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gelesen werden kann, sondern immer auch Frage, Behauptung, Erwähnung, Überredung ist (vgl.<br />
Angehrn 2003, 264).<br />
Selbstreferenz des Textes<br />
Sprache verweist immer mehrdeutig, missverständlich auf sich selbst, in einem unabschließbaren<br />
Prozess, der nie vollständig transparent gemacht werden kann.<br />
„Wenn wir die enge Rückbindung der Dekonstruktion an den Text, den sie analysiert, aufgezeigt haben,<br />
so verband sich damit die Vorstellung, daß die Dekonstruktion gleichsam an eine Bewegung und eine<br />
Reflexion anschließt, die im Text selbst stattfindet. Die aktuelle oder potentielle Selbstreferenz des<br />
Textes wird zum Angel- und Ansatzpunkt der Dekonstruktion. Sie achtet darauf, wie Texte sich selbst<br />
kommentieren, wie sie die eigene Beschreibungsform, sei es implizit, reflektieren und korrigieren, wie sie<br />
gegen die Linie ihrer zentralen Beschreibung einen Nebendiskurs installieren, welcher die Resultate jener<br />
Beschreibung modifiziert oder widerruft usw.“ (Angehrn 2003, 266)<br />
Dekonstruktion erscheint bis jetzt als Werkzeug der Textanalyse, mit dessen Hilfe ein anderes, uneindeutigeres<br />
Verständnis, das mehr Raum für Ambivalenzen und Widersprüche lässt, möglich ist.<br />
Dieses Potenzial dekonstruktivistischen Arbeitens wurde – und wird – auch im Kontext feministischer<br />
Analysen genutzt, was im nächsten Abschnitt deutlich werden wird.<br />
4.3. De/konstruktion als konstruktivistische, feministische Methode<br />
Die befreiende Wirkung des konstruktivistischen Ansatzes in der Wissenschaft zeigt sich vor allem<br />
darin, dass es vor dem Hintergrund der Ausgangsposition, dass Wahrnehmungen immer auch in einem<br />
sehr komplexen Prozess konstruiert werden, nicht mehr möglich ist, von einem bestimmten,<br />
unhinterfragbaren „Naturzustand“ und biologisch bedingten Tatsachen auszugehen. Die Dekonstruktion<br />
zielt darauf ab, bestimmte, vor allem auch gesellschaftliche Phänomene als soziale Konstrukte zu<br />
enttarnen.<br />
Innerhalb der Feministischen Theorie ist diese Idee der Sichtbarmachung von konstruierten<br />
Zuschreibungen zentral und als Ausgangspunkt befreiend, da es so nicht länger möglich ist, eine<br />
essentialistische Position als Begründung für unterschiedliche Positionen, die Männer und Frauen<br />
innerhalb eine sozialen Systems einnehmen, heranzuziehen:<br />
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