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lesbische Liebesakt die Wiederzusammensetzung der zerstückelten lesbisch-weiblichen Identität, eine<br />
Lesbe keine Frau, weil sie nicht auf Männer bezogen ist, 47 weil sie für sie in letzter Konsequenz nicht<br />
verfügbar ist. Auch wenn mittlerweile die Problematik, von einer wenn auch nur suggerierten<br />
Authentizität und Homogenität lesbischer wie auch weiblicher Erfahrung auszugehen, in der<br />
feministischen Diskussion bekannt ist, halte ich die symbolische Konstruktion eines lesbischen Ortes,<br />
der Weiblichkeit als abgeleitet von Männlichkeit und damit die heterosexuelle Norm transzendiert, für<br />
durchaus sinnvoll und für eine adäquate Beschreibung der lesbischen Position. Und wenn ich davon<br />
ausgehe, dass der Liebesakt entscheidend für die Persönlichkeitskonstruktion ist, dann ist es ein<br />
Unterschied, ob er zwischen zwei Frauen als gleichberechtigte Partnerinnen oder zwischen einem<br />
Mann und einer Frau, die quasi die ganze Last des Geschlechterungleichverhältnisses in all seinen<br />
vielen subtilen Spielarten mit sich tragen, stattfindet. Insofern glaube ich, dass das Private nicht erst<br />
politisch werden muss, sondern nur auch diesen Raum für sich beanspruchen muss, weil es immer<br />
schon auch politisch ist. Die Zurückweisung der männlichen Liebe ist eine fundamentale Bedrohung der<br />
Gesellschaft, es verändert sie, wenn Frauen sich in allen Lebenslagen selbst genügen und nicht auf<br />
männliche Bestätigung angewiesen sind, um ihre Identität davon ableiten zu können. Es stellt die<br />
männliche Vorherrschaft radikal in Frage, wenn Frauen nicht länger das Trugbild des Penisneids, von<br />
dem sich ja dann der Neid auf sämtliche „männliche“ Eigenschaften und Errungenschaften wie Bildung,<br />
Aktivität, Selbstgestaltung, Vernunft, etc. ableiten, als konstituierenden Faktor ihrer Psyche<br />
aufrechterhalten. Denn dieser Mythos des weiblichen Neids, der männlichen Überlegenheit manifestiert<br />
sich dann auch in der Liebesbeziehung, strukturiert sie und löst sich in Luft auf, wenn es in diesen<br />
Beziehungen einfach keinen Mann gibt – keinen biologischen und niemanden, der diese Rolle als quasi<br />
verunglückter Mann übernimmt. Der männliche Blick verliert seine dominante Rolle, der weibliche<br />
verinnerlichte männliche Blick ist nicht das gleiche, er unterscheidet sich strukturell.<br />
Liebe ist ebenso wie Sexualität, auf die sie sich allerdings natürlich nicht reduzieren lässt, politisch.<br />
2.4. Zusammenfassender Ausblick in Hinblick auf die weitere Arbeit<br />
Im Zentrum der vorangehenden Abschnitte, Kapitel 2.2. und 2.3., standen zwei Begriffe, nämlich die<br />
Begriffe „Geschlecht“ und „Heteronormativität“.<br />
47 „[...] it would be incorrect to say that the lesbians associate, make love, live with women, for ‘women’ has meaning only in<br />
heterosexual systems of thought and heterosexual economic systems. Lesbians are not women.” (Wittig 1992, 32)<br />
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