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Sprache kann zwar nicht verlassen werden, aber durch das Zulassen anderer Einflüsse erweitert<br />
werden und die Dekonstruktion kann die Zusammenhänge zwischen Sprache und Materie aufdecken.<br />
Nachdem die Dekonstruktion nun als mächtiges Werkzeug, als Methode vorgestellt wurde, möchte ich<br />
nun diese Methode konkretisieren und die mit ihr verbundenen möglichen Operationen vorstellen.<br />
Allerdings sind diese Operationen keine klar voneinander abgrenzbaren Analysewerkzeuge, sondern<br />
eher einzelne Elemente, die mehr oder weniger voneinander abgegrenzt werden können, auch wenn<br />
sie nicht einzeln, sondern immer nur miteinander verwoben angewandt werden.<br />
4.2.2. Operationen der Dekonstruktion<br />
In diesem Abschnitt werden die grundlegenden Operationen der Dekonstruktion als scheinbar von<br />
einander abgegrenzt vorgestellt. Dazu beziehe ich mich auf Angehrn (2001, 245ff.), der unterschiedliche<br />
Operationen, die innerhalb der dekonstruktivistischen Arbeit durchgeführt werden, unterschieden hat.<br />
Dekonstruktion als Identitätskritik<br />
Dekonstruktion ist zunächst im ersten Schritt Destruktion, wobei Destruktion aber nicht einfach<br />
Zerstörung ist, sondern den Abbau von bislang Verdecktem, Verstecktem, Verschüttetem und damit<br />
aber immer zugleich auch schon – aufbauende, konstruierende – Sichtbarmachung meint.<br />
„Es geht - bei Heidegger wie Derrida - darum, eine tradierte Begrifflichkeit, eine bestimmte<br />
Auffassungsweise zu kritisieren und zu zersetzen um - in einer anderen Denkform, über neue<br />
Begriffskonstellationen und Darstellungsformen - ein angemesseneres Verständnis zu ermöglichen. Nicht<br />
destruktiv, sondern rekonstruktiv und vernehmend verhält sich eine solche Re-Formulierung gegenüber<br />
der Sache, der Bedeutung eines Dokuments oder einer Geschichte.“ (Angehrn 2003, 246)<br />
Diese Identitätskritik ist auf zwei voneinander abgrenzbaren Ebenen möglich, die zwei verschiedene<br />
Richtungen bei Dekonstruktion als Identitätskritik möglich machen (vgl. Angehrn 2003, 250):<br />
• Falsche Identitäten, die eine Sache verdecken oder verzerren, sollen abgebaut, zerstört<br />
werden. Aufzulösen sind hier Einheitskonstrukte, die monolithisch erscheinen und scheinbar<br />
nur aus sich heraus bestehen. Dekonstruktion, die solche Konstrukte auflöst, ist mit<br />
Ideologiekritik und Kulturkritik verbunden.<br />
• Dekonstruktion ist ein Sich-Abarbeiten an der Identität, die konstitutiv zur Bestimmtheit des<br />
Sprechens und Verstehens gehört, ein Verdeutlichen und Sichtbarmachen davon, dass<br />
Sprechen an sich ein Prozess des Identifizierens und damit auch des Schaffens einer<br />
konstituierenden Differenz gegenüber allem anderen ist.<br />
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