Download (1724Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien
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(1987, 1998), die zwar als Personen alle auch in akademischen Institutionen verortet sind, schreiben<br />
ohne kontinuierliche Verweise auf andere und in einer Sprache, die nicht prinzipiell darauf angelegt ist,<br />
starre Selbst-Verortung vorzunehmen. Und Bennis/Nanus (1992) und Tichy/Devanna (1992) legen das<br />
Hauptaugenmerk auf Verständlichkeit ihrer Texte, auf Nachvollziehbarkeit und nicht auf Demonstration<br />
des eigenen Wissens. Hinter dieser Beobachtung versteckt sich eine andere – der Ort des Schreibens,<br />
die eigene Position beeinflusst die Art des Schreibens. Verknüpft mit dem biologischen Geschlecht lässt<br />
sich sagen – Führungstexte sind akademische, und damit männliche, Texte von Männern, und wenn sie<br />
das nicht sind, können sie sich nur wünschen, dass sie für würdig befunden werden, doch auch einen<br />
Beitrag leisten zu dürfen.<br />
Akademische Texte sind für die Sichtbarkeit geschrieben, sie sollen sichtbar machen – den Autor/die<br />
Autorin, sein/ihr Wissen über den akademischen Diskurs und sein/ihr Sehen der anderen. Eines der<br />
zentralen Momente dieser Sichtbarkeit, dieses Sichtbarmachens bezieht sich auf die Identität der<br />
AutorInnen, auf die verwiesen wird. Diese werden genannt, gekennzeichnet, und erscheinen stets in<br />
einer starren, klaren Verbindung mit den ihnen zugeschriebenen, von ihnen übernommen Inhalten. Und<br />
jede Verwendung der Inhalte muss die AutorInnen miteinbeziehen. Die Texte scheinen immer eine klar<br />
feststehende Bedeutung zu haben, einen Sinn zu konstruieren, und dieser Sinn wird von den jeweiligen<br />
AutorInnen festgeschrieben. „Weibliche“ Texte – die unabhängig vom biologischen Geschlecht des<br />
Autors/der Autorin sind – wären anders:<br />
„Nun, ein Text der Weiblichkeit hat wirklich etwas von einer in Bewegung geratenen Sprache an sich, er<br />
wird mit geschlossenen Augen geschrieben und sollte mit geschlossenen Augen gelesen werden.“<br />
(Cixous 1980, 82)<br />
Offensichtlich sind solche Texte im akademischen Diskurs der (Neo)charismatischen Führungstheorien<br />
nicht vorhanden, nicht sichtbar. Und so ein Text auch nur an den Rändern zu diesem Diskurs gehören<br />
will, muss das Aufgeben der Starrheit im Schreibstil, der Festigkeit zu Gunsten eines fließenderen<br />
Schreibstils, eines leichter lesbaren Schreibstils gerechtfertigt werden und erscheint als im System<br />
suspekt. „Weibliche“ Texte finden sich wenig bis kaum in den Texten der akademischen Welt, da sich<br />
diese durch Kriterien der Sichtbarkeit, die ja das Primat der Männlichkeit festschreibt (vgl. Irigaray<br />
1980), definieren. Und historisch gesehen war und ist die akademische Welt auch auf Ebene des<br />
biologischen Geschlechts der handelenden Personen eine Welt der Männer (European Commission,<br />
Directorate-General for Research 2003).<br />
Selbstverständlich ist der akademische und populärwissenschaftliche Diskurs zum Phänomen Führung<br />
auch von anderen Normen beeinflusst und existiert nicht monolithisch für sich allein. Der für Nicht-<br />
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