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Handelns und Erlebens. Visionen sind dem in unserer Kultur verankerten Primat des Sichtbaren<br />

geschuldet. Dieser Vorrang des Sichtbaren dient der Verankerung der männlichen Herrschaft, da im<br />

Kontext der Sichtbarkeit der Mann mehr zu bieten hat als die Frau, die sich der Sichtbarkeit entzieht.<br />

Um es nochmals mit Irigarays Analyse der Begründung des Primats der Sichtbarkeit im Kontext<br />

psychoanalytischer Theorie zu sagen.<br />

„Der Einsatz in diesem Spiel wäre somit von Anfang an der Blick. Und man sollte es tatsächlich nicht<br />

vergessen, dass jedenfalls für Freud die ‚Kastration’, das Wissen von der und über die Kastration sich<br />

dem Blick verdankt. Der Blick, schon immer im Einsatz. [...] Aber das Mädchen, die Frau wird dem Blick<br />

nichts bieten können.“ (Irigaray 1980, 57)<br />

Und was dem entgegengehalten werden kann/könnte, ist das Sprechen, das Schreiben, und die<br />

möglichen Verbindungen, die es von hier zur Körperlichkeit der Frau gibt (vgl. Irigaray 1980, Cixous<br />

1979). Doch die Sprache, die entrückte Sprache, die auf ein höheres, nicht allgemein zugängliches<br />

Sprechen ausgerichtet ist, vergleichbar wie sich die Vision zu einer alltäglichen bildhaften Beschreibung<br />

verhält, hat nur als Hilfsmittel zur Vermittlung der Vision Eingang in die Führungs- und<br />

Managementforschung gefunden. Sie ist kein Allheilmittel, kein Werkzug und wirkt nicht aus sich<br />

heraus. Die Sprache und das Sprechen ist in diesem Sinne hierarchisch den Visionen, die so vermittelt<br />

werden können, untergeordnet. 156<br />

Wenn die Vision notwendig ist, um ein verbindendes Ziel nachhaltig zu verankern, dann kann ein<br />

Zusammenhang zwischen dem Wert, der Visionen im Rahmen erfolgreicher Führung zugesprochen<br />

wird, und dem herrschenden Primat der Sichtbarkeit, des Sehens157 zur Verankerung der Vorherrschaft<br />

des Männlichen konstatiert werden.<br />

156 Zu einer genaueren Auseinandersetzung um Stimme/Sprechen und Geschlechterverhältnisse bzw.<br />

Geschlechterkonstruktionen vor dem Hintergrund des psychoanalytischen Theorierahmens sei an dieser Stelle verwiesen<br />

auf Silverman (1988).<br />

157 Der Theorierahmen, innerhalb dessen vor allem auch der Zusammenhang zwischen Frau, Sehen und dem (männlichen)<br />

Blick thematisiert wurde, ist der Kontext der feministischen Filmwissenschaften, die die Rolle der Frau im und vor dem Film<br />

widersprüchlich thematisieren.<br />

Für Mulvey (1975) ist die Lust am Schauen für die Betrachter durch Scopophilie, d.h. der Lust, andere zum Objekt des<br />

neugierigen und gleichzeitig kontrollierenden eigenen Blicks zu machen, und Identifikation mit den zumeist männlichen<br />

Protagonisten, eine männliche Position, die die Frau als passives Objekt des Blicks von Kamera, die traditionellerweise von<br />

einem Mann geführt wird, männlichem Hauptdarsteller, und diese beiden Positionen einnehmenden Darstellern, reproduziert.<br />

Sie fordert daher die Destruktion der Schaulust und ein nicht-illusionistisches Kino ein. Die weibliche Zuseherposition ist bei<br />

ihr nur als Übernahme einer männlichen Position oder als masochisitische Identifikation mit der Darstellung von Weiblichkeit<br />

denkbar.<br />

Mary Ann Doane (1982) dagegen verweist in Anlehnung an Joan Rivieres Konzeption von Weiblichkeit als Maskerade,<br />

einem Benutzen von ihrem eigenen Körper als Verkleidung, der von sich selbst ablenken soll, auf eine Möglichkeit, Distanz<br />

zum dargebotenen, eigenen Bild von Weiblichkeit über eine narzisstische Aneignung und Zurschaustellung zu bekommen.<br />

Doane versucht also eine positive Identifikation innerhalb des traditionellen Repräsentationsystems zu denken, die es aber<br />

trotzdem ermöglicht, den geschlechtsspezifischen Positionierungen eine Uneindeutigkeit der Zuschreibungen<br />

abzugewinnen. Doane benutzt hier die prinzipielle Verfehlung jeder Repräsentation – in Anlehnung an Lacans Konzept des<br />

niemals autonomen Subjekts, das gerade nur über ein imaginäres Bild im Nachhinein eine vorangegangene Ganzheit<br />

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