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„Zu Recht hat man die aristotelische Geschlechtertheorie als revolutionär gekennzeichnet, insofern<br />

nämlich als Aristoteles die grundlegenden Elemente der platonischen Geschlechterordnung, die<br />

Gleichheit der Natur von Mann und Frau, die daraus folgende Zulassung der Frau zu den höchsten<br />

Ämtern im Staat (polis) sowie die Ersetzung des oikos (Haus) durch die Frauen- und Kindergemeinschaft<br />

für den Wächterstand, verwirft und durch die gegenteilige Doktrin ersetzt: Mann und Frau differieren<br />

ihrem Wesen, d.h. ihrer Natur, nach und nicht nur graduell; die defizitäre Natur der Frau begründet ihre<br />

untergeordnete Stellung im oikos und ihren Ausschluss aus der polis; der Ort der Frau ist das Haus;<br />

Haus und Staat werden getrennt. Bestimmend für die europäische Sozialordnung ist bis ins 20.<br />

Jahrhundert die aristotelische Konzeption geworden.“(Heinz 2002b, 95)<br />

Angesichts dieses Hintergrunds wirkt Platon seiner Zeit weit voraus – und viele seiner Konzepte<br />

erscheinen leider immer noch utopisch.<br />

So „alt“ die Konzepte sind, die Platon bzw. auch Aristoteles zur Rolle der Frau entwickelt haben, so<br />

konkret sind die Spuren, die diese auch in der gegenwärtigen feministischen Debatte, die ja auch<br />

eingebunden in die historische Kontinuität ideengeschichtlicher Diskurse stattfindet, hinterlassen. Die<br />

Debatte um Gleichheit und Differenz (was hier heißt, dass Frauen und Männer ihrem Wesen nach<br />

verschieden wären) verbunden mit Anerkennung und Wertschätzung des Weiblichen ist eine der<br />

„großen“ Debatten innerhalb der Feministischen Theorie und ein unauflösbares Spannungsfeld. Dieses<br />

Spannungsfeld findet sich in seiner Widersprüchlichkeit auch im Analyserahmen meiner Arbeit wieder,<br />

der als einen Kristallisationspunkt die Suche nach der Kategorie „Geschlecht“ enthält und als anderen<br />

eben genau die kritische Analyse und die Dekonstruktion der damit verbunden dichotomen Entitäten<br />

„männlich“ - „weiblich“.<br />

Dieses Spannungsfeld zwischen Gleichheit und Differenz, ergänzt um postmoderne, subjektauflösende<br />

Positionen, hat auch die Entwicklung der Feministischen Theorie geprägt, auf die im nächsten Abschnitt<br />

genauer eingegangen wird.<br />

2.2. Historische Entwicklung der Feministischen Theorie<br />

Innerhalb der Feministischen Theorie gilt im Unterschied zu den vorab entwickelten philosophischen<br />

Konzeptionen von Platon und Aristoteles, in denen die Überlegungen zu den zwei Geschlechtern und<br />

den damit verbundenen Konsequenzen für Männer wie Frauen gleichsam nur ein „Nebenprodukt“ der<br />

eigentlichen Theorien sind, das Hauptforschungsinteresse der vorher verborgenen Kategorie<br />

„Geschlecht“.<br />

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