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Die vielgepriesene, quasi biologische, gottgebene Liebe der Mutter zu ihrem Kind ist für die Mutter auch<br />
gefährlich. Sie bindet sie an Heim, Haushalt und Familie, hält sie in der privaten Sphäre. Diese bringt<br />
außerdem Werte wie z.B. die „Fürsorglichkeit“ mit sich, die den Frauen gleichsam angeboren ist, und<br />
die praktischerweise kaum dazu geeignet sind, im öffentlichen Leben bzw. im Berufsleben die Position<br />
der Frauen zu verbessern. Die Fürsorglichkeit, die Arbeit im privaten Bereich ist oft auch in<br />
Beziehungen den Frauen angelastet, zugeschrieben worden. Frauen sind ja angeblich kommunikativer,<br />
fürsorglicher und legen mehr Wert auf Beziehungen, wie man und auch frau in jeder Illustrierten -<br />
abgesehen davon auch in manchen „wissenschaftlichen“ Werken wie z.B. dem von Carol Gilligan<br />
(1984) über die weibliche Moral der Fürsorglichkeit - nachlesen kann. Es hat sich scheinbar nicht viel<br />
geändert: Die Frau ist für den privaten Bereich verantwortlich, für den Mann ist der eine Zugabe zum<br />
öffentlichen Bereich, zu seinem Berufsleben, das all seine Kraft und Energie zu verschlingen scheint.<br />
Die Traumvorstellung von einer gleichberechtigten PartnerInnenschaft lässt sich im traditionellen<br />
heterosexuellen Setting auch Anfang des 3. Jahrtausends meiner Ansicht nach nur schwer<br />
verwirklichen. Eine lesbische Beziehung erscheint einfacher, viel versprechender und – bis auf den<br />
gesellschaftlichen Druck von außen – eine viel attraktivere Alternative. Doch die Albtraumgeschichte der<br />
krankhaften, homosexuell veranlagten Frau, die über ein bestimmtes Spektrum an Gefühlen und<br />
Handlungen, eine bestimmte Vergangenheit und Kindheit, eine bestimmte Morphologie und eine<br />
rätselhafte Physiologie verfügt, lastet schwer auf Frauen, die sich entscheiden, in einer lesbischen<br />
PartnerInnenschaft zu leben. Der Beginn der weiblichen Homosexualität könnte mit dem 1870<br />
erschienen Artikel des deutschen Psychiaters Carl von Westphal „Über die conträre Sexualempfindung“<br />
angegeben werden (Westphal 1870). Von da an wurden frauenliebende Frauen als „krank“ bezeichnet<br />
und mit der Diagnose „homosexuell“ und „invertiert“ bezeichnet. Natürlich internalisierten lesbische<br />
Frauen die von den Ärzten und Schriftstellern erfunden Homophobie, d.h. Gefühle der Abscheu, des<br />
Ekels, der Abwertung und der Angst einer Person gegenüber Homosexuellen und Homosexualität, und<br />
entwickelten Selbsthass, Schuldgefühle. Auch die schriftstellerischen Zeugnisse dieser Zeit zeigen von<br />
den Qualen des lesbischen Lebens42 .<br />
42 Die historischen Entwicklung des homosexuellen Subjekts bis zu dessen Konstituierung um 1900 als Verweis auf ein<br />
„homosexuelles Selbst“ war geprägt von einer Phase „latenter“ Selbstzeugnisse, gefolgt von einer Phase der Aktivierung<br />
„homosexuellen Wissens“ durch medizinische ExpertInnen. Um 1900 war Homosexualität als „Krankheit“ festgschrieben, die<br />
von Seiten der medizinischen ExpertInnen behandlungsbedürftig war, von Seiten der Betroffenen eher nicht. Schon hier<br />
zeigten sich die sich überschneidenden Defintionsmachten der Selbst- und Fremdbestimmung der homosexuellen Identität<br />
und die Auswirkungen dieser Unterschiede auf das einzelne Individuum(vgl. Walter 2005).<br />
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