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abwertende oder ausschließende Funktion gegenüber Frauen ausüben. Ursache für diese Verfasstheit<br />

der Sprache wurde in der Tatsache gesehen, dass Frauen entsprechend ihrer geringeren Teilhabe an<br />

politischer und ökonomischer Macht auch nur einen verschwindend geringen Einfluss auf die<br />

Sprachentwicklung nehmen konnten (vgl. Postl 1991, 89f.).<br />

Im Kontext der Sprachverwendung wurden (und werden) vor allem zwei Themenkreise bearbeitet: Zum<br />

einen die sprachliche Nicht-Existenz von Frauen und zum anderen die sprachliche Abwertung von<br />

Frauen (vgl. Postl 1991, 93f.).<br />

Die explizite sprachliche Abwertung von Frauen umfasst(e) drei voneinander abgrenzbare Themen.<br />

Diese waren (und sind) Referenzausdrücke für Frauen sowie für frauenbezogene Tätigkeiten und<br />

Eigenschaften, Bezeichnungen für Sexualität und den Sexualverkehr, Anredeformen und Titel (vgl.<br />

Postl 1991, 98ff.).<br />

Das Problem der sprachlichen Nicht-Existenz bezieht sich auf die referenzielle Verwendung des<br />

geschlechtsindefiniten Maskulinums. In der üblichen Grammatik haben maskuline generische Formen<br />

neben ihrer Funktion, auf die Gattung zu verweisen, zusätzlich die Aufgabe, auf beide Geschlechter zu<br />

verweisen bzw. dann zur Anwendung zu kommen, wenn das Geschlecht unbekannt ist. Diese<br />

Verwendung führt dann dazu, dass sprachlich mit einer maskulinen Form auf Frauen verwiesen wird,<br />

was dazu führt, dass das generische Geschlecht und das „Geschlecht“ der betreffenden Person<br />

unterschiedlich sein können.<br />

„Der generische Gebrauch des Nomens wird oft mit dem Gebrauch des maskulinen Nomens mit<br />

männlichen Referenten identifiziert. – man redet generell über Männer und Frauen, man benutzt die<br />

Form, die für den generischen geschlechtsindefiniten Gebrauch zur Verfügung steht, und man meint<br />

dabei nur Männer.“ (Trömmel-Plötz 1982, 40)<br />

Feministinnen haben darauf hingewiesen, dass die Verwendung maskuliner generischer Formen dazu<br />

führt, dass Männer immer gemeint sind, Frauen aber nur dann eingeschlossen werden, wenn es der<br />

Sprecher/die Sprecherin möchte.<br />

„Man kann also unser deutsches Sprachsystem in diesem Bereich mit einer Lotterie vergleichen, in dem<br />

Männer mit jedem Los gewinnen [...], Frauen aber nur mit jedem zweiten.“ (Pusch 1984, 25)<br />

Mittlerweile hat sich diese Erkenntnis – Sprache ist immer auch Mittel zur Veränderung oder<br />

Festschreibung gesellschaftlicher Realitäten, die sie nachzubilden vorgibt (vgl. Postl 1991, 104) – auf<br />

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