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„So sehr Identitätsbegriffe verwendet werden müssen, so sehr ‚outness’ bejaht werden muss, müssen<br />
dieselben Vorstellungen doch Gegenstand einer Kritik an den ausschließenden Operationen zu ihrer<br />
eigenen Herstellung werden: Für wen ist outness eine historisch verfügbare Option und eine Option, die<br />
man sich leisten kann? [...] Wer wird von welchem Gebrauch des Begriffs repräsentiert, und wer wird<br />
ausgeschlossen? Für wen stellt der Begriff einen unmöglichen Konflikt zwischen rassischen, ethnischen<br />
oder religiösen Zugehörigkeiten und sexueller Politik dar? [...] Das ist kein Argument dagegen,<br />
Identitätskategorien zu verwenden, sondern eine Erinnerung an das Risiko, das mit jeder solchen<br />
Verwendung einhergeht.“ (Butler 1997, 312f.)<br />
Vor diesem Hintergrund erscheint die In-Frage-Stellung heterosexueller Kategorien als implizite<br />
Grundlage von Geschlechterverhältnissen als brauchbares Analyseinstrument, allerdings auch als<br />
Kategorie, die die Gefahr einer Festschreibung und Re-Naturalisierung mit sich bringt. Dies gilt nicht nur<br />
für die als Norm gesetzte Heterosexualität, sondern bezieht sich auf die davon abgrenzbaren sexuellen<br />
Praktiken, die ebenfalls vor dem Hintergrund ihrer historischen und soziokulturellen, vielfältigen und<br />
durchaus paradoxen Konstruktion aus gedacht werden müssen.<br />
2.3.2. Queer women –„Liebe“ zwischen Emotionalität und Politik<br />
Wenn das Aufheben heterosexueller Kategorien subversives Potenzial in Hinblick auf eine Möglichkeit<br />
der Auflösung der binären Geschlechterkategorien besitzt, was bedeutet das dann konkret für die<br />
Analysekriterien „Geschlecht“ und „Heteronormativität“? Wie stellen sich diese beiden Kategorien<br />
zueinander, welche Widersprüche lassen sich finden und welche Einflussbereiche markieren? Ich<br />
werde diese zwei Kategorien und ihre Verbindungen an einem anderen Begriff nachzeichnen, der mit<br />
beiden eng verbunden ist, nämlich der Kategorie „Liebe“. Diese Kategorie habe ich auch deshalb<br />
gewählt, weil sie für die Kategorie „Heteronormativität“ zentral ist (Auf wen richtet sich welches<br />
Interesse? Wem gilt das Begehren?) und weil sie für den Begriff und die Konzeptionen von<br />
„Weiblichkeit“ entscheidend ist, da „weiblich“ mit Emotionalität und Personenorientierung verbunden<br />
ist 39.<br />
Lesbisches Leben als ein Identitätswurf, dem wie aus obiger Darstellung ersichtlich, durchaus<br />
subversives Potenzial zugesprochen werden kann, wurde im Laufe der historischen<br />
Auseinandersetzung mit dieser Thematik durchaus unterschiedlich dargestellt. Als ein einflussreiches<br />
Beispiel dafür werde ich im folgenden Radclyffe Halls Roman „Quell der Einsamkeit“ vorstellen,<br />
nachdem ich die diesem Roman zugrundeliegende Kategorie „Liebe“ (im Roman im Sinne einer<br />
„Liebesbeziehung“ zwischen zwei Frauen) kurz im Sinne dessen, was „Liebe“ zwischen Frauen<br />
39 Hier zeigt sich auch deutlich, wie eng verbunden das Weibliche mit dem Begriff des Privaten ist – Gefühle erscheinen auf<br />
den ersten Blick als Privatsache, dem ureigenen persönlichen Raum zugehörig.<br />
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