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Richtung Wissenschaftsproduktion darstellt, war nicht die einzige Hürde, auf diesem Weg. Die erste<br />

Hürde war einfach – als Befähigungsnachweis, um mit einer Dissertation beginnen zu können, zählt in<br />

studienrechtlicher Hinsicht der Abschluss eines Magistra-Studiums. Doch mein Thema – ein Thema am<br />

Schnittpunkt unterschiedlicher, sich durchaus auch widersprechender Theorieuniversen, mit denen ich<br />

mich mehr oder weniger intensiv, mehr oder wenig ausdauernd, beschäftigt habe – war im<br />

Wissenschaftsuniversum WU <strong>Wien</strong> in dieser Form nicht vorgesehen. Das war prinzipiell und nur für sich<br />

genommen noch nicht schwierig, schwierig wurde dann die Auseinandersetzung, oft auch nur von mir<br />

befürchtet, mit Kritik und den Anforderungen des Systems WU <strong>Wien</strong>, denen es zu begegnen galt.<br />

Feministische Kritik ist immer Kritik an herrschenden Strukturen, an unhinterfragten Systemen. Und<br />

immer auch ein Stück weit jenseits des Main- (oder vielleicht eher Male-)Stream-Wissenschaftsbetriebs<br />

angesiedelt – entgegen allen Beteuerungen: Frauenforschung, Genderforschung ist noch lange nicht<br />

dort (im Mainstream) angekommen. Und das ist – zumindest meiner Meinung nach – durchaus auch<br />

positiv und schafft Distanz zu zu kritisierenden Strukturen. Insgesamt haben mich meine Erfahrungen<br />

dazu gebracht, die Position der Kritikerin theoretisch-konzeptuell zu erfassen und in ihren<br />

Wechselwirkungen mit den herrschenden Strukturen zu beschreiben – und die Position des Kritikers/der<br />

Kritikerin wird hier nicht prinzipiell und vorneweg feministisch kodiert, sondern findet sich unter vielen<br />

unterschiedlichen und möglichen Positionen.<br />

Jede Auseinandersetzung mit der Position des Kritikers/der Kritikerin muss selbstverständlich mit einer<br />

Begriffsklärung des Wortes „Kritik“ bzw. „Gesellschaftskritik“ 12 beginnen.<br />

Mit Gesellschaftskritik bezeichnet Walzer (1993) 13 eine weit verbreitete gesellschaftliche Tätigkeit, in<br />

der KritikerInnen – auch GesellschaftskritikerInnen genannt – die Gesellschaft, in der sie sich selbst<br />

ebenfalls befinden, kritisieren.<br />

„[...] und sie reden in der Öffentlichkeit zu anderen Gesellschaftsmitgliedern, die ihrerseits am Gespräch<br />

teilnehmen und deren Rede eine kollektive Reflexion auf die Bedingungen kollektiven Zusammenlebens<br />

darstellt“. (Walzer 1993, 45)<br />

Im Folgenden sagt Walzer (1993), dass Kritik oft nur mit einer ausreichenden kritischen Distanz als<br />

möglich gedacht wird, wobei sich für ihn hier die Frage stellt, was ausreichend heißen soll bzw. was die<br />

12 Ich begreife hier feministische Kritik als Gesellschaftskritik – der feministische Anspruch zeichnet sich ja gerade dadurch<br />

aus, dass Theorie und Praxis als miteinander verwoben und unentwirrbar verbunden thematisiert werden. Insofern ist jede<br />

solche Kritik immer auch – mehr oder weniger explizit – an gesellschaftliche Strukturen und Bedingtheiten in ihren<br />

unterschiedlichen Ausprägungen adressiert.<br />

13 Es gibt unterschiedlichste theoretische Herangehensweisen an das Feld „Kritik“ und deren Möglichkeit. Ich habe mich für<br />

die von Walzer entschieden, da er vor allem mit einem Bild von Gesellschaftskritik arbeitet und seine Arbeiten auch immer<br />

an die Praxis rückbindet.<br />

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