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keine Verfestigung bestehender geschlechtlicher Segregation. Bei Bass betritt der/die Führende auch in<br />
seiner/ihrer Rolle als Mutter die Bühne des Führungshandelns. Und somit wird Bass seinen eigenen<br />
Ansprüchen doch ein wenig gerechter:<br />
„Wie auch aus dem Text ersichtlich ist, habe ich Frauen weder als Führer noch als Geführte ignoriert,<br />
noch auch je impliziert, daß Führungsqualität ein rein männliches Attribut ist.“ (Bass 1986, 12)<br />
5.1.2.2. „Weiblichkeit“ als Verhaltenskomponente charismatischer und nicht-charismatischer<br />
Führungskräfte<br />
Im Prozess der Charisma Zuschreibung, wie ihn Conger/Kanungo (1987, 1998) beschreiben, steht das<br />
Verhalten der Führungskraft im Mittelpunkt der Untersuchungen, wobei Verhaltenskomponenten für<br />
charismatische und nicht-charismatische Führungskräfte erarbeitet wurden. Die Frage lautet: Welche<br />
der aufgefundenen Beschreibungen passt zu stereotypen Rollenvorstellungen von „weiblich“? 152<br />
Die Differenz zwischen charismatischen und nicht charismatischen Führenden markiert nicht die<br />
Geschlechterdifferenz und zeichnet diese nach, d.h. es ist nicht so, dass auf der einen Seite z.B. auf der<br />
der charismatischen Führenden das Bild von Männlichkeit entsteht und auf der anderen das von<br />
Weiblichkeit. Die dualistischen Gegensätze überschneiden sich wie im Folgenden detaillierter erläutert<br />
wird. Beginnen wir mit charismatischen Führenden:<br />
Hier findet sich in der Kategorie „Umweltsensibilität“ die Beschreibung „starke Umweltsensibilität“. Es<br />
scheint so, als würden sich Conger/Kanungo (1988, 1998) Bass (1986) anschließen, der ja im Rahmen<br />
der Transformationalen Führung „Charisma“ mit „individueller Bedachtnahme“ in Bezug setzt. Allerdings<br />
meint „Umweltsensibilität“ vielleicht auch mehr, als nur die Personen- und Beziehungsebene und<br />
integriert auch die Ebene der dinglichen, objekthaften Umwelt. Und diese Objektorientierung ist dann<br />
doch wieder eher männlich. 153 Was in der herrschenden männlichen Welt vielleicht noch eine Chance<br />
für „weiblich“ wäre, ist der Punkt „Verhalten“. Hier zeigt die charismatische Führungskraft nach<br />
Conger/Kanungo „unkonventionelles oder entgegen den herrschenden Normen“ liegendes Verhalten. In<br />
einem Umfeld, das Führung mit traditioneller „männlicher“ Führung in Verbindung bringt, ist darunter<br />
152 Die Bedeutungshorizonte von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ sind die im Rahmen der Entwickung des BSRI (Bem<br />
1974, 1981) definierten Skalen der Geschlechtsrollen, wobei an dieser Stelle vor allem darauf hingewiesen wird, dass<br />
„Weiblichkeit“ über „einfühlsam“, „fürsorglich“, „empfindsam“ festgeschrieben wird, während „rational“, „sicher“, „hat<br />
Führungskompetenz“, u.ä. in die „männliche“ Skala fallen.<br />
153 Zur Unterscheidung zwischen Objektorientierung, die eher Männern zukommt und Beziehungsorientierung, die Frauen<br />
zugesprochen wird, verweise ich auf Gilligan (1984), die eben diese von ihr auch empirisch so beschriebene Tatsache zur<br />
Grundlage ihrer Unterscheidung in „weibliche“ und „männliche“ Moral heranzieht.<br />
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