPP) zu Phosphoribosylamin katalysiert. Inhibitorisch<br />

wirken IMP, GMP, AMP als allosterische Effektoren.<br />

Weitere Regulationen erfolgen über GMP und AMP. GMP<br />

hemmt die Oxidation von Inosinmonophosphat (IMP) zu Xanthosinmonophosphat.<br />

AMP hemmt die Bildung von Adenylsuccinat<br />

aus IMP.<br />

Pyrimidinsynthese<br />

Carbamylphosphat wird im Cytoplasma gebildet (Carbamylphosphatsynthetase<br />

II). Die Synthese ist unabhängig von<br />

Acetylglutamat, braucht aber NH2 aus Glutamin.<br />

Carbamoylphosphat-Synthetase II, Aspartat-Transcarbamylase<br />

und Dihydroorotase bilden ein trifunktionelles Protein (Multienzymkomplex).<br />

Die Dihydroorotat-Dehydrogenase ist ein separates<br />

Protein. Die Orotat-Phosphoribosyl-Transferase und Orodidyl-Decarboxylase<br />

bilden ein bifunktionelles Polypeptid. Demzufolge<br />

sind die Enzyme <strong>für</strong> die primäre Pyrimidinsynthese auf<br />

drei Genen lokalisiert.<br />

30<br />

8. Stoffwechsel der Proteine und AS<br />

Die Regulation erfolgt über UTP, welches die Carbamoyl-<br />

Synthetase II inhibiert. Die Orotidylphosphat-Decarboxylase<br />

wird durch UMP und CMP gehemmt (negative Rückkopplung).<br />

Synthese der Desoxyribonukleotide<br />

An Enzymen ist die Nucleosiddiphosphat-Reduktase mit dem<br />

Cofaktor Thioredoxin (ein Polypeptid mit zwei SH-Gruppen als<br />

H2-Donator) vonnöten.<br />

Abbau von Nucleotiden und Nucleosiden<br />

1) Nucleotidasen (Phosphatasen)<br />

B-R-P + H2O -> B-R + Pi<br />

2) Nucleosidasen (Glycosidasen)<br />

B-R + H2O -> B + R (bzw. DR)<br />

3) Nucleosid-Phosphorylasen<br />

B-R + H3PO4 -> B+ R-1-P (bzw. dR-1-P)<br />

4) weitere Mechanismen zum Abbau<br />

ATP + H2O -> ADP + Pi (ATPasen)<br />

ATP + 2 H2O -> AMP + 2 Pi (Apyrasen)<br />

Nucleotidabbau<br />

Der Nucleotidabbau erfolgt durch:<br />

Endo- und Exonucleasen und<br />

Hydrolasen, speziell <strong>für</strong> C3´ und C5´-Anteile der Phosphorsäurediesterbindung.<br />

Abbau von Purinbasen<br />

Das Purinskelett kann synthetisiert, aber nicht abgebaut werden.<br />

Adenin wird zu Hypoxanthin desaminiert, Guanin zu Xanthin<br />

und Hypoxanthin zur Harnsäure oxidiert. Harnsäure hat eine<br />

geringe Wasserlöslichkeit. Das Blut ist daher nahezu gesättigt an<br />

Harnsäure.<br />

Bei einer erhöhten Harnsäure-Konzentration im Blut kommt es<br />

zu Ausscheidungsstörungen. Die Harnsäure lagert sich irreversibel<br />

in bradytrophen Geweben (Bindegewebe, Knorpel u.ä.) ab.<br />

Es kommt zu Gicht (Podagra, Chiragra).Gicht steht an dritter<br />

Stelle in der Liste der Häufigkeit erworbener Stoffwechselerkrankungen.<br />

Therapie:<br />

Anbieten von Allopurinol -> Hypoxanthin wird vom Enzym<br />

verdrängt<br />

kompetitve Hemmung -> Herabsetzung der Harnsäurebildung<br />

Hypoxanthin und Xanthin sind besser wasserlöslich und können<br />

mit der Harn ausgeschieden werden.<br />

Abau von Pyrimidinbasen<br />

Das Pyrimidinringsystem kann im Organismus vollständig zu<br />

CO2, H2O und NH3 abgebaut werden, wobei beta-AS entstehen.<br />

Bergungsstoffwechsel<br />

Der Organismus geht mit den Purin- und Pyrimidinsäuren sehr<br />

sparsam um, da die Synthese sehr aufwendig ist (Bergungsstoffwechsel<br />

= Reutilisierung).<br />

Fehlen Adenosindesaminase oder Purinnucleosidphosphorylase,<br />

so kommt es zu schwersten Immunsystemstörungen. Fehlt die<br />

HGPT (Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase), so<br />

kommt es zu Gicht und schweren Schädigungen im ZNS. Die<br />

Erkrankten sind autoaggressiv und man kann nichts dagegen


unternehmen, daß sie sich Lippen, Fingerkuppen etc. abbeißen.<br />

Sie sterben zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.<br />

Bergungsstoffwechsel der Purinbasen<br />

1) Adenosin-Desaminase<br />

Adenosin -> Inosin - NH3<br />

2) Purinnucleosid-Phosphorylase<br />

Inosin -> Hypoxanthin + Ribose-1P<br />

Guanosin -> Guanin<br />

3) Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyl-Transferase<br />

Hypoxanthin + PRPP -> IMP + Ppi<br />

4) Adenin-Phosphoribosyl-Transferase (APRT)<br />

Adenin + PRPP -> AMP + Ppi<br />

Fehlendes Enzym Krankheit<br />

HGPT Iesch-Nylon-Syndrom<br />

Desaminose Defekte im Immunsystem<br />

Adenosin Defekte im Immunsystem<br />

9. Nucleotidsynthese<br />

10. Replikation, Transkription, Translation<br />

Bergungsstoffwechsel <strong>für</strong> Pyrimidinbasen<br />

Allgemeine Reaktion:<br />

Pyrimidinbase + PRPP -> Pyrimidinnucleotid + Ppi<br />

E: Pyrimidin-Phosphoribosyl-Transferase<br />

Übersicht zur Entwicklung der Gentechnik<br />

1869 Entdeckung der DNA durch Miescher<br />

1944 Korrelation von DNA und genetische durch Avery<br />

1953 Doppelhelix und Replikationsprinzip der DNA durch Watson und Crick<br />

1962/66 genetischer Code, Boten-RNA, Transfer-RNA<br />

1972 sequenzspezifische Restriktionsendonucleasen durch Arber<br />

1972/73 in vitro Neukombination von DNA-Fragmenten und Entwicklung von Plasmidvektoren<br />

1975 monoklonale Antikörper<br />

ab 1976 schnelle DNA-Sequenzanalyse<br />

ab 1977 Synthese von Säugerhormonen in E. coli<br />

1978 chemische Synthese eines Gens<br />

ab 1982 kommerzielle Verwertung von bakteriellem Insulin<br />

1983 PCR-Entwicklung (Polymerasekettenreaktion durch Mullis)<br />

1990 HUGO-Projekt (human genom)<br />

erste Anwendung einer Gentherapie<br />

Die DNA dient dem Organismus als Speicher der genetischen<br />

Information. Pro Zelle gibt es ca. 1,8 m DNA. Sie besteht aus :<br />

1) Strukturelle DNA (10%), sie bestimmt die Aminosäurenreihenfolge<br />

im Protein (Primärstruktur).<br />

2) Regulatorische DNA, sie reguliert den Ort der Synthese,<br />

den Zeitpunkt und das Ausmaß:<br />

a) Ort: Zellspezifität ontogenetischer Differenzierung<br />

b) Zeitpunkt: Zeitpunkt der ontogenetischen Differenzierung<br />

c) Ausmaß: Wechselwirkungen zwischen DNA und Proteinen,<br />

die die Häufigkeit der Transkription bestimmen.<br />

Dimension der DNA<br />

Die DNA aller Zellen eines Menschen ist 2 * 10 11 km lang:<br />

10 15 Zellen mit je 1,8 m DNA. Dies entspricht einer Strecke von<br />

600 mal Erde-Sonne. Der Lichtweg von der Sonne zur Erde<br />

beträgt 7,5 min. Um an der DNA entlang zu gleiten, benötigt das<br />

Licht eine Woche.<br />

DNA-Stoffwechsel<br />

- kein klassischer turn-over (Neusynthese Abbau)<br />

- Abbau erfolgt nur bei toten oder kernlosen Zellen<br />

- Neusynthese erfolgt immer in Vorbereitung einer Zellteilung<br />

- die gesamte DNA wird identisch redupliziert (Replikation)<br />

- selektiver Abruf zur Proteinsynthese = Genexpression<br />

- genetisches Dogma: der Vorgang der Transkription läuft nur in<br />

eine Richtung ab (Ausnahme: reverse Transkriptase bei Viren)<br />

Vergleich der DNA unterschiedlicher Arten<br />

Virus 1.000-3.000<br />

Basenpaare<br />

1 Buchseite mit 3.000 Buchstaben<br />

Bakterie 3 Mio. Basenpaa- 1 Buch mit 1.000 Seiten mit je<br />

re<br />

3.000 Buchstaben<br />

Bergungsstoffwechsel der Nucleoside und Nucleotide<br />

Dies machen Kinasen, die Pyrimidinnucleotide aufphosphorylieren<br />

zu Di- und Triphosphate.<br />

Zentrale Stellung von PRPP im Stoffwechsel der Nucleotide<br />

(PRPP = 5-Phosphoribosyl-1-pyrophosphat)<br />

1) De novo Purin- und Pyrimidinnucleotidsynthese<br />

2) Bergungsstoffwechsel von Purin- und Pyrimidinbasen<br />

3) Synthese der Coenzyme NAD, NADP und FAD<br />

Mensch 3 Mrd. Basenpaa- 1.000 Bücher mit je 1.000 Seiten<br />

re<br />

mit<br />

je 3.000 Buchstaben<br />

Prokaryoten-DNA liegt nackt vor. DNA von Eukaryoten ist mit<br />

Proteinen assoziiert.<br />

Genom = DNA + Proteine als Histone (H2A, H2B, H3, H4)<br />

Die DNA kann bis zu 10.000fach verdichtet werden.<br />

Replikation<br />

- identische Reduplikation<br />

- hohe Genauigkeit nur alle 10 9 bis 10 10 mal passiert ein Fehler<br />

(entspricht einem Buchstabenfehler in einer Bibliothek)<br />

Ablauf:<br />

Die Replikation ist semikonservativ (1950 MESELSON und<br />

STAHL).<br />

1.) Topoisomerasen katalysieren die Entwindung der Superhelix<br />

in eine Helix. Die wirksame Aminosäure am Kettenende ist<br />

Tyrosin.<br />

(Bei Escherischia coli, teilweise auch bei Viren, ist eine Gyrase<br />

(ATP-abhängig) <strong>für</strong> die Ausbildung der Superhelix zuständig.<br />

Gyrase-Hemmer werden als Therapeutikum eingesetzt).<br />

2.) Helikasen katalysieren die Auftrennung der Wasserstoffbrückenbindungen<br />

innerhalb der DNA<br />

(Strangtrennung).<br />

3.) SSB-Proteine (= HD-Proteine) setzen sich an die Einzelstränge,<br />

um eine erneute Wasserstoffbrückenbildung zu verhindern.<br />

SSB- single strang binding; HD- Helix destabilisierend<br />

4.) dATP, dTTP, dGTP und dCTP werden an die Matrize (parentaler<br />

Strang) gebunden. Dies erfolgt mittels des Enzyms α-DNA-<br />

Polymerase (kann nur zwischen der freien OH-Gruppe und dem<br />

Primer wirken).<br />

Primase synthetisiert Primer (RNA).<br />

31


Es werden auf diese Weise ca. 1.000 Nucleotide/sec zusammengesetzt.<br />

α-DNA-Polymerase kann nur eine Synthese in 5´-3´-Richtung<br />

durchführen, denn nur am 3´-Ende liegt eine freie OH-Gruppe<br />

vor.<br />

Am antiparallelen Strang kann sie nicht so wirken wie am parentalen.<br />

Hier entstehen kleine Fragmente, die zusammengeführt<br />

werden müssen (Okazaki-Fragmente).<br />

β-DNA-Polymerase hat sowohl 5´-3´ als auch 3´-5´-Exonuklease-Aktivität.<br />

Sie entfernt RNA-Nukleotide und baut<br />

DNA-Nukleotide ein.<br />

Ligase schließt die Kette unter ATP-Verbrauch. Dabei entsteht<br />

zunächst ein ATP-Enzym-Komplex (Enzymaminoadenylat).<br />

α-DNA-Polymerase hat zusätzlich Kontroll- und Reparatureigenschaften.<br />

p53 ist ein Enzym, das bestimmt, wann eine Zelle teilungsfähig<br />

ist. Es kann also feststellen, wann eine Replikation beendet ist<br />

und kontrolliert, ob die neu gebildete DNA intakt ist. Bei einer<br />

Zerstörung von p53 kommt es zu Krebs.<br />

Eine Mitose wird nur zugelassen, wenn die Replikation fehlerfrei<br />

ist.<br />

Die β-DNA-Polymerase übernimmt das proof reading (Sicherheitskontrolle).<br />

Bei Bakterien ist der Replikationsursprung (Origin) ein Palindrom.<br />

Hier bindet die DNA-A.(Es gibt verschiedene DNA-<br />

Typen) Die Replikation geht vom Startpunkt aus in beide Richtungen<br />

(1 Verdopplung dauert ca. 10 Minuten).<br />

Bei höheren Organismen werden Proteine in den Zellkern eingeschleust,<br />

die an der DNA binden. Die Replikation beginnt an bis<br />

zu 10 000 Stellen gleichzeitig (1 Verdopplung dauert 8 - 10<br />

Stunden).<br />

Der Abstand zwischen 2 Startpunkten wird als Replicon bezeichnet.<br />

Enzyme des Eukaryoten und deren Aufgaben<br />

Enzym Aufgabe<br />

α-DNA-Polymerase Replikation der Kern-DNA<br />

β-DNA-Polymerase Primerentfernung und Ersetzen der RNA<br />

durch DNA, proof reading<br />

γ-DNA-Polymerase Mitochondrien-DNA replizierend (im<br />

Mitochondrium)<br />

Äußere Einflüsse wie UV-Strahlung, Röntgen-Strahlung, Radikale<br />

usw. verursachen Schäden an der DNA. Um die Fehler zu<br />

korrigieren, gibt es Reparatursysteme.<br />

Beispiele:<br />

1) UV-Strahlung<br />

Ausbildung eines Thymin-Dimers<br />

a) Verdopplung kommt zum Stillstand<br />

b) Proteinbiosynthese bricht ab<br />

A) Fehler wird von Endonuklease erkannt und aus der Kette<br />

herausgeschnitten.<br />

B) β-DNA-Polymerase erkennt den Fehler und entfernt ihn<br />

vollständig. Sie ersetzt die Basen.<br />

C) Ligase verbindet die Strangteile<br />

Krankheit: Xeroderma pigmentosum: Überempfindlichkeit<br />

gegen UV-Strahlung.<br />

2) Depurinisierung: A oder G werden abgespalten. Dies erfolgt<br />

ca. 5.000 mal pro Zelle pro Tag. Die entstandenen Fehler werden<br />

korrigiert.<br />

3) Desaminierung von C: U entsteht (Punktmutation)<br />

Bei einer Replikation wird statt G ein A eingebaut.<br />

A) Uracil-DNA-Glycosylase erkennt den Fehler löst die Nglycosidische<br />

Bindung<br />

B) AP-Endonuklease erkennt Ribose (AP-apurin/ apyrimidin)<br />

C) Exonuklease entfernt die Ribose und die Base<br />

D) β-DNA-Polymerase füllt die Lücke mit A<br />

E) Ligase verbindet die Strangteile<br />

32<br />

10. Replikation, Transkription, Translation<br />

Genexpression<br />

Transkription<br />

Die Transkription beginnt immer vor dem Strukturgen am<br />

Promotor. Dieser reguliert die Protein-Biosynthese.<br />

RNA-Polymerasen schreiben die DNA in RNA um.<br />

RNA-Polymerase II transkribiert alle Struktureinheiten des<br />

Strukturgens <strong>für</strong> ein Protein im Kern. Es entsteht die mRNA.<br />

RNA-Polymerase III transkribiert alle Gene, die <strong>für</strong> die tRNA<br />

wichtig sind. Es entsteht die tRNA.<br />

RNA-Polymerase I transkribiert alle Gene <strong>für</strong> die rRNA (Gene<br />

liegen im Nucleolus. Sie kodieren verschiedene S-rRNA).<br />

Es entstehen verschiedene RNA-Typen, die <strong>für</strong> die Proteinbiosynthese<br />

alle gleichermaßen benötigt werden.<br />

Ablauf der Transkription<br />

1.) Initiation<br />

Die Initiation ist sehr streng reguliert. Sie ist bei Pro- und Eukaryoten<br />

etwas unterschiedlich.<br />

Prokaryoten:<br />

RNA-Polymerase II erkennt den Starter, gleitet über die DNA<br />

und synthetisiert die mRNA. So oft wie das Enzym einen Starter<br />

erkennt, so viele Proteine werden gebildet.<br />

RNA-Polymerase II besteht aus 5 Untereinheiten:<br />

α2ββσ<br />

σ bestimmt die Spezifität des Enzyms <strong>für</strong> ein Protein-Gen (=<br />

Erkennen eines Promotors). Über den σ-Faktor werden Umwelteinflüsse<br />

verarbeitet.<br />

Pribnow-Schaller-Box (liegt bei - 10 und - 35): Ort an dem der<br />

σ-Faktor angreift. Wenn die RNA-Polymerase II sich an die<br />

DNA gebunden hat, diffundiert der σ-Faktor ab.<br />

Eukaryoten: Goldberg-Hogness-Box (= TATA-Box) liegt 30<br />

Nukleotide vor dem Transkriptionsstart. Sie entscheidet über die<br />

Position der RNA-Polymerasen an der DNA.<br />

Ungefähr 50 weitere Proteine müssen in genau definierter Reihenfolge<br />

am Promotor binden, damit eine Transkription beginnen<br />

kann. Diese Proteine entsprechen dem σ-Faktor der Prokaryoten.<br />

Es sind Faktoren wichtig, die die Transkription ermöglichen:<br />

cis-Element und trans-Faktor.<br />

Aktivierung der DNA<br />

TBP:<br />

- TATA-Box bindendes Protein<br />

- TBP ist ein Enzymkomplex aus TAFs<br />

- kann Aktivator- und Repressorfunktion haben<br />

TAF:<br />

- TATA-Box assoziierender Faktor<br />

- bisher sind 8 Faktoren bekannt<br />

- jeder TAF kann mit einem Aktivator-Protein in Wechselwirkung<br />

stehen<br />

Silencer: mindern die Aktivität<br />

Basalfaktoren RNA-Polymerase<br />

Proteine <strong>für</strong> die Positionierung des Enzyms<br />

Aktivatoren Proteine, die DNA erkennende Domänen haben,<br />

binden an bestimmte DNA-Erkennungsstellen<br />

beeinflussen TBP<br />

Coaktivatoren TAFs<br />

Repressoren verhindern die Aktivatorwirkung ( Silencer )<br />

2a.) Elongation<br />

Die Elongation erfolgt durch die RNA-Polymerase. Es sind<br />

nötig: UTP, ATP, GTP, CTP (Beendigung der Elongation bei<br />

Eukaryoten unbekannt).<br />

Bei Prokaryoten:<br />

1) GC-reiche, palindrome Sequenz<br />

Haarnadelausbildung<br />

RNA-Polymerase verliert die Affinität zur DNA<br />

2) Ausbildung einer Oligo-dT-Struktur: TTTTT


3) Protein bindet vermutlich an die Oligo-dT-Sequenz<br />

(Terminationsfaktor Rho)<br />

3) Posttranskriptionale Modifikationen der mRNA<br />

(Bei Prokaryoten keine Modifikation, da eine polycistronische<br />

mRNA entstanden ist).<br />

2b.) Reifung = processing of RNA (Eukaryoten)<br />

Entfernung der Introns<br />

1) „cap“-Struktur wird am 5´-Ende angeheftet. Sie tritt in Wechselwirkung<br />

mit den Ribosomen.<br />

2) Anheften von der Poly-A-Sequenz am 3´-Ende.<br />

Die Poly-A besteht aus 20 bis 200 Adenyl-Resten, die an die<br />

RNA gebunden werden. Die Länge der Poly-A-Kette bestimmt<br />

die Stabilität der mRNA. Bei jeder Translation am Ribosom<br />

werden einige Adenylat-Reste abgespalten. Es kann so lange<br />

eine Translation erfolgen, wie die Poly-A-Kette noch existiert.<br />

Danach wird die mRNA abgebaut.<br />

a) AAUAAA: Erkennungsstelle <strong>für</strong> die Poly-A-Polymerase,<br />

wenn der Erkennungsfaktor PABP (Poly-A-bindendes Protein)<br />

gebunden ist.<br />

b) Anheftung der Adenin-Nukleotide<br />

3) Splicing = Spleißen<br />

Die RNA wird aufgespalten, die Introns werden entfernt und die<br />

übrig bleibenden Exons werden zusammen gefügt. Die Introns<br />

sind 65 bis 10.0000 Nukleotide lang. Da<strong>für</strong> ist die small nuclear<br />

RNA (= snRNA, Spleißosom, snRNPs, Nukleokernpartikel)<br />

notwendig. Sie besteht aus 1 bis 2 RNA-Molekülen.<br />

a) Die beiden Untereinheiten binden an verschiedenen Stellen<br />

der mRNA, an Übergängen von Exonen zu Intronen. Jedes<br />

Intron beginnt mit dem Code: GU und endet mit dem Code AG.<br />

Die Untereinheit 1 erkennt den Beginn eines Introns und löst<br />

hier die Bindung. Die Untereinheit 2 bindet an einem Adenosin,<br />

das ca. 20 Basen vor dem Ende des Introns liegt.<br />

Weitere snRNPs spalten das Lasso am Ende des Introns ab und<br />

verknüpfen die übrigbleibenden Exone.<br />

4) Bildung von Informeren: Proteine assoziieren mit der mRNA,<br />

und danach wird sie aus dem Zellkern heraus zu den Ribosomen<br />

transportiert.<br />

rRNA: besteht aus verschiedenen RNA-Abschnitten : 3´- 18S<br />

RNA - 5,8S RNA - 28S RNA - 5S RNA -5´<br />

Zwischen den rRNA-Abschnitten liegen Spacer, die entfernt<br />

werden. Diesen Vorgang katalysiert die RNA selbst (Autokatalyse).<br />

tRNA: Die Spacer werden autokatalytisch entfernt und die tRNA<br />

wird modifiziert.<br />

Basen können bis zu 50 Modifikationen unterliegen.<br />

Die wenigen Unterschiede in der Transkription zwischen Pro-<br />

und Eukaryoten können in der Medizin ausgenutzt werden.<br />

Medikamente und ihre Wirkungen<br />

Medikament Wirkung Einsatz<br />

Rifamicin B Initiationshemmung Behandlung bakteri-<br />

Rifampicin (halb- der Transkription bei eller Infektionen<br />

synthetischesDeri- Prokaryoten aber nicht<br />

vat)<br />

bei Eukaryoten<br />

Aktinomycin D Bindung und Vernet- Tumortherapie,<br />

(2 cyclische Pentazung von DNA bei experimentell im<br />

peptide und Phenax- Pro- und Eukaryoten Labor, um zu erforazon)schen,<br />

ob ein Effekt<br />

in der Zelle proteinabhängig<br />

ist.<br />

Mitomycin Bindung und Vernetzung<br />

von DNA bei<br />

Pro- und Eukaryoten<br />

Tumortherapie<br />

α-Amanitin<br />

bindet RNA-<br />

(Gift des grünen Polymerase II irreverKnolsibellenblätterpilzes)<br />

führt zum Tod<br />

Die meisten Hemmstoffe der Transkription werden aus Pilzen<br />

gewonnen (Streptomyces spec.).<br />

10. Replikation, Transkription, Translation<br />

Translation<br />

Bei Eukaryoten ist die Translation räumlich und zeitlich von der<br />

Transkription getrennt.<br />

Bei Prokaryoten beginnt die Translation schon während der<br />

Transkription.<br />

Die Translation findet an den Ribosomen in Cytoplasma statt.<br />

Translation bei Eukaryoten<br />

An der Translation sind beteiligt:<br />

1) Ribosomen: 80 S (60 S - und 40 S - Untereinheiten). Im Hepatozyten<br />

sind bis zu 1 Mio. Ribosomen lokalisiert.<br />

2) mRNA: bestimmt bei der Translation die Aminosäuresequenz.<br />

Sie ist mit Ausnahme einiger Viren universell, kommafrei und<br />

nicht überlappend. Der Lesebeginn ist immer AUG (codiert<br />

Methionin, „wobble base“). Das Stop-Codon ist:<br />

- UAA (Ochre)<br />

- UAG (Amber)<br />

- UGA (Opal)<br />

3) tRNA: transportiert die aktivierten Aminosäuren zu den<br />

Ribosomen. Die tRNA enthält das Komplementärtriplett zu der<br />

mRNA (Anticodon). Die aktivierte Aminosäure ist am 3´- Ende<br />

gebunden. Für eine Aminosäure gibt es ca. 6 verschiedene<br />

tRNAs.<br />

4) Aminosäuren<br />

5) Aminoacyl-tRNA-Synthetasen: verknüpfen die Aminosäure<br />

mit der entsprechenden tRNA unter ATP-Verbrauch. Es entsteht<br />

eine aktivierte Aminosäure.<br />

6) Proteine, die nur kurzzeitig an den Ribosomen binden und<br />

wieder abdiffundieren (Translationsfaktoren).<br />

7) Chaperone: verantwortlich <strong>für</strong> die Proteinkonformation.<br />

Aktivierung von Aminosäuren<br />

Die Aktivierung der Aminosäuren ist eine stark endergone<br />

Reaktion.<br />

1) Aminosäure + ATP → Aminoacyl-AMP + PPi<br />

2) Aminoacyl-AMP + tRNA ↔ Aminoacyl-tRNA + AMP<br />

Die 2. Reaktion wird durch Aminoacyl-tRNA-Synthetase katalysiert.<br />

Die Aminosäure wird am 3´-Ende der tRNA gebunden.<br />

Das 3´-Ende lautet immer CAA. Das Aminosäureacyl-AMP<br />

kann auf das endständige Adenosin übertragen werden, indem<br />

die OH-Gruppe der Aminosäure hier bindet.<br />

Alle tRNAs, die die gleiche Aminosäure tragen, werden von<br />

einer Synthetase umgesetzt.<br />

Erkennungsmechanismen:<br />

1) mRNA ↔ tRNA (Codon - Anticodon)<br />

2) Aminoacyl-tRNA-Synthetase ↔ tRNA (Paracodon)<br />

Dieser Erkennungsmechanismus heißt auch second genetic code.<br />

Ablauf der Translation<br />

1) Initiation:<br />

Initiationsfaktoren (IF 1, 2, 3)<br />

Initiationsfaktoren des Eukaryoten: EIF 1, 2, 3<br />

Ablauf am Beispiel von E. coli:<br />

a) Bildung des Initiationskomplexes<br />

IF 1:<br />

Das Ribosom dissoziiert in beide Untereinheiten, dabei bindet IF<br />

1 an die kleinere Untereinheit.<br />

IF 3:<br />

verhindert die Assoziation der beiden Untereinheiten und damit<br />

die Bildung inaktiver Ribosomen.<br />

Die mRNA wird mit der Shine-Dergano-Sequenz an die kleine<br />

Untereinheit gebunden und damit so plaziert, daß das Startcodon<br />

AUG immer an der richtigen Stelle liegt. Ausbildung des Prä-<br />

Initiationskomplexes<br />

IF 2:<br />

hat intern GTP gebunden. Der Faktor transportiert die tRNA<br />

(pternärer Komplex: GTP + IF 2 + tRNA). Erkennung des<br />

Initiationscodons AUG, die tRNA mit Formyl-Methionin wird<br />

am Startcodon plaziert.<br />

Es entsteht ein aktives Ribosom. Die Energie wird bei der Hydrolyse<br />

des GTP frei, die Initiationsfaktoren diffundieren ab, die<br />

große Untereinheit bindet an die kleine.<br />

Das Ribosom hat zwei Bindungsstellen:<br />

A-Stelle <strong>für</strong> die Aminoacyl-tRNA<br />

33


P-Stelle <strong>für</strong> die Peptidyl-tRNA (hier liegt die wachsende Peptidkette).<br />

2) Elongation: Bei der Elongation wirken verschiedene Elongationsfaktoren.<br />

EF-TU:<br />

transportiert die AA-tRNA und GTP als pternären Komplex und<br />

führt die AA-tRNA an die A-Stelle am Ribosom. Dabei wird<br />

GTP hydrolysiert und EF-TU wird von der tRNA gelöst.<br />

EF-TS:<br />

tauscht GDP gegen GTP am EF-TU aus, so daß EF-TU wieder<br />

an eine tRNA binden kann (Zyklus).<br />

Die -NH2-Gruppe der Aminosäure 3 greift das β-C-Atom der<br />

Aminosäure 2 nucleophil an. Die tRNA-Aminosäure 2-Bindung<br />

wird gelöst, es wird eine OH-Gruppe an der Aminosäure 2<br />

gebildet, die wiederum eine Peptidbindung mit der -NH2-<br />

Gruppe der Aminosäure 3 eingeht.<br />

EF-G:<br />

entfernt die freie tRNA von der P-Stelle. Die notwendige Energie<br />

stammt von der Hydrolyse eines GTP.<br />

Die Elongation läuft bis zum Auftreten des Stop-Codons ab.<br />

3) Termination:<br />

Die Terminationsfaktoren erkennen das Stop-Codon. H2O wird<br />

aktiviert und die Bindung zwischen tRNA und der Peptidkette<br />

wird hydrolysiert. Dadurch wird die Peptidkette freigesetzt.<br />

Terminationsfaktoren:<br />

R1 erkennt UAA, UAG<br />

R2 erkennt UAA, UGA<br />

R3 erkennt UAG; UGA<br />

Energie- und Zeitbedarf der Proteinsynthese:<br />

Die Proteinsynthese verbraucht pro Peptidbindung 4 ATP:<br />

1) Aminosäure-Aktivierung: 2 ATP pro Aminosäure<br />

2) Initiation: 1 ATP <strong>für</strong> Positionierung der Aminosäure an der<br />

tRNA<br />

3) Elongation: 1 ATP <strong>für</strong> die Entfernung der tRNA von der P-<br />

Stelle am Ribosom<br />

Beispiel: Hämoglobin hat pro Mol 570 Peptidbindungen. Zu<br />

seiner Synthese sind also 2280 Mol ATP nötig<br />

Die α-Kette des Hämoglobins wird in 180 Sekunden synthetisiert<br />

(= 145 Peptidbindungen).<br />

Also braucht die Ausbildung einer Peptidbindung etwas mehr<br />

als eine Sekunde.<br />

Täglich werden 2,4 Mio. Erythrozyten neu synthetisiert, in<br />

denen 280 Mio. Hämoglobin-Moleküle pro Erythrozyt lokalisiert<br />

sind.<br />

Abbau fehlgebildeter Proteine<br />

Das Protein wird unter ATP-Verbrauch mit Ubiquitin markiert<br />

und enzymatisch abgebaut.<br />

Posttranslationale Modifikation<br />

1) terminales Methionin wird abgespalten (AUG-Sequenz).<br />

Enzym: Aminopeptidase<br />

2) Ausbildung von Disulfidbrücken durch Oxidation von Cystein.<br />

3) Hydroxylierung (z.B. Kollagene: Prolin wird zu Hydroxyprolin;<br />

Lysin wird zu Hydroxylysin).<br />

4) Anheftung von Polysacchariden im Endoplasmatischen Retikulum<br />

oder Golgi-Apparat meistens an Asparagin, Serin,<br />

Threonin.<br />

5) Anheften prosthetischer Gruppen<br />

6) reversible (De-) Phosphorylierung (Einfluß auf die Enzymaktivität<br />

einiger Enzyme).<br />

7) limitierte Proteolyse (bei allen Verdauungsenzymen =<br />

Zymogene).<br />

Ribosomen-unabhängige Peptidsynthese<br />

1) Gluthation-Synthese im Erythrozyten<br />

2) Gramicidin S-Synthese des Bacillus brevis<br />

34<br />

10. Replikation, Transkription, Translation<br />

Gramicidin S kann als Antibiotikum und als Ionentransporter<br />

eingesetzt werden.<br />

Hemmstoffe der Translation<br />

Ricin (aus Ricinus communis) wirkt toxisch, wenn es aus dem<br />

grünen Samen stammt. Es ist dem Diphterietoxin sehr ähnlich.<br />

Als Lectin besteht es aus 2 Polypeptidketten, A und B, die<br />

glycosidiert sind und über Disulfidbrücken mit einander verbunden<br />

sind.<br />

a) Kette B dringt in die Zelle ein.<br />

b) Kette A bindet irreversibel am Ribosom, das inaktiviert<br />

wird, und der Elongationsfaktor 2 kann nicht mehr binden.<br />

Weitere: Tetracyclin, Streptomycin, Puromycin, Chloramphenikol,<br />

Erythromycin<br />

Synthese von Sekretproteinen<br />

Die Synthese findet am rauhen Endoplasmatischen Retikulum<br />

statt.<br />

Theorie nach BLOBEL und DOBBERSTEIN: Die Information<br />

über den Zielort eines Proteins muß in der Polypeptidkette<br />

enthalten sein.<br />

Die Signalsequenz liegt am N-terminalen Ende des Proteins. Sie<br />

besteht aus 15 bis 35 Aminosäuren und wird als hydrophober<br />

Stretch bezeichnet.<br />

Das entstehende Protein wird am Beginn der Aminosäurekette<br />

vom SRP erkannt und gebunden. Dadurch wird die Synthese<br />

arretiert.<br />

Das SRP bindet an seinen Rezeptor, der auf dem Endoplasmatischen<br />

Reticulum sitzt (Ausbildung des rER). Durch<br />

diesen Mechanismus wird die Membran geöffnet und die Aminosäurekette<br />

gelangt ins Innere des ER. Die Arretierung der<br />

Synthese wird aufgehoben, indem der SRP abgelöst wird und<br />

neue Peptidsequenzen binden kann (Zyklus). Die Proteinsynthese<br />

geht nun direkt ins ER hinein.<br />

Im ER wird die Signalsequenz am Proteinanfang abgespalten<br />

(Enzym: Signalsequenzpeptidase).<br />

Wenn die Proteinsynthese abgeschlossen ist diffundiert das<br />

Ribosom vom ER ab und steht der Biosynthese neuer Proteine<br />

zur Verfügung (Zyklus).<br />

Regulation der Genexpression<br />

Während der ontogenetischen Differenzierung wird die Genexpression<br />

ständig kontrolliert. Diese Differenzierung ist außer<br />

bei der Zellvermehrung irreversibel.<br />

Differenzierte Zellen sind in der Lage, auf bestimmt extrazelluläre<br />

Signale mit einer bestimmten Genexpressionsänderung<br />

zu reagieren.<br />

Bei Prokaryoten ist die Adaptation an äußere Einflüsse sehr<br />

groß.<br />

Die Regulation erfolgt fast ausschließlich auf der<br />

Transkriptionsinitiationsebene.<br />

1) Promotor-Struktur: Pribnow-Schaller-Box<br />

2) RNA-Polymerase-Komplex: Die Geschwindigkeit des Enzyms<br />

und seine Affinität zum Promotor werden durch Modifikationen<br />

beeinflußt:<br />

a) Phosphorylierung<br />

b) ADP-Ribosylierung<br />

c) Bindung niedermolekularer Effektoren (Tetraguanosinphsophat<br />

ppGpp)<br />

3) alternative σ-Faktoren beeinflussen die Affinität am Promotor<br />

4) Drosselung durch Repressoren<br />

5) Aktivierung durch Aktivatoren<br />

6) Helixität (Verdrillung der Helices) wird durch Gyrasen beeinflußt<br />

Operon-Modell<br />

Operon<br />

polycistronische mRNA<br />

Regulatorgene<br />

Ein Operon wird von Regulatoren gemeinsam reguliert. Die<br />

Regulatorgene können weit vom Operatorgen entfernt liegen.


Ihre Produkte wirken auf den Operator. Die Bindung der RNA-<br />

Polymerase wird beeinflußt (inhibierend/stimulierend).<br />

Effektoren: beeinflussen die Affinität des Regulatorproteins zum<br />

Operator als Induktoren (verhindern Bindung des Regulatorproteins<br />

am Operator) oder als Corepressoren (verhelfen zur<br />

Bindung am Operator).<br />

Alle katabolen Operone werden durch Repression gehemmt<br />

(negative Kontrolle). Wenn das abzubauende Substrat anwesend<br />

ist, wirkt es als Induktor und das Operon kann gelesen werden.<br />

Beispiel: Lactose-Operon<br />

Wenn keine Lactose da ist, sind die Gene durch Regulatorproteine<br />

am Operator reprimiert. Ist Lactose vorhanden, geht<br />

eine gering Lactosemenge in die Zelle hinein. Die Lactose wird<br />

zu Allolactose, die am Repressor bindet (Induktorfunktion) und<br />

entfernt den Repressor vom Operator. Die Enzymproduktion<br />

wird gestartet.<br />

Wenn extrazellulär ein hoher Glucosespiegel herrscht, entsteht<br />

eine positive Kontrolle:<br />

Die Glucose gelangt in die Zelle. cAMP (aus ATP durch Adenylatzyklase)<br />

wird an CAP gekoppelt. Der cAMP-CAP-Komplex<br />

bindet am Promotor und reguliert so die Enzymbildung (Beeinflussung<br />

der RNA-Polymerase-Affinität).<br />

Regulation auf posttranskriptionaler Ebene (Prokaryoten)<br />

1) Antisense RNA (Gegensinn RNA)<br />

Unter bestimmten Bedingungen wird eine der mRNA komplementäre<br />

RNA gebildet. Es bildet sich eine Doppelstrang-<br />

RNA, die inaktiv ist. Sie kann also nicht gelesen werden.<br />

a) osmoregulierende Membranproteine:<br />

Die Membranzusammensetzung wird reguliert, in dem die<br />

Synthese eines Proteins steigt und die eines anderen sinkt.<br />

b) mobile DNA-Elemente:<br />

bewirkt eine Antibiotikaresistenz<br />

Phagenreproduktion<br />

Es besteht die Hoffnung, Virusinfektionen durch Gabe von<br />

Antisense-mRNA zu behandeln, indem die Virusvermehrung<br />

verhindert wird.<br />

Außerdem sollen Tumorzellen phänotypisch zurückverwandelt<br />

werden, indem die Onkogenproduktion beeinflußt<br />

wird.<br />

2) Translationsrepressoren:<br />

Die Menge der rRNA und ribosomaler Proteine kann beeinflußt<br />

werden. Zur Bildung eines aktiven Ribosoms aus 2 Untereinheiten<br />

benötigt die Zelle äquimolare Mengen beider Untereinheiten.<br />

Wenn wenig rRNA vorliegt sind dementsprechend zuviel ribosomale<br />

Proteine vorhanden. Diese binden an ihrer eigenen<br />

mRNA und stoppen so die eigene Translation.<br />

Eukaryoten:<br />

1) Chromatinstruktur:<br />

Bei der Translation wird wahrscheinlich nur das H1 entfernt, die<br />

Nucleosome bleiben erhalten.<br />

a) Histonmodifikation: Acetylierung von Lysin<br />

b) H2A und Ubiquitin assoziieren abhängig vom Zellzyklus.<br />

c) DNA-Modifikationen: nach Methylierungen werden Gene<br />

nicht transkribiert.<br />

d) DNA-Rekombination: Durch Rekombination entstehen<br />

verschiedene Gene.<br />

Durch diesen Mechanismus ist die Antikörpervielfalt eines<br />

Organismus gewährleistet.<br />

Während der Reifung der B-Lymphozyten zu Plasmazellen wird<br />

die DNA umgelagert. Durch diese Rekombination entsteht völlig<br />

neue DNA und dadurch eine völlig neue Proteinstruktur in den<br />

variablen Komponenten eines Antikörpers.<br />

2) Transkription:<br />

Die Affinität der RNA-Polymerasen zur DNA sind hier wichtig.<br />

a) konstitutive cis-Elemente:<br />

Diese cis-Elemente sind vor den meisten Genen zu finden. Sie<br />

bestimmen die Expression von house keeping genes.<br />

- TATA-Box (TBP und TAFs binden hier)<br />

- GC-Box (Sp1-Faktor bindet hier)<br />

10. Replikation, Transkription, Translation<br />

b) regulatorische cis-Elemente: Vermitteln zwischen der Signaltransduktion<br />

von extrazellulär und der Genexpression<br />

Beispiel 1:<br />

Steroidhormone dringen direkt in die Zelle ein und vermitteln<br />

eine Antwort (siehe Hormone).<br />

GRE (glucocorticoid response element) besteht aus 6 bis 8<br />

Basen (häufig als Palindrom) in der DNA. Das Steroidhormon<br />

bindet an das GRE und verändert die Genexpression.<br />

Beispiel 2: Adrenalin, cAMP-response-element (CRE)<br />

Der Rezeptor ist mit einer Adenylatzyklase gekoppelt. Wenn<br />

Adrenalin am Rezeptor gebunden wird, erhöht sich der intrazelluläre<br />

cAMP-Spiegel.<br />

Am CRE bindet dann ein CREB-Element (cAMP-response<br />

element binding element). Dies geschieht dadurch, daß durch die<br />

cAMP-Bildung der Phosphatgehalt in der Zelle erhöht wird und<br />

das CREB-Element phosphoryliert wird.<br />

c) Enhancer (Verstärker)<br />

Enhancer entsprechen nicht den Aktivatoren der cis-Elemente<br />

. Sie wirken orientierungsunabhängig und entfernungsunabhängig.<br />

d) Transkriptionsfaktoren (TF)<br />

TFs sind DNA-bindende Proteine<br />

- Helix-turn-Helix, z.B. Homöobox-Proteine<br />

- zinc-finger-proteins: Diese Proteine enthalten in bestimmten<br />

Abständen eine Cys-His- oder eine Cys-Cys-Struktur. Diese<br />

Elemente bilden mit Zink-Ionen eine Fingerstruktur aus.<br />

- Amphiphile helikale Proteine<br />

a) Leucin-zipper (Zipper = Reißverschluß). Die Leucine stehen<br />

so übereinander, daß sie die Häkchen eines Reißverschlusses<br />

bilden (Dimer-Bildung).<br />

b) Helix-loop-helix-proteins<br />

3) Translation:<br />

a) Alternative Promotoren (gehören eigentlich nicht in die<br />

Kategorie der Translation, aber es gibt keine andere, bessere<br />

Zuordnung).<br />

Beispiel: Glucokinase<br />

1) Leberpromotor liegt unmittelbar vor den Strukturgenen<br />

2) β-Zell-Promotor liegt 10.000 kBp vor dem Strukturgen<br />

Die Enzyme unterscheiden sich in den ersten 12 Aminosäuren<br />

und sind daher zwei verschiedene Glucokinasen.<br />

b) Alternatives Splicing:<br />

Durch Weglassen von Exonen während des Spleißens entstehen<br />

verschiedene Proteine.<br />

c) mRNA-Stabilität:<br />

Die Stabilität wird durch verschieden lange Poly-A-Sequenzen<br />

und verschiedene Poly-A-bindende-Proteine (PABP) beeinflußt.<br />

d) Durch bestimmte extrazelluläre Signale wird eine bestimmte<br />

mRNA aus dem mRNA-Pool gepickt und bevorzugt abgelesen<br />

Beispiel: Ferritin ist ein Eisen-Speicherprotein, das bis zu 4.500<br />

Eisenatome speichern kann.<br />

Bei extrazellulären hohen Fe-Ionen-Konzentrationen bleibt zwar<br />

die Menge der Ferritin-mRNA konstant, die Ableserate ist aber<br />

stark erhöht.<br />

Dieser Mechanismus ist immer dann wichtig, wenn eine Zelle<br />

sehr schnell reagieren muß.<br />

Viren<br />

Viren benötigen <strong>für</strong> ihre Vermehrung eine Wirtszelle, weil sie<br />

auf deren Stoffwechsel angewiesen sind. Sie können nämlich<br />

nur ihr eigenes Erbmaterial reproduzieren.<br />

Es gibt RNA- und DNA-Viren.<br />

Jedes Virus braucht einen auf der Wirtszellmembran gelegenen<br />

Rezeptor, um an die Zelle andocken zu können und in sie einzudringen.<br />

Die Proteinhülle des Virus bestimmt seine antigene Wirkung<br />

und die Rezeptorspezifität zum Eindringen in die Zelle.<br />

Vermehrungszyklus:<br />

a) Frühphase: Andocken an den Rezeptor, Endozytose.<br />

b) Eklipse: Die Virus-Nukleinsäure ist äußerst aktiv. DNA wird<br />

in die Wirts-DNA eingebaut und sofort transkribiert. RNA wird<br />

zunächst durch die virale reverse Transkriptase zu DNA umgeschrieben<br />

und dann in die DNA eingebaut (nur bei Retroviren).<br />

c) Spätphase: Assoziation der Protein zum Virus, Ausschleusung<br />

aus der Zelle durch Wirtszellzerstörung oder Exozytose.<br />

35


Bekämpfung:<br />

1) Antikörper wirken nur, solange das Virus seine Proteinhülle<br />

hat<br />

2) Acyclovir® als Analog zum Guanosin<br />

11. Hormone<br />

36<br />

10. Replikation, Transkription, Translation<br />

Die Thymidinkinase phosphoryliert Guanosin. Bei Gabe von<br />

Acyclovir® bevorzugt das Enzym dieses Guanosinanaloge. Am<br />

Acyclovir® kann keine Kettenverlängerung stattfinden, so daß<br />

die Transkription abbricht.<br />

Historie<br />

1849 Berthold: Nach der Hodenentfernung und Wiedereinpflanzen in die Bauchhöhle eines Hahnes werden die Folgen<br />

einer Kastration verhindert. Berthold stellte die Theorie auf, daß bestimmte Stoffe humoral transportiert<br />

werden.<br />

1855 Addison: Nach der Zerstörung der Nebennierenrinde treten an anderen Orten Ausfallserscheinungen auf.<br />

1855 Bernard: Prägung des Begriffs "innere Sekretion" Definition: Unter innerer Sekretion versteht Bernard die<br />

Abgabe von Glucose aus Glycogen von der Leber ans Blut.<br />

1889 Brown-Sequard: Der Genuß von Stierhoden bewirkt die Wiedergewinnung der Manneskraft (Heute: dieses<br />

Phänomen beruht auf psychischen Faktoren).<br />

1905 Starling: prägt den Hormonbegriff anhand des Sekretins<br />

1914 Kendall: beschreibt die Schilddrüsenhormone<br />

1927 Harington führt weitere Untersuchungen an der Schilddrüse durch<br />

1921 Banting, Best: extrahieren Insulin<br />

1934 von Euler: beschreibt Prostaglandin<br />

Einteilung der Hormone:<br />

a) nach Organ der Produktion: glanduläre und aglanduläre<br />

Hormone<br />

b) nach Wirkungsort und Bildungsort:<br />

neurosekretorisch<br />

glandotrop (Wirkung auf Drüsen)<br />

glandulär (werden in Drüsen gebildet)<br />

Gewebshormone<br />

Mediatorstoffe<br />

c) nach Wirkungsweise:<br />

autokrin (Bildungs- und Wirkungsort liegen in der gleichen<br />

Zelle)<br />

parakrin (Bildungs- und Wirkungsort sind in benachbarten<br />

Zellen lokalisiert)<br />

endokrin (Bildungs- und Wirkungsort liegen weit von einander<br />

entfernt, und das Hormon muß über den Blutweg zum<br />

Wirkungsort gelangen)<br />

d) nach Hauptwirkung und Stoffwechsel:<br />

- Kontrolle energieliefernder Prozesse<br />

- Regulation von Wasser- und Elektrolythaushalt (Mineralocorticoide,<br />

Parathormon)<br />

- Wachstumsregulation (STH, Androgene)<br />

- Regulation der Fortpflanzung (Oestrogene, Gestagene, Androgene)<br />

- Bildung und Abgabe von Verdauungssekreten (Gastrin,<br />

Sekretin)<br />

- Tonusänderung im Gefäß- und Respirationssystem (Histamin,<br />

Serotonin, Prostaglandine)<br />

- Kontrolle der Zellteilung und -differenzierung (Lymphokine,<br />

Cytokine)<br />

e) nach chemischen Eigenschaften:<br />

- Proteine, Polypeptide<br />

- Oligopeptide<br />

- Aminosäure-Abkömmlinge (biogene Amine)<br />

- Steroide<br />

- Abkömmlinge von ungesäuerten Fettsäuren (Prostaglandine,<br />

Prostazykline, Thromboxane, Leukotriene, Lipoxine)<br />

Regulation der Hormonwirkung auf das Organ<br />

1) Rate der Synthese und/oder Sekretion des gespeicherten<br />

Hormons wird reguliert.<br />

Rückkopplungsregulation: (feed back)<br />

Hypothalamus<br />

↓<br />

Hypophysenvorderlappen<br />

↓<br />

Endorgan Rezeptorebene<br />

↓<br />

periphere Wirkung Rezeptorebene<br />

2) Regulation über spezielle Transportsystem im Blutplasma.<br />

Sexualhormone werden im Blut als inaktives, an Sexualhormon-bindendem<br />

Globulin (SHBG) transportiert. Ihre<br />

Wirkung wird über die Konzentration des SHBG kontrolliert.<br />

3) Konversion zur aktive(re)n Form am Wirkungsort<br />

Beispiel: Tetrajodthyronin (T4)<br />

Dejodierung am Ort der Wirkung in der Peripherie<br />

Trijodthyronin (T3) (10 mal wirksamer als T4)<br />

4) Hormonspezifische Rezeptoren in Plasmamembranen, Zytosol<br />

oder Zellorganellen (können von Gewebe zu Gewebe differieren)<br />

Up-Regulation: Wenn wenig Hormon im extrazellulären<br />

Raum vorliegt, bildet die Zelle viele Rezeptoren an ihrer<br />

Oberfläche aus, um die wenigen Hormonmoleküle zu erwischen.<br />

down-Regulation: Wenn viel Hormon im Extrazellulärraum<br />

vorliegt, müssen nur wenige Rezeptoren an der Zelloberfläche<br />

sein.<br />

Dieser Mechanismus liefert eine große Variationsbreite.<br />

Die maximale Hormonwirkung kann schon mit wenig Hormon<br />

erreicht werden (Insulin).<br />

Eine Variabilität ist außerdem durch unterschiedliche Affinität<br />

des Hormons zum Rezeptor gegeben.<br />

5) Post-Rezeptorregulation<br />

6) Abbau und Halbwertszeit (Abbau gewöhnlich in Niere und<br />

Leber)<br />

Allgemeine Wirkungsmechanismen<br />

- Hormonelles Signal (gelangt häufig an Rezeptoren)<br />

- Transduktion (Informationsumschreibung in der Zelle)<br />

- Amplifikation (Verstärkung)<br />

- Wirkung (Enzymbildung, Regulation der Enzymaktivität,<br />

Beeinflussung von Transportvorgängen)<br />

- Metabolischer Effekt<br />

Kontrolle:<br />

1) Transkriptionskontrolle: Induktion der Enzymsynthese auf<br />

Zellkernebene<br />

Zellmembran<br />

Entweder gelangt der Hormon-Rezeptor-Komplex in den Zellkern<br />

und wirkt dort, oder an der Zellkernmembran sind spezielle<br />

Hormonrezeptoren.<br />

2) Translationskontrolle: Stimulation der Enzymsynthese auf<br />

ribosomaler Ebene.<br />

3) allosterische Effektorwirkung des Hormons am Enzym.<br />

4) Hormonaktion auf der Membranebene (z.B. Beeinflussen der<br />

Permeabilität)


5) Hormonale Aktionen unter Vermittlung von zyklischen<br />

Nucleotiden (cAMP) oder anderen second messengern.<br />

6) Hormonaktion auf mitochondrieller Ebene (Energiestoffwechselkontrolle).<br />

Beispiel: Schilddrüsenhormone<br />

Second Messenger<br />

1) Ca 2+ -Calmodulinsystem<br />

Hormonbindung<br />

↓<br />

Öffnung von Ca 2+ -Kanälen in der Zellmembran<br />

↓<br />

Ca 2+ -Einstrom in die Zelle<br />

4 Ca 2+ -Atome binden an ein Mol Calmodulin (Calmodulin:<br />

Troponin C - ähnlich siehe Muskel)<br />

Ca 2+ -Calmodulin-Komplex wirkt als allosterischer Effektor aktivierend<br />

oder hemmend auf:<br />

Proteinkinasen<br />

Phosphorylasekinase<br />

Adenylatcyklase<br />

Phosphodiesterase<br />

Sekretion von in Granula gespeicherten Hormonen<br />

In Psychopharmaka wirkt Protaphinin, ein Phenothiazin.<br />

Es bindet ans Calmodulin und verdrängt so das Calcium. Dieser<br />

Mechanismus bewirkt die Calciumfreisetzung aus intrazellulären<br />

Speichern.<br />

2) Catecholamine (Noradrenalin, Adrenalin, Dopamin)<br />

Theorie nach Berridge und Irvine (1984 )<br />

Das Hormon bindet am Rezeptor.<br />

Der turn-over von Phosphatidylinositol wird erhöht.<br />

PIP2 setzt DAG und PI3 frei, die beide second messenger sind.<br />

Diese Spaltung wird von Phospholipase C katalysiert. Aus PI3<br />

1. Hypothalamus<br />

Der Hypothalamus ist ein kleines, ca. 5g schweres Organ im<br />

Diencephalon mit unscharfen Grenzen. Er ist ein vermittelndes<br />

Organ zwischen Großhirnrinde und Körper.<br />

Funktionen:<br />

Regulation der Homöostase<br />

Integrative Funktionen (vegetativ, somatisch und hormonell)<br />

Hormonelle Funktionen:<br />

Der Hypothalamus setzt über Neurosekretion Statine (inhibitorisch<br />

wirkenden Hormone) und Liberine (aktivierend wirkende<br />

Hormone) frei.<br />

Liberine<br />

Hormon Wirkung (anregend) chemische Natur<br />

TRH<br />

auf Hypophysenvor- Tripeptid<br />

Thyreotropin-releaderlappen (HVL) TSH- Pyroglut-His-Prol<br />

sing-hormon<br />

Ausschüttung<br />

LHRH Luteinisieren- auf HVL Decapeptid<br />

des Hormon -relea- LH- und FSHsing<br />

Hormon<br />

Ausschüttung<br />

CRH Corticotropin- HVL: ACTH- Polypeptid aus ca.<br />

releasing hormon Ausschüttung 40 Aminosäuren<br />

GHRH growth hor- HVL : STH-Ausschüt- Polypeptid aus ca.<br />

mon releasing hormontung<br />

40 Aminosäuren<br />

PRH Prolactin relea- HVL :Prolactinsing<br />

hormon<br />

Ausschüttung<br />

2. Hypophyse<br />

[Die Abkürzungen von Hormonen werden bei der Besprechung<br />

des jeweiligen Hormons erläutert].<br />

Die Hypophyse besteht aus Neurohypophyse (im Hinterlappen)<br />

und Adenohypophyse aus Vorderlappen und Pars intermedia.<br />

Die Adenohypophyse stammt embryologisch aus der Rathke´schen<br />

Tasche (Epithelgewebe).<br />

11. Hormone - Hypothalamus<br />

wird IP2 und daraus IP. Um neues Phosphatidylinositol bilden<br />

zu können muß immer dieser Weg durchlaufen werden. PI3 und<br />

DAG realisieren die Botschaft, die auf die Zellmembran getroffen<br />

ist.<br />

Lithium wirkt inhibitorisch auf die Freisetzung von Inositol aus<br />

Inositolphosphat, so daß es als Wirkstoff gegen Depressionen<br />

eingesetzt werden kann.<br />

3) Als weiterer second messenger ist Inositolglycan bekannt, das<br />

bei der Hydrolyse von Phosphatidylinositolglycan entsteht.<br />

4) zyklische Nukleotide (cAMP, cGMP)<br />

Bestimmung von Hormonen<br />

1) Biologische Bestimmung:<br />

Wirkung auf<br />

- Gesamtorganismus<br />

- Teilfunktionen des Organismus<br />

- Enzymaktivität<br />

- Metabolite<br />

1928 spritzten ASCHHEIM und ZONDER jungen, nicht geschlechtsreifen<br />

Mäusen den Urin schwangerer Frauen. In den<br />

Ovarien der Mäuse bildeten sich Reaktionen aus, die sonst nur<br />

bei geschlechtsreifen Tieren ablaufen.<br />

Somit war ein Schwangerschaftstest möglich.<br />

Galli-Mainini-Test:<br />

Männlichen, heimischen Erdkröten wird der Urin schwangerer<br />

Frauen gespritzt. Die Schwangerschaftshormone induzieren eine<br />

Spermaabgabe.<br />

2) Chemische Bestimmung:<br />

Abbauprodukte von Hormonen können im Urin nachgewiesen<br />

werden (17-Oxo-/Ketosteroide).<br />

3) Immunologische Bestimmung:<br />

RIA, EIA, ELISA, LIA (siehe Einführung ins Praktikum).<br />

Statine<br />

Hormon Wirkung (hemmend) chemische Natur<br />

GHIH growth hor- auf STH- und Soma- Polypeptid aus 14<br />

mon inhibiting tostatin-Ausschüttung Aminosäuren<br />

hormon<br />

in Pankreas und HVL<br />

PIH Prolactin inhibi- HVL Prolactin- Dopamin<br />

ting hormon<br />

Ausschüttung<br />

MIF Melanozyten MSH des Hypothala-<br />

inhibiting hormon mus wird gehemmt<br />

(Melanozyten stimulierendes<br />

Hormon)<br />

Bildung des TRH im Hypothalamus (nach GUILLIMIN und<br />

SCHALLY)<br />

Oxytocin und Vasopressin werden hier ebenfalls produziert,<br />

aber erst in der Hypophyse ausgeschüttet (Hypothalamisch-<br />

Hypophysäres System).<br />

Kinder ohne Hypophyse werden nie geschlechtsreif und sind im<br />

Wachstum stark beeinträchtigt.<br />

Bei Erwachsenen ohne Hypophyse bilden sich die Gonaden<br />

zurück, und alle Drüsen, die von Hormonen des HVL beeinflußt<br />

werden, verlieren ihre Funktion. Es kommt zu schweren Stoffwechselstörungen<br />

in allen Bereichen.<br />

37


Adenohypophyse<br />

Der HVL nimmt 70 % der Hypophyse ein. Er besteht aus neutrophilen,<br />

basophilen und azidophilen Zellen (vergleiche Histologie).<br />

Es werden 3 Stoffwechselhormone (STH, TSH, ACTH) und 3<br />

gonadotrope Hormone (FSH, LH, Prolactin) gebildet und sezerniert.<br />

STH<br />

Somatotropes Hormon (= GH - growth hormon)<br />

Eigenschaften:<br />

Proteohormon (188 Aminosäuren) mit zwei Disulfidbrücken<br />

innerhalb der Kette (intrachenar)<br />

MG = 20 000 (Mensch)<br />

hohe Artspezifität<br />

Bildungsort:<br />

azidophile Zellen des HVL<br />

Hier in Konzentrationen im mg-Bereich sonst im µg-Bereich.<br />

Wirkung:<br />

1) STH wirkt auf Somatomedine. Somatomedine sind Polypeptide,<br />

die in der Leber produziert werden. Sie bewirken eine<br />

Zunahme der DNA-Synthese und beeinflussen somit das<br />

Wachstum:<br />

a) Stimulation der Zellteilung in der Epiphysenfuge (Längen-<br />

und Dickenwachstum von Knochen).<br />

b) Stimulation der Synthese von Grundsubstanzen (Kollagen,<br />

sulfatierten Proteoglycanen).<br />

c) Die Voraussetzungen <strong>für</strong> die Calzifizierung des Knorpels<br />

wird geschaffen.<br />

2) STH wirkt auf den Proteinstoffwechsel. Stimulation von<br />

mRNA-Synthese und Aminosäureinkorporation. Die Stickstoffbilanz<br />

ist positiv.<br />

3) STH wirkt auf den Lipidstoffwechsel:<br />

a) Lipidsynthese wird gehemmt: Fettsynthese und Einbau<br />

der Fettsäuren in Lipide wird gehemmt.<br />

b) schwache lipolytische Wirkung<br />

4) STH wirkt auf den Kohlenhydratstoffwechsel:<br />

a) Insulinantagonist im Muskel<br />

b) Stimulation des Glucagonausstoßes<br />

c) Verminderung des Insulinwirkungsgrades<br />

In der Leber ist der Glycogen-Spiegel hoch, der durch die<br />

erhöhte Gluconeogenese stimuliert wird.<br />

5) STH wirkt auf den Mineral- und Wasserhaushalt:<br />

a) Retention von Na, K und Ca wird erhöht<br />

b) der Wassergehalt im Gewebe wird erhöht (zum Teil auch<br />

durch erhöhte Glucosaminoglycanbildung).<br />

6) STH wirkt auf die Erythropoese<br />

a) Die Anzahl der Reticulozyten wird erhöht.<br />

7) Durch strukturelle Ähnlichkeiten des STH mit Prolactin<br />

und Plazenta-Lactogen wird das Wachstum der weiblichen<br />

Brust stimuliert.<br />

Die STH-Produktion wird über GHRH (growth hormon releasing<br />

hormon) angeregt.<br />

Die STH-Sekretion wird durch Somatostatin vermindert (delta-<br />

Zellen des Pankreas)<br />

Pathologische Mengen von STH bewirken:<br />

STH-Spiegel zu hoch:<br />

a) diabetogene Wirkung (synthetisch hergestelltes STH wirkt<br />

nicht diabetogen)<br />

b) Bei einer HVL-Überfunktion entsteht ein azidophiles Adenom.<br />

Auswirkungen vor der Pubertät: Riesenwuchs<br />

nach der Pubertät: exzessives Wachstum der Körperspitzen<br />

(Akromegalie), Blickdiagnose: langes, spitzes Kinn, große<br />

Nase, große Hände und Füße.<br />

c) HVL-Unterfunktion<br />

Auswirkungen vor der Pubertät: hypophysäre Nanosomie<br />

(Zwergwuchs) mit proportionalem Wachstum und normaler<br />

Intelligenz.<br />

Therapie: Gabe von synthetischem STH bis die Epiphysenfugen<br />

geschlossen sind.<br />

nach der Pubertät: Panhypopituitarismus (Unterentwicklung<br />

der gesamten Hypophyse), so daß alle von der Hypophyse<br />

abhängigen Drüsen involutieren (Simon´sche Krankheit).<br />

38<br />

11. Hormone - Hypophyse<br />

Shehan-Syndrom: nach großem Blutverlust mit Unterversorgung<br />

der Hypophyse sterben die Zellen ab. Bei Frauen<br />

werden die sekundären Geschlechtsmerkmale zurück gebildet.<br />

Nach einer Therapie mit Hormonen und dem Einleiten einer<br />

Schwangerschaft werden neue Hypophysenzellen gebildet.<br />

TSH<br />

Name: Thyroidea-stimulierendes Hormon<br />

Eigenschaften:<br />

- Glycoprotein mit einem Kohlenhydratanteil von 8%<br />

- Molekulargewicht ca. 30 000<br />

- besteht aus 2 Untereinheiten αβ<br />

TSHα ist mit Aminosäuresequenzen des LH, HCG und des<br />

FSH identisch, TSHβ bestimmt die biologische Spezifität<br />

Bildungsort:<br />

basophile Zellen des HVL<br />

Wirkung:<br />

1) Stimulation der Schilddrüse (verstärkte Durchblutung)<br />

2) Vergrößerung der Schilddrüse<br />

3) Die Höhe des Follikelepithels nimmt zu<br />

4) Stimulation der Jodit-Aufnahme<br />

5) Stimulation der Thyreoglobulinsynthese<br />

6) Anstieg der T4 und T3-Konzentration<br />

Wirkmechanismus :<br />

TSH bindet an einen Membranrezeptor, der die Adenylatzyklase<br />

aktiviert. Es wird cAMP gebildet, das als second messenger<br />

wirkt.<br />

TRH (Thyreotropin-releasing hormon) stimuliert die TSH-<br />

Bildung und Ausschüttung.<br />

Somatostatin hemmt die Sekretion des TSH.<br />

Als Regelgrößen dieses Regelkreises fungieren die T4 und T3 -<br />

Konzentrationen im Blut und der Joditspiegel.<br />

Klinik:<br />

TSH-Tests zur Unterscheidung von primärer und sekundärer<br />

Schilddrüsenunterfunktion.<br />

Nach Gabe von TSH:<br />

1) TSH führt nicht zu einem Anstieg der Schilddrüsenhormone<br />

im Blut → primäre Schilddrüsenstörung (Die<br />

Schilddrüse selbst ist nicht funktionstüchtig).<br />

2) TSH führt zu einem Anstieg der Schilddrüsenhormone im<br />

Blut → sekundäre Schilddrüsenstörung (die Hypophyse ist in<br />

ihrer Funktion gestört).<br />

TRH-Test: Es kann zwischen einen Hypophysen- und Hypothalamus-Defekt<br />

unterschieden werden.<br />

Wenn nach TRH-Gabe der TSH-Spiegel ansteigt, ist der Hypothalamus<br />

gestört. Wenn der TSH-Spiegel nicht ansteigt, ist<br />

die Hypophyse gestört.<br />

ACTH<br />

Name: Adenocorticotropes Hormon<br />

Eigenschaften:<br />

Polypeptid aus 39 Aminosäuren<br />

Molekulargewicht 4 500<br />

Die ersten 23 Aminosäuren vom N-terminalen Ende sind biologisch<br />

aktiv.<br />

Die ersten 13 Aminosäuren sind mit MSH identisch.<br />

Bildungsort:<br />

- basophile Zellen des HVL<br />

- Plazenta<br />

- kleine Mengen im HHL<br />

Wirkung:<br />

1) Stimulation der Glucocorticoid-Synthese in der Nebennierenrinde<br />

(NNR) Zona fasciculata<br />

2) Stimulation des Acetyl-CoA-Einbaus<br />

3) Stimulation von Hydroxylierungsreaktionen in der Niere.<br />

Dadurch Senkung des Vitamin C-Spiegels (Vitamin C wird<br />

<strong>für</strong> die Reaktion benötigt) .<br />

4) Stimulation der Proteinsynthese in der NNR<br />

5) Stimulation der Cortisol-Sekretion an der NNR<br />

6) leichte Stimulation von Bildung und Ausschüttung des Aldosterons<br />

in hohen Dosen<br />

Regulation:<br />

CRH (Corticotropin releasing factor) wird im Hypothalamus<br />

gebildet, besteht aus α1, α2 und β-Einheit und hat Ähnlichkeit


mit Vasopressin. Vasopressin wirkt auf ACTH-Ausschüttung<br />

und -Aktivierung.<br />

Biosynthese:<br />

Vorläufer: POMC (Proopiomelanocortin)<br />

besteht aus 265 Aminosäuren und ist Vorläufersubstanz <strong>für</strong> 6<br />

Hormone. Verschiedene Sequenzteile bestimmen verschiedene<br />

Hormone.<br />

Klinik: basophiles Adenom<br />

ACTH ist stark erhöht<br />

Morbus Cushing:<br />

Symptome: Vollmondgesicht, Stiernacken, Stammfettsucht,<br />

blaurote Striae am Abdomen, ACTH ist stark vermindert.<br />

Weist auf Zona fasciculata-Involution hin.<br />

Funktionsdiagnosen der NNR:<br />

1) ACTH-Gabe: Abbauprodukte im Harn erhöht (17 Hydroxycorticoide)<br />

physiologisch<br />

Gonadotropine<br />

11. Hormone - Hypophyse<br />

FSH, LH, Prolactin<br />

Alle drei Hormone wirken auf die Funktion und Reifung der Gonaden und der Brustdrüse<br />

FSH<br />

Name: Follikelstimulierendes Hormon<br />

Eigenschaften:<br />

Glycoprotein<br />

Molekulargewicht 25 000 bis 34 000<br />

Wirkung:<br />

1) bei Frauen: Beschleunigung des Follikelwachstums, Vorbereitung<br />

des Follikels auf die Wirkung des LH, Stimulation der<br />

Oestrogenproduktion und -freisetzung<br />

2) bei Männern: Stimulation der Spermiogenese, des Wachstums<br />

von Hoden- und Samenkanälchen<br />

Regulation:<br />

Gonadotropin releasing hormon stimuliert die FSH-Ausschüttung.<br />

Über einen negativen Feedback von Progesteron,<br />

Testosteron und FSH werden Hypothalamus und Hypophyse<br />

beeinflußt.<br />

LH / ICSH<br />

Name: Luteinisierendes Hormon/Zwischenzellstimulierendes<br />

Hormon<br />

Eigenschaften:<br />

Glycoprotein<br />

Molekulargewicht 22 800 bis 40 000<br />

Wirkung:<br />

1) bei Frauen: Beeinflußt die Follikelreifung, die Ovulation<br />

und die Entwicklung des Corpus luteum, Stimulation von<br />

Oestrogen- und Progesteron-Bildung, Stimulation von Androgen-Bildung<br />

im Stroma des Ovars<br />

2) bei Männern: Stimulation des Wachstums von Prostata,<br />

Samenbläschen und dem Vas deferens, Stimulation der Spermatogenese,<br />

Stimulation der Leydig´schen Zwischenzellen<br />

(Testosteron-Bildung)<br />

Klinik:<br />

Stein-Leventhal-Syndrom: Frauen haben große, graue und<br />

polyzystische Ovarien. Sie haben Menstruationsstörungen.<br />

Hirsutismus (starke Behaarung)<br />

Prolactin<br />

Eigenschaften:<br />

Polypeptid 198 AS<br />

Proteohormon<br />

Molekulargewicht 23 000<br />

dem STH sehr ähnlich<br />

Bildungsort:<br />

acidophile Zellen des HVL<br />

Wirkung:<br />

2) ACTH-Gabe: drastische Reduktion von eosinophilen Granulozyten<br />

(> 50%) physiologisch (Thorn-Test)<br />

3) Dexametason-Test:<br />

Dexametason ist ein synthetisches Glucocorticoid, das wirksamer<br />

als physiologische Glucocorticoide ist. Bei Gabe von<br />

Dexametason wird die ACTH-Produktion gesenkt und damit<br />

auch der Cortisol-Spiegel im Blut.<br />

Beim Cushing-Syndrom ist der feed-back-Mechanismus gestört<br />

und der Cortisolspiegel sinkt nicht ab.<br />

4) Metopiron-Test:<br />

Metopiron ist ein Pharmakon, das das Enzym L-Hydroxylase<br />

hemmt. Die Steroidproduktion wird also gesenkt. Als Reaktion<br />

ist Cortisol im Blut vermindert und die Hypophyse sezerniert<br />

vermehrt ACTH.<br />

1) bei Frauen: Aktivierung und Erhaltung des Corpus luteum.<br />

Die Progesteron-Bildung des Corpus luteum wird erhalten.<br />

2) bei Tieren: Proliferation des Brustdrüsengewebes, Erhaltung<br />

der Milchsekretion.<br />

3) bei Mann und Frau: anabole Wirkung auf das Wachstum.<br />

4) Da bei Frauen der Prolactin-Spiegel im Blut direkt nach der<br />

Geburt stark abfällt, hat Prolactin hier keinen Effekt auf die<br />

Milchbildung und -sekretion<br />

Kontrolle:<br />

Prolactin inhibiting factor hemmt die Bildung und Ausschüttung<br />

von Prolactin. Prolactin releasing factor stimuliert<br />

die Bildung und Ausschüttung von Prolactin. TRF stimuliert<br />

in hoher Konzentration. L-Dopa und verschiedene Mutterkornalkaloide<br />

hemmen die Bildung und Ausschüttung von Prolactin.<br />

Klinik:<br />

Prolactinom: bewirkt bei<br />

Frauen eine sekundäre Amenorrhoe (Aussetzen der Regelblutung)<br />

Männern Impotenz<br />

Die Gabe von Mutterkornalkaloiden (Secalealkaloide) bewirkt<br />

eine stundenlang Senkung des Prolaktinspiegels.<br />

[Mutterkorn: Auf Kornähren wachsen verschiedene Pilze (Secale<br />

cornutum, Claviceps purpurea), die das Korn lila bis schwarz<br />

färben. Sie bilden Ergotoxin, Ergotamin und Bromocriptin, die<br />

Krämpfe auslösen.]<br />

α-Lipotropine/β-Lipotropine<br />

Eigenschaften:<br />

β-Lipotropine bestehen aus 91 Aminosäuren<br />

α-Lipotropine bestehen aus 58 Aminosäuren<br />

Sie enthalten ein Heptapeptid, das auch im MSH enthalten ist.<br />

Bildungsort:<br />

HVL<br />

Wirkung:<br />

1) Stimulation der Lipolyse, dadurch erhöhte Konzentration an<br />

freien Fettsäuren, dies scheint keine oder nur gering physiologisch<br />

Bedeutung zu haben.<br />

2) b-Lipotropine scheint ein Praecursor des b-Endomorphins<br />

zu sein. β-Endomorphin, wirkt als „endogenes Opiat“. Es ist<br />

dem Opium sehr ähnlich, beide wirken am gleichen Rezeptor.<br />

Es gibt mindestens 4 Rezeptoren : m, d, e, k<br />

Zu den Endorphinen werden α-, β- und γ-Endorphine und die<br />

Enkephaline gezählt. Ihre Funktion ist die eines Neurotransmitters<br />

oder eines Neuromodulators. Sie können auch<br />

Hormonfunktionen haben wie Enkephaline<br />

39


Pars intermedia der Hypophyse<br />

bildet CLIP, MSH<br />

CLIP<br />

Name: Corticotropin like peptid (like = ähnlich)<br />

Bildung: Entsteht aus dem Präproopiotropin (siehe vorne)<br />

Vermutlich wirkt es auf das endokrine Pankreas.<br />

MSH<br />

Name : Melaninstimulierendes Hormon<br />

Eigenschaften:<br />

MSH wurde zuerst bei niederen Vertebraten entdeckt, die<br />

noch echte Mittellappen haben.<br />

Es besteht aus 2 Untereinheiten: α, β<br />

α: 13 Aminosäuren, die fast mit den ersten 13 Aminosäuren<br />

des ACTH identisch sind. Der Unterschied besteht nur in einem<br />

acetylierten Serin am N-terminalen Ende und einem Valin<br />

in Amidform am C-terminalen Ende.<br />

β: 22 Aminosäuren, von denen die 11. bis 17. Aminosäure mit<br />

ACTH identisch sind.<br />

Der Mensch hat hauptsächlich β-Untereinheiten.<br />

Daraus ergibt sich, daß ACTH geringe MSH-Wirkung hat.<br />

a MSH hat eine geringe ACTH-Aktivität, bMSH hat keine.<br />

40<br />

11. Hormone - Hypophyse<br />

Bildungsort:<br />

Pars intermedia der Hypophyse<br />

Wirkung:<br />

1) Bei Amphibien und Fischen:<br />

Stimuliert die Ausbreitung der Pigmentgranula in den Melanophoren<br />

der Haut.<br />

2) Bei Menschen ist die Funktion unklar. Es werden aber Melaninablagerungen<br />

in den Melanozyten gefunden.<br />

3) hemmt die Hydrocortison- und Cortisonsekretion.<br />

4) senkt die Nor-, Adrenalinwirkung.<br />

Kontrolle:<br />

Melanozyten releasing inhibiting hormon MRIH hemmt die<br />

MSH-Ausschüttung.<br />

Melanozyten releasing hormon stimuliert MRH die Ausschüttung.<br />

Klinik:<br />

Morbus Addison: Beim Ausfall der Nebennierenrinde findet<br />

keine Glucocorticoidsynthese statt, so daß ACTH und MSH<br />

erhöht sind. Die Haut ist daher sehr stark pigmentiert.<br />

Neurohypophyse<br />

Extrakte des HHL enthalten mindestens zwei wirksame Substanzen:<br />

Diese sind Vasopressin und Oxytocin.<br />

Beide Hormone werden im Hypothalamus gebildet (Nucleus supraopticus und Nucleus paraventricularis). Durch Neurosekretion gelangen<br />

sie zur Hypophyse, wo sie an Neurophysin I und II gebunden gespeichert werden. Die Sekretion erfolgt als freie Peptide. Die Hormone reichern<br />

sich in Niere, Mamma und Leber an.<br />

Vasopressin<br />

Antidiuretisches Hormon, ADH, Adiuretin<br />

Eigenschaften:<br />

Cyclopeptid mit einer HWZ von 3 bis 5 Minuten.<br />

Ein Teil des in der Leber gespeicherten Vasopressins wird mit<br />

dem Urin ausgeschieden.<br />

Formel:<br />

Cys-Tyr-Phe<br />

| |<br />

S |<br />

| |<br />

S |<br />

| |<br />

Cys-Asn-Gln<br />

|<br />

Pro-Arg-Gly-NH2<br />

Bei Rind und anderen Mammaliae ist statt des Lysins ein Arginin<br />

eingebaut<br />

Molekulargewicht 1 000<br />

Bildungsort:<br />

Hypothalamus im Ncl. supraopticus und Ncl. paraventricularis<br />

Speicher: Hypophysenhinterlappen<br />

Wirkung:<br />

1) primär: wirkt auf die distalen Tubuli der Niere, so daß die<br />

Rückresorption von Wasser ermöglicht wird (Mechanismus<br />

noch weitgehend unbekannt), Vasopressin bindet dabei fest<br />

ans Nierengewebe (Aquaporin 2-Kanäle im spätdistalen Tubulus<br />

werden geöffnet).<br />

2) in nicht physiologisch hohen Dosen: Vasokonstriktor (daher<br />

Vasopressin)<br />

3) Gabe von Vasopressin erhöht den cAMP-Spiegel<br />

Kontrolle:<br />

Sulfhydrylblocker öffnen die Disulfidbrücke<br />

Die Vasopressinsynthese und -ausschüttung wird erhöht bei:<br />

Emotionen, psychischem Streß, ACTH-Erhöhung, Nikotin-<br />

Gabe, Morphin-Gabe, Dehydrierungserscheinungen, steigender<br />

Osmolarität<br />

Die Vasopressinsynthese wird gesenkt bei:<br />

Adrenalin, Alkoholgenuß, erhöhtem Blutvolumen, erhöhtem<br />

Blutdruck<br />

Klinik:<br />

Diabetes insipidus<br />

Ursachen:<br />

a) Mangel an Vasopressin<br />

b) mangelnde Ansprechbarkeit der Nierentubuli auf Vasopressin.<br />

Es werden mehr als 20 l Flüssigkeit pro Tag ausgeschieden<br />

(normal: 1,5 l)<br />

[frühere Annahme: neurogener Trinkzwang: Den Patienten<br />

wurde die Flüssigkeitsaufnahme verboten. Dies führte zu einen<br />

Dehydrierung, so daß die Patienten ihren eigenen Harn tranken,<br />

um nicht zu verdursten.]<br />

Oxitocin<br />

Eigenschaften:<br />

Cyclopeptid mit HWZ von 3 bis 5 Minuten<br />

Formel:<br />

Cys-Tyr-Ile<br />

| |<br />

S |<br />

| |<br />

S |<br />

| |<br />

Cys-Asn-Gln<br />

|<br />

Pro-Leu-Gly-NH2<br />

Molekulargewicht 1 000<br />

Bildungsort:<br />

Hypothalamus im Ncl. Supraopticus und Ncl. paraventricularis<br />

Speicher HHL<br />

Wirkung:<br />

1) Stimuliert die Kontraktion glatter Muskulatur bewirkt so<br />

die Uteruskontraktion während des Geburtsvorgangs.<br />

2) Während der Schwangerschaft ist der Plasma-Spiegel erhöht,<br />

die Wirkung des Oxitocins wird aber durch die Gestagene<br />

(besonders Progesteron) abgebremst.


Durch Plazenta-Alterung nimmt der Progesteron-Spiegel während<br />

der Schwangerschaft ab und gleichzeitig der Oestrogen-<br />

Spiegel zu. Es kommt dann zur Wehenauslösung.<br />

Wenn der Progesteron-Spiegel während einer Schwangerschaft<br />

zu niedrig ist, um die Oxitocinwirkung abzubremsen,<br />

kommt es zum Abort.<br />

3) Es stimuliert die Milchsekretion und das „Einschießen“ der<br />

Milch in die Milchgänge bei Saugreizung der Mammile.<br />

3. Glandula pineale<br />

bildet Melatonin<br />

Melatonin<br />

Eigenschaften:<br />

Tryptophan-Derivat<br />

N-Acetyl-5-Metoxytryptamin<br />

Bildungsort:<br />

Glandula pineale<br />

Tryp -> 5-Hydroxytryp ->Serotonin -> Melatonin<br />

Wirkung:<br />

1) Bei Kaltblütern: Anpassung der Körperfarbe an die Umgebung,<br />

Kontraktion der Chromatophoren, Umverteilung der<br />

Farbpigmente, perinucleäre Aggregation der Farbstoffe (besonders<br />

Melanin), Körperfarbe hellt auf<br />

4. Sexualhormone<br />

Männliche Sexualhormone:<br />

bildet Testosteron, DHEA<br />

Testosteron<br />

Bildungsort:<br />

Testes, Leydig´sche Zwischenzellen (inter cells)<br />

Abbau:<br />

oxidative Spaltung<br />

Doppelbindungen werden hydriert<br />

Kopplung mit Sulfat<br />

Abbau über Androsteron und Ätiocholanolon zu 17-Ketosteroiden<br />

Testosteron ist erheblich wirksamer als seine Vorstufen DHEA<br />

und Androstendiol.<br />

genitale Wirkung:<br />

1) fördert das Wachstum männlicher Fortpflanzungsorgane:<br />

Samenleiter, Prostata, Vesiculadrüsen, Nebenhoden und Penis<br />

2) fördert die Bildung von Fructose aus Glucose in den Samenbläschen<br />

extragenitale Wirkung:<br />

anabole Wirkung: fördert Wachstum und Muskelmasse<br />

(„Leistungshormon“)<br />

Testosteronanaloge werden eingesetzt als Anabolika und Antiandrogene.<br />

Anabolika:<br />

- 2α-Methyldehydrotestosteron, hat wenig genitale und viel<br />

extragenitale Wirkung (Vermännlichung von Frauen kann<br />

nicht verhindert werden).<br />

Antiandrogene: Cyproteronacetat<br />

- verdrängt Dihydrotestosteron von den zellulären Rezeptoren<br />

- wird zur Tumorbehandlung eingesetzt, wenn Testosteron die<br />

Karzinome stimuliert (Prostatakarzinom )<br />

- Behandlung von juveniler Akne möglich, jedoch haben die<br />

Präparate zu primärem Leberkrebs geführt<br />

- kann zur Hormonbehandlung von Triebtätern eingesetzt werden<br />

11. Hormone - Glandula pineale<br />

Weibliche Sexualhormone:<br />

Man teilt die weiblichen Sexualhormone in Follikelhormone und Gestagene ein.<br />

Oestrogene -> schwangerschaftsvorbereitende Hormone<br />

Gestagene -> schwangerschaftserhaltende Hormone<br />

4) bei Männern und Frauen: stimuliert die Kontraktion glatter<br />

Muskulatur (Entleerung von Dickdarm, Gallenblase und Harnblase).<br />

Klinik:<br />

postpartal: beschleunigt Oxytocin die Uterusinvolution.<br />

2) bei Warmblütern:<br />

a) frühzeitige Geschlechtsreife wird verhindert.<br />

b) Die Melatonin-Bildung wird durch Licht stimuliert. Das<br />

Sonnenlicht fördert die Produktion, so daß die Brunftzeit so<br />

liegt, daß die Tiere im Frühjahr jungen. Die Überlebenschancen<br />

<strong>für</strong> den Nachwuchs sind dann am größten.<br />

c) Wirkung auf den Zirkadianrhythmus (innere Uhr!).<br />

Klinik:<br />

Bei Tumoren kommt es zur frühzeitigen Geschlechtsreife (Pubertas<br />

praecox) oder zum Ausbleiben der Geschlechtsreife.<br />

Wirkungsweise:<br />

Testosteron wird im Plasma an TBG (Testosteron binding<br />

globulin) = SHBG (sexual hormon binding globulin) gebunden<br />

transportiert und ist in dieser Form inaktiv.<br />

Bei älteren Männern steigt der SHBG-Pegel an, so daß bei<br />

einer Prostatahypertrophie als Therapie Antiandrogene gegeben<br />

werden. Diese verdrängen Testosteron vom SHBG und<br />

erhöhen so den Spiegel freien Testosterons im Blut.<br />

Viele Zellen müssen aus Testosteron durch die 5a-Reduktase<br />

Dihydrotestosteron machen, damit dieses wirksam wird.<br />

Kontrolle:<br />

LH = ICSH und Prolactin stimulieren die Testosteronbildung.<br />

FSH kommt zur aktivierenden Wirkung, indem es die LH-<br />

Rezeptoren an den Leydig´schen Zwischenzellen erhöht.<br />

Klinik:<br />

angeboren: Testiculäre Femininisierung<br />

Jungen entwickeln sich zu „superfemines“. Sie sind bis auf die<br />

Kopfbehaarung haarlos, ausgesprochen schön und fühlen sich<br />

als Frauen, haben aber männliche Geschlechtsorgane.<br />

Ursache: vermutlich fehlt den Personen das Testosteron<br />

DHEA<br />

Name: Dehydroepiandrosteron<br />

wurde von Etienne-Emile Baulieu erforscht (Erfinder der Abtreibungspille).<br />

Im Lebensalter von 0 bis 10 Jahren wird kein DHEA gebildet.<br />

Männer produzieren bis zum 70. Lebensjahr täglich 15 bis 50<br />

mg, Frauen 12 bis 25 mg.<br />

DHEA soll Alterungsprozesse einschränken. 50 mg pro Tag<br />

gelten als „Verjüngungsmittel“.<br />

Außerdem soll DHEA die Immunabwehr steigern.<br />

41


Follikelhormone<br />

Estron, Estriol, Estradiol, Phytoestrogene, synthetische Oestrogene<br />

Estron, Estradiol, Estriol<br />

Eigenschaften:<br />

Alle drei Hormone werden auf dem gleichen Weg produziert.<br />

Sie sind C18-Körper<br />

Sie werden an SHBG gebunden transportiert.<br />

Bildungsort:<br />

Follikelzellen des Ovars (ab dem 4. Monat einer Schwangerschaft<br />

in der Plazenta)<br />

beim Mann im Testis<br />

Abbau:<br />

Hydroxylierung in Position 2. Es entsteht inaktives 2-<br />

Hydroxyestradion, Kopplung mit Sulfat<br />

Kontrolle:<br />

FSH kontrolliert die Sekretion (siehe auch FSH der Hypophyse<br />

und GnRH des Hypothalamus)<br />

Wirkung:<br />

Steroidhormone wirken immer auf den Zellkern<br />

1) Bildung spezieller Proteine (Ovalbumin), allgemeine Proteinbiosynthesesteigerung<br />

(RNA-Polymerase-Aktivität ist hoch<br />

und besitzt einen schwächeren anabolen Effekt als Testosteron).<br />

2) fördert die Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale<br />

(Fettverteilung, Behaarung, Brustdrüse).<br />

3) Vorbereitung der Uterusschleimhaut auf die spätere Progesteronphase<br />

(Sekretionsphase). Während dieser Proliferationsphase<br />

ändern sich auch die Schleimhäute an Ovar und<br />

Tuba.<br />

4) Unterdrückung der FSH-Sekretion<br />

5) Stimulierung der LH-Sekretion<br />

6) Skelettwirkung, Synthese der organischen Matrix des Knochens<br />

wird gefördert. Dies ist die Voraussetzung zur Calcifizierung.<br />

Bei Oestrogenmangel kommt es zur Osteoporose<br />

6) Hemmung der Methylierung von Adrenalin und somit des<br />

Adrenalinabbaus (scheint eine Erklärung <strong>für</strong> den Bluthochdruck<br />

während der Schwangerschaft zu sein).<br />

Phytoestrogene<br />

Eigenschaften:<br />

Pflanzliche Substanzen aus ca. 300 Pflanzen. Sie gehören keiner<br />

gemeinsamen Klasse an, wobei einige Steroide sind, z.B.<br />

Isoflavone aus Sojabohnen<br />

synthetische Oestrogene<br />

Eigenschaften:<br />

Ethinestradiol<br />

Mestranol<br />

(40 mal wirksamer als natürliche Oestrogene und im Körper<br />

als 3-Methylether wirksam).<br />

Diethylstilbestrol (kein Steroid)<br />

Antioestrogene<br />

natürliche: Progesteron und Testosteron<br />

synthetische: Clomiphen und Tamoxifen<br />

Gestagene<br />

Schwangerschaftsschutzhormone<br />

Progesteron, synthetische Gestagene, Relaxin<br />

Progesteron<br />

Eigenschaften: C21-Steroid<br />

wichtiges Zwischenprodukt <strong>für</strong> die Synthese anderer Hormone<br />

und dabei selbst als Hormon wirksam.<br />

Bildungsort:<br />

Corpus luteum (ab dem 4. Schwangerschaftsmonat auch in der<br />

Plazenta)<br />

Abbau:<br />

zu Pregnandiol und Ausscheidung zu 75% über die Galle. Der<br />

Rest wird mit dem Urin ausgeschieden<br />

Transport: Cortisol bindendes Globulin (CBG)<br />

42<br />

11. Hormone - Endokriner Pankreas<br />

Wirkung:<br />

Die Gesamtwirkung besteht im Schutz der Schwangerschaft.<br />

1) Hormon erscheint nach der Ovulation und verursacht eine<br />

exzessive Entwicklung des Endometriums (Sekretionsphase).<br />

2) Weitere Ovulationen und die LH-Sekretion werden unterdrückt<br />

(Rückkopplungskontrolle).<br />

3) Stimulation des Brustwachstums.<br />

4) Erhöhung der Körpertemperatur um 0,1 bis 0,2 °C<br />

5) Wehenbremse: Schutz des Uterus vor der Wirkung des Oxitocins<br />

(Siehe auch Oxitocin).<br />

6) Absinken der Konzentration im Plasma nach nicht erfolgter<br />

Schwangerschaft ist der auslösende Reiz der Menstruation<br />

Synthetische Gestagene<br />

Ethisteorn<br />

Chlormadinonacetat<br />

Relaxin<br />

Eigenschaften: Sexualhormon<br />

Polypeptid<br />

Molekulargewicht 6 000<br />

Strukturähnlichkeit mit Insulin (25%)<br />

Bildungsort:<br />

Corpus luteum<br />

Plazenta<br />

Kontrolle: Stimulierung durch Progesteron<br />

Wirkung:<br />

permissiver (unterstützender) Effekt: Wirkt nur in Gegenwart<br />

von Oestrogenen.<br />

bewirkt dann: Quellung, Auflockerung und Aufsplittung der<br />

Kollagenstrukturen in der Symphysis pubica und dem Ileosacralgelenk,<br />

Dehnbarkeit des Beckens unter der Geburt.<br />

Plazentahormone<br />

HCG, Chorionmammotropin, Choriales Throtropin, Oestrogene<br />

der Plazenta, Progesteron der Plazenta<br />

HCG<br />

Name : Humanocoriongonadotropin<br />

Eigenschaften:<br />

Glycoprotein aus 2 Untereinheiten α, β<br />

Molekulargewicht 40 000<br />

mit LH verwandt<br />

Bildungsort:<br />

Langhans´sche Zellen der Chorionzotten (Cytotrophoblasten)<br />

Wirkung:<br />

Stimulation der Progesteronsynthese<br />

Klinik:<br />

Immunologische Schwangerschaftsnachweis<br />

Chorionmammotropin<br />

Plazentalactogen, lactogenes Hormon der Plazenta<br />

Eigenschaften:<br />

Polypeptid<br />

Molekulargewicht 20 000<br />

mit STH und Prolactin verwandt<br />

Bildungsort:<br />

Chorionzotten (Synzytioblasten)<br />

Abgabe ins maternale Blut<br />

Wirkung:<br />

lactogen, luteotrop, somatotrop<br />

Choriales Thyrotropin<br />

TSH-ähnlich, wirkt auf die Schilddrüse<br />

Oestrogene der Plazenta<br />

entstehen aus dem DHEA des Föten (fetoplacentare Hormone)<br />

Progesterone der Plazenta<br />

keine fetalen Vorstufen nötig


5. Endokrines Pankreas<br />

bildet Insulin, Glucagon<br />

Die Langerhans´schen Inseln machen ca. 1% des Gewebes aus.<br />

Die (A) α-Zellen produzieren Glucagon.<br />

Die (B) β-Zellen produzieren Insulin.<br />

Die (D) δ-Zellen produzieren Somatostatin.<br />

Die P-Zellen produzieren die Substanz PP<br />

Insulin<br />

Eigenschaften:<br />

Polypeptid<br />

2 Untereinheiten: A- und B-Kette<br />

A-Kette: 21 Aminosäuren<br />

B-Kette: 30 Aminosäuren<br />

Die Ketten sind durch 2 Disulfidbrücken miteinander verknüpft,<br />

wobei die A-Kette 3 Disulfidbrücken (intra chain<br />

bridge) enthält.<br />

Im Proinsulin verbindet ein connecting peptid (c-Peptid) beide<br />

Ketten, welches bei der Aktivierung abgespalten wird<br />

Die Aminosäuresequenz ist speziesabhängig, so daß Fremdinsulin<br />

antigene Wirkung besitzt.<br />

Pro Tag werden ca. 2 mg (= 50 IE) produziert.<br />

Bildungsort:<br />

B-Zellen des endokrinen Pankreas<br />

Bildung:<br />

Die Bildung wird durch einen erhöhten Vagotonus gefördert,<br />

durch einen alpha 2-adrenergen Sympathikotonus gehemmt.<br />

Präproinsulin 107 AS<br />

↓<br />

Proinsulin 81 AS<br />

↓<br />

Insulin 51 AS<br />

Dimer- oder Polymerbildung mit Zn 2+ zur Speicherung in den β-<br />

Granula durch Abschnürung vom Golgi-Apparat.<br />

Die Granula treten mit der Zellmembran in Kontakt und entleeren<br />

ihren Inhalt in den perikapillären Spalt (Emiozytose).<br />

Die Sekretion ist Ca 2+ -abhängig und erfolgt nach folgenden<br />

Reizen:<br />

1) Glucose<br />

2) Mannose<br />

3) Fructose<br />

4) Aminosäuren: Leu, Ile, Val, Arg, Lys<br />

5) Freie Fettsäuren<br />

6) Ketonkörper<br />

7) ACTH<br />

8) Glucocorticoide<br />

9) Glucagon (Wechselwirkung mit Insulin siehe hinten)<br />

10) Prostaglandine<br />

11) gastrointestinale Hormone (Darmwandglucagon)<br />

Durch das Angebot an Glucose wird ATP gebildet, so daß sich<br />

das ATP/ADP-Verhältnis zugunsten des ATP ändert. Dadurch<br />

wird der Ausstrom von K + -Ionen aus der Zelle verhindert (der<br />

Kanal schließt sich unter ATP-Verbrauch) und der Ca 2+ -<br />

Ionen-Einstrom verstärkt. Dieser hat eine positive Auswirkung<br />

auf die Insulinausschüttung.<br />

Abbau:<br />

HWZ 30 bis 40 Minuten<br />

abbauendes Enzym: Glutathion-Insulin-Transhydrogenase (=<br />

Glutathion abhängige Protein-Disulfid-Reduktase)<br />

Wirkungsweisen:<br />

HYPOTHESEN<br />

1) klassisch second messenger Funktion: Hemmung der Adenylatzyklase<br />

und Aktivierung der Phosphodiesterase, cAMP-<br />

Senkung<br />

2) andere second messenger (Inositolglycan)<br />

3) Insulinrezeptor: besteht aus 2 extrazellulär gelegenen a-<br />

Ketten und 2 intrazellulär gelegenen β-Ketten. Insulin bindet<br />

an die α-Ketten und aktiviert so die Tyrosinkinaseaktivität der<br />

β-Ketten, so daß die Tyrosinreste der β-Ketten und anderer<br />

Proteine phosphoryliert werden (Autophosphorylierung).<br />

11. Hormone - Endokriner Pankreas<br />

4) Internalisierung: Bindung des Hormons an den Rezeptor<br />

und Ausbildung eines Hormon-Rezeptor-Komplexes. Der<br />

Komplex wird in die Zellmembran eingestülpt und in das Zellinnere<br />

gebracht (= Internalisierung). Das Hormon gelangt zum<br />

Zellkern und wirkt auf der Ebene der Transkription. Der Rezeptor<br />

gelangt wieder an die Zelloberfläche.<br />

Wirkung:<br />

Insulin ist ein anaboles Hormon und daher ein bedeutender<br />

Wachstumsfaktor.<br />

A) Kohlenhydrat-Stoffwechsel: (siehe auch dort)<br />

1) Senkung des erhöhten oder normalen Blutzuckerspiegels<br />

a) Aufnahme der Glucose in die Zellen (Muskel, Fettzellen)<br />

durch Steigerung der Membranpermeabilität.<br />

!!AUSNAHMEN: Leber, Erythrozyten, Niere, Lymphgewebe,<br />

Intestinum<br />

b) Aufnahme anderer Zucker wird gesteigert<br />

2) Induktion oder Aktivitätssteigerung von:<br />

Glucokinase, Phosphofruktokinase, Pyruvatkinase, Glycogensynthase,<br />

Pyruvatdehydrogenase, Pentose-Phosphat-Weg-<br />

Enzymen (Glykolyse, Glykogensynthese, Pentosephosphatweg)<br />

Die Glucose wird verstoffwechselt und ATP gebildet.<br />

3) Hemmung der Gluconeogenese-Enzyme<br />

B) Erhöhung der Aufnahme von Aminosäuren und Fettsäuren<br />

C) Lipidstoffwechel:<br />

wichtigstes lipogenetisches Hormon mit antilipolytischer Wirkung<br />

1) Steigerung der Aktivität der Fettsäuresynthese:<br />

Acetyl-CoA-Carboxylase, Pyruvatdehydrogenase, Acyl-CoA-<br />

Transferase<br />

2) Senkung der Aktivität der beta-Oxidation:<br />

Triglyceridlipase, Enzyme der Ketonkörpersynthese<br />

D) Proteinstoffwechsel:<br />

anabole Wirkung auf Proteinbildung (treibt die Proteinbiosynthese<br />

auf der Ebene der Ribosomen an),<br />

Steigerung des Aminosäureeinstroms in die Zelle<br />

Steigerung des Aminosäureeinbaus in Zellstrukturen<br />

E) Elektrolyte<br />

K + -Einstrom in die Zelle wird gefördert (besonders im Muskel).<br />

Klinik:<br />

1) Hyperinsulinismus:<br />

Erhöhte Produktion<br />

Ursachen: Tumore (meist bösartig), Adenokarzinome<br />

zuviel Insulin gespritzt bei Diabetikern<br />

Symptome: drastische Blutzuckersenkung (< 50 mg/ 100 ml<br />

Blut) führt zum hypoglycämischen Schock, Schwäche,<br />

Schweißsekretion erhöht, Bewußtlosigkeit<br />

2) Diabetes mellitus:<br />

In Deutschland gibt es 3-4 Mio. Diabetiker. Davon sind 10 %<br />

dem Typ I zu geordnet und 90 % dem Typ II.<br />

Typ I = juvenile Diabetes = IDDM (insulin dependent diabetes<br />

mellitus)<br />

Typ II = NIDDM (non insulin dependent diabetes mellitus) =<br />

MODY (maturity onset diabetes of the young)<br />

Symptome <strong>für</strong> beide Typen:<br />

Hyperglycämie, Durst, Polyurie, Glucosurie (Nierenschwelle<br />

bei 180 mg Glucose/ 100 ml Blut), negative Stickstoff-Bilanz,<br />

vermehrte Ketonkörperbildung, Coma diabeticum (metabolische<br />

Azidose durch vermehrte Ketonkörperbildung)<br />

Ursachen:<br />

Typ I:<br />

mindestens 80% der B-Zellen zerstört durch Autoimmunreaktionen,<br />

die durch Virusinfektionen, chronische Pankreatitis,<br />

chemische Noxen (z.B. Nitrosamine), schwere seelische<br />

Traumata (selten) ausgelöst werden. Eine genetische Prä-<br />

43


disposition <strong>für</strong> das immunologische Geschehen ist auch möglich.<br />

Typ II:<br />

kein einheitliches Krankheitsbild<br />

Hypothesen der Ursachen:<br />

Biosynthesestörung (Bildung biologisch nicht vollwertigen<br />

Insulins), Sekretionsstörungen („Sekretionstarre“), keine Reaktion<br />

auf die Stimuli, beschleunigter Abbau, Störung auf Rezeptorebene,<br />

Störung auf der Postrezeptorebene, Überwiegen<br />

genregulatorischer Prozesse.<br />

Adipositas begünstigt die Diabetes mellitus Typ 2, weil die<br />

Rezeptorzahl an den Zellen sinkt.<br />

Durch z.B. Störung an den Rezeptoren kommt es zur Insulinresistenz,<br />

die eine Hyperinsulinämie zur Folge hat. Es<br />

kommt zum „tödlichen Quartett“ (Metabolisches Syndrom des<br />

Diabetes mellitus):<br />

- Hyperglycämie (gestörte Glucosetoleranz)<br />

- Hypertonie (Insulin bewirkt eine Änderung der Basalmembranen<br />

von Kapillaren)<br />

- Fettstoffwechselstörungen<br />

- androide Fettsucht mit großen Fettansammlungen im Mesenterialgewebe<br />

Sekundäre Störungen:<br />

Spätkomplikationen, die kaum therapierbar sind:<br />

Hypolipoproteinämie<br />

- Arteriosklerose (bes. an Nieren, Cerebrum und Coronararterien)<br />

- diabetische Mikroangiopathie (Stoffwechselstörungen der<br />

Basalmembranproteine in den Kapillaren)<br />

- diabetische Polyneuropathie (Stoffwechsel von Phosphatidylinositol)<br />

- diabetische Katarakt<br />

Diagnose:<br />

1) Harnuntersuchung (Glucosenachweis „honigsüße Harnruhr“)<br />

2) Glucosetoleranztest<br />

3) Serum-Insulin-Bestimmung<br />

4) Bestimmung des freien C-Peptids als Nachweis, daß im<br />

Körper Insulin gebildet wird.<br />

Therapie:<br />

Diät, Muskelarbeit, Insulin bzw. orale Antidiabetika<br />

Orale Antidiabetika:<br />

1) α-Amylase-Inhibitoren (= Acarbosen), Verbindungen aus 7<br />

bis 30 Glucoseeinheiten, die die Enzymaktivität vermindern.<br />

Verminderter Stärkeabbau<br />

2) Sulfonamide: (Sulfonylharnstoff)<br />

a) Carbutamid wirkt Blutzucker senkend (nicht mehr verwendet)<br />

b) Tolbutamid wirkt Blutzucker senkend (nicht mehr verwendet)<br />

c) Gilbenclamid wirkt Blutzucker senkend.<br />

Die Sulfonamid wirken nur, wenn der Körper noch Insulin<br />

bildet. Sie steigern die Produktion. Die Gefahr besteht darin,<br />

daß ein hoher Insulinspiegel schädigend auf die Gefäße wirkt.<br />

44<br />

11. Hormone - Gewebshormone<br />

3) Biguanide<br />

a) Phenformin<br />

b) Metformin<br />

c) Buformin<br />

6. Gewebshormone<br />

Einteilung:<br />

1) Biogene Amine und deren Derivate: Serotonin, Dopamin, Histamin, Acetylcholin, GABA<br />

2) Oligopeptide und Polypeptide: Bradykinin 9, Kallidin 10, Gastrin<br />

3) Glycoproteine: Erythropoetin<br />

4) Fettsäurederivate: Prostaglandine, Prostazycline, Thromboxane, Leukotriene, Lipoxine<br />

Biogene Amine<br />

1) Serotonin<br />

Eigenschaften:<br />

hohe Konzentration in Gehirn, Milz, Lunge, Darm, Thrombozyten<br />

und Mastzellen<br />

Bildungsort:<br />

„helle Zellen“<br />

Bildung:<br />

aus Tryptophan<br />

Tryp -> 5-Hydroxytryp -> Serotonin<br />

Glucagon<br />

Eigenschaften:<br />

Polypeptid 29 Aminosäuren<br />

Molekulargewicht 3 485<br />

Darmwandglucagon = glucagon like peptid (GLP)<br />

wirkt im Gehirn als Neurotransmitter<br />

Bildungsort:<br />

A-Zellen des endokrinen Pankreas<br />

Biosynthese: Prätrusor Polypeptid<br />

Abbau:<br />

Dipeptidylpeptidase spaltet den Histidylrest am N-terminalen<br />

Ende ab<br />

HWZ 5 bis 10 Minuten<br />

Sekretion:<br />

Stimulation durch:<br />

- niedrigen Glucosespiegel<br />

- bestimmte Aminosäuren (besonders Arginin), der Einbau<br />

von Aminosäuren wird gewährleistet, ohne die Gefahr eine<br />

Hypoglycämie (vergleiche Argininwirkung auf Insulin)<br />

- Pankreozymin<br />

- Gastrin<br />

- β-adrenerge Wirkung<br />

Hemmung durch:<br />

- erhöhten Glucosespiegel in Gegenwart von Insulin (A- und<br />

B-Zellen bilden eine bihormonale Einheit)<br />

- hohen Fettsäurespiegel<br />

- Sekretin<br />

- Somatostatin (D-Zellen)<br />

Wirkung:<br />

1) Blutdrucksteigerung durch:<br />

- Steigerung der Glycogenolyse (Adenylatzyklase-cAMP-<br />

System nach SUTHERLAND)<br />

2) Steigerung der Gluconeogenese<br />

3) Hemmung der Pyruvatdehydrogenase (Stop der Glucoseoxidation)<br />

4) Steigerung der Lipolyse (Aktivierung der homosensitiven<br />

Lipasen durch das Adenylatzyklase-cAMP-System)<br />

5) positiv inotrope Wirkung auf das Herz (verbesserte Reizleitung)<br />

Klinik:<br />

- Bei Diabetes mellitus mit Insulinmangel erhöhter Glucagonspiegel<br />

durch die Wirkung des Arginins<br />

- Blutdrucksteigerung<br />

- bei einem hypoglycämischen Schock wird 1 mg Glucagon<br />

IV oder IM gegeben als Therapie<br />

Abbau:<br />

Monoaminooxydasen, Aldehydoxydasen<br />

Wirkung:<br />

1) je nach Dosis Konstriktion bzw. Dilatation der glatten Gefäßmuskulatur<br />

(Uterus, Bronchien)<br />

2) Wirkung auf den Respirations- und Gastrointestinaltrakt<br />

3) im ZNS als Neurotransmitter<br />

In der Hypophyse ist Serotonin Ausgangssubstanz <strong>für</strong> die Melatoninproduktion.


11. Hormone - Hormone des Duodenums und Jejunums<br />

Klinik:<br />

Carcinoid-Syndrom (carcinoid = karzinomähnlich ohne Metastasenbildung).<br />

Das Bronchialsystem und der Darm sind von<br />

Tumor befallen.<br />

Symptome:<br />

plötzliches Erröten der oberen Körperhälfte (Flush), chronische<br />

Diarrhöe, Bronchospasmen<br />

Therapie: operative Entfernung<br />

2) Tryptamin<br />

- wird aus Tryptophan gebildet<br />

- Zwischenprodukt <strong>für</strong> Serotonin und Melanin<br />

- wichtiger Metabolit bei der Hormonbildung in Pflanzen (Auxine)<br />

- wichtiger Metabolit von Lysergsäure (LSD)<br />

3) Histamin<br />

- weit verbreitet in Pflanzen- und Tierreich (Brennessel, Mutterkorn,<br />

Bienengift)<br />

- aus Histidin gebildet (PALP-abhängige Histidindecarboxylase)<br />

- hohe Konzentration in Lunge, Haut und Gastrointestinaltrakt<br />

- Speicherung in Mastzellen (an Heparin gebunden)<br />

Wirkung:<br />

Die unterschiedlichen Wirkungen erklären sich durch das verteilte<br />

Vorkommen der Rezeptoren und H2.<br />

1) Kontraktion der glatten Muskulatur in Lunge, Intestinum<br />

und Uterus (H1-Rezeptor)<br />

2) Relaxation der Gefäßmuskulatur und dadurch Blutdrucksenkung(H1-Rezeptor)<br />

3) Erhöhung der Gefäßpermeabilität (Ödeme, Rötung, Quaddeln)<br />

(H1-Rezeptor)<br />

4) Stimulation der HCl-Bildung (H2-Rezeptor). Bei zu wenig<br />

Magensaftsekretion: Gabe von Histamin als Test: Reaktion<br />

a) normal<br />

b) keine HCl-Bildung: Histamin refraktäre Inaktivität der<br />

Belegzellen<br />

Bei zu starker Magensaftsekretion werden H2-Blocker gegeben.<br />

Dies sind Wirkstoffe, die auf die Histamin H2-Rezeptoren<br />

wirken und so die Wirkung des Histamins verringern, z.B. Cimetidin.<br />

5) Auslösen der allergischen Reaktionen:<br />

Histaminliberatoren, Antihistaminika wirken als Antiallergikum,<br />

indem sie Histamin von den Rezeptoren verdrängen<br />

Abbau:<br />

Diaminoxidasen, Aldehydoxidasen<br />

Anheftung von Acetylgruppen an die Aminogruppe (N-<br />

Acetylierung)<br />

4) Dopamin<br />

aus Tyrosin gebildet (Tyr -> DOPA -> Dopamin)<br />

Wirkung als Hormon und Neurotransmitter<br />

Oligo- und Polypeptide<br />

7. Hormone des Duodenums und Jejunums<br />

Gastrin<br />

G I: little gastrin aus 17 Aminosäuren in den G-Zellen des<br />

Antrums und des Duodenums gebildet<br />

Gastrin II<br />

Big gastrin (34 Aminosäuren)<br />

Mini gastrin (13 Aminosäuren)<br />

Wirkung:<br />

1) Steigerung der Säure- und Pepsinbildung im Magen<br />

2) fördert Wachstum der Mucosa<br />

Die Gastrinbildung wird durch "Peptone" angeregt (Peptone:<br />

Bezeichnung <strong>für</strong> Polypeptide, die bei der Verdauung von Nahrungseiweißen<br />

entstehen).<br />

In der Diagnostik wird Pentagastrin gegeben. Dies muß eine<br />

Steigerung der HCl- und Pepsin-Bildung bewirken.<br />

Klinik:<br />

Zollinger-Ellison-Syndrom:<br />

Tumore (Pankreasadenom) bilden ein gastrinartiges Hormon,<br />

so daß die Magenschleimhaut übermäßig sezerniert und es zu<br />

Ulcera der Magenwand kommt.<br />

Sekretin<br />

- beschrieben von Starling<br />

- glucagonähnlich<br />

- 27 Aminosäuren<br />

- Bildung in den S-Zellen<br />

- Sekretion wird durch niedrigen pH gesteigert<br />

Wirkung:<br />

1) Steigerung der HCO3 - Sekretion des Pankreas<br />

2) Steigerung der Insulinsekretion<br />

Kinine<br />

Wirkung:<br />

1) Uteruskontraktion<br />

2) Kontraktion der Darm- und Bronchialmuskulatur<br />

3) Vasodilatation der peripheren Widerstandsgefäße (Blutdrucksenkung)<br />

4) Aktivierung des Gerinnungsfaktors VII<br />

Klinik:<br />

1) hereditäres angioneurotisches Ödem (QUINCKE)<br />

Konzentration der Kinine im Blut sehr hoch durch Mangel an<br />

Kallikreininhibitoren<br />

2) Pankreatitis bewirkt eine massive Freisetzung an Kallikrein,<br />

so daß die Kinin-Konzentration sehr hoch wird. Die Folge ist<br />

ein äußerst niedriger Blutdruck mit Schock, der zum Tod führen<br />

kann<br />

Therapie: Antiproteasen (Transylol)<br />

Renin-Angiotensin-System<br />

Bei einem verminderten Blutdurchfluß durch die Niere registriert<br />

diese einen geringen Na + -Gehalt im Blut. Dies regt die<br />

Zellen des juxtaglomerulären Apparats zur Renin-Ausschüttung<br />

an. Das Angiotensin wirkt vasokonstriktorisch.<br />

3) Senkung der Gastrinsekretion<br />

Cholecystokinin<br />

= Pankreozymin<br />

- Bildung in den E-Zellen<br />

- 33 Aminosäuren<br />

Wirkung:<br />

1) Erhöhung des Enzymgehalts im Pankreassaft<br />

2) Gallenblasenkontraktion fördernd<br />

3) Senkung der Magenmotorik<br />

GIP<br />

- gastroinhibitorisches Peptid<br />

- 43 Aminosäuren<br />

Wirkung:<br />

1) Senkung der Magenmotilität<br />

2) Senkung der H + -Ionen Sekretion<br />

3) Steigerung der Insulinsekretion<br />

VIP<br />

- vascular-intestinal peptid<br />

- 28 Aminosäuren<br />

- Bildung in den H-Zellen<br />

Wirkung:<br />

1) Senkung der HCl- und Pepsinbildung<br />

2) Senkung der Motilität von Magen und Gallenblase<br />

3) Regulation der Magen- und Leberdurchblutung<br />

4) HCO3 - -Gehalt des Pankreassaftes wird erhöht<br />

5) Steigerung der Insulinsekretion<br />

45


Motilin<br />

- 22 Aminosäuren<br />

- Steigerung der Magenmotilität<br />

Enterogastron<br />

- Steigerung der H + -Ionen-Sekretion<br />

Enteroglucagon<br />

- Steigerung der Glycogenolyse<br />

Substanz PP<br />

- Pankreatisches Polypeptid<br />

- 26 Aminosäuren<br />

- Verminderung der HCl- und Pankreassaftsekretion<br />

- Senkung der Darmmotorik<br />

- Verminderung der Gallenblasenkontraktion<br />

Substanz P<br />

- 11 Aminosäuren<br />

- Transmitter an Schmerzrezeptoren<br />

8. Wachstumsfaktoren<br />

1) Somatomedine IGF (Insulin growth factor I & II wird in<br />

Niere, Leber und Darm gebildet).<br />

2) NGF (nerv growth factor)<br />

- 120 Aminosäuren<br />

- wichtig <strong>für</strong> Entwicklung, Betriebsfähigkeit und Regeneration<br />

sympathischer und sensorischer Neurone<br />

- Kontrolle der Transmittersynthese<br />

3) EGF (epidermal growth factor)<br />

- 50 Aminosäuren<br />

- Wundheilung in Kombination mit IGF<br />

4) FGF (fibroblast growth factor)<br />

- Mitogen <strong>für</strong> Zellen mesodermaler und neuroektodermaler<br />

Herkunft<br />

- Gefäßwachstum<br />

5) PDGF (platelet derived growth factor)<br />

- In Thrombozyten enthalten<br />

- bewirkt Proliferation glatter Muskulatur in Arterien und in<br />

anderen Zellinien<br />

9. Glandula thyroidea<br />

46<br />

11. Hormone - Wachstumsfaktoren<br />

Bombesin<br />

- Polypeptid<br />

- Steigerung der Pankreassaftsekretion<br />

- Steigerung der Gastrinsekretion<br />

- Aktivierung endokriner Funktionen<br />

Endothelin<br />

- Peptid<br />

- stärkster Vasokonstriktor<br />

- in die neuroendokrine Regulation der HHL-Hormonausschüttung<br />

eingebunden<br />

- Die mRNA <strong>für</strong> Endothelin ist am höchsten im Hypothalamus<br />

konzentriert.<br />

EDRF<br />

- Stickoxyd (NO) aus Arginin<br />

- endothel derived relaxing factor<br />

- starker Vasodilatator<br />

Lymphokine, Zytokine<br />

1) Interferon α, β, γ<br />

Schutz vor Virusinfektion<br />

Hemmung von Tumorwachstum<br />

2) Hämatopoetische Wachstumsfaktoren<br />

a) CSF (Colony stimulating factors)<br />

CSF GM, M(in Monozyten), G(in Granulozyten)<br />

b) Erythropoetin<br />

3) Interleukine<br />

a) IL 1, IL 2 in B- und T-Lymphozyten<br />

b) IL 3 ist ein Multi CSF<br />

c) IL 4, 5, 6 sind hämatopoetisches Wachstumsfaktoren<br />

4) TNF (Tumornekrosisfactor)<br />

- haben antineoplastische Wirkung<br />

- Verhindern Speicherung von Triacylglycerol im Fettgewebe<br />

- Wirkung gegen pathologisches Wachstum<br />

- Bei Karzinompatienten daher starke Abmagerung<br />

- wiegt 25- 30 g<br />

- liegt unterhalb des Schildknorpels<br />

- ist stark durchblutet<br />

- besteht aus 2 Lappen, die durch einen Isthmus verbunden sind (vergleiche Histologie und Anatomie)<br />

- hoher Jodgehalt (2 mg Jod/mg Trockengewicht) ≅ des Gesamtjodgehalts (der Jodgehalt ist sonst noch im Ovar und im Muskel (2 mg<br />

Jod/500 g Muskel) relativ hoch).<br />

Hormone: Thyroxin (Tetrajodthyronin T4), Trijodthyronin T3<br />

Tyrosin -> Thyronin -> Tyroxin<br />

Mechanismus der Hormonsynthese<br />

1) Aufnahme des Jodits aus dem Blut („Jodfangmechanismus“<br />

der Schilddrüse). Im Blut sind 2 bis 5 mg / 100 ml Jodit, die in<br />

der Schilddrüse konzentriert werden.<br />

2) Oxidation des J - zu J2 durch Peroxidasen<br />

3) Jodierung von Thyrosinresten eines in der Schliddrüse gebildeten<br />

Glycoproteins (Thyreoglobulin).<br />

4) Kopplung von Mono- bzw. Dijod-Tyrosinresten des Thyreoglobulins<br />

(dabei ist Dijodthyronin immer Akzeptor <strong>für</strong> ein<br />

weiteres Dijodthyronin oder <strong>für</strong> ein Monojodthyronin).<br />

5) limitierte Proteolyse<br />

6) Freisetzung ins Blut<br />

Es wird 9 mal so viel T4 wie T3 gebildet. Am Zielorgan wird T4<br />

zu T3 umgewandelt.<br />

Es gibt zwei Formen des T3:<br />

Reverses T3 und T3<br />

Kontrolle der Jodit-Aufnahme<br />

1) TSH der Hypophyse stimuliert die Aufnahme<br />

2) TRH des Hypothalamus regt die TSH-Ausschüttung und<br />

damit die Jodit-Aufnahme an.<br />

3) Ein hoher Hormonjodgehalt des Blutes senkt die Jodit-<br />

Aufnahme.<br />

4) Eine hohe Jodit-Konzentration im Blut senkt die Aufnahme.<br />

Wirkung:<br />

Funktionen der Schilddrüsenhormone<br />

1) Erhöhung der basalen metabolischen Rate (BMR) = Grundumsatz,<br />

Erhöhung des Sauerstoffverbrauchs, kalorigener Effekt<br />

2) pharmakologisch hohe Dosen (auch bei Schilddrüsenüberfunktion)<br />

bewirken eine Entkopplung der Atmungskette,<br />

Entkopplung der oxidativen Phosphorylierung<br />

3) Proteinstoffwechsel: in physiologischer Dosis: anabole Stoffwechsellage,<br />

positive Stickstoffbilanz, Wachstumsstimulation<br />

in hoher Dosis: katabole Wirkung<br />

4) Kohlenhydratstoffwechsel:<br />

vermindert Glucosetoleranz


erhöht Glucosespiegel<br />

erhöht Glucoseverbrauch<br />

erhöht Glycogenabbau<br />

erhöht Adrenalinempfindlichkeit<br />

erhöht Glucose-6-Phosphat-Phosphatase<br />

erhöht Insulinabbau<br />

5) Lipidstoffwechsel<br />

Einschmelzung der Lipiddepots<br />

erhöht Lipolyse<br />

erhöht den Lipidverbrauch<br />

erhöht die Empfindlichkeit gegen die lipolytische Wirkung des<br />

Adrenalins (= permissiver Effekt).<br />

6) stimuliert das Wachstum und die Zelldifferenzierung (bei<br />

Tieren, die eine Metamorphose durchmachen wird diese stimuliert).<br />

Die Schilddrüsenhormone wirken auf den Zellkern<br />

(Transkription), die Mitochondrien (Steigerung der BMR) und<br />

die Zellmembranpermeabilität.<br />

Thyroxin/T4<br />

Thyroxin ist ein Prohormon. Der Transport erfolgt reversibel an<br />

ein Protein gebunden im Blut:<br />

Transportproteine: Thyroxinbindendes Globulin (TBG) 60%,<br />

Präalbumin 30%, Albumin 10%<br />

Die Transportproteine transportieren bevorzugt T4. Die Halbwertszeiten<br />

von T4 beträgt 1 bis 2 Wochen und die von T3 24<br />

Stunden.<br />

Abbau:<br />

Konjugation mit Sulfat<br />

Konjugation mit Glucuronsäure<br />

Decarboxylierung<br />

Desaminierung<br />

Dejodasen führen dem Organismus das Jodit zurück<br />

Klinik:<br />

Dysfunktionen der Schilddrüse<br />

A) Hyperthyreose:<br />

Schilddrüsenvergrößerung<br />

Symptome:<br />

Nervosität, Tremor, Schwitzen, Gewichtsverlust, erhöhte<br />

Temperatur (extreme Hyperthyreose = Thyreotoxikose)<br />

Ursachen:<br />

1) Überproduktion der Schilddrüsenhormone in umschriebenen<br />

Gebieten = "heiße Knoten" (Adenome).<br />

2) Morbus Basedow = Grave´sche Krankheit<br />

Bildung von Autoimmunantikörpern des G-Typs LATS =<br />

HTSI (= long acting thyroid stimulator = human thyreoidea<br />

stimulating immunglobulin). Die Antikörper binden an TS-<br />

H-Rezeptoren und stimulieren so die Schilddrüse andauernd.<br />

Ihre Wirkung kann auch paraplazentar sein und so eine<br />

Thyreotoxicose des Neonaten verursachen. Die Symptome<br />

sind: Kropf, Tachykardie mit einen Puls von > 100 und<br />

Exophthalmie (Merseburger Trias). Durch einen LATS-<br />

Protector, ein weiteres Autoimmunglubulin, wird die Halbwertszeit<br />

der LATS erhöht.<br />

Thyreotoxicose:<br />

Eine Schilddrüsenhormon-Vergiftung hat die selben Ursachen<br />

wie die Hyperthyreose. Sie kann nach relativ harmlosen Operationen<br />

auftreten. Der Patient hat dann unbeherrschbar hohe<br />

Temperaturen (> 39°C) und die Fettdepots schmelzen in kürzester<br />

Zeit ein. Die Therapie ist sehr problematisch, so daß die<br />

Thyreotoxicose häufig zum Tod führt.<br />

B) Hypothyreose:<br />

1) Kretinismus: vermindertes Wachstum, geistige Retardierung<br />

und oft ein teilnahmsloser Gesichtsausdruck sind Zeichen.<br />

Ursachen:<br />

Agnesie derSchilddrüse, gestörte Entwicklung der Schilddrüse,<br />

angeborener Defekt in der Hormonsynthese<br />

a) Jodaufnahme<br />

b) Peroxidation<br />

c) Kopplung<br />

d) Sekretion<br />

e) Dejodierung<br />

2) juveniles Myxödem (Myx- gr.: Schleim)<br />

3) Myxödem (Ausbildung von Schleimödemen in der Haut)<br />

11. Hormone - Parathyroidea<br />

Ursachen:<br />

Glucosaminoglycanmetabolismus gestört, es folgt ein verlangsamter<br />

Hyaluronsäure-Abbau, Dermatansulfatsynthese<br />

verlangsamt, Thyreoditis, Wegnahme von zuviel Gewebe<br />

bei einer Operation, Schädigung der Drüse durch radioaktive<br />

Bestrahlung (z.B. bei der Krebstherapie).<br />

Symptome:<br />

geistig Retardierung, teigige Schwellungen in der Unterhaut,<br />

erniedrigte Körpertemperatur, bei Druck auf das<br />

Gewebe bleibt sehr lange eine Delle zurück.<br />

4) Hashimoto-Krankheit: Thyreoditis, Autoimmunkrankheit<br />

mit folgender Unterfunktion der Drüse<br />

5) endemischer Kropf: beruht auf Jodmangel. Diese Unterfunktion<br />

soll durch Massenzunahme ausgeglichen werden<br />

(Kropfband der alpenländischen Frauen).<br />

Schliddrüsendiagnostik<br />

a) Gabe von J 125 und Szintigraphie<br />

b) Hormonbestimmung durch RIA, EIA<br />

c) TBG, TRH und TSH- Bestimmung (siehe vorne)<br />

d) T3<br />

in vitro Test: Eine bestimmt Menge an T3 wird in eine<br />

Blutprobe gegeben. Es wird an das vorhandene TBG gebunden.<br />

Der nicht gebundene Anteil macht eine Aussage, wieviel<br />

natürliches Hormon schon vorher im Blut an TBG gebunden<br />

war.<br />

Antithyreodane Substanzen<br />

Dies sind Substanzen, die die Hormonsynthese vermindern. Sie<br />

kommen auch in Nahrungsmitteln vor:<br />

a) Thiocyanat<br />

b) Perchlorat (konkurriert mit Jodit bei dessen Aufnahme)<br />

c) Thioharnstoff<br />

d) Propylthiouracil<br />

e) Methylthiouracil (wird zur Behandlung von Schilddrüsenüberfunktion<br />

eingesetzt).<br />

Calcitonin<br />

Eigenschaften:<br />

Peptid aus 32 Aminosäuren<br />

Molekulargewicht 3.500<br />

Bildungsort:<br />

C-Zellen der Schilddrüse (parafollikuläre Zellen)<br />

Thymus<br />

Parathyroidea<br />

Im Gehirn gibt es ein Gen, welches das gleiche Gen <strong>für</strong> Calcitonin<br />

ist, es bildet aber einen Neurotransmitter (Calcitoningen<br />

related peptid CGRP).<br />

Bildung:<br />

Vorläufermolekül<br />

↓<br />

Calcitonin<br />

Wirkung:<br />

1) Ca 2+ -Spiegel im Blut senkend durch:<br />

- Senkung der Calciummobilisation<br />

- Steigerung der Ca 2+ -Ablagerung im Knochen durch eine<br />

Stimulierung der Osteoblasten und Hemmung der Osteoklasten<br />

- Antagonist des Parathormons<br />

2) Wirkung an der Niere:<br />

- Steigerung der Ca 2+ - und Phosphat-Ausscheidung<br />

- Synergist zu Parathormon<br />

Kontrolle: Eine erhöhte Ca 2+ -Konzentration im Blut dient als<br />

Sekretionsreiz.<br />

Klinik:<br />

1) C-Zell-Tumore: Stark erhöhte Calcitoninkonzentration<br />

2) Osteoporose: Ca wird vermehrt aus dem Knochen herausgeholt.<br />

Dies wird durch die Gabe von Calcitonin eingeschränkt.<br />

3) Hypercalciämie: Gabe von Calcitonin als Therapie<br />

Lachscalcitonin, das gentechnisch hergestellt wird ist 20 bis<br />

40 mal wirksamer als menschliches Calcitonin. Seine Halbwertszeit<br />

ist größer, so daß es gut als Medikament eingesetzt<br />

werden kann.<br />

47


10. Parathyreoidea<br />

- 0,3 bis 0,4 g (vergleiche Anatomie und Embryologie)<br />

Funktion:<br />

Ca 2+ -Haushalt-Regulation<br />

Histologie:<br />

Hauptzellen und eosinophile Zellen (Anzahl nimmt im Alter<br />

zu).<br />

Hormone: Parathormon<br />

Parathormon<br />

Eigenschaften:<br />

Peptid aus 84 Aminosäuren<br />

Molekulargewicht 8.000<br />

geringe Unterschiede der Spezies<br />

Biologisch aktiv: Aminosäure 1 bis 29 oder 1 bis 34<br />

Bildungsort:<br />

Parathyroidea<br />

Bildung:<br />

Pre-pro-Hormon<br />

↓<br />

Pro-Hormon<br />

↓- 6 Aminosäuren<br />

Parathormon (4 Aminosäuren)<br />

Wirkung:<br />

1) Wirkung am Knochen: Steigerung der Ca 2+ -Mobilisation<br />

durch Aktivierung der Osteoklasten (cAMP erhöht → Ca 2+ -<br />

Einstrom in die Zelle → mRNA-Aktivierung <strong>für</strong> Osteoklasten-<br />

Enzyme). Steigerung des Blut-Ca 2+ -Spiegels<br />

2) Wirkung am Darm: Steigerung der Ca 2+ -Resorption<br />

a) direkte Wirkung des Parathormons auf die Mucosazellen.<br />

b) indirekte Wirkung: Parathormon induziert die Hydroxylierung<br />

des 25-Hydroxycholecalciferols zu 1,25-<br />

Dihydroxycholecalciferol in der Niere. Es entsteht die Wirkform<br />

des Vitamin D, das zur Proteinbildung <strong>für</strong> die Ca 2+ -<br />

Resorption im Darm nötig ist.<br />

3) Wirkung an der Niere:<br />

Am proximalen Tubulus führt es zu einer Verminderung der<br />

Phosphat-Rückresorption.<br />

Am distalen Tubulus führt es zu einer Steigerung der Phosphat-Sekretion<br />

(Synergist zum Calcitonin).<br />

Insgesamt: Steigerung der Phosphat-Ausscheidung<br />

4) Verbesserung der Glucoseutilisierung in der Augenlinse<br />

5) Senkung des Mg 2+ -Spiegels<br />

Kontrolle:<br />

In der Parathyroidea gibt es keine Speichergranula. Das weist<br />

darauf hin, daß die Drüse abrupt auf Änderungen des Ca 2+ -<br />

Spiegels reagiert:<br />

Ca 2+ -Spiegel hoch: Synthese vermindert<br />

Ca 2+ -Spiegel niedrig: Synthese vermehrt<br />

Phosphat hat keinen Einfluß auf die Drüsenaktivität. Vitamin<br />

A vermindert die Synthese (Vermutlich, weil mehr Ca 2+ in die<br />

Drüsen eindringt und dort den Eindruck erweckt, es sei genug<br />

Ca 2+ im Blut).<br />

Klinik:<br />

Hypoparathyreoidismus:<br />

Ursachen:<br />

1) Entfernung der Parathyreoidea bei Schilddrüsenoperationen<br />

(früher aus Unkenntnis, heute bei Tumoren).<br />

11. Thymus<br />

48<br />

11. Hormone - Parathyroidea<br />

2) Mangeldurchblutung nach Schiddrüsenoperationen (A.<br />

thyreoidea inf.)<br />

3) Autoimmunkrankheiten<br />

Symptome:<br />

1) Verminderung des Ca im Serum (< 7 mg/ 100 ml)<br />

tetanisches Syndrom<br />

2) Karpopedalspasmen (Krampf in Händen und Füßen)<br />

Trousseausches Zeichen<br />

Chvostek´sches Zeichen<br />

3) Cataracta tetanica<br />

4) Hautveränderungen<br />

5) psychische Störungen<br />

6) Hyperphosphatämie<br />

Therapie:<br />

Gabe von AT 10 = Dihydrotachystein als antitetanisches<br />

Präparat, das den Ca 2+ -Spiegel anhebt.<br />

Pseudohypoparathyreoidismus<br />

Es wird die normale Menge an Hormon produziert, jedoch<br />

sprechen die Zielorgane nicht genug an.<br />

Ursachen:<br />

1) zu wenig Rezeptoren auf den Zielzellen<br />

2) andere Ursachen<br />

Hyperparathyreoidismus<br />

1) primär<br />

Häufigkeit: > 80% solitäres Adenom in der Parathyreoidea,<br />

12% diffuse Adenomverteilung, 6% multiplexe Adenomverteilung<br />

Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.<br />

Die akute Form ist selten. Beim chronischen Hyperparathyreoidismus<br />

kommt es zu akuten Schüben. Sie stellen<br />

immer einen medizinischen NOTFALL dar.<br />

Symptome:<br />

- Erbrechen<br />

- Leibschmerzen<br />

- Polyurie, die über Oligourie zur Anurie abnimmt<br />

- Ca 2+ -Konzentration im Blut 30 mg /100 ml (normal 10<br />

mg/100 ml).<br />

Krankheitsbilder:<br />

1) Osteodystrophia cystica fibrosa generalisata (v. Recklinghausen)<br />

Ein chronisches Adenom führt zu einer Decalcifizierung<br />

und Zystenbildung im Knochen (mit Einblutungen), Knochen-Deformierung,<br />

Spontanfrakturen, Ablagerung von<br />

Ca 2+ im Weichgewebe und Nephrolithiasis.<br />

Merkmale:<br />

alkalische Phosphatase ist erhöht (Hinweis auf gesteigerte<br />

Osteoblastentätigkeit). Mg 2+ -Mangel<br />

2) sekundär:<br />

höhere Parathormon-Produktion der Drüse als reaktives Geschehen<br />

Diese sind alle Störungen, die zur Hypocalciämie und zur<br />

Hyperphosphatämie führen (z.B. Nierenerkrankungen mit<br />

massivem Ca 2+ -Verlust).<br />

Bildet Faktoren, die keine einheitliche Stoffklasse bilden: Thymosin (= Thymopoitin)<br />

Die Polypeptide haben Untereinheiten: α,α,β, γ...<br />

Molekulargewicht der Hormone: 7.000<br />

Der Thymus ist mit seinen Hormonen an der Umwandlung der undifferenzierten Lymphozyten in T-Lymphozyten beteiligt.<br />

Thymosin wirkt auf die motorischen Endplatten. Der Effekt ist unbekannt, ähnelt aber dem der Hemmung von Acetylcholin.<br />

Es hat einen stimulierenden Einfluß auf die Gonadotropin-Freisetzung<br />

Krankheiten:<br />

Myasthenia gravis


11. Hormone - Nebenniere<br />

12. Nebenniere<br />

Mark<br />

Das Nebennierenmark bildet Catecholamine (Nor-, Adrenalin und Isopropyladrenalin)<br />

Bildung der Catecholamine<br />

Tyr -> DOPA -> Dopamin -> Nordrenalin -> Adrenalin<br />

Die Bildung des DOPA aus Tyrosin ist der limitierende Schritt<br />

der Catecholaminsynthese. Adrenalin ist ein allosterischer<br />

Inhibitor <strong>für</strong> diese Hydroxylase, Noradrenalin ebenfalls.<br />

Kontrolle der Catecholamine<br />

Abbau der Catecholamine<br />

1) Methylierung der 3-Hydroxylgruppe (Catechol-o-Methyltransferase)<br />

2) oxidative Desaminierung (Monoaminoxidase = MAO) 4-<br />

Hydroxy-3-methoxy-Mandelsäure = Vanillinmandelsäure<br />

3) Konjugation mit Sulfat oder Glucuronsäure in der Leber<br />

Nordrenalin<br />

Eigenschaften:<br />

- Neurohormon<br />

- Transmitter im adrenergen System des Sympathicus<br />

- positive Beeinflussung von Herzfrequenz und -kraft<br />

- Flucht- und Kampfhormon<br />

- wirkt auf α1- und β1-Rezeptoren (am Herzen)<br />

Bildungsort:<br />

Nebennierenmark<br />

α-Wirkung:<br />

- positiv ino- und chronotrop (Steigerung des Herzminutenvolumens)<br />

- erregende motorische Wirkung<br />

- Gefäßkontraktion in Haut und Splanchnicusgebiet<br />

- Gefäßerweiterung in Muskeln<br />

- Bronchienerweiterung<br />

Adrenalin<br />

Eigenschaften:<br />

- Neurohormon<br />

- Transmitter im adrenergen System<br />

- positive Beeinflussung von Herzfrequenz und -kraft<br />

- Flucht- und Kampfhormon<br />

- wirkt auf α2 und β2-Rezeptoren<br />

Bildungsort:<br />

Nebennierenmark<br />

α-Wirkung:<br />

- positiv ino- und chronotrop (Steigerung des Herzminutenvolumens)<br />

- erregende motorische Wirkung<br />

- Gefäßkontraktion<br />

β-Wirkung:<br />

- Muskelgefäße erweiternd (im Skelettmuskel)<br />

- Bronchien erweiternd<br />

- Tachykardie<br />

- Glykogenolyse fördernd (in Leber und Skelettmuskel)<br />

- Gluconeogenese fördernd<br />

- Lipolyse fördernd<br />

Klinik:<br />

- Phaeochromozytom<br />

- Tumore in den chromaffinen Zellen des NNM<br />

- Produktion der Catecholamins stark erhöht<br />

- Catecholamine im Plasma erhöht (Adrenalin nicht so stark)<br />

- Vanillinmandelsäure im Urin erhöht<br />

- Blutdruck ist zeitweise oder dauerhaft erhöht<br />

- Blutzucker meist normal<br />

Der Verlust des NNM ist unbedeutend<br />

Sympathicomimetika<br />

Dies sind Stoffe, die auf α- und β-Rezeptoren wirken können.<br />

a) körpereigene Stoffe<br />

b) synthetische Strukturanaloge, die eine Teilaktivität der natürlichen<br />

Catecholamine nachahmen (zum Teil verstärkte Wirkung)<br />

1) Ephedrin (1Phenyl-2-methylaminopropanol)<br />

2) Methamphetamin (= Pervitin) als Weckamin, stimuliert<br />

vegetative Zentren<br />

3) Pholedrin<br />

4) Naphazolin (Imidazolderivat)<br />

5) Antiasthmatica (β-Rezeptor-Sympathicomimetika)<br />

Orciprenalin, Terbutalin<br />

Sympathicolytica<br />

sind Stoffe, die die Wirkung der Catecholamine aufheben.<br />

α-Wirkung:<br />

Secalealcaloide, Yohimbin, Phentolamin (Imidazolderivat)<br />

β-Wirkung:<br />

Propandol (= Obsidon), Cordanum<br />

β-Rezeptorblocker werden zur Blutdrucksenkung eingesetzt.<br />

Indirekt wirkende Sympatholytica (= Antisympathicotonica)<br />

wirken als „falsche Neurotransmitter“, da der Organismus sie<br />

nicht von körpereigenen Stoffen unterscheiden kann.<br />

α-Methyl-DOPA (es entsteht im Körper α-Methylnoradrenalin),<br />

α-Methyltyrosin, Reserpin (Rauwolfiaalkaloid) aus<br />

Wolfsmilchgewächsen wirkt durch die Beeinflussung der<br />

Speicherung von Catecholaminen.<br />

Rinde<br />

Die Nebennierenrinde besteht aus 3 Zonen, die mesodermalen Ursprungs sind.<br />

Die Zona glomerulosa produziert Mineralocorticoide, die Zona fasciculata produziert Glucocorticoide und die Zona reticulata produziert<br />

Sexocorticoide (= Androgene).<br />

Alle Hormone sind Steroidabkömmlinge mit aktivierter Essigsäure<br />

als Ausgangsprodukt.<br />

Zur Synthese ist Vitamin C notwendig, da es bei den Hydroxylierungen<br />

als Cofaktor dient.<br />

In der NNR ist dementsprechend eine hohe Vitamin C-<br />

Konzentration.<br />

Synthese des Cholesterin-Grundgerüstes im Überblick:<br />

Acetyl-CoA → beta HMG-CoA → Mevalonsäre → IsopentenylPP<br />

→ Garnesyl PP → Farnesyl PP → Squalen → Lanosterin<br />

→ → → Cholesterin<br />

Cholesterin → Pregnenolon → Progesteron a) → Cortisol →<br />

Cortison<br />

b)→Corticosteron → Aldosteron<br />

Glucocorticoide<br />

Cortisol<br />

Eigenschaften:<br />

besitzt auch geringe mineralocorticoide Wirkung<br />

Halbwertszeit:<br />

4 Stunden<br />

Bildungsort:<br />

Zona fasciculata der Nebennierenrinde<br />

Wirkung:<br />

antagonistische Wirkung zum Insulin<br />

1) Gesteigerte RNS- und Proteinsynthese, gesteigerte Enzymaktivität<br />

bestimmter Enzyme<br />

2) Induktion von Enzymen der Gluconeogenense, erhöht Blutzuckerspiegel<br />

49


3) Steigerung des Proteinkatabolismus, Konzentration freier<br />

AS nimmt zu<br />

4) Steigerung der Osteoporose durch Reduzierung der Knochenmatrix<br />

5) Steigerung der Lipolyse, Konzentration der freien FS<br />

nimmt zu<br />

6) Entzündungshemmer durch Bremsung mesenchymaler Reaktionen<br />

7) Steigerung der exokrinen Sekretion von: HCl, Pepsinogen<br />

und Trypsinogen<br />

8) in hohen Dosen: antiallergische und immunrepressorische<br />

Wirkung (Anwendung bei Organtransplantationen)<br />

9) in sehr hohen Dosen: Schockbehandlung (pharmakokinetischer<br />

Effekt)<br />

Kontrolle:<br />

ACTH stimuliert die Bildung und Ausschüttung. Die Sekretion<br />

folgt einem circadianen Rhythmus, so daß morgens in den<br />

REM-Phasen die Ausschüttung hoch ist und abends niedrig.<br />

Die NNR arbeitet nur 6 Stunden und ruht dann 18 Stunden.<br />

Es werden 15 bis 30 mg pro 24 h sezerniert.<br />

Transport:<br />

Cortisolbindendes Globulin (= CBG = Transportin) bindet das<br />

Cortisol. Oestrogene steigern die CBG-Bildung. Progesteron<br />

verdrängt Cortisol vom CBG.<br />

Ausscheidung:<br />

Über den Urin als 17-Hydroxycorticoid und 11-Ketosteroid.<br />

In der Leber erfolgt eine Kopplung mit Glucuronsäure.<br />

Klinik:<br />

Morbus Cushing<br />

Symptome:<br />

- Vollmondgesicht<br />

- Stiernacken<br />

- Stammfettsucht<br />

- blaurote Striae am Abdomen<br />

primär:<br />

Adenom der NNR meist einseitig<br />

sekundär:<br />

ACTH-produzierender Tumor<br />

iatrogen:<br />

Gabe hoher Dosen von Glucocorticoiden als Medikamention<br />

anderer Erkrankungen<br />

Therapie:<br />

Ursachen beseitigen<br />

Synthetische Glucocorticoide<br />

- 9α-Fluorocortisone<br />

- Prednison<br />

- Prednisolone<br />

- Dexamethasone<br />

Sie sind oft besser durch die Haut resorbierbar als natürliche<br />

Glucocorticoide und bis maximal 100fach wirksamer.<br />

Mineralocorticoide<br />

Aldosteron<br />

Bildungsort:<br />

Zona glomerulosa der NNR<br />

Wirkung:<br />

1) erhöht die renale Reabsorption von Na + -Ionen durch die<br />

Bildung von Na + -Transportproteinen im distalen Tubulus<br />

2) stimuliert die K + -Sekretion in die Nierentubuli, dadurch<br />

Gesamtauswirkung auf den Wasserhaushalt -> erhöhte Rückresorption<br />

Kontrolle:<br />

Die Kontrolle des Aldosterons erfolgt über das Renin-<br />

Angiotensin-System (vergl. Physiologie).<br />

Bei einem verminderten Blutdurchfluß durch die Niere registriert<br />

diese einen geringen Na + -Gehalt im Blut. Dies regt die<br />

Zellen des Juxtaglomerulären Apparats zur Renin-<br />

Ausschüttung an. Das Angiotensin II wirkt vasokonstriktorisch<br />

und bewirkt die Ausschüttung von Aldosteron.<br />

Klinik:<br />

Conn-Syndrom = primärer Hyperaldosteronismus<br />

Symptome:<br />

- Hypokaliämie mit Muskelschwäche und Herzrythmusstörungen<br />

50<br />

12. Vitamine<br />

- Hypernatriämie mit Ausbildung sogenannter Kochsalzödeme<br />

- Nierenschädigung mit mangelnder Harnkonzentrierung<br />

(Polyurie)<br />

- Albuminurie<br />

- Bluthochdruck<br />

Therapie:<br />

Operation<br />

Gabe von Aldosteronantagonisten<br />

Antagonisten des Aldosterons<br />

a) Atriales natriuretisches Hormon (ANF)<br />

Eigenschaften:<br />

Gegenspieler des Aldosterons<br />

Bildungsort:<br />

Dehnungsrezeptorzellen des Herzvorhofs bilden ANF bei<br />

Dehnung (= Volumenzunahme) [Damit kann das Herz als endokrines<br />

Organ bezeichnet werden].<br />

Wirkung:<br />

1) Steigerung der Na + -Ausscheidung und damit Steigerung der<br />

Wasserausscheidung an der Niere<br />

2) Verminderung der ADH-Sekretion (= Vasopressin)<br />

3) Verminderung der Reninausschüttung<br />

4) Verminderung der Na + -Rückresorption in der Niere<br />

5) Blutdruck senkend<br />

b) Antialdosteron<br />

Spirolacton<br />

Bindet an Aldosteron-Rezeptoren, so daß Aldosterol nicht<br />

wirken kann. Daher wird es als harntreibendes Mittel eingesetzt.<br />

Sexocorticoide<br />

Primäre Androgene der NNR sind Dehydroepiandrosteron<br />

(DHEA) und Androstendion.<br />

Eigenschaften:<br />

haben männlich prägenden Charakter<br />

C-19-Corticosteroide<br />

Bildungsort:<br />

Zona reticularis der NNR<br />

Wirkung:<br />

1) Proteinanaboler Effekt<br />

2) fraglich, positiver Einfluß auf Libido<br />

3) in exzessiven Mengen: Maskulinisierung weiblicher Organismen<br />

Ausscheidung:<br />

neutrale 17-Ketosteroide<br />

Krankheiten der NNR<br />

Klinik:<br />

Adrenogenitales Syndrom (AGS)<br />

A) angeboren:<br />

Ursachen:<br />

Meistens ein Defekt an 21-Hydroxylase, so daß eine Synthesestörung<br />

der Glucocorticoide vorliegt (selten Defekt<br />

in C-11-Hydroxylase und D5-Isomerase). Es entstehen<br />

statt der Glucocorticoide androgene Substanzen.<br />

Bei teilaktivem Enzym:<br />

Die Aldosteronbildung ist noch ausreichend.<br />

nicht-Salz-verlierender Typ<br />

Bei komplettem Defekt:<br />

Salz verlierender Typ<br />

Symptome:<br />

Frauen:<br />

Pseudohermaphroditismus (= Scheinzwitter)<br />

Die Betroffenen erwecken den Anschein männlich zu<br />

sein. Sie haben eine stark vergrößerte Klitoris. Die<br />

Schamlippen können das Ausmaß des männlichen Skrotums<br />

annehmen.<br />

Die Frauen haben männliche Behaarung und Bartwuchs.<br />

Männer:<br />

Penis und Skrotum sind beim Neugeborenen schon besonders<br />

groß entwickelt, erreichen aber nie die Geschlechtsreife.<br />

Dies geschieht nicht, weil bei einem hohen<br />

Androgenspiegel weder LH noch FSH gebildet werden.


B) erworben:<br />

Ursachen:<br />

Tumore in der Zona reticularis<br />

Symptome:<br />

Bei Frauen bleibt die Menstruation aus. Die sekundären<br />

Geschlechtsmerkmale bilden sich zurück und die Behaarung<br />

der Haut nimmt zu.<br />

Therapie:<br />

Gabe von Glucocorticoiden in physiologischen Dosen, so<br />

daß der Teufelskreis ausgeschaltet wird, indem der<br />

ACTH-Spiegel gesenkt wird.<br />

Bei Zerstörung der gesamten Nebennierenrinde durch Autoimmunkrankheiten<br />

und früher auch durch Tuberkulose entsteht<br />

ein MORBUS ADDISON:<br />

Es kommt zu einem Verlust an Na + bei gleichzeitiger Erhöhung<br />

von K + im Blut.<br />

Symptome sind:<br />

- progressive Braunfärbung der Haut auch an unpigmentierten<br />

Stellen, z.B. Mundschleimhaut (Mechanismus:<br />

Dadurch, daß keine Glucocorticoide gebildet werden können,<br />

sind ACTH und MSH stark erhöht und entfalten ihre<br />

Wirkung zur Pigmentablagerung).<br />

- Kachexie (Abnahme des Körpergewichts)<br />

- Na + -Ausscheidung stark erhöht, damit auch eine starke<br />

Wasserausscheidung, so daß die Patienten regelrecht austrocknen<br />

- niedriger Aldosterol-Spiegel<br />

12. Vitamine<br />

WICHTIG!!!!!<br />

Überblick über die Beteiligung der Hormone an verschiedenen Prozessen<br />

Energieversorgung: Insulin, Glucagon, Adrenalin, Noradrenalin, Glucocorticoide, Schilddrüsenhormone<br />

Sekretion von Verdauungsenzymen: Gastrin, Sekretin, Cholezystokinin<br />

Elektrolyt- und Wasserhaushalt: Aldosteron, Renin-Angiotensin, ADH, ANP, Calcitonin, Parathormon<br />

Wachstum: Somatotropin (STH)<br />

Fortpflanzung: Androgene, Oestrogene, Gestagene, Oxytocin, Prolactin<br />

Gewebshormone: Histamin, Serotonin, Kinine, Histamin, Serotonin, Kinine<br />

12. Vitamine<br />

- K + -Spiegel im Plasma stark erhöht und führt zu Adynamie<br />

(Kraftlosigkeit) und als Folge zum Herzstillstand.<br />

- rapide Alterung der Haut<br />

- Hypoglucämie<br />

- niedrige 17-Hydroxycorticoidausscheidung<br />

Therapie:<br />

lebenslängliche Substitutionstherapie. Diese ist schwierig,<br />

weil die Hormonmengen exakt auf die Bedürfnisse des Körpers<br />

abgestimmt werden müssen.<br />

Funktionsdiagnosen der NNR<br />

1) ACTH-Gabe: Abbauprodukte im Harn erhöht (17 Hydroxycorticoide)<br />

physiologisch<br />

2) ACTH-Gabe: drastische Reduktion von eosinophilen Granulozyten<br />

(> 50%) physiologisch (Thorn-Test)<br />

3) Dexametason-Test: Dexametason ist ein synthetisches Glucocorticoid,<br />

das wirksamer als physiologische Glucocorticoide ist.<br />

Bei Gabe von Dexametason wird die ACTH-Produktion gesenkt<br />

und damit auch der Cortisol-Spiegel im Blut.<br />

Beim Cushing-Syndrom ist der feed-back-Mechanismus gestört<br />

und der Cortisolspiegel sinkt nicht ab.<br />

4) Metopiron-Test: Metopiron ist ein Pharmakon, das das Enzym<br />

L-Hydroxylase hemmt. Die Steroidproduktion wird also gesenkt.<br />

Als Reaktion ist Cortisol im Blut vermindert und die Hypophyse<br />

sezerniert vermehrt ACTH (Adenocortico-tropes Hormon).<br />

Vita- das Leben; amin - Das erste gefundene Vitamin, Vitamin B1, war ein Amin. Vitamine sind in natürlichen Nahrungsstoffen enthalten.<br />

Sie haben keine Bedeutung <strong>für</strong> die Bereitstellung von Energie, sondern sind akzessorische Wirkstoffe. Sie haben bedeutende Funktion beim<br />

Wachstum, bei der Zellerhaltung und bei der Fortpflanzung von höheren Tieren.<br />

Die meisten Vitamine müssen dem menschlichen Organismus mit der Nahrung zugeführt werden, weil sie nicht synthetisiert werden können.<br />

Je nach Vitamin und Spezies schwankt der Bedarf zwischen 0,001 µg bis 50 mg. Die Vitamine werden entweder mit A, B, C, mit chemischen<br />

Bezeichnungen oder mit funktionellen Bezeichnungen gekennzeichnet.<br />

Eine Störung im Vitaminhaushalt kann zu:<br />

a) Avitaminosen<br />

b) Hypovitaminosen<br />

c) Hypervitaminosen<br />

führen.<br />

Die Vitamine werden verschieden geordnet:<br />

a) nach Löslichkeitsverhalten in Wasser:<br />

1) Hydrophob E, D, K, A<br />

2) Hydrophil B, C<br />

b) nach Coenzym, nicht Coenzym<br />

c) Vergleich nach biologischen Gesichtspunkten:<br />

1) <strong>für</strong> alle lebendigen Zellen notwendig B, K<br />

<strong>für</strong> höher differenzierte Organismen notwendig E, D, A, C (Vitamin D nur <strong>für</strong> Vertebraten)<br />

Lipophile Vitamine<br />

Vitamin A<br />

Weitere Namen: Retinol, Axerophtol (a - nicht, xeros - trocken,<br />

ophthalmos - Auge), antixerophthalmisches Vitamin<br />

Wirkform: Retinal<br />

Bedarf: 1,5 - 2 mg<br />

Vorläufer aus dem Pflanzenreich: Carotine<br />

1) α-,β-, γ-Carotin<br />

2) Kryptoxanthin<br />

Provitamin ----- Carotinase (besonders in Leber, Darmzellen)-<br />

--> Vitamin A (all-trans-Retinal),<br />

aus einem β-Carotin werden 2 Vitamin A<br />

Aufnahme:<br />

a) carotinhaltige Pflanzen<br />

b) Vitamin A haltige tierische Produkte (Leber von Seefischen;<br />

die Leber des Eisbären ist giftig, da sie zu viel Vitamin<br />

A enthält)<br />

Speicher:<br />

Fettsäureester<br />

Transport: an Lipoproteine gebunden (retinolbindendes Globulin)<br />

51


Wirkung:<br />

1) Sehvorgang<br />

2) Epithelwirkung (positiven Einfluß auf biologische Membranen):<br />

Wachstum, Strukturerhaltung<br />

3) Zellteilung<br />

4) Wachstum (Regelung der Osteoblastenaktivität)<br />

5) Antitumorwirkung<br />

6) Coenzym als Retinolphosphat bei Übertragung von Mannose<br />

und Galactoseresten in der Glucoproteinsynthese<br />

7) Retinsäure erhöht die Anzahl der Rezeptoren <strong>für</strong> EGF (epithel<br />

growth factor s. Hormone) und Vitamin D<br />

Sehvorgang:<br />

Opsin ist über die ε-Aminogruppe eines Lysinrestes an das 11cis<br />

Retinal gebunden.<br />

Die Stäbchen und Zapfen haben unterschiedliche Opsine. Die<br />

Zapfen haben 3 verschiedene Opsine <strong>für</strong> 3 verschiedene Wellenlängen<br />

des Lichts:<br />

blau: 435 nm<br />

grün: 540 nm<br />

rot: 565 nm<br />

Bei Lichteinfall wird innerhalb von Picosekunden das photoaktivierte<br />

all-trans-Retinal gebildet. Metarhodopsin oder photoaktiviertes<br />

Rhodopsin binden an einen Transducin-GDP-<br />

Komplex (G-Protein).<br />

Ein photoaktiviertes Rhodopsin aktiviert mehrere 100 Transducin-Moleküle<br />

(Verstärkereffekt).<br />

photoaktiviertes Rhodopsin<br />

↓<br />

Bindung an Transducin-GDP-Komplex (alpha, beta-<br />

Untereinheit)<br />

↓<br />

GDP wird durch GTP ersetzt<br />

↓<br />

Dissoziation des Transducin-Komplexes<br />

↓<br />

α-Untereinheit hat GTP gebunden und aktiviert eine Phosphodiesterase<br />

↓<br />

cGMP -> 5GMP Folge: der cGMP-Spiegel sinkt<br />

↓<br />

Schließen der Na + -Kanäle<br />

↓<br />

Hyperpolarisation als Signal<br />

In der Dunkelheit ist Rhodopsin phosphoryliert und bindet an<br />

Arretin, so daß die Bindung an Transducin verhindert wird. Die<br />

Folge ist eine Inaktivierung der Phosphodiesterase, GTP wird<br />

wieder zu GDP und es entsteht ein trimeres Transducin. Rhodopsin<br />

wird gespalten und kann wieder am Signalübermittlungsprozeß<br />

teilnehmen.<br />

Recoverin: ist ein Ca 2+ -bindendes Protein mit 3 Bindungsstellen.<br />

Wenn es kein Ca gebunden hat, aktiviert es die Guanylatzyklase<br />

(GMP -> cGMP). cGMP ist Schaltelement <strong>für</strong> Na + - und Ca 2+ -<br />

Kanäle. Es öffnet die Kanäle, so daß Na + - und Ca 2+ -Ionen in die<br />

Zelle eindringen.<br />

Klinik:<br />

Hypovitaminose<br />

Mangel durch:<br />

mangelnde Zufuhr, gestörten Fetthaushalt, gestörte Fettverdauung,<br />

eingeschränkte Carotinaktivität der Leber bei verschiedenen<br />

Lebererkrankungen (Provitamin kann nicht ins<br />

aktive Vitamin überführt werden).<br />

Symptome:<br />

- eingeschränktes Dämmerungssehen = Nyctalopie (Nachtblindheit),<br />

ein Vitamin A-Mangel setzt die Empfindlichkeit<br />

der schwarzen-weißsehenden Stäbchen herab<br />

- Nachtblindheit bei ursprünglich nicht niedrigem Serumspiegel<br />

- Austrocknen der Cornea (Xerophthalmie)<br />

- Hyperkeratose (= starke Verhornung) der Haut im allgemeinen<br />

- Störung des Wachstums insbesondere der Knochenbildung<br />

bei Jugendlichen<br />

52<br />

12. Vitamine<br />

- teratologisch wichtig: Mißbildungen durch Vitaminmangel<br />

der Mutter (Hydrozephalus, ZNS-Schädigung)<br />

Hypervitaminose:<br />

Zufuhr > 5 000 IE/kg Körpergewicht<br />

besonders bei Kindern und Jugendlichen nach lang dauernder<br />

Gabe zur Behandlung von dermatologischen Erkrankungen<br />

Symptome:<br />

Benommenheit<br />

Kopfschmerz<br />

Erbrechen<br />

Verworrenheit<br />

Müdigkeit<br />

Hautschuppungen<br />

(bei Ratten Fehlbildung der Feten)<br />

Nachweis: Carr-Price (s. Praktikum) mit Adenyl(III)chlorid<br />

Therapie:<br />

Mangel: Gabe von Kapseln mit 30 000 IE.<br />

Bei Tumorpatienten mit Bestrahlungstherapie (Vitamin A<br />

mildert die Folgen der Bestrahlung)<br />

Akne juvenilis Gabe von Retinsäure (oxidiertes Vitamin A)<br />

Vitamin D 1,2,3<br />

Weitere Namen: Calciferol, antirachitisches Vitamin, Hormon D<br />

(vergleiche Wirkung 1b)<br />

Vorläufer: im Pflanzenreich: Ergosterol <strong>für</strong> Vitamin D2<br />

im Tierreich: 7-Dehydrocholesterol <strong>für</strong> Vitamin D3<br />

Sowohl die Provitamine als auch die Wirkformen sind Sterole.<br />

Synthese:<br />

endogen:<br />

Cholesterol -> 7-Dehydrocholesterol (in der Haut bei UV-<br />

Licht Cholecalciferon (Vitamin D3)<br />

exogen:<br />

Ergosterol UV-Licht Ergocalciferon (Vitamin D2)<br />

Wirkform: nach Hydroxylierung an Position 25 in der Leber<br />

und anschließender Hydroxylierung an Position 1 in der<br />

Niere:<br />

1,25-Dihydroxycholecalciferon (aus tierischem Provitamin:<br />

Ring B aufgespalten; aus pflanzlichem Provitamin nicht so<br />

wirksame Seitenkette)<br />

Regulation der Synthese:<br />

1) Ca 2+ -Spiegel normal oder erhöht ⇒ Hemmung der Synthese<br />

der Wirkform<br />

2) Ca 2+ -Spiegel niedrig ⇒ keine Hemmung<br />

Bei Hemmung der Synthese von 1,25-Dihydroxycalciferol<br />

wird die Ca 2+ -Aufnahme gesenkt.<br />

3) 24,25-Dihydroxycalciferol scheint den Ca 2+ -Einbau zu<br />

fördern<br />

Abbau: Hydroxylierung in Position 26 durch microsomale Enzyme,<br />

die durch Phenytoin und Phenobarbitural aktiviert<br />

werden.<br />

Speicherung: begrenzt in der Leber (bei Fischen hohe Konzentrationen<br />

in der > Leber)<br />

Transport: An α2-Globulin gebunden<br />

Bedarf: 0,025 mg/d<br />

Wirkung:<br />

(In den Lehrbüchern werden die Wirkungen aufgrund klinischer<br />

Versuche und verschiedenen Symptomen bei Patienten<br />

teilweise anders dargestellt):<br />

1) Steigerung der intestinalen Ca 2+ - und PO4 - -Resorption<br />

a) in Kombination mit Parathormon<br />

b) durch Bildung von Ca 2+ -bindenden Proteinen im Darm<br />

(einer Hormonwirkung ähnlicher Vorgang )<br />

2) Steigerung des enchondralen Wachstums an Röhrenknochen,<br />

Steigerung der Mineralisation am Knochen und Freisetzung<br />

von mitochondrial gebundenem Ca 2+ aus den Zellen<br />

(Antagonist zu Parathormon)<br />

3) Anstieg des Citratspiegels<br />

4) Steigerung der PO4 3- -Resorption in den Nierentubuli (im<br />

Gegensatz zum Parathormon und Calcitonin)<br />

Klinik:<br />

Hypovitaminose<br />

Rachitis<br />

Rachitis insbesondere in Gegenden häufig, wo Kinder in<br />

Bergwerken arbeiten und wenig ins Sonnenlicht kommen.


Es sind 3 Formen der Rachitis bekannt:<br />

Früh-, Pubertät- und Spätrachitis (Osteomalacie)<br />

Symptome:<br />

Ca 2+ -Spiegel niedrig<br />

Ca 2+ -Resorption niedrig<br />

negative Ca 2+ -Bilanz (Ausscheidung > Aufnahme)<br />

erhöhter Parathormon-Spiegel: Ca 2+ wird aus dem Knochen<br />

heraus mobilisiert, damit der Ca 2+ -Mangel im Serum ausgeglichen<br />

wird. Der Ca 2+ -Mangel wird zunächst maskiert.<br />

PO4 3- im Serum erniedrigt<br />

Knochenerweichung (Osteomalacie, beruht nicht nur auf<br />

Mangel an Vitamin D, sondern auch an gesteigerter Parathormonsekretion,<br />

sog. Parathyroidismus)<br />

Deformation des Skeletts: Trichterbrust, Säbelbeine, Caput<br />

quadratum, rachitischer Rosenkranz<br />

Stimulation der Osteoblastentätigkeit durch Ausbleiben der<br />

Calcifizierung: alkalische Phosphatase erhöht<br />

Diagnose:<br />

Der erhöhte Spiegel von alkalischer Phosphatase gilt als<br />

Frühsymptom der Rachitis und kann der Diagnose dienen<br />

(die alkalische Phosphatase ist auch bei Gallengangsverschluß<br />

erhöht).<br />

Symptome beachten<br />

Röntgen<br />

Ca 2+ -Spiegel normal bis erniedrigt<br />

PO4 3- -Spiegel sehr stark erniedrigt<br />

Therapie (Prophylaxe):<br />

1) UV-Bestrahlung<br />

2) Dekristol-Prophylaxe: Vitamin D2-Stoßtherapie in bestimmten<br />

Abständen (10 0000 IE). Heute nicht mehr angewendet,<br />

da be<strong>für</strong>chtet wird, daß durch die hohen Dosen die<br />

Kalkablagerung in Organen gefördert wird.<br />

Heute: regelmäßige Gabe geringer Vitamin D-Dosen (400<br />

IE/Tag) und gleichzeitiges Ca 2+ -Angebot (fluorierte Verbindungen<br />

sind 5 bis 10 Mal wirksamer als physiologisches<br />

Vitamin D)<br />

Hypervitaminose:<br />

nur durch pharmakologisch hohe Dosen zu erreichen<br />

Symptome:<br />

Hypercalcämie<br />

Nephrocalcinose<br />

Calciumablagerung in Blutgefäßen<br />

Kopf- und Gelenkschmerzen<br />

Muskelschwäche<br />

Störungen im Magen-Darm-Trakt<br />

Vitamin E<br />

Weitere Namen: Tocopherol, Antisterilitätsvitamin der Ratte<br />

aus dem Pflanzenreich: α-Tocopherol besonders in keimendem<br />

Getreide, Eiweiß (Muschelfleisch, nicht weil die Muscheln das<br />

Vitamin produzieren, sondern gut speichern)<br />

Synthese: ähnlich der menschlichen Cholesterolsynthese<br />

Resorption: 10- 20 mg/Tag an Fett gebunden<br />

Speicherung: 1 mg/ 100 ml Serum<br />

Bedarf: 20 - 30 mg/d<br />

Wirkung:<br />

1) Antioxidationsmittel: schützt die SH-Gruppen des Vitamin<br />

A, Carotine und ungesättigte Fettsäuren in Membranlipiden<br />

vor Oxidation, indem es selber oxidiert wird (aus Fettsäuren<br />

entstehen durch Oxidation Lipofuscine mit hoher hepatotoxischer<br />

Wirkung ->Leberschutz)<br />

Schutz vor Thrombose<br />

2) Beziehung zu Ubichinon: vermutlich Beteiligung an der<br />

Atemkette und ATP-Bildung.<br />

3) Beteiligung an Nucleinsäure- und Cholesterolsynthese.<br />

4) beeinflußt Erythropoese<br />

Klinik:<br />

Vitamin E-Mangel: im Tierversuch: (Ratte, Kaninchen)<br />

Weibchen: Resorptionssterilität: Die Tiere werden normal<br />

gravide, aber die Frucht wird wieder resorbiert<br />

Männchen: Hodenatrophie, irreversible Zerstörung der Spermiogenese<br />

12. Vitamine<br />

beide: Muskeldystrophie (erhöhtes Serumkreatin)<br />

Nervenveränderung in Klein- und Zwischenhirn<br />

Quellung kollagener Fasern<br />

Gefäßveränderungen<br />

Mensch:<br />

In der Regel wird eine ausreichende Versorgung durch die<br />

Nahrung sicher gestellt. Zum Teil wird als Schutz vor bestimmten<br />

Gefäßerkrankungen Vitamin E gegeben.<br />

Vitamin E-Mangel:<br />

1) Peroxydbildung aus Lipiden: Hemmung von PG I2<br />

(Prostacyclin), Erhöhung des Thromboxans, aktivieren der<br />

Gerinnungskaskade, Aggregation der Thrombozyten<br />

2) auch 15-Hydroxyperoxyarachidonsäure aktiviert die Aggregation<br />

der Thrombozyten<br />

Vitamin K 1, 2, 3<br />

Weitere Namen: Phyllochinon, Antihämorrhagisches Vitamin<br />

Wirkform: Dipharnesyl-Naphtochinon<br />

Vorläufer: größere Gruppe mit gemeinsamem Grundgerüst,<br />

Naphtochinonderivate<br />

aus dem Pflanzenreich: Vitamin K1 in Blättern 2-Methyl-3phytyl-1,4-naphtochinon<br />

aus dem Tierreich: aus faulendem Fischmehl (Bakterienprodukt)<br />

2-Methyl-3-difarnesyl-1,4-naphtochinon<br />

synthetisch: 2-Methyl-1,4-naphtochinon (Menadion)<br />

synthetisch, wasserlöslich: Na-menadioldiphosphat, Menadioldisulfid<br />

Die Vitaminvorstufen werden an Fett gebunden resorbiert<br />

Hauptquellen:<br />

1) Darmbakterien (Antibiotika stören den Vitamin K-<br />

Haushalt)<br />

2) Grünpflanzen<br />

[Neugeborene haben noch keine entwickelte Darmflora, so<br />

daß sie wenig Vitamin K haben. Sie neigen zu Blutungen und<br />

zur Hypoprothrombinämie.]<br />

Transport: an Eiweiße gebunden<br />

Bedarf: 0,2 - 2 mg/d<br />

Wirkung:<br />

1) Bildung der Gerinnungsfaktoren Prothrombin, Faktor II,<br />

VII, IX, X durch Regelung der Synthese nach der Transkription<br />

und Translation. In Anwesenheit von Vitamin K bindet<br />

ein Glutamatrest CO2 an die γ-Carboxylgruppe. Diese<br />

Coenzymfunktion ist nur in der Hydrochinonform möglich,<br />

welche bei der Reaktion zu einem Epoxid wird. Die Rückwandlung<br />

des Epoxids über das Chinon zum Hydrochinon ist<br />

Cumarin-empfindlich!<br />

2) Grünpflanzen: Vitamin K ist an der Phosphorylierung in<br />

Verbindung mit der Photosynthese beteiligt. Bei Bestrahlung<br />

der Mitochondrien mit UV-Licht wird Vitamin K zerstört und<br />

die oxidative Phosphorylierung gestört.<br />

Vitamin K-Antagonisten sind Entkoppler der oxidativen<br />

Phosphorylierung. Ein Mangel an Vitamin K führt zu einer<br />

verminderten Synthese der Gerinnungsfaktoren und somit zu<br />

einer Verlängerung der Blutgerinnungszeit, ein therapeutischer<br />

Effekt bei Thrombosebehandlungen bzw. Prophylaxe<br />

mit Antagonisten wie Dicumarol. Diese Präparate wirken, da<br />

sie die Umwandlung des Epoxids zum Hydrochinon stören.<br />

Klinik:<br />

1) Cumarin-Derivate stören den Vitamin K-Haushalt (Cumarin<br />

ist z.B. in Waldmeister enthalten).<br />

2) Zur Therapie von Thrombosen wird der Vitamin K-Spiegel<br />

durch Falitthromb oder Marcumar gesenkt.<br />

3) Hypervitaminosen<br />

durch Vitamin K-Therapie<br />

Hyperbilirubinämie<br />

erhöhte Tumorgefahr<br />

[Bei Lebererkrankungen wie Zirrhose, Karzinom wird in der<br />

Leber kein Prothrombin gebildet, so daß die Blutgerinnung nicht<br />

abläuft. Dies ist KEIN Vitamin K-Mangeleffekt]<br />

4) Hypovitaminose: hämorrhagische Diathese<br />

53


Wasserlösliche Vitamine<br />

Vitamin B1<br />

Weitere Namen: Thiamin, Aneurin, Codecarboxylase (vergleiche<br />

Wirkung 1)<br />

Wirkform: Thiaminpyrophosphat<br />

aus dem Pflanzenreich: In Randschicht von Getreidekörnern<br />

Die Biosynthese erfolgt in Pflanzen und Mikroorganismen.<br />

Thiamin besteht aus einem Pyrimidinring und einem Thiazolring,<br />

die durch eine Methylgruppe verbunden sind.<br />

Bedarf: 1-2 mg Tag pro Tag (1 IE = 0,003 mg)<br />

Wirkung:<br />

1) Beteiligung an Reaktionen der oxidativer Decarboxylierung<br />

(thiaminabhängige Reaktionen) von alpha-Ketosäuren<br />

a) Pyruvat -> Acetyl-CoA + CO2<br />

b) α-Ketoglutarat -> Succinyl-CoA + CO2<br />

2) Beteiligung an der Transketolase-Reaktion im Pentose-<br />

Phosphat-Weg (Übertragung der Ketogruppe)<br />

Klinik:<br />

Überdosis unschädlich, soll Mücken abhalten<br />

Hypovitaminose:<br />

Beriberi: Polyneuropathien (traten in Asien auf, nachdem man<br />

begann, Reis zu polieren (Randschicht entfernen -> kein Vitamin<br />

B1 mehr im Reis)<br />

a) Polyneuritis bis zur Lähmung<br />

b) nasse/kardiale Form des Vitamin B1-Mangels: Schädigung<br />

der Herzmuskulatur mit Ödeme als Folge<br />

Ursachen der Polyneuropathien:<br />

1) Energiemangel: Aus Pyruvat wird kein Acetyl-CoA mehr<br />

gebildet, der Citratzyklus kann nicht ablaufen.<br />

2) Bei Füchsen: Mangelernährung (durch zu wenig Fisch),<br />

schwere Lähmungen (Chastek-Krankheit)<br />

bei Löwen Sterngucker-Krankheit<br />

3) starker Alkoholabusus führt durch Unterernährung zu Thiaminmangel<br />

Nachweis:<br />

Thiochrom-Reaktion<br />

erhöhte Pentose-Konzentration im Serum<br />

Vitamin B2<br />

Weitere Namen: Riboflavin = Lactoflavin<br />

Wirkform: FAD, FMN<br />

Struktur: 6,7-Dimethyl-9-D-Ribityl-5-phosphat = 6,7-Dimethyl-<br />

9-isoalloxacin<br />

gelb grüne Farbe, hitzestabil, lichtempfindlich<br />

Vorläufer:<br />

aus dem Pflanzenreich: Blattgemüse<br />

aus dem Tierreich: Hefen und Milch, wenn die Tiere Gras<br />

bekommen<br />

Synthese: in Mikroorganismen und Pflanzen<br />

Aufnahme: im Darm, in Mucosazellen phosphoryliert<br />

Bedarf: 1 - 2 mg/d (in der Schwangerschaft mehr)<br />

Im Blut 2 - 4 µg/ dl<br />

Wirkung:<br />

Coenzym-Funktion<br />

1) Bestandteil von FMN und FAD<br />

a) FMN:<br />

Warburg´sches Atmungsferment<br />

l-Aminosäure <br />

Dermatitis.<br />

Wachstumsstillstand<br />

Hautentzündungen in den Mundecken (Cheilosis)<br />

Glossitis<br />

im Tierversuch:<br />

ZNS-Störungen<br />

Vascularisierung der Cornea<br />

Skelettschäden bei trächtigen Tieren<br />

Mit der Fluoreszenz können Mengen > 0,2 ng nachgewiesen<br />

werden. Mit biochemischen Methoden können Mengen > 50 ng<br />

nachgewiesen werden.<br />

Bei einer oralen Belastung mit 3 mg Vitamin B2 wird in einer<br />

bestimmten Zeit ein bestimmter Prozentsatz ausgeschieden.<br />

[Antebrin (Medikament) erzeugt Mangelerscheinungen wegen<br />

seiner Antivitaminwirkung]<br />

Vitamin B3<br />

Weitere Namen: Nicotinamid, Niazinamid, Vitamin PP (pelagra<br />

preventing factor)<br />

Synthese im Pflanzenreich: aus Tryptophan<br />

aus dem Tierreich Bakterien: aus Tryptophan; Mensch: sehr<br />

geringe Ausbeute: Um ein mg Miacin zu erhalten, müssen 60<br />

mg Tryptophan verstoffwechselt werden. Dies reicht nur, um<br />

40 % des Bedarfes zu decken.<br />

Abbau: Konjugation mit Glycin als N-Methylnicotinamind und<br />

als 6-Pyridon-N-methylnicotinamid<br />

Bedarf: 15 bis 20 mg /Tag<br />

Wirkung:<br />

1) Coenzym bei Biosynthese von NADH2 und NADPH2 in<br />

allen Organen<br />

2) in pharmakologischen Dosen gefäßerweiternd (besonders in<br />

der oberen Körperhälfte)<br />

3) in hohen Dosen: Cholesterol senkend durch Bremsung der<br />

Cholesterol-Synthase<br />

Klinik:<br />

Mangel:<br />

Pelagra (3-D-Krankheit).<br />

1) Dermatitis an Gesicht, Hals, Extremitäten auftretende Erytheme<br />

(Rötung) und bräunliche, symmetrische Pigmentbildung<br />

(Sonneneinstrahlung ist ein wichtiger Faktor).<br />

2) Diarrhöe: Chronische Magen-Darm-Entzündung, Stomatitis,<br />

Glossitis, Gastritis, Enteritis<br />

3) Dementia und Depression: Störung des ZNS, Delirien,<br />

Halluzinationen, Degeneration der Hinter- und Seitenstränge<br />

4) bei Kindern: Wachstumsstillstand, Anämie, Wasserverlust<br />

(Exsiccose), Gewichtsabnahme<br />

Ursachen des Mangels:<br />

a) Ernährung: viele Proteine, die kein Tryptophan enthalten<br />

(Proteinmangel + Alkohol).<br />

b) angeboren: Hartnup-Krankheit (siehe auch Tryptophan-<br />

Abbau). Die Darmmucosa kann Tryptophan nicht resorbieren,<br />

ebenso die Niere nicht.<br />

Nachweis des Mangels durch Messung der Abbauprodukte<br />

Gabe von Vitamin B3 als Therapie bei<br />

a) Pelagra<br />

b) Röntgenkater<br />

c) Dermatosen<br />

d) Cholesterol-Senkung<br />

e) Durchblutungssteigerung<br />

Vitamin B6<br />

Weitere Namen: Pyridoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin, Adermin,<br />

Ratten-Pellagra-Schutzstoff<br />

Vorläufer:<br />

aus dem Pflanzenreich: Pflanzen<br />

aus dem Tierreich Mikroorganismen<br />

Struktur: Grundkörper:<br />

Pyridin mit einem variablen Rest :<br />

1) alkoholisch Pyridoxin<br />

2) Aldehyd Pyridoxal


3) Aminogruppe Pyridamin<br />

die Reste sind ineinander überführbar<br />

Wirkform: Pyridoxal-5-phosphat (PALP). Die Überführung ist<br />

ATP-abhängig.<br />

Abbau: Abbauprodukt ist die Pyridoxalsäure, die mit dem Urin<br />

ausgeschieden wird.<br />

Bedarf: 2 - 3 mg/d (bei Proteinreicher Kost mehr)<br />

Wirkung: Es ist DAS Coenzym des AS-Stoffwechsels.<br />

Coenzym-Funktion bei:<br />

1) Decarboxylierung von Aminosäuren (Try, His, Tyr, S-<br />

Hydroxy-Try, Glu)<br />

2) Transaminierung von Aminosäuren (ASAT, ALAT)<br />

3) Wasserabspaltung von Aminosäuren (Aminosäure-<br />

Dehydratasen)<br />

4) H2S-Abspaltung von Aminosäure (Aminosäure-<br />

Desulfhydrasen)<br />

5) Spaltung von Aminosäure (Kynureninasen)<br />

6) δ-Aminolävulinsäuresynthetase (Biosynthese des Porphyringrundgerüsts)<br />

7) Racemasen<br />

Klinik:<br />

Hypovitaminose:<br />

Ratte:<br />

Rattenpellagra (Hauterkrankung)<br />

Entmyelinisierung von Nervenscheiden<br />

Degeneration von Axonen<br />

Mensch:<br />

besonders bei Kindern und Schwangeren:<br />

Dermatosen<br />

Muskeldystrophie<br />

Neurotiden<br />

hypochrome, mikrozytäre Anämie durch Ausfall von Wirkung<br />

6 (Die Erythrozyten sind zu klein und haben zu wenig<br />

Hämoglobin. Dies ist eine Form der symptomatischen sideroachrestischen<br />

Anämie). Eine Therapie mit Eisen hilft<br />

nicht.<br />

epileptoforme Krämpfe: Übererregbarkeit durch verminderte<br />

Aktivität der Glutamatdecarboxylase (die GABA-<br />

Synthese wird beeinträchtigt, so daß auch die hemmende<br />

Wirkung auf erregbare Zellen im ZNS durch GABA wegfällt).<br />

Diagnose:<br />

Gabe von Tryptophan: erhöhte Ausscheidung von Xanthurensäure<br />

(bei Vitamin B6-Mangel)<br />

Isonicotinsäurehydrazit (INH), ein Medikament zu Behandlung<br />

der Tuberkulose erzeugt einen Vitamin B6-Mangel,<br />

weil eine NH2-Gruppe des INH spontan mit Pyridoxal zu<br />

Pyridoxalhydrazon reagiert. Bei Behandlung einer Tuberkulose<br />

mit INH muß daher auch genügend Vitamin B6 zugeführt<br />

werden.<br />

Gabe von Vitamin B6 als Therapie bei:<br />

1) Dermatitis<br />

2) Verhindern des „Röntgenkaters“ nach einer Strahlentherapie<br />

3) Verhindern einer Reisekrankheit<br />

Vitamin B7<br />

Weitere Namen: Panthothensäure, Anti-graue-Haare-Faktor<br />

der schwarzen Ratte, Kückendermatitisfaktor<br />

Eigenschaften:<br />

überall vorkommend; Gelee royal der Bienenkönigin sehr<br />

Panthothensäure haltig<br />

Synthese:<br />

in Pflanzen und Mikroorganismen aus b-Alanin und Buttersäurederivaten<br />

Bedarf: 10 mg/Tag<br />

Wirkung:<br />

Bestandteil des Coenzym A und als solches wirksam:<br />

Biosynthese des CoA:<br />

Panthothensäure<br />

↓<br />

ATP<br />

↓<br />

ADP<br />

↓<br />

12. Vitamine<br />

4-Phosphopanthothensäure<br />

↓<br />

Cystein<br />

CTP/ATP<br />

H2O<br />

↓<br />

4-Phosphopanthothenylcystein<br />

↓<br />

CO2<br />

↓<br />

4-Phosphopanthethein<br />

↓<br />

ATP<br />

↓<br />

PPi<br />

↓<br />

Dephospho-CoA<br />

↓<br />

ATP<br />

↓<br />

ADP<br />

↓<br />

Coenzym A<br />

Wirkungen des CoA:<br />

1) freie SH-Gruppe des Cysteaminanteils reagiert mit Carbonsäuren<br />

zu:<br />

a) aktivierter Essigsäure (Acetyl-CoA)<br />

b) aktivierter Bernsteinsäure (= Succinyl-CoA)<br />

c) aktivierter Fettsäure (Acyl-CoA)<br />

2) Bildung von Citrat (Acetyl-CoA + Oxalacetat)<br />

3) Bildung von Malonyl-CoA, HMG-CoA (Cholesterol-<br />

Synthese, Acetoacetat)<br />

4) Bildung von Acetylcholin auf dem Wege der Transacetylierung.<br />

5) Bildung von Hippursäure und acetylierten Aminozuckern.<br />

6) Aktivierung verzweigtkettiger Aminosäuren.<br />

Klinik:<br />

Mangel: beim Menschen nicht bekannt<br />

im Tierversuch:<br />

- abnormale Verhornungen<br />

- Depigmentierung<br />

- Schuppenbildung<br />

- Alopecie = Haarverlust<br />

- Ergrauen der Haare bei der schwarzen Rate<br />

- Blutung in der Nebennierenrinde (Necrose)<br />

- Degeneration der Myelinscheiden von Nerven<br />

- Krämpfe<br />

- Bewußtlosigkeit<br />

- Gastroenteritis<br />

- Fettleber<br />

Als Therapeutikum:<br />

Gabe bei Hepatitis, Rachenentzündung, Sonnenbrandfolgen,<br />

Haarausfall<br />

Vitamin B8<br />

Weitere Namen: α-Liponsäure<br />

Vorkommen in allen lebenden Strukturen<br />

in extrem geringen Mengen wirksam<br />

Die Eigensynthese scheint den Bedarf zu decken.<br />

Wirkung:<br />

Cofaktor von oxidativen Decarboxylasen (im selben Enzymkomplex<br />

wie Vit. B1)<br />

Pyruvat-Dehydrogenase-Komplex: Pyruvat -> Acetyl-CoA<br />

alpha-Ketoglutarat -> Succinyl-CoA<br />

Klinik: Behandlung von Neuropathien<br />

Vitamin B9<br />

Weitere Namen: Biotin, Vitamin H<br />

im Pflanzenreich: in freier wasserlöslicher Form<br />

im Tierreich: an Proteine gebunden, begrenzt in Leber und Niere<br />

gespeichert<br />

Eigenschaft:<br />

extrem potentieller Wachstumsfaktor bei Bakterien (0,005 µg)<br />

55


Speicherung:<br />

begrenzt in Leber und Nieren<br />

Bedarf:<br />

200 µg / Tag<br />

Wirkung:<br />

Coenzym von Cocarboxylasen (Carboxylierungen, Transcarboxylierungen)<br />

1) Pyruvat + CO2 ⎯Pyruvatcarboxylase→ Oxalacetat<br />

2) Acetyl-CoA + CO2 ⎯Acetyl-CoA-Carboxylase→ Malonyl-<br />

CoA<br />

3) Propionyl-CoA + CO2 ⎯Propionyl-CoA-Carboxylase→<br />

Methyl-Malonyl-CoA<br />

4)β-Methylcrotonyl-CoA + CO2 → β-Methylglutacronyl-CoA<br />

5) Methylmalonyl-CoA + Pyruvat ⎯Methylmalonyl-CoA-<br />

Carboxytransferase→ Propionyl-CoA + Oxalacetat<br />

Klinik:<br />

Hypovitaminose:<br />

im Tierversuch:<br />

Dermatitis, retardiertes Wachstum, Haarverlust, keine Kontrolle<br />

muskulärer Aktionen<br />

beim Menschen: selten<br />

nur bei absoluter Ernährung mit rohem Eiweiß (täglich 6 -<br />

10 rohe Eier), das Avidin enthält. Avidin bindet Biotin und<br />

behindert die Resorption:<br />

Dermatitis, retardiertes Wachstum, Haarverlust, keine Kontrolle<br />

muskulärer Aktionen.<br />

bei Säuglingen: Morbus Leiner (Es ist umstritten, ob diese<br />

Erkrankung auf einem Vitaminmangel beruht).<br />

Erythrodermia desquamativa (schuppige Hauterkrankung<br />

Vitamin B11<br />

Weitere Namen: Folsäure, Pteroylvitaminsäure, Vitamin Bc,<br />

Coenzym F<br />

Vorläufer als Folsäurekonjugat in Pflanzen und Mikroorganismen<br />

Formel:<br />

Pteridinrest + p-Aminobenzoesäurerest + Glutamatrest<br />

Sonderform Biopterin (an Position 9 des Pteridinrestes hängt<br />

-CHOH-CH3)<br />

Aufnahme:<br />

Pteroylpolyglutaminsäure wird im Darm zur resorbierbaren<br />

Pteroylmonoglutaminsäure konjugiert.<br />

Die Mucosazellen des Darms nehmen diese Form auf und bilden<br />

mit Folatreductase 7,8-Dihydrofolsäure. Diese wird durch<br />

7,8-Dihydrofolatreductase zu 5,6,7,8-Tetrahydrofolsäure<br />

(FH4).<br />

Transport: proteingebunden<br />

Nierenschwelle 10 mg/l<br />

Bedarf: 150 bis 200 µg/Tag (Nahrungsaufnahme ca. 300 µg)<br />

Wirkung:<br />

1) im C1-Stoffwechsel wichtig, Folsäure überträgt: Methyl-,<br />

Methenyl-, Methylen-, Formimino- und Formylreste (Purinsythese).<br />

2) Biopterin als Cofaktor bei Phe Tyr<br />

Klinik:<br />

Hypovitaminose:<br />

Bei Mensch, Affen, Vögeln, Fuchs: durch mangelhafte Resorption<br />

im Dickdarm.<br />

1) Purinbiosynthese und Pyrimidinbiosynthese gestört, Folge:<br />

verminderte Zellteilung und vermindertes Wachstum.<br />

2) Blutbildveränderungen durch verminderte Leucopoese,<br />

verminderte Thrombopoese (-> Thrombozytopenie) und verminderte<br />

Erythropoese, vermehrt Megaloblasten im Blut. Folsäure-Antagonisten<br />

werden als Chemo-Therapeutika zur Behandlung<br />

einer Leukämie eingesetzt, da ein Folsäuremangel<br />

die Erythro- und Leukopoese stark einschränkt.<br />

1) Sulfonamide (strukturverwandt mit p-Aminobenzoesäure),<br />

Einbau der p-Aminobenzoesäure wird verhindert, dadurch<br />

keine FH4-Bildung.<br />

Einsatz als Antibiotikum<br />

2) Aminofolsäure = Aminopterin und 4-Amino-Cmethylfolsäure<br />

= Amethopterin = Methotrexat (Folsäurereduktasehemmung<br />

bei Bakterien durch Amethopterin und Trimethopterin<br />

Hemmung der Folarreduktasen<br />

56<br />

12. Vitamine<br />

Einsatz bei überstürzter Zellteilung bei Leukosen<br />

3) Trimethoprin (Hemmer der Dihydrofolatreduktase GRAM<br />

negativer Bakterien).<br />

Diagnose des FH4-Mangels Gabe von Histidin: Wenn das Abbauprodukt<br />

von Histidin (Formiminoglutaminsäure) im Harn<br />

erhöht ist, liegt ein FH4-Mangel vor, da bei ausreichender<br />

FH4-Menge das Formiminoglutamat weiter abgebaut wird.<br />

Vitamin B12<br />

Weitere Namen: Cobalamin, Antipernitiosafaktor, extrinsic<br />

factor<br />

Synthese:<br />

nur einige Bakterien können Cobalamin synthetisieren (ähnlich<br />

der Porphyrin-Synthese)<br />

Eigenschaften:<br />

rot, kristallin, enthält Phosphat und als Zentralatom eines<br />

Porphyrinringes Kobalt. Das Kobalt ist dreiwertig und hat 4<br />

Bindungen zu den N-Atomen der Pyrrolrringe (1 Bindung zu<br />

5,6-Dimethylbenzimidazol, 1 Bindung zu einem organischen<br />

Rest).<br />

In aktivierter Form: eine Bindung zu 5-Desoxyadenosin.<br />

Die Reindarstellung des Cobalamins ist aus Leber und Streptomyces<br />

mit HCN möglich (Cyanocobalamin als Kunstprodukt).<br />

Aquocobalamin und Hydroxycobalamin kommen vor.<br />

Speicherung:<br />

Im Körper sind 2 bis 5 mg Cobalamin, davon 1 mg in der Leber<br />

vorhanden.<br />

Stoffwechsel:<br />

Der intrinsic factor der Magenschleimhaut, ein Glykoprotein,<br />

bindet das Cobalamin, so daß es resistent gegen Pepsin und<br />

Trypsin ist. Die Resorption erfolgt im unteren Ileum.<br />

R-Proteine aus Nahrung und Schleimhaut binden Cobalamin,<br />

sie haben aber keinen begünstigenden Einfluß auf die Resorption.<br />

Wenn jedoch das Pankreasenzym zum R-Protein-Abbau<br />

fehlt, wird das Cobalamin nicht freigesetzt und kann nicht<br />

resorbiert werden.<br />

Abbau:<br />

Cobalamin ist hitzestabil, im basischen Milieu wird es rasch<br />

zerstört.<br />

Transport:<br />

an Transcobalamin II im Blut<br />

Speicherung:<br />

Transcobalamin I in Leber<br />

Bedarf:<br />

2,5 µg/ Tag<br />

Wirkung: Coenzym-Wirkung bei:<br />

1) Homocystein + Methyl-FH4 -> Methionin + FH4 (Methylcobalamin<br />

als Coenzym) [im menschlichen Organismus wird<br />

kein Methionin gebildet. Hier ist es nur ein Zwischenprodukt<br />

im C1-Stoffwechsel].<br />

2) Methyl-Malonyl-CoA ⎯Mutase→ Succinyl-CoA (Desoxyadenosylcobalamin<br />

= Cobalamid als Coenzym) entsteht<br />

durch Abbau von ungeradzahligen FS<br />

3) Ribonucleotid -> Desoxyribonucleotid<br />

4) Thymin -> Thymidin<br />

Klinik:<br />

Da überschüssiges Cobalamin mit dem Urin ausgeschieden<br />

wird, ist keine Hypervitaminose möglich.<br />

Ursachen einer Hypovitaminose:<br />

a) keine Bildung des intrinsic factors durch Magenkarzinom,<br />

Magenentfernung, Magenentzündung<br />

b) Pankreas-Insuffizienz (R-Protein wird nicht abgebaut)<br />

c) Chronischer Durchfall<br />

d) Fischbandwurmbefall<br />

Symptome eines Mangels treten sehr spät auf, weil der Bedarf<br />

sehr klein, die Speicherkapazität der Leber jedoch sehr groß<br />

ist.<br />

1) pernitiöse Anämie (tödliche A.)<br />

hyperchrome, makrozytäre Anämie = Morbus Addison-<br />

Biermer<br />

a) Anisozytose<br />

b) Megalozytose<br />

c) Poikilozytose


d) Megaloblastose (unreife Erythrozyten haben eine verkürzte<br />

Lebenszeit)<br />

- ZNS-Störungen<br />

- Degeneration von Hinter- und Seitenstrang des Rückenmarks<br />

(Ataxie und Paralysis)<br />

Frühsymptome:<br />

- Möller-Hunter´sche Glossitis: lackrote Zunge und gelblich<br />

fahle Haut<br />

- vermehrte Ausscheidung von Methyl-Malonsäure über den<br />

Urin<br />

- Blutbild (zum Bestimmen des Vitamingehalts im Blut)<br />

LDH hat bis zu 100fach höhere Aktivität<br />

2) angeborene Defekte:<br />

Es gibt verschiedene Defekte:<br />

Bei zwei Erkrankungen ist die Bildung des 5-<br />

Desoxyadenosylcabalamins gestört, bei zwei Formen die<br />

Synthese des Methylcobalamins.<br />

Beziehung des Cobalamins zum FH4-Stoffwechsel:<br />

Bei Cobalamin-Mangel ist immer ein FH4-Mangel zu erwarten.<br />

Vitamin C<br />

Weiterer Name: Ascorbinsäure, Ascorbat, Antiskorbutisches<br />

Vitamin<br />

Eigenschaft:<br />

bildet ein Redoxsystem<br />

Synthese:<br />

bei Primat, Mensch und Meerschweinchen nicht möglich, hingegen<br />

bei Pflanzen und anderen Tieren.<br />

Synthese aus D-Glucuronsäure.<br />

Vorkommen in ZitrusfrŸchten, Paprika, Tomate, grünen<br />

Pflanzen, schwarzer Johannisbeere, einheimischer Sanddorn,<br />

junge Kartoffel, Fleisch, Leber<br />

Abbau:<br />

zerfällt bei Lagerung und Kochen, Cu 2+ -Ionen aktivieren abbauende<br />

Enzyme (kein Kupfer zum Kochen verwenden)<br />

Resorption:<br />

ähnlich den Kohlenhydraten als Dehydrascorbat<br />

Blutspiegel:<br />

1 mg/100 ml (Nierenschwelle bei 1,5 mg/100 ml)<br />

Ausscheidung als<br />

a) Vitamin C<br />

b) Threonsäure, L-Lyxonsäure, L-Xylonsäure<br />

c) als Oxalsäure (Steinbildung!!!)<br />

Bedarf:<br />

100 bis 200 mg/Tag je nach körperlicher Arbeit, und Verfassung<br />

Wirkung:<br />

1) Reduktionsmittel <strong>für</strong>: 1/2 O2 , NO3 - , Cytochrom a3, Cytochrom<br />

c (jeweils Fe 3+ ), Crotonyl-CoA, Methhämoglobin. Bei<br />

Vitaminähnliche Stoffe<br />

Cholin<br />

(Vitamin B4)<br />

- Leberschutzstoff (schützt vor Verfettung)<br />

- Bildung von Acetylcholin<br />

- Mangel führt zu Blutungen in verschiedenen Organen<br />

Carnitin<br />

(Vitamin B5 = Vitamin T)<br />

- β-Hydroxy-γ-Trimethylaminobuttersäure<br />

- Schlepper <strong>für</strong> Fettsäuren in die Mitochondrien<br />

- Eigensynthese im Körper<br />

Inositol<br />

(Vitamin B10)<br />

- Leberschutzstoff<br />

- second messenger (Bildung von Phosphatidylinositol s. vorne)<br />

- Synthese im tierischen Organismus<br />

12. Vitamine<br />

den Elektronenübergängen entsteht Semidehydroascorbinsäure.<br />

2) Coenzym bei Hydroxylierungsreaktionen:<br />

Cu 2+ -, Fe 2+ -abhängig; Hydroxylierung von Prolin (Kollagensythese),<br />

Dopamin, Steroiden, Ablauf in Microsomen<br />

3) Phenylalaninstoffwechsel (siehe Seite 28)<br />

p-Hydroxyphenylpyruvat ⎯Hydroxylase→ Homogentisinsäure<br />

(Ascorbat, Cu 2+ als Cofaktoren) ⎯Dioxygenase→ Maloylacetoacetat<br />

(Ascorbat, Fe 2+ als Cofaktoren)<br />

Bei Ausfall Alcaptonurie<br />

4) enzymatische Reduktion von Folsäure zu FH4 (Ascorbinsäure<br />

als H2-Donator), bei Vitamin C-Mangel auch FH4-<br />

Mangel<br />

5) Redoxreaktionen von Gluthation, Cytochrom c, Pyridin-<br />

und Flavinnucleotiden sind Vitamin C abhängig, gleichzeitig<br />

schützen Gluthation, Cystein und SH-Proteine das Vitamin<br />

vor einer Oxidation<br />

6) Vitamin C schützt Vitamin B1 (Thiamin), B2 (Riboflavin),<br />

B7 (Panthothensäure), B9 (Biotin), B11 (Folsäure), Vitamin E<br />

und Vitamin A<br />

7) in höheren Dosen, besonders im Darm, Antitumorwirkung<br />

8) nach Linus Pauling auch leistungssteigernd<br />

9) Cholesterol senkend<br />

10) Infektionsbekämpfung fraglich<br />

Klinik:<br />

Da Vitamin C eine Nierenschwelle hat, soll es in hohen Dosen<br />

unschädlich sein. JEDOCH eine gesteigerte Oxalsäure-<br />

Bildung steigert die Wahrscheinlichkeit einer Steinbildung mit<br />

Ca 2+ -Ionen. Es steht in Frage, ob Vitamin C im Überschuß auf<br />

Herzmuskulatur und endokrines Pankreas schädigend einwirkt.<br />

Hypovitaminose:<br />

Skorbut:<br />

körperlicher Verfall, sehr empfindliches, zu Blutung neigendes<br />

Zahnfleisch, Apathie, Vasopathie, so daß die Haut<br />

bläulich-rote Flecken hat, Zahnausfall und vieles mehr (zum<br />

Tode führend).<br />

bei Kindern: subperiostale Blutungen, die oft mit Tumoren<br />

verwechselt werden (Möller-Barlow-Krankheit).<br />

Ursache:<br />

Bei der Kollagensynthese müssen Prolin und Lysin hydroxyliert<br />

werden, wobei die Hydroxylasen auf Vitamin C angewiesen<br />

sind. Ist dies nicht vorhanden, dann ist die Kollagenbiosynthese<br />

stark gestört und die Körperstrukturen können<br />

nicht normal aufgebaut werden.<br />

Eine Therapie mit Vitamin C ist möglich.<br />

Essentielle Fettsäuren<br />

(Vitamin F)<br />

- Vorläufer der Prostaglandine (siehe "Lipide")<br />

- Bedarf: 8 g/Tag<br />

Flavinoide<br />

(Vitamin P)<br />

- Rutin, Hesperidin, Quercitin<br />

- sehr verbreitet im Pflanzenreich (z.B. in Roßkastanien)<br />

- Erhöht die Stabilität von Kapillaren<br />

- Antihistaminaktivität<br />

- Antihyaluronidaseaktivität<br />

- Einsatz bei Venenleiden<br />

p-Aminobenzoesäure<br />

- Baustein der Folsäure (siehe dort)<br />

- Wachstumsfaktor vieler Bakterien (Antibiotika verdrängen p-<br />

Aminobenzoesäure)<br />

57


58<br />

13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />

13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />

Wasser- und Elektrolythaushalt<br />

Der Wasser- und der Elektrolythaushalt bilden eine funktionelle<br />

Einheit. Das Körperwasser hat einen konstanten Elektrolytgehalt.<br />

Die Zu- bzw. Abnahme des Wassers bedingt auch eine Zu-<br />

bzw. Abnahme der Elektrolyte und umgekehrt.<br />

Beim Menschen führt ein Wasserverlust von 11% zum Tod.<br />

Dies entspricht einem Wassermangel von 6 bis 7 Tagen. Der<br />

Wassergehalt im Körper beträgt 65- 70 %. Die Menge ist vom<br />

Alter abhängig, ein junger Mensch hat mehr Wasser.<br />

Verteilung in den Organen:<br />

Glaskörper 98%<br />

Fett 15 %<br />

Dentin 10 %<br />

Zahnschmelz 0,2 %<br />

Verteilung im Körper:<br />

intravasaler ⎫<br />

Raum: ca. 4 l |<br />

⎬ Extrazellulärraum ca. 14 l<br />

interstitieller |<br />

Raum: ca. 10 l ⎭<br />

Intrazellulärraum: ca. 30 l<br />

Methoden zur Bestimmung von<br />

1) Gesamtkörperwasser:<br />

a) Verdünnung des Körperwassers durch Gabe von D2O<br />

(schweres Wasser)<br />

Durch die Kenntnis der entstehenden Verdünnung läßt sich<br />

das Volumen des Körperwassers bestimmen (V*c=V´*c)<br />

b) Verdünnung des Gesamtkörperwassers mit Alkohol oder<br />

Antipyrin.<br />

2) Intravasalraum:<br />

Gabe von Farbstoff, der sich an Plasmaproteine bindet. Über<br />

die Verdünnung läßt sich das Volumen der Intravasalflüssigkeit<br />

berechnen.<br />

3) Intrazellulärraum:<br />

Gabe von markiertem Kalium (K 40 ); Das markierte K tritt<br />

genau wie unmarkiertes in die Zellen ein. Die Verdünnung<br />

des extrazellulären K 40 läßt die Berechnung des Intrazellularraums<br />

zu.<br />

4) Extrazellulärraum:<br />

Der Extrazellulärraum läßt sich aus der Differenz Gesamtwasser<br />

- Intravasalraum - Intrazellularraum berechnen.<br />

Das Wasser ist wichtig, da die Stoffe nicht reagieren, wenn sie<br />

nicht gelöst sind. Wichtig sind da<strong>für</strong> das Dipolmoment des<br />

Wassers ( 1,84 * 10 -18 ) und somit die Fähigkeit, eine Hydrathülle<br />

auszubilden.<br />

[Dipolmoment (µ) = Ladungsgröße (e) * Abstand (l)]<br />

Funktionen des Wassers im Körper<br />

1) Strukturbestandteil von Makromolekülen (Proteine, Nucleinsäuren,<br />

Polysaccharide). Freies Wasser bildet eine stoffkonstante<br />

Hydrathülle (= effektives hydrodynamisches Volumen).<br />

Proteine: 5 - 10 ml/g<br />

Myosin: 50 ml/g<br />

Hyaluronsäure: 100 - 400 ml/g<br />

2) Lösungsmittel <strong>für</strong> niedermolekulare Substanzen Ausbildung<br />

einer Hydrathülle und Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen<br />

3) Energieleitung im geordneten Wasser durch Bindungswechsel<br />

4) Substrat/Produkt biochemischer Reaktionen<br />

5) Thermoregulator durch hohe Verdampfungswärme (640<br />

kcal./100 °C)<br />

Wasseraustausch im Körper<br />

Der Austausch findet zwischen vasalem, interstitiellem und<br />

intrazellulärem Raum statt.<br />

1) osmotischer Druck<br />

2) kolloidosmotischer Druck<br />

3) hydrostatisches Druckgefälle zwischen arterieller Kapillare<br />

und Interstitium<br />

Maßgeblich am Wasserhaushalt beteiligt sind Lunge, Haut,<br />

Magen-Darm-Trakt und Nieren.<br />

Wasserumsatz in 24 Stunden:<br />

Niere: 800 - 1.200 ml (Ausscheidung)<br />

Intestinum: 100 ml<br />

Haut und Lungen: 600 - 800 ml<br />

Innerer Umsatz/Tag<br />

Verdauungssäfte 5 - 6 l<br />

Speichel 0,5 - 1,5 l<br />

Darm 1 - 2 l<br />

Pankreas 0,5 - 1 l<br />

Galle 1,5 l<br />

Oxidationswasser 0,2 - 0,3 l<br />

Atmungskettenwasser 0,6 - 0,7 l<br />

Bilanz: Wasseraufnahme < Wasserabgabe<br />

Begründung: Bei der Verwertung von z.B. Nahrungsfetten<br />

entsteht Wasser.<br />

Die Regulation des Wasserhaushaltes erfolgt hormonell hauptsächlich<br />

über ADH, Aldosteron, ANF (siehe dort).<br />

Störungen des Wasserhaushalts<br />

Dehydration:<br />

a) isotone: isotoner Flüssigkeitsverlust durch Erbrechen,<br />

Durchfall, Fisteln, Blut- und Plasmaverlust<br />

b) hypertone: unzureichende Wasserzufuhr (Durst) und Wasserverlust<br />

über Lungen, Nieren und Darm (Schwitzen, Hyperventilation,<br />

Nephropathien und Durchfälle)<br />

c) hypotone: unzureichende Natrium-Zufuhr, Natrium-Verlust,<br />

Niereninsuffizienz, Saluretikabehandlung, Aldosteronmangel,<br />

reduzierte Wirkung der Natrium-Pumpen (Morbus Addison)<br />

Hyperhydration<br />

a) isoton: isotone Infusionen, generalisierte Ödeme (Herzinsuffizienz,<br />

nephrotisches Syndrom, chronische Urämie, Proteinmangel,<br />

enterales Proteinverlust-Syndrom (Proteindiarrhöe)<br />

b) hyperton: Infusion/Trinken hypertoner Lösungen, chronische<br />

Steroidzufuhr (Conn-Syndrom, Morbus Cushing)<br />

c) hypoton: übermäßige orale Zufuhr von Wasser, Infusionen<br />

salzfreier Lösungen, vermehrte Vasopressin-Ausschüttung<br />

(cerebrales Salzverlust-Syndrom)<br />

proportionale Veränderungen:<br />

Polyhydrie: isotone Hyperhydration<br />

Oligohydrie: isotone Dehydration<br />

nicht proportionale Veränderungen:<br />

Hyperhydrie: hypotone De-/Hyperhydration<br />

Hypohydrie: hypertone Dehydration<br />

Elektrolythaushalt<br />

Das Körperwasser hat einen charakteristischen, konstanten<br />

Elektrolytgehalt. Bei primitiven Lebewesen entspricht die Zusammensetzung<br />

dem Meerwasser. Höhere Lebewesen haben<br />

Mechanismen entwickelt, Ionen anzureichern. Sie können<br />

hypotone (Speichel) und hypertone (Urin) Lösungen produzieren.<br />

In den einzelnen Körperräumen sind die Osmolaritäten<br />

annähernd gleich.<br />

Plasma = Interstitium ≠ Intrazellularraum (Diagramm nach<br />

Gamble)<br />

Ionen Extrazellulärraum Intrazellularraum<br />

[mVal]<br />

[mVal]<br />

Natrium 142 10<br />

Kalium 4 160<br />

Calcium 5 2<br />

Magnesium 2 26<br />

Ursachen der ungleichen Verteilung<br />

1) Donnan-Ungleichgewicht (Gibbs-Donnan-Effekt)<br />

2) Selektive Ionenverteilung durch aktiven Transport


3) Selektive Ionenverteilung durch Komplexbildung (Anwesenheit<br />

spezieller Ionen-bindender Liganden, z.B. Chondroitinsulfat<br />

in Ohr- und Nasenknorpel bindet extrazelluläres Calcium).<br />

Säure-Base-Haushalt<br />

Obwohl im Stoffwechsel ständig Säuren gebildet werden<br />

herrscht im Körper ein konstanter pH-Wert von 7,4. Dieser wird<br />

durch Puffer geregelt.<br />

1) Ordnung nach Pufferkapazität:<br />

Hämoglobin-Puffer 68 %<br />

Proteinpuffer 20 %<br />

Hydrogencarbonat-Puffer 10 %<br />

Phosphat-Puffer 2 %<br />

2) Ordnung nach Wichtigkeit:<br />

Hydrogencarbonat-Puffer<br />

Proteinpuffer, Hämoglobin-Puffer<br />

Phosphat-Puffer<br />

Hydrogencarbonatpuffer<br />

Es gilt: HENDERSON-HASSELBALCH:<br />

pH = pKS + lg[A]/[HA]<br />

pKS von H2CO3 = 6,1<br />

pHKörper = 7,4<br />

lg[HCO3 - ]/[H2CO3] = 7,4 - 6,1 = 1,3<br />

lg[HCO3 - ]/[H2CO3] = 1,3 → [HCO3 - ]/[H2CO3] = 20<br />

d.h. es liegen ca. 24 mVal HCO -<br />

3 und 1,2 Val H2CO3 im Serum<br />

vor.<br />

Der Puffer ist deshalb so wichtig, weil aus H2CO3 H2O und CO2<br />

entstehen und CO2 abgeatmet wird.<br />

Proteinpuffer<br />

Proteine sind Polyelektrolyte. Da eine Carbaminoverbindung<br />

möglich ist, können sich Gruppen bilden, an die sich Protonen<br />

anlagern.<br />

R-NH2 + CO2 -> R-N-CO-OH<br />

Hämoglobin ist oxygeniert eine starke Säure und so Protonen-<br />

Donator, reduziert ist es ein Protonen-Akzeptor.<br />

Phosphatpuffer<br />

primäres Phosphat (H2PO4) sekundäres Phosphat<br />

(HPO4 2- ) + H +<br />

Zur Bestimmung der Pufferkapazitäten kann man die Alkalireserven<br />

bestimmen oder den Basenüberschuß (base exess =<br />

BE) ermitteln. Basenüberschuß: Die Basenmenge, die bei Titration<br />

mit starker Säure bis zu Normalwerten hinsichtlich pH (7,4),<br />

HCO3 - (24 mVal) und p CO2 (40 mmHg) erreicht sind.<br />

Von einer Blutprobe werden 2 Proben abgenommen, und der<br />

pH-Wert wird bestimmt. Dann werden beide Proben unter<br />

verschiedenen CO2-Drücken inkubiert. Danach wird wieder der<br />

pH-Wert gemessen.<br />

An Hand eines Diagramms lassen sich p CO2, HCO3 - und Basenüberschuß<br />

ablesen.<br />

Störungen des Säure-Basen-Haushalts<br />

metabolische, respiratorische, kompensierte oder nicht kompensierte<br />

Azidosen und Alkalosen:<br />

Ursachen der metabolischen Azidose:<br />

- primäres Absinken des HCO3 - .<br />

- vermehrte Produktion/Zufuhr von (organischen) Säuren (Acetessigsäure,<br />

β-Hydroxybuttersäure, Milchsäure)<br />

- verminderte H + -Ausscheidung durch z.B. Niereninsuffizienz<br />

- HCO3 - -Verlust durch Diarrhöe und Laxantien (Abführmittel)-Abusus<br />

Metabolische Alkalose:<br />

- primärer Anstieg von HCO3 -<br />

- H + -Verlust (Erbrechen sauren Mageninhalts)<br />

- Kalium-Verlust durch Saluretika, Conn-Syndrom<br />

- H + -Ionen gehen kompensatorisch in die Zellen<br />

Respiratorische Acidose:<br />

- primärer Anstieg des p CO2<br />

- alveoläre Hypoventilation<br />

- Somnolenz<br />

13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />

- Kreislaufschock<br />

- chronische Ateminsuffizienz<br />

- chronische Bronchitis<br />

- Lungenemphysem<br />

- Dämpfung des Atemzentrums durch Medikamente (Morphin,<br />

Barbiturate, Phenotiagine)<br />

Respiratorische Alkalose:<br />

- alveoläre Hyperventilation<br />

(Thyreotoxicose, Fieber)<br />

- CO2 wird vermehrt „abgeraucht“<br />

- ZNS-Erkrankungen<br />

- hysterische Hyperventilation (Krämpfe in Händen und Füßen,<br />

da der Ca 2+ -Spiegel niedrig ist)<br />

- Frühsymptom bei Salicylatvergiftung<br />

- dekompensierte Leberzirrhose (Coma hepaticum)<br />

Gesamtelektrolytbestand<br />

ca. 100g Na + (4300 mVal)<br />

ca. 150g K + ( 3700 mVal)<br />

ca. 100g Cl - (2800 mVal)<br />

Natrium<br />

Kochsalzbedarf: 5 bis 15g (auch weniger ausreichend) bei<br />

pflanzlicher Nahrung höherer Salzverbrauch<br />

Aufgabe:<br />

- reguliert die Osmolarität der Zelle<br />

- an der Aufrechterhaltung von Membranpotentialen beteiligt<br />

- ist in der Niere die Kraft der Resorption, da somit sekundäraktive<br />

Transporter laufen können<br />

- löst an Zellmembranen ein AKP aus<br />

Na + -Erhöhung:<br />

- hypertone Dehydration<br />

- Nebennieren-Überfunktion<br />

- Therapie mit Nebennierenrinden-Steroiden<br />

Na + -Erniedrigung:<br />

- Wasserintoxikation (nach dem Trinken von viel elektrolytfreiem/-armem<br />

Wasser)<br />

- chronische Nierenerkrankung<br />

- Morbus Addison<br />

- Verbrennungen (mit Wundsekret)<br />

- Verlust von Verdauungssäften<br />

Kalium<br />

Aufgabe:<br />

- wichtigster Elektrolyt zur Aufrechterhaltung des Ruhemembranpotentials<br />

K + -Erhöhung:<br />

- Gewebszerfall<br />

- Hämolyse<br />

- Morbus Addison (fehlende Aldosteronwirkung)<br />

K + -Erniedrigung:<br />

- Hyperaldosteronismus<br />

- chronische Nierenerkrankungen<br />

- Diuretika (bei Dauergebrauch)<br />

Natrium und Kalium haben wichtige Funktionen als Cofaktoren<br />

von Enzymen:<br />

Na + : Aktivierung der α-Amylase und der β-Galactosidase<br />

K + : Aktivierung der Pyruvatkinase, Carbamylphosphatsynthetase<br />

Beide Ionenarten haben Einfluß auf die Spannung der Zellmembran.<br />

Chlorid<br />

- Bildung von HCl in den Belegzellen des Magens<br />

- HCl hat im Magen einen pH-Wert von 1 bis 2. Dies bedeutet<br />

eine H + -Ionen-Anreicherung gegenüber dem Blut um den Faktor<br />

10 6 bis 10 7 .<br />

- Bei starkem Erbrechen geht viel HCl verloren, deshalb muß<br />

viel HCl produziert werden. Aus dem Blut wird folglich viel Cl -<br />

aus dem Blut abgegeben und es entsteht viel HCO3 - . Es kommt<br />

zur hypochlorämischen Alkalose.<br />

Magnesium<br />

in Tier- (Fische) und Pflanzenreich (Chlorophyll) weit verbreitet<br />

59


Gehalt im Körper: 30 g<br />

50 - 70% im Skelettsystem<br />

Rest hauptsächlich im Intrazellularraum<br />

Bedarf: 0,2 bis 0,3g/Tag<br />

Es ist an vielen enzymatischen Reaktionen beteiligt:<br />

- Phosphatase-Reaktionen<br />

- ATP-abhängige Reaktionen, da es mit ATP einen stabilen,<br />

reaktiven ATP-Mg 2+ -Komplex bildet<br />

- Faktor bei DNA- und RNA-Synthese, ermöglicht die Anlagerung<br />

der ribosomalen Untereinheiten und somit die Translation<br />

Mg 2+ -Mangel:<br />

(wird erst spät erkannt. In der Zelle ist der Spiegel schon sehr<br />

niedrig, wenn der Serumspiegel noch normal ist)<br />

Ursachen:<br />

- Resorptionsstörungen<br />

- Proteinmangelernährung (häufig)<br />

- Mg 2+ -Verlust über die Niere<br />

- Diuretka-Dauerbehandlung<br />

- Alkoholismus<br />

- Leberzirrhose<br />

- Thyreotoxicose<br />

- Nebennieren-Überfunktion<br />

- primärer Aldosteronismus<br />

Therapie:<br />

Mg 2+ -Gabe<br />

Mg 2+ erhöht:<br />

Ursachen:<br />

- Hypoparathyreoidismus<br />

- medikamentös bedingt (weitaus höhere Konzentrationen<br />

als bei Hypoparathyreoidismus)<br />

- Mg 2+ -Narkose möglich (schlecht steuerbar, darum nicht<br />

angewendet, da es die Freisetzung von Acetylcholin am<br />

cholinergen Nervenende vermindert).<br />

Calcium<br />

Speicher: zu 99% im Skelettsystem (Apathit) ca. 1,5 kg<br />

Aufgabe:<br />

- Auslösung von Kontraktionen<br />

- Stabilisierung von Zellmembranpotentialen<br />

- Aktivierung von Gerinnungsfaktoren<br />

Bedarf:<br />

ca. 0,8-1 g/Tag<br />

wichtige Quellen:<br />

Milchprodukte (1l Milch enthält ca. 1 g)<br />

Für die Resorption ist Vitamin B sehr wichtig. Oxalsäure (in<br />

Kakao) und Phytinsäure (in grobem Mehl) binden Ca 2+ , so daß<br />

es nicht resorbiert werden kann.<br />

Im Blut liegt Ca 2+ zur Hälfte frei vor, zu 40 % an Proteinen<br />

(meist Albumine) gebunden. Der Rest an Phosphaten, Citraten,<br />

oder Bicarbonaten.<br />

In der Zelle liegt Ca 2+ meist an Calmodulin gebunden vor und<br />

übt so seine zelluläre Funktion aus, z.B. Aktivierung der Adenylatzyklase,<br />

DNA-Synthese, Proteinkinase.<br />

Ca 2+ -Mangel:<br />

- Erregungsleitung gestört (s. Parathormon)<br />

- Carpopedalspasmen<br />

Ca 2+ wird hauptsächlich (ca. 85 %) über den Darm ausgeschieden,<br />

der Rest über die Niere (ca. 1 g/d).<br />

Regulation: erfolgt über Parathormon, Calcitonin und Vitamin<br />

D.<br />

Phosphat<br />

99% im Skelettsystem (Apathit) ca. 0,7 kg als Phosphat-Reservoir<br />

Serumkonzentration: 2 bis 6 mg/100 ml<br />

Aufgabe:<br />

- wichtig zur Knochenmineralisierung<br />

- Substrat <strong>für</strong> die Synthese energiereicher Phosphate (ATP)<br />

- Substrat der Membranbestandteile<br />

Intrazelluläre Phophatverteilung :<br />

1) säureunlösliches PO4 3- : Fällung mit Trichloressigsäure (in<br />

Phospholipiden, Phosphoproteinen, Nucleinsäure-Phosphat)<br />

2) in Säure lösliches PO4 3-<br />

a) säurelabil (Nucleosidbiphosphat, Kreatinphosphat, Glucose-1-Phosphat,<br />

anorganisches Phosphat)<br />

60<br />

13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />

b) säurestabil (Glucose-6-Phosphat, Ribose-6-Phosphat,<br />

Glycin-3-Phosphat)<br />

Phosphat wird hauptsächlich über die Niere ausgeschieden.<br />

Die Trennung der Ausscheidungswege von Calcium und Phosphat<br />

ist sehr sinnvoll, da die Ionen sich sonst zu unlöslichem<br />

Ca3(PO4)2 zusammenlagern würden. Die Folge wären Ca3(PO4)2<br />

-Ablagerungen in den abführenden Harnwegen.<br />

Schwefel<br />

Konzentration im Blut: 2- 5 mg (insbesondere in Glutathion)<br />

- im Plasma an Aminosäure gebunden, etwas anorganisches<br />

Sulfat, Estersulfat<br />

- hauptsächlich in S-haltigen Aminosäuren<br />

- in Sulfolipiden, Proteoglycanen (Heparin/Chondroitin)<br />

- Aufnahme mit schwefelhaltigen Aminosäuren der Nahrung<br />

(Met, Cys)<br />

- sukzessiv oxidativ in Form des „aktiven Sulfats“ (PAPS) an<br />

Synthesereaktionen (Sulfatiden, Heparin) und an Konjugationsreaktionen<br />

(Steroidsulfate) beteiligt<br />

Anorganisches Sulfat kann nicht resorbiert werden (Glaubersalz,<br />

Bittersalz).<br />

Weil es nicht resorbiert werden kann, dient es als salinisches<br />

Abführmittel (zieht Wasser aus der Zelle, das Kotvolumen<br />

nimmt zu, Defäkation).<br />

Es werden 0,6 - 1 g ausgeschieden.<br />

Spurenelemente<br />

Eisen<br />

Gesamtgehalt: 6 -7 g<br />

(Neugeborene 300 mg)<br />

Aufgabe:<br />

- O2-Bindung und Speicherung an Myoglobin<br />

- Beteiligung an Hb-Synthese und O2-Transport<br />

- Elektronentransport in den Cytochromen<br />

Serumkonzentration :<br />

Männer: 100 - 180 mg/100 ml<br />

Frauen: 80 - 130 mg/100 ml<br />

Verteilung: Diese Stoffe enthalten Eisen:<br />

Stoff Eisengehalt<br />

Funktion<br />

Hämoglobin 3,1 g 69% Sauerstofftransport<br />

Myoglobin 0,4 g 9% Sauerstoffspeicher<br />

Cytochrome 0,00<br />

4 g<br />

0,1% Elektronentransport<br />

Enzymeisen 0,00 0,1% Oxidationen<br />

(Peroxidase,<br />

Katalase)<br />

3 g<br />

Transferrin 0,00<br />

3 g<br />

0,1% Eisentransport<br />

Ferritin, 0,69 15% Resorption / Spei-<br />

Hämosiderin g<br />

cherung von Eisen<br />

nicht identifiziert<br />

0,3 g 7%<br />

Ca. 10% des Nahrungseisens werden resorbiert (1 mg /Tag).<br />

Dabei überwiegt der Anteil des Fe 2+ , da es leichter resorbierbar<br />

als Fe 3+ ist. Erleichtert wird dieser Vorgang durch die Anwesenheit<br />

reduzierender Substanzen (Vit C). Die Hauptresorption<br />

findet im oberen Dünndarmabschnitt statt.<br />

Resorption fördernd wirken:<br />

äußere Faktoren: Ascorbat, Succinat, Sorbit, Ethanol<br />

innere Faktoren: Zum Teil ist eine Absorption von Eisenmengen<br />

> 1 mg möglich bei Anämie, Hypoxie, Gravidität<br />

Gastroferritin (Glycoprotein der Magenschleimhaut)<br />

Resorption behindernd wirken:<br />

Phosphate, Fe-Phytinsäure-Verbindungen, Stoffe aus Ziegenmilch<br />

Das zirkulierende Eisen ist an Transferrin gebunden, ein beta-<br />

Globulin das Fe 3+ -Atome komplex bindet. Dazu muß meist Fe 2+<br />

zu Fe 3+ oxidiert werden, was durch Caeruloplasmin (Cu 2+ -<br />

Transportprotein) bewirkt wird. Die Transportkapazität des


Transferrins ist jedoch nur zu einem Drittel ausgeschöpft. Die<br />

restlichen 2/3 sind latente Speicher, die bei Eisenspeicherkrankheiten<br />

genutzt werden.<br />

Fe-bindende Proteine<br />

Lactoferrin:<br />

(in Milch und Leukozyten)<br />

wirkt bakteriozid<br />

Uteroferrin:<br />

transportiert Fe 2+ von der Mutter zum Föten<br />

Transferrin:<br />

Wenn eine Zelle Eisen benötigt, bildet sie Transferrin-<br />

Rezeptoren aus , die Transferrin erkennen und binden. Der<br />

entstandene Komplex wird in die Zelle aufgenommen<br />

(Clusterring, Pinozytose) durch eine Änderung des pH-<br />

Wertes wird Fe 3+ vom Transferrin gelöst. Der Rezeptor geht<br />

gemeinsam mit dem Transferrin wieder an die Zelloberfläche<br />

und entläßt das Transferrin wieder ans Blut.<br />

Funktionen des Transferrins:<br />

1) Wachstumsfaktor <strong>für</strong> eine Vielzahl von Zellen, u.a. <strong>für</strong><br />

immunkompetente Zellen<br />

2) diagnostischer Parameter <strong>für</strong> Kwashiorkor Patienten<br />

(Proteinmangelkrankheit). Wenn der Transferrin-Spiegel<br />

sehr niedrig ist, ist die Prognose schlecht.<br />

3) Bei Tumorerkrankungen ist Transferrin erniedrigt. (Tumore<br />

nehmen Fe und Transferrin auf, geben Transferrin aber<br />

nicht wieder frei.) Dies kann zur Lokalisation der Tumore<br />

ausgenutzt werden, wenn Transferrin radioaktiv markiert<br />

wird.<br />

4) leukotaktische Funktion (Chemotaxe: Lockstoff)<br />

5) fördert Adhäsion der neutrophilen Granulozyten<br />

6) in der Embryogenese: Funktion bei der Differenzierung<br />

des Nierengewebes<br />

Fe-Speicher<br />

Nicht unmittelbar benötigtes Eisen wird als Ferritin (löslich) und<br />

Hämosiderin (unlöslich) insbesondere im Leberparenchym und<br />

im Reticulo-Histiozytären-System (RES) gespeichert. Hämosiderin<br />

kann einen Eisengehalt von bis zu 35% haben. Ferritin ist<br />

schnell mobilisierbar. Die Leber enthält 0,2 bis 0,5 des Gesamtspeichereisens.<br />

Fe-Ausscheidung<br />

Der Erwachsene scheidet 0,5 bis 1 g Eisen aus. 500 mg werden<br />

über den Darm mit abgestoßenen Epithelzellen ausgeschieden.<br />

Mit dem Urin und mit dem Schweiß werden je 100 mg ausgeschieden.<br />

1 ml Blut enthält 0,5 mg Eisen. Bei der Menstruation<br />

gehen daher 10 - 15 mg Eisen verloren. Diese Menge kann durch<br />

eine erhöhte Resorption in einem Monat gerade noch ausgeglichen<br />

werden (Mechanismus ungeklärt).<br />

Während einer Schwangerschaft und unter der Geburt gehen<br />

insgesamt ca. 500 mg Eisen verloren. Bei Stillen werden 0,5 g<br />

Eisen an das Kind abgegeben. Dadurch entsteht relativ häufig<br />

ein Eisenmangel.<br />

Das beim Erythrozytenabbau frei werdende Eisen wird nahezu<br />

vollständig wiederverwertet. Bei einer negativen Eisenbilanz<br />

(Ausscheidung > Aufnahme) und chronischen Blutungen zeigen<br />

sich die Symptome eines Eisenmangels erst langsam. Der Körper<br />

versucht den Mangel durch erhöhte Resorption und Eisenmobilisation<br />

aus den Speichern zu kompensieren.<br />

Bei Tumoren und chronischen Entzündungen entwickelt das<br />

RES einen „Eisensog“. Dadurch entsteht eine Infekt- oder<br />

Tumoranämie, ohne daß ein Tumor Blutungen verursacht.<br />

Therapie:<br />

- Substitution von Eisen (Fe 2+ ) über den Magen-Darm-Trakt<br />

- IV-Therapie (Fe 3+ ) bei großem Mangel (NUR nach Bestimmung<br />

der latenten Fe-Bindungskapazität des Transferrins<br />

Idiopathische (eigenartige) Ferrochromatose:<br />

- Pro Tag werden 2 - 4 mg Eisen resorbiert, die akkumulieren,<br />

so daß der Gehalt an Eisen auf 20 - 40 g ansteigt. Dies führt zu<br />

Gewebeschäden besonders in der Leber (Eisenzirrhose), im<br />

Pankreas (Spezialform des Diabetes) und in der Haut (Pigmentierung:<br />

bronzefarben).<br />

- Herzinsuffizienz<br />

13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />

- Serumkonzentration hoch bei niedriger oder fehlender<br />

Ferritinkonzentration<br />

Die Erkrankung tritt bei Männern ab dem 40. Lebensjahr, bei<br />

Frauen 10 bis 20 Jahre nach der Menopause auf. Es gibt auch<br />

eine jugendliche Form.<br />

Therapie:<br />

symptomatisch: Fe-Bindung im Magen-Darm-Komplex<br />

(Desferrioxamin)<br />

sekundäre Eisenspeicherkrankheiten treten auf durch:<br />

- Vollbluttransfusion(chronisch)<br />

- Alkohol<br />

Akute Eisenvergiftung bei Kindern durch Eisenpräparate<br />

Eisenbestand und -stoffwechsel beim Menschen<br />

Es werden pro Tag 5 - 8 Hämoglobin synthetisiert. Da<strong>für</strong> werden<br />

25 mg Eisen benötigt. Beim Erythrozytenabbau werden<br />

diese 25 mg wieder frei. 99% des Eisens werden wieder dem<br />

Stoffwechsel zugeführt.<br />

Kupfer<br />

Gesamtgehalt des Körpers: 100 - 150 mg<br />

Tagesbedarf: 1 - 2 mg<br />

unbekannter Resorptionsmechanismus im oberen Dünndarm<br />

Serumkonzentration: 90 µg/100 ml<br />

Caeruloplasmin bindet 96 % des Kupfers. Es ist ein α2-Globulin,<br />

das keine Transportfunktion besitzt. Caeruloplasmin hat Phenoloxydaseaktivität<br />

und Ferrooxydaseaktivität. Pro Mol Caeruloplasmin<br />

sind 6 - 8 Kupferatome gebunden.<br />

Die restlichen 4 % Kupfer sind lose an Albumin gebunden.<br />

Metallothionin ist ein Protein im Darm, das an der Kupferresorption<br />

beteiligt ist.<br />

Cu 2+ -haltig Enzyme:<br />

Cytochrom a, Katalase, Tyrosinase, Monoaminoxydasen, Ascorbinsäureoxidase,<br />

Uricase, Superoxyddismutase, Lysyloxydase<br />

(s. Kollagensynthese).<br />

Bindung an organspezifische Proteine:<br />

Hepatocuprein, Erythrocuprein, Cerebrocuprein<br />

Kupfer ist <strong>für</strong> die Hämoglobinsynthese notwendig. Cu 2+ -Mangel<br />

führt zur hypochromen, microzytären Anämie<br />

Stoffwechsel:<br />

an Histidin und Albumin gebunden<br />

Resorbiertes Kupfer ist 1 Stunde nach der Aufnahme durch die<br />

Leber aus dem Blut entfernt.<br />

In der Leber:<br />

1) Galle behindert die Kupferresorption im Darm. Die Kupferausscheidung<br />

ist proportional zur Aufnahme.<br />

2) Cu 2+ wird in Caeruloplasmin eingebaut. Da das Glycoprotein<br />

keine Transportfunktion hat, wird das Cu 2+ erst beim Plasminabbau<br />

wieder frei.<br />

Cu 2+ hat toxische Eigenschaften. Es führt zu Diarrhöe mit blaugrünem<br />

Stuhl und blaugrünem Speichel, akuter Hämolyse und<br />

gestörter Nierenfunktion<br />

Klinik:<br />

angeboren:<br />

1) Menkes-Krankheit = „kinky hair“-Syndrom (Haare sind besonders<br />

starr und gekräuselt)<br />

x-chromosomal vererbt<br />

Absorptionsstörung: Cu 2+ geht aus den Mucosazellen nicht ins<br />

Blut über. Es müssen aber noch andere Störungen vorliegen, da<br />

trotz IV-Gabe eine geistige Retardierung, Infektgefährdung,<br />

abnormale Knochenbildung und Temperaturlabilität eintreten.<br />

2) Wilson´sche Krankheit = hepatolenticuläre Degeneration<br />

Eine verminderte Serum-Caeruloplasmin-Konzentration bei<br />

gleichzeitig erhöhter Cu 2+ -Resorption führen zu dieser Krankheit.<br />

Cu 2+ -Einbau in Leber und Nucleus lentiformis stark erhöht<br />

und führt zu späterer Degeneration.<br />

Defekt beim Cu 2+ -Einbau ins Caeruloplasmin, durch Proteinveränderungen<br />

und Einbaustörungen. Dadurch liegt mehr<br />

freies Cu 2+ vor, das sich in der Niere ablagert und in der Cornea<br />

einen Kupferring bildet (Kaiser-Fleischer-Cornealring).<br />

Es kommt zu Leberstörungen, Dementia und Eisenresorptionsstörungen.<br />

61


Zink<br />

Gesamtgehalt im Körper: 4 g<br />

Tagesbedarf: 10 - 15 mg<br />

Aufgabe:<br />

- stabilisiert Proteinstrukturen<br />

- Einfluß auf Membranfluidität<br />

Serumkonzentration: 100 - 120 µg/100 ml (davon 35% proteingebunden)<br />

Organkonzentration: 50 µg/g Frischgewebe<br />

Resorption im Dünndarm an einem Zn 2+ -bindenden Protein, das<br />

bei der Wundheilung wichtig ist.<br />

Zn 2+ -haltige Enzyme:<br />

Alkoholdehydrogenase (ADH), Glutamatdehydrogenase<br />

(GLDH), Nieren-Phosphatase, Pankreas-Carboxypeptidase,<br />

Erythrozyten-Carboanhydrase, Superoxyddismutase<br />

Im Pankreas bildet es mit dem zu speichernden Insulin Zinkkomplexe.<br />

Hohe Zn 2+ -Konzentrationen kommen in den Inselzellen des endokrinen<br />

Pankreas (100 µg/g Frischgewebe) vor. Der höchste<br />

Gehalt wurde bei hundeähnlichen Tieren (Caniden) in der Tapeta<br />

lucidum der Retina gefunden. (Zn 2+ -cysteinmonohydrat: 35 -<br />

50 % in Trockengewebe). Es spielt beim Augenleuchten der<br />

Tiere eine Rolle.<br />

Im Tierversuch:<br />

Mangel bedingt Haarausfall, Parakeratose, Diabetes mellitus<br />

Zn 2+ -Mangel beim Menschen:<br />

Ursachen:<br />

Leberzirrhose, verschiedene Infektionen, parenterale Ernährung<br />

ohne Zn 2+ -Substitution, Malabsorption bei Coeliakie,<br />

Leukämie, bei der die Leukozyten nur 1/10 des normalen<br />

Zn 2+ -Gehalts enthalten ( normal: bis zu 30 mg/ 10 12 Zellen)<br />

Klinik:<br />

Acrodermatitis enteropathica:<br />

- autosomal rezessiv vererbbar<br />

- selten<br />

- retardiertes Wachstum<br />

- Hypogonadismus<br />

- ophthalmologische Symptome<br />

- gastrointestinale, dermatologische und neuropsychatrische<br />

Auswirkungen<br />

- stark erhöhte RNAse-Aktivität und stark erniedrigte Erythrozyten-Carboanhydraseaktivität<br />

Mangan<br />

- Gesamtbestand: 8 mg, die auf alle Organe verteilt und in den<br />

Mitochondrien angereichert sind.<br />

- Vorkommen besonders in Nüssen, Gemüse und Vollkornprodukten<br />

- Cofaktor von Peptidasen, des Malat-Enzyms, der Isocitratdehydrogenase<br />

und der Pyruvat-Carboxylase<br />

- hemmt Transmitterausschüttung und Katecholaminspeicherung<br />

- Aktivierung von Enzymen:<br />

Arginase, Phosphatase, Cholinesterase, Glycosyltransferase<br />

- Mangel beim Menschen nicht bekannt<br />

- im Tierversuch: Störungen im Knochenstoffwechsel, im ZNS<br />

und in der Fortpflanzung<br />

Mn 2+ behindert die Fe 2+ -Resorption, bei Fe 2+ -Mangel ist die<br />

Mn 2+ -Resorption erhöht<br />

Kobalt<br />

- Gesamtbestand: 1 - 2 mg<br />

- Bestandteil des Cobalamins (Vitamin B12)<br />

- in vitro: Hemmung der Cytochromoxydase und der Succinatdehydrogenase<br />

14. Regulation des Stoffwechsels<br />

Allgemeines<br />

Der Stoffwechsel dient der Energiegewinnung und der Energieverwertung.<br />

ATP ist der wichtigste Vertreter zur Energiebereitstellung.<br />

62<br />

13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />

- selektive Zerstörung der α-Zellen des Pankreas (Glucagon) bei<br />

IV-Gabe<br />

- Polycythämie (Vermehrung der Erythrozyten auf mehr als 8<br />

Millionen) wird bei relativ geringen Dosen ausgelöst<br />

- fördert die Fe-Resorption<br />

- Kobalt-Vergiftung: Ödeme und Herzinsuffizienz mit Todesfolgen<br />

Molybdän<br />

- essentieller Bestandteil bestimmter Flavoproteine (Xanthinoxydase,<br />

Nitratreductase, Aldehydoxydase, Sulfitoxydase)<br />

Selen<br />

- integrierter Bestandteil der Gluthation-Peroxydase<br />

- Antioxidanz mit Vitamin E<br />

- Aufrechterhaltung der Pankreasfunktion<br />

- in großen Dosen toxisch<br />

Chrom<br />

- in 3wertiger Form wichtig<br />

- Bestandteil des Glucosetoleranzfaktors (GTF), der die Insulinwirkung<br />

verbessert und einen positiven Effekt auf den<br />

Kohlenhydratstoffwechsel, den Lipid- (bes. Cholesterol) und<br />

den Proteinstoffwechsel hat.<br />

- Transport an Transferrin<br />

- hohe Konzentrationen in Mitochondrien, Cytosol und Microsomen<br />

- Ausscheidung mit dem Urin<br />

- Die 6wertige Form ist toxisch. Es kommt zum Chromexem,<br />

Geschwüren in den Bronchien und der Lunge. Durch Einatmen<br />

des Chroms kommt es oft zu Lungenkrebs.<br />

Fluor<br />

- in Hartsubstanz als Apathitkristalle<br />

- 70 - 100 mg Fluor/100 g Trockensubstanz<br />

- in der Zahnhartsubstanz können Chloridionen und Hydroxylgruppen<br />

gegen Fluoride ausgetauscht werden, so daß eine Verhärtung<br />

und Säureunempfindlichkeit erfolgt. Dies erhöht die<br />

Kariesresistenz.<br />

Kariesprophylaxe: 1 mg Fluor auf 1 l Trinkwasser; Fluoridhaltige<br />

Zahnpasta<br />

Die Fluorresorption wird durch Ca 2+ -Ionen behindert, weil sich<br />

schlecht lösliches CaF2 bildet.<br />

Bei einer Fluorüberdosis werden die Zähne "gesprengt" und<br />

auch die Knochen können geschädigt sein "motted spots".<br />

Arsen<br />

- als Arsenik in hohen Dosen tödlich, wirkt langsam<br />

- Pferde bekommen ein metallisch glänzendes, schönes Fell.<br />

Dies wird bei Täuschungsversuchen im Pferdehandel benutzt,<br />

jedoch sterben die Tiere sehr schnell.<br />

- Bergsteiger nutzen die leistungssteigernde Wirkung aus. Sie<br />

müssen die Dosis immer mehr erhöhen, was zu Schädigung der<br />

Darmschleimhaut führt, bis die Schleimhaut kein Arsen mehr<br />

aufnehmen kann. Durch langsame Erhöhung der Dosen gewöhnt<br />

sich der Körper an die Mengen, so daß sonst tödliche Mengen<br />

diesen Effekt nicht mehr erzielen.<br />

Jod<br />

- Substrat von Schilddrüsenhormonen<br />

- Jodmangel führt zu einer verminderten Synthese an Schilddrüsenhormonen<br />

(Hypothyreose) mit reaktiver Vermehrung des<br />

Schilddrüsengewebes (Struma).<br />

Die ATP-Erzeugung geschieht bei der Oxidation von Glucose,<br />

Fettsäuren und Aminosäuren.<br />

Als wichtigster Elektronen-Donator fungiert NADPH + H + bei<br />

reduktiver Biosynthesen.


Makromoleküle entstehen immer aus einer begrenzten Zahl von<br />

kleineren Bruchstücken.<br />

MERKE:<br />

Die Geschwindigkeit eines Stoffumsatzes wird durch die Aktivität<br />

des Schlüsselenzyms (Schrittmacherenzyms), weniger durch<br />

das Massenwirkungsgesetz bestimmt, weil sich ein Fließgleichgewicht<br />

ausbildet.<br />

Es gibt katabole, anabole und sowohl katabol als auch anabole<br />

(amphibol) Stoffwechselwege. Katabole Wege dienen der<br />

Energiegewinnung, anabole Wege sind synthetische Vorgänge<br />

zur Makromolekülbildung.<br />

Beispiele <strong>für</strong> anabole Vorgänge sind :<br />

1) Acetyl-CoA -> -> Isopren -> -> Cholesterol<br />

2) Aminosäuren -> -> Proteine<br />

3) Nucleotide -> -> Nucleinsäuren<br />

Beispiel eines amphibolen Stoffwechselweges:<br />

Citratzyklus:<br />

1) katabol: Acetyl-CoA -> Energie<br />

2) anabol: Bildung von Metaboliten <strong>für</strong> andere Stoffwechselwege:<br />

a) Oxalacetat -> Gluconeogenese<br />

b) Succinyl-CoA -> Protoporphyrinsynthese<br />

Harnstoffzyklus<br />

Die Harnstoffbildung ist in erster Linie ATP-verbrauchend und<br />

anabol. Aber die Ammoniakentgiftung und -ausscheidung durch<br />

den Harnstoff ist eine katabole Elimination von Ammoniak.<br />

Die meisten Stoffwechselwege eines Stoffes (anaboler und<br />

kataboler Weg) laufen in verschiedenen Zellkompartimenten ab.<br />

Dadurch wird die Regulation der beiden Wege nebeneinander<br />

erleichtert.<br />

Beispiel:<br />

Fettsäure-Biosynthese läuft im Cytoplasma ab, β-Oxidation von<br />

Fettsäuren im Mitochondrium.<br />

Die Glycolyse und die Gluconeogenese sind nicht räumlich von<br />

einander getrennt, sie haben aber verschiedene Schlüsselenzyme.<br />

Schlüsselenzym der Glycolyse: Glucokinase<br />

Schlüsselenzym der Gluconeogenese: Pyruvat-Carboxylase<br />

Alle Stoffwechselwege laufen entweder in Zyklen ab (Citratzyklus)<br />

oder in Stoffwechselketten (Glycolyse, β-Oxidation)<br />

Regelkreise<br />

Störgröße: Beispiel:<br />

Keine permanente Aufnahme von Glucose durch ständige<br />

Nahrungsaufnahme, sondern stoßweises Anbieten von Nahrungsglucose<br />

über den Darm.<br />

Allgemeine Definition:<br />

Größen, die die Regelstrecke so beeinflussen, daß entweder<br />

anabole oder katabole Wege beginnen müssen, um einen bestimmten<br />

Sollwert zu erhalten.<br />

Regelkreise sind autoregulatorisch und dynamisch. Der Intermediärstoffwechsel<br />

und seine Regulation haben autoregulatiorische<br />

Eigenschaften, die durch das ZNS, Hormone usw. modifiziert<br />

werden.<br />

Regulationsebenen<br />

1) genetisch: Die genetische Regulationsebene tritt bei Organismen<br />

mit hoher Generationsrate auf. Im Erbmaterial der Zelle<br />

findet eine positive Mutation statt, durch die sich die Eigenschaften<br />

des Produkts verbessern (beim Menschen spielt die<br />

genetische Regulation keine Rolle, bei den Mikroorganismen ist<br />

sie sehr bedeutend).<br />

2) epigenetisch: Alle Prozesse, die mit Wachstum und Differenzierung<br />

zusammenhängen und alle Prozesse, die im Zusammenhang<br />

mit Enzymaktivierung und Enzyminhibition stehen.<br />

Die epigenetische Regulation ist relativ langsam. Auf schnelle<br />

Änderungen kann dieser Mechanismus nicht reagieren, weil die<br />

Stoffsynthese erst anlaufen muß. Die epigenetische Regulation<br />

spielt bei dem Wachstum und der Zelldifferenzierung in der<br />

Embryonalentwicklung eine Rolle.<br />

Am Mikroorganismus ist dieser Regulationsmechanismus gut<br />

erforschbar.<br />

13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />

Operon-Modell:<br />

Wenn E. coli keine Lactose hat, bildet es keine Lactoseverwertenden<br />

Enzyme. Wenn wieder Lactose angeboten wird,<br />

lernt die Zelle wieder, Lactose zu verwerten. Die Enzyme werden<br />

wieder synthetisiert.<br />

[Enzyminduktion durch Regulatorgen-Lactose-Komplex, der<br />

Operator wird deblockiert, die Polymerasen können wirken]<br />

Bei Eukaryoten: Transkription, Posttranskription, Processing,<br />

Transport aus dem Zellkern heraus, Polysomenbildung, Translation<br />

im Cytoplasma, Biosynthese, Modifikation, Abbau<br />

Beim Eukaryoten besteht eine räumlich Trennung von<br />

Transkription und Translation, so daß eine mRNA Minuten bis<br />

Tage bestehen kann. Bei Prokaryoten besteht sie nur 1 - 2 Minuten.<br />

Prokaryoten Eukaryoten<br />

codogene 99% kaum regulatorische. 5 % machen beim Menschen<br />

DNA Sequenzen<br />

100.000 verschiedene Gene aus<br />

Organisation Kernäquivalent Zellkern mit Chromosomen,<br />

der DNA<br />

Chromatin, Exons, Introns<br />

mRNA polycistronisch, kurze<br />

Halbwertzeit<br />

monocistronisch, lange Halbwertzeit<br />

Regulation z.B. Operon Promotor, Enhancer, Silencer,<br />

Transkriptionsfaktoren, keine<br />

Strukturen definierbar, die so<br />

klassisch wie das Operon-Modell<br />

sind<br />

3) metabolisch: schneller Regulationsmechanismus<br />

a) Fließgleichgewichtsausbildung<br />

Übergangszustände werden durch die Beeinflussung der Aktivität<br />

von Schrittmacherenzymen ausgebildet durch:<br />

- allosterische Regulation durch Effektoren<br />

- chemische Modifikationen (Phosphorylierungen)<br />

[Muskelglycogenphosphorylase kann durch beide Mechanismen<br />

aktiviert werden]<br />

Das Fließgleichgewicht ist nötig, damit Arbeit geleistet werden<br />

kann. Der Übergangszustand ist zur Neueinstellung des<br />

Fließgleichgewichts nötig.<br />

b) Beeinflussung der Enzymmenge durch Syntheseregulation<br />

und Halbwertszeit (Abbau) epigenetisch<br />

c) Kompartimentierung von Stoffwechselprozessen<br />

d) Regulation über das Energiepotential, das interpretiert werden<br />

kann als Energieladung oder Phosphorylierungspotential<br />

e) Regulation der Oxidoreduktionspotentiale von<br />

NADH2/NAD + und NADPH2/NADP + (Verfügbarkeit von<br />

NADPH2 und NADH2).<br />

f) Organspezifität des Stoffwechsels<br />

Enzymmuster<br />

a) konstituierte Enzyme (= house keeping genes) werden kontinuierlich<br />

(konstant) exprimiert. Diese Enzyme sind ständig<br />

vorhanden und haben eine konstante Halbwertzeit.<br />

b) adaptive Enzyme werden nur unter bestimmtem Stoffwechselstreß<br />

und unter bestimmter Hormonwirkung gebildet (Beispiel:<br />

Glucokinase im Hepatozyten: Im Hungerzustand liegen<br />

keine Kohlenhydrate vor, so daß die Glucokinaseaktivität gegen<br />

null geht. Es liegt ja kein Insulineinfluß vor).<br />

Fließgleichgewicht<br />

MERKE:<br />

Im Fließgleichgewicht ändert sich die Konzentration der Zwischenprodukte<br />

nicht.<br />

Regeln:<br />

Die Konzentrationen der Zwischenprodukte stehen in Beziehung<br />

zu ihren Geschwindigkeitskonstanten. Je größer k einer Teilreaktion<br />

ist, um so kleiner ist die stationäre Konzentration des<br />

Zwischenprodukts.<br />

Die Gesamtreaktionsgeschwindigkeit von S -> P wird durch die<br />

Geschwindigkeit des LANGSAMSTEN Reaktionsschrittes<br />

bestimmt. Die Enzyme des LANGSAMSTEN Reaktionsschrittes<br />

sind die Schlüsselenzyme, die am ANFANG eines Stoffwechselweges<br />

liegen.<br />

Kompartimentierung<br />

Vergleiche Histologie: Zellaufbau und Kompartimentierung von<br />

Zellen.<br />

63


Die Stoffwechselleistungen können verschiedenen Kompartimenten<br />

zugeordnet werden. Ebenso die Schlüsselenzyme. Das<br />

Hauptenzym in einem Kompartiment kann in der Diagnostik als<br />

Leitenzym = Indikatorenzym <strong>für</strong> Zellschädigungen dienen. Hier<br />

sind besonders unilokuläre Enzyme entscheidend.<br />

Zellkern DNA-abhängige RNA-Polymerasen<br />

Mitochondrium Enzyme des Citratzyklus<br />

Enzyme der β-Oxidation<br />

in der Leber: Glutamatdehydrogenase zur<br />

Ammoniakbereitstellung der Harnstoffsynthese<br />

und Startenzyme der Harnstoffsynthese<br />

Peroxisomen in den Hepatozyten : Oxidasen (Aminosäure-<br />

Oxidasen, , Flavinenzyme Katalase, Peroxidase)<br />

Lysosome hydrolytische Enzyme, die im unmittelbarer<br />

Beziehung mit dem Abbau von Zellmaterial<br />

und extrazellulärem Material stehen<br />

glattes ER Konjugationsreaktionen im Hepatozyten,<br />

Glucose-6-Phosphatase<br />

rauhes ER Proteinbiosynthese <strong>für</strong> Proteine, die die Zelle<br />

verlassen oder in Zellorganellen eintreten<br />

Metabolische Zonierung des Leberparenchyms nach<br />

JUNGERMANN<br />

Hepatozyten unterscheiden sich in ihren Stoffwechselleistungen.<br />

Es gibt afferente (periportale) Hepatozyten, die sich in der Nähe<br />

der Pfortadergefäße befinden und efferente (perivenöse) Hepatozyten<br />

an ablaufenden Venen.<br />

Die afferenten Hepatozyten stehen im Dienste der Fettsäure-<br />

Oxidation, des Citratzyklus, der Atmungskette, der Gluconeogenese,<br />

der Glycogensynthese aus Lactat, dem Aminosäure-Abbau,<br />

den Harnstoffzyklus und der Gallensäuren- und Bilirubinausscheidung<br />

(Konjugation mit Taurin und Glycin).<br />

Die efferenten Hepatozyten stehen im Dienste der Glycolyse,<br />

Glycogensynthese aus Glucose, der Ammoniakentgiftung über<br />

Glutamin und der Biotransformation mit Sulfat.<br />

Morphologisch unterscheiden die Hepatozyten sich nicht, sie<br />

haben nur eine unterschiedliche Schlüsselenzymverteilung.<br />

Das Energiepotential einer Zelle oder eines Gewebes bestimmt<br />

die Funktion. Das Energiepotential wird nach ATKINSON<br />

durch die Energieladung beschrieben. Demnach ist das Adenylsäuresystem<br />

<strong>für</strong> den energetischen Zustand entscheidend. Dazu<br />

gehören ADP, ATP und die Adenylatkinasereaktion.<br />

2 ADP ⇔ ATP + AMP<br />

Energieladung = ([ATP]+ 0,5[ADP]) / ([ATP] + [ADP] +<br />

[AMP])<br />

Theoretisch kann der Wert zwischen 0,0 (es liegt nur AMP vor)<br />

und 1,0 (es liegt nur ATP vor) schwanken. Wenn die Energieladung<br />

einer Zelle gleich null ist, ist die Zelle nicht lebensfähig.<br />

Auch ein Wert von 1,0 kann nicht erreicht werden. In der Zelle<br />

liegt die Energieladung bei 0,8. Sinkt der Wert unter 0,8, dann<br />

laufen erhebliche energieverbrauchende Stoffwechselwege ab.<br />

Daraufhin wird auf Energiegewinnung umgeschaltet. Wenn der<br />

Wert um 0,8 liegt, liegt das System auf anaboler Stoffwechsellage.<br />

Phosphorylierungspotential<br />

Das Phosphorylierungspotential ist das Verhältnis von [ATP] zu<br />

[ADP] und [Pi]. Dieser Quotient bestimmt, ob eine Zelle in<br />

anaboler oder kataboler Weise arbeitet.<br />

Pot = [ATP] / [ADP] * [Pi]<br />

Das Potential ist groß, wenn viel ATP vorliegt. Dann werden<br />

anabole Vorgänge gefördert und Glucose in Form von Glucagon<br />

gespeichert. Liegt wenig ATP vor und dementsprechend viel<br />

ADP und anorganisches Phosphat, dann werden katabole Stoffwechselwege<br />

angekurbelt.<br />

Oxidoreduktionspotential<br />

Verhalten oxidierter (NAD + ) Pyridinnucleotide zu reduzierten<br />

(NADH + H + ).<br />

In der Gluconeogenese wird Pyruvat im Mitochondrium zu<br />

Oxalacetat carboxyliert. Damit es das Mitochondrium wieder<br />

64<br />

13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />

verlassen kann, muß Oxalacetat entweder zu Malat hydriert<br />

werden oder zu Aspartat transaminiert werden. Welcher der<br />

beiden Wege eingeschlagen wird, hängt davon ab, ob viel oder<br />

wenig NADH2 vorliegt.<br />

Wird Pyruvat aus Lactat gebildet, dann entsteht in diesem Schritt<br />

NADH2. Dies läuft im Cytoplasma ab. im Cytoplasma ist also<br />

genug NADH2 vorhanden, so daß es unsinnig ist, noch mehr<br />

NADH2 in Cytoplasma zu bringen. Unter dieser Bedingung wird<br />

dann Oxalacetat nicht als Malat aus dem Mitochondrium transportiert<br />

sondern als Aspartat.<br />

Wenn im Cytoplasma zu wenig NADH2 vorliegt, wird der Weg<br />

über Malat gewählt, da bei der Reaktion Malat → Oxalacetat<br />

NADH2 gebildet wird.<br />

Die Verfügbarkeit von Coenzymen bestimmt also, welchen Weg<br />

ein Substrat durchläuft.<br />

Rolle des NADPH2 :<br />

NADPH2 ist wichtig bei der direkten Glucoseoxidation und in<br />

der lactierenden Mamma.<br />

a) Nutzung von Glucose <strong>für</strong> die Lactosebildung: es wird viel<br />

NADPH2 gebildet, das dann <strong>für</strong> die Milchfettsynthese bereit<br />

steht.<br />

Zusammenfassung von Hormonwirkungsweisen<br />

(siehe Vorlesung)<br />

1) Prozeß läuft im Millisekunden ab (Acetylcholin, andere<br />

Transmitter).<br />

2) Second messenger vermitteln Prozesse, die Sekunden bis<br />

Minuten brauchen bis sie wirken.<br />

3) Epigenetische RG brauchen Stunden bis Tage<br />

Hormone modifizieren die Wirkung von Prozessen, die in der<br />

Zelle ablaufen.<br />

Second-Messenger-Bildung<br />

Beispiel:<br />

Diacylglycerin und Inositoltrisphosphat<br />

(siehe Vorlesung)<br />

Vergleiche auch Wirkmechanismus von β-adrenergen Rezeptoren<br />

nach SUTHERLAND.<br />

Überall vorkommende Schlüsselverbindungen<br />

1) Pyruvat<br />

2) Acetyl-CoA<br />

3) Glucose-6-Phosphat<br />

4) Fructose-2,6-Bisphosphat<br />

zu 1) Pyruvat:<br />

Hauptquelle <strong>für</strong> Pyruvat ist Glucose.<br />

Wenn die ATP-Konzentration hoch ist, wird kein weiteres<br />

Pyruvat in den Citratzyklus eingeschleust.<br />

Wenn Acyl-CoA vermehrt vorliegt, wird die Pyruvatcarboxylase<br />

stimuliert. Oxalacetat wird vermehrt in den Citratzyklus eintreten.<br />

Pyruvat wird als Vermittler zwischen Fettsäure- und Glucose-<br />

Stoffwechsel genutzt.<br />

zu 2) Acetyl-CoA:<br />

Hauptlieferant: Aminosäure-Abbau, Pyruvatdehydrogenase, β-<br />

Oxidation<br />

Acetyl-CoA hemmt die Pyruvatdehydrogenase und die Acetyl-<br />

CoA-Carboxylase.<br />

Für die Verwertung von Acetyl-CoA ist die Verfügbarkeit von<br />

Oxalacetat von entscheidender Bedeutung. Acetyl-CoA kann die<br />

Mitochondrienmembran nicht passieren, dies kann Malonyl-<br />

CoA. Malonyl-CoA inhibiert die Carnitin-Transporte von Acetyl-CoA<br />

und Acyl-CoA in das Mitochondrium. Dadurch wird<br />

die β-Oxidation verhindert. Acyl-CoA verhindert dagegen<br />

wirksam die Malonyl-CoA Bildung, so daß β-Oxidation (im Mitochondrium)<br />

und Fettsäure-Biosynthese (im Cytoplasma) nicht<br />

gleichzeitig ablaufen.<br />

Wenn <strong>für</strong> die Citratbildung zu wenig Oxalacetat zur Verfügung<br />

steht, werden Ketonkörper gebildet. Die Gluconeogenese entzieht<br />

dem Citratzyklus Oxalacetat. Außerdem ist in dem Moment<br />

auch keine Glucose vorhanden, so daß also auch kein Pyruvat


vorliegt. Daher laufen keine anaplerotischen Reaktionen <strong>für</strong> den<br />

Citratzyklus ab.<br />

Der ATP-Verbrauch ist bei der Gluconeogenese viel höher als<br />

bei der Glycolyse. Diese Energie wird aus der β-Oxidation<br />

geliefert. Die β-Oxidation kann aber nur ablaufen, wenn genügend<br />

CoA vorhanden ist. Die Ketonkörperbildung liefert dieses<br />

CoA.<br />

Die Ketogenese ist also ein Kompensationsmechanismus. Ketonkörper<br />

können Zellmembranen leicht passieren. Sie sind im<br />

langzeitigen Glucosemangel Energielieferanten <strong>für</strong> Nervenzellen,<br />

Herz- und Skelettmuskelzellen.<br />

zu 3) Glucose-6-Phosphat:<br />

Der Embden-Meyerhof-Weg dient dem Glucoseabbau. Die<br />

Gluconeogenese der Glucosesynthese. Beide Stoffwechselwege<br />

unterscheiden sich in ihren Schlüsselenzymen (fast alle Kinasen).<br />

Die folgenden Mechanismen erklären, daß sich kein Leerlauf<br />

ausbildet, in dem ATP verschwendet würde.<br />

1) Glucose behindert ihre eigene Bildung<br />

2) Phosphofructokinase<br />

Besonders Fructose-2,6-Bisphsophat ist ein allosterischer<br />

Hemmer bzw. Aktivator.<br />

3) Pyruvatkinase<br />

Glucokinase (= Hexokinase IV)<br />

Vorkommen: Leber, B-Zellen des endokrinen Pankreas<br />

Vergleich Glucokinase und Hexokinase<br />

Fructose-6-Phosphat lagert ein Protein an die Glucokinase an<br />

und hat so inhibierende Wirkung. Da Fructose-6-Phosphat<br />

immer vorhanden ist, werden nur 50% der Glucokinase-Aktivität<br />

in der Zelle wirksam.<br />

Diese Hemmung wird durch Fructose-1-Phosphat durchbrochen,<br />

weil das regulatorisch wirksame Protein beide Fructosen in<br />

kompetitiver Weise bindet. Wenn Fructose-1-Phosphat gebunden<br />

ist, wird die Aktivität der Glucokinase erhöht.<br />

Fructose verstärkt die Glucoseverstoffwechselung.<br />

zu 4) Fructose-2,6-bisphosphat<br />

Fructose-2,6-bisphosphat ist allosterischer Aktivator der Phosphofructokinase<br />

1, so daß Glucose in den Emden-Meyerhof-<br />

Weg hinein gezogen wird. Gleichzeitig ist Fructose-2,6bisphosphat<br />

Hemmer der Fructosebisphosphatase 1.<br />

Dieser Enzymkomplex steht unter Glucagonkontrolle. Die<br />

cAMP-abhängige Proteinkinase phosphoryliert beide Enzyme,<br />

so daß die Kinasen gehemmt und die Phosphatasen aktiviert<br />

werden (Stimulierung der Gluconeogenese).<br />

15. Spezifischer Schutz<br />

Allgemeines<br />

Für den spezifischen Schutz sind die Antikörper (γ-Globuline)<br />

zuständig. Sie werden auf bestimmte Reize hin in immunkompetenten<br />

B-Lymphozyten gebildet.<br />

Diese Reize heißen Antigene.<br />

Definition:<br />

Antigene sind Stoffe, die die Bildung spezifisch gegen sie<br />

gerichteter Eiweißkörper im Organismus induzieren (Immunogene<br />

oder Antikörper).<br />

Antigene sind Stoffe, die spezifisch mit ihrem Antikörper einen<br />

Anitgen-Antikörper-Komplex bilden.<br />

Antigene Wirkung haben:<br />

Eiweiße (Aminosäuren nicht)<br />

Lipoproteine<br />

Glucosaminoglycane (schwach)<br />

Dextrane (schwach)<br />

Nicht antigen wirken:<br />

Aminosäuren<br />

Homoglycane<br />

Neutralfette<br />

Auf der Oberfläche von Antigenen befinden sich determinante<br />

Gruppen. Sie sind da<strong>für</strong> zuständig, daß der Organismus die<br />

13. Elektrolyte und Mineralhaushalt<br />

Stoffwechsel im Tagesablauf<br />

Während des Tages gibt es kurze Phasen der Nahrungsaufnahme<br />

und lange Phasen, in denen keine Nahrung über den Magen-<br />

Darm-Trakt angeboten wird.<br />

Resorptionsphase (Mahlzeit)<br />

Hauptsubstrat: Glucose<br />

Haupthormon: Insulin<br />

In der Leber wird aus Glucose Glycogen aufgebaut. Im Leber-<br />

und Fettgewebe werden aus Glucose Triglyceride synthetisiert.<br />

Aus Aminosäuren werden Proteine hergestellt.<br />

Es sind wenig Wechselbeziehungen in Gang.<br />

1) Mucosa (Chylomicronen, Fettgewebe, Leber)<br />

2) Leber -> Prä-β-Lipoproteine (VLDL), Fettgewebe<br />

3) Erythrozyten, Nierenmark, Muskulatur, Lactat -> Herz,<br />

Nierenrinde, Leber<br />

Es herrscht Überfluß, so daß unter Insulinwirkung Speicher<br />

angelegt werden.<br />

Postrezeptionsphase (Fasten)<br />

Hauptsubstrat: Fettsäuren<br />

Haupthormon: Glucagon<br />

Prozesse: Glycogenabbau zu Glucose<br />

Triglyceridabbau zu Fettsäuren, Glycerin<br />

Proteinabbau zu: Aminosäuren<br />

Es sind viele Wechselbeziehungen ausgeprägt.<br />

1) Leber, Nierenrinde geben Glucose ans Blut ab. Transport zu<br />

ZNS, Erythrozyten, Nierenmark<br />

2) Fettgewebe gibt Fettsäuren ab. Transport zu Leber, Muskulatur,<br />

Herz, Nierenrinde<br />

3) Muskulatur gibt Aminosäuren <strong>für</strong> Gluconeogenese in Leber<br />

und Nierenrinde ab.<br />

4) Erythrozyten, Nierenmark, (Muskulatur) geben Lactat an<br />

Herz, Leber und Nierenrinde<br />

5) Fettgewebe liefert Glycerin <strong>für</strong> Leber und Nierenrinde<br />

6) Leber bildet Ketonkörper <strong>für</strong> ZNS, Muskulatur, Herz und<br />

Nierenrinde<br />

Unter Glucagonwirkung kommt es zur prompten Glycogenolyse<br />

und zur Lipolyse.<br />

Im Zustand andauernden Glucosemangels kann die Nierenrinde<br />

aus Glutamin, α-Ketoglutarat und Glutamat Glucose herstellen.<br />

In der Leber dient Alanin der Gluconeogenese.<br />

Fettzellen können Glycerin nicht verwerten, weil ihnen die<br />

Enzymausstattung fehlt.<br />

(siehe Vorlesung)<br />

Strukturen als körperfremd (nicht eigen) erkennt und eine Abwehr<br />

einleitet. Die determinanten Gruppen sind entweder Sequenzdeterminanten<br />

aus weniger als 10 Aminosäuren oder<br />

Konformationsdeterminanten, ganz bestimmte Sequenzbereiche<br />

eines Proteins. Die Sequenzdeterminanten werden durch Denaturierung<br />

nicht in ihrer Wirkung beeinträchtigt. Die Konformationsdeterminanten<br />

werden verändert. Diese Kenntnisse sind <strong>für</strong><br />

die Impfstofftechnik wichtig.<br />

Antigen-Antikörper-Reaktionen kann man auch in vitro beobachten.<br />

Die freien Antigene und Antikörper sind löslich. Wenn sich ein<br />

Antigen-Antikörper-Komplex ausbildet, fällt dieser aus (Präzipitation).<br />

Dies kann <strong>für</strong> Immunelektrophorese, RIA, ELISA und andere<br />

Techniken ausgenutzt werden.<br />

In geeigneten Organismen können gegen fast jede chemische<br />

Substanz Antikörper produziert werden. Kleine chemische<br />

Substanzen wirken allein nicht antigen, an Eiweiß gebunden<br />

jedoch lösen sie auch eine Antikörperbildung aus. Diese Stoffe<br />

werden als Hapten bezeichnet.<br />

65


Antikörper<br />

Aufbau<br />

Der Antikörper besteht aus 2 L-Ketten (light) und 2 H-Ketten<br />

(heavy).<br />

Die L-Ketten bestehen entweder aus λ-Ketten oder aus χ(kappa)-Ketten,<br />

nie aus beiden. Sie haben ein Molekulargewicht von<br />

25.000.<br />

Die H-Ketten bestimmen den Antikörper-Typ. Ihr Molekulargewicht<br />

liegt zwischen 70.000 und 80.000.<br />

Immunglobulin (Ig) A: α-Ketten<br />

Immunglobulin (Ig) D: δ-Ketten<br />

Immunglobulin (Ig) E: ε-Ketten<br />

Immunglobulin (Ig) G: γ-Ketten<br />

Immunglobulin (Ig) M: µ-Ketten<br />

Die Ketten sind durch Disulfidbrücken untereinander verbunden.<br />

Hinge-Region: dient als Scharnier<br />

Fc-Fragment, konstante Aminosäure-Sequenz mit Komplementbindungsstelle<br />

Fab-Fragment, variable Aminosäure-Sequenz zur Antigenbindung<br />

Die Antikörper können durch Papain oberhalb der Hinge-Region<br />

gespalten werden. Dann haben sie nur noch eine Antigenbindungsstelle<br />

und können zwar noch Antigene binden, präzipitieren<br />

jedoch nicht mehr. Durch Pepsin werden sie unterhalb der<br />

Hinge-Region gespalten. Die entstehenden Fragmente (Fab2)<br />

enthalten 2 Antigenbindungsstellen und können daher noch präzipitieren.<br />

Eigenschaften der Immunglobuline<br />

IgG IgA IgM IgD IgE<br />

Komparti- intra- und Sekrete, intra- auf B- auf<br />

mentextravaskuKörpervaskulär<br />

Zellen Mastzellen<br />

lärschleimhautKomplementbindung + - +++ ? -<br />

Plazenta<br />

gängig<br />

++ - - - -<br />

Bindung an + - - - -<br />

Makrophagen<br />

16. Neurotransmitter<br />

1) Acetylcholin<br />

Parasympathicomimetica:<br />

Physostigmin (Alkaloid der Kalabarbohne, bewirkt in hohen<br />

Dosen Herzstillstand), Neostigmin, Pyridostigmin<br />

Acetylcholin-Esterase-Hemmer:<br />

Diisopropylfluorphosphat (DFP), Tabun, Soman, Sarin, Insektizide<br />

(E 605), Miotisal<br />

2) Serotonin<br />

aus Tryptophan<br />

Abbauprodukt:<br />

5-Hydroxyindolessigsäure<br />

- wirkt im Diencephalon, bei Depressionen ist die Serotoninkonzentration<br />

erniedrigt.<br />

Antidepressiva:<br />

Stoffe aus Rauhwolfiagewächsen beschleunigen die Serotonin-Freisetzung<br />

und den Abbau, Psilocybin, LSD<br />

66<br />

16. Neurotransmitter<br />

Die Antikörper haben verschiedene Aufgabenbereiche. Das IgG<br />

ist vorherrschend <strong>für</strong> die humorale Abwehr von Viren, Mikroorganismen<br />

und Toxinen. Da es plazentagängig ist, stellt es den<br />

ersten Schutz <strong>für</strong> ein Neugeborenes dar.<br />

IgA kommt nur auf externen Körperoberflächen vor.<br />

IgM fördert die Agglutination von Zellen und Viren und aktiviert<br />

das Komplementsystem nach Antigenbindung stark.<br />

IgD ist ein Rezeptor auf B-Lymphozyten und IgE tritt bei Parasitenbefall<br />

vermehrt auf (Reagin). Es ist auch <strong>für</strong> Allergien verantwortlich.<br />

Komplementaktivierung<br />

Das Komplementsystem ist ein System aus vielen Proteinen, die<br />

durch limitierte Proteolyse aktiviert werden.<br />

Klassische Komplementaktivierung<br />

Zur Komplementaktivierung müssen mindestens 2 Fc-Fragmente<br />

nebeneinander liegen. Das bedeutet, daß 2 IgG benachbart an<br />

einem Antikörper binden oder ein IgM gebunden hat.<br />

In Anwesenheit von Mg 2+ - und Ca 2+ -Ionen bindet der Komplementfaktor<br />

C1 an die 2 Fc-Fragmente. Die Komplementkaskade<br />

kann ablaufen, indem sich immer mehr Faktoren<br />

anlagern. Es muß immer eine Antigen-Antikörper-Reaktion<br />

abgelaufen sein, damit das Komplementsystem wirksam werden<br />

kann.<br />

Anaphylactocine fördern die Histamin- und Serotoninfreisetzung.<br />

C3a und C5a aktivieren die Makrophagen und locken sie zum Ort<br />

des Geschehens (Chemotaxis).<br />

Alternative Komplementaktivierung<br />

Bestimmte Polysaccharide induzieren die Komplementaktivierung<br />

(bakterielle und virale Endotoxine).<br />

C3 wird spontan durch Plasmaproteine aktiviert und bildet einen<br />

Komplex mit Faktor C3b. Dieser Faktor wird an C3b-Rezeptoren<br />

körperfremder Zellen gebunden. Zusammen mit dem Faktor B<br />

und Faktor D wird das Komplementsystem unter Umgehung von<br />

C1 gestartet.<br />

3) Meskalin<br />

- stammt aus einem Kaktus<br />

- Aufnahme führt zu Rauschzuständen, Visionen und musikalischen<br />

Wahrnehmungen<br />

Weitere Neurotransmitter<br />

- Noradrenalin<br />

- Gamma-Aminobuttersäure (GABA., biogenes Amin des Glutamat)<br />

- Glycin (Alkaloide der Brechnuß (Strychnin) hemmen die Wirkung)<br />

- Dopamin (biogenes Amin des Tyrosins)<br />

- Endorphine<br />

- Fettsäurederivate<br />

- Prostaglandine


17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />

17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />

1. Muskulatur<br />

Zusammensetzung<br />

75% Wasser<br />

20% Proteine<br />

2% niedermolekulare organische Bestandteile und Glycogen<br />

3% anorganische Bestandteile<br />

Proteine der Muskulatur<br />

Aktin<br />

- dünne Filamente, G-Aktin<br />

- Molekulargewicht: 43.000<br />

- ca. 25 Gewichts-%<br />

- bei physiologischer Ionenstärke und in Gegenwart von Mg 2+ -<br />

Ionen findet eine Polymerisation zu F-Aktin statt<br />

- keine katalytische Aktivität<br />

Myosin<br />

- Molekulargewicht 460.000<br />

- ca. 55 Gewichts-%<br />

- asymmetrische Hexamer aus 2 ineinander gewunden Ketten,<br />

die aus 1 H-Kette (heavy) und 2 L-Ketten (light) bestehen.<br />

- Jede Helix besitzt einen globulären Kopf und einen fibrillären<br />

Anteil<br />

- Myosin hat ATPase-Aktivität und bindet das F-Aktin<br />

Tropomyosin<br />

- in allen Muskeln und muskelähnlichen Strukturen enthalten<br />

- fibrilläres Protein aus einer α-Kette und einer β-Kette<br />

- strukturell mit F-Aktin verbunden, es liegt in einer Furche der<br />

F-Aktin-Polymere<br />

2. Bindegewebe<br />

Embryologie: Mesenchymales Gewebe<br />

Bestandteile: Kollagene und Mucosaminglucane<br />

Kollagen-Typen<br />

Typ I in Haut, Knochen, Sehnen, Fascien und Dentin<br />

Typ II in Knorpel, Glaskörper und im Nucleus pulposous<br />

Typ III in Blutgefäßen, Uterus, Haut und Reticulin<br />

Die Typen unterscheiden sich in ihrer Primärstruktur.<br />

Es lagern sich immer drei Ketten zu einer Tripelhelix zusammen.<br />

Die Kollagene haben einen hohen Gehalt an Glycin und enthalten<br />

keine aromatischen Aminosäuren, so daß ihnen kein Wert in<br />

der Ernährung zukommt.<br />

Jede 3. Aminosäure ist Glycin, weiterhin machen Prolin und<br />

Lysin einen hohen Anteil aus.<br />

Biosynthese des Kollagens<br />

Nach Transkription und Translation entsteht eine α-Kette. Beim<br />

Processing wird von der Kette die Signalsequenz abgespalten.<br />

Es erfolgt unter Vitamin C-Wirkung eine Hydroxylierung des Y-<br />

Prolyl-Restes, des X-Prolyl-Restes und des Y-Hydroxy-Lysyl-<br />

Restes. Dann folgt eine Glykosylation des Hydroxylysins. Nach<br />

Ausbildung von Disulfidbrücken entsteht das unreife Prokollagen,<br />

das die Zelle verläßt.<br />

3. Knochen<br />

Bestandteile<br />

70% anorganische Verbindungen (davon 90% Hydroxylapatit)<br />

20% organische Verbindungen<br />

10% Wasser<br />

Troponine<br />

- Troponin T: (TpT') kann an Tropomyosin binden und die<br />

beiden anderen Troponin-Komponenten binden<br />

- Troponin I (TpI): hemmt die F-Aktin-Myosin-Interaktion und<br />

bindet andere Troponine<br />

- Troponin C (TpC): Ca 2+ -Ionen bindendes Protein, ähnlich dem<br />

Calmodulin, 4 Ca bindend<br />

Ablauf der Muskelkontraktion<br />

(siehe Vorlesung Physiologie)<br />

Zellmotilität<br />

Im Eukaryoten sind drei Anteile an der Zellbewegung beteiligt:<br />

Aktinfilamente, Microtubuli und Intermediärfilamente<br />

Das Aktin ist nicht das selbe wie das Muskelaktin, denn es<br />

besteht aus einer Doppelhelix. Die Microtubuli sind an der<br />

Ausbildung der Mitosespindel bei der Zellteilung beteiligt. Sie<br />

haben auch eine Bedeutung bei der Bewegung von endo- und<br />

exozytotischen Vesikeln in der Zelle (vergleiche auch die Histologie).<br />

Gifte:<br />

Colchizin: verhindert die Spindelausbildung<br />

Griseovulvin: relativ toxische Antibiotikum<br />

Vinblastin: Zytostatikum<br />

Zur Gruppe der Intermediärfilamente gehören: Keratin, Desmin,<br />

Vimentin, Neurofilamente, Gliafilamente.<br />

Extrazellulär werden nun das N- und das C-terminale Propeptid<br />

abgespalten. Es entsteht die unreife Kollagenfibrille, die in<br />

Salzlösung löslich ist. Durch Oxidation entsteht zunächst eine<br />

säurelösliche Fibrille, die zur unlöslichen Kollagenfibrille wird.<br />

Störungen des Kollagenstoffwechsels<br />

1) Cu 2+ -Mangel<br />

2) Vitamin C-Mangel<br />

3) Lysinhydroxylase-Mangel (Genetische Störung Ehlers-<br />

Danlos-Syndrom Typ VI) Linsenschlottern, Skoliose ausgeprägt,<br />

Überdehnbarkeit der Haut<br />

4) Lysyloxidase-Mangel (x-chromosomal, Ehlers-Danlos-<br />

Syndrom Typ V) schwere Gefäß- und Skelettveränderungen<br />

5) Mutationen in der Primärstruktur: angeborene Hüftdislokalisation,<br />

stark überdehnbare Haut, gedrungener, kurzer<br />

Körperbau<br />

6) Aminozucker-Stoffwechsel gestört<br />

7) Lipidosen (Thay-Sachs, Sandoff)<br />

Elastin = Desmosin = Isodesmosin = Tetraaminotetracarbonsäure<br />

Keratin: in Haaren und Nägeln, Faltblattstruktur mit viel Cystein<br />

Mineralisation<br />

Die Mineralisation beginnt am Lysin bzw. Hydroxylysin im<br />

Knorpel. Die Osteoblasten zeigen erhöhte Stoffwechselaktivität.<br />

Chondroitinsulfat wird abgebaut und gebundenes Ca 2+ freigegeben.<br />

Die Aminogruppe des Lysins wird mit Pyrophosphat verknüpft.<br />

Die Pyrophosphatgruppen bilden Ca 2+ -Komplexe. Es<br />

67


entsteht der Kristallisationskern <strong>für</strong> die Anlagerung von Apatitkristallen.<br />

Knochenerkrankungen<br />

Kollagendefekte<br />

Marphan-Symdron: Skelettdeformation, Arachnodaktylie,<br />

Linsendislokalisation, geringe Reißfestigkeit der Aorta.<br />

Osteogenesis imperfecta: mangelhafte Mineralisation bei der<br />

Entwicklung und während des Wachstums des Skelettsystems.<br />

Die Knochen sind sehr brüchig<br />

Proteoglykandefekte<br />

Jedes Bindegewebe hat eine spezielle Zusammensetzung der<br />

Mucopolysaccharide, die sich mit dem Alter ändert. Mucopolysaccharide<br />

haben die Aufgabe<br />

- Ca 2+ zu binden,<br />

- Wasser zu binden,<br />

- den Stofftransport zu kontrollieren, den Fremdstofftransport<br />

zu behindern<br />

- stellen eine Permeabilitätsbarriere dar.<br />

4. Niere<br />

Hormonelle Steuerung<br />

ADH: Wasserresorption steigernd<br />

Mineralokortikoide: Na + -Resorption und Wasserresorption<br />

steigernd, K + -Ausscheidung senkend<br />

Adrenalin: Harnproduktion vermindernd, Na + - und Cl - -<br />

Ausscheidung senkend<br />

STH: Wasserresorption steigernd<br />

Renin-Angiotensin-Aldosteron-System: Na + -Resorption steigernd,<br />

K + -Ausscheidung steigernd<br />

Medikamente der Diurese<br />

1) Durchblutungsfördernde Mittel: Koffein, Theophyllin, Aminophyllin<br />

2) Osmotisch wirksame Mittel: Mannit<br />

3) Organische Quecksilberverbindungen (toxisch) Uragan<br />

4) Benzothiazine, Benesal, Disalunil<br />

5) Aldosteronantagonisten: Spironolacton, Alductone, Verospiron<br />

6) Carboanhydrase-Hemmer: Diuramid (in Augeninnendruck<br />

senkenden Mitteln enthalten)<br />

Nierenfunktionsstörungen<br />

1) Rückresorptionsstörungen<br />

Diabetes innocens: Glucose renale Glucosediabetes<br />

Cystinurie: Cystein, Arginin, Ornithin, Lysin<br />

5. Blut<br />

Funktionen<br />

1) Transport: Gase, Wasser, Elektrolyte, Nährstoffe, Abfallstoffe,<br />

Hormone, Enzyme, Wärme<br />

2) Schutz vor bakterieller und viraler Infektion<br />

3) Blutgerinnung (Schutz vor Blutverlust)<br />

Zusammensetzung<br />

Das Blut setzt sich aus Plasma und Zellen zusammen (Serum ist<br />

die Flüssigkeit, die nach der Blutgerinnung übrig bleibt, also<br />

ohne Fibrinogen). Die Zellen machen 45% der Blutmenge aus<br />

(Hämatokrit: Prozentualer Anteil der abgesetzten Zellen nach<br />

Zentrifugation am Blutvolumen).<br />

Das Plasma enthält 60 bis 80 g Protein/l.<br />

Erythrozyten<br />

Der Stoffwechsel der Erythrozyten ist der Aufgabe des Gastransportes<br />

(Sauerstoff, Kohlendioxid) untergeordnet und dient<br />

nur der Aufrechterhaltung dieser Funktion. Erythrozyten sind<br />

extrem differenziert. Sie haben keinen Zellkern und können<br />

68<br />

17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />

Mucopolysaccharid-Speicherkrankheiten<br />

Typ Name Bestandteil<br />

des Urins<br />

Symptome<br />

I Hurler Desmatan- Zwergwuchs, Schwachsinn,<br />

sulfat,Heparansulfat<br />

Wasserspeiergesicht<br />

II Hunter s.o. Zwergwuchs,<br />

Form von Typ I<br />

schwache<br />

III Sanfilippo Heparansul- geringe geistige und körperfatliche<br />

Störungen<br />

IV Morquio- Xeratansul- Zwergwuchs, Skelettdefor-<br />

Brailsford fatmation V Schei; Dermatan- Zwergwuchs, geistige EntPolydystrophischerZwergwuchssulfatwicklung<br />

normal<br />

VI Maro- s.o. Skelettdeformation, Corneateaux-<br />

Lamy<br />

veränderung<br />

Glycinurie: Glycin<br />

Hartnup-Krankheit: Tryptophan<br />

Rowley-Rosenberg-Syndrom: alle Aminosäure<br />

Fanconi-Syndrom: Glucose, Aminosäuren, Phosphat<br />

Vitamin D-resistente Rachitis, ideopathische Osteomalacie,<br />

Milkman-Syndrom: Phosphat<br />

2) Säure-Base-Regulationsstörung<br />

renal-tubuläre Acidose durch gestörte H + -Exkretion<br />

3) gestörte Harnkonzentrierung<br />

Diabetes insipidus: ADH-Mangel, ADH-Rezeptor-Mangel<br />

Hormonwirkung der Niere<br />

1) Renin-Angiotensin-Aldosteron-System<br />

2) Erythropoetin<br />

3) Erythropenin<br />

4) Renomedulläre Prostaglandine (PGA, PGE, PGF)<br />

5) Antihypertensive, neutrale renomedulläre Lipide<br />

6) Kininogen<br />

7) Bildung von 1,25-Dihyroxycholecalciferol und von 24,25-<br />

Dihyroxycholecalciferol<br />

8) Inaktivierung von Insulin, Glucagon, Aldosteron<br />

9) Bildung von T3 aus T4 in den Mikrosomen<br />

daher keine Transkription und Translation durchführen. Sie<br />

besitzen keine Mitochondrien und keine Ribosomen.<br />

Erythrozyten können ausschließlich anaerob Glucose verstoffwechseln<br />

und haben von daher keinen oxidativen Stoffwechsel.<br />

Das in einem Nebenweg der Glycolyse entstehende 2,3-<br />

Biphosphoglycerat erniedrigt die Affinität des Hämoglobins zum<br />

Sauerstoff. Daher kommt es in der Lunge nicht zu einer 100<br />

%igen Sauerstoffsättigung des Blutes, in der Peripherie wird die<br />

Sauerstoffabgabe jedoch erleichtert.<br />

Das im Pentose-Phosphat-Weg gebildete NADPH ist wichtig <strong>für</strong><br />

die Reduktion von Glutathion und anderen SH-Proteinen zum<br />

Schutz der Zellen vor Oxidation.<br />

O2- und CO2-Transport des Erythrozyten<br />

Lunge:<br />

1) O2 + Hb-H HbO2 + H<br />

H + HCO3 - H2CO3 H2O + CO2<br />

2) Hb-COOH HbH + CO2


CO2 wird abgeatmet, HCO3 - gelangt im Austausch gegen<br />

Chlorid aus dem Blut in den Erythrozyten (Hamburger-Shift)<br />

Gewebe:<br />

1) HbO2 Hb-H + O2<br />

-<br />

H2O + CO2 H2CO3 H + HCO3<br />

2) Hb-H + CO2 Hb-COOH<br />

HCO3 - gelangt im Austausch gegen Chlorid aus dem Erythrozyten<br />

ins Blut.<br />

RAPOPORT-LÜBERING-WEG<br />

Regulation<br />

Die Mutase wird durch 2,3-Biphosphoglycerat gehemmt.<br />

Phosphoglycerat dient ihr als Coenzym.<br />

Die Phosphatase wird durch 3-Phosphoglycerat gehemmt, durch<br />

2-Phosphoglycerat aktiviert.<br />

Aufgaben der Glycolyse<br />

1) Bereitstellung von 2,3-Biphosphoglycerat im Erythrozyten<br />

2) ATP-Bereitstellung zur Aufrechterhaltung des Ionenmilieus<br />

(Na + -K + -ATPase, Mg 2+ -ATPase, Ca 2+ -ATPase)<br />

3) NADH-Produktion: NADH entsteht bei der Verstoffwechselung<br />

von Pyruvat zu Lactat. Es dient der Aufrechterhaltung<br />

der Hämoglobinfunktion.<br />

4) NADPH-Bereitstellung durch direkte Oxidation. Glucose-6-<br />

Phosphat Ribulose-5-Phosphat + 2 NADPH. NADPH dient<br />

reduktiven Prozessen im Erythrozyten (Glutathion).<br />

Reduktive Prozesse im Erythrozyten<br />

Ständig wird Hämoglobin zu Methämoglobin oxidiert, das keine<br />

Funktion hat. Daher muß Methämoglobin wieder in Hämoglobin<br />

überführt werden (Physiologisch 2% Met-Hb).<br />

1) Met-Hb Methämoglobin-Reduktase Hb<br />

NADPH NADP +<br />

NADH NAD +<br />

2) Glutathion<br />

Konzentration im Erythrozyten: 2 - 3 mmol<br />

Redoxsystem:<br />

2 Glutathion-SH -> Glutathion-S-S-Glutathion + 2 H +<br />

Glutathion schützt SH-Gruppen haltige Enzyme und Membranproteine.<br />

In Gegenwart von Sauerstoff entstehen immer Peroxide, die den<br />

Zellen schaden. Glutathion dient als H + -Donator <strong>für</strong> Peroxidasen,<br />

die Peroxide entgiften.<br />

Diese Kenntnisse sind wichtig <strong>für</strong> die Konservierung von Blut.<br />

Um Blutkonserven möglichst lange brauchbar zu erhalten,<br />

müssen die Bedingungen <strong>für</strong> die Erythrozyten so günstig wie<br />

möglich sein.<br />

Der Erythrozyt benötigt auch in der Konserve Energie. Wenn er<br />

zu wenig ATP zu Verfügung hat, baut er 2,3-Biphosphat ab.<br />

Dadurch wird die Sauerstoffbindung des Erythrozyten so erhöht,<br />

daß er als Speicher fungiert und dadurch als Blutkonserve<br />

unbrauchbar wird.<br />

Überlebensdauer der Erys in verschiedenen Konservierungslösungen<br />

1) 0,15 M Citratlösung: 20 Tage, da Glucose fehlt<br />

2) 0,15 M Citratlösung mit Glucose: 40 Tage<br />

3) Medium, in dem der pH von 7,4 auf 7,1 gesenkt wurde +<br />

Citrat + Glucose: mehr als 60 Tage Die Spontanhydrolyse des<br />

ATP ist reduziert.<br />

Eine Blutkonserve kann dennoch nur 4 Wochen zur Transfusion<br />

verwendet werden (ein Hinweis auf alte Erythrozyten ist die<br />

Hämolyse im Lösungsmittel).<br />

Durch genetische Defekte können Enzyme des Erythrozyten<br />

geschädigt sein. Dies führt zu hämolytischen Anämien, Methämoglobinämie<br />

und einer verkürzten Lebensdauer der Erythrozyten.<br />

Häm-Synthese und Hämabbau<br />

Die Hämsynthese erfolgt im Erythroblasten und zum Teil im<br />

Reticulozyten, aber nicht im Erythrozyten. Wichtig <strong>für</strong> die<br />

Synthese ist Glycin (Shemin-Zyklus s.v.).<br />

17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />

Das Häm wird an Globin gebunden. Wenn zu wenig Häm synthetisiert<br />

wird, wird eine Proteinkinase aktiv, die den Initiationsfaktor<br />

II der Globinsynthese phosphoryliert, so daß auch kein<br />

überschüssiges Globin synthetisiert wird.<br />

Porphyrien = Störungen der Hb-Synthese<br />

Selten angeboren:<br />

Erythropoetische Porphyrien:<br />

1) Porphyria congenita erythropoetica (Uroporphyrinogen<br />

und Koproporphyrinogen im Urin erhöht)<br />

2) Protoporphyria erythropoetica (Koproporphyrinogen und<br />

Protoporphyrin im Urin erhöht)<br />

Hepatische Porphyrien:<br />

1) Porphyria acuata intermittens<br />

2) Porphyria variegata<br />

Erworbene Porphyrien<br />

- Hexachlorbenzolvergiftung<br />

- Chronische Bleivergiftung<br />

- Porphyria cutanea tardat<br />

Erythrozyten haben eine Lebensdauer von 120 Tagen. Gealterte<br />

Erythrozyten werden in der Milz eliminiert. Prinzipiell ist der<br />

Erythrozytenabbau in allen Geweben möglich (Hämatome).<br />

1) Bei der Trennung des Häms vom Globin wird das Eisen<br />

oxidiert.<br />

2) Oxidative Spaltung an der α-Methinbindung I des HÄM´s: Es<br />

entsteht Kohlenmonoxid. Das Eisen wird freigesetzt.<br />

3) Grünfärbung (Biliverdin)<br />

4) Reduktion zu Bilirubin vorwiegen extrahepatisch. Direktes<br />

Bilirubin entsteht in der Leber, indirektes entsteht extrahepatisch.<br />

Das indirekte Bilirubin ist schlecht wasserlöslich und wird<br />

an Albumin gebunden zur Leber transportiert.<br />

5) In der Leber wird Bilirubin mit Glucuronsäure konjugiert und<br />

gelangt über die Galle in den Darm.<br />

6) In der Gallenblase wird Bilirubin zu Mesobilinogen reduziert.<br />

7) Im Darm wird Mesobilinogen zu Mesobilin und Sterkobilinogen,<br />

das weiter zu Sterkobilin oxidiert wird, oxidiert<br />

und so ausgeschieden.<br />

Das Sterkobilinogen kann aus dem Darm resorbiert werden,<br />

gelangt über den Plexus hämorrhoidalis zur Niere und dort in<br />

den Urin.<br />

Bei Leberschäden kann auch Mesobilinogen im Harn nachgewiesen<br />

werden.<br />

Hyperbilirubinämie<br />

1) Durch hämolytischen Ikterus:<br />

erythrozytäre Formen: beeinträchtigte Membranfunktion, Hämoglobinpathien,<br />

Enzymopathien<br />

extraerythrozytäre Formen: Autoimmunglobuline, Toxine<br />

(Schwarzwasserfieber, Malaria), Hämolysin-Anämie<br />

2) Durch hepatozellulären Ikterus:<br />

premikrosomal: Aufnahme von Bilirubin in die Zelle ist unzureichend,<br />

die Konzentration an indirektem Bilirubin im Blut<br />

hoch (Gilbert-Meulengracht-Syndrom).<br />

mikrosomal: indirektes Bilirubin ist erhöht, weil zur Konjugation<br />

mit Glucuronsäure wichtig Enzyme fehlen.<br />

postmikrosomal: direktes Bilirubin ist erhöht durch Virus-<br />

Hepatitis, Dubin-Johnson-Krankheit, Rotor-Syndrom usw.<br />

3) Abflußstörungen der Galle:<br />

direktes Bilirubin ist erhöht<br />

Bei vollständigem Gallengangsverschluß gelangt keine Galle<br />

mehr in den Darm, so daß auch kein Mesobilinogen mehr rückresorbiert<br />

wird und im Harn kein Mesobilinogen mehr zu finden<br />

ist.<br />

Plasma<br />

Die Plasmaproteine lassen sich mit Elektrophorese in Fraktionen<br />

aufteilen, und der prozentuale Anteil an Gesamteiweiß kann<br />

bestimmt werden.<br />

Albumin 70 - 80 %<br />

α1-Globuline 2 %<br />

α2-Globuline 8 - 10 %<br />

β-Globuline 10 %<br />

γ-Globuline 12 - 15 %<br />

69


Proteine und ihre Funktionen<br />

Protein Funktion<br />

Präalbumin T4-Bindung, Vitamin A Transport<br />

Albumin kolloid-osmotischer Druck, Transport<br />

freier Fettsäuren, Bilirubin, Ionen<br />

saures α1-<br />

Glycoprotein<br />

bei akuter Entzündung erhöht<br />

α1-Antiproteinase Proteinase-Inhibitor<br />

α1-Lipoprotein (HDL) Lipid-Transport<br />

Prothrombin Gerinnungsfaktor V<br />

Transcortin Cortisoltransport<br />

α1-Antichymotrypsin Proteinase-Inhibitor<br />

T4-bindendes Globulin T4-Transport<br />

Glucocorticoid bindendes<br />

Globulin<br />

Vitamin D Transport<br />

Caeruloplasmin FeII - Oxidation im Plasma<br />

α2-Antithrombin III Thrombin-Inhibitor<br />

α2-Haptoglobin Hämoglobin-Bindung<br />

α2-Makroglobulin Proteinase-Inhibitor<br />

Plasminogen Proenzym<br />

β-Lipoprotein (LDL) Lipid-Transport<br />

Hämopexin Hämin-Transport<br />

Transferrin Transport von FeII<br />

C-reaktives Protein Phagozyten anregend<br />

Fibrinogen Blutgerinnung<br />

Immunglobuline spezifischer Körperschutz<br />

Lysozym Auflösung von Bakterien-Zellwänden<br />

Blutgerinnung<br />

Die Blutgerinnung gehört zu den allgemeinen Schutzmechanismen<br />

des Körpers.<br />

1905 fand Morawitz das Grundprinzip der Gerinnung, zu dem<br />

im Laufe der Zeit weitere Aspekte dazu kamen.<br />

Außerdem sind zu finden:<br />

Präkallikrein als Proenzym, hochmolekulargewichtiges Kininogen<br />

als Substrat <strong>für</strong> Kallikrein, Protein C, Protein S und Thrombomodulin.<br />

Einige Faktoren sind in ihrer Bildung von Vitamin K abhängig,<br />

das zur γ-Carboxylierung nötig ist. Diese sind: Faktor II, VII,<br />

IX, X, Protein C und Protein S.<br />

Die Gerinnung kann durch Vitamin K-Mangel gehemmt werden.<br />

Außerdem spielt Ca 2+ eine wichtige Rolle bei der Gerinnung.<br />

Durch Ca 2+ -bindende Stoffe wird die Gerinnung also auch<br />

gehemmt (Citrat, Oxalat, EDTA usw.).<br />

Das Gerinnungssystem wird in ein extrinsisches und ein intrinsisches<br />

System unterteilt. Das intrinsische System wird durch<br />

Verletzungen der Gefäßwand aktiviert, das extrinsische durch<br />

Gewebsverletzung, bei der Gewebefaktoren ins Blut gelangen.<br />

6. Blutgerinnung<br />

Bedeutung des Thrombins<br />

1) Aktivierung des Fibrinogens zu Fibrin<br />

2) Aktivierung des Faktors XIII<br />

3) Aktivierung der Faktoren V und VIII (und dadurch sich<br />

selbst)<br />

4) Thrombozyten-Aktivierung:<br />

a) Bereitstellung der Phospholipide induzieren (durch<br />

Aggregation der Thrombozyten entsteht ein weißer Pfropf,<br />

und die Membran wird „umgekrempelt“; Flip-flop-<br />

Mechanismus)<br />

b) Bereitstellung von Faktor V und wenig Faktor XIII<br />

c) Aggregation und visköse Metamorphose der Thrombozyten<br />

5) Aktivierung von Protein C und Thrombomodulin<br />

6) Proteolytischer Abbau von Prothrombin, so daß Faktor X<br />

nicht noch mehr Prothrombin aktivieren kann<br />

7) Inaktivierung von Protein S<br />

70<br />

17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />

Beide Wege vermischen sich dadurch, daß manche Faktoren sich<br />

gegenseitig aktivieren.<br />

Zunächst wird Thrombin aktiviert, das dann seinerseits Fibrin<br />

aktiviert. Aktivierte Faktoren werden mit „a“ gekennzeichnet.<br />

Die reinen Gerinnungsfaktoren reagieren kaum miteinander. Sie<br />

müssen durch Ca 2+ -Ionen an der Oberfläche von Phospholipiden<br />

gebunden werden, um ihre Funktion zu erfüllen. Die Phospholipide<br />

entstammen dem Membranen der Thrombozyten.<br />

Das Fibrinpolymer ist mechanisch sehr stabil und auch sehr<br />

resistent gegen proteolytische Einflüsse. Auf allen Zelloberflächen<br />

im Plasma ist Fibronektin vorhanden, das an das sekundäre<br />

Fibrin gebunden wird. Es stellt einen Lockfaktor <strong>für</strong> Fibroblasten<br />

dar, die Fibrin abbauen und Kollagen aufbauen<br />

(außerhalb des Gefäßes). Fehlt Fibronektin, dann ist die Wundheilung<br />

schlecht und verzögert.<br />

Faktoren der Blutgerinnung<br />

Internat<br />

Bez.<br />

Name Eigenschaft<br />

I Fibrinogen Muttersubstanz <strong>für</strong> Fibrin<br />

II Prothrombin Proenzym, wird zu Thrombin<br />

aktiviert<br />

III Thromboplastin Lipoprotein, das Prothrombin<br />

aktiviert<br />

IV Ca 2+ -Ionen<br />

V Proaccelerin beschleunigt die Aktivierung<br />

von Prothrombin<br />

VII Proconvertin Aktivierung des Prothrombins<br />

VIII antihämophiles Akzelerator-Protein, notwendig<br />

Globulin, ist an <strong>für</strong> die Aktivierung von Faktor<br />

von-Willebrand-<br />

Faktor gebunden<br />

X<br />

IX Plasmathrom- Proenzym <strong>für</strong> die Aktivierung<br />

boplastin-<br />

Komponente,<br />

Christmas factor<br />

des Faktors X<br />

X Stuart-Prower- Proenzym, Vorstufe des Pro-<br />

Faktor<br />

thrombin-Aktivators<br />

XI Plasmathromboplastin-<br />

Antezendent<br />

Proenzym, aktiviert Faktor IX<br />

XII Hageman-Faktor Proenzym <strong>für</strong> die Kontaktaktivierung<br />

XIII fibrinstabilisieren- Proenzym, Glutamyltransferase,<br />

der Faktor Ausbildung von Isopeptidbindungen<br />

im Fibrin<br />

VI Gemisch aus Faktor<br />

V und VII<br />

Das Gerinnungssystem steht im Gleichgewicht mit der Fibrinolyse<br />

und wir durch einige Mechanismen inhibiert.<br />

1) Fibringerinsel nehmen Thrombin aus der Blutbahn auf, so daß<br />

die Gerinnung zum Stoppen kommt.<br />

2) Antithrombin III inaktiviert die Faktoren: IIa, IXa, Xa und XIa<br />

indem Thrombin gebunden wird. Dies ist abhängig von den<br />

Proteoglykanen Heparin und Heparansulfat.<br />

Auch Antithrombin II hat eine ähnliche Wirkung wie Antithrombin<br />

III.<br />

3) Die Endothelzellen sezernieren Thrombomodulin. Durch<br />

dessen Wirkung wird Thrombin so verändert, daß es nicht mehr<br />

Fibrinogen sondern Protein C als Substrat erkennt. In Anwesenheit<br />

von Ca 2+ -Ionen wird Protein C aktiviert. Dieser Vorgang<br />

wird durch Protein S beschleunigt. Protein Ca inaktiviert die<br />

Faktoren Va und VIIIa durch Proteolyse. Dadurch wird die<br />

Bildung von Thrombin stark gebremst.


Thrombozyten<br />

Der Thrombozyt trifft auf die durch Verletzung benetzbar gewordene<br />

Gefäßoberfläche.<br />

An der Verletzung bildet sich ein Thrombozytenpfropf (reversibel).<br />

Freiwerdendes ATP beschleunigt die Aggregation, so daß<br />

der Pfropf wächst.<br />

Die Thrombozyten setzen Serotonin frei, das eine Kontraktion<br />

der Blutgefäßmuskulatur bewirkt. Außerdem setzen sie Thromboxan<br />

A2 frei, das die Vasokonstriktion und die Thrombozytenaggregation<br />

fördert. Wenn gleichzeitig viel Thrombin vorliegt,<br />

bildet sich ein weißer Thrombus (irreversibel).<br />

Funktion der Thrombozyten<br />

1) Freisetzung von Faktor V und VIII<br />

2) Retraktion des Blutkuchens (Zusammenziehen) durch Thrombostenin<br />

3) primäre Blutstillung (reversible Aggregation)<br />

4) Bildung irreversible Thromben<br />

5) Bildung von Thromboxan A2 (Prostaglandin, aus Arachidonsäure<br />

gebildet)<br />

Als Antagonist des Thromboxans wirkt Prostacyklin, das im<br />

Endothel gebildet wird und die sowohl Aggregation und als<br />

auch Vasokonstriktion verhindert.<br />

Rolle des Endothels<br />

1) Heparansulfat schafft eine nicht benetzbare Oberfläche<br />

2) Bildung von Faktor VIII<br />

3) Bildung von Gewebe-Plasminogen-Aktivatoren (tPA = tissue<br />

plasminogen activators)<br />

4) Bildung von Prostacyklinen<br />

5) Bildung des Thrombomodulins<br />

Fibrinolyse = Plasminogen-Plasmin-System<br />

Plasmin dient dem intravasalen Fibrinabbau. Es gibt verschiedene<br />

Möglichkeiten, Plasmin zu aktivieren:<br />

Plasminogen<br />

Der extrinsische Weg läuft direkt im Gerinnsel ab. Während der<br />

Gerinnung und Fibrinbildung wird Plasminogen in das Fibrin<br />

eingebaut, so daß die Plasminogen aktivierenden Stoffe in das<br />

Gerinnsel hineindiffundieren müssen. Im Plasma ist deshalb nur<br />

bei sehr hohen Konzentrationen Plasmin zu finden.<br />

Der exogene Weg läuft über das Protein Streptokinase, das<br />

KEIN Enzym ist. Es bildet mit Plasmin(ogen) einen Komplex,<br />

der aktivierende Eigenschaften auf Plasminogen hat.<br />

Urokinase wird physiologisch mit dem Harn ausgeschieden, ist<br />

<strong>für</strong> die Fibrinolyse jedoch nicht physiologisch.<br />

Die Inaktivierung von Plasmin erfolgt über verschiedene Faktoren:<br />

Inhibitor wirkt auf<br />

α1-Antitrypsin Trypsin, Plasmin, Kallikrein, Kollagenasen,<br />

Elastase<br />

α2-Antiplasmin Plasmin<br />

α1-Antichymotrypsin Chymotrypsin<br />

Inter-α-Trypsin- Trypsin<br />

Inhibitor<br />

Antithrombin III Thrombin, Xa , Plasmin<br />

C1-Inaktivator C1 des Komplements XIα, XIIα<br />

α1-Makroglobulin Thrombin, Plasmin, Kallikrein, Trypsin,<br />

Chymotrypsin, Kollagenasen,<br />

Elastase, Kathepsine<br />

Störungen in der Hämostase<br />

1) genetisch bedingt: Mangel an Gerinnungsfaktoren<br />

a) Hämophilie A (VIII)<br />

b) Hämophilie B (IX)<br />

c) Parahämophilie (X, XI, XII)<br />

d) Afibrinogenämie (Lebererkrankung)<br />

2) genetisch bedingte Funktionsbeeinträchtigungen der Gerinnungsfaktoren<br />

a) Dysfibrinogenämie<br />

b) Faktor-X-Anomalie<br />

17. <strong>Biochemie</strong> der Organe und Gewebe<br />

3) Vitamin K-Mangel durch Medikamente, Lipidresorptionsstörungen<br />

usw. keine Carboxylierung von Faktor II, VII,<br />

IX, X, Protein C und Protein S<br />

4) Fibrino(geno)lyse: Interferenz der Fibrinogen-Spaltprodukte<br />

mit Fibrinpolymerisation der Thrombinwirkung und Thrombinbildung<br />

5) Thrombozytopenie<br />

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