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Biologie Buchzusammenfassung

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<strong>Biologie</strong> <strong>Buchzusammenfassung</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einführung....................................................................................................................................... 2<br />

2 Stoffwechsel.................................................................................................................................... 5<br />

Stoffwechsel, Energie und Leben ..................................................................................................... 5<br />

3 Ein Rundgang durch die Zelle ....................................................................................................... 7<br />

4 Membranen: Struktur und Funktion.............................................................................................. 8<br />

Struktur biologischer Membranen..................................................................................................... 8<br />

Stofftransport durch biologische Membranen ................................................................................... 9<br />

5 Zellatmung: Gewinnung chemischer Energie............................................................................ 13<br />

Prinzipien der Energiegewinnung ................................................................................................... 13<br />

Ablauf der Zellatmung..................................................................................................................... 14<br />

Chemiosmotische Theorie .............................................................................................................. 14<br />

6 Photosynthese .............................................................................................................................. 15<br />

7 Reproduktionsbiologie, Der Zellzyklus ...................................................................................... 19<br />

Zellzyklus und Mitose...................................................................................................................... 20<br />

Die Kontrolle des Zellzyklus............................................................................................................ 24<br />

8 Reproduktionsbiologie, sexuelle Entwicklungszyklen ............................................................. 26<br />

Prozesse der Befruchtung und der Meiose .................................................................................... 27<br />

Unterschiede zwischen Mitose und Meiose.................................................................................... 32<br />

Ursprünge genetischer Variabilität.................................................................................................. 33<br />

9 Mendel und der Genbegriff .......................................................................................................... 34<br />

Uniformitätsgesetz .......................................................................................................................... 35<br />

Spaltungsregel ................................................................................................................................ 36<br />

Rückkreuzung ................................................................................................................................. 37<br />

Gesetz der freien Kombinierbarkeit ................................................................................................ 37<br />

Erweiterung der Mendel-Genetik .................................................................................................... 38<br />

10 Chromosomen – Theorie der Vererbung.................................................................................... 40<br />

Geschlechtschromosomen ............................................................................................................. 40<br />

11 Evolutionsbiologie........................................................................................................................ 42<br />

Charles Darwin (Pfarrer) ................................................................................................................. 42<br />

Theorie der Anpassung einer Art.................................................................................................... 43<br />

Evolution von Populationen ............................................................................................................ 45<br />

Änderungen im Genpool ................................................................................................................. 46<br />

Evolution und Sexualität ................................................................................................................. 48<br />

12 Die Entstehung der Arten............................................................................................................. 48<br />

Teilung der Population .................................................................................................................... 48<br />

Möglichkeiten der Artbildung........................................................................................................... 48<br />

Reproduktionsbarrieren .................................................................................................................. 48<br />

Makroevolution................................................................................................................................ 48<br />

13 Phylogenie und Systematik ......................................................................................................... 48<br />

Fossilbelege und geologische Zeit.................................................................................................. 48<br />

14 Die junge Erde und die Entstehung des Lebens ....................................................................... 48<br />

Einführung in die Geschichte des Lebens ...................................................................................... 48<br />

Der Ursprung des Lebens............................................................................................................... 48<br />

Die Hauptlinien des Lebens............................................................................................................ 48<br />

15 Verhaltensbiologie........................................................................................................................ 48<br />

Angeborenes Verhalten .................................................................................................................. 48<br />

Lernen ............................................................................................................................................. 48<br />

Sozialverhalten und Soziobiologie.................................................................................................. 48<br />

16 Glossar........................................................................................................................................... 48


1 Einführung<br />

(Kapitel 1)<br />

Die Erforschung des Lebens auf seinen vielen Ebenen<br />

Jede biologische Organisationsebene weist emergente Eigenschaften auf.<br />

Räumlicher Aspekt<br />

• (Biosphäre)<br />

• Oekosystem<br />

• Biocönose<br />

• Population<br />

• Organismus<br />

• Organsysteme<br />

• Organe<br />

• Gewebe<br />

• Zellen<br />

• Organellen<br />

• Moleküle<br />

• Atome<br />

Energie (E = m * c 2 )<br />

Zeitliche Aspekt<br />

Raum<br />

Fortpflanzung<br />

Ökologie<br />

Anatomie Physiologie<br />

Zytologie<br />

Molekularbiologie<br />

Genetik = Übertragung von Informationen<br />

Ontogenese = eine Lebensphase<br />

Phylogenese = ganze Lebensgeschichte<br />

Zellen sind die Basiseinheiten der Struktur und Funktionen eines Lebewesens.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 2 / 70<br />

Zeit<br />

Die Eukaryotenzelle, die man in Pflanzen,<br />

Tieren und allen anderen Organismen<br />

mit Ausnahme der Archaebakterien<br />

und Eubakterien findet, ist durch<br />

eine starke Unterteilung in viele verschiedene<br />

Kompartimente oder Organellen<br />

gekennzeichnet. Der Aufbau der<br />

für Archae- und Eubakterien typischen<br />

Prokaryotenzelle dagegen ist viel einfacher;<br />

es fehlen ihr die meisten Organellen<br />

der Eukaryoten-zelle. Die meisten<br />

prokaryotischen Zellen sind ausserdem<br />

viel kleiner als Eukaryotenzellen.


Die Kontinuität des Lebens beruht auf vererbbarer Information in Form von DNA.<br />

Erbinformation (DNS = Desoxyribonukleinsäure)<br />

Hat 4 Buchstaben (Moleküle): Cytosin, Guanin, Thymin, Adenosin<br />

Biodiversität<br />

bezeichnet die Vielfalt der Lebewesen auf der Erde und umfasst die Vielfalt innerhalb von<br />

Arten (z.B. genetische Unterschiede zwischen Individuen und Populationen), zwischen Arten<br />

sowie die Vielfalt von Lebensgemeinschaften und Ökosystemen.<br />

Struktur und Funktion sind auf allen biologischen Organisationsebenen miteinander<br />

verkoppelt.<br />

Phylogenese (Stammbäume)<br />

Evolution = ist eine Veränderung der Lebewesen in Anpassung an die Umwelt.<br />

-> Leben ist dynamisch wandelbar.<br />

Die Natur schafft eine Variabilität (Vielfalt).<br />

Konzept der Evolution von Charles Darvin.<br />

Organismen sind offene Systeme, die kontinuierlich mit ihrer Umwelt in Wechselbeziehung<br />

stehen.<br />

Offene Systeme<br />

(Bsp. Lebewesen)<br />

Leben kann sich erhalten. Energie und Stoffe werden dazugegeben.<br />

Struktur lebender Systemgrenzen = Membranen = selektiv und semipermeabel<br />

Moleküle: hydrophober Schwanz, hydrophiler Kopf<br />

Geschlossene Systeme<br />

(Bsp. Erde)<br />

Nach längerer Zeit kommt die Auflösung. Energie wird hinzugefügt, jedoch keine Stoffe.<br />

Isolierte Systeme<br />

Übrig bleibt nichts mehr. Sie sind von der Umwelt isoliert. Es wird keine Energie und auch<br />

keine Stoffe hinzugefügt.<br />

Beim Organismus gilt der zweite Thermodynamische Hauptsatz nicht.<br />

Regulationsmechanismen sorgen in lebenden Systemen für ein dynamisches Gleichgewicht.<br />

Homöostase = Sie halten einen Zustand konstant. Dazu muss der Organismus einen<br />

Regelungsmechanismus haben. Der Begriff ist von dem griechischen Wort für »gleichartig,<br />

ähnlich« abgeleitet und bezeichnet das ständige Bestreben des Organismus, verschiedene<br />

physiologische Funktionen (wie Körpertemperatur, Pulsschlag, Blutzuckerspiegel u.a.)<br />

einander anzugleichen und diesen Zustand möglichst konstant zu halten. Dadurch wird die<br />

Anpassung an die Umwelt optimiert, der Kräfteaufwand zur Lebenserhaltung minimiert.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 3 / 70


Die Zehn verbindenden Leitthemen der <strong>Biologie</strong><br />

Emergente Eigenschaften<br />

Die Welt der Lebewesen ist hierarchisch organisiert, von Molekülen bis hin zur Biosphäre.<br />

Mit jedem Schritt auf eine höhere Organisationsstufe tauchen infolge von Wechselbeziehungen<br />

zwischen Bestandteilen der niedrigeren Ebenen neue Eigenschaften auf.<br />

Die Zelle<br />

Zellen sind die grundlegenden strukturellen und funktionellen Einheiten aller Organismen.<br />

Die beiden Hauptzelltypen sind die prokaryotischen Zellen von Archaebakterien und<br />

Eubakterien sowie die eukaryotischen Zellen von Protisten, Pflanzen, Pilzen und Tieren.<br />

Erbinformation<br />

Damit Leben kontinuierlich fortbestehen kann, muss die biologische Information in Form der<br />

DNA-Moleküle vererbt werden. Diese genetische Information ist in den Nucleotidsequenzen<br />

der DNA verschlüsselt.<br />

Struktur und Funktion<br />

Form und Funktion sind auf allen biologischen Organisationsebenen miteinander gekoppelt.<br />

Wechselbeziehungen mit der Umwelt<br />

Organismen sind offene Systeme, die Stoffe und Energie mit ihrer Umwelt austauschen. Zur<br />

Umwelt eines Organismus gehören andere Lebewesen ebenso wie unbelebte Faktoren.<br />

Regulation<br />

Biologische Systeme werden durch Rückkopplungsmechanismen reguliert. In manchen<br />

Fällen wird durch die Regulation ein Zustand der Homöostase aufrechterhalten, ein relativer<br />

Gleichgewichtszustand innerer Faktoren wie der Körpertemperatur.<br />

Einheitlichkeit und Vielfalt<br />

Biologen teilen die biologische Vielfalt in drei Domänen ein: Bacteria, Archaea und Eukarya.<br />

Aber so vielfältig das Leben ist, wir finden auch viele Gemeinsamkeiten wie den universellen<br />

genetischen Code. Je näher zwei Arten miteinander verwandt sind, desto mehr Merkmale<br />

haben sie gemeinsam.<br />

Evolution<br />

Die Evolution, das zentrale Thema der <strong>Biologie</strong>, erklärt sowohl die Vielfalt des Lebens.<br />

Darwins Theorie der natürlichen Selektion erklärt die Anpassung von Populationen an ihre<br />

Umwelt mit dem unterschiedlichen Fortpflanzungserfolg verschiedener Individuen.<br />

Naturwissenschaftliche Forschung<br />

Naturwissenschaftliche Forschung setzt sich aus empirischen, auf Beobachtung beruhenden<br />

Entdeckungen und der hypothesischdeduktiven Überprüfung von Erklärungen zusammen.<br />

Die Glaubwürdigkeit naturwissenschaftlicher Erkenntnisse hängt davon ab, ob die<br />

Beobachtungen und Experimente wiederholbar sind.<br />

Wissenschaft, Technik und Gesellschaft<br />

Viele Technologien sind zielgerichtete Anwendungen naturwissenschaftlicher<br />

Forschungsergebnisse. Sich über die Beziehung zwischen Wissenschaft, Technik und<br />

Gesellschaft im Klaren zu sein, ist heute wichtiger als je zuvor.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 4 / 70


2 Stoffwechsel<br />

(Kapitel 6)<br />

Stoffwechsel, Energie und Leben<br />

Die Chemie des Lebens ist in Stoffwechselwegen organisiert. Der Stoffwechsel ist die Summe<br />

der chemischen Reaktionen, die in einem Organismus auftreten. Unter Mithilfe von<br />

Enzymen verläuft er entlang sich verzweigender Stoffwechselwege, die katabol (Moleküle<br />

abbauend, Energie freisetzend) oder anabol (Moleküle aufbauend, Energie verbrauchend)<br />

sein können.<br />

Organismen wandeln Energie um. Energie ist das Vermögen, Arbeit zu leisten, beispielsweise<br />

Materie zu bewegen. Ein sich bewegendes Objekt hat kinetische Energie. Potenzielle<br />

Energie ist in der Lage oder der Struktur von Materie gespeichert und schliesst chemische<br />

Energie ein, die in der Molekülstruktur gespeichert ist. Energie kann im Rahmen der<br />

thermodynamischen Gesetze verschiedene Formen annehmen.<br />

Die Energieumwandlungen der Lebensprozesse gehorchen zwei Gesetzen der Thermodynamik.<br />

Nach dem ersten Gesetz, dem Energieerhaltungssatz, kann Energie weder<br />

erzeugt noch zerstört werden. Das zweite Gesetz besagt, dass bei jeder Energieänderung<br />

die Entropie (S) beziehungsweise die Unordnung im Universum zunimmt. Materie kann nur<br />

geordneter werden, wenn die Unordnung der Umgebung wächst.<br />

1. Hauptsatz<br />

„Energie kann übertragen und umgewandelt, aber weder erzeugt noch zerstört werden“<br />

(Beispiel: Stausee, Turbine, hat potential Arbeit zu leisten, Potentielle Energie)<br />

2. Hauptsatz<br />

„Jeder Energietransfer oder Energiewandel vergrössert die Unordnung (Entropie) des<br />

Universums)“. Wird oft als Wärme (vermehrte ungeordnete Teilchenbewegung) ersichtlich.<br />

In jedem System gibt es eine Entropie. Entropie = Mass für Ordnung. Bessere Ordnung,<br />

Entropie nimmt ab.<br />

(Beispiel: mit der Zeit bleibt von der Blume nichts mehr übrig => grösste mögliche<br />

Unordnung => Entropie nimmt zu.)<br />

3. Hauptsatz<br />

Der dritte Hauptsatz ist quantentheoretischer Natur und verbietet es, ein System bis zum<br />

absoluten Nullpunkt abkühlen zu können.<br />

Entropie in Lebewesen nimmt ab oder bleibt. Sie nimmt erst dann zu, wenn das Lebewesen<br />

stirbt.<br />

Ohne Energie zerfällt alles -> Entropie nimmt zu.<br />

Bsp. Ein Krokodil 8m Länge in einem Käfig 4m Länge.<br />

Krokodil wird nicht länger als 4m, egal ob sein Programm eigentlich 8m vorgesehen hat.<br />

-> Die Umwelt kann Einfluss nehmen auf die Entwicklung (auf das Programm eines<br />

Lebewesens).<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 5 / 70


Organismen leben von freier Energie, die sie ihrer Umgebung entziehen. Die freie Energie<br />

eines lebenden Systems ist diejenige Energie, die unter zellulären Bedingungen tatsächlich<br />

Arbeit verrichten kann. Die freie Energie (G) steht mit der inneren Energie (H) und mit der<br />

Entropie (S) in folgendem Zusammenhang: ∆G = ∆H - T∆S. Spontane Veränderungen<br />

gehen mit einer Abnahme an freier Energie einher (-∆G). In einer exergonischen<br />

(spontanen) Reaktion sind die Produkte ärmer an freier Energie als die Reaktanden (-∆G).<br />

Endergonische (unfreiwillige) Teilreaktionen erfordern Energiezufuhr (+∆G). Im zellulären<br />

Stoffwechsel werden exergonische Teilreaktionen benutzt, um endergonische anzutreiben<br />

(Energiekopplung). Die Zugabe von Ausgangsstoffen (Reaktanden) und das Entfernen von<br />

Stoffwechselprodukten verhindern, dass der Stoffwechsel das chemische Gleichgewicht<br />

erreicht. Es herrscht ein Fliessgleichgewicht.<br />

Lebende Systeme entziehen der Umgebung hochwertige Energie. Energie, die Arbeit leisten<br />

könnte => Freie Energie!!<br />

Freie Energie: G = H -TS<br />

G: freie Energie<br />

H: Enthalpie (innere Energie) eines Systems<br />

T: Temperatur in K<br />

S: Entropie<br />

(TS: Unordnung des Systems)<br />

Bei jeder spontanen Reaktion nimmt die freie Energie ab.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 6 / 70


3 Ein Rundgang durch die Zelle<br />

(Kapitel 7)<br />

Wie man Zellen untersucht<br />

Mikroskope eröffnen Einblicke in das Innenleben<br />

der Zellen<br />

Andere membranumhüllte Organellen<br />

Mitochondrien und Chloroplasten sind die<br />

hauptsächlichen Energiewandler der Zellen.<br />

Die Mitochondrien, bei Eukaryoten der Ort der<br />

Zellatmung, besitzen eine Aussenmembran und<br />

eine innere Membran, die zu Cristae gefaltet ist.<br />

Manche Reaktionen der Zellatmung finden in der<br />

von der Innenmembran umschlossenen Matrix statt,<br />

andere werden von Enzymen katalysiert, die in die<br />

Innenmembran eingebettet sind.<br />

Chloroplasten enthalten Chlorophyll und andere<br />

Pigmente, die an der Photosynthese mitwirken. Die<br />

beiden Chloroplastenmembranen schliessen das<br />

flüssige Stroma ein, in dem die zu Stapeln (Grana)<br />

aufgeschichteten Thylakoide liegen.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 7 / 70


4 Membranen: Struktur und Funktion<br />

(Kapitel 8)<br />

Struktur biologischer Membranen<br />

Membranmodelle entwickeln sich aufgrund neuer Befunde weiter. An die Stelle des Davson-<br />

Danielli-Modells, in dem die Proteine auf beiden Seiten der Lipiddoppelschicht lagen, trat<br />

das Flüssig-Mosaik-Modell:<br />

Membranen sind dynamisch. Sie können wandern. Modell einer Biomembran:<br />

Biomembranen sind ein strukturelles und funktionelles Mosaik. Die integralen Membranproteine<br />

sind in die Lipiddoppelschicht eingelagert, periphere Membranproteine stehen in<br />

Kontakt mit ihrer Oberfläche. Innen- und Aussenseite der Membran sind unterschiedlich<br />

zusammengesetzt. Zu den Funktionen der Membranproteine gehören Transport, Enzymaktivität,<br />

Signalübertragung, Verbindungen zu anderen Zellen, Zell-Zell-Erkennung sowie die<br />

Verknüpfung mit dem Cytoskelett und der extrazellulären Matrix.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 8 / 70


Membrangebundene Kohlenhydrate sind wichtig für die Zell-Zell-Erkennung. Mit den Proteinen<br />

und Lipiden auf der Aussenseite der Membran sind kurze Zuckerketten verknüpft, die<br />

dort mit den Oberflächenmolekülen anderer Zellen in Wechselwirkung treten können.<br />

Stofftransport durch biologische Membranen<br />

Der molekulare Aufbau einer Biomembran führt zu selektiver Permeabilität. Jede Zelle muss<br />

kleine Moleküle und Ionen mit ihrer Umgebung austauschen. Dieser Vorgang wird von der<br />

Plasmamembran gesteuert. Hydrophobe Substanzen sind fettlöslich und passieren die<br />

Membran sehr schnell. Polare Moleküle und Ionen können sie in der Regel nur mithilfe besonderer<br />

Transportproteine durchqueren.<br />

Wassermolekül, Polare<br />

Moleküle, Ionen<br />

Transportprotein<br />

Passiver Transport ist Diffusion von Teilchen durch eine Membran. Diffusion ist die spontane<br />

Wanderung einer Substanz entlang ihres Konzentrationsgefälles.<br />

Diffusion einer gelösten Substanz:<br />

Die Poren der Membran sind so gross, dass Farbstoffmoleküle sie passieren können. Der<br />

Farbstoff diffundiert von dem Bereich mit höherer zu dem mit niedrigerer Konzentration. Am<br />

Ende steht ein Fliessgleichgewicht: Die gelösten Moleküle durchqueren weiterhin die Membran,<br />

aber mit gleicher Häufigkeit in beide Richtungen.<br />

Rot = Farbstoff<br />

Blau = Wasser<br />

Hier entsteht eine Diffusion. =<br />

homogene Verteilung auf beiden<br />

Seiten.<br />

Brown’sche Molekularbewegung ist eine Funktion der Temperatur und Bewegung. (Bei<br />

absolutem 0-Punkt bewegt sich gar nichts mehr).<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 9 / 70


Osmose ist der passive Transport von Wassermolekülen. Zwei unterschiedliche konzentrierte<br />

Zuckerlösungen sind durch eine poröse Membran getrennt, die für das Lösungsmittel<br />

(Wasser) durchlässig, für die gelöste Substanz (Zucker) aber undurchlässig ist. Das Wasser<br />

diffundiert von der hypotonischen zur hypertonischen Lösung in dem Bestreben, diese zu<br />

verdünnen. Durch diesen passiven Transport des Wassers, auch Osmose genannt, vermindert<br />

sich der Unterschied der Zuckerkonzentration. Das aufgrund des „osmotischen<br />

Drucks“ in den rechten Schenkel des Gefässes eindringende Wasser lässt dort den Flüssigkeitsspiegel<br />

gegen den „hypostatischen Druck“ steigen, bis es zu einem Gleichgewicht<br />

kommt.<br />

Das Überleben der Zellen hängt von einem ausgeglichenen Wasserhaushalt ab. Zellen ohne<br />

Zellwände (zum Beispiel Tierzellen und manche Protisten) sind gegenüber ihrer Umgebung<br />

isotonisch oder besitzen Anpassungen zur Osmoseregulation. Bei den Zellen der Pflanzen,<br />

Pilze und mancher Protisten verhindert die elastische Zellwand, dass sie in einem hypotonischen<br />

Milieu platzen.<br />

Tierzelle:<br />

Einer Tierzelle geht es im isotonischen Milieu am besten, es sei denn, sie kann durch<br />

besondere Anpassungen der osmotischen Aufnahme von Wasser entgegenwirken.<br />

Pflanzenzelle:<br />

Pflanzenzellen sind in der Regel prall geschwollen in hypotonischem Milieu am gesündesten;<br />

einer übermässigen Wasseraufnahme wirkt der Druck der elastischen Zellwand<br />

entgegen.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 10 / 70


Spezifische Proteine erleichtern den passiven Transport des Wassers und ausgewählter<br />

gelöster Substanzen. (erleichterte Diffusion)<br />

Bei der erleichterten Diffusion beschleunigt ein Transportprotein die Wanderung des<br />

Wassers oder einer gelösten Substanz durch die Membran entlang ihres<br />

Konzentrationsgefälles.<br />

Aktiver Transport ist das Pumpen eines gelösten Stoffes entgegen seinem<br />

Konzentrationsgefälle. Diese Tätigkeit verrichten spezielle Membranproteine unter Aufwand<br />

von Energie, die sie in der Regel aus ATP beziehen.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 11 / 70


Manche Ionenpumpen erzeugen an der Membran ein elektrisches Potenzial. Ionen können<br />

sowohl einen chemischen Gradienten haben (das heisst ein Konzentrationsgefälle), als auch<br />

einen elektrischen Gradienten (ein Spannungsgefälle). Gemeinsam bilden diese Kräfte den<br />

elektrochemischen Gradienten, der über die Diffusionsrichtung von Ionen bestimmt.<br />

Elektrogene Pumpen wie die Natrium-Kalium-Pumpe oder die Protonenpumpe sind Transportproteine,<br />

die elektrochemische Gradienten aufbauen.<br />

Elektrogene Pumpen<br />

Die wichtigsten elektrogenen Pumpen der Pflanzen, Pilze und Bakterien, sind Membranproteine,<br />

die an der Membran durch Ladungstrennung eine elektrische Spannung aufbauen<br />

und so Energie speichern. Mit ATP als Energiequelle verschiebt die Potonenpumpe positive<br />

Ladungen in Form von Protonen. Elektrisches Membranpotenzial und Protonenkonzentrationsgradient<br />

sind eine doppelte Energiequelle, die sich die Zelle als elektrochemischer Gradient<br />

zum Antrieb anderer Vorgänge zunutze machen kann.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 12 / 70


5 Zellatmung: Gewinnung chemischer Energie<br />

(Kapitel 9)<br />

Prinzipien der Energiegewinnung<br />

Chemische Elemente, die für das Leben wichtig sind, werden durch Zellatmung und Photosynthese<br />

wieder verwertet. Für die Energie gilt das aber nicht.<br />

Zellatmung und Gärung sind katabole (Energie liefernde) Reaktionswege. Der Abbau der<br />

Glucose sowie anderer organischer Betriebsstoffe ist exergonisch und liefert Energie für die<br />

ATP-Synthese. (ATP = Adenosintriphosphat)<br />

C6H12O6 + 6 O2 -> 6 CO2 + 6 H2O<br />

Pflanzen geben O2 und Zucker an<br />

Menschen und Tiere.<br />

Menschen und Tiere geben CO2 und<br />

H2O an Pflanzen.<br />

Die Zellatmung ist räumlich und zeitlich von der Photoynthese getrennt.<br />

Zusammenhang der Reaktionen in Chloroplasten und Mitochondrien:<br />

Organische Moleküle wie Zucker<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 13 / 70


Die Zellen müssen das ATP regenerieren, das sie bei ihren Aktivitäten verbrauchen.<br />

Das ATP überträgt Phosphatgruppen auf verschiedene Substrate und regt sie so dazu an,<br />

Arbeit zu leisten. Damit eine Zelle dauerhaft funktionieren kann, muss sie das ATP wieder<br />

herstellen. Die Zellatmung, die von Glucose oder anderen organischen Betriebsstoffen<br />

ausgeht und O2 verbraucht, liefert H2O, CO2 sowie Energie in Form von ATP und Wärme.<br />

Ablauf der Zellatmung<br />

Zellatmung ist der Funktionskomplex aus Glykolyse, Citratzyklus und Atmungskette.<br />

Glykolyse und Citratzyklus schleusen Elektronen über das NADH in die Atmungskette (eine<br />

Elektronentransportkette) ein, und diese treibt die oxidative Phosphorylierung an. Die Glykolyse<br />

findet im Cytosol statt, der Citratzyklus in der Mitochondrienmatrix. Die Atmungskette<br />

ist in die innere Mitochondrienmembran eingelagert.<br />

Das NADH trägt die energiereichen Elektronen, die den Substratmolekülen in Glykolyse und<br />

Citratzyklus entzogen wurden, zur Atmungskette, die in die innere Mitochondrienmembran<br />

eingebettet ist. Der gelbe Pfeil zeigt in diesem Schema den Weg der Elektronen bis zum<br />

„unteren“ Ende der Kette, wo sie auf Sauerstoff übertragen werden und dadurch Wasser<br />

entsteht. Während ein Komplex die Elektronen aufnimmt und dann wieder abgibt, pumpt er<br />

Protonen aus der Mitochondrienmatrix in den Intermembranraum (rote Pfeile). Die aus den<br />

Nährstoffen gewonnene Energie wird also hier in eine protonenmotorische Kraft umgesetzt,<br />

die sich aus dem aufgebauten H + -Gradienten und dem Membranpotenzial zusammensetzt.<br />

Die Protonen vollenden ihren Kreislauf, indem sie ihrem Konzentrationsgradienten folgend<br />

durch einen H + -Kanal in der ATP-Synthase fliessen, die als weiterer Proteinkomplex in der<br />

Membran liegt. Die ATP-Synthase nutzt die protonenmotorische Kraft, um ADP zu ATP zu<br />

phosphorylieren. Den Mechanismus dieser Energiekopplung bezeichnet man als Chemiosmose:<br />

Chemische Energie wird zum Aufbau eines osmotischen Gradienten verwendet, mit<br />

dem dann Arbeit geleistet wird.<br />

Wichtig:<br />

Photophosylierung, Atmungskettenphosphorylierung und Substratkettenphosphorylierung<br />

führen alle zu ATP. Diese finden nur in lebenden Systemen statt.<br />

Chemiosmotische Theorie<br />

Die chemiosmotische Theorie ist ein Prozess in einer Membran bei der ein Elektronentransport<br />

erfolgt und Protonen durch die Membrantransportiert (innen -> aussen). Zusätzlich transportiert ein<br />

Enzym die Protonen zurück und bildet aus der gewonnenen Energie ATP. (Siehe Bild oben)<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 14 / 70


6 Photosynthese<br />

(Kapitel 10)<br />

Energie:<br />

autotroph<br />

Die Photosynthese im Gesamtbild der Natur<br />

Pflanzen und andere autotrophe Organismen sind die Primärproduzenten der Biosphäre.<br />

Autotrophe Lebewesen ernähren sich ohne organische Moleküle aufzunehmen. Photoautotrophe<br />

Organismen nutzen die Energie aus dem Sonnenlicht, um aus CO2 und H2O<br />

organische Moleküle zu synthetisieren (z.B. Pflanzen). Heterotrophe Lebewesen beziehen<br />

Energie und Kohlenstoff aus den organischen Molekülen anderer Organismen. (z.B. der<br />

Mensch)<br />

Chloroplasten sind bei Pflanzen die Orte der Photosynthese. Bei autotrophen Eukaryoten<br />

läuft die Photosynthese in den Chlorplasten ab, Organellen mit Thylakoidmembranen, die<br />

den Thylakoidinnenraum vom Stroma des Chloroplasten trennen. Die Thylakoide sind zu<br />

Grana gestapelt.<br />

Elektronentransport<br />

(führt später zum<br />

Calvin Zyklus)<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 15 / 70<br />

+ P<br />

Thylakoid<br />

Grana


Die Zelle verwendet die Protonen, um einen Protonengradienten aufzubauen. Der Aufbau<br />

eines Gradienten kostet Energie, es handelt sich um einen endothermen Vorgang. Aber die<br />

Elektronentransportkette liefert ja genug Energie. Wenn die Elektronen bergab fliessen (Elektronentransport),<br />

reicht die dabei frei werdende Energie aus, um Protonen bergauf zu transportieren.<br />

Es bildet sich so ein Protonengradient.<br />

Und ein Protonengradient ist nichts anderes als gespeicherte Energie: wenn die Protonen<br />

nun durch ein spezielles Enzym in Richtung des Protonengefälles fliessen, kann nebenbei<br />

ATP hergestellt werden.<br />

Ziel ist es einen Protonengradienten aufzubauen.<br />

Ablauf (chemiosmotische Theorie)<br />

1. Licht<br />

2. Elektronentransport<br />

3. Protonentransport und Aufbau eines Protonengradienten<br />

4. ADP + Phosphat -> ATP<br />

Die Reaktionswege der Photosynthese<br />

Nachdem man wusste, dass Chloroplasten Wassermoleküle spalten, konnte man Atome<br />

durch die Photosynthese verfolgen.<br />

Die Summengleichung der Photosynthese lautet:<br />

6 CO2 + 6 H2O -> C6H12O6 + 6 O2<br />

Wie man aus Experimenten weiss, wird das Wasser im Chloroplasten zu Wasserstoff und<br />

Sauerstoff gespalten, und die Elektronen des Wasserstoffs gehen in die Bindungen der<br />

Zuckermoleküle ein. Die Photosynthese ist ein Redoxvorgang: H2O wird oxidiert, CO2 wird<br />

reduziert.<br />

Die Lichtreaktionen und der Calvin-Zyklus wirken zusammen und setzen Lichtenergie in die<br />

chemische Energie der Nährstoffe um. Durch die Lichtreaktionen in den Grana entsteht ATP,<br />

und Wasser wird gespalten; dabei wird O2 frei, und durch Übertragung der Elektronen vom<br />

Wasser auf NAD + bildet sich NADPH. Der Calvin-Zyklus im Stroma bildet Zucker aus CO2,<br />

wobei ATP die Energie liefert und NADPH das Reduktionsmittel darstellt.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 16 / 70


Die Lichtreaktionen verwandeln Sonnenenergie in die chemische Energie von ATP und<br />

NADPH. Bei den Lichtreaktionen wird Sonnenenergie in chemische Energie umgewandelt.<br />

Das vom Chlorophyll absorbierte Licht treibt die Übertragung von Protonen und Elektronen<br />

vom Wasser auf den Akzeptor NADP + an, bei diesem Vorgang wird Wasser gespalten.<br />

Zusätzlich erzeugen die Lichtreaktionen ATP.<br />

Warum Blätter grün sind: Die Wechselwirkung von Licht und Chloroplasten. Die Pigmente<br />

der Chloroplasten schlucken (absorbieren) blaues und rotes Licht; diese Farben sind in der<br />

Photosynthese am wirksamste. Grünes Licht wird von den Pigmenten zurückgeworfen<br />

(reflektiert) oder durchgelassen (transmittiert); deshalb sehen Blätter grün aus.<br />

Chlorophyll Moleküle in den Thylakoid<br />

absorbieren Licht einer ganz bestimmten<br />

Wellenlänge, aber nicht das Grüne, das lassen<br />

sie durch.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 17 / 70


Im Calvin-Zyklus dienen ATP und NADPH dazu, Zucker aus CO2 herzustellen<br />

Ebenfalls wird der Calvin-Zyklus auch Dunkelreaktion genannt.<br />

Zusammenwirken von Lichtreaktionen und Calvin-Zyklus<br />

Grundlage der Photosynthese ist das Wechselspiel von zwei Reaktionsfolgen:<br />

Lichtreaktionen und Calvin-Zyklus. Das Chlorophyll und die anderen Moleküle, die für die<br />

Lichtreaktionen sorgen, sind in die Thylakoidmembran eingelagert. Die Enzyme, die den<br />

Calvin-Zyklus katalysieren, liegen dagegen im Stroma. Nachdem das Chlorophyll zunächst<br />

Licht aufgenommen hat, wandeln die Lichtreaktionen die Lichtenergie in chemische Energie<br />

in Form von ATP und NADPH um. Das ATP liefert die Energie für den Calvin-Zyklus, in dem<br />

Kohlendioxid zu Zucker umgesetzt wird, und das NADPH steuert dazu die notwendigen.<br />

Elektronen bei. Das ADP und das NADP + , die den Calvin-Zyklus verlassen, werden wieder<br />

in die Lichtreaktionen eingeschleust und dort zu ATP und NADPH regeneriert.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 18 / 70


7 Reproduktionsbiologie, Der Zellzyklus<br />

(Kapitel 12)<br />

Die Schlüsselfunktionen der Zellteilung<br />

Die Zellteilung dient zu Vermehrung, Wachstum und Regeneration. Einzellige Lebewesen<br />

vermehren sich durch Zellteilung. Vielzeller sind auf sie angewiesen, um sich aus der<br />

befruchteten Eizelle zu entwickeln, zu wachsen und sich bei Schäden zu regenerieren.<br />

Durch die Zellteilung werden gleichartige Chromosomensätze auf die<br />

Tochterzellen verteilt. Bei Eukaryoten gliedert sich die Zellteilung in die<br />

Mitose (Kernteilung) und die Cytokinese (Teilung des Cytoplasmas).<br />

Die DNA ist auf Chromosomen verteilt, sodass die Eukaryoten-zelle<br />

ihre riesige DNA-Menge leichter verdoppeln und aufteilen kann. Die<br />

Chromosomen bestehen aus Chromatin, einem Komplex aus DNA und<br />

Protein, der in der Mitose konden-siert. Bei der Verdoppelung<br />

entstehen aus jedem Chromosom zwei identische Schwesterchromatiden.<br />

Diese trennen sich in der Mitose und werden zu den<br />

Chromosomen der neuen Tochterzellen.<br />

Biogenese: Leben entsteht aus Leben<br />

Information für den Bau eines Lebewesens (= Erbinformation) ist im<br />

Zellkern lokalisiert. Grundlage für Fortpflanzung, Wachstum und<br />

Vermehrung ist die Weitergabe der ganzen Erbinformation. Die<br />

Weitergabe der Erbinformation erfolgt auf der Ebene der Zelle (Bild).<br />

Teilung<br />

Wachstum<br />

Teilung<br />

Klon<br />

Bei der Teilung der Zelle entstehen zwei identische Nachkommen. Diesen Vorgang der<br />

unveränderten und ganzheitlichen Weitergabe der Erbinformation nennen wir:<br />

vegetative, asexuelle, ungeschlechtliche Fortpflanzung.<br />

Ein Lebewesen, dass sich vegetativ fortpflanzt erzeugt einen Klon (Gruppe, identischer<br />

Lebewesen. Kann zu Mutationen führen).<br />

Es gibt auch etliche vielzählige Lebewesen, die sich vegetativ fortpflanzen:<br />

- Knospung (Hydra)<br />

- Ausläufer (Himbeere mit neuer Knospe)<br />

- Knollen (von Kartoffeln)<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 19 / 70


Zelle<br />

In allen eukaryotischen Zellen wird die DNS in Stücke geschnitten / unterteilt.<br />

Jede Art (Spezies) hat eine spezifische Anzahl Chromosomen.<br />

Beispiel:<br />

Art Anz. Chromosomen DNS-Länge<br />

Mensch 46 102 cm<br />

Hausmaus 40 102 cm<br />

Taufliege 8 6 cm<br />

Lilie 24 10200 cm<br />

Die Weitergabe des Genoms nennt man Replikation (Verdoppelung, kopieren).<br />

Der Vorgang im Zellkern, der zur Verdoppelung (Replikation) der Erbinformation führt nennt<br />

man Mitose.<br />

Zellzyklus und Mitose<br />

Im Zellzyklus wechseln Mitosephase und Interphase ab. Mitose und Cytokinese bilden die<br />

M-(Mitose-)Phase des Zellzyklus. Zwischen den Teilungen befindet sich die Zelle in der<br />

Interphase, die sich in G1-, S- und G2-Phase gliedert. Die Zelle wächst während der gesamten<br />

Interphase, die DNA wird aber nur in der S-(Synthese-)Phase verdoppelt. Die Mitose<br />

läuft ohne Unterbrechungen ab.<br />

Phasen der Mitose:<br />

- Prophase<br />

- Prometaphase<br />

- Metaphase<br />

- Anaphase<br />

- Telophase<br />

Erbinformation = Genom<br />

Zellkern<br />

Zellplasma<br />

Zellmembran<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 20 / 70


Prophase<br />

In der Prophase spielen sich in Zellkern und Cytoplasma Veränderungen ab. Im Zellkern<br />

winden sich die Chromatinfasern dichter zusammen und kondensieren zu einzelnen, lichtmikroskopisch<br />

erkennbaren Chromosomen. Jedes verdoppelte Chromosom ist als Paar<br />

verbundener Schwesterchromatiden zu erkennen. Im Cytoplasma bildet sich die Mitosespindel.<br />

Sie besteht aus Mikrotubuli, die von den beiden Centrosomen ausgehen. Die<br />

Centrosomen rücken auseinander, angetrieben offenbar von den länger werdenden Pol-<br />

Mikrotubuli zwischen ihnen, die sie auf der Oberfläche des Zellkerns entlang schieben.<br />

Chromosom<br />

Chromosomen bestehen aus zwei Schwesterchromatiden.<br />

Mitosespindel: Fäden bestehen aus Mikrotubuli<br />

Prometaphase<br />

Während der Prometaphase zerfällt die Kernhülle. Nun können die Mikrotubuli der Spindel in<br />

den Kernbereich hineinwachsen und mit den Chromosomen, die mittlerweile noch stärker<br />

kondensiert sind, in Wechselwirkung treten. Von beiden Polen erstrecken sich Mikrotubulibündel<br />

bis zur Mitte der Zelle. Die Chromatiden der einzelnen Chromosomen besitzen<br />

jeweils ein Kinetochor, eine spezialisierte Struktur im Centromerbereich. Manche Mikrotubuli<br />

heften sich an die Kinetochore und veranlassen die Chromosomen zu ruckartigen Bewegungen.<br />

Diejenigen Mikrotubuli, die nicht an den Kinetochoren verkehrt sind (Pol-Mikrotubuli),<br />

treten mit solchen vom gegenüberliegenden Zellpol in Wechselwirkung.<br />

Centrosomen bewegen sich zu den<br />

Polen. Mikrotubuli haben an Centromere<br />

(Kinetochor) angedockt und schieben<br />

nun die Chromosomen weg.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 21 / 70


Metaphase<br />

Die Centrosomen befinden sich jetzt an den beiden Zellpolen. Die Chromosomen finden sich<br />

zur Metaphaseplatte zusammen, einer Ebene, die von beiden Zellpolen gleich weit entfernt<br />

ist. Alle Centromere der Chromosomen liegen in der Metaphaseplatte. In jedem Chromosom<br />

sind die Kinetochore der beiden Schwesterchromatiden über Mikrotubuli mit den beiden<br />

Zellpolen verbunden. Den gesamten Mikrotubuliapparat bezeichnet man wegen seiner Form<br />

als Mitosespindel.<br />

Anaphase<br />

Die Anaphase beginnt sehr plötzlich: Die Centromere der einzelnen Chromosomen trennen<br />

sich, so dass die Schwesterchromatiden schliesslich freikommen. Die ehemaligen Chromosomenhälften,<br />

die jetzt eigenständige Chromosomen sind, wandern in Richtung der beiden<br />

Zellpole, wobei sich ihre Kinetochor-Mikrotubuli verkürzen. Da diese Mikrotubuli am Centromer<br />

angeheftet sind, wandern die Chromosomen mit dem Centromer voran mit etwa 1<br />

µm/min. Gleichzeitig werden die Pol-Mikrotubuli länger, und die Zellpole rücken auseinander.<br />

Am Ende der Anaphase befindet sich an jedem Zellpol der gleiche, vollständige<br />

Chromosomensatz.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 22 / 70


Telophase und Cytokinese<br />

In der Telophase verlängern sich die Pol-Mikrotubuli noch weiter, und an den Zellpolen<br />

bilden sich die Tochterzellkerne. Aus den Fragmenten der ursprünglichen Kernhülle und<br />

anderen Teilen des inneren Membransystems entstehen zwei neue Kernhüllen, und die<br />

Chromatinfasern der Chromosomen lockern ihre Spiralisierung, auch dies eine Umkehr der<br />

Vorgänge in der Prophase und Prometaphase. Die Mitose, das heisst die Teilung des<br />

Zellkerns in zwei gleichartige Tochterzellen, ist damit abgeschlossen. In der Regel hat<br />

mittlerweile auch die Cytokinese - die Teilung des Cytoplasmas - bereits begonnen, so dass<br />

kurz nach dem Ende der Mitose auch die beiden Tochterzellen fertig sind. Bei Tierzellen<br />

bildet sich während der Cytokinese eine Teilungsfurche, die durch Abschnüren für die<br />

Teilung sorgt.<br />

Die Mitosespindel verteilt die Chromosomen auf die Tochterzellen<br />

Die Mitosespindel, ein Apparat aus Mikrotubuli, lenkt in der Mitose die Bewegung der<br />

Chromosomen. Die Spindel geht von den Centrosomen aus, Organellen in der Nähe des<br />

Zellkerns, die bei Tierzellen die Centriolen enthalten. Mikrotubuli der Spindel heften sich an<br />

die Kinetochore der Chromatiden und dirigieren die Chromosomen in die Metaphaseplatte.<br />

In der Anaphase trennen sich die Schwesterchromatiden und wandern zu den Zellpolen.<br />

Mithilfe von Motorproteinen bewegen sich die Kinetochore an den kürzer werdenden Mikrotubuli<br />

entlang. Gleichzeitig gleiten Mikrotubuli, die von den Zellpolen ausgehen und nicht mit<br />

Kinetochoren verbunden sind (so genannte Pol-Mikrotubuli), aneinander vorbei und verleihen<br />

der Zelle eine längliche Form. In der Telophase bilden sich an den Zellpolen die Kerne<br />

der Tochterzellen.<br />

In der Cytokinese teilt sich das Cytoplasma<br />

Auf die Mitose folgt in der Regel die Cytokinese, die bei Tieren mithilfe einer Teilungsfurche<br />

und bei Pflanzen durch Ausbildung der Zellplatte erfolgt.<br />

Tierzelle<br />

Cytoplasma wird aufgeschnürt.<br />

In animals cells, cytokinesis<br />

begins with the formation of a<br />

cleavage furrow. At the site of<br />

the furrow, a ring of microfilaments<br />

contracts, much like<br />

the pulling of drawstrings. The<br />

cell is pinched in two, creating<br />

two identical daughter cells.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 23 / 70


Pflanzenzelle<br />

Mauer wird in der Mitte gemacht.<br />

Nach der Cytokinese beginnen die Zellen zu wachsen. (Aufnahme von Nährstoffen,<br />

Stoffwechsel, etc.)<br />

Falls sich die Zelle erneut teilt (in eine nächste Phase eintritt) wird die Wachstumsphase<br />

unterbrochen von einer Phase der DNS-Synthese (Replikation). Nach Ende der<br />

Teilungsphase beginnt die Zelle erneut zu wachsen. Siehe Zellzyklus!<br />

Die Mitose der Eukaryoten hat sich vermutlich aus der Zweiteilung der Bakterien entwickelt.<br />

Bei der Zweiteilung der Bakterien werden die Tochterchromosomen durch einen nicht genau<br />

geklärten Mechanismus auseinander gezogen.<br />

Die Kontrolle des Zellzyklus<br />

Ein molekulares Kontrollsystem treibt den Zellzyklus an. Als Uhrwerk für die Mitose dienen<br />

zyklische Veränderungen regulatorischer Proteine. Die entscheidenden Moleküle sind<br />

Cyclin-abhängige Kinasen (Cdks), Komplexe aus Cyclinen (deren Konzentration im Laufe<br />

des Zellzyklus zunimmt) und spezifischen Proteinkinasen, die nur dann aktiv sind, wenn sie<br />

sich mit einem Cyclin verbunden haben.<br />

Zur Regulation des Zellzyklus tragen innere und äussere Signale bei. An Zellkulturen konnte<br />

man die molekularen Einzelheiten der Zellteilung untersuchen. Sowohl innere Signale, die<br />

beispielsweise von den noch nicht mit der Spindel verbundenen Kinetochoren ausgehen, als<br />

auch äussere − beispielsweise Wachstumsfaktoren − greifen über Signalübertragungswege<br />

an den Kontrollpunkten in den Zellzyklus ein. Die dichteabhängige Hemmung ist unter<br />

anderem mit einem Mangel an Wachstumsfaktoren zu erklären.<br />

G0-Phase<br />

(Ruhephase)<br />

Zellen, die<br />

sich nicht<br />

mehr teilen,<br />

werden hier<br />

festgehalten<br />

In plant cells, cytokinesis begins<br />

when membrane-enclosed vesicles<br />

collect in the middle of the cell. The<br />

vesicles fuse, forming a large sac<br />

called the cell plate. The cell plate<br />

grows outward until its membrane<br />

fuses with the plasma membrane,<br />

separating the two daughter cells.<br />

The cell plate's contents join the<br />

parental cell wall. The result is two<br />

daughter cells, each bounded by<br />

its own continuous plasma<br />

membrane and cell wall.<br />

Regulation<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 24 / 70


Beispiele von Zellzyklus-Regulation:<br />

Zellkultur:<br />

Tierische Zellen teilen sich nur, wenn sie einen Untergrund haben. (= Haftungsabhängigkeit).<br />

Wenn eine Zellschicht ausgebildet ist hören die Teilungen auf. (= Dichteabhängigkeit).<br />

-> Nachbarzelle sendet „Stoppsignal“.<br />

Weitere Ursachen bzw. Regulationssignale für Teilungsstopp könnten sein:<br />

- Ungenügende Nährstoffkonzentration oder -zusammensetzung<br />

- Giftstoffe etc. (innere Gründe, Genom)<br />

- Chemikalien, Strahlen<br />

Die Zellzyklusregulation kann auch genetisch bedingt sein. Beispiele:<br />

- Nervenzellen: stoppen Teilung ganz und irreversibel<br />

- Leberzellen: können nach langer Ruhephase sich wieder teilen.<br />

- Hautzellen: Teilen sich lebenslang.<br />

Defekte in der Zellzyklus-Regulation führen zu Krebszellen!<br />

Krebszellen haben sich von der Kontrolle des Zellzyklus befreit. Krebszellen entziehen sich<br />

der normalen Steuerung und teilen sich unkontrolliert, sodass ein Tumor entsteht. Bösartige<br />

Tumore wandern in umgebendes Gewebe ein und können metastasieren, das heisst, sie<br />

entlassen Krebszellen in andere Körperteile.<br />

Benigner Tumor (gutartig):<br />

Bleibt an einem Ort und kann man wegschneiden.<br />

Maligner Tumor (bösartig):<br />

Bilden Ableger (= Metastase), kann man nichts machen, führt zum Tode.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 25 / 70


8 Reproduktionsbiologie, sexuelle Entwicklungszyklen<br />

(Kapitel 13)<br />

Bei der Fortpflanzung erhalten die Nachkommen die Erbinformation der Eltern.<br />

Die Erbinformation ist in Stücke aufgeteilt und kondensiert (verdichtet) in den Chromosomen.<br />

Bei der Fortpflanzung werden also Chromosomen auf die Nachkommen übertragen.<br />

Bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung werden die Chromosomen kopiert und alle<br />

Nachkommen erhalten einen identischen und vollständigen Satz Chromosomen.<br />

Die Nachkommen einer ungeschlechtlichen Fortpflanzung sind identische Kopien der Eltern.<br />

Bei der geschlechtlichen (sexuellen) Fortpflanzung werden die Erbinformationen (Genome)<br />

zweier Eltern zusammengeführt und anschliessend kopiert und aufgeteilt.<br />

Eine Einführung in die Vererbungslehre<br />

Die Nachkommen erhalten ihre Gene von den Eltern, indem sie deren Chromosomen erben.<br />

Genetik ist die Wissenschaft von der Vererbung. Sie untersucht Konstanz und Variabilität<br />

von Merkmalen in der Generationenfolge. Das genetische Material besteht aus DNA,<br />

angeordnet in Genen. Jedes Gen liegt an einem definierten Ort (Locus) auf einem<br />

bestimmten Chromosom.<br />

Ganz die Mutter? Der Unterschied zwischen asexueller und sexueller Fortpflanzung.<br />

Bei der asexuellen (ungeschlechtlichen, vegetativen) Fortpflanzung erzeugt ein Elternteil<br />

ausschliesslich durch Mitosen eine genetisch identische Nachkommenschaft. Bei der<br />

sexuellen (geschlechtlichen, generativen) Fortpflanzung werden Gene von zwei<br />

verschiedengeschlechtlichen Eltern rekombiniert, wodurch eine genetisch abweichende<br />

Nachkommenschaft entsteht.<br />

Die Rolle der Meiose in sexuellen Entwicklungszyklen<br />

Befruchtung und Meiose alternieren bei sexuellen Entwicklungszyklen. Die normalen<br />

Somazellen des Menschen enthalten 46 Chromosomen, die Hälfte stammt vom Vater, die<br />

andere Hälfte von der Mutter. Jedes der 22 Autosomen des mütterlichen Satzes hat sein<br />

entsprechendes homologes Chromosom im väterlichen Satz. Das 23. Chromosomenpaar,<br />

die Geschlechtschromosomen, bestimmen das Geschlecht als weiblich (XX) oder männlich<br />

(XY). Die einfachen, haploiden (n) Chromosomensätze des Eies und des Spermiums<br />

vereinigen sich bei der Befruchtung, und es entsteht eine diploide (2n) Zelle, die Zygote.<br />

Diese entwickelt sich durch Mitosen zu einem vielzelligen Organismus. Bei geschlechtsreifen<br />

Individuen produzieren die Gonaden, also Ovarien und Hoden, durch den Vorgang der<br />

Meiose haploide (n) Gameten. Die verschiedenen sexuellen Entwicklungszyklen sind durch<br />

Unterschiede im Zeitpunkt der Meiose und Befruchtung charakterisiert. Vielzellige<br />

Organismen können diploid (wie die meisten Tiere) oder haploid sein (wie die meisten<br />

Pilze), oder es kommt zum Generationswechsel von haploiden und diploiden Stadien (wie<br />

bei vielen Pflanzen).<br />

Jede Körperzelle (somatische Zelle) des Menschen hat 46 Chromosomen. Die Hälfte der<br />

Chromosomen (= 23) stammen vom Vater, die andere Hälfte von der Mutter.<br />

Homologe Chromosomen sehen gleich aus, haben gleiche Länge, gleiches Bändermuster,<br />

gleiche Zentromerposition, etc.<br />

Wenn man die homologen Chromosomen paarweise und der Grösse nach anordnet erhält<br />

man das „Chromosomenbild“, den Karyotyp.<br />

Homologe Chromosomen tragen dieselben Gene an derselben Stelle im Bändermuster. Das<br />

heisst, Gene für dieselben Erbmerkmale (Augenfarbe, etc.)<br />

Alles sind homologe Chromosomen (nennt man Autosomen) ausser das Geschlechtschromosom<br />

(Y, X - Chromosomen).<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 26 / 70


Prozesse der Befruchtung und der Meiose<br />

Prozess der Meiose (Halbierung der Chromosomen):<br />

Vor jeder Befruchtung muss der Chromosomensatz halbiert werden. Der Prozess in dem der<br />

Chromosomensatz halbiert wird nennt man Meiose. Beim Menschen findet die Meiose im<br />

Eierstock respektive in den Hoden statt.<br />

Die Zellen in der Hode sind haploid.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 27 / 70


In der Meiose wird der diploide Chromosomensatz zum haploiden Status reduziert: Die<br />

Meiose setzt sich aus zwei Zellteilungen zusammen, Meiose I und Meiose II. Es entstehen<br />

vier Tochterzellen, von denen jede den halben Chromosomensatz der Ursprungszelle enthält.<br />

Die Meiose reduziert also den diploiden Chromosomensatz zum haploiden. Die Meiose<br />

unterscheidet sich von der Mitose durch eine Reihe typischer Ereignisse während der Meiose<br />

I.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 28 / 70


Interphase<br />

Chromosomen verdoppeln sich<br />

Der Meiose geht eine Interphase voraus, während der jedes Chromosom sein genetisches<br />

Material verdoppelt. Dieser Vorgang ist der Chromosomenreplikation vor der Mitose ähnlich.<br />

Aus jedem Chromosom gehen zwei genetisch identische Schwesterchromatiden hervor, die<br />

durch ihre Centromere miteinander verbunden sind. Die Centrosomen replizieren sich auch,<br />

wie in der Abbildung zu sehen ist.<br />

Ablauf der Meiose I<br />

Prophase I<br />

Homologe Chromosomen paaren und tauschen Stücke aus.<br />

Die meiotische Prophase I dauert länger und ist komplizierter als die Prophase der Mitose.<br />

Die Chromosomen beginnen sich zu verdichten, und die homologen Chromosomen - jede<br />

bestehend aus zwei Schwesterchromatiden - paaren sich. In diesem als Synapsis bezeichneten<br />

Vorgang verbindet eine Proteinstruktur - der Synaptonemal-Komplex - die homologen<br />

Chromosomen fest miteinander über die ganze Länge. Wenn der Synaptonemal-Komplex in<br />

der späteren Prophase verschwindet, wird jedes Chromosomenpaar im Mikroskop als Tetrade<br />

sichtbar, einem Komplex aus vier Chromatiden. Über das ganze Chromosom verteilt<br />

überkreuzen sich die Chromatiden homologer Chromosomen. Diese Überkreuzungen<br />

werden Chiasmata (Einzahl Chiasma) genannt. Die Chiasmata halten die homologen<br />

Chromosomenpaare bis zur Anaphase I zusammen. Einzelne Segmente werden an den<br />

Chiasmata ausgetauscht.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 29 / 70


Metaphase I<br />

Tetradenbildung<br />

Die Chromosomen sind nun auf der Metaphaseplatte angeordnet, und noch immer sind die<br />

Homologen gepaart. Die Kinetochor-Mikrotubuli des einen Zellpols sind mit je einem Chromosom<br />

jedes Paares verbunden, während Mikrotubuli des anderen Zellpols mit dem jeweils<br />

anderen Chromosom Kontakt aufnehmen.<br />

Je nach Anordnung der homologen Chromosomen entstehen unterschiedlich<br />

zusammengesetzte Gameten.<br />

homologe Paare Anz. Unterschiedlicher Gameten<br />

1 2^ 1 = 2<br />

2 2^ 2 = 4<br />

3 2^ 3 = 8<br />

23 2^ 23 = 8'388’608<br />

Anaphase I<br />

Homologe Chromosomen trennen sich<br />

Wie bei der Mitose transportiert der Spindelapparat die Chromosomen zu den Polen. Die<br />

Schwesterchromatiden bleiben jedoch über ihr Centromer miteinander verbunden und bewegen<br />

sich als eine Einheit zum selben Pol. Die homologen Chromosomen bewegen sich zum<br />

entgegengesetzten Pol. (Dies ist anders als während der Mitose. In der Mitose erscheinen<br />

die Chromosomen eher einzeln auf der Metaphaseplatte anstatt in Paaren, und es werden<br />

die Schwesterchromatiden jedes Chromosoms getrennt).<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 30 / 70


Telophase I und Cytokinese<br />

Zwei haploide Zellen bilden sich; die Chromosomen sind immer noch doppelt<br />

Der Spindelfaserapparat fährt fort, die homologen Paare zu<br />

trennen, bis die Chromosomen schliesslich die Zellpole<br />

erreichen. An jedem Pol sammelt sich nun ein haploider Satz,<br />

aber jedes Chromosom – die jetzt in Wirklichkeit nicht mehr<br />

einzeln zu erkennen sind – besteht immer noch aus zwei<br />

Chromatiden. Gewöhnlich ereignet sich die Cytokinese (die<br />

Teilung des Cytoplasmas) gleichzeitig mit der Telophase I,<br />

wobei zwei Tochterzellen gebildet werden. Bei Tierzellen<br />

entsteht durch Einschnüren der Plasmamembran eine<br />

Teilungsfurche, bei Pflanzenzellen erscheint eine Zellplatte.<br />

Bei einigen Arten dekondensieren die Chromosomen und<br />

sowohl Kernmembran als auch Nucleoli bilden sich wieder. In<br />

keinem Falle jedoch gibt es eine weitere Replikation<br />

genetischen Materials vor Abschluss der Meiose II.<br />

Meiose II<br />

Während einer weiteren Runde der Zellteilung trennen sich schliesslich die Schwesterchromatiden;<br />

es bilden sich vier haploide Tocherzellen, die jeweils ein Chromosom<br />

enthalten.<br />

Prophase II<br />

Es bildet sich ein neuer Spindelapparat, und die Chromosomen bewegen sich zur<br />

Metaphaseplatte.<br />

Metaphase II<br />

Die Chromosomen ordnen sich auf der Metaphaseplatte an wie bei der Mitose, wobei die<br />

Kinetochore der Schwesterchromatiden jedes Chromosoms zu entgegengesetzten Polen<br />

zeigen.<br />

Anaphase II<br />

Die Schwesterchromatiden trennen sich am Centromer und bewegen sich zu<br />

entgegengesetzten Zellpolen. Sie sind nun zu individuellen Chromosomen geworden.<br />

Telophase II und Cytokinese<br />

An den beiden Zellpolen beginnen sich die Kerne zu bilden, und es findet die Cytokinese<br />

statt. Es sind nun vier Tocherzellen vorhanden, wovon jede einen haploiden<br />

Chromosomensatz trägt.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 31 / 70


Unterschiede zwischen Mitose und Meiose<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 32 / 70


Ursprünge genetischer Variabilität<br />

Sexuelle Entwicklungszyklen bewirken eine genetische Variabilität der Nachkommen.<br />

Die sexuellen Prozesse, die zur genetischen Variabilität einer Population beitragen, sind die<br />

freie Kombination von Chromosomen bei der Meiose I, das Crossing-over zwischen homologen<br />

Chromosomen während der Meiose I und die Zufälligkeit der Befruchtung eines Eies<br />

durch ein Spermium.<br />

Durch die Trennung der Schwesterchromatiden können genetisch neu Gameten entstehen<br />

durch das crossing-over.<br />

Evolutionäre Anpassung beruht auf der genetischen Variabilität einer Population.<br />

Die genetische Variabilität unter den Mitgliedern einer Population ist das Rohmaterial für die<br />

Evolution durch natürliche Selektion. Sexuelle Rekombination und Mutation sind die beiden<br />

Prozesse, die genetische Variabilität erzeugen.<br />

Fazit<br />

Genetische Variabilität entsteht durch:<br />

Rekombination der Chromosomen bei der Anordnung der Homologenpaare.<br />

Rekombination von Chromosomenabschnitten durch crossing-over.<br />

Zufälliges Zusammenkommen der Gameten bei der Befruchtung.<br />

2 23 Varianten von Samenzellen<br />

2 23 Varianten von Eizellen<br />

=> 2 46 mögliche Kombinationen von Zygoten (ca. 70'000 Mia. Ohne crossing-over)<br />

Wenn wir das crossing-over noch hinzunehmen nimmt die genetische Variabilität noch mehr zu.<br />

Man darf sicher sagen, dass zwei Menschen theoretisch mehr als 100 Billionen Varianten zeugen<br />

könnten.<br />

Sinn der sexuellen Fortpflanzung ist die Erzeugung einer grossen genetischen Variabilität.<br />

Die genetische Variabilität ist die Grundlage der Evolution!!<br />

Bei der asexuellen Fortpflanzung können schnell alle sterben, da alle gleich sind. Bei der sexuellen<br />

Fortpflanzung wird bestimmt ein Teil überleben, da sie nicht gleich sind. (Umwelteinflüsse wirken<br />

auf sie ein, Selektion).<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 33 / 70


9 Mendel und der Genbegriff<br />

(Kapitel 14)<br />

Gregor Mendels Entdeckungen<br />

Mendel führte das Experiment und die quantitative Auswertung in die Genetik ein.<br />

Die Gesetze, die von Gregor Johann Mendel im Jahre 1865 aufgestellt wurden, gehören in<br />

den Bereich der Vererbungslehre oder auch Genetik. Mit ihnen konnte Mendel als einer der<br />

ersten erklären, nach welchem Muster Eigenschaften der Eltern an ihre Nachkommen<br />

weitergegeben werden – dies bezieht sich sowohl auf Pflanzen, als auch auf Tiere.<br />

Mendel forschte an Erbsenpflanzen, die er künstlich bestäubte, um die Eigenschaften der<br />

unter diesen kontrollierten Bedingungen gezeugten Nachkommen zu vergleichen. Hierbei<br />

bezog er sich auf die Merkmale Blütenfarbe, Struktur der Samenschale und Wuchsform. Die<br />

Ergebnisse wertete er statistisch aus und leitete von den gewonnenen Zahlenverhältnissen<br />

die drei nach ihm benannten Gesetze ab:<br />

1.) Das Uniformitätsgesetz<br />

2.) Das Spaltungsgesetz<br />

3.) Das Gesetz von der freien Kombinierbarkeit der Gene<br />

Aus dem Samen entwickelt sich unter günstigen Bedingungen wieder eine Pflanze.<br />

Erben = Zwitterblüte (Alles beisammen: Samenbeutel und Staubbeutel)<br />

Allele, dominante und rezessive Vererbung<br />

Mendel prägte die Begriffe dominant und rezessiv - diese Eigenschaften von Genen spielen<br />

bei der Vererbung von Merkmalen eine entscheidende Rolle. Gene kommen in Körperzellen<br />

in der Regel in Paaren vor. Die beiden Gene können jedoch unterschiedlich sein, man nennt<br />

sie dann Allele. Allele sind alternative Zustandsformen eines Gens und sie sind es die, die<br />

genetische Variabilität bei Erbmerkmalen bedingen. Für jedes Merkmal besitzt ein<br />

Organismus zwei Allele, je eines von jedem Elternteil. Ihre Kombination bestimmt die<br />

Ausprägung eines Merkmals.<br />

Dominant ist ein Gen, wenn seine<br />

Wirkung die eines rezessiven Gens<br />

überwiegt, das dominante Gen wird also<br />

exprimiert. Es wird in Schemata mit<br />

einem großen Buchstaben dargestellt.<br />

Rezessive Gene werden umgekehrt<br />

von dominanten unterdrückt - ihre<br />

Merkmale sind nur dann sichtbar, wenn<br />

zwei rezessive Gene alleine kombiniert<br />

werden. Sie werden in Schemata mit<br />

kleinen Buchstaben dargestellt.<br />

Neben der dominant-rezessiven Vererbung, bei der sich die Eigenschaften eines Elternteils<br />

durchsetzen, gibt es noch die intermediäre - hierbei nimmt der Nachkomme eine<br />

Mittelstellung ein. Im Laufe der Entwicklung kann die Dominanz wechseln, zudem ist sie vom<br />

Einfluss anderer Gene und von Umweltfaktoren abhängig. Darüber hinaus gibt es<br />

Übergangsfälle zwischen dominant-rezessiver und intermediärer Vererbung.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 34 / 70


Homozygote Individuen besitzen<br />

zwei identische Allele für ein<br />

Merkmal und sind daher reinerbig.<br />

Heterozygote Individuen haben<br />

verschiedene Allele für ein<br />

Merkmal.<br />

Merkmal = Phän<br />

Wenn die Allele für ein Merkmal unterschiedlich sind, dann wird ein Allel exprimiert und das<br />

andere unterdrückt. Das exprimierte Allel nennt man dominant und das andere rezessiv.<br />

Die Allele trennen sich bei der Gametenbildung voneinander, so dass eine Spermazelle<br />

beziehungsweise eine Eizelle nur je ein Allel trägt. Sind die beiden Allele eines Elternpaares<br />

untereinander verschieden, so wird nach der Befruchtung in der Nachkommenschaft ein Allel<br />

(das dominante) voll exprimiert, das andere (rezessive) jedoch vollständig maskiert<br />

(dominant-rezessiver Erbgang).<br />

Uniformitätsgesetz<br />

Die Nachkommen homozygoter (also gleicherbiger, reinrassiger) Individuen sind<br />

untereinander gleich. Bei dominant-rezessiver Vererbung gleichen die Nachkommen oft<br />

völlig einem Elternteil, da sich nur das dominante Gen durchsetzt - die Merkmale des<br />

rezessiven sind zwar im Erbgut vorhanden, kommen jedoch in dieser Generation nicht zur<br />

Ausprägung. Die direkten Nachkommen werden F1-Generation genannt, was für 1.<br />

Filialgeneration. Nachkommen von zwei homozygoten Partnern, die sich genetisch in<br />

mindestens einem Merkmal unterscheiden, werden heterozygot (verschiedenerbig) genannt.<br />

Sie werden auch als Bastarde oder Hybriden bezeichnet. Kreuzt man Individuen, die sich in<br />

nur einem Merkmal unterscheiden, spricht man von einem monohybriden Erbgang, bei zwei<br />

Merkmalen von einem dihybriden und so weiter.<br />

Ergebnis:<br />

Beim Bestäuben der violetten Blüten<br />

mit Pollen von weissen Blüten<br />

entstehen nur Pflanzen mit violetten<br />

Blüten.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Erbmerkmale werden nicht<br />

vermischt.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 35 / 70


Nach der „Spaltungsregel“ gelangen die beiden Allele für ein bestimmtes Merkmal in<br />

getrennte Gameten. Die Selbstbestäubung der Hybriden der F1-Generation führte Mendel<br />

zur Aufstellung der Spaltungsregel (1. Mendelsches Gesetz). Die Hybriden (F1) zeigten alle<br />

das dominante Merkmal (Uniformitätsregel). In der nächsten Generation (F2) zeigten 75 %<br />

der Nachkommen das dominante, 25 % das rezessive Merkmal; die Phänotypen spalteten<br />

also 3:1 auf (Spaltungsregel). Wie Mendel aus dieser Beobachtung folgerte, haben die Gene<br />

alternative Zustandsformen (die wir heute als Allele bezeichnen), und jeder Organismus erbt<br />

ein Allel jedes Gens von den beiden Eltern.<br />

Spaltungsregel<br />

Die Nachkommen einer Kreuzung mischerbiger Individuen sind nicht mehr gleichförmig,<br />

sondern spalten ihr äusseres Erscheinungsbild in einem bestimmten Zahlenverhältnis auf.<br />

Mendel kreuzte die Pflanzen der F1-Generation untereinander. In der folgenden Generation<br />

(F2) traten neben den roten wieder weisse Blüten auf, und zwar im Verhältnis 3:1. Somit<br />

konnte Mendel beweisen, dass die Information für die weissen Blüten nicht verloren<br />

gegangen war, sondern nur von dem roten Merkmal überdeckt wurde. Hierbei kann man<br />

unterscheiden zwischen dem phänotypischen (also auf das Aussehen) bezogenen und dem<br />

genotypischen (auf die Gene bezogenen) Verhältnis. Phänotypisch beträgt es 3:1, da<br />

statistisch drei der vier Nachkommen rote Blüten haben. Genotypisch jedoch ist das<br />

Verhältnis 1:2:1, denn auf eine homozygot rote Pflanze kommen zwei heterozygote, bei<br />

denen sich nur das dominante Gen durchsetzt, und eine homozygot weisse. Kreuzte Mendel<br />

die weissen Nachkommen nur untereinander weiter, blieben die Blüten weiss. Erst wenn er<br />

eine rotblütige Pflanze dazu nahm, trugen die Nachkommen erneut auch rote Blüten. Das<br />

Spaltungsgesetz besagt demnach, dass die Nachkommen einer Kreuzung mischerbiger<br />

Individuen nicht mehr gleichförmig sind, sondern ihr äusseres Erscheinungsbild in einem<br />

bestimmten Zahlenverhältnis aufspaltet. Dieses Verhältnis ist von Faktoren wie dem<br />

Erbgang und den Merkmalen der Elternpflanzen abhängig. Aus dieser Entdeckung konnte<br />

Mendel wichtige Informationen über die Gene als Träger des Erbgutes ableiten<br />

1) Erbträger können anwesend sein, ohne ausgeprägt zu werden<br />

2) Gene wirken in den Bastarden zwar zusammen, verschmelzen aber nicht<br />

miteinander zu etwas ganz anderem, da sie ja wieder aufgespaltet werden können<br />

3) Gene müssen in den Körperzellen reinrassiger Individuen doppelt(diploid)<br />

vorhanden sein, in den Keimzellen aber nur einfach(haploid), damit sie sich in den<br />

Nachkommen neu kombinieren können<br />

Eizelle<br />

Pollen<br />

V w<br />

V VV Vw<br />

W Vw ww<br />

Wo V drin ist, gibt es violette Blüten,<br />

da V dominant ist.<br />

Genotyp – Phänotyp<br />

Genotyp Phänotyp<br />

VV<br />

(homozygot)<br />

violett<br />

Vw<br />

(heterozygot)<br />

violett<br />

Vw<br />

(heterozygot)<br />

violett<br />

ww<br />

(homozygot)<br />

weiss<br />

Phänotyp = Erscheinungsbild<br />

Genotyp = genetische Grundlage<br />

Schlussfolgerung:<br />

Weisses Merkmal kommt wieder zum Vorschein.<br />

Violette und weisse Blüten kommen im Verhältnis 3:1 zum Vorschein.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 36 / 70


Rückkreuzung<br />

Wie würde man abklären, ob die Eltern für<br />

ein bestimmtes Merkmal rein- oder mischerbig<br />

sind? Eine Rückkreuzung wird durchgeführt,<br />

um den Genotyp eines Organismus<br />

zu bestimmen, der ein dominantes Merkmal<br />

zeigt, zum Beispiel die purpurfarbenen<br />

Blüten einer Erbsenpflanze. Solch ein Organismus<br />

könnte entweder homozygot oder<br />

heterozygot für das dominante Allel sein. Der<br />

beste Weg, um den Genotyp zu bestimmen,<br />

ist die Kreuzung dieses Organismus mit<br />

einem anderen, der das rezessive Merkmal<br />

zeigt. Da der Genotyp einer weibblütigen<br />

Pflanze homozygot sein muss, kann man<br />

den Genotyp der Pflanze mit purpurfarbenen<br />

Blüten aus den Phänotypen der Nachkommen<br />

ableiten.<br />

Gesetz der freien Kombinierbarkeit<br />

Mendel untersuchte nicht nur ein Merkmal - die Blütenfarbe - an den Erbsenpflanzen, sondern<br />

noch sechs andere. Damit konnte er herausfinden, ob die Erbanlagen einer Rasse mit<br />

all ihren Ausprägungen (Grösse, Wuchsform, Farbe etc.) eine Einheit bilden, oder ob sie auf<br />

einzelnen Genen liegen und somit frei kombinierbar sind. Mendel kreuzte Pflanzen, die sich<br />

in mehreren Merkmalen voneinander unterschieden und fand heraus, dass die Merkmale<br />

sich mischten: die Nachkommen einer roten, grossen Pflanze und einer weissen, kleinen<br />

konnten sowohl rot und klein als auch weiss und gross werden. Diese Kombinierbarkeit ist<br />

jedoch nur möglich, wenn die Merkmale auf verschiedenen Chromosomen liegen, was bei<br />

der Erbse der Fall war. Die phänotypischen Ausprägungen liegen hierbei in einem jeweils<br />

speziellen Verhältnis vor.<br />

Wenn sich Organismen nur in einem Merkmal unterscheiden nennt man sie monohybrid.<br />

Jedoch in zwei Merkmalen heissen sie dann dihybrid.<br />

Fazit:<br />

Die Merkmale für Farbe und Form werden unabhängig voneinander vererbt.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 37 / 70


Erweiterung der Mendel-Genetik<br />

Die Beziehung zwischen Genotyp und Phänotyp ist selten einfach. Manche heterozygote<br />

Genotypen bedingen unvollständige Dominanz. Diese Individuen zeigen ein Erscheinungsbild,<br />

das zwischen dem der Eltern liegt (intermediärer Phänotyp). Bei Codominanz bildet ein<br />

Organismus die Phänotypen beider Allele aus. Manche Gene besitzen multiple (mehrere bis<br />

zahlreiche) Allele. Unter Pleiotropie versteht man die Auswirkung eines einzelnen Gens auf<br />

multiple Merkmale. Bei Epistase beeinflusst ein Gen die phänotypische Ausprägung eines<br />

anderen. Einige Merkmale sind quantitativer Art, das heisst, sie zeigen eine kontinuierliche<br />

Variabilität des Phänotyps, wobei zwei oder mehr Gene für die Ausprägung eines einzelnen<br />

Merkmals verantwortlich sind. Quantitative Merkmale lassen auf polygene Vererbung schliessen.<br />

Die Umwelt beeinflusst ebenfalls die Ausprägung quantitativer Merkmale. Man spricht<br />

dann von multifaktoriellen Einflüssen.<br />

1. Dominant-rezessiver Erbgang<br />

Ein Allel bestimmt ganz das Merkmal (setzt sich zu 100% durch) und das andere<br />

verschwindet (wird ganz unterdrückt) ganz.<br />

2. Intermediärer Erbgang<br />

Der Intermediäre Erbgang ist ein Fall unvollständiger Dominanz.<br />

3. Codominante Erbgänge<br />

Beide Allele exprimieren sich ganz (100%) unabhängig voneinander.<br />

Bsp. rote Blutkörperchen<br />

1 Allel für M -> M-Blutgruppe<br />

1 Allel für N -> N-Blutgruppe<br />

2 Allele, je eines für N und M -> MN-Blutgruppe<br />

Genotyp Phänotyp Antikörper<br />

Agglutination<br />

A B AB 0<br />

AA, AI A anti-B - + + -<br />

BB, BI B anti-A + - + -<br />

AB AB - - - - -<br />

I I 0 anti-A und B + + + -<br />

Bis jetzt haben wir im weiteren angenommen, dass ein Gen für ein Phän codiert. Viele Gene<br />

zeigen aber Einfluss auf unterschiedliche Phäne. Man spricht hier von der Polyphämie oder<br />

Pleiotropie. (= Phänomen, dass ein Gen zwei oder mehrere voneinander unabhängige Merkmale<br />

beeinflussen kann. Siehe weiter unten.)<br />

Die Allele die sich zusammen in der Zelle befinden beeinflussen sich nicht gegenseitig auf<br />

DNS-Ebene. Dominanz und Rezessivität kommen erst durch die Expression der Allele zur<br />

Auswirkung. Die meisten Gene existieren in mehr als zwei allelen Formen. Die Häufigkeit<br />

eines Allels in einer Population ist von seiner Dominanz oder Rezessivität unabhängig. Des<br />

Weiteren kann die Ausprägung eines Gens durch die Nachbarschaft zu einem anderen Gen<br />

beeinflusst werden.<br />

Autosomal-dominanter Erbgang<br />

Kann keine Generation überspringen<br />

Gesunde besitzen das Defektallel nicht, ihre Eltern und Kinder sind gesund.<br />

Kranke sind heterozygot oder homozygot, von ihren Eltern ist mindestens einer krank,<br />

ihre Kinder sind gesund oder krank.<br />

Kinder von zwei gesunden Eltern können krank sein.<br />

Kinder von zwei kranken Eltern können gesund sein.<br />

Autosomal-rezessiver Erbgang<br />

Kann Generationen überspringen.<br />

Gesunde können ein Defektallel besitzen, ihre Eltern und Kinder sind gesund oder krank<br />

Kranke sind homozygot, ihre Eltern haben beide das Defektallel, ihre Kinder haben das<br />

Defektallel.<br />

Kinder von zwei gesunden Eltern können krank sein.<br />

Kinder von zwei kranken Eltern sind nie gesund.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 38 / 70


Pleiotropie<br />

Gene können nicht nur einen bestimmten sondern gleich für mehrere Phänotypen-Aspekte<br />

ausprägend sein. Die Befähigung eines Gens, den Phänotyp eines Organismus in vielfacher<br />

Weise zu beeinflussen wird als Pleiotropie bezeichnet. So verursachen Allele, die für bestimmte<br />

menschliche Erbkrankheiten verantwortlich sind, gewöhnlich vielfältige Symptome.<br />

Epistase<br />

Gehört zum Phänomen Polygenie bei der die Gene sich gegenseitig beeinflussen können<br />

Wenn ein Gen die phänotypische Ausprägung eines anderen Gens überlagert spricht man<br />

von Epistase. Ein Gen, das epistatisch über ein anderes ist kann die Ausprägung unabhängig<br />

vom Allel-Typ dieses Gens beeinflussen.<br />

Polygene Vererbung<br />

Polygene Vererbung ist das Gegenteil von Pleiotropie. Hier wirken mehrere Gene zusammen<br />

um einen Phänotyp zu prägen. Auf diese Art wird ein Kontinuum an Merkmalen gebildet,<br />

nicht bloss Entweder-Oder Werte. Beispiele hierfür sind die Körpergrösse und Hautfarbe<br />

beim Menschen. Man spricht auch von quantitativen Merkmalen. Alle Allele aller Gene haben<br />

eine kumulative Wirkung obwohl auch hier Dominante Allele anzutreffen sind. Diese<br />

unterdrücken die Rezessiven Allele jedoch nicht vollständig. Durch die zufällige Kombination<br />

aller Gene für einen Phänotyp entsteht in der Population eine Normalverteilung (Gauss-<br />

Kurve) der Ausprägung des Phänotyps, der jedoch auch von der Umwelt beeinflusst wird.<br />

Beitrag der Umwelt zum Phänotyp<br />

Der Einfluss der Umwelt auf den Phänotyp erkennt man leicht bei eineiigen Zwillingen, die<br />

denselben Genotyp besitzen, jedoch unterschiedliche Phänotypen aufzeigen, bedingt durch<br />

ihre individuellen Lebensumstände. Oft ist jedoch nicht klar wie gross der Anteil der Umwelt<br />

an einem bestimmten Phänotyp ist, denn aus einem Genotyp lassen sich nicht nur ein sondern<br />

eine ganze Bandbreite von Phänotypen bilden. Man nennt dies die Reaktionsnorm des<br />

Genotyps. Diese Reaktionsnorm kann den Wert Null annehmen, was bedeutet, dass die<br />

Umwelt keinerlei Einfluss ausübt, zum Beispiel bei den Blutgruppen. Bei allen Werten ungleich<br />

Null besitzt die Natur einen gewissen Einfluss. Im Allgemeinen zeigen polygen<br />

vererbte Merkmale die breiteste Reaktionsnorm. Wenn Umwelt und Genotyp Einfluss<br />

nehmen spricht man von multifaktoriellen Merkmalen.<br />

Beispiel: Körpergrösse<br />

Der Genotyp bestimmt nicht allein, er lässt Varietäten zu. Je nach Umwelt verändert<br />

sich somit die Körpergrösse.<br />

Wir sind ein Ergebnis von: Einfluss + Genotyp + Umwelt.<br />

Man spricht auch von der Modifikation des Phänotyps. Modifikationen sind nicht erblich.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 39 / 70


10 Chromosomen – Theorie der Vererbung<br />

(Kapitel 15)<br />

Geschlechtschromosomen<br />

Die chromosomale Basis der Geschlechtsbestimmung<br />

ist bei den Organismen<br />

unterschiedlich. Das Geschlecht ist ein<br />

phänotypisches Merkmal, das gewöhnlich<br />

von der Anwesenheit oder Abwesenheit<br />

spezifischer Chromosomen bestimmt<br />

wird; der genaue Mechanismus<br />

der Geschlechtsbestimmung ist bei<br />

verschiedenen Organismenarten unterschiedlich.<br />

Beim Menschen und anderen<br />

Säugern erfolgt die Geschlechtsbestimmung<br />

durch ein XY-System. Ein<br />

männliches Individuum (XY) erzeugt<br />

Spermien, die entweder ein X- oder ein<br />

Y-Chromosom enthalten; ein solches<br />

Spermium verschmilzt mit einer Eizelle,<br />

die ein X-Chromosom des weiblichen<br />

Partners (XX) erhält. Deshalb wird das<br />

Geschlecht der Nachkommen dadurch<br />

bestimmt, ob die Befruchtung durch ein<br />

Spermium mit einem X (weiblich)- oder<br />

einem Y (männlich)-Chromosom erfolgt.<br />

Das Geschlecht bestimmt das<br />

Spermium!!<br />

Geschlechtsbestimmung durch<br />

Umweltfaktoren:<br />

Beispiel: Reptilien (Schildkröten etc.)<br />

Bei < 30 Grad weiblich. Bei >30 Grad<br />

männlich.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 40 / 70


Geschlechtsgebundene Gene zeigen besondere Erbgänge. Auf dem X-Chromosom sind<br />

auch Gene lokalisiert, die nichts mit der Geschlechtsbestimmung zu tun haben. Hämophilie<br />

beispielsweise ist eine X-chromosomal vererbte Krankheit. Bei weiblichen Säugetieren wird<br />

eines der beiden X-Chromosomen der Somazellen während der frühen Embryonalentwicklung<br />

nach den Gesetzen des Zufalls zum Barr-Körperchen inaktiviert.<br />

X-chromosomal-dominanter Erbgang<br />

Mehr Frauen betroffen, bei Knaben oft letal.<br />

Heterozygote Frauen sind krank.<br />

Kranke Mädchen sind homo- oder heterozygot, ihre Mutter und/oder Vater ist krank.<br />

Kranke Knaben sind hemizygot, ihre Mutter ist krank.<br />

X-chromosomal-rezessiver Erbgang<br />

Mehr Männer betroffen.<br />

Heterozygote Frauen sind Überträgerinnen.<br />

Kranke Mädchen sind homozygot, ihr Vater ist krank, die Mutter Überträgerin.<br />

Kranke Knaben sind hemizygot, ihre Mutter ist Überträgerin.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 41 / 70


11 Evolutionsbiologie<br />

(Kapitel 22 – 26)<br />

Bibel: Welt und die Lebewesen wurden geschaffen und sind unveränderlich.<br />

Paläontologie: (Georges Cuvier)<br />

Charles Darwin (Pfarrer)<br />

Beobachtungen:<br />

1. Die Arten haben ein sehr grosses Fortpflanzungspotential (Überschuss an Nachkommen).<br />

Alle Arten weisen ein derart hohes Fortpflanzungspotenzial auf, dass ihre Populationsgrösse<br />

exponentiell zunehmen würde, wenn alle Individuen, die geboren werden, sich<br />

erfolgreich fortpflanzten.<br />

2. Die Umweltressourcen sind begrenzt.<br />

3. Die meisten Populationen bleiben in ihrer Abundanz (Grösse, Anzahl) konstant.<br />

Fazit: Knappe Ressourcen und hohe Anzahl Lebewesen (mehr als die Umwelt tragen kann) führt<br />

zu einem Kampf ums Überleben. D.h. Nur ein kleiner Teil der Geburten überleben. Darwin<br />

spricht von natürlicher Auslese. (= Selektion).<br />

Weitere Beobachtungen:<br />

4. Die Individuen einer Population zeigen grosse Variabilität in ihren Merkmalen.<br />

5. Ein Grossteil der Variabilität der Merkmale ist erblich.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 42 / 70


Fazit: Die Selektion bevorzugt die am besten an die Umwelt angepassten Individuen. -> Genpool<br />

verändert sich. Das Überleben im Existenzkampf beruht nicht auf Zufall, sondern hängt<br />

unter anderem von den Erbanlagen der überlebenden Individuen ab. Die durch ihre<br />

ererbten Merkmale am besten an die Umwelt angepassten Individuen hinterlassen<br />

wahrscheinlich mehr Nachkommen als weniger gut angepasste.<br />

Die ungleichen Überlebens- und Fortpflanzungsfähigkeiten von Individuen führen zu einem<br />

graduellen Wandel in einer Population, wobei sich vorteilhafte Merkmale im Laufe der<br />

Generationen anhäufen.<br />

Wir können Darwins Hauptideen wie folgt zusammenfassen.<br />

1. Die natürliche Selektion ist der unterschiedliche Fortpflanzungserfolg (die ungleichen Überlebens-<br />

und Fortpflanzungsfähigkeit von Individuen).<br />

2. Die natürliche Selektion erfolgt durch eine Wechselwirkung zwischen der Umwelt und der<br />

unter den einzelnen Organismen einer Population vorhandenen Variabilität.<br />

Das Produkt der natürlichen Selektion ist die Anpassung von Organismenpopulationen an ihre<br />

Umwelt.<br />

Theorie der Anpassung einer Art<br />

Wie entsteht diese grosse Variabilität innerhalb einer Population?<br />

1. Durch sexuelle Fortpflanzung bei:<br />

- der Homologenpaarung zu der Metaphase der Meiose I<br />

- beim Crossing-over<br />

- durch das zufällige verschmelzen der Gameten bei der Befruchtung<br />

2. Durch Mutation<br />

(= spontane Veränderungen im Erbgut)<br />

Wie entsteht aus einem Homozygot ein heterozygot? Durch Mutation. Allele eines Gens<br />

entstehen durch Mutation.<br />

Es gibt Mutationen auf unterschiedlichen strukturellen Ebenen.<br />

- Punktmutationen<br />

- Chromosomenmutationen<br />

- Genommutationen<br />

Punktmutation<br />

- Mutationen entstehen spontan<br />

- Arten haben spezifische Mutationsraten.<br />

- Mutationen können auch durch Umwelteinflüsse ausgelöst werden.<br />

Fazit: Die Fehler resp. die Mutationen sind die Ursache, resp. der Motor der Entwicklung<br />

(Veränderung). Mit anderen Worten: Das Leben ist Fehler freundlich.<br />

Punktmutationen sind die Ursache des Entstehens von Allelen (= Varianten eines Gens).<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 43 / 70


Chromosomenmutation Genommutationen<br />

Oft ist auch nur 1 Chromosom überzählig z.B. Trisomie 21 (beim Menschen) -> Mongoloie<br />

Beispiel wie sich Mutationen auswirken können:<br />

Resistenzbildung bei Insekten<br />

(Das gleiche passiert auch mit Antibiotika)<br />

Antibiotikum am besten in grosser Dosis so kurz wie möglich anwenden. In hoher<br />

Konzentration damit es überall hin gelangt, möglichst kurz, damit nicht zu viele Mutanten<br />

entstehen können.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 44 / 70


Evolution von Populationen<br />

Finken<br />

- Schnäbel auf der Insel kleiner, auf dem Festland grösser<br />

Evolution = Langsame Änderung der Merkmale einer Art.<br />

Revolution = schnelle Änderung<br />

1. Wie findet die Evolution statt?<br />

Auf der Insel sowie auf dem Festland wirkt eine natürliche Selektion (Umwelteinflüsse). Der<br />

grosse Schnabel ist jedoch schlecht für die kleinen Samen auf der Insel. Die Umwelt<br />

selektioniert also auf der Insel die Vögel mit grossen Schnäbeln.<br />

2. Worauf wirkt die Selektion?<br />

Selektion wirkt auf die Phänotypen.<br />

Das Merkmal „Schnabelgrösse“ variiert.<br />

3. Warum existieren Vögel mit unterschiedlicher Schnabelgrösse?<br />

Die Grundlage der phänotypischen Vielfalt ist die genetische Variabilität.<br />

4. Wie entsteht die genetische Variabilität?<br />

Die primäre Ursache genetischer Variabilität ist die Mutation. Mutationen sind zufällige<br />

Ereignisse auf der Ebene:<br />

• DNS (Punktmutation)<br />

• Chromosomen (-mutation)<br />

• Genom (-mutation)<br />

Nur Mutationen in Keimzellen (Gameten) sind relevant für die genetische Variabilität. Nicht jede<br />

Mutation im Körper ist relevant.<br />

Die sekundäre Ursache genetischer Variabilität ist die sexuelle Rekombination.<br />

5. Wie wirkt die natürliche Selektion auf der genetischen Ebene?<br />

• Jedes Merkmal eine Phänotypen wird durch ein Gen (oder mehrere Gene) determiniert bzw.<br />

bestimmt.<br />

• Durch Mutation verändert sich das Gen. Wir nennen ein mutiertes Gen Allel.<br />

• In einer Population können für das Gen eines Merkmals viele Allele existieren.<br />

• Ein Allel hat in einer Population eine Häufigkeit (Frequenz).<br />

Berechnung von Allel-Frequenzen<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 45 / 70


Berechnung der Allelfrequenz zu der Generation der Nachkommen:<br />

Fazit:<br />

- Allelfrequenzen ändern durch Fortpflanzung nicht.<br />

- Sexuelle Fortpflanzung hat keinen Einfluss auf den Genpool.<br />

Hardy-Weinberg-Gleichung zusammengefasst:<br />

p 2 + 2pq + q 2 = 1<br />

Die Hardy-Weinberg-Gleichung drückt den Gleichgewichtszustand der genetischen Struktur<br />

für ein Merkmal in einer Population aus.<br />

Um im Gleichgewicht zu sein, muss eine Population in erster Linie fünf Bedingungen<br />

erfüllen:<br />

Eine sehr grosse Population. In einer Population begrenzter Grösse kann genetischer<br />

Drift, das heisst zufällige Schwankungen im Genpool, die Häufigkeit von Genotypen im<br />

Laufe der Zeit ändern.<br />

Keine Migration. Der Genfluss, der Austausch von Allelen zwischen Populationen durch<br />

die Wanderung von Individuen oder Keimzellen, kann die Frequenz eines Genotyps, der<br />

unter den Immigranten häufig ist, erhöhen.<br />

Keinerlei Mutationen. Mutationen verändern den Genpool, indem sie ein Allel in ein<br />

anderes umwandeln.<br />

Völlig zufällige Paarungen. Wenn Individuen Geschlechtspartner mit bestimmten<br />

Genotypen auswählen, erfolgt kein zufälliges Vermischen der Gameten, wie es für das<br />

Hardy-Weinberg-Gleichgewicht erforderlich ist.<br />

Keine natürliche Selektion. Durch den unterschiedlichen Überlebens- und<br />

Fortpflanzungserfolg von Genotypen kann sich deren Frequenz ändern. Das kann zu<br />

einer messbaren Abweichung von den Häufigkeiten führen, die nach der Hardy-<br />

Weinberg-Gleichung zu erwarten sind.<br />

Änderungen im Genpool<br />

Die wichtigsten Ursachen die zu Änderungen der Allel-Frequenz von Generation zu Generation<br />

führen sind:<br />

Mutationen (6 rote -> 5 rote + 1 grünes)<br />

Die natürliche Selektion führt zu Veränderungen im Genpool. (4 rote -> 2 rote)<br />

Genfluss (Inmigration z.B. 4 grüne kommen dazu, ex-Migration: gehen weg)<br />

Genetische Drift<br />

Beispiel Münzen werfen<br />

Kopf Zahl<br />

bei 100'000 Würfen 50’000 50’000<br />

bei 1’000 500 500<br />

bei 10 5 5<br />

Umso kleiner die Anzahl an Würfen umso grösser die Abweichung vom theoretischen zu<br />

erwartenden Wert.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 46 / 70


Bei 1000 Individuen ca. 50:50 ist bei der nächsten Population wieder etwa eine<br />

Wahrscheinlichkeit bei 50:50. Jedoch bei nur 10 Individuen ist womöglich die<br />

Wahrscheinlichkeit bei 90:10.<br />

Je kleiner die Population umso wichtiger wird der Zufall, für die Fortpflanzung einzelner<br />

Individuen, resp. die natürliche Selektion.<br />

Was für Gründe führen zu drastischen Verkleinerungen von Populationen?<br />

Ursachen:<br />

Flaschenhalseffekt<br />

In der Umwelt sind das in der Regel Katastrophen mit der Folge, dass nur wenige Individuen<br />

überleben.<br />

Gründereffekt<br />

Auswanderung (freiwillig oder erzwungen)<br />

Fazit: Von allen aufgeführten Ursachen, die zu Änderungen im Genpool führen, wirkt nur die<br />

natürliche Selektion adaptiv. (eigentlich genetische Drift + natürliche Selektion!)<br />

Wie wirkt die natürliche Selektion auf eine Population?<br />

Die natürliche Selektion kann sich auf die Häufigkeit eines erblichen Merkmals auf drei unterschiedliche<br />

Weisen auswirken, je nachdem, welche Phänotypen in einer variablen Population begünstigt<br />

werden. Diese drei Selektionstrends bezeichnet man als gerichtete, disruptive und<br />

stabilisierende Selektion. Die gerichtete Selektion ist am häufigsten in Zeiten von Umweltveränderungen,<br />

oder wenn Vertreter einer Population in einen neuen Lebensraum mit anderen<br />

Umweltbedingungen abwandern. Sie verschiebt die Häufigkeitskurve für Variationen eines<br />

phänotypischen Merkmals in die eine oder die andere Richtung, indem sie zunächst relativ seltene<br />

Individuen begünstigt, die für dieses Merkmal vom Durchschnitt abweichen. Die disruptive<br />

Selektion tritt auf, wenn sich Umweltbedingungen auf eine Weise ändern, die Individuen an<br />

beiden Extremen eines phänotypischen Spektrums gegenüber den dazwischen liegenden<br />

Phänotypen begünstigt. Die stabilisierende oder optimierende Selektion wirkt gegen extreme<br />

Phänotypen und begünstigt die gewöhnlichen, dazwischen liegenden Varianten. Diese Form der<br />

Selektion verringert die Variabilität und erhält den Ist-Zustand für ein bestimmtes Merkmal.<br />

Obgleich wir diese drei Selektionstrends als Wirkungsweisen der Selektion bezeichnen, ist der<br />

grundlegende Mechanismus der natürlichen Selektion in jedem Fall der gleiche: Die Selektion<br />

begünstigt bestimmte erbliche Merkmale über einen unterschiedlichen Fortpflanzungserfolg.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 47 / 70


Evolution und Sexualität<br />

Beispiel:<br />

Grund: Sexuelle Fortpflanzung ist besser, obwohl sie viel weniger quantitativ fortpflanzt, dafür<br />

jedoch viel qualitativer. (genetische Variabilität)<br />

Evolution erzeugt ausgeprägte sexuelle sekundäre Geschlechtsmerkmale.<br />

sind Folgen intersexuellen Selektion zwischen männlichen und weiblichen Individuen<br />

Merkmale dominieren das Geschlecht. Z.B. Pfau mit Schweif<br />

intrasexuelle Selektion zwischen männlichen und weiblichen Individuen<br />

Bsp. Kämpfe um sexuellen Partner (Vögel, Gorillas)<br />

Die natürliche Selektion kann keine perfekten Organismen hervorbringen. Es gibt mindestens vier<br />

Gründe, warum die natürliche Selektion keine Vollkommenheit erzeugen kann.<br />

1. Die Evolution ist durch historische Einschränkungen limitiert.<br />

2. Anpassungen sind oft Kompromisse.<br />

3. Nicht jeder Evolutionsschritt ist adaptiv.<br />

4. Die Selektion kann nur existierenden Varianten begünstigen<br />

Wie kann sich die genetische Variabilität erhalten?<br />

Mutationsrate (es wird laufend neu erschaffen)<br />

Es existiert eine Art spezifische Mutationsrate. (Je grösser die Mutationsraten sind, desto<br />

grössere Variabilität entsteht.)<br />

Diploidie (rezessive werden nicht selektiert)<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 48 / 70


12 Die Entstehung der Arten<br />

Teilung der Population<br />

Was geschieht, wenn ein Teil einer Population sich während langer Zeit von der ursprünglichen<br />

Population getrennt entwickelt?<br />

Der Genpool der beiden<br />

Populationen entwickelt sich<br />

unterschiedlich.<br />

Was geschieht, wenn ein Teil der abgetrennten Population nach langer Zeit zur<br />

Ursprungspopulation zurückkehrt?<br />

1. Sie vermischen sich wieder mit der Ursprünglichen Population, d.h. sie haben untereinander<br />

fertile Nachkommen. (Bild links)<br />

2. Sie bleiben getrennt von der ursprünglichen Population, d.h. sie bilden keine gemeinsamen<br />

Nachkommen mehr. In diesem Fall ist eine neue Spezies, resp. Art entstanden. Daraus<br />

folgt, dass innerhalb einer Art Reproduktion möglich ist. (Bild rechts)<br />

Möglichkeiten der Artbildung<br />

geografische, resp. räumliche Trennung (Bsp. Gebirge, Inseln)<br />

Artbildung auf der Grundlage räumlicher Trennung nennt man allopatrische Artbildung.<br />

Artbildungen können auch innerhalb einer Population erfolgen, d.h. ohne räumliche<br />

Trennung. Diese nennt man sympatrische Artbildung.<br />

Allopatrische Artbildung<br />

Mehrere geologische Prozesse können eine Population in zwei oder mehr isolierte Populationen<br />

unterteilen. Aber auch ohne geologische Umgestaltung können geographische Isolation und<br />

allopatrische Artbildung auftreten, wenn Individuen ein neues, geographisch abgelegenes Gebiet<br />

besiedeln und dadurch von der Ausgangspopulation abgeschnitten werden. Welches Ausmass<br />

eine geographische Barriere aufweisen muss, um allopatrische Populationen voneinander<br />

getrennt zu halten, hängt von der Ausbreitungsfähigkeit der Lebewesen ab. Die<br />

Wahrscheinlichkeit für allopatrische Artbildung nimmt zu, wenn eine Population sowohl klein als<br />

auch isoliert ist. Der Genpool einer kleinen, isolierten Population wird sich viel eher durch<br />

genetischen Drift und natürliche Selektion erheblich ändern. Aber auf jede kleine Population, aus<br />

der eine neue Art hervorgeht, kommen viele andere, die in ihrer neuen Umgebung einfach<br />

zugrunde gehen. Eine entscheidende Frage hinsichtlich allopatrischer Populationen ist, ob sie<br />

unterschiedlich genug geworden sind, dass sie sich nicht mehr kreuzen und fruchtbare<br />

Nachkommen produzieren können. Wenn der Genpool einer isolierten Population durch<br />

genetischen Drift und natürliche Selektion evolviert, kann als Nebenprodukt der genetischen<br />

Veränderung eine reproduktive Isolation von der Ausgangsart entstehen. Solche<br />

Fortpflanzungsbarrieren verhindern selbst dann eine Kreuzung mit der Ausgangsart, wenn die<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 49 / 70


Populationen wieder miteinander in Kontakt kommen. Die Evolution mehrerer Arten aus einem<br />

gemeinsamen Vorfahren nennt man adaptive Radiation.<br />

Bsp. Drosophila (Fruchtfliegen)<br />

Fazit: Selektion des Umweltfaktors „Nährmedium“ zeigt auch Auswirkungen auf den Reproduktionserfolg.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 50 / 70


Sympatrische Artbildung<br />

Bei der sympatrischen Artbildung entstehen neue Arten innerhalb des Verbreitungsgebiets ihrer<br />

Ausgangspopulation, nicht in geographisch getrennten Populationen. Die Arten werden durch<br />

Fortpflanzungsbarrieren voneinander getrennt.<br />

Mögliche Ursachen, die zur Artbildung führen:<br />

Genetische Isolierung durch Polyploidisierung.<br />

Obiges Beispiel zeigt die Entstehung einer Ploidieänderung durch die Kombination eines<br />

Meiosefehlers mit anschliessender Selbstbefruchtung.<br />

Tetraploide sind i.d.R. lebensfähig und können sich asexuell vermehren. Sie können sich<br />

jedoch nicht geschlechtlich Fortpflanzen, d.h. eine Kreuzung mit diploiden Organismen der<br />

Ausgangspopulation ist nicht mehr möglich.<br />

4n 3n<br />

3n<br />

2n 3n<br />

Fazit: Triploide Gameten können keine Meiose durchführen (-> Sterilität der Nachkommen)<br />

Autopolyploid bezeichnet man ein Individuum mit mehr als zwei Chromosomensätzen.<br />

Wenn zwei Arten einer Polyploiden, Nachkommen schaffen, spricht man von Allopolyploidie.<br />

Beispiel einer Allopolyploidie:<br />

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Reproduktionsbarrieren<br />

Welches ist der trennende Mechanismus, der Populationen nicht mehr zusammenfinden lässt,<br />

resp. neue Arten entstehen lässt?<br />

Die Unmöglichkeit fruchtbare Nachkommen zu zeugen nennt man reproduktive Isolation.<br />

Reproduktionsbarrieren:<br />

Habitatisolation (Verschiedene Lebensräume)<br />

Zeitliche Isolation (Phasen der Fruchtbarkeit)<br />

Verhaltensisolation (Verhalten bei der Paarung)<br />

Mechanische Isolation (Auseinanderentwickeln der Geschlechtsorgane)<br />

Gametische Isolation<br />

Erkennen von Makromoleküle zwischen Spermium und Eizelle. Wenn es nicht die gleiche<br />

bzw. richtige Struktur hat, kann das Spermium nicht eindringen.<br />

Verminderte Lebensfähigkeit der Hybriden<br />

Während der Entwicklung kann der Verlauf gestoppt werden. Das führt dann zum Tode.<br />

Verminderte Fruchtbarkeit der Hybriden (z.B. durch Meioseprobleme)<br />

Beispiel:<br />

Pferd (männlich) + Esel (weiblich) = Maulesel<br />

Pferd (weiblich) + Esel (männlich) = Maultier<br />

Überblick Fortpflanzungsbarrieren:<br />

Verschiedene präzygotische (progame)<br />

Barrieren verhindern eine Paarung<br />

zwischen Arten oder die Befruchtung der<br />

Eizelle, sofern Vertreter unterschiedlicher<br />

Arten versuchen sollten, sich zu paaren.<br />

1. Habitatisolation. Zwei Arten, die in<br />

demselben Gebiet in unterschiedlichen<br />

Habitaten leben, treffen<br />

möglicherweise selten, wenn überhaupt,<br />

aufeinander, selbst wenn sie<br />

rein formal nicht geographisch<br />

isoliert sind.<br />

2. Verhaltensisolation. Spezielle<br />

Signale, die Partner anlocken, wie<br />

auch hoch entwickelte Verhaltensweisen,<br />

die spezifisch für eine Art<br />

sind, zählen vermutlich zu den<br />

bedeutendsten Fortpflanzungsbarrieren<br />

unter nahe verwandten<br />

Tierarten Verhaltensisolation beruht<br />

oft auf ausgeklügelten Balzritualen.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 52 / 70


3. Zeitliche Isolation. Zwei Arten, die sich zu verschiedenen Tageszeiten, Jahreszeiten oder in<br />

unterschiedlichen Jahren paaren, können ihre Keimzellen nicht kombinieren.<br />

4. Mechanische Isolation. Bisweilen versuchen Individuen nah verwandter Arten, sich<br />

miteinander zu paaren, können die Kopulation aber nicht vollziehen, weil sie anatomisch<br />

nicht zueinander passen.<br />

5. Gametische Isolation. Selbst wenn die Gameten verschiedener Arten aufeinander treffen,<br />

verschmelzen sie selten zu einer Zygote. Die Gameten erkennen sich an artspezifischen<br />

Makromolekülen auf der Plasmamembran der Samenzellen und Eihülle.<br />

Postzygotische Barrieren<br />

Wenn trotz progamer Barrieren eine Spermazelle eine artfremde Eizelle befruchtet, verhindern<br />

gewöhnlich postzygotische (metagame) Barrieren, dass die Bastardzygote sich zu einem<br />

lebensfähigen, fertilen Erwachsenen entwickelt.<br />

6. Verminderte Lebensfähigkeit. Wenn<br />

Hybridzygoten gebildet werden, kann<br />

es sein, dass die Entwicklung der<br />

Hybriden durch genetische Unverträglichkeit<br />

(Inkompatibilität) zwischen den<br />

beiden Arten in irgendeinem Embryonalstadium<br />

abgebrochen wird<br />

(Hybridsterblichkeit).<br />

7. Verminderte Fruchtbarkeit. Selbst<br />

denn zwei Arten sich paaren und<br />

widerstandsfähige Bastardnachkommen<br />

hervorbringen, ist die<br />

reproduktive Isolation intakt, sofern<br />

die Hybriden völlig oder grösstenteils<br />

steril sind. Da die unfruchtbaren<br />

Bastarde sich nicht mehr mit einer der<br />

Elternarten rückkreuzen können, ist kein freier Genfluss zwischen den Arten möglich. Als<br />

eine der Ursachen für diese Barriere bilden die Hybriden bei der Meiose keine normalen<br />

Gameten, wenn die Chromosomen der beiden Elternarten sich in ihrer Anzahl oder Form<br />

voneinander unterscheiden (Bastardsterilität).<br />

8. Hybridenzusammenbruch. In einigen Fällen, in denen Arten sich kreuzen, sind die Hybriden<br />

der ersten Generation lebensfähig und fruchtbar, doch wenn diese Bastarde sich<br />

untereinander oder mit einer der beiden Elternarten paaren, sind die Nachkommen der<br />

nächsten Generation schwach oder steril (Bastardzusammenbruch).<br />

Wie entstehen die Fortpflanzungsbarrieren?<br />

Genotyp ist verantwortlich für den Phänotypen.<br />

Grün: 1 Allel zuständig für 1 Merkmal<br />

Orange: 1 Allel/Gen für mehrere Merkmale codiert<br />

Blau: Auch mehrere Gene für 1 Merkmal verantwortlich<br />

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Makroevolution<br />

Evolutionsbiologen fassen unter dem Begriff "Makroevolution" Mechanismen zusammen, durch<br />

die neue höhere Taxa wie Gattungen, Familien, Ordnungen, Klassen oder Stämme entstehen,<br />

neue Anpassungszonen besiedelt werden oder Neubildungen wie die Flügel bei Vögeln oder die<br />

Beine bei landlebenden Wirbeltieren (Tetrapoden) auftreten.<br />

Im Gegensatz dazu stehen die Vorgänge der Mikroevolution, die z.B. dazu führen, dass sich<br />

getrennte Populationen einer Art genetisch so auseinander entwickeln, dass sie zunächst<br />

Unterarten, bzw. getrennte Populationen, bilden und im weiteren Verlaufe eigene Arten ausbilden.<br />

Unterschied:<br />

Ein Beispiel soll den Unterschied zwischen Mikro- und Makroevolution illustrieren: Mikroevolution<br />

wäre die Variation der Form des Hornschnabels von Vögeln. Ein Vogelschnabel kann kurz und<br />

dick sein (gut zum Knacken harter Kerne), er kann aber auch fein und lang sein (was zum Beispiel<br />

gut für das Stochern nach Insekten in Baumrinden ist).<br />

Makroevolution dagegen ist die Entstehung des Hornschnabels aus einem bezahnten Kiefer eines<br />

Vorläuferreptils. Dabei wären in mehrfacher Hinsicht Umbauten erforderlich, die mit blossen<br />

Variationen (dicker, dünner, länger, kürzer) nicht zu erreichen sind. Ein Hornschnabel ist aus<br />

anderem Material als Zähne aufgebaut; die Muskulatur muss angepasst sein, das Verhalten<br />

(Nahrungserwerb, Fressbewegungen) muss entsprechend abgestimmt sein, die Integration des<br />

Schnabels im Schädel ist anders als bei einem Zahnkiefer usw.<br />

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13 Phylogenie und Systematik<br />

Fossilbelege und geologische Zeit<br />

Sedimentgesteine sind die reichhaltigsten Quellen für Fossilien. Die Fossilfunde liefern das<br />

historische Archiv, anhand dessen Biologen die Geschichte des Lebens erforschen.<br />

Paläontologen verfügen über eine Vielzahl von Methoden, um Fossilien zu datieren.<br />

Sedimentschichten offenbaren das relative Alter von Fossilien in aufeinander folgenden<br />

geologischen Perioden. Das absolute Alter von Fossilien in Jahren kann man durch<br />

radiometrische Datierung und andere Methoden bestimmen. Die geologischen Zeitalter und<br />

Perioden entsprechen jeweils einem grösseren Übergang in der Zusammensetzung der<br />

Fossilienarten. Die Chronologie der geologischen Perioden und Zeitalter bildet die<br />

geologische Zeitskala.<br />

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Die Fossilbelege stellen eine wesentliche, aber unvollständige Chronik der Stammesgeschichte<br />

dar. Fossilbelege gibt es vor allem von Arten, die für lange Zeit existierten, häufig<br />

und weit verbreitet waren und Schalen oder harte Skelette besassen.<br />

Man kann genau sagen, wie alt die Fossile im Boden sind.<br />

Die Phylogenie hat eine biogeographische Triebfeder in der Kontinentaldrift. Die Kontinentalverschiebung<br />

hatte bedeutende Auswirkungen auf die Geschichte des Lebens, weil sie zu<br />

grossen geographischen Neuordnungen führte, die sowohl die Biogeographie als auch die<br />

Evolution beeinflussten. Die Bildung des Superkontinents Pangaea während des späten<br />

Paläozoikum und sein nachfolgendes Auseinanderbrechen während des frühen Mesozoikum<br />

erklären viele biogeographische Rätsel.<br />

Die Geschichte des Lebens ist geprägt durch wiederholte Massenaussterben. Die Stammesgeschichte<br />

war charakterisiert durch lange, relativ stabile Perioden, unterbrochen von<br />

Intervallen beträchtlichen Artenumschwungs - mit Massenaussterben, denen grosse<br />

Episoden adaptiver Radiationen folgten.<br />

Eine Art kann aussterben, weil ihr Lebensraum zerstört wurde oder sich in eine für sie<br />

ungünstige Richtung veränderte. Wenn die Meerestemperaturen nur um wenige Grad fallen,<br />

kommen viele ansonsten hervorragend angepasste Arten um. Doch selbst wenn die physikalischen<br />

Faktoren der Umwelt stabil sind, können sich die biologischen Faktoren ändern.<br />

Zur Umwelt, in der eine Art lebt, gehören auch die anderen dort lebenden Organismen, und<br />

eine evolutionäre Veränderung bei einer Art wird sich wahrscheinlich auch auf die anderen<br />

Arten der Lebensgemeinschaft auswirken. Die Evolution von harten Körperteilen wie Kiefer<br />

oder Schalen durch Tiere des Kambriums könnte dazu beigetragen haben, dass manche<br />

Lebewesen ohne solche Hartteile eher Räubern zum Opfer fielen und daher eher vom<br />

Aussterben bedroht waren. Aussterben ist in einer sich verändernden Welt praktisch<br />

unvermeidlich, und es gab Krisen in der Geschichte des Lebens, in denen die globalen<br />

Umweltveränderungen derart rasch und zerrüttend erfolgten, dass die Mehrzahl der Arten<br />

ausgelöscht wurde.<br />

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14 Die junge Erde und die Entstehung des Lebens<br />

Einführung in die Geschichte des Lebens<br />

Vor 3,5 bis 4 Milliarden Jahren entstand das Leben auf der Erde. Die Erde bildete sich vor<br />

4,5 Milliarden Jahren. Die ältesten Fossilien von Prokaryoten sind 3,5 Milliarden Jahre alt.<br />

Die Prokaryoten bestimmten die Evolutionsgeschichte von Beginn an für etwa 1,5 Milliarden<br />

Jahre allein. Die beiden Domänen der Prokaryoten, Bacteria und Archaea, entwickelten sich<br />

aus einem Spektrum unterschiedlicher metabolischer Typen heraus. Sie traten in der Nähe<br />

unterseeischer hydrothermaler Schlote auf oder lebten in Flachwassergemeinschaften, die<br />

Stromatolithen genannte Fossilien zurückliessen.<br />

Sauerstoff begann sich in der Atmosphäre vor 2,7 Milliarden Jahren anzureichern. Mit den<br />

Cyanobakterien entstand die Sauerstoff produzierende (oxygene) Photosynthese. Mit der<br />

Akkumulation von O2 in der Atmosphäre war eine beträchtliche Herausforderung an das<br />

entstandene Leben verbunden.<br />

Eukaryotisches Leben bildete sich vor 2,1 Milliarden Jahren. Die ältesten Fossilien von<br />

Eukaryoten werden auf 2,1 Milliarden Jahre zurückdatiert. Die eukaryotische Zelle<br />

entwickelte sich aus einem prokaryotischen Vorfahren, in dessen Cytoplasma kleinere<br />

Prokaryoten lebten.<br />

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Vielzellige Eukaryoten erschienen vor 1,2 Milliarden Jahren. Von vielzelligen Algen gibt es<br />

1,2 Milliarden Jahre alte Fossilien. Die ältesten Fossilien von Tieren sind ungefähr 600<br />

Millionen Jahre alt.<br />

Die Vielfalt der Tiere vergrösserte sich explosionsartig während des frühen Kambrium. Die<br />

meisten Tierstämme hinterliessen erste fossile Spuren in der relativ kurzen Spanne<br />

zwischen 540 und 520 Millionen Jahren vor unserer Zeit.<br />

Pflanzen, Pilze und Tiere eroberten das Festland vor etwa 500 Millionen Jahren.<br />

Symbiontische Beziehungen zwischen Pflanzen und Pilzen trugen zur Eroberung des<br />

Festlands bei. Pflanzenesser und Raubtiere folgten.<br />

Kurz zusammengefasst:<br />

1. Ursprung des Lebens<br />

2. Prokaryoten<br />

3. atmosphärischer Sauerstoff<br />

4. Eukaryoten<br />

5. vielzellige Eukaryoten<br />

6. Tiere<br />

7. Landpflanzen<br />

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Der Ursprung des Lebens<br />

Die ersten Zellen könnten durch chemische Evolution auf der jungen Erde entstanden sein:<br />

Obwohl sich gegenwärtig das Leben allein durch Biogenese reproduziert, könnten die ersten<br />

Zellen Produkte einer präbiotischen chemischen Evolution gewesen sein.<br />

Die spontane abiotische Entstehung von Biomonomeren ist eine überprüfbare Hypothese.<br />

Führt man im Labor Simulationsexperimente unter Bedingungen durch, die denen auf der<br />

Ur-Erde ähneln, dann entsteht aus anorganischen Vorstufen eine Vielfalt organischer<br />

Verbindungen.<br />

Bei experimenteller Simulation der Bedingungen auf der Ur-Erde kondensieren<br />

Biomonomere zu Makromolekülen. Kleine organische Moleküle können Polymere bilden,<br />

wenn sie sich auf heissem Sand, Stein oder Ton durch die Verdunstung des Wassers<br />

konzentrieren. Ein Beispiel sind Proteinoide.<br />

Das erste genetische Material war vermutlich nicht DNA, sondern RNA. Die ersten Gene<br />

könnten aus abiotisch gebildeter RNA bestanden haben. Ihre Basensequenz diente als<br />

Matrize sowohl bei der Synthese von Polypeptiden aus Aminosäuren als auch bei einer<br />

primitiven Form der Selbstreplikation aus komplementären Basen.<br />

Protobionten konnten sich durch Selbstassemblierung bilden, wie Simulationsexperimente<br />

zeigen. Organische, im Labor synthetisierte Moleküle lagern sich je nach Bedingungen<br />

spontan zu verschiedenartigen Tröpfchen oder Hohlkugeln zusammen (Koazervate,<br />

Mikrosphären, Liposomen), die einige der Eigenschaften des Lebens zeigen und als<br />

Protobionten-Modelle dienen.<br />

Mit Erbinformation ausgestattete Protobionten wurden durch die natürliche Selektion<br />

angepasst. Diejenigen molekularen Aggregate, die am effektivsten in der<br />

Ressourcennutzung waren und die sich am häufigsten reproduzierten, reicherten sich in<br />

dem Gemisch verschiedener Protobionten an.<br />

Die Diskussion über die Entstehung des Lebens geht weiter. Unter den Wissenschaftlern<br />

wird die Debatte darüber fortgesetzt, wie sich die schrittweise Entstehung des Lebens<br />

tatsächlich vollzogen haben mag.<br />

Die Hauptlinien des Lebens<br />

Das Fünf-Reiche-System spiegelte das zunehmende Wissen über die Diversität des Lebens<br />

wider. Das traditionelle System der fünf Reiche unterteilt die Organismen in Monera<br />

(Prokaryoten), Protista (einzellige Eukaryoten), Plantae, Fungi und Animalia.<br />

Das Einteilen der Organismen in Reiche ist noch nicht abgeschlossen. Eine<br />

Weiterentwicklung ist das System aus drei Domänen (Bacteria, Archaea und Eukarya) und<br />

die Aufspaltung der Prokaryoten und der Protisten in viele Reiche.<br />

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15 Verhaltensbiologie<br />

(Kapitel 51)<br />

Einführung in das Verhalten und die Verhaltensökologie<br />

Verhalten ist, was ein Tier tut und wie es dies tut.<br />

Verhalten besteht in erster Linie aus beobachtbaren, von Muskeln erzeugten Bewegungen.<br />

Jede Verhaltensweise hat sowohl ultimate als auch proximate Ursachen. Zu den proximaten<br />

(direkten, unmittelbaren) Ursachen gehören die hormonellen und neuronalen Stimuli sowie<br />

die Reize aus der Umwelt, die im Leben eines Tieres ein bestimmtes Verhaltensmuster<br />

auslösen. Als ultimate (indirekten, mittelbaren) Ursachen bezeichnet man die Gründe für die<br />

Evolution des Verhaltensmusters im Laufe entwicklungsgeschichtlicher Zeiträume.<br />

Verhalten resultiert aus genetischen und Umweltfaktoren. Das Verhalten eines Individuums<br />

entwickelt sich unter dem Einfluss von Genen und Umwelt.<br />

Angeborenes Verhalten<br />

Angeborenes Verhalten ist durch die Entwicklung fixiert. Angeborene Verhaltensweisen<br />

treten bei allen Individuen einer Population auf, ungeachtet individueller Unterschiede in der<br />

Erfahrung.<br />

Verhalten dient dem Überleben und der Fortpflanzung.<br />

Verhalten hat sich im Verlaufe der Erdgeschichte entwickelt. Es wird durch Umwelt<br />

selektioniert (im Sinne von bestraft) oder belohnt.<br />

Ist das Verhalten genetisch bedingt oder wird es durch die Umgebungsbedingungen<br />

bestimmt? Experiment:<br />

Fazit: Das Verhalten zeigt genetische Grundlagen. Kommt also aus dem Erbgut.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 60 / 70


Die klassische Ethologie deutete bereits eine evolutionsbiologische Komponente der<br />

Verhaltensbiologie an. Die ersten Ethologen erforschten vor allem Erbkoordinationen;<br />

darunter versteht man im Wesentlichen unveränderlich ablaufende Verhaltensweisen, die<br />

nach Auslösung durch einen äusseren sensorischen Reiz (Schlüsselreiz) in der Regel<br />

komplett ablaufen.<br />

Die genetischen Grundlagen bilden das angeborene Verhalten.<br />

Beispiele:<br />

Erbkoordination (Verhalten wird abgespielt nach Schlüsselreiz)<br />

Beispiele:<br />

- Nachtfalter Klappt Flügel bei Gefahr zusammen und lässt sich zu<br />

- Fledermaus Boden fallen. -> überlebt vielleicht so.<br />

- Stichling (reagiert auf alles Rote aggressiv)<br />

Die natürliche Selektion hat Verhaltensmuster begünstigt, welche die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

und den Fortpflanzungserfolg steigern.<br />

Optimales Verhalten maximiert die reproduktive Fitness.<br />

Beispiele:<br />

- Raben<br />

- Schnecken<br />

Neben angeborenem Verhalten gibt es das Lernen.<br />

In der Verhaltensökologie stehen evolutionsbiologische Hypothesen im Vordergrund.<br />

Nach der Theorie der Verhaltensökologie verhalten sich Tiere so, dass ihre Darwin-Fitness<br />

(ihr Fortpflanzungserfolg) maximiert wird.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 61 / 70


Lernen<br />

Lernen ist auf Erfahrung basierende Modifikation von Verhalten. Unter Lernen versteht<br />

man eine Veränderung des Verhaltens aufgrund von spezifischen Erfahrungen. Manche<br />

scheinbaren Lernprozesse sind in Wirklichkeit auf Reifung zurückzuführen. Als Habituation<br />

bezeichnet man eine einfache Form des Lernens, bei der die Sensibilität für unwichtige<br />

Reize abstumpft.<br />

Anders gesagt: Lernen ist eine Modifikation des Verhalten, die sich aufgrund bestimmter<br />

Erfahrungen ergeben.<br />

Es gibt:<br />

- Prägung<br />

- assoziatives Lernen<br />

Als Prägung bezeichnet man auf eine sensible Phase begrenztes Lernen. Prägung findet<br />

bei verschiedenen Tieren statt und kann ebenso auf Geschlechtspartner erfolgen wie auf<br />

die Eltern.<br />

Beispiel wären die Graugänse von Konrad Lorenz:<br />

"Wenn Sie eine junge Gans (...) in Obhut des Menschen aus dem Ei schlüpfen lassen, so<br />

dass der Mensch das erste Lebewesen ist, das ihm begegnet, dann fixiert die junge Gans<br />

in nicht mehr rückgängig zu machender Weise ihre kindliche Anhänglichkeit an den<br />

Menschen, dem sie als erstes begegnet ist, und folgt ihm während ihrer ganzen Jugend so<br />

getreu nach, wie sie normalerweise den Eltern nachfolgen würde."<br />

Einige Tiere haben spezielle Zeitfenster von ca. 2-3 Tagen. In dieser Zeit werden<br />

Umwelteinflüsse und -eindrücke wahrgenommen und „fixiert“. Man spricht von Prägung.<br />

Prägung ist irreversibel.<br />

Es gibt auch Arten, die mehrere Prägungszeiten haben, sowie unterschiedlich lange.<br />

Fazit:<br />

Die Prägungsexperimente zeigen, dass das Verhalten auch von der Umwelt beeinflusst<br />

werden kann.<br />

Der Vogelgesang kann als Modellsystem für die Entwicklung von Verhalten dienen.<br />

Biologen haben zwei Formen der Entwicklung des Vogelgesangs beschrieben: Lernen<br />

während einer sensiblen Phase (wie bei der Dachsammer) und unbegrenztes Lernen (wie<br />

beim Kanarienvogel); bei letzterer Form fügt der Vogel seinem Gesang jedes Jahr wieder<br />

neue Komponenten hinzu.<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 62 / 70


Viele Tiere können lernen, einen Reiz mit einem anderen zu assoziieren. Beim<br />

assoziativen Lernen wird ein Reiz mit einem anderen verknüpft. Bei der operanten<br />

Konditionierung („Lernen durch Versuch und Irrtum") lernt ein Tier, eine seiner<br />

Verhaltensweisen mit Belohnung oder Bestrafung in Verbindung zu bringen, und verändert<br />

sein Verhalten entsprechend.<br />

Beispiele:<br />

- Pawlow’s Hunde<br />

- Versuche mit Ratten<br />

Kognitive Fähigkeiten von Tieren<br />

Das Studium der Kognition verbindet die Funktionsweise des Nervensystems mit dem<br />

Verhalten. Unter Kognition versteht man die Fähigkeit des Nervensystems eines Tieres,<br />

durch Sinnesrezeptoren gesammelte Informationen wahrzunehmen, zu speichern und zu<br />

verarbeiten.<br />

Zur Fortbewegung im Raum bedienen sich Tiere verschiedener kognitiver Mechanismen.<br />

Viele Tiere orientieren sich im Raum, indem sie sich Landmarken einprägen. Ein effizienterer<br />

Mechanismus zur Orientierung sind kognitive Karten (auch als innerer Atlas bezeichnet) −<br />

innere Repräsentationen der räumlichen Beziehungen zwischen Objekten in der Umwelt der<br />

Tiere. Einige Zugvögel und manche anderen Tiere nutzen verschiedene Parameter zur<br />

Kompassorientierung: das Magnetfeld der Erde sowie den Stand der Sonne und der Sterne.<br />

Sozialverhalten und Soziobiologie<br />

Die Soziobiologie untersucht Sozialverhalten im evolutionsbiologischen Kontext.<br />

Der Begriff Sozialverhalten umfasst alle Interaktionen zwischen zwei oder mehr - in der<br />

Regel artgleichen - Tieren.<br />

Sozialverhalten ist Interaktion zwischen zwei oder mehreren Tieren der gleichen Art. Zu<br />

Sozialverhalten zählen wir:<br />

- Aggression<br />

- Kooperation<br />

- Balzverhalten<br />

Beim konkurrierenden Sozialverhalten geht es oft um die Verteilung von Ressourcen.<br />

= Agonistisches Verhalten ist das Verhalten bei Auseinandersetzungen um den Zugang zu<br />

begrenzten Ressourcen, beispielsweise zu Nahrung oder einem Geschlechtspartner. Bei<br />

manchen Tierarten existieren Rangordnungen, bei denen ranghohe Individuen bevorzugt<br />

Zugang zu Ressourcen erhalten. Territorialität ist ein Verhalten, bei dem ein Tier einen<br />

bestimmten Teil seines Streifgebiets gegen Artgenossen verteidigt.<br />

Es geht um:<br />

- Nahrung<br />

- Fortpflanzungspartner<br />

- Territorien<br />

- Randordnung<br />

Beispiele:<br />

Schlangen, Schimpansen, Wölfe<br />

Fazit:<br />

Keine Toten oder Verletzte.<br />

Die Kämpe sind ritualisiert, damit können klare Rangordnungen gemacht werden.<br />

Territorien<br />

-> werden markiert i.d.R. mit Urin oder Talkdrüsen<br />

-> Wölfe und andere Tiere markieren sehr genau. Dringt ein Fremder ein, wird er<br />

umgebracht.<br />

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Die natürliche Selektion begünstigt ein Paarungsverhalten, das die Zahl oder die Qualität<br />

der Geschlechtspartner maximiert. Das Balzverhalten dient dazu, dass sich Individuen als<br />

Artgenossen erkennen und die Fortpflanzungsbereitschaft des anderen feststellen.<br />

Zustande gekommen sind die komplexen Balzverhaltensweisen durch sexuelle Selektion,<br />

insbesondere infolge der Partnerwahl durch die Weibchen. Bei der Balz kann ein<br />

Männchen seine genetischen Qualitäten zur Schau stellen sowie (bei Arten mit elterlicher<br />

Fürsorge) seine Bereitschaft, sich um die Nachkommen zu kümmern. Im Tierreich findet<br />

man ein breites Spektrum verschiedener Paarungssysteme, je nachdem, wie sich<br />

Männchen und Weibchen einer Art zur Fortpflanzung zusammenschliessen; hierzu<br />

gehören Promiskuität, Monogamie und Polygamie. Welches Paarungssystem sich<br />

ausbildet, hängt unter anderem vom jeweiligen Elternaufwand der Männchen und<br />

Weibchen ab.<br />

Balzverhalten = werbendes Verhalten<br />

Beispiele:<br />

Albatrosse, Blaufusstölpel<br />

Charakteristiken:<br />

1. hoch ritualisiert (klar determiniert in seinem Ablauf)<br />

2. Wichtig für die Erkennung der eigenen Art<br />

3. die Selektion von fitten Männchen von den Weibchen. Balzrituale zeigen dem<br />

Weibchen, ob das Männchen etwas taugt. (Die natürliche Selektion durch das<br />

Weibchen.)<br />

Paarungssysteme<br />

Promiskuitive Paarungssysteme zeigen keine dauerhafte Paarbeziehung und Paarbindung.<br />

Langfristige Beziehungen mit Paarbindung existieren in zwei Arten:<br />

1. Monogamie (Paarbeziehung für ein Leben)<br />

z.B. Vögel wegen Brutpflege. So zu sagen, selektionierendes Phänomen der<br />

Brutpflege.<br />

2. Polygamie (Einer der beiden Partner hat mehrere Beziehungen)<br />

Polygamiebeziehungen existieren in zwei Formen:<br />

Polygynie<br />

Männchen hat viele Weibchen.<br />

-> Totale Anzahl Nachkommen grösser als bei Polyandrie.<br />

-> grössere Konkurrenz führt zu grösserer Fitness<br />

Polyandrie<br />

Weibchen hat viele Männchen.<br />

z.B. Spinnen, Krebse<br />

-> Variabilität vom Genpool kleiner<br />

-> führt zu Polymorphologie (Männchen grösser als Weibchen.)<br />

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16 Glossar<br />

Chromosomenschäden oder falsche<br />

Aberration<br />

Chromosomenzahl<br />

Die Bewegung einer Substanz durch eine<br />

Biomembran gegen ihre Konzentrations- oder<br />

aktiver Transport<br />

elektrochemischen Gradienten mithilfe von<br />

Energiezufuhr und spezifischen<br />

Transportproteine.<br />

Allele Die Zustandsformen eines Gens<br />

Häufige Form der Polyploidie, entsteht durch<br />

Allopolyploidie<br />

Kreuzung verschiedener Arten und Kombination<br />

ihrer Chromosomen<br />

Einfache Verbindungen werden mit Energie<br />

zu komplexen Gebilden (mit hoher Enthalpie)<br />

Anabolismus<br />

Ordnung erhöht sich<br />

(z.B. Polypeptidbildung)<br />

Form des evolutionären Wandels, bei der ganze<br />

Anagenese<br />

Populationen sich verändern<br />

Die Teilphase der Mitose bei der sich die<br />

Chromatiden jedes Chromosoms aufgetrennt<br />

Anaphase<br />

haben und die Tochterchromosomen an die<br />

Zellpole wandern<br />

Eine Aberration bei der von einem Chromosom zu<br />

Aneuploidie<br />

viele oder zu wenige Exemplare vorhanden sind<br />

Die Überführung fremder Stoffe in körpereigene<br />

Assimilation<br />

Substanzen.<br />

Aster Spindelpol<br />

Adeninhaltiges Nucleosidtriphosphat, das bei<br />

ATP<br />

Hydrolyse seiner Phosphatbindungen Freie<br />

Energie abgibt.<br />

Der Besitz von mehr als zwei homologen<br />

Autopolyploidie<br />

Chromosomensätzen (z.B. aus Verdopplung der<br />

Chromosomen durch Fehler bei der Meiose)<br />

Alle nicht Geschlechtsbestimmenden<br />

Autosomen<br />

Chromosomen<br />

Das inaktivierte X-Chromosom in den Zellen<br />

Barr-Körperchen<br />

weiblicher Säuger, das als dichtes Objekt<br />

erkennbar an der Innenseite der Kernhülle liegt<br />

Bastard Nachkomme zweier verschiedener Arten<br />

Pflanzen; Organismen, die organische Moleküle<br />

autotroph<br />

aus Rohstoffen selbst herstellen<br />

Biodiversität Vielfalt der Lebewesen auf der Erde<br />

Biogenese Leben entsteht nur aus Leben<br />

Die durch Stoffwechsel aufgebaute Materie eines<br />

Biomasse<br />

Lebewesen.<br />

Biozönose Lebensgemeinschaft<br />

Die thermisch getriebene Eigenbewegung von<br />

Brown’sche Molekularbewegung<br />

Teilchen.<br />

Calvin-Zyklus Der Prozess in dem Zucker hergestellt wird.<br />

Strukturen in Tierzellen, die an der Bildung des<br />

Centriolenpaar<br />

Spindelapparats beteiligt sind<br />

Der Bereich, in dem Schwesterchromatiden<br />

Centromer<br />

miteinander verbunden sind<br />

Im Cytoplasma aller Eukaryotenzellen<br />

vorhandenes, für die Zellteilung wichtiges<br />

Centrosom<br />

Material, auch als Mikrotubuli-<br />

Organisationszentrum bezeichnet<br />

Chiasmata Der X-förmige Bereich der Überkreuzung<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 65 / 70


homologer Chromatiden, die durch Crossing-Over<br />

während der Meiose genetisches Material<br />

ausgetauscht haben<br />

chemiosmotische Theorie<br />

erklärt wie aus Sonnenenergie, chemische<br />

Energie entsteht<br />

Chlorophyll Das grüne Pigment in den Blättern<br />

Chloroplasten Zuständig für die Photosynthese.<br />

Chromosom<br />

Fadenartige, Gene tragende Strukturen im<br />

Zellkern. Jedes Chromosom besteht aus einem<br />

sehr langen DNA-Molekül und damit assoziierte<br />

Proteine.<br />

Codominanz Beide Allele exprimieren unabhängig voneinander<br />

Der gegenseitige Austausch von genetischem<br />

Crossing-Over<br />

Material zwischen Nicht-Schwesterchromatiden<br />

während der Meiose I<br />

Cytokinese Zellteilung<br />

Cytoplasma<br />

Plasma zwischen Zellmembran und Kern,<br />

Cytoskelett<br />

Darwin-Fitness<br />

bestehend aus Cytosol<br />

Ein Netzwerk aus Mikrotubuli, Mikrofilamenten<br />

und Intermidiärfilamenten, die sich durch das<br />

gesamte Cytoplasma verzweigen und zahlreiche<br />

mechanische Funktionen und Transportaufgaben<br />

erfüllen.<br />

Mass für den relativen Beitrag eines Individuums<br />

zum Genpool der nächsten Generation<br />

Defektallel<br />

Allel mit zu defekten führendem genetischen<br />

Code<br />

Deletion Verlust von Genen auf einem Chromosom<br />

Dichteabhängigkeit<br />

Zellen teilen sich nur bis der gesamte Platz belegt<br />

Diffusion<br />

ist<br />

Die spontane Tendenz beweglicher Teilchen, sich<br />

ihrem Konzentrationsgradienten folgend aus<br />

Bereichen höherer in Bereiche niedrigerer<br />

Konzentration zu bewegen.<br />

Zellen teilen sich nur bis der gesamte Platz belegt<br />

ist.<br />

Dihybrid<br />

Dihybrid: Bezeichnung für Organismen, die<br />

hinsichtlich zweier bestimmter Gene heterozygot<br />

sind (AaBb)<br />

Diploid Zwei Chromosomensätze<br />

Dissimilation Die Zersetzung von organischen Molekülen<br />

DNS Desoxyribonucleinsäure<br />

Dominant Das Allel das vollständig Exprimiert wird<br />

Drift<br />

Auf Zufallsereignisse zurückzuführende<br />

Veränderungen im Genpool kleiner Populationen<br />

Dunkelreaktion Calvin-Zyklus<br />

Duplikation Verdopplung von Genen auf einem Chromosom<br />

Emergenz<br />

lat. emergere auftauchen, emporsteigen; die<br />

Endergonische Reaktion<br />

Summe ist mehr als die einzelnen Teile<br />

Prozess, bei dem freie Energie aus der<br />

Umgebung aufgenommen wird. Kann nur in<br />

Kombination mit einer exergonischen Reaktion<br />

stattfinden.<br />

Enthalpie<br />

Die Enthalpie ist ein Mass für die Energie eines<br />

Systems.<br />

Entropie Unordnung = Mass für Ordnung<br />

Enzyme<br />

Eine Klasse von Proteinen die als Katalysator<br />

Epistase<br />

dienen.<br />

Das Phänomen, das en Gen die Expression eines<br />

anderen, unabhängig vererbten Gens beeinflusst<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 66 / 70


Eukaryoten Protisten, Pflanzen, Pilze und Tiere<br />

Die Veränderung des Lebewesens an seine sich<br />

ändernde Umwelt. Dieser Prozess führt zur<br />

Evolution<br />

Vielfalt des Lebens. Das Produkt der Evolution,<br />

die Phylogenese, ergibt sich aus Variabilität und<br />

Selektion.<br />

Nutzbarmachung einer Eigenschaft für eine<br />

Exaptation<br />

Funktion, die nicht vorgesehen war<br />

Spontan ablaufende chemische Reaktion mit<br />

Exergonische Reaktion<br />

Nettoabgabe von freier Energie.<br />

Exprimierung Das Ausbilden eines Phänotyps<br />

Der genetische Drift, der sich aus der<br />

Flaschenhalseffekt<br />

Reduzierung einer Population ergibt<br />

Das Modell der Membranstruktur, dem zufolge die<br />

Membran ein Mosaik aus Proteinmolekülen ist,<br />

Flüssig-Mosaik-Modell<br />

die einzeln in eine flüssige Phospholipid-<br />

Doppelschicht eingebettet sind und sich lateral in<br />

ihr bewegen können.<br />

Eine Energiemenge symbolisiert durch G, die<br />

Entropie (S) und Gesamtenergie des Systems (H)<br />

zueinander in Beziehung setzt. Die Änderung der<br />

freie Energie<br />

freien Energie eines Systems berechnet sich<br />

nach der Gleichung, ∆G = ∆H-T∆S, wobei T die<br />

absolute Temperatur ist.<br />

Die zufällige Ausrichtung der Chromosomen vor<br />

freie Rekombination<br />

der Zellteilung<br />

Frequenz Häufigkeit eines Allels<br />

Gameten Haploide Keimzelle<br />

Genetische Last Defektes Allel<br />

Genetik Übertragung von Informationen<br />

Genom Gesamtheit aller Erbfaktoren eines Organismus<br />

Die Gesamtheit aller Erbanlagen eines<br />

Genotyp<br />

Organismus.<br />

Die Gesamtheit aller Gene in einer Population zu<br />

Genpool<br />

einem bestimmten Zeitpunkt.<br />

Geschlechtschromosomen Die Geschlechtsbestimmenden Chromosomen<br />

Produktion von Proteinen und Verteilung. Er kann<br />

Golgi-Apparat<br />

Stoffe abgeben und verteilen.<br />

Gonaden Die Gameten produzierenden Organe<br />

Grana Thylakoidstapel in den Chloroplasten<br />

Genetischer Drift infolge der Kolonisierung eines<br />

Gründereffekt<br />

Lebensraumes durch eine begrenzte Zahl von<br />

Individuen<br />

Haftungsabhängigkeit Zellen teilen sich auf festem Untergrund<br />

Axiom, dem zufolge der sexuelle Austausch von<br />

Genen allein nicht die genetische<br />

Hardy-Weinberg-Gesetz<br />

Gesamtzusammensetzung einer Population<br />

verändern kann<br />

Hemizygot Im Besitz von X- und Y-Chromosom<br />

Evolutionäre Veränderungen im zeitlichen Ablauf<br />

Heterochronie<br />

oder in der Geschwindigkeit der Entwicklung<br />

Heterosiseffekt siehe Heterozygotenvorteil<br />

haploid Zelle mit einem einzigen Chromosomensatz<br />

heterotroph Tiere, Menschen<br />

Allele sind unterschiedlich (mischerbig)<br />

heterozygot<br />

Mit zwei verschiedenen Allelen für ein bestimmtes<br />

genetisches Merkmal ausgestattet<br />

Ein Mechanismus, der die Variabilität in<br />

Heterozygotenvorteil<br />

Eukaryotengenpools erhält. Das Phänomen, dass<br />

Heterozygote einen grösseren<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 67 / 70


Hominiden<br />

Fortpflanzungserfolg haben als Individuen, die für<br />

eines der betreffenden Allele homozygot sind<br />

Echte Menschen<br />

Hominoiden Menschenartig<br />

Homologe Chromosomen<br />

Die Chromosome welche die gleichen Gene<br />

tragen<br />

Homologien<br />

Die Ähnlichkeit bestimmter Merkmale infolge<br />

Homöotische Gene<br />

Hox-Gene<br />

gemeinsamer Abstammung<br />

Gene, die den Gesamtbauplan von Tieren<br />

festlegen, indem sie das Entwicklungsschicksal<br />

von Zellgruppen kontrollieren<br />

Gene, die andere Gene beeinflussen; siehe<br />

Homöotische Gene<br />

Homöostase Zustand möglichst konstant halten wollen<br />

Allele sind völlig identisch (reinerbig)<br />

homozygot<br />

Mit zwei identischen Allelen für ein bestimmtes<br />

genetisches Merkmal ausgestattet<br />

hydrophil Wasser anziehend, in Wasser löslich<br />

hydrophob Wasser abstossend, in Wasser nicht löslich<br />

hypertonische Umgebung<br />

Imprinting<br />

Intermediäre Exprimierung<br />

Interphase<br />

isotonische Umgebung<br />

Eine Lösung mit einer höheren Konzentration<br />

eines gelösten Stoffes als eine hypotonische<br />

Lösung<br />

Das geschlechtsspezifische Markieren von<br />

Chromosomen<br />

Der Bereich zwischen vollständiger Dominanz<br />

und Codominanz<br />

Der Teil des Zellzyklus, während dessen sich die<br />

Zelle nicht teilt<br />

Gleiche Konzentration gelöster Stoffe auf beiden<br />

Seiten der Membran<br />

Karyotyp Die Gesamtheit der cytologisch erkennbaren<br />

Katabolismus<br />

Kinetochor<br />

Kladogenese<br />

Komplexe Moleküle werden unter<br />

Energiegewinn zu einfachen Formen<br />

abgebaut<br />

Unordnung (Entropie) erhöht sich<br />

(z.B. Zellatmung)<br />

Spezialisierter Teil des Centromers, der eine<br />

Schwesterchromatide mit der Mitosespindel<br />

verbindet<br />

Artbildung durch Abspaltung von einer<br />

weiterexistierenden Art<br />

Klon Genetisch identischer Nachkomme<br />

Konditionierung<br />

Form des assoziativen Lernens. Die Assoziation<br />

unwichtiger Reize mit feststehender<br />

Verhaltensantwort<br />

Locus Ort eines Gens auf dem Chromosom<br />

Makroevolution<br />

Matrix<br />

Entstehung neuer Baupläne, Evolutionstrends,<br />

adaptive Radiation und Artensterben<br />

siehe Stroma) Grundsubstanz der Chloroplasten<br />

Membran Trennschicht<br />

Metabolismus<br />

Stoffwechsel, die Gesamtheit aller chemischen<br />

Metaphaseplatte<br />

Mikroevolution<br />

Mikrotubuli<br />

Prozesse in einem Organismus<br />

Eine imaginäre Ebene während der Metaphase,<br />

bei der die Centromere aller duplizierten<br />

Chromosomen in der Mitte zwischen den Polen<br />

liegen<br />

Die Veränderung des Genpools einer Population<br />

im Laufe einiger Generationen<br />

Hohle Stäbe im Cytoplasma aller<br />

Eukaryotenzellen<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 68 / 70


Mikrotubuli-Organisationszentrum (MTOC) Centrosom<br />

in ihnen wird Zucker verbrannt. Sie sind<br />

Mitochondrium<br />

Organellen, die sich frei in der Zelle bewegen<br />

können.<br />

Eine Ansammlung von Mikrotubuli, die an den<br />

Mitosespindel<br />

Bewegungen der Chromosomen während der<br />

Mitose beteiligt sind<br />

Bezeichnung für einen Organismus, der<br />

Monohybrid<br />

hinsichtlich eines bestimmten einzelnen Gens<br />

heterozygot ist<br />

Bezeichnung für die Situation, bei der in einer<br />

Monosomie<br />

Zelle statt der normalen zwei nur eine Kopie eines<br />

Chromosoms vorhanden ist<br />

Morphen Bestimmte Körperformen und -merkmale<br />

mtDNS Mitochondriale DNS<br />

Multifaktorielle Merkmale<br />

Ein phänotypisches Merkmal das durch<br />

genetische und Umweltfaktoren beeinflusst wird<br />

Neotenie Eintritt der Geschlechtsreife<br />

Nichtreziprokes Crossing-Over Deletion und Duplikation<br />

Fehler, bei dem sich in der Meiose I ein<br />

Nondisjunction<br />

homologes Chromosomenpaar oder in der<br />

Meiose II ein Schwesterchromatidenpaar nicht<br />

trennt<br />

Ontogenese eine Lebensphase<br />

Osmose passive Transport von Wassermolekülen<br />

Paläontologie Erforschung von Fossilien<br />

passiver Transport<br />

Die Diffusion einer Substanz durch eine<br />

Biomembran.<br />

Phänotyp<br />

Die Gesamtheit der physischen, physiologischen<br />

und molekularen Merkmale eines Lebewesens.<br />

Phylogenie Erforschung der Evolutionsgeschichte<br />

Pleiotropie<br />

Die Erscheinung, das ein Gen mehrere Effekte<br />

hat<br />

Polyandrie Ein Weibchen paart sich mit mehreren Männchen<br />

Polygene Vererbung<br />

Der Additive Einfluss von zwei oder mehr Genloci<br />

auf ein phänotypisches Merkmal<br />

Polygynie Ein Männchen paart sich mit mehreren Weibchen<br />

Polymorphismus<br />

Koexistenz von zwei oder mehr deutlich<br />

verschiedenen Formen eines Merkmals<br />

Das Vorliegen von mehr als zwei kompletten<br />

Polyploidie<br />

Chromosomensätzen in den Zellen eines<br />

Organismus<br />

Eine spezielle Form des Lernens mit signifikanter<br />

Prägung<br />

angeborener Komponente, die nur während einer<br />

begrenzten sensiblen Phase möglich ist<br />

Phylogenese ganze Lebensgeschichte<br />

Prokaryoten besitzen keinen echten Zellkern und<br />

Prokaryotische Zelle<br />

weisen eine einfachere innere Organisation im<br />

Gegensatz zu den Eukaryoten auf<br />

Dreidimensionale Biopolymere, die aus zwanzig<br />

Proteine<br />

verschiedenen, als Aminosäuren bezeichneten<br />

Monomeren aufgebaut ist<br />

Aktiver Transportmechanismus in<br />

Protonenpumpe<br />

Zellmembranen, der Protonen auf der Zelle<br />

befördert und dabei ein Membranpotential<br />

Qualitative Merkmale Diskrete Merkmale<br />

Racemisierung Chemische Umwandlung von Proteinen<br />

Die Bandbreite verschiedener Phänotypen, die<br />

Reaktionsnorm<br />

infolge von Umwelteinflüssen aus einem einzigen<br />

Genotyp entstehen können<br />

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Replikation Verdopplung der Chromatiden<br />

Rezessiv Unterdrücktes Allel<br />

Aus zwei Untereinheiten bestehende<br />

Ribosomen<br />

Zellorganellen aus rRNA und Proteinmolekülen,<br />

die im Zellkern aufgebaut werden und an denen<br />

die Proteinsynthese im Cytoplasma erfolgt.<br />

rRNA Nucleinsäuretyp<br />

Schlüsselreiz<br />

Externen Sinnesreiz, der eine Erbkoordination<br />

auslöst<br />

Die replizierten Formen eines Chromosoms, die<br />

Schwesterchromatiden<br />

durch das Centromer zusammengehalten werden<br />

und sich während der Mitose oder Meiose II<br />

trennen<br />

Die unvorhersehbare Verteilung von mütterlichen<br />

Segregation<br />

und väterlichen Chromosomen auf die<br />

Tochterzellen<br />

Die Eigenschaft von Biomembranen, dass<br />

Selektiv Permeabel<br />

manche Substanzen leichter hindurch treten<br />

können als andere<br />

Somatische Zelle Alle Zellen mit Ausnahme der Keimzellen<br />

Speziation Artbildung<br />

Strata Sedimentschicht<br />

Stroma<br />

Die Flüssigkeit, in die im Chloroplasten die<br />

Thylakoidmembranen eingebettet sind<br />

Synapsis Die Paarung homologer Chromosomen<br />

Syngamie Zellverschmelzung bei der Befruchtung<br />

Taxonomie<br />

Benennung und Klassifizierung der<br />

Lebensformen<br />

Abgeflachte Membranzisternen in den<br />

Thylakoid<br />

Chloroplasten, in denen Lichtenergie in<br />

chemische Energie umgewandelt wird<br />

Translokation<br />

Anheftung eines Chromosomenfragments an ein<br />

nicht-homologes Chromosom<br />

Transportprotein<br />

Membranproteine mit deren Hilfe bestimmte<br />

Substanzen die Membran passieren können<br />

Bezeichnung für die Situation, bei der in einer<br />

Trisomie<br />

Zelle statt der normalen zwei, drei Kopien eines<br />

Chromosoms vorhanden sind<br />

Vakuole (tierische Zelle) Vorratsspeicherort von Zellsäften.<br />

X-chromosomale Vererbung Vererbung von Genen auf dem X-Chromosom.<br />

trägt Erbinformationen auf Chromosomen. Gibt<br />

Zellkern<br />

Informationen (Befehle) an die Zelle weiter. Er ist<br />

der „Chef“.<br />

Zellmembran<br />

Aussenhülle der Zelle, Formlos, Semipermeabel<br />

(halbdurchlässig)<br />

Zellplatte<br />

Struktur, aus der während der Cytokinese die<br />

neuen Zellwände entstehen<br />

Zellteilung Die Reproduktion von Zellen<br />

Zellwand (nur pflanzlich)<br />

ist durchlässig. Hält die Zelle zusammen. Bei<br />

pflanzlichen Zellen gibt sie die Form an.<br />

Eine zyklisch operierende Gruppe von Molekülen<br />

Zellzyklus-Kontrollsystem<br />

in der Zelle, welche die entscheidenden<br />

Ereignisse des Zellzyklus auslösen und<br />

kontrollieren<br />

Zygote Befruchtete Eizelle<br />

<strong>Biologie</strong>ZF.doc Irène Stücheli Seite 70 / 70

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