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Für Cixous ist Schreiben ein ganz zentraler Punkt in einem Versuch der Befreiung der Frauen aus den<br />

gegenwärtig herrschenden Zwängen des Patriarchats. Frauen müssen das Schreiben gleichsam<br />

zurückerobern und sich ihren Platz in der Welt des Schreibens erkämpfen. Es geht ihr um das<br />

Schreiben des weiblichen Körpers als eine Form der Einschreibung von Weiblichkeit in die Welt.<br />

Weibliches Schreiben in diesem Sinne wäre eine Bereicherung der Lebenswelt um den zur Zeit<br />

verdrängten Aspekt des Weiblichen, der deutlich zur Sprache gebracht werden muss.<br />

„Woman must write herself, must write about other women and bring women to writing, from which they<br />

have been driven away as violently as from their bodies – for the same reason, by the same law, with the<br />

same fatal goal. Woman must put herself into the text – as into the world and history – by her own<br />

movement.“ (Cixous 1976, 309)<br />

Der Akt des Schreibens von Frauen für Frauen ist für sie also ein ganz wesentliches Mittel im Sinne<br />

einer umfassenden Emanzipation der Frau. Die Schrift, von der Cixous spricht bzw. schreibt, ist aber<br />

nicht die, wie sie es nennt, „Buchschrift“, die Konservierung des gesprochenen Wortes, sondern ist im<br />

Gegenteil die Schrift des Unbewussten, die Schrift des Phantasmas, die Einschreibung in die Welt ist.<br />

Diese Schrift ist die Schrift des Mythos, des lebendigen Mythos. Ein wichtiger Akt ist darum auch das<br />

Publizieren des von Frauen für Frauen geschriebenen, das Entstehen einer neuen, umfassenden<br />

Kommunikation von Frauen über ihr Schreiben, es geht um das Sichtbarmachen der bleibenden und<br />

sich doch ständig verändernden Spuren des Schreibens, der Rückeroberung der Körper über die<br />

Schrift.<br />

Es stellt sich im Anschluss daran allerdings die Frage, ob Schreiben für feministische Zwecke wirklich<br />

ausreichend ist. Einerseits thematisiert Cixous nicht die realpolitischen Voraussetzungen, die dafür<br />

notwendig sind, andererseits geht sie davon aus, dass Frauen praktisch schreiben müssen und damit<br />

eine individuelle Entscheidung über das Schreiben und das Veröffentlichen eigentlich obsolet ist.<br />

Außerdem birgt gerade das Schreiben und Veröffentlichen von Frauen für Frauen die Gefahr der<br />

Marginalisierung und der Schaffung eines Frauenghettos, was für eine Veränderung des herrschenden<br />

Systems eher kontraproduktiv wäre.<br />

Für Cixous (1977, 1980) ist die Schrift als eine libidinöse Produktion zu sehen, und diese libidinösen<br />

Strukturen bilden die Grundlage der Ökonomie, weil sie eben Wirkungen über das Subjekt hinaus<br />

haben und damit von einem rein individuellen Rahmen in das gesellschaftliche System übergehen. Der<br />

Begriff „libidinöse Ökonomie“ kennzeichnet die Verbindung zwischen Schreiben und Lustgewinn,<br />

Lustbefriedigung, die mit jeder Triebbefriedigung verbunden ist. Sie geht fast von einem „Schreibtrieb“<br />

aus, also praktisch von einem sowohl körperlich als auch psychisch bedingten inneren Zwang zum<br />

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