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• Führung existiert nur an der Spitze einer Organisation.<br />
• Der Führer/die Führerin herrscht, verfügt, drängt, manipuliert.<br />
Stattdessen erscheint Führung erlernbar und wird eher als Versuchs-und-Irrtums-Prozess beschrieben,<br />
für den es keine 100%ige Anleitung gibt. Gleichwohl ist „Führung“ aber etwas, das jede/jeder konkret<br />
erreichen kann und nicht beschränkt auf die hinlänglich bekannten, historischen „großen“<br />
Führungspersönlichkeiten oder eine genetische mitgegebene Gabe einzelner Personen. Und Führung<br />
ist schlussendlich nicht die Entfaltung persönlicher Macht, die Liebe zu eben dieser Macht, sondern die<br />
Ermächtigung anderer.<br />
Die Widerlegung dieser Mythen ist gleichsam das Nebenprodukt der Suche von Bennis/Nanus (1992)<br />
nach dem Kern von Führung, der Essenz dessen, was in ihrer empirischen Untersuchung als gutes,<br />
erfolgreiches Führungsverhalten bestimmt werden konnte.<br />
„Unsere neunzig Führer gleichen einander tatsächlich. Sie haben die Fähigkeit, Absichten in die<br />
Wirklichkeit umzusetzen und lebendig zu erhalten. Sie machen alle einen deutlichen Unterschied<br />
zwischen Führung und Management, in dem sie sich mit den fundamentalen Anliegen der Organisation<br />
befassen, dem Grund ihrer Existenz, ihrer allgemeinen Zielrichtungen und ihrem Wertsystem. Sie sind<br />
alle fähig, Klarheit hinsichtlich der Vision ihrer Organisation zu schaffen. [...] Sie sind alle fähig,<br />
Enthusiasmus für die Bedeutung des Beitrags zu wecken, den die Organisation für die Gesellschaft<br />
leistet.“ (Bennis/Nanus 1992, 204)<br />
Entscheidend für Führungsverhalten ist hier, wie gut es der Führungskraft gelingt, eine Vision zu<br />
schaffen und diese auch den MitarbeiterInnen zu vermitteln und bei diesen Begeisterung und<br />
Engagement hervorzurufen. Der Führungsperson kommt damit eine Schnittstellenposition in Hinblick<br />
auf den Zugang zum über das Alltagsgeschäft hinausgehenden „transzendenten“ Sinn zu, der<br />
offensichtlich nicht allen einfach zugänglich ist.<br />
„Ohne Führung jener Art, für die wir eingetreten sind, ist es schwer vorstellbar, wie wir für die Nation oder<br />
die Welt eine wünschenswerte Zukunft gestalten können. Das Fehlen oder die Ineffektivität von Führung<br />
lässt auf das Fehlen von Visionen schließen, auf eine Gesellschaft ohne Träume, und dies wird<br />
bestenfalls die Aufrechterhaltung des Status Quo bewirken und schlimmstenfalls zum Niedergang einer<br />
Gesellschaft führen, der es an Zielen und Zusammenhalt fehlt. Wir brauchen dringend Frauen und<br />
Männer, die die Führung übernehmen können, [...].“ (Bennis/Nanus 1992, 206)<br />
Ein wenig im Widerspruch zur vorher proklamierten „Erlernbarkeit“ von Führung in einem Prozess des<br />
praktischen Tuns und Probierens wird hier darauf hingewiesen, dass „Führung“ anscheinend trotzdem<br />
nicht nebenbei, kontinuierlich in der Praxis stattfindet. Stattdessen konstatieren Bennis/Nanus (1992)<br />
einen „Mangel“ an Führung in dem von ihnen beschriebenen Sinn, eben der Verhaftung in der<br />
„transzendenten“ Welt der Visionen, Normen und Werthaltungen. Und nur über diesen Prozess kann es<br />
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