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In der Welt der Führung bleibt kein Raum für Flüssiges – weder rein noch unrein, insofern das Flüssige<br />

auch und vor allem eine andere Konsistenz hat, eine Instabilität (vgl. Irigaray 1980, 117). Und dieser<br />

Ausschluss ist Hinweis auf den Ausschluss des Weiblichen, auf die Herrschaft des Festen, die keinen<br />

Raum für Flüssiges, das dem Blick keinen konstanten Fixpunkt, keine Dauer, keine Ruhe bietet,<br />

lässt 160 . Was das Modell von Tichy/Devanna (1995) hauptsächlich vermittelt, ist Klarheit, Starrheit und<br />

Festigkeit – d.h. es ist zutiefst verankert in der Dimension des Festen, das Flüssige findet Raum nur in<br />

Zwischen- und Nebenschauplätzen, wenn betont wird, dass es eben nicht um Patentrezepte und<br />

einfaches Abarbeiten vorab definierter Schritte geht. Doch insgesamt bleiben die Ratschläge von<br />

Tichy/Devanna (1995) auf einer Ebene, die wieder nur Rahmenbedingungen definiert, Hinweise gibt<br />

und Beispiele als solche kennzeichnet, insofern ist das scheinbare Patentrezept gerade dadurch keines,<br />

das auch die Grenzen bewusst wahrgenommen und als solche ausgewiesen werden:<br />

„Das sind die drei Akte des Umgestaltungsdramas – jeder Darsteller hat seine eigene Geschichte<br />

gespielt. Der Epilog ist vorhersehbar: Jede Organisation wird wiederum umgestalten müssen, und mit der<br />

beschleunigten Veränderungsrate wird sich das Drama immer häufiger wiederholen. [...] Der einzig<br />

beständige Faktor scheint zu sein, dass sich kein Unternehmen den Einflüssen eines anspruchsvollen<br />

Umfelds entziehen kann.“ (Tichy/Devanna 1995, 260)<br />

Und genau an dieser Stelle bricht die Verfestigung – Ein“flüsse“ von außen spielen eine entscheidende<br />

Rolle, stehen in einem sensiblen Gleichgewicht mit den einzelnen Organisationen und werden<br />

wiederum von den in den Organisationen stattfindenden Prozessen in einer kontinuierlichen<br />

Wechselwirkung beeinflusst. Das Flüssige bahnt sich seinen (oder vielleicht ihren?) Weg – an den<br />

Brüchen, Übergängen und straft die Alleinherrschaft der festen Abfolgen und Regeln Lügen.<br />

Die Beantwortung der überspitzten Frage, ob Charisma denn eine rein „männliche“ Eigenschaft ist, ist<br />

nicht mit einem klaren „Ja“ oder einem eindeutigen „Nein“ möglich. Auch wenn Charisma und/oder die<br />

Fähigkeit zu transformationalem Führen die Beschreibung eines (zum allergrößten Teil) an Männern<br />

beobachteten Verhaltens zur Grundlage hat, von der ausgehend verallgemeinernde, abstrakte<br />

Schlussfolgerungen, die das Phänomen „Führung“ ein Stück weit erklärbar machen sollen, gezogen<br />

160 Irigaray (1979) verbindet weibliche Subjektivität mit Berührung, Metonymie und Fluß, während sich auf der Seite des<br />

Männlichen Blick, Form und Metaphter finden lassen. Diese von Irigaray aufgezeigten Verbindungen sind nicht<br />

unproblematisch.<br />

„Diese Zuweisung hat eine ähnliche Dualisierung zur Folge wie bei Cixous, die die traditionelle<br />

Opposition der Geschlechter in der Umkehrung bewahrt. Wenn Form/Identität/Eigentum als männlich<br />

zurückgewiesen werden, verweigert die Frau sich selbst Möglichkeiten der Selbstidentifikation, die eine<br />

lebbare Alternative zur patriarchalischen Rollenzuweisung wären. ‚Leben’ – ein Begriff, den Irigaray und<br />

Cixous dem patriarchalischen Diskurs enlehnen – ist nicht nur Flüssigkeit, Kontinuität, Interaktion und<br />

Vernetzung, sondern eben auch Individuation und Abgrenzung. Irigaray wertet das Ausgegrenzte auf.<br />

Aber sie neigt dazu, es zu verabsolutieren.“ (Lindhoff 1995, 135f.)<br />

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