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Hysterie und Mimesis – und am besten alles auf einmal<br />

Die Frau kann nie vollständig im männlichen Diskurs aufgehen, ihr Anderssein tritt immer wieder hervor.<br />

Deshalb schwankt die Frau – nach Irigaray – immer zwischen den beiden Möglichkeiten der<br />

Verleugnung des eigenen Geschlechts29 und der Hysterie30 , wobei keine der beiden Optionen eine<br />

wirklich zufriedenstellende Lösung und Berücksichtigung des „Andersseins“ der Frau darstellt. Beide<br />

enthalten aber Fragmente des eigentlichen Begehrens und Seins der Frau. Es gibt aber für die Frau<br />

keine bewusste Entscheidung für die Verleugnung des Geschlechts, die Mimesis, oder die Hysterie, je<br />

nach situativem Kontext erscheint eine der beiden Strategien Erfolg versprechender, wobei Erfolg<br />

versprechend nicht im Sinne von „dem eigentlichen Wesen der Frau näher“ zu verstehen ist, sondern<br />

nur als auf eine angenehmere, leichter zu ertragende Art entfremdet (vgl. Irigaray 1979, 142, 1980,<br />

178f., 289f.).<br />

Zusammenfassend kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass die Konzeption von „Weiblichkeit“<br />

im Rahmen des Differenzfeminismus, die beispielhaft an zwei theoretischen Positionen, nämlich denen<br />

von Hélène Cixous und Luce Irigaray, vorgestellt worden sind, die Kategorie „Geschlecht“ als solche in<br />

das Zentrum der Auseinandersetzungen stellen. Im Unterschied zum Gleichheitsfeminismus ist hier das<br />

Geschlecht „männlich“ nicht mehr länger Referenzpunkt, sondern ganz im Gegenteil geht es um die<br />

Wiederfindung der Bedeutung von „Weiblichkeit“. Was Differenzfeminismus mit Gleichheitsfeminismus<br />

verbindet ist, dass die Arbeit mit der Kategorie „Geschlecht“ die Kategorie als solche nicht bzw. nur<br />

unvollständig auflöst. Diese Auflösung der Kategorie „Geschlecht“ bildet den Mittelpunkt der<br />

Überlegungen des Poststrukturalistischen Feminismus, der einen weiteren Entwicklungsschritt innerhalb<br />

der Feministischen Theorie definiert.<br />

29 „Was ‚sie’ erduldet, was ‚sie’ begehrt, ja, sogar das, woran ‚sie’ Lust erfährt, spielt sich auf einem anderen Schauplatz ab<br />

als dem, der durch seine Beziehung zur Repräsentation bereits kodifiziert ist. Aus dem Sprechen verdrängt, [...] wird man es<br />

in dieser Geschichte gewiss nicht mehr hervorholen können. Es sei denn, man bringt sie dazu, sich unter Missachtung ihres<br />

eigenen Geschlechts an den Spielen männlicher Tropen und Tropismen zu beteiligen.“ (Irigaray 1980, 289)<br />

30 „Ist die Hysterie nicht vielleicht ein privilegierter Ort, wo das, was nicht spricht, allerdings ‚leidend’, ‚latent’ aufbewahrt wird?<br />

[...] Die Hysterie, es spricht in der Weise einer gelähmten Gestik, eines unmöglichen, sogar verbotenen Sprechens.[...] Es<br />

spricht als Symptom von so etwas wie: es lässt sich weder aussprechen noch aussagen. [...] Und das Drama der Hysterie<br />

besteht in der Aufspaltung zwischen dieser Gestik, diesem Begehren, die in ihrem Körper gelähmt, eingeschlossen sind, und<br />

einer Sprache, die sie in der Familie, der Schule und in der Gesellschaft gelernt hat, einer Sprache, die mit den<br />

‚Bewegungen’ ihres Begehrens in absolut keinem kontinuierlichen oder natürlichen metaphorischen Zusammenhang steht.“<br />

(Irigaray 1979, 142)<br />

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