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2.2.3. Poststrukturalistischer und/oder Postmoderner Feminismus<br />

Besondere Kritik am universalen Subjekt "Frau" kam von schwarzen lesbischen Feministinnen wie<br />

Adrienne Rich (1980) oder Bell Hooks (1981), die sich in dieser Kategorie, die von unhinterfragten<br />

Bedingtheiten wie weiß, heterosexuell, der Mittelschicht angehörend ausgeht, nicht finden konnten. Die<br />

Vielzahl von Einflüssen, die das Leben und die soziale Realität von Frauen bestimmen, können in der<br />

bis zu diesen Zeitpunkt ausgearbeiteten Feministischen Theorie nicht widergespiegelt werden.<br />

Die Sex-Gender-Debatte und das damit verbundene Aufbrechen der Kategorie „Geschlecht“ und ihrer<br />

natürlichen biologischen Bestimmung „Sex“ ist untrennbar mit Judith Butlers Thesen31 verbunden.<br />

Judith Butler hat sicherlich das größte Echo in der Scientific Community der Feministischen Theorie<br />

ausgelöst und ihre Thesen haben offensichtlich einen bestimmten, vorher schon vorhandenen Punkt<br />

des Unbehagens der feministischen Diskussionen getroffen (vgl. Bublitz 2002, 15f.). Judith Butler steht<br />

in dieser Arbeit als Vertreterin der Poststrukturalistischen Positionen innerhalb der Feministischen<br />

Theorie aus eben diesen Gründen und weil in ihrer Arbeit auch deutlich wird, wo die<br />

Anknüpfungspunkte der Queer Theory zur Feministischen Theorie sind. Sie hat diese Schnittstelle in<br />

den Mittelpunkt ihrer Überlegungen gestellt und die Kategorie „Heteronormativität“ mit der Kategorie<br />

„Geschlecht“ prominent und nachhaltig in die Feministische Theorie eingebracht.<br />

Auswahlkriterien für die Theorie von Judith Butler sind somit zum einen der entscheidende Einfluss<br />

innerhalb der Feministischen Theorie (vgl. Becker-Schmidt/Knapp 2000, 81) und ihre Verankerung in<br />

einem Umfeld von theoretischen Einflüssen, die sich auch in den Positionen der oben vorgestellten<br />

Differenztheoretikerinnen finden, nämlich die strukturalistischen Ansätze von Lévi-Strauss und die<br />

Psychoanalyse Freud und Lacans (vgl. Becker-Schmidt/Knapp 2000, 81) und zum anderen der Fokus<br />

ihrer Arbeit, der ja vor allem auf den Konstruktionsmechanismen von „Geschlecht“ liegt. 32<br />

Judith Butler (1991) geht davon aus, dass das soziokulturelle Geschlecht „Gender“ ebenso wie das<br />

biologische Geschlecht „Sex“ ein Produkt gesellschaftlicher Diskurse ist, deren tragende Säulen<br />

Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität sind, die stark normativ wirken. „Sex“ als natürliches<br />

Geschlecht und „Gender“ für das soziokulturelle Geschlecht ist eine in der Feministischen Theorie der<br />

31 Auch wenn Butler sich dagegen verwehrt, „einer“ postmodernen und/oder poststrukturalistischen Position zugerechnet zu<br />

werden, arbeitet sie in diesem Kontext. Sie teilt die Skepsis am traditionellen Subjektbegriff und an klassischen<br />

bewusstseinsphilosophischen Auffassungen. Ihr Anliegen ist es, das Subjekt und den Körper aus seinen überhistorischen<br />

und einzigartigen Positionen zu lösen (vgl. Bublitz 2002, 13f.).<br />

32 Die feministische Sex-Gender-Debatte wurde und wird neben Butler vor allem von den Theorien Donna Haraways<br />

beeinflusst (vgl. Becker-Schmidt/Knapp 2000, 93f.). Im Zentrum von Donna Haraways Denken stehen Fragen nach dem<br />

Einfluss der Natur- und Biowissenschaften auf die Konstruktion von „sex“ und dem Prozess des gegenseitigen Einflusses<br />

von Sex und Gender, die sie als nicht ineinander auflösbar begreift (vgl. Haraway 1995).<br />

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