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„Unter Formationssystem muss man also ein komplexes Bündel von Beziehungen verstehen, die als<br />

Regel funktionieren: Es schreibt das vor, was in einer diskursiven Praxis in Beziehung gesetzt werden<br />

musste, damit diese sich auf dieses oder jenes Objekt bezieht, damit sie diese oder jene Äußerung zum<br />

Zuge bringt, damit sie diesen oder jenen Begriff benutzt, damit sie diese oder jene Strategie organisiert.<br />

Ein Formationssystem in seiner besonderen Individualität zu definieren, heißt also, einen Diskurs oder<br />

eine Gruppe von Aussagen durch die Regelmäßigkeit einer Praxis zu charakterisieren.“ (Foucault 1973,<br />

108)<br />

Im gemeinsamen Zusammenspiel definieren sie einen Diskurs – sie legen fest, was Gegenstand des<br />

Diskurses ist, wie dieser diskursive Gegenstand gebraucht und reglementiert wird, ebenso wie sie<br />

bestimmen, nach welchen Regeln ein spezifischer Diskurs funktioniert. Folgerichtig ist es demnach ein<br />

Anliegen der Diskursanalyse im Bewusstsein, dass ein Diskurs immer viel zu umfangreich ist, um ihn<br />

vollständig zu analysieren, die Konstruktion von Sinngebung, von Wahrheitszuschreibung und von<br />

Ausschlussmechanismen nachzuzeichnen, wobei die Sprache, der Diskurs an sich als Gebrauch und<br />

Nutzung der Sprache immer mit gesellschaftlichen Realitäten in Zusammenhang zu sehen ist.<br />

Wenn davon ausgegangen werden kann, dass es etwas anderes als den Diskurs gibt, quasi einen<br />

neutraleren Ort der Beobachtung, und/oder jeder Diskurs immer schon ein Element des Widerstands in<br />

sich trägt, wie kann dann praktisch der totalisierenden innerdiskursiven Tendenz entgegen getreten<br />

werden, welche Methoden verhindern, das Sich-völlig-im-Diskurs-verhaftet-Bleiben?<br />

„[...] man muss unseren Willen zur Wahrheit in Frage stellen; man muss dem Diskurs seinen<br />

Ereignischarakter zurückgeben; endlich muss man die Souveränität des Signifikanten aufheben“.<br />

(Foucault 1998, 33)<br />

Aus diesem Grund schlägt Foucault vor, folgende methodische Grundsätze anzuwenden:<br />

das Prinzip der Umkehrung, das Prinzip der Diskontinuität, das Prinzip der Spezifität und das Prinzip<br />

der Äußerlichkeit. Davon abgeleitet ergeben sich vier Begriffe, die die regulativen Prinzipien der Analyse<br />

sind – nämlich die Begriffe des Ereignisses, der Serie, der Regelhaftigkeit und der<br />

Möglichkeitsbedingung (vgl. Foucault 1998, 35). Der Grundgedanke der „Archäologie des Wissens“ ist<br />

der methodologische Grundgedanke, dass es notwendig ist, sich auf das Freilegen der<br />

Regelmäßigkeiten innerhalb der Aussagen eines Diskurses zu konzentrieren, um so die<br />

diskurskonstituierenden und diskurskonstruierenden Regeln offenzulegen. Zugleich sollen aber auch die<br />

damit verknüpften Machtpraktiken, die die Strukturen des Diskurses bestimmen, offengelegt werden.<br />

Das Forschungsinteresse Foucaults liegt in der Folge in der Analyse der Beschränkungen und<br />

Begrenzungen von Diskursen.<br />

Die ForscherInnen, die mit der an Foucaults Theorie angelehnten Diskursanalyse arbeiten, arbeiten<br />

immer auch mit dem Anspruch die Formationsregeln und Ausschlussmechanismen eines Diskurses ein<br />

199

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