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Mit dem Begriff des Wissens geht es bei Glasersfeld (vgl. 1997, 147) hauptsächlich um den<br />

Wissenserwerb und er bezieht sich auf das Erfahrungswissen und die Erfahrungswelt und nicht auf<br />

metaphysisches Wissen. Wissen wird aus der eigenen Erfahrungswelt abstrahiert und aktiv vom<br />

einzelnen Individuum selbst aufgebaut, der Vorgang ähnelt dabei dem Aufbau einer körperlichen<br />

Fähigkeit.<br />

Wissen ist also ein Repertoire von Erfahrungsstrukturen, aus dem die Individuen schöpfen können um<br />

ihre Verhaltensweisen „viabel“ 10 gestalten zu können. Der Ausdruck viabel wird von Glasersfeld<br />

folgendermaßen beschrieben:<br />

„Als ‚viabel’ bezeichne ich Handlungsweisen, Begriffe, Modelle, Theorien usw., die sich in der bisherigen<br />

Erfahrung bewährt haben, das heißt, daß sie zu den Zielen geführt haben, die man sich gesetzt hatte.<br />

Die Summe dessen, was man als viabel betrachtet, ist gewissermaßen eine Landkarte der möglichen<br />

Wege, die wir gehen können. Diese Möglichkeiten haben nichts mit der Nichtzulassung anderer<br />

Möglichkeiten zu tun. Paul Watzlawick benützt die schöne Metapher von dem Schiff, das nachts<br />

zwischen die Klippen hindurch schippert, aber überhaupt nichts von den Klippen weiß. Maturana nimmt<br />

die Metapher vom "Blindflug". Das sind alles sehr schöne Bilder. Daß der Flugzeugpilot im Nebel oder<br />

mitten in der Nacht sein Flugzeug zur Landung bringt, weil er den Instrumenten folgt, erzählt ihm nichts<br />

darüber, was um das Flugzeug herum ist. Die Umwelt ist überhaupt nicht erkennbar, höchstens Stöße<br />

von der Umwelt sind wahrnehmbar. An seinen Instrumenten merkt der Pilot, daß irgendetwas das<br />

Flugzeug aus der Flugbahn bringen möchte und er leitet sofort Gegenmaßnahmen ein. Was das ist, kann<br />

er aber aus seiner Kabine heraus nie erkennen.“ (Maresch 1998)<br />

„Indem es den Fluß seines Erlebens segmentiert und Teilstücke aufeinander bezieht und verkettet,<br />

schafft das Subjekt sich Modelle von ‚Dingen’ und kategorisiert das Erlebensfeld, in dem sie isoliert<br />

wurden als ‚Umwelt’. Insofern diese Dinge sich dann als mehr oder weniger dauerhaft erweisen und<br />

ihrerseits aufeinander bezogen und verkettet werden können, erwächst die Konstruktion einer<br />

kohärenten Wirklichkeit.“ (Glasersfeld, zitiert nach Arnold/Siebert 1997, 5)<br />

Dieses Zitat zeigt deutlich, dass die Konstruktion der erlebten Welt, Wirklichkeit und Realität durch<br />

Zuschreibungen von Beziehungs- und Regelmustern auf das einzelne Subjekt zurückzuführen ist,<br />

welches dadurch Ordnung und Strukturierung schafft.<br />

Für Glasersfeld (vgl. 1997, 13) ist der Radikale Konstruktivismus keine Weltanschauung, die ein<br />

letztgültiges Bild der Welt enthüllen soll, sondern eine kohärente Sicht- und Denkweise welche eine<br />

Unterstützung bieten soll im Umgang mit der prinzipiell unbegreifbaren Welt unserer Erfahrungen.<br />

10 Viabilität = Gangbarkeit<br />

17

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