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Schreiben. Der Freud’sche Triebbegriff, auf den sie sich bezieht, liegt eben genau an der Schnittstelle<br />

von Körper und Psyche.<br />

Cixous (vgl. 1980, 72) geht von der Möglichkeit des Schreibens aus, vom Vorhaben einer Schrift und<br />

von dem, was den Schriftakt ermöglicht, sowohl im materialistischen als auch im psychischen oder<br />

unbewussten Sinn. Damit ist für sie die Möglichkeit gegeben, mit der Schrift die patriarchalen Fesseln<br />

der gesprochenen Sprache abzustreifen, die Schrift ist als weibliche Schrift möglich, kann als solche<br />

geschrieben werden und dann später natürlich auch als solche gelesen werden.<br />

„Wenn es eine Frau ist, die schreibt, dann gibt es Konflikte, Widersprüche, Aufregungen, Bewegungen<br />

zwischen dem, ich würde sagen ‚Autor’, und der Schrift, d.h. dem Körper, also etwas, das auf jeden Fall<br />

stärker ist als die kulturelle Festlegung, und dem, was die Schrift ausmacht, etwas Triebhaftes, das die<br />

Struktur sprengen würde.“ (Cixous 1980, 76)<br />

Der Schrift kommt selbst Bedeutung zu, die aus sich selbst resultiert. Sie bezieht sich in ihrer Analyse<br />

der Bedeutung des Schreibens ganz stark auf Derrida, für den Schreiben stark mit der différance<br />

verbunden ist. Indem das Schreiben – verstanden als Differenz – das Bedeutungsfeld weit aufreißt,<br />

bekennt es sich zum freien Spiel der Signifikanten und bricht damit das Gefängnis der patriarchalen<br />

Spiegelsprache auf. Derridas (1986) Kritik (vgl. Angehrn 2003, 237ff., 295ff.) richtet sich gegen die<br />

Auffassung, dass Bedeutung in binärer Opposistion entsteht. Vielmehr entsteht Bedeutung nicht in der<br />

statischen Geschlossenheit binärer Opposition, sondern durch das freie Spiel der Signifikanten,<br />

Bedeutung wird konstituiert durch ein offenes Spiel zwischen der Anwesenheit eines Signifikanten und<br />

der Abwesenheit von anderen. Bedeutung ist niemals fixiert und abgeschlossen, sie wird lediglich<br />

konstruiert durch ein im Prinzip endloses Verweisen auf andere, abwesende Signifikanten.<br />

Das besondere Kennzeichen der weiblichen Schrift ist ein bestimmtes für die Stimme geschaffen sein.<br />

„Das deutlichste Kennzeichen eines weiblichen Textes, am einfachsten zu entziffern ist seine<br />

phonetische Seite. Ein weiblicher Text ist für die Stimme geschaffen, vielmehr als die klassischen<br />

Gedichte, die in Wirklichkeit kleine Maschinen sind. (…) Sie (diese Stimmhaftigkeit, d.V.) entsteht in der<br />

Auseinandersetzung, im Kampf mit der Sprache: Schreiben heißt für eine Frau lebhaft schreiben, frei<br />

schreiben, heißt gegen das Schriftbild, die Spiegelschrift anzukämpfen, bedeutet, alles tun, damit die<br />

Sprache dir nicht zuvorkommt, nicht vor dir schreibt.“ (Cixous 1980, 72)<br />

Damit entfernt sich also der weibliche Text vom männlichen Text, in dem die Dominanz des<br />

Schautriebs, auf der ja die Vorrangstellung des männlichen Geschlechts in der patriarchalen<br />

Gesellschaft basiert, offensichtlich ist und die hauptsächlich Bilder entwerfen. Damit entfernt sich der<br />

weibliche Text auch von der erdrückenden Immanenz des Phallus, die ja auch auf der übersteigerten<br />

Bedeutung, die dem Schautrieb beigemessen wurde/wird beruht.<br />

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