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stammenden Intellektuellen Anforderungen stellen, denen die herrschende Klasse selbst nicht mehr<br />

gerecht werden kann. Universalität ist eine der Bedingungen für den Erfolg eines ideologischen<br />

Konzepts. So können sich ausgehend von alten Ideologien Erneuerungen ergeben.<br />

Als Gegenbeispiel zu Lasten eines/einer wirklich auswärtigen Kritikers/Kritikerin verweist Walzer (1993)<br />

auf die katholischen Missionierungsversuche, die mit Kritik eigentlich nichts mehr zu tun haben, sondern<br />

lediglich eine Art Bekehrung darstellen. Die verwendeten moralischen Maßstäbe sind der zu<br />

kritisierenden, d.h. zu bekehrenden, Kultur völlig äußerlich und können erst nach einer Bekehrung in<br />

den vorgefunden Wertekontext integriert werden. Erst dann ist mehr als nur reine Missionierung<br />

möglich, d.h. in diesem Fall wird nicht der Kritiker/die Kritikerin in die Gesellschaft integriert, sondern die<br />

vorgefundene Gesellschaft an den Kritiker/die Kritikerin angepasst. Womit man sich in diesem<br />

Zusammenhang natürlich auseinander zu setzen hat, ist die Frage nach den Machtstrukturen zwischen<br />

Missionar/Missionarin bzw. Kritiker/Kritikerin und fremder Gesellschaft.<br />

Walzer (1993) meint weiter, dass wir heute auf Grund von den bereits verinnerlichten moralischen<br />

Überzeugungen in den Augen aller anderen unsere Taten rechtfertigen können wollen. Hierzu zitiert er<br />

Thomas Scanlon:<br />

(Wir werden) „durch ein Bedürfnis angetrieben, anderen gegenüber unsere Handlungen mit Gründen<br />

rechtfertigen zu können, die sie vernünftigerweise nicht abweisen können“. (Walzer 1993, 57)<br />

Genau deshalb ist Moral immer auch als externer Maßstab zu sehen: Moral ist notwendigerweise immer<br />

der Maßstab anderer Menschen oder – in nicht so säkularisierten Gesellschaften – Gott. Diese<br />

Vorstellung von Moral als per se äußerlichem Anspruch ist nicht nur auf die Moralvorstellungen der<br />

individuellen Personen, sondern auch auf der Ebene politisch-gesellschaftlicher Kollektive anwendbar.<br />

Jede Form von gesellschaftlich codierten Moralmaßstäben – Gesetzestexte, religiöse Schriften – sind<br />

immer Vehikel zur Eröffnung des Raumes der Interpretation. Damit hat Walzer (1993) zunächst das<br />

Problem von mehr oder weniger angebrachten Maßstäben hin zu mehr oder weniger guten<br />

Interpretationen verlagert.<br />

Walzer will die für eine Kritik notwendige kritische Distanz nicht dadurch schaffen, dass das Selbst als<br />

ein doppeltes Selbst gedacht wird. In dieser Konzeption ist das erste Selbst ein involviertes, Unrecht<br />

begehendes, das zweite ein abgehobenes, privilegiertes, das sein Pendant Subjekt eins, aus der<br />

ruhigen, distanzierten Position heraus beobachten kann. Gesellschaftskritik allerdings geht lt. Walzer<br />

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