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„Nun, ein Text der Weiblichkeit hat wirklich etwas von einer in Bewegung geratenen Sprache an sich, er<br />

wird mit geschlossenen Augen geschrieben und sollte mit geschlossenen Augen gelesen werden.“<br />

(Cixous 1980, 82)<br />

Gleichzeitig ist es für Cixous ganz selbstverständlich, dass bestimmte Kennzeichen des weiblichen bzw.<br />

männlichen Schreibens sowohl in Texten von Männern als auch von Frauen gelesen werden können,<br />

völlig unabhängig vom biologischen Geschlecht des Autors/der Autorin. Die beiden unterschiedlichen<br />

textuellen Konzepte des Schreibens sind zwei Möglichkeiten, die Männern wie Frauen gleichermaßen<br />

offen stehen, obwohl es auf Grund des derzeitigen gesellschaftlichen Konzepts eine gewisse<br />

Zuordnung in Übereinstimmung mit dem biologischen Geschlecht des Autors/der Autorin gibt. Das<br />

weibliche Schreiben erschließt sich aus dem Text und lässt sich nicht einfach in Anspruch nehmen.<br />

Diese Art des Schreibens ist gekennzeichnet durch einen besonderen Bezug auf und eine<br />

herausragende Stellung des Körpers. Doch diese besondere Ausnahmeposition ist durchaus in einem<br />

phallogozentrischen Diskurs28 zu denken. Baudrillard (vgl. 1991, 245ff., 1992, 48ff.) z.B. sieht im<br />

Erscheinen des nackten, unverhüllten Körpers der Frau in allen verschiedenen Formen nichts anderes<br />

als seine Etablierung als Fetischobjekt, als Phallus. Der weibliche Körper eignet sich gerade deswegen<br />

besonders als phallisches Äquivalent, weil er keinen Penis hat und so die Kastration immer nur als<br />

geleugnete zu erkennen ist.<br />

An einer anderen Stelle allerdings geht Cixous grundsätzlich davon aus, dass Männer und Frauen einen<br />

unterschiedlichen Zugang zum Schreiben haben.<br />

„Ja, ich meine, dass Schreiben für den Mann und die Frau eine unterschiedliche Stellung einnimmt. Und<br />

zwar grundsätzlich. […] Ich meine, dass ein Mann zum Schreiben immer nur ein fetischiertes Verhältnis<br />

haben kann: es hat noch Teil am Phallus. […] Während die Frauen, deren Verhältnis zur Kastration nicht<br />

existiert, was auch immer die Analytiker dazu sagen mögen, und die libidinös und kulturell zur<br />

Verausgabung und Öffnung fähig sind, in unendlich größerem Maße dazu fähig sind zu einem Verhältnis<br />

der Loslösung, des Verlustes und der Verschwendung.“ (Cixous 1977, 57)<br />

Voraussetzungen der Dichterin:<br />

Die Wiedereroberung des symbolischen Raums durch Frauen oder eher durch ein weibliches Prinzip,<br />

dass die alleinige Herrschaft des Männlichen untergräbt, erfolgt durch ein spezifisches weibliches<br />

28 „Der Phallozentrismus kennzeichnet ein System, welches den Phallus als Symbol oder Quelle von Macht privilegiert. Die<br />

Verbindung von Logozentrismus und Phallozentrismus wird nach Derrida häufig Phallogozentrismus genannt.“ (Moi 1989,<br />

125)<br />

„Logozentrismus“ bezeichnet nach Derrida die Bevorzugung des Wortes als metaphysische Präsenz in der gesamten<br />

abendländischen Tradition (vgl. Moi 1989, 125).<br />

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