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Im deutschsprachigen Raum ist das Forschungsinteresse an Charismatischen Führungstheorien relativ<br />

gering 103 , wobei als Gründe hierfür wohl kaum völlig andere Rahmenbedingungen als in den USA<br />

festgemacht werden können. Die in der Literatur beschriebenen Momente der Sinnkrisen, notwendigen<br />

Neuorientierungen und Brüche in der Arbeits-, aber auch der Lebenswelt insgesamt, sind in der<br />

Arbeitswelt des deutschsprachigen Raums genauso zu finden. Als Gründe für das<br />

Forschungsdesinteresse wird angeführt, dass dieses Thema im deutschsprachigen Raum auf Grund<br />

der belastenden historischen Erfahrungen vermieden wird. Doch genau diese Erfahrungen könnten<br />

ebenso gerade die Ursachen für ein besonders großes Interesse sein (vgl. Steyrer 1999, 146).<br />

Steyrer (1999, 185) unterscheidet vier Kritikpunkte, die in der deutschsprachigen Literatur gegenüber<br />

Charismatischer Führung formuliert werden:<br />

• Charismatische Führung führt zu einer „Romantisierung“ von Führung und zu einer<br />

Überbewertung des Einflusses, den Einzelne auf das Geschehen einer Organisation ausüben.<br />

„(...) das Great-Man-Modell, das den entschlossenen Einzelgänger feiert, der in einer chaotischen<br />

Situation kraft seiner Überlegenheit Ordnung schafft und einer amorphen Urhorde seinen starken Willen<br />

aufzwingt, ist ein Phantasie-Gebilde, das für Wildwest-Filme taugt, aber nicht die Lage in wirtschaftlichen<br />

Unternehmen wiedergibt.“ (Neuberger 1990, 250)<br />

• Charismatische Führung ist mit einer stark hierarchischen, autoritären Beziehungsstruktur<br />

zwischen Führer/Führerin und Geführten verbunden, die dysfunktional und gestört ist.<br />

„Hier zeigen sich die Grenzen und Gefahren charismatischer Konzepte, die nicht selten mit einem<br />

Identitätsverlust der Geführten, einer geringen Selbstidentifikation sowie einer Projektion eigener Ängste<br />

und Aggressionen verbunden sind. Es wird leicht vergessen, dass es sich dabei um eine Variante<br />

autoriativen Verhaltens handelt, die in religiösen und politischen ‚Bewegungen’ viel Unheil anrichtet und<br />

repressive wie aggressive Handlungsmuster fördert.“ (Wunderer 1993, 643)<br />

„Den Führenden zeichnen ‚Narzißmus, überhöhtes Dominanzstreben, starker Egoismus, Ausnutzung<br />

anderer, autoritäres Verhalten und die Verbreitung höchst fragwürdiger Ideologien’ aus.“<br />

(Hentze/Kammel 1996, 71)<br />

• Die Charismatische Führung und die damit verbundene Beziehung zwischen Führer/Führerin<br />

und Geführten, in denen Geführte sich Anweisungen und Kontrollen unterstellen, ist konträr zu<br />

den aktuellen Trends in den Organisationen selbst wie z.B. Verflachung der Hierarchien,<br />

Erhöhung der Leitungsspannen, etc...<br />

103 Als Überblick über die im deutschsprachigen Raum formulierten Kritikpunkte an Charismatischen Führungstheorien<br />

verweise ich exemplarisch auf Weibler (1997), von der Oelsnitz (1999) und Hauser (1999).<br />

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