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Irigaray zeigt auf, dass dieses Vorgehen programmatisch für die Psychoanalyse Freuds ist – die Frau<br />

kommt darin nicht vor, sie existiert nicht. Für Freud gibt es nur ein Geschlecht, und das ist das<br />

männliche.<br />

„Ein Mann minus der Möglichkeit, sich selbst als Mann zu (re)präsentieren = eine normale Frau.“ (Irigaray<br />

1980, 31)<br />

Die Frau, das weibliche Geschlecht als solches wird nur als Abgrenzung des Mannes, des männlichen<br />

Geschlechts konstruiert, ihr selbst kommt keinerlei positiver Wert zu. Dennoch hat sie eine wichtige<br />

Aufgabe, nämlich die, die männliche Ökonomie des Begehrens des gleichen aufrecht zu erhalten, und<br />

zwar indem sie die Rolle des völlig anderen, des Komplementär-Seins übernimmt.<br />

„Das Begehren nach dem Selbst, nach dem mit sich selbst identischen, nach sich selbst (als selbst) und<br />

nach dem Ähnlichen, nach dem alter ego, um es kurz zu sagen, nach dem auto [...] und dem homo [...]<br />

des Mannes, das ist es, was die sexuelle Ökonomie der Repräsentation beherrscht. Die ‚sexuelle<br />

Differenz’ verdankt sich einer Problematik des Selben.“ (Irigaray 1980, 30)<br />

Die Frau ist damit ein Mangelwesen, darauf festgeschrieben, etwas sein zu wollen, was sie ja doch<br />

nicht sein kann, aber unbedingt notwendig, um einen Regelkreis aufrechtzuerhalten, in dem sie nicht<br />

vorkommt. Sie kann in Freuds Kastrationsszenarien auch nicht vorkommen, da sie schon als kleines<br />

Mädchen, von Anfang an vertraut mit patriarchalen Wertmaßstäben, die Wichtigkeit des Sichtbaren<br />

kennt.<br />

„Der Einsatz in diesem Spiel wäre somit von Anfang an der Blick. Und man sollte es tatsächlich nicht<br />

vergessen, dass jedenfalls für Freud die ‚Kastration’, das Wissen von der und über die Kastration sich<br />

dem Blick verdankt. Der Blick, schon immer im Einsatz. [...] Aber das Mädchen, die Frau wird dem Blick<br />

nichts bieten können.“ (Irigaray 1980, 57)<br />

In der männlichen Ökonomie des Sichtbaren ist die Frau ein Mann ohne Männlichkeitsattribute – was<br />

folgt ist zunächst der Neid, der dann aber auch noch von dem braven Wunsch nach einem Kind<br />

abgelöst werden sollte, zumindest nach Freud. Die Frau kommt nicht vor, nicht als eigenes Wesen, mit<br />

eigenen Wünschen, eigener Sexualität – sie hat in der Konzeption Freuds keinen Raum, keinen Platz,<br />

sie hat nicht einmal ein Geschlecht.<br />

„Ja, die Frau. Ohne Geschlecht, ohne Blick, ohne Begehren, sich etwas anzueignen. Die Frau tritt als<br />

Verdopplung in das Spiel des männlichen Begehrens ein.“ (Irigaray 1980, 119)<br />

Aufgabe der Frau ist es, im Spiel des männlichen Begehrens nach sich selbst, dem Mann als Träger<br />

des begehrten Penis zu versichern, indem sie ihn durch das ihr unterstellte Begehren nur um so<br />

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