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Zunächst ist es anscheinend immer noch – und das trotz des Anstiegs des Qualifikationsniveaus von<br />
Frauen – verwunderlich, wenn ein erfolgreiches Management-Team ausschließlich aus Frauen besteht.<br />
Bei Mary Ann Lawlor wird – als einziger Interviewpartnerin nachgefragt, ob Geschlecht ein Kriterium in<br />
ihrer Personalpolitik war.<br />
„Auf die Frage, ob sie mit Absicht Frauen ausgewählt habe, antwortet sie: [...]“ (Tichy/Devanna 1995,<br />
17) 132<br />
Mary Ann Lawlor weist in ihrer Antwort auch auf eine Gender-Realität des Arbeitsmarktes hin – die<br />
Gehälter von Frauen liegen für die gleichen Leistungen unter denen von Männern und die Chancen für<br />
Männer, einen ihrer Qualifikation entsprechenden und auch adäquat bezahlten Job zu finden, sind weit<br />
höher. Sie hat Frauen eingestellt, weil sie weniger Gehalt verlangt haben.<br />
„Lohndiskriminierung tritt hauptsächlich in zwei Formen auf: Das Gehaltsniveau von Tätigkeiten, Berufen,<br />
Sektoren und Segmenten, in denen Männer der herrschenden Gruppe in der Mehrheit sind, liegt<br />
durchgängig höher, und Frauen sowie Männer aus untergeordneten Gruppen werden in jedem Beruf in<br />
der Regel schlechter bezahlt.“ (Lorber 2003, 309)<br />
Und schlussendlich findet sich Gender auch noch im sprachlichen Umgang – der Übersetzer (Hans<br />
Kray) verwendet für eine Gruppe, die ausschließlich aus Frauen besteht, männliche Pronomen (jeder,<br />
ihm).<br />
Und zum Abschluss der Vorstellung von Mary Ann Lawlor wird von den AutorInnen auch darauf<br />
verwiesen, dass die Motivation für ihre Arbeit eng mit ihrem politischen und sozialen Ansprüchen<br />
verknüpft ist.<br />
„Ihr Engagement für die Drake-Studenten beschränkt sich nicht nur auf das Lernumfeld, sondern rührt<br />
darüber hinaus auch an politischen Problemen, die ihre Fähigkeit, Erfolg zu haben, beeinflussen:<br />
angemessene Kinderpflege, Wählerbewusstsein und die Steuerreform. Die Kürzungen der Zuschüsse für<br />
die Schulausbildung von Benachteiligten auf dem zweiten Bildungsweg stellt in ihren Augen eine große<br />
Gefahr dar.“ (Tichy/Devanna 1995, 17)<br />
Mary Ann Lawlor arbeitet aus intrinsischen Motiven heraus – das hier geschilderte Arbeitsverständnis<br />
erinnert eher an traditionelle Frauenberufe wie z.B. Krankenschwester, Sozialarbeiterin, Lehrerin, die<br />
alle gemeinsam haben, dass klassische Frauentugenden wie Fürsorglichkeit darin viel Raum finden.<br />
Männer leiten Unternehmen in der großen weiten Wirtschaftswelt, Frauen kümmern sich um Kinder,<br />
auch wenn sie – wie im Fall von Mary Ann Lawlor – schon ein wenig älter sind.<br />
132 Mary Ann Lawlor’s Anwort auf diese Frage findet sich im unmittelbar vorigen Zitat, indem sie ihre geschlechtsspezifische<br />
Personalauswahl begründet.<br />
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