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• Gutes Gedächtnis<br />
• Sinn für schöne Formen (vgl. Aschauer 1970, 53)<br />
Ebenfalls mit den idealen Eigenschaften eines Führers – im konkreten eines Fürsten – beschäftigte sich<br />
auch Macchiavelli (1469–1527, italienischer Staatstheoretiker der Renaissance): Für ihn verfügt der<br />
ideale Fürst über Entschlossenheit, Treue, Milde, Menschlichkeit, Aufrichtigkeit, Frömmigkeit und<br />
Gottesfurcht, Großmut und Kühnheit (vgl. Aschauer 1970, 54). Allerdings verweist Macchiavelli schon<br />
darauf, dass diese Eigenschaften in je spezifischen Situationen zum Tragen kommen müssen.<br />
Die unterschiedlichen Auflistungen von Platon und Macchiavelli zeigen vor allem eines: die<br />
Eigenschaften eines idealen Führers unterliegen dem Wandel der Zeit – sie sind kultur- und<br />
zeitspezifisch: So spielen religiöse Tugenden bzw. Eigenschaften bei Platon überhaupt keine Rolle, bei<br />
Macchiavelli durchaus.<br />
Im makrosoziologischen Ansatz wird die universelle Eigenschaftstheorie als „Great-Man-Theory“( vgl.<br />
Wunderer/Grunwald 1980a, 113ff. ) bezeichnet – damit wird betont, dass vor allem angeborene<br />
Eigenschaften im Mittelpunkt stehen, Eigenschaften, über die, wenig verwunderlich, vor allem weiße<br />
Männer der Oberschicht im westlichen Kulturkreis verfügen. So ist es auch wenig verwunderlich, dass<br />
der Beginn der wissenschaftlichen Führungsanalysen vor dem Hintergrund der Definition von<br />
Eigenschaften, die erfolgreiches Führen ausmachen, normalerweise von den Untersuchungen von Sir<br />
Francis Galton („Hereditary Genius“, 1896) (vgl. Steyrer 1993, 110) markiert wird. Ziel dieser<br />
Untersuchungen war es, die Führungsposition berühmter Engländer statistisch und genetisch zu<br />
begründen. Passenderweise fanden seine nachfolgenden Forscherkollegen ihre Inspiration in den<br />
Werken von Charles Darwin („survival of the fittest“). Darwin wurde so interpretiert, dass die<br />
Überlegenheit der biologisch Tauglichsten genetisch determiniert ist.<br />
Um einen Überblick über die verschiedenen Stadien der Diskussionen innerhalb der universellen<br />
Eigenschaftstheorien zu bieten, werden im Folgenden zeitlich aufeinanderfolgende Phasen der<br />
Forschung abgegrenzt voneinander dargestellt, um klarer zu machen, welche inhaltlichen Änderungen<br />
der Forschung stattgefunden haben und wie sich Forschungsinhalte durchaus auch verschoben haben:<br />
In der Literatur werden zunächst zwei Forschungsphasen voneinander abgegrenzt – eine erste von<br />
1904 bis 1948 und eine zweite, daran zeitlich anschließende, von 1949 bis 1970. Diese beiden<br />
Forschungsphasen werden durch Sammelreferate dokumentiert (vgl. Stogdill 1972, Bass/Stogdill<br />
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