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Geschlechtsattributen (angebliche geschlechtsspezifischen Eigenschaften, rein äußerliche Attribute wie<br />
Kleidung) sichtbar zu machen – damit steht die lesbische Frau immer zugleich außerhalb und innerhalb<br />
der Norm. Und damit löst sie sich von eindeutig weiblichen Konstruktionen wie der Erklärung der<br />
lesbischen Lebensweise über die Sehnsucht nach der Mutter oder narzisstischer Gleichheit, die den<br />
patriarchalen Weiblichkeitsnormen entsprechen. Die Differenz zwischen zwei lesbischen Frauen ist<br />
vorhanden, sie wird nicht durch das Fehlen einer biologisch-geschlechtlichen Differenz aufgehoben. Ich<br />
halte das Modell der narzisstischen Gleichheit für absurd. Hier wird auf Grund der gleichen biologischen<br />
Geschlechtszugehörigkeit eine Gleichheit zwischen den beiden Frauen gesetzt, die dann verabsolutiert<br />
wird, alle anderen Differenzen und feinen Unterschiede außer der völlig eindeutigen sexuellen Differenz<br />
werden damit geleugnet und als unbedeutsam abgetan. Sexuelle Differenz als einzige Quelle der<br />
Leidenschaft, der Liebe ist eine gedankliche Falle des Heterosexismus, der lesbische Liebe nicht<br />
denken kann, sondern als schwesterliche Nähe, die sexuell frustrierend ist und eine unauflösliche<br />
Spannung in der Beziehung bewirkt, beschreiben muss.<br />
2.3.2.4. Lesbisch l(i)eben<br />
„Lesbian is the only concept I know of which is beyond the<br />
categories of sex (woman and man), because the designated<br />
subject (lesbian) is not a woman, either economically or<br />
politically, or ideologically. “ (Wittig 1992, 20)<br />
Die radikale In-Frage-Stellung geschlechtsspezifischer Hierarchien, eine besondere Betonung von<br />
Frauenzusammenhängen nennte Gissrau (1997) „lesbisch leben“, den „lesbischen Blick auf die Welt“.<br />
Kritik dafür erntet sie wahrscheinlich vor allem von heterosexuellen, feministisch denkenden Frauen, die<br />
sich davon vor den Kopf gestoßen fühlen. Es ist schwierig, auf der einen Seite die Glorifizierung von<br />
Frauen, die mit Frauen Liebesbeziehungen eingehen, was ja nicht immer mit einem<br />
(gesellschafts)politischen Anspruch verbunden sein muss, zu vermeiden und andererseits auch die In-<br />
Frage-Stellung der geschlechtshierarchisch orientierten Gesellschaft von Seiten heterosexuell lebender<br />
Frauen entsprechend zu würdigen. Und trotzdem bleibt zumindest für mich das Problem bestehen, dass<br />
es immer noch einen unvergleichbaren gesellschaftlichen Ächtungsgrad mit sich bringt, lesbisch zu<br />
leben – den nicht-lesbische Feministinnen kaum erreichen werden. Die banale Frage, mit wem frau ins<br />
Bett geht, ist so banal nicht, da genau in dieser intimen, privaten Sphäre der Liebesbeziehung<br />
gesellschaftliche Realität konstruiert bzw. verworfen wird (obwohl das alleine natürlich kaum etwas über<br />
eine besondere Betonung von Frauenkontexten, für einen besonderen Stellenwert der Anerkennung<br />
von Frauen im gesamten Lebenszusammenhang aussagt). Nach Monique Wittig (vgl. 1992, 2ff.) ist der<br />
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