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4.2. Derridas Dekonstruktion – Werkzeug, nicht Methode oder Methodologie<br />

Die Dekonstruktion als ein Werkzeug der Analyse soll zunächst vorgestellt werden, vor allem in Hinblick<br />

auf das, was sie leistet, um dann konkrete Operationen, mit denen die Dekonstruktion beschrieben<br />

werden kann, darzustellen.<br />

4.2.1. Dekonstruktion: Grundlegende Verortung<br />

Ich beginne mit einigen klärenden Darstellungen, was „Dekonstruktion“ meint – oder meinen könnte:<br />

„Der konstruktive Zug der Dekonstruktion besteht nicht nur darin, eine reduktive Begrifflichkeit wieder zu<br />

vervollständigen, sondern darüber hinaus darin, eine neue, nicht hierarchische Begrifflichkeit zu<br />

entwickeln, die Opposition zur Differenz zu erweitern. Unverzichtbar für diese Vorgehensweise sind die<br />

‚indécidables’. Sie sind es die sich der traditionellen Gegensätzlichkeit nicht mehr fügen, die die<br />

Homogenität eines Textes unmöglich machen.“ (Mai 1999, 122)<br />

„Die verändernden Vorgänge sind Lektüreweisen einer dekonstruktiven Art. Derridas Texte sind Umwege<br />

auf den Rändern anderer Texte, im Zwischen der Zeilen und Erkundungsgänge auf unbekanntem<br />

Gebiet. Sein Lesen ist ein Aufsuchen des Verborgenen (Heidegger) und des Verdrängten (Freud), der<br />

Brüche, Widersprüche und des Ungesagten, daher muß Derridas Leserschaft auf schwierige Texte<br />

gefasst sein, in denen nichts einfach präsentiert werden soll und an deren Ende keine festgesetzten<br />

Resultate stehen. Die Texte anderer Autoren, die eine Wahrheit repräsentieren wollen, werden im Akt der<br />

Dekonstruktion einer Doppelheit überführt, denn das Exorbitante, das, was aus dem Blickfeld<br />

ausgeschlossen war, um Eindeutigkeit, Sinn und Stringenz vorzugaukeln, begleitet, so Derrida stets den<br />

metaphysischen Text. Sein paradoxes Denken will die Metaphysik mit dem metaphysischen Mittel<br />

Sprache überwinden. Doch zugleich weiß er, daß ihm das nicht gelingen wird.“(Köpper 1999, 17)<br />

Hauptanliegen Derridas (1986, 1989) ist das Aufzeigen der Ein- und Ausschlussverfahren, die nicht nur<br />

Subjekte als solche konstruieren und bestimmen, sondern auch erkenntnistheoretische Positionen<br />

vorgeben. Mit dem Werkzeug der Dekonstruktion sollen diese Mechanismen aufgezeigt werden.<br />

Grundlegend zum Verständnis des Zugangs, den Derrida entwickelt, ist der Begriff der „différance“ – ein<br />

Kunstbegriff, der ausgesprochen völlig ident mit dem dem französischen „différence“ (dt. „Differenz“) ist.<br />

Und gerade die nur in der Schrift als „Spur“ erkennbare „différance“ ist die Ursache, gleichsam der<br />

Urgrund der Verschiedenheit, und vor allem ein Hinweis auf Uneindeutigkeit, auf Vielfalt.<br />

„Was sich différance schreibt, wäre also jene Spielbewegung, welche diese Differenzen, diese Effekte<br />

der Differenz, durch das ‚produziert’, was nicht einfach Tätigkeit ist. Die différance, die diese Differenzen<br />

hervorbringt, geht ihnen nicht etwa in einer einfachen und an sich unmodifizierten, in-differenten<br />

Gegenwart voraus. Die différance ist der nicht-volle, nicht-einfache Ursprung der Differenzen.“ (Derrida<br />

1988, 37)<br />

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