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2.2.2.3. Luce Irigaray: Vorzustellen – die Frau<br />

Irigaray hat durch die Publikation ihrer Habilitation „Spekulum. Spiegel des anderen Geschlechts“<br />

(1980), einer radikalen Abrechnung mit 2000 Jahren patriarchal geformtem, philosophischem Diskurs, in<br />

dem das Weibliche als abstrakte Kategorie sowie Frauen als solche nicht ausgewiesen werden und<br />

einzig über ihre Abwesenheit präsent sind, die Wirksamkeit der patriarchalen Strukturen bestätigt. Ihre<br />

Habilitation führte zu ihrem sofortigen Ausschluss aus Jacques Lacans „Ecole freudienne“.<br />

„Es ist verführerisch, diese dramatische Inszenierung patriarchaler Macht als klaren Beweis für die<br />

feministische Bedeutung dieses Texts zu sehen. Jeder Text, der die Väter in diesem Maße verärgert, hat<br />

zweifellos Unterstützung und Beifall von feministischer Seite verdient.“ (Moi 1989, 149)<br />

Deutlich macht dieses Zitat vor allem eins – Irigaray mag es zwar auf Anhieb gelungen sein, die Väter<br />

zu verärgern, das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass sie die „Mütter“ von ihren Ideen und<br />

Analysen überzeugen konnte.<br />

Im Folgenden möchte ich näher auf drei Punkte in Irigarays Werk eingehen, nämlich zunächst auf ihre<br />

Lesart von Freuds Darstellung der Entwicklung der normalen Weiblichkeit, ihre eigene Konzeption von<br />

Weiblichkeit und zum Abschluss auf die Handlungsmöglichkeiten, die sie für Frauen sieht. Damit wird<br />

deutlich, wie eine feministische Wieder-Aneignung von Texten möglich ist und wie eigene theoretische<br />

Konzeptionen mit dieser Re-Lektüre verbunden werden können. So wird sichtbar, wie feministische<br />

Aneignungsstrategien praktisch umgesetzt aussehen können und wie fundierte Kritik die Grundlage zur<br />

Entwicklung etwas gänzlich Eigenen und Neuen wird. Die Entwicklung konkreter<br />

Handlungsmöglichkeiten zeigt die Verbindung der Theorie mit konkreten, politischen Ansätzen – und<br />

diese Verbindung ist paradigmatisch für die Feministische Theorie als solche.<br />

Freud mit Irigaray – weibliche Replik auf männliche Phantasien<br />

In „Spekulum“ wählt Irigaray (1980) ein Kapitel aus Freuds „Vorlesung über die Weiblichkeit“ aus, um<br />

zu zeigen, welche Klischeebilder von Weiblichkeit sich darin hinter einem angeblich objektiven,<br />

wertneutralen Zugang finden lassen. Der Ausschluss von Frauen beginnt schon bei der Vorlesung<br />

selbst, die sich ausschließlich an Männer richtet.<br />

„Das Mysterium also, das die Frau ist, wird das Ziel, das Objekt und den Spieleinsatz eines männlichen<br />

Diskurses begründen, einer Debatte unter Männern, die die Frau nicht interessieren, nichts angehen<br />

kann. Von der sie notfalls gar nichts zu wissen braucht.“ (Irigaray 1980, 13)<br />

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