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Gegenstand zu machen, die Liebe wird in ein Korsett der Messbarkeit, Überprüfbarkeit und<br />

Erfassbarkeit gepresst. In praktisch jeder beliebigen Frauenzeitschrift gibt es Tests, die Auskunft über<br />

die Qualität der Beziehung geben. Die Liebe hat einen Charakter der Vergleichbarkeit bekommen, der<br />

Objektivierbarkeit, eines Wesens, über das allgemeingültige Aussagen erlaubt sind. Und überhaupt<br />

scheint eigentlich viel mehr von Beziehungsarbeit als von Liebe die Rede zu sein, von Aufopferung,<br />

Kompromissen und sexueller Lust, die Liebe ist – vielleicht ? – zu einem Konglomerat aus<br />

gemeinsamem Alltag, Kinderarbeit, Sexualität geworden. Und doch – irgendwie funkt sie einem im<br />

Leben doch immer noch oft gehörig dazwischen, ist unberechenbar und verschwindet und taucht nach<br />

Lust und Laune wieder auf. Die Liebe als eine Kunst, eine Praktik, wie sie z.B. in Indien im Kamasutra<br />

dargestellt, wird, hat aber anscheinend in der westlichen Leidensarbeit im oft nicht mehr sehr liebevollen<br />

Beziehungsalltag nicht sehr viel Raum.<br />

Im Kontext der Psychologie finden sich Versuche, Liebesbeziehungen zu erfassen und auf einer<br />

intersubjektiven Ebene zu objektivieren – die Liebe basiert so auf wechselseitige Anerkennung und ist<br />

nicht mehr die als ewige Geschichte einer (männlich-weiblich konnotierten) Herr-Knecht-Dialektik mit<br />

der Frau als unterdrücktem Pol, dessen Aufgabe die Bestätigung des Mannes ist, der ohne diese<br />

Selbstbestätigung nichts ist. Und doch – die Liebe selbst entzieht sich letztendlich ihrer Thematisierung,<br />

ihre Beschreibung ist nie ihre letztendliche Erklärung – ein Verweis auf Idealisierung, Verwerfung und<br />

Anerkennung erfasst sie – glücklicherweise – nie ganz.<br />

2.3.2.2. Mutterliebe – die gesellschaftliche anerkannte Frauenliebe<br />

Die Liebe ist in unserer abendländischen Tradition arational, mythisch verbunden mit<br />

Bedingungslosigkeit, Ungerechtigkeit, Überwältigung und freiwilliger Unterwerfung. Für Platon war die<br />

Liebe die Sehnsucht nach einer verlorenen Einheit, 40 verbunden mit der Suche nach etwas, was<br />

frau/mann noch nicht hat, ein Begehren des Anderen.<br />

Der Liebesbegriff hat sich im Laufe der Zeit geändert, zahlreiche Wandlungen durchgemacht und heute<br />

ist Liebe eine gelungene Mixtur aus Beziehung, Sehnsucht, Romantik und Gleichberechtigung – doch<br />

zumeist immer noch heterosexuell und monogam. Doch noch immer entgeht die Liebe der<br />

wissenschaftlichen Greifbarkeit, die Soziologie, die ja so bestrebt ist, alles zu erfassen, zu vermessen<br />

40 Vgl. die Rede des Aristophanes in Platons Symposion (Die Geburt der „Liebe“ ist die Spaltung der vollkommenen, in sich<br />

ruhenden, zufriedenen Kugelmenschen. Die Kugelmenschen bestehen aus je zwei Männern, zwei Frauen oder einer Frau<br />

und einem Mann, die gespalten werden, und für den Rest ihres Lebens ihre Ergänzung suchen).<br />

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