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Die différance als Ursache der Differenzen, die das abendländische Denken in Form von<br />

Gegensatzpaaren bestimmen, die in einem hierarchischen Verhältnis starr aufeinander bezogen werden<br />

können/müssen, eröffnet einen Raum, der darüber hinausgeht und die Dualität aufbricht. Und um der<br />

dekonstruktivistischen Methode zu folgen, reicht es nicht einfach aus, die Gegensatzpaare ihrer<br />

impliziten Hierarchien zu berauben und damit gleichsam zu neutralisieren, sondern es ist notwendig,<br />

den alten Blick, das alte Verständnis beizubehalten und gleichzeitig, in einer doppelten Bewegung, einer<br />

Spaltung, einen neuen Begriff einzuführen. Nur das Beibehalten des alten ermöglicht das Generieren<br />

des neuen Begriffs, der nur im Kontext des Alten denkbar ist.<br />

„So gesehen kann man also in Bezug auf den Geschichtsbegriff wie in Bezug auf jeden anderen auch,<br />

keine einfache und augenblickliche Veränderung in Gang setzen oder gar einen Namen aus dem<br />

Wortschatz streichen. Man muss eine Strategie der textlichen Arbeit entwickeln, die der Philosophie<br />

immer wieder ein altes Wort entnimmt, um es anschließend von der Zeichnung zu lösen.“ (Derrida 1986,<br />

26)<br />

Die Dekonstruktion kann als Methode oder Werkzeug demnach dazu herangezogen werden,<br />

„versteckte“ binäre Oppositionspaare sichtbar zu machen und als ebensolche aufzuzeigen – damit wird<br />

aber immer auch die hierarchische Beziehung zwischen den begrifflichen Gegensätzen aufgedeckt und<br />

explizit gemacht, was ein neues Element in die konstruierte Hierarchie einbringt, eben weil offen gelegt<br />

wird, dass beide Begriffe durch die gegenseitige Abhängigkeit konstruiert sind, vor allem da meist ein<br />

Begriff „verdeckt“ ist, unterdrückt ist und der erste Schritt einer dekonstruktivistischen Lektüre immer<br />

das Explizitmachen beider Begriffe ist.<br />

Diese Zuschreibungen sind somit nicht zementiert und festgefahren, sondern können durch die<br />

Offenlegung ihrer Mechanismen sozio-kulturelle Konstrukte wie eben z.B. Geschlecht, aber auch<br />

Rasse, Schicht, aufdecken und durch dieses Offenlegen in ihren Grundfesten erschüttern. Eben und vor<br />

allem auch die Bewegung der Sichbarmachung des verborgenen, verdrängten, ausgeschlossenen Teils<br />

des Gegensatzparts. Dieser Teil ist aber nicht einfach zugänglich, sondern zeigt sich in Brüchen,<br />

Unregelmäßigkeiten und Abweichungen des scheinbar geschlossenen Denkens und Wahrnehmens.<br />

Derridas Ansatz ist ein sehr sprachlastiger Ansatz, der davon ausgeht, dass Materie, das Unsagbare<br />

zwar existiert, aber nicht über Sprache oder Denken aufgelöst werden kann. Sprache darf keinesfalls<br />

zum<br />

„transzendentalen Signifikat erhoben [werden; denn da] wir über keine Sprache [verfügen], über keine<br />

Syntax und keine Lexik, die nicht an dieser Geschichte beteiligt ist, können [wir] keinen einzigen<br />

destruktiven Satz bilden, der nicht schon der Form der Logik den impliziten Erfordernissen dessen<br />

genügt hätte, was er gerade in Frage stellen wollte.“ (Derrida 1991, 18)<br />

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