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Während „Charisma“ insgesamt nicht unbedingt wie prototypisches weibliches Rollenverhalten wirkt,<br />

findet sich dieses dafür in dem ebenfalls mit transformationaler Führung verbundenen Faktor<br />

„Individuelle Bedachtnahme“ 146 .<br />

Diese „Individuelle Bedachtnahme“ wird durch folgende Items im MLQ beschrieben (vgl. Bass 1986,<br />

239):<br />

• Schenkt scheinbar vernachlässigten Mitgliedern seine persönliche Aufmerksamkeit.<br />

• Ermittelt, was ich will, und versucht mir zu helfen, es zu bekommen.<br />

• Man kann sich darauf verlassen, dass er einen lobt, wenn man gute Arbeit geleistet hat.<br />

• Ist zufrieden, wenn ich die festgesetzten Normen für gute Arbeit erreiche.<br />

• Ich gewinne sein Wohlwollen, wenn ich meine Arbeit gut mache.<br />

• Behandelt jeden Untergebenen individuell.<br />

• Gibt mir das Gefühl, dass wir unsere Ziele, falls nötig, auch ohne ihn/sie erreichen können.<br />

Was hier beschrieben wird – und auch explizit so bezeichnet wird (vgl. Bass 1986, 239) – ist<br />

„rücksichtsvolles“ und „unterstützendes“ Verhalten der Führenden. 147 Diese Stereotype finden sich in<br />

den Geschlechtsrollen wieder, wobei „weiblich“ eben eindeutig mit Fürsorglichkeit, Personen- und<br />

Beziehungsorientierung sowie Emotionalität verbunden wird. „Männlichkeit“ wäre gekennzeichnet durch<br />

Sach- bzw. Objektorientierung in Kombination mit Aggressivität sowie Entscheidungs- und<br />

Konkurrenzfreudigkeit (vgl. Bem 1974, 1981).<br />

Was entlang des Faktors „Individuelle Bedachtnahme“ gezeigt werden kann, ist, dass „weibliche<br />

Eigenschaften“ wie Fürsorglichkeit (vgl. Bem 1974, 1981) durchaus im Text von Bass (1986)<br />

aufgefunden werden können, auch wenn Bass selbst nicht auf die geschlechtsspezifische Kodierung<br />

der Verhaltensbeschreibung hinweist. Doch dieses Auffinden von „weiblichen Eigenschaften“ verweist,<br />

wie nachfolgend gezeigt wird, auf ein weiteres Dilemma, wenn untersucht wird, welche Vorstellung von<br />

Weiblichkeit damit in Zusammenhang steht und welche kontroversen Diskussionen und Wertungen<br />

diese Verbindung von „Weiblichkeit“ und „Fürsorglichkeit“ mit sich bringt. Hier offenbart sich ein Paradox<br />

der Feministischen Theorie, das Judith Lorber auf den Punkt gebracht hat:<br />

146 Bass (1986) thematisiert diesen Faktor „geschlechtsneutral“ und nicht explizit in Bezug auf Frauen oder Männer. Was im<br />

folgenden Abschnitt allerdings gezeigt werden soll, ist, dass hinter diesem „geschlechtsneutralen“ Faktor vor dem<br />

Hintergrund der Konzeption von „Charisma“ als doch eher an „männlichen“ Werten orientiert, Eigenschaften und<br />

Verhaltensmuster beschreiben sind, die eher dem „weiblichen“ Verhalten zugeschrieben werden.<br />

147 Bass (1986) verweist auf keine geschlechtliche Konnotation des von ihm beschriebenen Verhaltens.<br />

233

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