Download (1724Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien
Download (1724Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien
Download (1724Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
homosexuellen Männern zu finden, hat als Hintergrund die implizite Annahme von Mittäterschaft<br />
schwuler Männer als Profiteure des patriarchalen Systems. In diesem System – bzw. in dessen<br />
Darstellung – erscheinen schwule Männer als Bestandteil eines Systems, das Lesben immer auch als<br />
Frauen unterdrückt und ausbeutet. 37<br />
Rich (1991) sieht Zwangsheterosexualität als normative Ordnung zu Lasten der Frauen, eng verwoben<br />
mit Machtmomenten.<br />
„Heterosexualität nicht als eine Institution sehen zu wollen, wäre gleichbedeutend damit, nicht zugeben<br />
zu wollen, dass das Kapitalismus genannte Wirtschaftssystem oder das Kastensystem des Rassismus<br />
von einer Vielzahl von Mächten getragen wird, zu denen sowohl physische Gewalt als auch ein falsches<br />
Bewusstsein gehören.“ (Rich 1991, 158)<br />
Rich (1991) betont, dass die Naturalisierung von Heterosexualität und die damit verbundene Abwertung<br />
lesbischer Sexualität heterosexuelle Männlichkeit privilegiert. Lesbisch-Sein erscheint so als ein<br />
radikaler, zutiefst politischer Lebensentwurf. 38<br />
Die Entlarvung der Kategorie Heterosexualität als politische, systemstabilisierende Kategorie gelingt<br />
Rich allerdings nur mit Hilfe einer erneuten Naturalisierung der Kategorie Geschlecht, die als die<br />
„natürliche“ erscheint.<br />
Rich (1991) thematisiert in ihrem Aufsatz drei Themenfelder, die einen erheblichen Einfluss auf die<br />
Entwicklung der Queer Theory hatten: Die Verquickung von Geschlechtsspezifika mit Sexualität, das<br />
Verständnis von Sexualität als insitutionell verankert und gesellschaftlich geformt und nicht als<br />
persönliche Angelegenheit und die Kritik an der Zwangsheterosexualität (vgl. Jagose 2001, 77).<br />
Und deutlich wird in Richs Aufsatz (1991) auch, dass die Verwendung von Kategorien wie „Lesbisch“ im<br />
Sinne der Entwicklung einer politischen Strategie durchaus sinnvoll verwendbar sind und<br />
identitätskonstruierend wirken – auch wenn sie im nächsten Schritt gleich wieder hinterfragt werden.<br />
37 Die Idee von schwulen Männern als Verkörperung zutiefst patriarchaler Werte hat innerhalb der Feministischen Theorie<br />
eine Geschichte und findet sich nicht nur in diesem Aufsatz von Rich. Vielmehr gibt diese Darstellung einen Eindruck von<br />
einer bestimmten Strömung innerhalb der feministischen Theorie (vgl. Jagose 2001, 67ff.).<br />
38 An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Rich nicht lesbische Sexualität an sich als revolutionär begreift, sondern nur<br />
ein Lesbischsein, das eingebunden ist in einen feministischen Analyse- und Reflexionshintergrund. [„Damit die lesbische<br />
Existenz dieses Politikum jedoch in einer letztendlich befreienden Form aufnehmen und verwirklichen kann, muss die<br />
erotische Wahl vertieft und zu bewusster Frauenidentifikation – zu lesbischem Feminismus – entwickelt werden.“ (Rich 1991,<br />
167)]<br />
69