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„Das erste und oberste Paradox von gender ist, dass die Institution, ehe sie abgebaut werden kann, erst<br />

einmal ganz sichtbar gemacht werden muss,[...]“ (Lorber 2003, 52)<br />

Damit wird gesagt, dass, um Unterschiede und Differenzen in einem zweiten Schritt hinter sich lassen<br />

zu können, es unabdingbar ist, diese Unterschiede und Differenzen, nämlich auch in ihren<br />

Ambivalenzen und Uneindeutigkeiten, sichtbar zu machen. Dieser Prozess der Sichtbarmachung wurde<br />

anhand des Textes von Bass (1986) durchgeführt – ausgehend vom Faktor „Individuelle<br />

Bedachtnahme“ als einem Bestandteil von transformationaler Führung wurde untersucht, dass es keine<br />

eindeutigen geschlechtsspezifischen Konnotationen gibt, sondern vielfältige, un-eindeutige<br />

Interpretationsmöglichkeiten. Und selbst wenn das verborgene Weibliche aufgespürt werden kann, ist<br />

selbst dieser Erfolg nur scheinbar und selbst wieder widersprüchlich. Denn dieses „Weibliche“, hier<br />

konkret die „Fürsorglichkeit“ unterliegt Wertungen. Um diese Ambivalenzen deutlich zu machen, wird<br />

nachfolgend auf die Debatte um Carol Gilligan (1984) verwiesen – diese macht auch wieder sichtbar,<br />

wie vielstimmig und ambivalent der feministische Diskurs als solcher ist.<br />

Diese von mir nachgezeichnete Verbindung zwischen dem Faktor „Individueller Bedachtnahme“ und<br />

weiblichen Geschlechtsrollenstereotypen ist auch empirisch nachzeichenbar. Hier findet sich neben der<br />

Ebene der Geschlechtsrollensterotypen eine Ebene mit empirischen Befunden (und vor allem deren<br />

Interpretation), die genau dieses Thema beleuchtet und in den Mittelpunkt ihrer Forschungsfragen<br />

gestellt hat. Die Debatte über die weibliche Fürsorglichkeit ist eng verwoben mit der Diskussion um eine<br />

spezifisch weibliche Ethik, die eben genau das abbilden würde. Diese Debatte wurde ausgelöst durch<br />

Carol Gilligans Buch „Die andere Stimme“ (Gilligan 1984). 148 Gilligan geht davon aus, dass es zwei<br />

voneinander abgrenzbare moralische Orientierungen gibt, nämlich zum einen die weibliche<br />

Fürsorglichkeitsmoral und zum anderen die eher männliche Gerechtigkeitsmoral. Die Unterschiede<br />

zwischen diesen beiden moralischen Orientierungen finden sich auf zwei differenten Ebenen. Die<br />

Fürsorglichkeitsmoral handelt davon, Verantwortung und Fürsorge für andere zu übernehmen, während<br />

die Inhalte der Gerechtigkeitsmoral im Unterschied dazu die Sicherstellung von Rechten und die<br />

Erfüllung von Pflichten sind. Neben dieser inhaltlichen Unterscheidung kann auch eine formale Differenz<br />

festgehalten werden: Fürsorglichkeitsmoral ist kontextsensitiv und flexibel, orientiert an konkreten<br />

Situationen und deren konkreten Rahmenbedingungen, hingegen ist die Gerechtigkeitsmoral abstrakt<br />

(vgl. Nunner-Winkler 1995, 13). Auch wenn die weibliche Fürsorglichkeit nicht in ihrem<br />

Ambivalenzverhältnis der Un-Unterscheidbarkeit von Effekt und Ursache durch Gilligan thematisiert<br />

wurde, spiegeln sich in ihren Arbeiten klassische weibliche Stereotype wider, die Frauen als fürsorglich<br />

148 Zur genaueren Darstellung dieser Debatte, die zum einen eine Diskussion um die Deutung und Interpretation empirischer<br />

Befunde ist und zum anderen ein Diskurs um die dahinterliegenden, mitzudenkenden philosophischen Implikationen<br />

verweise ich auf Nunner-Winkler (1995), Nails (1995), Walker (1995) sowie Döbert (1995).<br />

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