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vielleicht auch klassisches „weibliches“ Verhalten, d.h. ein sehr emotionales, personenbezogenes,<br />

konsensorientiertes, nachgiebiges, fürsorgliches Verhalten zu verstehen. Vielleicht aber auch nicht, weil<br />

damit ist frau schon wieder ganz in den „herrschenden Normen“ zum weiblichen Verhalten. Der wirklich<br />

charismatische Führende zeigt demnach ein unkonventionelles Verhalten – ein Mann, der sich<br />

entsprechend den weiblichen Rollenstereotypen verhält, würde diesem Punkt entsprechen.<br />

In der „Führenden-Geführten-Beziehung“ scheinen weibliche Verhaltensmuster eher denen von nichtcharismatisch<br />

Führenden zu entsprechen, zumindest teilweise, nämlich egalitär und konsensorientiert.<br />

Zudem geht die Theorie ja davon aus, dass Charisma ein Attribut ist, das Führenden von Geführten<br />

zugeschrieben wird, und zwar auf Basis des sichtbaren Verhaltens des Führenden/der Führenden. Im<br />

Rahmen der Darstellung des Modells von Conger/Kanungo wurde schon darauf hingewiesen, dass<br />

einer der Kritikpunkte an diesem Modell das schemenhafte, mechanistisch anmutende Verhalten der<br />

Geführten adressiert (vgl. Steyrer 1995, 110). Dieser Kritikpunkt kann auch auf den Führenden/die<br />

Führende bezogen werden. Die Führungskraft ist ebenfalls hohl – sie tritt nicht als konkrete Person<br />

hervor, sie hat kein Geschlecht, keine ethnische Herkunft, kein Alter, gehört keiner sozialen Klasse an<br />

und hat auch sonst keine Diversitätsmerkmale. Folgerichtig spielt es anscheinend keine Rolle, ob die<br />

Führungskraft, ein weißer, heterosexueller, protestantischer Mann aus einer Upper-Class-Familie ist<br />

oder eine lesbische Frau aus einer MigrantInnen-ArbeiterInnen-Familie. Das Verhalten der<br />

Führungskraft wird immer gleich interpretiert, ohne dass unterstellte Verhaltenserwartungen und<br />

stereotype Rollenvorstellungen mitgedacht werden müssten. Insofern erscheinen auch die Führenden<br />

ein wenig leblos und schablonenhaft.<br />

Insgesamt scheint der Führungsprozess, wie ihn Conger/Kanungo darstellen, eher männlich<br />

zielorientiert und logozentrisch154 zu sein:<br />

154 Der Bezeichnung „logozentrisch“ für das abendländische Denken geht auf Derrida zurück. Damit wird die Beschreibung<br />

der Welt in binären Oppositionspaaren, die in einer hierarchischen Beziehung zueinander stehen, bezeichnet und die daran<br />

geknüpfte Identitätskonstruktion (vgl. Lindhoff 1995, 97).<br />

„Dieses System ordnet die Welt durch binäre, hierarchische Oppositionen: Geist/Natur, Form/Stoff,<br />

Gesetz/Chaos, Subjekt/Objekt, Selbst/Anderes. In dieses Schema fügt sich auch das Begriffspaar<br />

Mann/Frau ein. Obwohl die Begriffspaare sich erst durch ihre Differenz zueinander definieren, dienen sie<br />

dazu, Identitäten festzuschreiben. Die hierarchische Beziehung, die zwischen den beiden Gliedern der<br />

Opposition besteht, setzt jeweils einen Begriff als ursprünglich und zentral, den anderen als abgeleitet<br />

und marginal: Das Wesentliche ist der Geist, das Gesetz, das (Selbst-) Bewußtsein, die formende und<br />

zeugende Kraft, der Mann. Das nicht-wesentliche Andere ist die Natur, der Stoff, die Materie, die Frau.“<br />

(Lindhoff 1995, 97)<br />

Zur Beziehung zwischen Frau/Weiblichkeit und Körper als Theoriestrang der Feministischen Theorie verweise ich an dieser<br />

Stelle auch auf die Positionen des Differenzfeminismus (vgl. Kapitel 2.2.2.2., das sich mit Hélène Cixous beschäftigt, sowie<br />

Kapitel 2.2.2.3., indem die Theorie von Luce Irigaray vorgestellt wurde), dessen zentrales Anliegen eben der Versuch einer<br />

„Bestimmung“ des „Weiblichen“, das im Diskurs nicht präsent ist, ist.<br />

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