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wertvoller macht. Vor diesem Hintergrund kommt Irigaray zu folgender Schlussfolgerung:<br />
„Jede bisherige Theorie des Subjekts hat dem ‚Männlichen’ entsprochen. In der Unterwerfung unter eine<br />
solche Theorie verzichtet die Frau, ohne es zu wissen, auf die Besonderheit ihrer Beziehung zum<br />
Imaginären.“ (Irigaray 1980, 113)<br />
Zusammenfassend und verkürzt dargestellt, weist Irigaray nach, dass Frauen in der langen Geschichte<br />
des Patriarchats nicht gefehlt haben, da sie ja unabdingbarer Bestandteil des Patriarchats sind, aber<br />
von der symbolischen Repräsentation ausgeschlossen waren.<br />
Irigarays Definition von Frau, die alles sein will, außer einer Definition<br />
Irigarays Versuch, neue Bilder von Frau und Weiblichkeit zu entwickeln, bergen die Gefahr in sich, im<br />
herrschenden, patriarchalen Diskurs zu bleiben und gängige Stereotype und Rollenklischees zu<br />
reproduzieren.<br />
„There is a real and probably at the moment irresolvable tension in feminist thought between the need to<br />
create positive images of woman and the arguable impossibility of producing images which are not<br />
immediately recaptured or recapturable by the dominant imaginary and symbolic economy in which<br />
woman figures for man.“ (Whitford 1991a, 97)<br />
Trotz dieser sicherlich nicht zu unterschätzenden und zu verharmlosenden Gefahr bei der Entwicklung<br />
von Frauenbildern halte ich es für unumgänglich notwendig, Kritik am patriarchalen System nicht nur<br />
darauf zu beschränken, herrschende Zustände zu beschreiben, sondern einen Schritt darüber<br />
hinauszugehen und zu versuchen, konkrete Alternativen zu entwickeln. Was damit sicherlich gelingt, ist,<br />
den herrschenden, klassischen Bildern Alternativen entgegenzusetzen und ihnen damit ihre<br />
Einzigartigkeit, die ihre Macht ausmacht, zu nehmen.<br />
Irigaray geht in ihrem Versuch, ein Bild der Frau, ihres Begehrens und ihres Seins zu entwerfen, vom<br />
Bild der Lippen aus, die sich immerzu selbst berühren. Diese Lippen können zum einen die<br />
Schamlippen ihres Geschlechts sein, gleichzeitig aber auch die Lippen ihres Mundes – was Irigaray<br />
damit gelingt ist eine bildhafte Verbindung zwischen dem Sprechen der Frau und ihrem Geschlecht zu<br />
schaffen, und zwar über die morphologische Ähnlichkeit der Lippen.<br />
„Die Frau ‚berührt sich’ immerzu, ohne dass es ihr übrigens verboten werden könnte, da ihr Geschlecht<br />
aus zwei Lippen besteht, die sich unaufhörlich aneinander schmiegen. Sie ist also in sich selbst immer<br />
schon zwei, die einander berühren, die jedoch in eins (einen) und eines (eine) trennbar sind.“ (Irigaray<br />
1979, 23)<br />
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