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5. Return on Forschungsleitende Fragestellungen:<br />
Protokoll der (un)möglichen Begegnung von Gender und Charisma<br />
Ziel dieses Abschnitts ist es, die zwei vorab ausgearbeiteten Stränge, zum einen, also Texte der<br />
Charismatischen Führungstheorien, zum anderen begriffliche Analysewerkzeuge der Feministischen<br />
Theorie, Geschlecht und (vergeschlechtlichte) Sexualität, miteinander zu verknüpfen. Die Linie der<br />
Verwebung wird definiert durch die zu Beginn der Arbeit entwickelten forschungsleitenden<br />
Fragestellungen, die vor allem die Ebenen der Untersuchung110 festschreiben.<br />
Ich möchte im ersten Schritt daran erinnern, dass die Methoden, die zur Anwendung kommen werden,<br />
die Methoden der Dekonstruktion und der Diskursanalyse sind.<br />
„Diskursanalytiker untersuchen Texte, und zwar im Hinblick auf deren Aufbau, auf deren Funktionen in<br />
unterschiedlichen Kontexten und auf deren Widersprüchlichkeiten.“ (Parker 2000, 546)<br />
Die Diskursanalyse richtet ihren Fokus auf die Untersuchung historisch-gesellschaftlicher Bedingtheiten<br />
und untersucht, wie die normbildenden Kräfte Wert konstituieren. Es wird analysiert, an welchem Ort<br />
Widerstände gegen den normativen Diskurs zu finden sind und wie die Wechselwirkungen zwischen<br />
den Widerständen und den geltenden Normen aussehen.<br />
Dekonstruktion ist eine spezifische Form der Textlektüre. 111 Sie setzt als Methode bei den Texten und<br />
den darin vorgegebenen Konstrukten und Sinndeutungen an.<br />
„Es geht um eine bestimmte Art und Weise, mit philosophischen Texten, Themen und Fragen<br />
umzugehen, welche deren überlieferte Gestalt und Traditionsstränge destabilisiert und desorganisiert, sie<br />
in Unruhe und Bewegung versetzt, dadurch aber auch weiterzutreiben, zu hinterfragen und neu zu<br />
formieren erlaubt.“ (Angehrn 2003, 237)<br />
Die folgende Analyse der Texte der (Neo)charismatischen Führungstheorien wird sich beider Methoden<br />
oder vielmehr Werkzeuge bedienen – so wird es möglich, den Entstehungskontext dieser Arbeiten in die<br />
110 Die Ebenen der Untersuchung sind: Geschlecht im Sinne von biologischem Geschlecht der AutorInnen und der befragten<br />
Führungskräfte, geschlechtsspezifische Sprachverwendung in den Texten als sichtbarste Ebene der Geschlechterdifferenz<br />
sowie Verschränkungen von „männlich“ bzw. „weiblich“ konnotierten Verhaltensweisen als Ebene der<br />
Geschlechtsrollenzuschreibungen und abschließend die Ebene der Archetypen als unbewusste<br />
Wahrnehmungsstrukturierungskategorien.<br />
111 An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Methode der Dekonstruktion die Grenzen traditionell wissenschaftlichen<br />
Schreibens und literarischer Werke, zwischen fiktionalen und nicht-fiktionalen Texten verwischt. Das führt zu einem<br />
Verschwimmen der Objektivität, der Referenz und des Wahrheitsanspruchs. Die Kritik an der Dekonstruktion bezieht sich<br />
nicht zuletzt auf diese Diffusion der Grenzen und die damit verbundene Un-Eindeutigkeit (vgl. Habermas 1985).<br />
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