Download (1724Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien
Download (1724Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien
Download (1724Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
stehen nicht Fragen der sozialen Gleichheit im Mittelpunkt des Interesses, sondern ganz im Gegenteil<br />
beschäftigen sich die TheoretikerInnen mit der Bearbeitung der Differenz zwischen den Geschlechtern.<br />
Diese Arbeiten führten zu Überlegungen und Konzepten für eine weibliche Schrift, eine weibliche<br />
Sprache („écriture feminine“), der der etablierten Sprache und Schreibweise von Männern, die<br />
wissenschaftlich etabliert ist, entgegengesetzt werden sollte, um so das ausgeschlossene Weibliche<br />
sichtbar zu machen und in den Diskurs einzubinden und ihn in Folge auch zu verändern. Naturgemäß<br />
wurden so die Kategorien „Frau“ und „Weiblichkeit“ ins Zentrum des Interesses gestellt. Ganz grob<br />
gesagt, ging es in der Feministischen Theorie nun vor allem darum, ob Frauen auf Grund ihres<br />
Geschlechts anders sind, anders schreiben, sprechen, denken – diese Frage blieb und bleibt offen und<br />
verwehrt sich gerade vor dem Hintergrund der Un-Eindeutigkeit der zu Grunde liegenden<br />
Analysekategorie Geschlecht einer eindeutigen, abschließenden Beantwortung: Ob diese<br />
Weiblichkeitskonzepte letztendlich nicht doch nichts anderes sind als traditionelle patriarchale<br />
Zuschreibungen von Weiblichkeit (z.B. sanft, fürsorglich, hysterisch) und verstärkend wirken oder, ob<br />
der Rekurs auf den weiblichen, gebärenden Körper eine Differenz einführt, die es zu bestätigen gelte,<br />
nicht klassische Geschlechterdifferenzen lediglich neu einführt, wurde und wird kontrovers diskutiert.<br />
Die Vertreterinnen des „Differenzfeminismus“, zu denen neben den im Folgenden vorgestellten<br />
französischen Theoretikerinnen Hélène Cixous (1976, 1977, 1980), Luce Irigaray (1979, 1980, 1991)<br />
und z.B. auch Mary Daly (1978, 1987) gezählt werden, fassen „Weiblichkeit“ und „Frau“ als das ganz<br />
Andere, aus dem System ausgeschlossene, das (wieder)entdeckt und in den Diskurs eingebracht<br />
werden muss. Das verbindende Element dieser Theoretikerinnen ist der Versuch, die hierarchische<br />
Struktur der binären Beziehung männlich-weiblich aufzubrechen und zu einer Neubewertung<br />
anzuregen. Die Arbeiten von Hélène Cixous und Luce Irigaray sind zudem Arbeiten, die sich mit<br />
psychoanalytischen Diskursen und damit mit der Konstruktion von „Weiblichkeit“ und „Frau-Werden“ auf<br />
der Ebene der individuellen Entwicklung im Rahmen und unter dem Einfluss einer gesellschaftlichen<br />
Ordnung auseinandersetzen. Diese drei Theoretikerinnen haben unterschiedliche Schwerpunkte in ihrer<br />
Arbeit gesetzt, allen gemeinsam ist aber die Suche nach einer Möglichkeit, traditionelle Denkmuster<br />
aufzubrechen und im klassisch ideengeschichtlichen Diskurs verdrängte und nicht thematisierte Begriffe<br />
wie Frau, Körper, Natur in genau diesen Diskurs hereinzuholen.<br />
Um den Rahmen der Auseinandersetzung adäquat bestimmen zu können, wird im Rahmen der<br />
Darstellung der Eckpfeiler der Gedankengebäude der Theoretikerinnen zunächst die Theorie Freuds,<br />
des Vaters der Psychoanalyse, zur Entwicklung von Frau und Weiblichkeit vorgestellt. Damit soll klar<br />
formuliert werden, worauf sich die Theoretikerinnen beziehen und welche Gedankengänge ihre Arbeit<br />
41