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Die Konzeption der Politeia<br />

Um Platons Geschlechtertheorie in den Gesamtkontext ihrer Entstehung einordnen zu können, ist es<br />

notwendig, zunächst einmal die Struktur des Werks Politeia zu erläutern, das seine Überlegungen zur<br />

Geschlechtertheorie enthält. Platon entwickelt in seinem Werk „Politeia“ („Der Staat“) 19 das Modell eines<br />

Idealstaates indem er zwar konkrete Probleme der griechischen Geschichte aufgreift aber auf der<br />

anderen Seite die Beschreibung realer Zustände unterlässt. Platon entwickelt einen fiktiven Staat im<br />

Optimalzustand, der mit den realen Staaten nur eine gewisse Ausgangssituation gemeinsam hat. Das<br />

Staatswesen als solches entsteht nicht, da Menschen eine „natürliche“ Neigung zur Staatenbildung<br />

besitzen, sondern ist eine direkte Folge der Tatsache, dass jeder Mensch nur über ein gewisses Maß<br />

an Talenten verfügt und daher nur einen bestimmten, engumschrieben Bereich an notwendigen<br />

Tätigkeiten abdecken kann und sich daher mit anderen zusammenschließen muss. Aus dieser Ursache<br />

für die Staatenbildung folgt dann natürlich, dass das Gemeinwesen arbeitsteilig organisiert ist. Eine<br />

besondere Parallele in Aufbau und Konzeption des Staates findet sich zu Platons Gliederung der<br />

individuellen Seele – der Staat, das Gemeinwesen ist analog zum Individuum eingeteilt: Wie die Seele<br />

nach Platon in 3 Teile gegliedert ist, so ist auch der Staat in 3 Stände zu gliedern (vgl.<br />

Kunzmann/Burkard/Wiedmann 1998, 45):<br />

• Einem herrschenden Stand an der Spitze des Staates, der aus Weisen, nämlich den<br />

Philosophen besteht und die Sorge für die richtige Lebensweise aller Bürger trägt.<br />

(Lehrstand).<br />

• Einem Stand der Wächter, der für die Verteidigung des Staates nach innen und außen<br />

sorgt (Wehrstand): Ihre Aufgabe ist der Schutz des Staates und der Bevölkerung – auch für<br />

den Stand der Wächter sind angeborene Fähigkeiten entscheidend, die durch ein Portfolio<br />

an speziellen Eigenschaften wie „scharfes Wahrnehmungsvermögen“, „Stärke“, „Tapferkeit“<br />

ergänzt werden müssen. Diese Fähigkeiten und Eigenschaften werden in einer speziellen<br />

Erziehung gefördert und perfektioniert.<br />

• Und dem Stand der anderen Bürger, der Handwerker, der Gewerbetreibenden und Bauern.<br />

Dieser Stand ist dafür verantwortlich, dass die Versorgung der Gemeinschaft sichergestellt<br />

ist. (Nährstand)<br />

19 Platons Werk zeichnet sich prinzipiell dadurch aus, dass es seine Ideen in Gesprächen nachzeichnet, wobei sein Lehrer<br />

Sokrates die Rolle des Ideengebers und der Ausarbeitung seiner Ideen übernimmt. Diesem Muster folgt Platon auch in<br />

seinem Werk Politeia – die Ideen zum Aufbau eines idealen Staats und die Begründungen dazu entwickeln sich aus einem<br />

Gespräch zwischen Glaukon, Polemarchos, Thrasymarchos und Adeiumantos. Der Bildung eines Staates selbst resultiert<br />

aus den Schwächen jedes einzelnen, die in einer Lebensweise, die sich am Gemeinwohl aller orientiert, getilgt werden soll.<br />

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