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Produktionen und Vorgehensweisen, für In-Stabiles, Nicht-Festes, kontinuierlich Veränderbares und<br />

nicht Festhaltbares. 158<br />

Exkurs: Flüssige Gefahren<br />

An dieser Stelle folgt ein Exkurs zur feministischen Debatte um Flüssigkeiten und deren<br />

geschlechtlichen Konnotationen. In der Feministischen Theorie gibt es eine Diskussion um Mächte und<br />

Gefahren von Körperflüssigkeiten, die vor allem mit Kristeva (1982), die sich wiederum stark auf<br />

Douglas (1988) bezieht, in Zusammenhang gebracht wird. Der Kontext, indem sich Kristeva (1982) mit<br />

Douglas (1988) auseinandersetzt, ist die Frage danach, wie der Begriff der Verwerfung mit der<br />

lebendigen Erfahrung des Körpers, der sozial und kulturell spezifischen Bedeutung des Körpers<br />

verbunden wird und warum einige Körperteile privilegiert werden und andere Teile und Funktionen<br />

marginalisiert und unrepräsentiert bleiben, wobei Kristeva den Körper der Mutter als das Verworfene<br />

konzipiert.<br />

Douglas (1988) geht davon aus, dass Schmutz nicht das ist, was am Körper schmutzig oder unrein<br />

erscheint, sondern das, was nicht am rechten bzw. angemessenen Platz ist, was die Ordnung<br />

durcheinanderbringt. Demzufolge gibt es nichts, was an sich unrein ist, sondern das, was nicht in die<br />

Vorstellungswelt integriert werden kann, das herausfällt. Daraus resultiert auch die potenziell machtvolle<br />

Position des Schmutzes, der eine verwundbare Position für das System darstellt, eben weil er nicht<br />

integriert werden kann, nicht integrierbar ist.<br />

Douglas (1988) bezieht sich auf Sartre (Das Sein und das Nichts) um den Horror vor dem Flüssigen zu<br />

erklären. Für beide ist das Klebrige, Zähflüssige, Dickflüssige, das Flüssige in sich selbst erschreckend,<br />

es liegt etwas Abstoßendes in diesen unkörperlichen Eigenschaften des Flüssigen. Assoziiert wird das<br />

Klebrige mit dem Horror vor der Weiblichkeit, der Vagina dentata. Allerdings ist nicht weibliche<br />

Sexualität an sich erschreckend, sondern eine Ordnung, die weibliche Sexualität und Körperlichkeit<br />

marginalisiert, unbestimmbar setzt. 159<br />

158 Zur Verbindung zwischem „Festem“ und der (männlichen) Rationalität verweise ich auf Irigaray (vgl. 1980, 110ff.).<br />

„Welche Strukturierung der Sprache, welche sprachliche Strukturierung unterhält nicht seit langem eine<br />

Komplizenschaft zwischen der Rationalität und einer Mechanik des Festen?“ (Irigarary 1980, 111)<br />

159 Auch Irigaray (vgl. 1979, 110ff.) behauptet, dass dieses Verschweigen des Flüssigen, Klebrigen, halbgeformten bzw.<br />

dessen Unbestimmtheit mit der kulturellen Unrepräsentierbarkeit von Flüssigkeit innerhalb der philosophischen Modelle der<br />

Ontologie zu tun hat, deren implizite Assoziationen mit der Weiblichkeit, der Mütterlichkeit, des Körperlichen - alles<br />

Elemente, die dem Privileg des selbst-identischen und Einen, dem Festen – untergeordnet sind – in Zusammenhang steht.<br />

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