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USA seit den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts gebräuchliche Unterscheidung (vgl. Stoller 1968).<br />

Diese Begriffe konnten sinnvoll dazu verwendet werden, um Geschlecht auf den unterschiedlichen<br />

Ebenen von Kultur und Natur bearbeiten zu können. Butler (1991) hat allerdings aufgezeigt, dass<br />

gerade diese Unterscheidung hinterfragbar ist, da hinter dem sozialen Geschlecht unweigerlich das<br />

biologische, prädiskursive Geschlecht liegt, das stets unhinterfragt vorausgesetzt wird.<br />

Butler folgt Foucault in der Subjektkonstruktion (vgl. Becker-Schmidt/Knapp 2000, 84) 33 und geht davon<br />

aus, dass das Subjekt von gesellschaftlichen Diskursen geprägt wird, d.h. über die dort herrschenden<br />

und wirksamen Regeln und Normen. Diese Regeln und Normen werden über Sprache und Gesetze<br />

vermittelt. Diese Normen, die das Subjekt als solches erzeugen, bergen in sich aber immer schon auch<br />

Widerstände gegen sich selbst, was dazu führt, dass es zu jeder Norm immer auch Abweichungen und<br />

Gegenströmungen gibt. Normen verlangen für ihren Fortbestand aber immer nach einer Bestätigung<br />

durch das Subjekt, das kontinuierlich versucht, gegen die vorhandenen Widerstände die Norm zu<br />

erfüllen, d.h. vor dem Hintergrund der Norm der Heterosexualität den damit verknüpften Lebensentwurf<br />

des patriarchalen, bürgerlichen Ideals der Vater-Mutter-Kind-Kleinfamilie in die Tat umzusetzen. Doch<br />

der Konstruktionsprozess erfolgt nicht nur auf der Ebene des soziokulturellen Geschlechts „Gender“,<br />

sondern ebenso auf der Ebene des biologischen Geschlechts, wobei dieser Prozess als vollkommen<br />

natürlich dargestellt wird. Das hat zur Folge, dass jede die/jeder der davon abweicht, an den<br />

gesellschaftlichen Rand gedrängt wird.<br />

Die Bestimmung von Sex und Gender als diskursive Größen sind das Endergebnis von Butlers<br />

Argumentation, auf die ich auch im Folgenden näher eingehen möchte. Dabei werde ich mich auf<br />

Kosten der Komplexität auf die entscheidenden, kritischen Punkte konzentrieren. Ziel der Vorstellung<br />

von Butlers Überlegungen ist es, zu zeigen, welche Schritte sie auf dem Weg zur Auflösung der<br />

bisherigen Verwendung von Sex und Gender unternimmt, um klar zu machen, warum die Trennung in<br />

Sex und Gender problematisch ist und nicht unhinterfragt übernommen werden kann. Damit wird<br />

deutlich, wie schwierig der Umgang mit und die Verwendung der Kategorie „Geschlecht“ ist und was bei<br />

einer Arbeit mit dieser Kategorie mitgedacht werden muss. In diesem Sinne soll im Folgenden sichtbar<br />

werden, dass biologisches und soziokulturelles Geschlecht zwar als Analysekategorien fungieren<br />

können, allerdings „beladene“, „schwierige“ Begriffe sind, die kontinuierliche Konstruktionsprozesse<br />

durchlaufen und nicht letzte Entitäten und Gründe darstellen.<br />

33 Dem Subjektbegriff Foucaults verbunden arbeitet Butler auch mit der Methode der Diskursanalyse, die von historischgesellschaftlichen<br />

Analysen ausgeht und untersucht, wo im diskursiven Feld Widerstände auftreten und wie sich diese auf<br />

die Norm selbst rückwirkend auswirken (vgl. Becker-Schmidt/Knapp 2000, 81).<br />

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